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Amazon "erpresst" Verlage

Begonnen von cryphos, 24. Mai 2014, 19:50:55

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Snöblumma

Zitat von: Adam_Charvelll am 25. Mai 2014, 19:42:29
Noch kurz zum epub/mobi Problem. Wie hier bereits erwähnt, einfach Calibre runterladen und konvertieren.

Nope. Das geht zum einen bei DRM-geschützten Dateien (was die meisten Verlagsbücher sind) nicht, ohne offensichtlich gegen das Urheberrecht zu verstoßen - und damit ist es für mich persönlich schon aus diesem Grund tabu. Und selbst wenn das Buch nicht DRM-geschützt ist, ist das rechtlich so dunkelorange, dass es die rote Linie nur mit viel Augenzukneifen nicht überschreitet. Mal abgesehen davon, dass ich ganz ehrlich zugeben muss, nicht zu wissen, wie ich ein DRM-geschütztes Buch knacke  :rofl:.

Was das große A angeht:
Ich habe einen Kindle der allerersten Stunde, noch aus Zeiten, in denen der in Deutschland nicht erhältlich war und nur über die amerikanische Seite bezogen werden konnte. Damals (himmel, das klingt, als hätte T-Rex zugesehen) gab es schlicht keine ähnlich funktionale, günstige und einfach zu beziehende Alternative, darum habe ich eigentlich nie eine bewusste Entscheidung pro Kindle und damit Amazons geschlossenes System getroffen. Im Grunde bin ich nämlich eher ein Fan von nichtproprietärer Software und offenen Systemen, auch um nicht so abhängig von einem Anbieter zu sein.
Aber: Jetzt habe ich dieses Ding seit drei Jahren etwa, glaube ich (also eben, seit das Ding auf dem Markt ist). Ich habe weit über 600 Bücher im Amazon-Format, die ich aufgrund des DRM-Schutzes nicht ohne weiteres auf eine andere Plattform mitnehmen könnte. Damit ist auch die Überlegung, sich einen anderen Reader zuzulegen, von Anfang an gestorben. Denn dann müsste ich entweder mit zwei Geräten arbeiten, was für mich den Vorteil der ebooks wieder relativieren würde, oder ich müsste auf drei Jahre Bibliothek irgendwie verzichten, was auch doof ist.

Insgesamt gebe ich auch zu, trotz allem immer noch gerne beim großen A zu kaufen. Einfach, weil es absolut praktisch ist, der Service toll ist und es einfach immer reibungslos klappt. Auch wenn ich weiß, dass das auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird und auch wenn ich inzwischen ab und zu ein mulmiges Gefühl dabei habe. Aber nirgendwo sonst bekomme ich mit nur einem Passwort alles, was ich so brauche. Mir geht es da zum einen ein bisschen wie Judith - ich weiß, dass Amazon in Sachen Datenschutz heikel ist, aber wenigstens stehen sie als großer Shop im Fokus und können sich nicht allzu viel erlauben. Meine Daten bei x kleinen Geschäften zu hinterlassen, ist mir einfach unangenehm. Hinzu kommt, dass ich beim kleinen Händler um der Ecke nie weiß, was der in eineinhalb Jahren macht - und damit habe ich ein Problem, wenn es an Gewährleistungsansprüche geht. Wir haben genau einmal ein etwas teureres Konsumgut bei einem Einzelhändler um die Ecke gekauft. Da war es genau dieses Spiel: Schlechte Beratung, fünfzig Euro mehr als im Internet, Ding kaputt gegangen, Händler insolvent. Das kann dir bei Amazon nicht so schnell passieren. Zumal wir bei Amazon nie ein Problem hatten, wenn es um Rückgabe oder Umtausch ging (ich sag nur: Der grüne Koffer. Wer mit auf dem BuCon war, weiß, wovon ich rede. Das wurde anstandslos zurückgenommen). Natürlich weil Amazon diese Konditionen seinen Lieferanten aufzwingt - aber sehr bequem für mich. Wenn etwas innerhalb eines halben Jahres kaputt geht, ist das bei Amazon keine Diskussion. Bei Einzelhändlern habe ich schon zu oft erlebt, dass dir, selbst wenn du nur eine Stunde später wiederkommst, unterstellt wird, du hättest das Teil bewusst kaputt gemacht, nur um es umzutauschen...

