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Reale Vorbilder für Charaktere?

Begonnen von Hr. Kürbis, 08. März 2007, 22:30:46

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Hr. Kürbis

Hallo zusammen!

Da bei mir den ganzen Tag auf der Arbeit MTV läuft (ja, ich kenne ALLE aktuellen Klingeltöne!), ist mir heute mal wieder eines meiner Lieblingsvideos entgegen geflimmert:

Madonna mit "Frozen", (guckst du hier)

Dabei ist mir aufgefallen, das die gute Frau Ciccone doch einfach den "Look" und das "Feeling" für meine böse Hexe "Velhona" geklaut hat! :pfanne: Hm, oder war es umgekehrt? Egal, hier meine Frage:

Habt ihr (bewußt oder unbewußt) reale Vorbilder für eure Charaktere? Was beeinflusst euch in der Wahl des Aussehens, der Kleidung, des Wesens? Versucht ihr das zu vermeiden, wenn ja, warum; wenn nein, warum nicht?

Ich persönlich ziehe gern die Essenz aus einer anderen Figur, fange ihre Stimmung ein (oder die der Szene), ihre Handlungsweisen und forme sie um, erweitere sie, mache sie zu meinen eigenen Figuren.
Nicht das ich jetzt hemmungslos klauen und kopieren würde, aber ich kann den Einfluss, den Musik, Filme und andere Bücher auf mich haben nicht leugnen. Will ich auch gar nicht...  ;D

EDIT: Verdammt, merke gerade das nicht nur der Look des Videos passt, auch der Text passt irgendwie genau zur Thematik, aus Sicht der Protagonistin... Madonna? KLAGE!  ;)

Kalderon

#1
Nun, das kommt wohl drauf an, seit wann du den Text hast. Frozen ist immerhin von 1998.

Ich für meinen Teil lasse die Charaktere erst in meinem Kopf entstehen. Wenn die Charaktere etwas bestimmtes an sich haben, und die Story Kopfkinotechnisch verfilmbar scheint, suche ich mir Schauspieler für meine Figuren. Dann betrachte ich die Charaktere erneut und lasse sie optisch etwas reifen.

Antigone

Oh ja!

Ich gestehe, als ich mitten in einer pubertären Schwärmphase für einen bestimmten Schauspieler war (nein, ich verrate jetzt nicht für wen), hatte ich nicht nur ein Photo (eines? viele!) von ihm bei meinem Schreibtisch hängen, sondern hab ihm auch gleich die Hauptperson in meinem damaligen Roman gewidmet.

Späte war die Schwärmphase zwar vorbei, aber es passiert mir immer wieder, dass ich eine konkrte, lebende Person im Kopf habe, wenn ich einen Charakter entwickel. Lustigerweise aber nur bei den Männern...

Lg, A.

Rumpelstilzchen

Zumindest nicht bewusst.

Sehe immer zu, dass meine Figuren immer einzigartig sind, so fern das überhaupt möchlich ist. Denn irgendwie gibt es alles schon und ich denke, dass man auch viel unterbewusst von Büchern, Filmen und dessen Charaktere beeinflusst wird.

In einem meiner früheren Geschichten war das z.B. der Fall. Mein Protagonist Ähnlichkeit hatte mit einer Nebenfigur aus einem Buch, dass ich zuvor gelesen hatte. Das ist mir aber auch erst beim Korrekturlesen aufgefallen.

Darkstar

Also, ehrliche Antwort:

Natürlich versuche ich auch, keine realen Personen sozusagen als Schablone für meine Figuren zu nehmen.
Das klappt auch meistens.
Was den Charakter angeht, sowieso.

Aussehen fällt mir halt manchmal etwas schwerer. Vor allem, wenn es ins Detail geht.
Dann kann es mal vorkommen, dass ich eine Figur, die ich in einem Film oder so gesehen habe, als Vorbild herannehme und n bisschen was klaue und das auch beschreibe. Nicht komplett, aber teilweise.

