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Amazon "erpresst" Verlage

Begonnen von cryphos, 24. Mai 2014, 19:50:55

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Judith

Die Frage ist halt immer: Wohin soll man als Kunde am besten "abwandern"? Die großen Ketten wie Thalia treiben ja ganz ähnliche Spielchen (da gehts dann halt nicht um Liefergeschwindigkeit, sondern um sichtbare Präsenz vs. ein Platz in der hinteren Regalreihe, wenn überhaupt).
Und eine vernünftige, kleine Buchhandlung muss man erst mal in der Nähe haben. Ich habe da ja leider keine guten Erfahrungen gemacht - wo ich geringschätzig angeschaut werde, weil ich Fantasy lese, lasse ich nicht gern mein Geld.  >:(

Trotzdem finde ich das Vorgehen an sich (abgesehen davon, dass es verwerflich ist), echt seltsam. Bei den Ketten ist die Wirkung ja unmittelbar da: Die Bücher, die gut sichtbar ausliegen, werden mehr gekauft. Aber wenn ich bei Amazon ewig auf ein Buch warten muss, wäre meine Reaktion nicht, ein anderes Buch zu kaufen, sondern dasselbe Buch woanders zu kaufen.  :hmmm:

treogen

#16
Also dann kauft doch am besten direkt bei den Verlagen.
Bestellt direkt und schaltet den Buchhandel in jeglicher Form aus (egal ob lokale Buchhändler oder Amazon).

Denn ehrlichgesagt ist es mir als Kleinverleger scheiß egal (sorry für die harten Worte), ob ich nun an Amazon 50 % abdrücke oder an Libri oder im Falle von EBooks an meinen Distributor. Für mich sieht es nämlich so aus, als zieht Amazon die Preise an auf das Niveau, welches Großhändler eh schon haben.

Wenn Verlage sich dauerhaft 50 % sparen könnten, könnten sie zum einen die Bücher günstiger machen und zum anderen den Autoren mehr zahlen ;)

Ok, ich weiß schon, das wird so nicht funktionieren, denn in dem Moment, in den die Verlage 50 % einsparen, werden sie die Bücher ein bisschen billiger machen und den Rest in die eigene Tasche einstreichen. Und der Autor kuckt in die Röhre.
Aber man wird doch mal noch träumen dürfen ...
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Judith

#17
Tja, und dann zahle ich als Österreicherin z.B. bei deinem Verlag (und vermutlich auch bei den meisten anderen) bei gedruckten Büchern Versandkosten.  :(
Mal davon abgesehen, dass ich persönlich es nicht so angenehm finde, wenn ich so breit verstreut meine Daten angeben/mich anmelden muss.

Daher: Das wäre natürlich ein gutes Vorgehen, aber für mich ehrlich gesagt keine Alternative, die ich mir dauerhaft vorstellen könnte.

Für mich wäre der Weg dann wohl (um Amazon und große Ketten dauerhaft zu vermeiden), nur noch Bücher aus der Bücherei auszuleihen, was ich jetzt zu etwa zwei Drittel mache.

Tanrien

Vielleicht könnten wir (aka jemand mit Zeit und Interesse) ja mal eine Liste mit alternativen Versandhändlern zusammenstellen. Ich hatte zum Beispiel letztens einen Gutschein für jpc bekommen, da hab ich natürlich nichts an meiner regulären Literatur gefunden, weil die praktisch nichts auf Englisch haben, aber im Musik-Bereich scheinen sie gut ausgestattet zu sein.

Anj

Also für E-Books finde ich Osiander nicht schlecht. Da ich inzwischen fast ausschließlich digital lese, kann ich zu gedruckten Büchern nichts sagen. Bei englischen E-Books sieht es allerdings manchmal deutlich schlechter aus, als bei Amazon. Positiv ist hier aber auch, dass ich die Bücher nicht im Kindle-Format bekomme (ein massives Argument gegen Amazon-E-Books).
http://www.osiander.de/index.cfm