Papierbücher lese ich mittlerweilse so gut wie gar nicht mehr, die paar, die ich habe sind primär von Zirkler und kommen entweder per Post zu mir oder auf Messen und Co., von daher war ich seit Jahren nicht mehr in einem Buchladen, wenn ich nicht irgendwo auf den Zug warten musste oder mein Mann Bücher kaufen wollte ;). Nur könnte ich das auch bei bestem Willen gar nicht. Der Buchladen hier am Ort hat von 9-11 und dann noch drei Mal die Woche von 14-17 Uhr auf. Ich fahre normalerweise um sieben Uhr los, um auf Arbeit zu kommen, und bin selten vor 19 Uhr zu Hause. Und ernsthaft abzuwarten, bis ich meine freien Tage habe, die dann so zu planen, dass ich zu diesen echt unmöglichen Zeiten da vor latschen und meine Massenbestellung für's nächste viertel Jahr abholen kann? Das ist doch wirklich zu blöd, wenn man die Bücher anders auch direkt haben kann. Der nächste Buchladen, der immerhin bis 18 Uhr auf hat, bedeutet für mich: zwanzig Minuten Autofahrt einfach. Vier Euro Parkgebühr. Zehn Minuten zu Fuß latschen einfach. Also insgesamt ne gute Stunde allein, um dorthin und wieder nach Hause zu kommen. Sorry, aber die Zeit kann ich anders einsetzen. Zumal dieser Buchladen aus Prinzip keine Erotik verkauft, nicht einmal auf Bestellung, und auch alles, was in Richtung "seicht" geht, nur mit diesem "Was für eine Zumutung"-Gesicht. Das muss ich mir einfach nicht geben. Und extra in die Stadt fahren, um dann bei Thalia einzukaufen? Macht in meinen Augen weder ökologisch noch in Hinblick auf Arbeitsbedingungen irgendeinen Sinn.

Ich finde es einfach sehr, sehr bequem, dass ich irgendetwas bestelle und es am nächsten Vormittag vor der Haustür habe. Unser Postbote hat einen Hausschlüssel und stellt die Pakete direkt vor der Wohnungstür ab, d.h. wir haben nicht einmal das Problem, Pakete bei Nachbarn oder unmöglich gelegenen Poststellen einsammeln zu müssen. Einfacher und schneller geht es schlichtweg nicht, und diese Erleichterung ist für mich das, was den Kauf bei Amazon so bequem macht. Und letzten Endes aufgrund Service und Lieferung und Angebot in einem gewissen Umfang alternativlos. Amazon ist zwar böser Monopolist, aber zugleich auch unübertroffen, was Suchmaske und Angebot angeht.

Leider, sagt der Autor in mir, der ja auch für diese Kondis büßt. Aber im Augenblick ist es bei mir noch: Bequemlichkeit siegt.

