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Vermiedene Wörter

Begonnen von Schattenlicht, 11. Juni 2014, 17:26:00

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Schattenlicht

Hey!

Mir ist ein merkwürdiges Problem beim Schreiben aufgefallen. Bestimmte Wörter oder Ausdrücke vermeide ich regelrecht, obwohl es an diesen Stellen keine geeigneten Alternativen gibt. Ich weiß nicht genau, warum ich das mache, aber ich lösche sie irgendwie automatisch weg, weil sie mich erheblich stören. Dabei handelt es sich allerdings um ganz normale Wendungen, die eigentlich nichts umgangssprachliches oder falsches an sich haben. Es stört einfach nur beim Schreiben, weil ich mich fortlaufend damit auseinandersetze einen Ersatz für diese Wörter zu finden und ich weiß nicht wirklich, was ich gegen diese Angewohnheit tun kann. Passiert einem von euch vielleicht etwas Ähnliches? Sollte man einfach auf sein "Gefühl" hören und diese Wörter weglassen, wenn sie einen stören oder führt das nur zu einer unnötigen Suche nach Alternativen?

Beispiele für diese Wörter sind bei mir:
zum ... Mal: Er war es Leid sich die angriffslustigen Argumente zum gefühlt zehnten Mal anhören zu müssen.... [Ah! Ich will es weglöschen!]
einmal: Sie hatte sich nicht einmal mehr umziehen können.
jeder: Ich glaube kaum, dass sich jeder mit diesem Thema beschäftigt. [Im Allgemeinen Wörter die mit einem kleingeschriebenen j anfangen...]

Ich weiß, dass hört sich wahrscheinlich ziemlich merkwürdig an, ich weiß auch nicht woran es liegt.  :(

Christian Svensson

Hallo Schattenlicht,

ZitatSollte man einfach auf sein "Gefühl" hören und diese Wörter weglassen, wenn sie einen stören oder führt das nur zu einer unnötigen Suche nach Alternativen?

1. Schreiben ist Gefühlssache. Also musst du bis zu einem gewissen Grad auf dein Gefühl hören. Schließlich bist du der Autor eines Textes und wenn dir dein Text nicht gefällt, kannst du dafür auch nicht einstehen. Trotzdem solltest du wahrscheinlich nachlesen und versuchen, herauszufinden, ob es einen sprachlichen Grund für diese deine "Unvorlieben"  ;) gibt.
2. Jeder hat bestimmte "liebste Wörter", die meistens zu häufig und nicht passend eingesetzt werden. Dafür gibt es Textanalysen, um sie auszumerzen.
3. Eine Suche nach Alternativen halte ich nicht für unnötig, sondern für einen sehr wichtigen Bestandteil unserer Arbeit. Wir suchen doch nach dem Außergewöhnlichen, dem, was unsere Texte von anderen unterscheidet. Da wird die Suche nach alternativen Satzbildungen zu einer zwingenden Notwendigkeit.

Sturmloewin

Ich sehe das genauso.
Dich über dein Gefühl hinwegzusetzen, nur damit das Schreiben einfacher und schneller geht halte ich nicht für richtig, denn dann wirst du mit deinem Text unzufrieden sein und wenn du unzufrieden bist, werden dass die Leser schnell merken. Meiner Meinung nach sollte immer der Autor zufrieden mit seinem Werk sein und deshalb ist es wichtig, dass du auf dein Gefühl hörst und dann diese Wörter eben weglässt, selbst wenn die Suche nach Alternativen lästig wird.
Vielleicht ändern sich deine Vorlieben ja auch mit  der Zeit, wer weiß?
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