Bei Verlagen habe ich auch schon direkt bestellt, aber mir geht es da wie Judith, ich mag es auch nicht, meine Daten an so vielen Stellen zu streuen ...
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

cryphos

Ihr überseht hier eines und das ist elementar wichtig, der Preiskampf findet primär auf dem Gebiet der eBooks statt.
Hier wandert ein Kunde nicht so schnell ab, denn um ein Amazon-eBook lesen zu können benötigt man entweder einen Kindle oder die Amazon-eBook-App. Die meisten Amazon-eBookleser nutzen den Kindle. Ein Kindle verarbeitet kein epub oder anderes offenes Format sondern nur Amazon proprietäre Formate. Zudem kostet ein Kindle zwischen 99 und 129 Euro, da kaufen sich die wenigsten schnell mal einen zweiten eReader mit epub-Formaten.
Weiterhin ist Amazon im Bereich eBook-Handel Weltmarktführer.
Einen Verlag der eBooks verkaufen will und bei Amazon verkauft trifft die Blockadepolitik von Amazon hart, weil der Kunde eben nicht sein Produkt kauft sondern beim Konkurrenzverlag. Amazonkunden sind ja an Amazonformate gebunden, bei Thalia, Weltbild  - oder wie sie alle heißen - kaufen geht also nicht.
Wäre das Amazonformat offen oder Kindle würde epub nutzen könnte der Kunde wo anders einkaufen. so ist der Kunde aber an Amazon gebunden und der Verlag an Amazons Kunden und dazwischen sitzt Amazon und verdient sich ein goldenes Näschen.

Wenn wir das weiter denken, bringen sich viele Autoren selbst um ihr Geld. Denn jeder Autor, der einen Kindle nutzt unterstützt damit direkt Amazon und arbeitet damit gegen seinen Verlag und sich selbst - wenn man es sehr überspitzt zusammenfassen möchte.

Für mich steckt in diesem kurzen heise-Artrikel von daher sehr viel Zündstoff.

treogen

Zitat von: Judith am 25. Mai 2014, 08:37:04
Tja, und dann zahle ich als Österreicherin z.B. bei deinem Verlag (und vermutlich auch bei den meisten anderen) bei gedruckten Büchern Versandkosten.  :(
Mal davon abgesehen, dass ich persönlich es nicht so angenehm finde, wenn ich so breit verstreut meine Daten angeben/mich anmelden muss.

Ich verstehe schon: Dir ist es unangenehm, deine Daten vielen kleinen Firmen zu geben, die damit sowieso nichts anderes anstellen können und würden, als dir deine Ware zuzuschicken. Stattdessen gibst du sie lieber einen Großen, der aktiven Handel mit Adressen treibt, Daten über dein Kaufverhalten sammelt und diese Daten nicht nur nutzt um dich mit Spam zuzuschießen, sondern auch die entsprechenden Suchmaschinen mit der passenden Werbung speziell für dich zu füttern  :rofl:
SCNR  ;D

Das mit dem Porto ist verständlich.
Aber auch das wäre irgendwie zu händeln.
Wenn man als Verlag nicht mehr darauf angewiesen ist, ständig irgendwelche Bücherpakete hin- und herzuschicken, von denen ein Teil eh als Remitten zurückkommt, die man nur noch als Mängelexemplare weggeben kann, kann man sicher auch problemlos aufs Auslandsporto verzichten. Das wäre nämlich in einer Mischkalkulation locker drin.
Nur im Moment muss man ja als Verlag fast schon alles dafür tun, dass man eben nicht über den eigenen Shop verkauft. Weil wenn man im Jahr zu wenig von einem Buch verkauft, wird dieses Buch ausgelistet - sprich, ist nicht mehr bei amazon direkt erhältlich.
Und was heute nicht bei amazon erhältlich ist, wird von den Kunden von heute als nicht existent wahrgenommen. Was es bei amazon nicht gibt, gibts es nirgendwo - so die Denke der meisten Amazonkunden. Selbst, wenn das Buch im Marketplace verfügbar wäre und der Kunde nur ein paar Zentimeter runterrollen müsste. 
Ich weiß noch recht gut, wie unsere Verkäufe ohne amazon waren ...