Cairiel

Zitat von: pink_paulchen am 26. Mai 2014, 07:28:53
Ich kann die Bedenken echt verstehen. Auch weil es viele Kleinverlage gibt, die technisch gar nicht wissen, wie man mit personenbezogenen Daten umgeht. Da wird ein unverschlüsseltes Kontaktformular als Bestellmöglichkeit missbraucht. Selfsigned Serverzertifikate müssen halt reichen, weil jährlich keine 20 Euro drin sind. Dubiose Webtechniken und CMS mit etlichen ungepatchten Sicherheitslücken. Zahlungsmethoden und Bedingungen sind teilweise nicht nachvollziehbar und die pünktliche Lieferung ist oft nicht garantiert. Zudem verzichte ich als Kunde auf all die nützlichen Goodies (andere Kunden kauften auch, Rezensionen...) Ich muss meine Bestellung ausserdem splitten, wenn sie Bücher unterschiedlicher Verlage enthält.
Als Kunde muss ich für meinen Protest also schon tief in die Tasche greifen.
"Viele"? Ich würde eher sagen, "ein paar" Kleinverlage. Ich kaufe Prints von Kleinverlagen fast ausschließlich vom Verlag selbst und habe bislang noch nichts dergleichen gesehen. Mag ich sie nicht beim Verlag kaufen oder handelt es sich um einen Publikumsverlag, gehe ich zu meinem Buchhändler. In der nächsten Stadt. Das ist für mich kein Beinbruch.
Mit den Daten sehe ich es wie treogen: Ich vertraue sie lieber 20 seriösen Kleinverlagen an, bevor ich sie dubiosen Megakonzernen in den Rachen werfe, der damit sowieso tut, was er will und kann. Bislang hatte ich damit keine Probleme.

Amazon stehe ich etwas hilflos gegenüber. Ich wüsste nicht, was man als Einzelner gegen ihre Vormachtstellung tun kann - außer nicht dort einkaufen. Und ob das bei den vergleichsweise paar Hanseln, die das tun, was bringt ...

Nycra

Zitat von: Nika am 25. Mai 2014, 19:34:56
Das wäre mir neu. Von sich aus kann der Tolino soweit ich weiß kein Mobi. Wenn er aber zusätzliche Apps zulässt, kann man auf ihm evtl. die Kindle-App installieren. Ebenso soll es über das Ausschalten der Blockade für Fremdinhalte bei den Kindle-Tablett-Varianten möglich sein, ePub-Reader draufzupacken. Versucht habe ich das allerdings noch nicht.
Ich hab da neulich aber auch etwas in der Werbung gehört. Die sagen ausdrücklich, dass der (neue) Toline alle Formate kann, das würde bedeuten, dass es mobi miteinschließt, oder? Aber da war immer die Rede von "der neue Tolino" - kann also gut sein, dass ältere Modelle dafür nicht geeignet sind. Getestet hab ich das natürlich mangels Gerät nicht, aber mir kam auch sofort in den Sinn, dass man dann ja endlich von Amazon wegkönnte, wenn das möglich wäre.


Im Übrigen glaube ich, dass die großen Verlage da auf hohem Niveau jammern (gilt ausdrücklich nicht für die Kleinverlage, was ich hier sage). Wenn Amazon denen Knebelverträge anbietet, müssten die geschlossen ihr Programm auf andere Anbieter umlagern. Ich glaube nicht, dass das technisch ein allzu großes Problem wäre und die alternativen Anbieter würden den Teufel tun, dann ihre Praxis Amazon anzupassen. Warum also tun die Großverlage es also nicht? Weil es so einfacher ist? Vielleicht. Ich glaube eher, die großen Verlage machen über die Masse noch so viel Gewinn, dass es ihnen egal ist, denn durch die Anpassung von Verträgen zu Ungunsten der Autoren kassieren sie immer noch genug ab. Und alle anderen sind ihnen natürlich egal. Warum sollte sich ein größerer Verlag auch für etwas einsetzen, was einem Kleinverlag nutzt. Theoretisch sind die ja Konkurrenten und könnten irgendwann auch mal groß werden ...  ::)

Seien wir doch mal realistisch: Amazon ist faktisch pleite. Sie schreiben immer noch rote Zahlen, weil sie sich viel zu schnell viel zu groß aufgebläht haben. Die müssen mehr Gewinne aus den Sachen rauspressen. Ohne das Steuerschlupfloch wären die längst abgewickelt worden. Und ich sage das nicht so daher. In meiner Firma haben sich neulich unserer firmengebundener Insolvenzverwalter mit einem unserer Steueranwälte darüber unterhalten. Kaufmännisch gesehen ist das ganze Konstrukt Amazon eine steuerrechtliche Blase, die sofort platzen würde, wenn das Schlupfloch gestopft würde.