Ary

Es gibt einfach Wendungen, bei denen sich alles sträubt. Sprotte hat mir als Betaleserin schon einige Male das Wort "schauen" als Alternaivie zu sehen, blicken etc. angemarkert, weil sie es einfach nicht mag. Ich habe mich mit Händen und Füßen gesperrt, als mir eine andere Beta ein "obwohl" durch "obschon" ersetzen wollte. Grusel! Ich mag das Wort "plötzlich" nicht, weil es so plakativ ist, ich mag "erklären" als Inquit-Verb nicht, weil es mir so oberlehrerhaft vorkommt.
Alles muss passen, auch das Wort zum eigenen Schreibstil. Da hat einfach jeder seine Vorlieben.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Sternsaphir

Ich glaube, jeder hat seine Lieblingswörter.
Solange die Textmelodie stimmig bleibt, sollte man auch dabei bleiben und erst wenn man mehrfach über dasselbe Wort stolpert, kann man ja mal über Alternativen nachdenken.

Bei mir ist es mit "blicken": Er blickte sie an, ihr Blick schweifte nach Osten, sein Blick verhieß nichts Gutes, er erblickte sie usw. usw.

Es gibt auch Wörter, die ich nicht mag. Manche erinnern mich an unliebsame Personen oder unschöne Ereignisse. z.B. "schmunzeln" hasse ich irgendwie. Ich glaube, ich habe dieses Wort in meinem letzten Buch nur ein einziges Mal verwendet (bei 380 Seiten).

Kadeius

Mir ist anfangs ganz oft das dumme scheinbar über den Weg gelaufen und seitdem kriege ich schon die Krätze, wenn ich nur dran denke, das jetzt zu schreiben. :D

Malachit

Ich vermeide "welche, welcher, welches" als Relativpronomen zu benutzen. Irgendwie ist mir das immer zu konstruiert. Mir ist klar, dass man es der Abwechslung zuliebe öfter mal verwenden soll, aber ich mach das nicht. Nee, will ich nicht. Erst wenn mir das dann ein Betaleser einsetzt, geb ich mich geschlagen.  ;D

Siara

Zitat von: Sternsaphir am 19. Juni 2014, 17:05:53
z.B. "schmunzeln" hasse ich irgendwie. Ich glaube, ich habe dieses Wort in meinem letzten Buch nur ein einziges Mal verwendet (bei 380 Seiten).
Lustig, das habe ich inzwischen schon von wirklich vielen gehört. Ist auch nicht gerade mein Lieblingswort, aber manchmal passt es einfach besser als die Alternativen.

Ich bin auch der Meinung, dass jeder schreiben sollte, was sich für ihn richtig anfühlt. So richtige "vermiedene" Wörter habe ich eigentlich nicht. Zwar gibt es ein paar, die ich niemals schreiben würde, weil sich mir da die Nackenhaare aufstellen ("Stube" oder "schmusen" :-X ), aber ich vermeide sie nicht aktiv. Es würde mir schlicht niemals einfallen, sie zu schreiben. Weil ich sie nicht mag, klingen sie in meinen Ohren immer unpassend, und deshalb kommen sie in keinem meiner Texte vor.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Atra

Hey,

Zitat von: MalachitIch vermeide "welche, welcher, welches" als Relativpronomen zu benutzen. Irgendwie ist mir das immer zu konstruiert. Mir ist klar, dass man es der Abwechslung zuliebe öfter mal verwenden soll, aber ich mach das nicht. Nee, will ich nicht. Erst wenn mir das dann ein Betaleser einsetzt, geb ich mich geschlagen.  ;D
Da bin ich ganz genauso. Ich vermeide diese Relativpronomen ebenfalls und würde die auch nicht einsetzten, wenn mein Beta es vorschlägt ...  ;D

Dass jeder einige Wörter hat, die er mehr mag als andere, bzw. welche, die er vermeidet, ist ein allgemeines Phänomen. Ich vermeide z.b. "und" ganz massiv. Wenn ständig die Sätze durch ein "und" verbunden werden, ist das für mich einfach grauenhaft (zu lesen).