Also so lange der Kunde nicht von sich aus von amazon weggeht, kann es sich ein Verlag nicht erlauben, die zu boykottieren. Und genau da beißt sich der Hund in den Schwanz.
Die Masse der Amazonkäufer interessiert es schlichtweg einen Sch..ß, ob es den Verlagen gut geht. Und einen Großteil interessiert es auch nicht, ob da auch die Autoren drunter zu leiden haben. Sie interessiert nur, wo sie ihr Lesefutter so gut und schnell wie nur möglich herbekommen.
Das ist ja auch durchaus legitim - schließlich sind wir alle von Natur aus egoistisch veranlagt.
Aber auf diese Weise wird dann wahrscheinlich eine neue Kausalkette in Gang gesetzt.
Wenn Amazon statt 30 % nun 50 % für Ebooks will, müssen Verlage die Kosten für Ebooks hochdrehen.
Gingen früher vom 10-Euro-Ebook knapp 3 Euro an Amazon, knapp 3 an den Autor und knapp 4 Euro an den Verlag, muss das Ebook nun im Preis steigen.
Wahrscheinlich wird sich dann der Ebook-Preis zwischen 15 und 20 Euro einpegeln.
Und ich weiß schon, wer dann wieder beschimpft wird. Nicht die Autoren und nicht Amazon, sondern der, der als Einziger nochmal Extraarbeit und Extrakosten durch das Ebook hat und mit den Ebookerlösen auch die Aufwände der (durch die Ebookausgabe teilkannibalisierte) Printausgabe gegenfinanzieren müsste.
www.verlag-torsten-low.de

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canis lupus niger

#22
Zitat von: Judith am 24. Mai 2014, 23:32:44
Ich habe da ja leider keine guten Erfahrungen gemacht - wo ich geringschätzig angeschaut werde, weil ich Fantasy lese, lasse ich nicht gern mein Geld.  >:(

Na ja, über das, was Fantasy ist, kann man ja auch sehr unterschiedlicher Meinung sein. Neulich hatte ich mit einer meiner früheren Lehrerinnen ein Gespräch, unter anderem darüber, dass meine ältere Tochter gerade an ihrer Seminararbeit über HdR schreibt. Sie meinte, das wäre interessant, denn so lange gäbe es das auch noch nicht, dass im Gymnasium Fantasy gelesen würde. Darauf hin sagte ich (ich gebe es zu, mit einem etwas fiesen Lächeln): "Stimmt, die einzige Fantasy, die wir damals in Deutsch gelesen haben, waren Goethes 'Faust' und Kafkas 'Verwandlung'." 

Treogen hat aber hundertprozentig Recht, wenn er meint, dass man seine Bücher oftmals direkt beim Verlag bestellen kann. Innerhalb Deutschlands zumindest bekommt man Bücher meist versandkostenfrei. Über Kundenkarten wie Payback, über Kartenzahlungen usw. lassen wir unsere Adressen bei so vielen Stellen, die die Daten missbräuchlicher verwenden. Ein kleiner bis mittelgroßer Verlag treibt damit vermutlich weniger Schindluder, als jeder Andere.

Nika

Zitat von: cryphos am 25. Mai 2014, 11:55:50
Ihr überseht hier eines und das ist elementar wichtig, der Preiskampf findet primär auf dem Gebiet der eBooks statt.


Allerdings blockiert Amazon keineswegs die eBooks der betreffenden Verlage, sondern nur die Auslieferung des Print. Die Verhandlungen gehen zwar um die eBook-Preise, aber was der Kunde derzeit merkt, sind die nicht lieferbaren Prints. Und es gibt noch eine Vielzahl von Lesern, die sich eBooks gänzlich verweigern, die interessiert es nicht, ob ein Buch als mobi oder ePub vorhanden ist, wenn es die gedruckte Ausgabe nicht gibt, holen sie sich woanders.

Und man kann ePubs mittels Calibre für Kindle umwandeln. PDFs, die ich zumindest aus englischsprachigen Shops beziehe, gehen sogar problemlos auf dem Kindle.

