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Begründungen

Begonnen von e-mike, 02. März 2007, 17:01:12

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e-mike

Hi ;)

Möchte gerne wissen, ob ich in einen Roman, auch wenn etwas einigermasen unwichtiges geschehen ist, dies auch begründen soll? Beispiel: Es wird eine Nebenperson aus einem Geschäft geworfen und redet anschließend mit dem Protagonist, sollte ich dies begründen (warum er rausgeworfen wurde)? Ich würde gerne wissen ob Leser, Aktionen hinterfragen, wieso, weshalb, warum  ???macht er dies gerade? Wie interessiert ist ein Leser überhaupt, sollte ich möglichst Alles beründen?
Habt ihr irgendwelche ratschläge für mich.

Gruß e-mike

THDuana

Hallo e-mike,

Bei deinem Beispiel würde ich spontan sagen: Ja, Begrüngung sollte, muss aber nicht.

Es gibt verschiedene Situationen, in denen man je für sich entscheiden muss, ob eine Begründung Not tut, interessiert, oder überflüssig ist.

Beim Beispiel würde mich eben interessieren, ob die Nebenperson etwas gestohlen hat (vielleicht willst du hier darauf verweisen, dass die Nebenperson ein berüchtigter Dieb ist), oder der Ladenbesitzer der Onkel ist, der von der Familie verbannt wurde und die Nebenperson soll nun nie wieder ins Geschäft kommen. Es wäre auch möglich, dass die Nebenperson aufgrund von Rassenunterschieden (Von wegen: Keine Gnome in meinem Laden!) rausgeworfen wurde, oder ein "Geächteter" in der Stadt ist (wenn du auf Unbeliebtheit oder eine schlechte Ausstrahlung hinweisen möchtest).
Vielleicht ist die Nebenperson ja auch in die Tochter des Landenbesitzers verliebt und wollte diese heiraten, deshalb hat er den Vater um die Hand der Tochter gebeten. Dieser verneinte. Anschließend schmiss der unglücklich Liebende einige Regal um und wollte sogar die Frau des Ladenbesitzers als Geisel nehmen, um die Heirat zu "erpressen".
Wichtig bei der Entscheidung, ob du eine Begründung brauchst oder nicht:
Spielt die Person, um die es geht, eine größere Rolle, oder ist sie nur Statist, der durchs Bild läuft und dem Protagonisten ganz unbefangen den Rat des Lebens gibt.

Wie gesagt, von Fall zu Fall muss unterschieden werden. Vielleicht erläuterst du kurz kongret, was für ein Problem du hast.

Generell brauche ich ab und an Erklärungen und Begründungen in Romanen, aber nicht nur und nicht immer. Manchmal kann der Leser auch denken. ;)


Duana

Schelmin

#2
Hallo!

Ich würde sagen, es hängt davon ab, wie sehr es in die Handlung eingreift. Wenn du zum Beispiel etwas benutzt, um ein Setting mit Atmosphäre zu versehen, muß es nicht begründet sein. Die Begründung für das Auftreten einer Person oder Sache liegt dann darin, etwas auszugestalten. Keiner fragt, warum auf einem Weihnachtmarkt ein Weihnachtsmann an der Ecke herumsteht und bimmelt oder warum ein Betrunkener vorüberstolpert. Niemand wird später mehr nach dem Chor fragen, der so schön falsch gesungen hat, selbst wenn er ausgiebig beschrieben wurde.
Wenn es aber mehr in die Handlung eingreift, so daß es die Frage aufwift "Was sollte das jetzt?", dann sollte der Leser das schon auch erfahren. Wenn die Idee aufkommt, daß eine Person wichtig sein könnte, dann sollte hinterher klar sein, warum sie es doch nicht war (z.B. als falsche Fährte beim Krimi). Wenn sein Protagonist z.B. vielleicht irgendwas von der Person erfährt, oder das Treffen eine Kugel ins Rollen bringt, oder der Protagonist dadurch charakterisiert oder sein Problem offenbart wird, oder er deswegen einen wichtigen Termin verpasst, dann ist auch klar, welchen Nutzen die Sache hatte.

Dennoch kann ich die aus eigenen Erfahrungen raten, solche Szenen ruhig auszugestalten und eben im Hinterkopf zu behalten. Später kann man entscheiden, ob sie drin bleiben oder wieder rausfliegen. Oft ergibt sich dabei nämlich etwas, das man später nochmal sehr gut für eine Szene oder Pointe gebrauchen kann, an das man anfangs gar nicht denkt. Ich habe schon oft etwas eingebaut, das nur als "Schmuck" diente, oder um eine langatmige Passage etwas mit Leben zu füllen, und am Ende schloss sich der Kreis durch eine weitere Idee, die mir beim Schreiben kam.

Schelmin



e-mike

@THDuana und Schelmin

Hi
Zitat von: Schelmin am 02. März 2007, 17:19:56

Wenn es aber mehr in die Handlung eingreift, so daß es die Frage aufwift "Was sollte das jetzt?", dann sollte der Leser das schon auch erfahren.