Und solange das nicht passiert, wir Verbraucher nicht umdenken und die Verlage sich zurückziehen, bleibt alles beim Alten. Alle meckern, machen aber da weiter, wo sie gerade aufgehört haben. Ist genauso mit dem Umwelt- und Tierschutz und der Politik ...

Szazira

Die einzige Möglichkeit Amazon von Seiten der Verlage Einhalt zu gebieten, wäre ein Zusammenschluss der großen Verlagshäuser (gewesen) um geschlossen ihr Angebot dort zurück zu ziehen und mit einem eigenen Angebot an den Markt zu gehen. Zum Anderen muß man sehen, dass es auch für große Verlage bequem ist diesen Teil des Geschäftes abzugeben und sich nicht um Privatkunden kümmern zu müssen. Privatkundenbetreuung ist aufwendig und dadurch teuer. Ein bisschen muß sich da auch der Buchhandel an die eigene Nase fassen, die meistens nur echoffiert sind, aber nichts tun und immer nur auf die pösen, pösen Kunden zeigen. Ich rede hier von den großen Verlagen, nicht von den kleinen Verlagen, die ohnehin zwischen allen Stühlen sitzen und mit denen PingPong gespielt wird.

a) Der Kunde bestellt da, wo es ihm leicht gemacht wird Geld auszugegeben
b) Für den Kunden gibt es keine (offensichtliche) Alternative und
c) Menschen sind bequem.
Um ein Beispiel aus einem anderen Bereich zu nennen: Seit ca. einem Jahrzehnt ist der Strommarkt offen und immer noch sind ca. 70% der Menschen bei ihrem Grundversorger, davon 50% in keinem Tarif (also Grundversorgung). Es ist nicht so, dass es wie für Mode mehrere "Kaufhäuser" gibt, diese müßten sich erst (wieder) etablieren.

Das Verhalten von Amazon ist sicherlich nicht die feine Art, aber das ist Kapitalismus in einer nicht ganz so freien Marktwirtschaft. Monopole sind nie gut. Der Punkt ist, dass Amazon mittlerweile schwer zu knacken ist, weil sie nicht nur Bücher anbieten, sondern ihr Portfolio immens erweitert haben und damit eine Zeitlang Einbrüche in anderen Sparten abfangen können. Hier kommt es darauf an, wer den längeren Atem hat und wie wichtig der Markt für die Beteiligten ist.

Bei einem Buchhänder in der Nähe kann ich übers Netz bestellen und mir auch (ohne Aufpreis) liefern lassen. Bisher hatte ich wohl noch nichts aussergewöhnliches, ich habe immer die Bücher bekommen, die ich wollte  ;D. Wenn man dem Kunden Alternativen zeigt, wird er sich auch anders orientieren.

Feuertraum

#49
Zitat von: Nycra am 26. Mai 2014, 10:06:52

Im Übrigen glaube ich, dass die großen Verlage da auf hohem Niveau jammern (gilt ausdrücklich nicht für die Kleinverlage, was ich hier sage). Wenn Amazon denen Knebelverträge anbietet, müssten die geschlossen ihr Programm auf andere Anbieter umlagern. Ich glaube nicht, dass das technisch ein allzu großes Problem wäre und die alternativen Anbieter würden den Teufel tun, dann ihre Praxis Amazon anzupassen. Warum also tun die Großverlage es also nicht? Weil es so einfacher ist? Vielleicht. Ich glaube eher, die großen Verlage machen über die Masse noch so viel Gewinn, dass es ihnen egal ist, denn durch die Anpassung von Verträgen zu Ungunsten der Autoren kassieren sie immer noch genug ab. Und alle anderen sind ihnen natürlich egal. Warum sollte sich ein größerer Verlag auch für etwas einsetzen, was einem Kleinverlag nutzt. Theoretisch sind die ja Konkurrenten und könnten irgendwann auch mal groß werden ...  ::)