Da selbst erfolgreiche Autoren zugegeben haben, das zu machen, finde ich das auch nicht so schlimm.
Schlussendlich filtert man ja auch seine Ideen aus allen möglichen Inspirationsquellen. :-)

Allerdings würde ich jetzt nicht Aussehen UND Charakter auf einmal klauen. Das ist n bisschen too much, denke ich.

Und in einem Fall habe ich sogar einer fiktionale Figur, die mir sehr viel bedeutet hat (klingt komisch, ist aber so) praktisch einen kleinen Cameo-Auftritt in meiner Geschichte verpasst, um ihr ein Denkmal zu setzen.
Attention please: Nicht die Figur ist aufgetaucht, sondern eine Figur, die von ihr inspiriert war, und die den Vornamen der Schauspielerin trug, die die Figur im TV dargestellt hat.

Breanna

Bewusst hab ich keine Vorbilder, weder vom Aussehen noch vom Charakter für meine Charaktere. Unbewusst vielleicht schon. Vielleicht hab ich noch das Bild aus einem Film im Kopf, wenn ich einem Menschen sein aussehen und (meist gleichzeitig) den Charakter gebe, da das bei mir eng zusammenhängt (allerdings nicht so eng wie Name und Charakter). Bridain, ein Nebenchara aus meinem Roman, ist an Aragorn angelehnt, was ich aber erst im Nachhinein entdeckt habe.  ;D
Dass ich selten reale Vorbilder für das Aussehen habe, liegt daran, dass ich nie genau überlege, wie der Chara aussieht. Ich kann sagen: diese Augenfarbe und jene Haarfarbe, Größe und Besonderheiten (z.B. Höcker auf der Nase ;)), aber ansonsten mache ich mir kaum Gedanken um das Aussehen und denke mir, dass doch jeder Leser sein eigenes Bild hat.

THDuana

Ich bastle keine Charaktere nach realen Vorbildern, auch keine ganzen Figuren. Wenn ich eine Figur einführe, weiß ich seltsamerweise sofort, welches Aussehen sie hat. Da macht es bei mir einfach klick.
Es kann schon sein, dass ein wenig etwas von anderen, realen Vorbildern enthalten ist, aber da ich wenige Filme anschaue und sehr wenig lese, kommt das seltener vor.
Wenn ich einen Namen für eine Person aussuche, zieht das gleich das Aussehen mit sich, denn ich könnte mir nur schlecht einen Sven mit braunen Haaren vorstellen, hellblond/schwarz aber schon. Es kommt immer auch auf die Rolle der Person an, die sie im Buch spielt.

Da ich mir meine Personen auch nur gemalt vorstelle, also nicht naturecht, ist die Anlehnung an reale Menschen geringer.

Es kann schon einmal vorkommen, dass ich von einem Film inspiriert werde, aber viel öfter von Musik und sehr, sehr selten von Büchern. Im Laufe der Zeit stellt sich dann aber immer mehr heraus, dass die Person doch noch etwas anders ist, als meine Inspirationsquelle.


Duana

Hr. Kürbis

Hm, interessant... Ich merke das meist auch erst, wenn die Figur dann da ist, also wie in meinem konkreten Fall erst hinterher und Jahre später.
Aber ich gebe es eh zu, bin medial so fremd beeinflusst, das ich nicht mal Musik hören kann ohne mir konkrete Szenen/Stimmungen dazu einfallen zu lassen.
Hat mir auch mein Schreiblehrer schon bescheinigt, ich bin eigentlich mehr der Regisseur eines Films als der Schreiber einer Geschichte.... *narf*

Kalderon

Zitat von: Hr. Kürbis am 09. März 2007, 13:50:06
Aber ich gebe es eh zu, bin medial so fremd beeinflusst, das ich nicht mal Musik hören kann ohne mir konkrete Szenen/Stimmungen dazu einfallen zu lassen.