Was mache ich, wenn es für die Handlung unwichtig ist, aber es trozdem  Fragen aufwirft ???
Mir kommt dies öfter in meinen Texten vor, das ich meine- der Leser wird sich bestimmt Fragen- warum? Aber ich denke das es bestimmt auch Leser gibt denen keine Fragen beim Lesen aufkommen. Wie kann ich wissen wann eine Erklärung notwendig ist und wann nicht?

Gruß e-mike

Lastalda

Wichtig ist für mich, dass der Autor die Begründung weiß. Auch Statisten sollten nicht einfach nur dastehen und ihren Satz sagen, sondern schon Gründe für ihr Handeln haben.

Ich als Leser hinterfrage sowas gern, aber das ist individuell unterschiedlich.

Solange Du als Autor weißt, warum der Knabe rausgeschmissen wurde, kannst Du das subtil einfließen lassen und er wird viel stimmiger reden - immerhin wird sich der Grund ja auf seine aktuelle Gemütslage auswirken, außerdem sagt er Dir, ob und wie der Knabe über seinen letzten Arbeitgeber wettern wird. Wenn er Deinem Protagonisten also erzählt, dass er grad rausgeschmissen wurde, dann wird's da sicher nicht dabei bleiben. Wäre jedenfalls ein komisches Gespräch. Entweder er drückt dem Helden gleich die ganze Geschichte aufs Auge (obwohl es den vielleicht gar nciht interessiert) oder er macht bewusst einen auf ich-will-nicht-drüber-reden, was wiederum den Helden vermutlich neugierig macht.

Mit sowas kann man auch schön spielen. Sagen wir, der Knabe hat dem helden was vorgeheult, wie gemein doch der Ladenbesitzer zu ihm war, und dass er ihn völlig grundlos schikaniert hat. Und einige Zeit (ruhig mehrere Kapitel) später erfährt der Held ganz aus Versehen die Perspektive des Ladenbesitzers, der die Sache ganz anders sieht - und schon steht unser Statist in einem ganz neuen Licht. :)

e-mike

#5
@Lastalda ;D

Ich glaube du misssverstehst mich, das beispiel ging eher - aus dem Laden geworfen, als Kunde ::).

Zitat von: Lastalda am 02. März 2007, 18:06:25


Solange Du als Autor weißt, warum der Knabe rausgeschmissen wurde, kannst Du das subtil einfließen lassen und er wird viel stimmiger reden
Ich verstehe dich zwar, aber das hilft doch nichts wenn Ich die Begründung weiß aber der Leser evt. nicht.

Wie weiß ich ob den Leser die Hintergrundinformationen interesiert oder nicht. Soll ich von meinen Interessen ausgehen?

Gruß e-mike :)

Schelmin

#6
Spielt es denn eine Rolle, warum der Kerl rausfliegt? Könnte es der Geschichte dienlich sein, wenn es der Leser erfährt? Im Zweifelsfall löse es doch einfach so, daß sein Protagonist fragt, was passiert ist, und der Kerl antwortet: "Da will ich echt nicht drüber reden, das ist peinlich".

EDIT:Ups, das kam jetzt zeitglich zu euren Posts
Nochmal EDIT:
Beim Schreiben geht man am besten erstmal von eigenen Interessen aus. Woran soll man sich sonst orientieren? Wenn er als unfreundlicher Kunde oder Ladendieb rausgeworfen wird, charakterisiert ihn das natürlich gleich etwas, wenn man es weiß.

e-mike

Hi

Das mit dem Laden ist nur ein Beispiel.

Ich habe öfter den gedanken "soll ich dazuschreiben weshalb, oder hält das nur vom wesentlichen ab."


Gruß e-mike

Schelmin

ZitatDas mit dem Laden ist nur ein Beispiel.
Naja, dann nimm die Antworten eben als beispielhafte Möglichkeiten für dein Beispiel. Wenigstens hat man dann etwas womit man arbeiten kann. Ich fürchte, mehr kann ich dir so aus der Luft gegriffen nicht dazu sagen..
ZitatIch habe öfter den gedanken "soll ich dazuschreiben weshalb, oder hält das nur vom wesentlichen ab."
Das ist halt sehr allgemein, ich weiß nicht so wirklich wann und in welchem Zusammenhang du das denkst. Im Zweifelsfall ausprobieren und einem Betaleser geben, um ihn zu fragen, was er davon hält.

Moni

Ich halte es ähnlich wie Lastalda: ich muß wissen, warum etwas mit jemandem passiert, aber der Leser nur bedingt. Das ist manchmal vom Plot abhängig und was du erklären bzw. begründen möchtest oder nicht. Also sehr situationsabhängig und ehe an einer konkreten Szene festzumachen, als einfach so ins Blaue hinein.
Manchmal dient das Fehlen einer Erklärung dem Spannungsaufbau, dann kannst du nach und nach sparsame Hinweise einstreuen, wenn es dem Plot dient und nicht zu sehr ablenkt, meistens werden solche "Brotkrumen" vom Leser dankbarer aufgenommen, als eine langatmige Erklärung.