Ich befürchte, dass Sie da Recht haben, Nycra.
Wenn amazon mehr Geld von den Verlagen haben will, dann muss der Verlag eben an anderer Stelle sparen, und wenn es bei (uns) Autoren ist.
Und wenn die Autoren dann in den sauren Apfel beißen (müssen?), dann geht die Rechnung für die Großverlage auf.
Zitat
[...] wir Verbraucher nicht umdenken und die Verlage sich zurückziehen, bleibt alles beim Alten. Alle meckern, machen aber da weiter, wo sie gerade aufgehört haben. Ist genauso mit dem Umwelt- und Tierschutz und der Politik ...

Und da sind wir wieder bei der Bequemlichkeit. Cryphos hat in seiner Signatur eine Textzeile von den Ärzten, in der es heißt: "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, doch es ist deine Schuld, wenn sie so bleibt."
Und damit hat die beste Band der Welt auch Recht.
Ich glaube, wenn die Autoren ihre Werke im "Selbstverlag" als e-book rausbringen, sich vielleicht sogar zusammentun für eine faire Shopwebseite als Gegenpol zu amazon, hat amazon ein Problem.
Und man kann mir nicht erzählen, dass amazon unantastbar wäre; es gibt so viele Firmen, die groß waren, bis es zu einem Gegenpol gekommen ist, und der brachte sie ins Strudeln.
Selbst ebay, der bisher seine Vorherrschaft damit ausnutzte, möglichst viel Gebühren herauszupressen, wurde durch andere Auktionshäuser langsam aber sicher auf den Boden geholt. Auch wenn ebay noch groß ist, seinen Status als Goliath hat er inzwischen verloren.

@ Torsten Low und Grey: ich habe immer noch meine Zweifel, dass die Masse davon überzeugt ist: was es bei amazon nicht gibt, gibt es nicht. Vielleicht gibt es tatsächlich ein paar Hansel, die das denken, das will ich nicht in Frage stellen. Auch die breite Masse dürfte doch Alternativen kennen.
Auch stimme ich der Aussage, dass die potentiellen Käufer nicht in der Lage sind, das Gewünschte im Marketplace zu finden, nicht zu . es steht direkt unter dem Titel; da braucht man nicht kurz runterscrollen, das sieht man auf einen Blick.



Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

heroine

Zitat von: Szazira am 26. Mai 2014, 10:53:49
Monopole sind nie gut.

Das stimmt nicht. Zumindest theoretisch gibt es das natürliche Monopol, bei dem es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn es nur einen Anbieter gibt. :)

Snöblumma

Zitat von: Nycra am 26. Mai 2014, 10:06:52
Ich hab da neulich aber auch etwas in der Werbung gehört. Die sagen ausdrücklich, dass der (neue) Toline alle Formate kann, das würde bedeuten, dass es mobi miteinschließt, oder? Aber da war immer die Rede von "der neue Tolino" - kann also gut sein, dass ältere Modelle dafür nicht geeignet sind. Getestet hab ich das natürlich mangels Gerät nicht, aber mir kam auch sofort in den Sinn, dass man dann ja endlich von Amazon wegkönnte, wenn das möglich wäre.

Das wäre in der Tat mal eine gute Nachricht. Weiß da irgendwer mehr davon? Ich kann leider im Internet nix finden, die Beschreibung des neuen Tolino ist da nicht sehr aussagekräftig (blabla... offenes System... blabla...).