Das nennt man "sich von der Muse küssen lassen". Aber :psssst:

THDuana

Zitat von: Kalderon am 09. März 2007, 15:17:25
Das nennt man "sich von der Muse küssen lassen". Aber :psssst:
Meine Muse schießt mir nur immer Ideen in den Kopf, wie eine mordlüsterne Bogenschützin. Allerdings versteckt sie sich oft in Momenten, kurzen Augenblicken, einzelnen Worten oder Liedern. Sehr heimtückisch, dieses Wesen...


Duana

Arielen

Ich glaube, es bleibt bei mir gar nicht aus, dass ich reale Vorbilder für literarische Figuren nehme, aber ich mache das nie bewußt, sondern stelle erst im Nachhinein fest, was ich da schon wieder gemacht ahbe. Dann kommen sie ab er auch am Glaubwürdigsten rüber
Alles liegt im Auge des Betrachters

Isabel

Zitat von: Hr. Kürbis am 09. März 2007, 13:50:06
Aber ich gebe es eh zu, bin medial so fremd beeinflusst, das ich nicht mal Musik hören kann ohne mir konkrete Szenen/Stimmungen dazu einfallen zu lassen.
Hat mir auch mein Schreiblehrer schon bescheinigt, ich bin eigentlich mehr der Regisseur eines Films als der Schreiber einer Geschichte.... *narf*

Hihi, so ähnlich ist das bei mir auch. Ich finde das aber nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Ist doch gut, wenn man sich z.B. durch bestimmte Lieder besser in bestimmte Szenen und Charaktere hineinfühlen kann. Mir passiert es ständig, dass mir Lieder begegnen, die den perfekten Soundtrack zu einer meiner Geschichten abgeben würden. Dagegen kann ich mich gar nicht wehren :). Ich nutze diese Lieder dann ganz bewusst, um mich in die richtige Schreibstimmung zu versetzen.

Was reale Vorbilder für Charaktere angeht: Das ist unterschiedlich. Ich schaue mich nicht bewusst in meinem Bekanntenkreis um und frage mich: "Hmm, lass mal sehen, welche Eigenschaften meines guten Freundes X oder meiner Kollegin Y könnte ich am besten in meiner Hauptfigur verwursten?". Wenn, dann geschieht das unbewusst. Mir ist es auch schon passiert, dass jemand glaubte, sich in einer Nebenfigur von mir wiederzuerkennen, dabei entstand diese Figur lange, bevor ich die entsprechende Person überhaupt kannte! Reale Beeinflussung war also völlig ausgeschlossen ;).

Die einzige reale Person, die wirklich großen Einfluss auf meine Charaktere hat, bin ich selbst. Das soll nicht heißen, dass ich meine Geschichten als Selbstdarstellungsfläche missbrauche, ich schreibe auch an keiner Autobiografie (so spannend war mein Leben bisher nicht ;) ), aber ähnlich wie ein Schauspieler kann ich letztendlich nur auf meine eigenen Gefühle und Erfahrungen zurückgreifen und diese in meine Geschichten einbringen. Das heißt nicht, dass ich haargenau Situationen wiedergebe, die ich selbst schon erlebt habe. Aber ich weiß, wie ich mich in bestimmten Situationen fühle, und das gebe ich dann wieder, wenn eine Figur in einer vergleichbaren Lage ist, oder versuche es zumindest.

Ansonsten haben eher Figuren aus Filmen oder aus der Literatur großen Einfluss auf die Gestaltung meiner eigenen Charaktere. Ich analysiere auch sehr gerne Mimik und Gestik von Schauspielern, die ich mag, bzw. die vom Typ her bestimmten Figuren in meinen Geschichten ähneln. Ich finde es ab und zu sehr interessant, mir die eine oder andere Filmszene ohne Ton anzuschauen, denn dann sieht man, was ein richtig guter Schauspieler allein schon durch Gesichtsausdrücke und Körpersprache ausdrückt. Und ich denke, das kommt mir bei der Gestaltung vieler Szenen zugute.