Franziska

Zitat von: treogen am 25. Mai 2014, 12:37:40
Die Masse der Amazonkäufer interessiert es schlichtweg einen Sch..ß, ob es den Verlagen gut geht. Und einen Großteil interessiert es auch nicht, ob da auch die Autoren drunter zu leiden haben. Sie interessiert nur, wo sie ihr Lesefutter so gut und schnell wie nur möglich herbekommen.
Das ist ja auch durchaus legitim - schließlich sind wir alle von Natur aus egoistisch veranlagt.
Aber auf diese Weise wird dann wahrscheinlich eine neue Kausalkette in Gang gesetzt.
Wenn Amazon statt 30 % nun 50 % für Ebooks will, müssen Verlage die Kosten für Ebooks hochdrehen.
Gingen früher vom 10-Euro-Ebook knapp 3 Euro an Amazon, knapp 3 an den Autor und knapp 4 Euro an den Verlag, muss das Ebook nun im Preis steigen.
Wahrscheinlich wird sich dann der Ebook-Preis zwischen 15 und 20 Euro einpegeln.
Und ich weiß schon, wer dann wieder beschimpft wird. Nicht die Autoren und nicht Amazon, sondern der, der als Einziger nochmal Extraarbeit und Extrakosten durch das Ebook hat und mit den Ebookerlösen auch die Aufwände der (durch die Ebookausgabe teilkannibalisierte) Printausgabe gegenfinanzieren müsste.

Wenn ebooks so teuer wären, würde sie niemand kaufen, und amazon verdient auch nichts mehr. Die Rechnung verstehe ich nicht, weil wenn die ebooks teuerer werden, verdient der Verlag dadurch ja eher weniger als mehr. Aber natürlich kann man nicht endlos weniger Prozente einnehmen, das ist schon klar. Die Alternative ist also Preise hoch oder Boykott. Aber wenn amazon die Prints nicht liefert, sind doch die Kunden auch genervt und kaufen woanders, ewig kann das doch nicht funktionieren.
Man muss das Problem wahrscheinlich immer wieder in die Presse bringen, damit es jeder mitbekommt, auch wenn es immer Leute gibt, denen es egal ist, einige wird es doch interessieren.
Ich sehe mehrere Probleme. Bei mir zum Beispiel gibt es keinen Buchladen in der Nähe, auch sonst gibt es bei mir kaum Läden. Ich fahr eine halbe Stunde in die Innenstadt, da ist dann Thalia. Wenn ich da was bestellen will, sagen sie gibt es nicht, obwohl ich es im Computer sehe. ::) im Internet bestelle ich deshalb trotzdem nichts, weil mein Briefkastenschlitz ungefähr drei Millimeter breit ist, aber das ist ein Problem, was die meisten Leute nicht haben werden.
Wir haben das ja schon öfter diskutiert, aber amazon ist als Shop am übersichtlichsten, finde ich. Ich nutze es eigentlich nur als Suchmaschine, ohne was zu bestellen. Wenn mir jemand einen Shop sagt, bei dem ich mir Jugendbücher deutscher Autoren, die im letzen Monat erschienen sind anzeigen lassen kann, benutze ich den gerne.
Ich kann mir vorstellen, dass Leute, die bei kleinen Verlagen kaufen, auch eher dazu zu bewegen wären, dort im Verlagssop zu kaufen. Entdecken die Leute diese Bücher bei amazon?  Ich hätte jetzt gedacht, das läuft über Fachmedien und Cons. Oder meinst du, die Leute lesen zum Beispeil eine Rezension, geben es bei amazon ein und wenn es da nicht ist, denken sie, es gibt es nicht. Das ist dann natürlich schlecht.
Ich muss ja zugeben, dass ich mir auch ebooks bei amazon kaufe und die dann in epub umwandel. Weil man viele englische ebooks sonst schwer bekommt. Aber ich habe mir jetzt vorgenommen, das nicht mehr zu machen und ebooks von Selfpublishern bei smashwords oder so zu kaufen.

Schlau wäre es doch gewesen, wenn Verlage sich rechtzeitig zusammengetan hätten um einen eigenen ebook-Shop zu gründen. So wäre es nicht so umständlich, sich bei jedem Shop neu anzumelden.