Ich denke auch, dass in die Thematik dazu gehört, wie groß das eigene Synonymwörterbuch im Kopf ist. Je mehr verschiedene Wörter einem zur Verfügung stehen, desto weniger wird man dazu neigen, bestimmte Wörter zu vermeiden, weil die gar nicht mehr so oft benutzt werden. Z.b. blicken. Dafür kann man auf Anhieb mind. zehn Synonyme finden (schauen, sehen, blinzeln, starren, ins Auge fassen, beobachten, mustern, gucken, glotzen, spähen, linsen, ...). Noch dazu wird das, was man in einer Situation aussagen möchte, viel genauer.

LG Atra
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Tinnue

ZitatIch vermeide "welche, welcher, welches" als Relativpronomen zu benutzen. Irgendwie ist mir das immer zu konstruiert. Mir ist klar, dass man es der Abwechslung zuliebe öfter mal verwenden soll, aber ich mach das nicht. Nee, will ich nicht. Erst wenn mir das dann ein Betaleser einsetzt, geb ich mich geschlagen.  ;D

Und ich dahte, ich bin damit allein. Immer wieder lese ich das, wenn ich Beta mache, manchmal so oft, dass es mich wirklich wirklich stört. Es mag Situationen geben, da hört ist es vielleicht wirklich die besser (klingende) Lösung. Hin und wieder muss ich da also zustimmen und das so belassen. In den meisten Fällen aber ist ein simples "das", "die" usw. einfach besser und passt auch m.E. eher in den Satz hinein. Es hört sich sonst meistens einfach leicht geschwollen, unzeitgemäß an - und wenn das dann nicht zum Ton der Geschichte passt, rollen sich mir regelrecht die Nägel! Das ist etwas, das geht für mich gar nicht, und ich versuche es bestmöglichst zu vermeiden.

Was ich auch vermeide sind diese "plötzlich"s  o.Ä. Wobei ich da schauen muss, dass ich einen gesunden Mittelweg finde. Ich bin eigentlich der Meinung, das darf schon hin und wieder sein und begegnet mir ja auch oft genug in sehr bekannten Romanen. Ergo ist es nicht zwangsläufig ein schlechtes Wort, das man vermeiden  sollte. ("Man" ist übrigens auch schlimm:p).
Aber ihr wisst sicher, was ich meine? Wenn andere Wörter im Satz schon genügend diesen "auf einmal"-MOment ausdrücken, dann brauche ich auch kein "plötzlich". Auch dann nicht, wenn es am Satzanfang einfach schöner aussieht und klingt als nur wieder ein "Er/Sie" ...

Patricia

Ich habe nicht direkt Wörter, die ich vermeide. Ich muss eher bei gewissen Füllwörtern aufpassen, dass ich sie nicht zu häufig verwende (wie z. B. das leidige 'plötzlich' und ähnliches, das mir meine Betaleser immer wieder anstreichen). Erst einmal für diese Wörter sensibilisiert, entwickle ich allerdings auch eine Art Abneigung dagegen. Daher stimme ich Atra zu, dass eine große Bandbreite an Synonymen sehr hilfreich ist, um Wiederholungen und ungeliebte Wörter zu vermeiden. Deshalb nutze ich gerne die Synonymfunktion von Word und hin und wieder auch das Synonymwörterbuch des Dudens.

Ich denke, man muss aber nicht krampfhaft nach einem anderen Wort suchen. Wenn das Wort, das einem zuerst eingefallen ist, denn Sinn genau trifft, sollte man es ruhig stehen lassen, auch wenn man es selbst nicht so gerne mag ('schmunzeln' gehört bei mir übrigens auch dazu  :) ).