Jenathar

Bei mir ist meistens erst eine Idee für irgendeine Art von Grundgerüst da. Also beispielsweise: "Er ist Magier, Mitte dreißig und gehört zu den Guten". Dann kommt die Frage "Na, wie könnte er denn aussehen/drauf sein?" und "Was macht er denn so in seiner Freizeit?" Und dabei fließen dann Eindrücke aus meiner Umwelt mit ein - manchmal absichtlich, manchmal auch ganz unbewusst. Vor allem bei Leuten, mit denen ich viel zusammen bin, habe ich schon des Öfteren gewisse Ähnlichkeiten zu meinen Protagonisten festgestellt  ;D. Es sind aber meistens Kleinigkeiten; eine Vorliebe für bestimmte Wörter, die Augenfarbe oder Ähnliches. Einen ganzen Menschen habe ich noch nie "kopiert".
Außerdem hat ausnahmslos jeder meiner Protagonisten, ganz egal welchen Geschlechts und wie alt, einige von meinen Eigenschaften. Mir geht es da so ähnlich wie Isabel, meine Gefühle und Erfahrungen fließen einfach in die Geschichte mit ein, dass lässt sich nicht verhindern.  ;)

Cassi-the-Orc

Reale Vorbilder... da jeder meiner Charaktere etwas von mir hat (teilweise eine wirklich erschreckende Erkenntnis), bin ich wohl mehr oder weniger das reale Vorbild, dies aber nur, was Charaktereigenschaften anbelangt.

Gerne verwende ich auch an Menschen in meiner Umgebung angelehnte Charaktere. Dies sind meist die erbärmlichen Gestalten, die nur leben, um von mir getötet zu werden. Zugegeben haben die hin und wieder Menschen in meiner Umgebung zum Vorbild, die mich gerade nerven. So wurde eine Chef von mir einmal zu einem totlangweiligen und nervigen Bibliothekar, der ständig seinen Gehilfen namens Grundiga hinter sich herlaufen hatte. Grundiga hat letztendlich jedes einzelne Wort von dem Bibliothekar aufgeschrieben.

Über das Aussehen der Charaktere mache ich mir anfangs überhaupt keine Gedanken. Meist schwebt mir ein Gerüst aus Charaktereigenschaften und Fähigkeiten/Fertigkeiten vor Augen, das schreibe ich erst einmal. Im Laufe der Geschichte bekomme ich dann auch ein Bild vom Aussehen des Charakters. Allerdings lasse ich diese Beschreibungen meist nur nebenher einfließen, es sei denn, das Aussehen spielt gerade eine enorm wichtige Rolle. Dann wird auch einmal deutlich und an einem Stück beschrieben, ansonsten beschreibe ich gern mit Umschreibungen.

Wahnsinnig werde ich bei Geschichten (bei FFs schon zu oft gesehen), in denen die ersten Seiten/Kapitel nur davon handeln, wie die einzelnen Charaktere aussehen. Da kann die Geschichte verlockend klingen, wie sie will, aber ich lese nicht weiter.

Und wo ich das gerade hier schreibe muss ich feststellen, dass ich noch gar nicht weiß, wie meine jetzigen Opfer aussehen. Außer schön, elbenhaft, aber auch dämonisch und menschlich. Gut, bis auf den Hüter hat auch noch niemand einen Namen und mit der Namensgebung kommt bei mir auch oft das Aussehen dazu, bzw. entwickelt der Charakter sein Eigenleben und sich in der Person. 

Manja_Bindig

Ja, das habe ich oft. ^^

Ein kleines Mädchen, das gegen Ende meines ersten Romanes starb, war wie meine große Schwester - nur in nett.
Ihre Mutter hat verblüffende Ähnlichkeit mit meiner(auch im optischen - das ist gruselig)
*weiterwühl*
Oh ja, mirash. Mein alter Magier, der dann sehr traurig, aber sehr schön still und leise gestorben ist... der hatte verdammte Ähnlichkeit mit meinem Großonkel.

...

*weiterwühl*

Ich darf meine Geschichten nie meiner Verwandtschaft geben. Die findet sich zu sehr wieder. Und das nicht immer schmeichelhaft.