Amberle

Zitat von: Franziska am 25. Mai 2014, 14:37:25
Ich muss ja zugeben, dass ich mir auch ebooks bei amazon kaufe und die dann in epub umwandel. Weil man viele englische ebooks sonst schwer bekommt.
Und was machst du mit der DMR-Sperre? Genauso anders herum: Viele Bücher kann man ja nicht einfach von e-pub in Kindle umwandeln, oder irre ich mich da?

treogen

#26
Zitat von: Franziska am 25. Mai 2014, 14:37:25
Oder meinst du, die Leute lesen zum Beispeil eine Rezension, geben es bei amazon ein und wenn es da nicht ist, denken sie, es gibt es nicht. Das ist dann natürlich schlecht.

Das meine ich nicht nur - das ist erwiesen.
Ein Produkt, welches "nur" im VLB eingetragen wird, aber nicht über amazon direkt verkauft wird, wird teilweise nicht mal bei Amazon gefunden, wenn man mit Titel danach sucht.
Auch Bilder werden nicht dazugehangen.
Natürlich kann man selber welche anhängen, aber solange ich als Verlag nicht bei Amazon direkt verkauft wurde, wurden mir selbst die Bilder immer wieder gelöscht. Ich hab 2007 sogar mal eine EMail vom Amazonsupport bekommen, dass ich aufhören sollte, urheberrechtlich geschützte Bilder an ein Produkt dranzuhängen. Für ein Buch, welches ich selbst gemacht habe. Für ein Cover, welches ich selbst entworfen und umgesetzt habe. Für ein Foto, welches ich selbst geknipst habe. Ich hab eine ziemlich wütende Mail zurückgeschickt - 1 Tag später war das Bild online. 2 Wochen später war es wieder gelöscht.
Wenn man als Kunde so einen Artikel anschaut (kein Bild, kein Preis, oftmals auch keine Rezis) und sieht dann den Lieferbarkeitsstatus "derzeit nicht verfügbar", dann ist den meisten Kunden nicht klar, dass sich dieser Lieferstatus nur auf amazon bezieht.
Ich bin schon auf Veranstaltungen gewesen und hatte die Metamorphosen dabei - bevor wir über Libri zu amazon reingekommen sind. Da gabs tatsächlich Leute, die auf mich zugekommen sind und gefragt haben, wie das geht. Das Buch ist doch vergriffen. Hallo? Es ist nicht vergriffen. Es gibt nur ein paar Handler, die dieses Buch nicht führen. Und da weise ich darauf hin, dass das Buch doch zumindest im Marketplace drin ist. Einer zuckte daraufhin nur die Schultern und sagt, dass ihn der Marketplace nicht interessiert. Entweder es gibts bei amazon oder es gibts nicht.
Das hat mir damals gezeigt, wie die Mehrzahl der amazon-Käufer zu ticken scheint (und Berichte von anderen Kleinverlagen bestätigen mich darin).
Was es bei amazon nicht gibt, das existiert nicht.

Edit: übrigens gibt es genügend Buchhändler, die ähnlich ticken. Die meisten haben ihre Libri- oder KNV-Bestellseite auf, und was da nicht gelistet ist, das gibt es nicht. Da wird nicht ins VLB geschaut, was eigentlich die einzige echte Referenz ist. Nein, da schaut man ausschließlich bei seinem Grossisten und erklärt dem Kunden notfalls, dass er sich geirrt hat und das es so ein Buch mit dieser ISBN und diesem Titel gar nicht gäbe.

Zitat von: Franziska am 25. Mai 2014, 14:37:25
Schlau wäre es doch gewesen, wenn Verlage sich rechtzeitig zusammengetan hätten um einen eigenen ebook-Shop zu gründen. So wäre es nicht so umständlich, sich bei jedem Shop neu anzumelden.

gibt es doch seit Jahren schon, wurde nicht angenommen.
Nennt sich http://www.buchhandel.de/ und ist die 1:1 Abbildung des VLBs. Also jeder Titel, der lieferbar ist, ist dort auch tatsächlich gelistet.
Der Versand geschieht durch die lokalen Buchhändler. Man legt die Bücher in den Warenkorb, wählt den Postleitzahlenbereich aus, sucht seinen Lieblingsbuchhändler aus, wählt Versand auf Rechnung, hat oftmals sogar portofreien Versand und gut ist. Oder man bestellt und holt es selbst ab, um dann einen Schwatz mit den Buchhändler zu halten.
www.verlag-torsten-low.de