Waldkatze

Das "Problem" mit den verflixten Füllwörter kenne ich auch  ;) vor allem übertreibe ich es manchmal mit den Adjektiven.
Aber meine ganz persönliche Achilles Ferse ist das "nicht". Vorm Korrekturlesen meines aktuellen Projektes war mir nicht bewusst - ähm unbewusst, dass ich so negativ bin  :seufz:

canis lupus niger

#12
Hier in Norddeutschland ist es absolut ungebräuchlich, deshalb würde ich es niemals verwenden und hasse es sogar, in den Werken anderer Autoren darauf zu stoßen. Cornelia Funke zum Beispiel ist jemand, bei dem öfter mal jemand durch das Fenster, um die Ecke oder sonstwohin "lugt". Mich schüttelt es jedesmal!  :P

Leann

@ Waldkatze: Ja, das verflixte "nicht"! Genau das ist mir in meinen letzten Überarbeitungen auch sehr unangenehm aufgefallen. Wenn ich jetzt etwas neues schreibe zucke ich schon immer zusammen, wenn ich "nicht" schreiben will und suche krampfhaft nach einer Umschreibung.
So ähnlich geht es mir auch mit "sich". Klar, manchmal geht es nicht anders, aber wenn sich die Ausdrücke mit "sich" häufen, nervt es irgendwann.

Ein Wort, dass ich überhaupt nicht leiden kann und nie benutzen würde ist "erheischen". Das finde ich einfach gruselig.

Sanjani

#14
Guten Tag,

ich finde, an der Sache gibt es zwei unterschiedliche Aspekte.

1. Das benutzte Wort oder die benutzte Satzkonstruktion hört sich spärrig oder umgangsprachlich oder sonstwie ungünstig an. Das empfinde ich z. B. bei dem ersten zitierten Beispiel "zum gefühlt zehnten Mal". Ich finde es etwas holprig und würde das ändern wollen.

2. Ich mag das Wort oder den Satz so nicht, aber es drückt genau aus, was ich sagen möchte. Das erlebe ich im zweiten Beispiel. Sie hatte nicht einmal Zeit sich umzuziehen. Da drückt das nicht einmal m. E. was ganz Konkretes aus, das ich zwar nicht in Worte fassen kann, dass aber weg wäre, wenn man den Satz umformulieren würde, z. B. Sie hatte keine Zeit mehr sich umzuziehen. Da ist irgendwie die Zeitknappheit nicht mehr so stark spürbar.

Ich erlebe das häufig mit so dass Konstruktionen. Ich hasse das Wort "so" und benutze es leider zu häufig, aber "Seine Unruhe war so groß, dass er sich nur mit Mühe hindern konnte, auf und ab zu tigern" klingt einfach besser, als wenn man das So mit "derart" ersetzen würde. Das mach ich zwar auch manchmal, aber es klingt irgendwie seltsam und bringt nicht mehr auf den Punkt, was ich sagen will. Oder es kommt mir nur so vor.

Ich hasse z. B. er zuckte die Achseln. Das hab ich in 1000 Seiten vllt einmal geschrieben, und irgendwann wird es in einem meiner Überarbeitungsdurchgänge doch noch rausfliegen ;)

Außerdem hab ich ein exzessives "doch" Problem. Ich versuche die ganzen Dochs jetzt mit Aber oder Hingegen zu ersetzen oder den Satz komplett umzubauen, damit es passt.

Grundsätzlich schreibe ich aber erst mal das, was mir einfällt, und wenn ich merke, dass ich das nicht mag, mach ich mir direkt einen Kommentar daneben, damit ich weiß, dass ich an die Stelle beim Überarbeiten noch mal ran muss. Das klappt für mich besser als direkt beim Schreiben zu überlegen und umzusetzen. Wenn ich im Schreibfluss bin, ist es mir wichtig, auch drin zu bleiben, und durch ständiges Prüfen einzelner Wörter oder Satzkonstruktionen funzt das bei mir nicht.

LG Sanjani

EDIT: Weil ich gerade mal wieder darüber gestolpert bin - weitere absolute Hasswörter sind für mich wimmern, stöhnen und schluchzen. Das schlimme ist, dass es keine oder kaum schönere Wörter im Deutschen gibt, die genau das ausdrücken, was diese Wörter jeweils ausdrücken. Zumindest kenne ich keine.
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)