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THDuana

Ich habe mir gerade überlegt, wie sich das Beispiel (wäre es denn eine "echte" Szene in deinem Buch) auswirken würde.

Angenommen, der Junge, der aus dem Laden geworfen wird, spielt nur in diesem Kapitel eine Rolle.

Der Junge wird rausgeworfen, der Protagonist, der gerade die Straße entlangläuft, um den Ganovenboss zu finden, der ihn in die Stadt bgestellt hat, sieht den Jungen. Wild zeternd steht der Junge vor dem Geschäft, die Tür wird gerade zugemacht. Ein paar Leute bleiben stehen und schauen den Jungen verdutzt an, gehen dann aber zügig weiter, keiner will damit etwas zu tun haben.
Dein Protagonisrt will auch weiterlaufen und beschleunigt etwas seine Schritte, er ist aber neugierig und wirft im Vorbeigehen einen kurzen Blick auf den Jungen. Und da! - Im Nacken des Jungen ist eine Tätowierung. Genau die, der Bande des Ganovenbosses!
Dein Protagonist ist erst einmal verwirrt. Er sollte doch die "Kontaktperson", die ihn zum Ganovenboss führt, ganz wo anders treffen. Nämlich am Kirchturm, vor einer Stunde schon und der Wicht ist einfach nicht gekommen.
Kurz darauf geht der Junge zügig an deinem Protagonisten vorbei, dieser spricht ihn dann an. Der Junge ist ein bisschen durch den Wind, erinnert sich aber an seine Aufgabe und führt deinen Protagonisten zum Ganovenboss.

In dem Beispiel finde ich es nicht wichtig zu erfahren, wieso und weshalb der Junge aus dem Geschäft geworfen wurde. Er macht mir durch sein Verhalten schon ein bisschen einen verwirrten Eindruck, also kann ich mir dazureimen, dass er sich wohl in dem Laden nicht gerade fürstlich benommen hat. (Vielleicht spricht er auch "seltsam" oder geht wie ein Forsch ;))


Angenommen, der Junge, der aus dem Geschäft geworfen wird, spielt eine größere Rolle, denn er wird zum (besten) Freund des Protagonisten.

Der Junge wird aus dem Geschäft geworfen, dein Protagonist sieht das, denn er kommt gerade vom Markt ins Arbeiterviertel. Der Junge redet so laut mit der geschlossenen Tür des Ladens, vor der er steht, und dem Geschäftsführer dahinter, dass man gut mitbekommt: Er ist davon überzeugt, zu unrecht rausgeworfen worden zu sein.
Dein Protagonist spricht ihn an, oder dem Jungen (der vielleicht bis zum Kinn beladen ist mit Büchern oder Äpfeln) fällt etwas herunter und dein Protagonist spricht ihn an.
Sie kommen ein bisschen ins Gespräch, aber der Junge will deinem Protagonisten partu nicht sagen, was geschehen ist.
Dein Protagonist begleitet den Jungen mit aus der Stadt (er ist sowieso auf dem Weg in den Westen) und hilft ihm tragen, denn der Junge wohnt in einem kleinen Dorf. Unterwegs werden sie überfallen und dein Protagonist rettet dem Jungen das Leben. Als er schaut, ob es dem Jungen gut geht, rutscht ihm die Kette mit dem magischen Rubin unter dem Hemd hervor und der Junge erkennt diesen sofort als Rubin des Garvin - der Stein des größten Magiers!
Die Räuber waren auch keine Wegelagerer, sondern hinter deinem Protagonisten her.
Der Junge ist beeindruckt von deinem Protagonisten und will sich ihm unbedingt anschließen. Er verspricht, ihm nicht in den Weg zu kommen, er könne auch mit Waffen umgehen (sagt er). Außerdem könnte dein Protagonist einen Freund auf dem langen Weg in den Westen gebrauchen, zu zweit reist es sich leichter.

Hier interessiert mich der Grund, warum er aus dem Laden geworfen wurde, nicht so sonderlich, aber vielleicht kommt später(!) heraus, dass der Junge ein gewitzter Dieb ist und es nur auf den Rubin abgesehen hat, aber dann wahre Freundschaft kennen lernte.


Hilft das irgendwie weiter?
Ansonsten könntest du ja mal die konkrete Situation erzählen.


Duana

e-mike

Danke für diesen Vorschlag  :jau: :rofl:

e-mike

THDuana

Bitte, gern geschehen, nur frage ich mich, warum du lachst => :rofl:


Duana

e-mike

Nich lachen sondern - *freu*

e-mike

Lastalda

Im Zweifelsfall solltest Du schon erstmal von Deinen eigenen Interessen ausgehen. Kaum jemand will etwas schreiben,w as er nicht auch gern lesen würde. Wenn es Dich als Leser nicht interessieren würde, lass die Erklärung. Das merkst Du spätestens, wenn Du das fertige Werk einem Betaleser in die Hand drückst - wenn der stutzig wird, kannst Du die Erklärung immernoch im nachhinein einfügen. :)