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Feuertraum

Zitat von: treogen am 25. Mai 2014, 12:37:40

Nur im Moment muss man ja als Verlag fast schon alles dafür tun, dass man eben nicht über den eigenen Shop verkauft. Weil wenn man im Jahr zu wenig von einem Buch verkauft, wird dieses Buch ausgelistet - sprich, ist nicht mehr bei amazon direkt erhältlich.
Und was heute nicht bei amazon erhältlich ist, wird von den Kunden von heute als nicht existent wahrgenommen. Was es bei amazon nicht gibt, gibts es nirgendwo - so die Denke der meisten Amazonkunden. Selbst, wenn das Buch im Marketplace verfügbar wäre und der Kunde nur ein paar Zentimeter runterrollen müsste.

Zugegeben, ich habe jetzt keinerlei Erfahrung, und es kann durchaus sein, dass ich mich mit meiner Aussage jetzt sehr weit aus dem Fenster lehne, aber so ganz mag ich mich Ihren Worten nicht anschließen, lese ich doch daraus, dass Leser per se erstmal so "dumm" sind, dass sie keine anderen Möglichkeiten in Betracht ziehen, an anderen Stellen an diese Bücher ranzukommen.
Ich wage mal zu behaupten, dass ein großer Teil auch zum Beispiel bei ebay und Konsorten schaut. Ich habe eben spaßeshalber einmal bei Google als Stichwort "Gebrauchte Bücher kaufen" eingegeben, und schon jetzt mehr als eine Handvoll Urls gefunden, bei denen man schauen kann.
Und ohne mich jetzt selber schlecht machen zu wollen, aber wenn ich schon diese Idee habe, dann werden Tausende andere Menschen ebenfalls auf diese Idee kommen.

 
ZitatIch weiß noch recht gut, wie unsere Verkäufe ohne amazon waren ...

Also so lange der Kunde nicht von sich aus von amazon weggeht, kann es sich ein Verlag nicht erlauben, die zu boykottieren. Und genau da beißt sich der Hund in den Schwanz.

Kann er nicht?
Gegenfrage: Warum nicht?
Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der ein kleines Geschäft sich hinstellte und sich weigerte, den Langen Donnerstag mitzumachen. Sie erklärten auf einem Schild, dass sie die längere Ladenöffnungszeit deswegen nicht mitmachen werden, weil sie den Feierabend der Angestellten respektierten.
Die Geschäftsleute lachten über diese Einstellung. Was ihnen jedoch recht schnell verging, als sie mitbekamen, dass sich die Kundschaft mit eben diesem Betrieb solidarisierte.
Solange sich also die Verlage hinstellen und amazon nicht mehr beliefern, sprich ihn boykottieren, muss amazon damit rechnen, dass ihm die Kunden abwandern.
Und ich wage einmal zu behaupten, dass der Buchhandel groß genug ist, dass die Verlage nicht davon abhängig sind, amazon zu beliefern.

ZitatDie Masse der Amazonkäufer interessiert es schlichtweg einen Sch..ß, ob es den Verlagen gut geht. Und einen Großteil interessiert es auch nicht, ob da auch die Autoren drunter zu leiden haben. Sie interessiert nur, wo sie ihr Lesefutter so gut und schnell wie nur möglich herbekommen.
Das ist ja auch durchaus legitim - schließlich sind wir alle von Natur aus egoistisch veranlagt.

Ich glaube gar nicht mal, dass es sie einen Sch... interessiert, sondern vielmehr, dass sie sich der Situation gar nicht  bewusst sind. Sie wollen das Buch, den Autoren lesen, dabei achten sie nicht wirklich drauf, in welchem Verlag der Roman erschienen ist. Das hat aber meines Erachtens weniger mit Egoismus zu tun, sondern vielmehr mit anderen Gedankengängen.

[Zitat von Nika]

ZitatUnd es gibt noch eine Vielzahl von Lesern, die sich eBooks gänzlich verweigern, die interessiert es nicht, ob ein Buch als mobi oder ePub vorhanden ist, wenn es die gedruckte Ausgabe nicht gibt, holen sie sich woanders.

Richtig!
Und ich finde das sogar sehr gut, und ich glaube, ich bin nicht der einzige, der lieber ein gedrucktes Buch auf Papier in der Hand hält als ein ebook. Das hat nichts mit Technikverweigerung zu tun, es ist einfach nur, dass ich Bücher aus Papier einfach lieber mag.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

treogen

#28
Zitat von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27
lese ich doch daraus, dass Leser per se erstmal so "dumm" sind, dass sie keine anderen Möglichkeiten in Betracht ziehen, an anderen Stellen an diese Bücher ranzukommen.

Ich würde nicht "zu dumm" sagen.
Eher zu bequem.
Und ja, das ist tatsächlich so.
Wenn Kunden ein Buch nicht bei amazon direkt finden, dann kaufen sie es nicht. Selbst, wenn das Buch drunter im Marketplace gelistet ist.
Auch nicht anderswo.
Das ist mir selbst so von Kunden bestätigt wurden, die ich auf Veranstaltungen und Messen getroffen habe und die erst im Gespräch mit mir festgestellt haben, wie schädigend dieses Verhalten für Verlage ist.

Zitat von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27
Kann er nicht?
Gegenfrage: Warum nicht?

Ganz einfach.
nehmen wir einen ganz normalen Verlag - nicht einen Kleinverlag wie den meinen, sondern einen ganz normalen Verlag.
Der Durchschnittspublikumsverlag macht 80% seines Umsatzes über den lokalen Buchhandel und 10-20% seines umsatzes über den Internethandel.
Diese 10-20% würde er komplett verlieren, sollte er sich tatsächlich gegen amazon stellen. Denn sein wir mal ehrlich - bei der Auflistung der Statistiken des Internetbuchhandels gibt es genau zwei, die namentlich genannt werden. "Amazon" und "Andere". Und andere ist verhältnismäßig so lächerlich gering, dass man sie eigentlich auch rauslassen könnte, und es würde nicht ins Gewicht fallen.
Amazon jedoch würde die Schultern zucken, schließlich sind dieses 10-20 % des Umsatzes, die der Verlag macht, für amazon selbst so vernachlässigbar gering. Das nimmt er hin, das sitzt er aus.
Für die großen Publikumsverlage wäre das schmerzhaft - aber sie würden es überstehen.
Man würde halt 2-3 Programmplätze für deutsche Autoren streichen, würde einem Kurzzeit-Shitstorm hinnehmen müssen, weil man noch mehr Übersetzungen macht. Man würde diesen Shitstorm ertragen, weil man wüsste, dass die meisten sich nicht für die Hintergründe interessieren, sondern sich nur dafür, dass ausgerechnet der nächste Roman ihres Lieblingsautores nun wohl gecancelt wird.
Und irgendwann mal wird man sagen:
Naja, dann machen wir lieber die Ebooks (um die es ja geht) teurer. Hat mehrere Vorteile.
1.) Wir bleiben mit der printfassung vernünftig lieferbar.
2.) Wir machen die Ebookfassung gezwungenermaßen so unattraktiv, dass die Printfassung dagegen fast geschenkt wirkt. Und wir müssen nicht mal lügen, wenn wir behaupten, dass an der Preispolitik amazon schuld ist.
Und wenn man weiß, dass man sowieso einlenken muss, dann kann man es doch auch gleich nach großem Säbelgerassel tun.

Problematisch wirds für Kleinverlage. Die meisten Kleinverlage haben keine Buchhandelspräsenz.
Wir selbst haben mittlerweile 50 % über amazon und 50 % über eigenen Shop, Messen, Cons.
Fallen die Amazon-Verkäufe weg (und die fallen dann tatsächlich zu großen Teilen ERSATZLOS weg, wie ich schon weiter oben geschrieben habe), dann kann ein Kleinverlag überlegen, was er mit den nächsten Projekten macht. Auflage reduzieren, Preise teurer, Verlag einstellen. Das ist die Realität.
Kleine Verlage haben nicht den finanziellen Background, das auszusitzen.
Kleine Verlage haben auch nicht die Kraft, als Einzelkämpfer etwas durchzupressen.
Für die meisten Kleinverlage ist es schon ein immenser Kraftakt, überhaupt im Barsortiment aufgenommen zu werden - und das dann auch zu überleben.
Und Kleinverleger sind (ja ich weiß, dass ist denen ihr eigenes Problem) Einzelkämpfer, keine Teamplayer.

Amazon ist nicht dumm. Ist ja nicht so, dass die alle Verlage gleichzeitig attackieren.
Salamitaktik. Das funktionierte schon immer recht gut.
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Phantastik vom Feinsten

Grey

#29
EDIT: Hat sich mit treogen überschnitten.

Zitat von: Feuertraum am 25. Mai 2014, 15:09:27
Ich wage mal zu behaupten, dass ein großer Teil auch zum Beispiel bei ebay und Konsorten schaut. Ich habe eben spaßeshalber einmal bei Google als Stichwort "Gebrauchte Bücher kaufen" eingegeben, und schon jetzt mehr als eine Handvoll Urls gefunden, bei denen man schauen kann.

Es geht doch aber gar nicht darum, ob man ein Buch auch gebraucht irgendwo bekommen kann. Sondern darum, dass der Normalkonsument bei einem Riesenhändler wie Amazon erstmal davon ausgeht, dass die dort alle derzeit lieferbaren Titel auf Lager haben. Das hat ja mit Dummheit nichts zu tun, denn so weit hergeholt ist der Gedanke schließlich gar nicht: Wenn es beim bekanntermaßen allerallergrößten Internethändler schon nicht mehr lieferbar ist, dann wird es das wohl wirklich nicht mehr geben. Klar ist die logische Folgerung daraus, dass man dann nach gebrauchten Exemplaren oder Restbeständen guckt, wenn man das Buch wirklich haben will. Aber dann muss sich der serviceverwöhnte Kunde auch nochmal auf die Suche machen, auf Seiten, die ihm nicht vertraut sind, wo er dann vielleicht nochmal seine Daten eingeben muss, und vielleicht will er auch kein gebrauchtes Buch - oder neue Bücher von "privaten" Händlern kaufen, das empfinden viele der nicht ganz so internetaffinen Kunden (und davon gibt es mehr als man meint!) ja sowieso schon echt shady und wenig vertrauenerweckend ... Meine Mama zum Beispiel hat mit dem Internet nix am Hut, sie weiß wie man Mails verschickt und was auf Amazon bestellt, aber das wars dann auch. Kleineren Shops oder eben gar privaten Verkäufern steht sie mit gesundem Misstrauen gegenüber. Und damit ist sie ganz sicher nicht allein.
Jedenfalls sind das alles Hemmschwellen, die alles andere als leicht zu überwinden sind, wenn man sich nicht täglich mit dem Internet auseinandersetzt. Da ist es doch leichter, einfach auf der vertrauten Seite ein anderes Buch zu kaufen, das vielleicht genauso schön ist. Da macht man sich keine Gedanken darum, welche Auswirkungen das auf Verlage oder Autoren hat, wenn man niemanden aus der Branche kennt oder selbst damit zu tun hat - wieso sollte man auch, wenn man doch überhaupt nicht davon betroffen ist und auch keine Ahnung hat. So präsent in den Medien ist das Thema dann auch nicht, dass Hausfrau Else ständig mit der Nase drauf gestoßen und gezwungen wird, sich Gedanken zu machen. Hausfrau Else ist für gewöhnlich auch kein echter Fan, der genau dieses Buch von genau diesem Autor haben will, wenn es sich nicht gerade um einen vielgelobten Megabestseller handelt. Hausfrau Else will einfach ein gutes Buch für den nächsten Urlaub haben, und wenn es das eine nicht gibt, nimmt sie halt ein anderes. Und genau diese Hausfrau-Else-Gruppe von Kunden hat nach wie vor mit die größte Kaufkraft im Buchhandel. Und Amazon weiß das. Darum machen sie ihre Politik, wie sie sie machen, in dem (leider wohl gerechtfertigten) Vertrauen, dass die Verluste für sie minimal bleiben.