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
Ich glaube, wenn die Autoren ihre Werke im "Selbstverlag" als e-book rausbringen, sich vielleicht sogar zusammentun für eine faire Shopwebseite als Gegenpol zu amazon, hat amazon ein Problem.
Nun ja, nur dass ich Selbstverlag nicht als gangbare Alternative halte. Der Vorschlag hier grenzt ja eigentlich daran, einen eigenen Verlag aufzumachen, und dann stellt sich wieder die Frage nach Finanzen und Organisation. Wieso also etwas neu schaffen, dass es eigentlich schon gibt?
Für mich sind Großverlage die ideale Lösung, wenn es ans Publizieren geht. Ich will mich nicht mit Marketing und Co. herumschlagen, ich will mein Lekorat organisiert bekommen etc. und nehme dafür geringere Gewinnbeteiligung gerne in Kauf. Dass es die Unterschiede Großverlag/Kleinverlag/Kleinstverlag/Selbstverlag gibt, finde ich prima, da ist für jeden eine Lösung dabei. Darum halte ich auch sehr wenig davon, dass Amazon versucht, alle in den Selbstverlag zu drücken. Ich für meinen Teil würde dann nämlich dazu tendieren, nicht mehr zu veröffentlichen. Ich will nicht in Vorleistung gehen, was Lekorat und Cover angeht. Ich habe keine Zeit für Marketing. Ich habe keinen Bock auf Social-Media-Kampagnen. Das soll der Verlag machen, dafür bekomme ich weniger vom Gewinn. Das ist okay so, das sind eben Transaktions- und Informationskosten, die ich bezahle. Als Selbstverleger in Form von Vorleistung und Zeit, als Autor im Großverlag in Form von weniger Gewinnbeteiligung. Ich glaube, gerade diese Vielfalt an Möglichkeiten sorgt auch für eine Vielfalt an Veröffentlichungen, gerade auch im Nebenerwerb, der ja bei den allerallermeisten Autoren angesagt ist ;).

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
was es bei amazon nicht gibt, gibt es nicht. Vielleicht gibt es tatsächlich ein paar Hansel, die das denken, das will ich nicht in Frage stellen. Auch die breite Masse dürfte doch Alternativen kennen.
Auch stimme ich der Aussage, dass die potentiellen Käufer nicht in der Lage sind, das Gewünschte im Marketplace zu finden, nicht zu . es steht direkt unter dem Titel; da braucht man nicht kurz runterscrollen, das sieht man auf einen Blick.

Ich kaufe nach etlichen schlechten Erfahrungen eigentlich grundsätzlich nicht mehr im Marketplace, es sei denn, es geht um Bücher und ich kenne den Verlag hier aus dem TiZi oder so. Sobald etwas nur über Drittanbieter erhältlich ist, lasse ich an sich die Finger davon. Was das andere angeht: Ich würde es eher anders herum sehen - es gibt nichts, das es bei Amazon nicht gibt. Wie Riesenkaufhaus, nur virtuell. Zumindest habe ich bisher immer alles, das ich mir einbildete, brauchen zu müssen, auf Anhieb bei Amazon gefunden. Während mich Verkäufer in Ketten und Einzelhandel bisweilen echt komisch angesehen haben.  ::) Solange Amazon diesen Mehrwert, und wenn er nur gefühlt ist, bietet, wird es schwer, dem beizukommen. Das ist eben wie Shoppingmall vs. verwinkelte Innenstadt mit Spezialgeschäften zu alles und jedem. Zweiteres ist schöner für einen Einkaufsbummel, ersteres einfach praktischer, wenn man wenig Zeit hat und schlichtweg ein bestimmtes Ding haben will. Und beides hätte an sich seine Existenzberechtigung.

Und was die Monopolstellung angeht: Da greift dann eben die zerstörerische Kraft des Kapitalismus. Amazon wird es irgendwann übertreiben. Dann gibt es ein kleines, bewegliches Startup, das Mehrwert bietet. Und schon erleben wir, wie Amazon zugrunde geht. Ist eben so. War schon immer so. Funktioniert auch, wenn man das Kartellrecht ernst nimmt - und da ganz ehrlich? Geschlossene Softwarelösungen? Absolute Kontrolle über gekaufte Inhalte? Keine Schnittstellen? Selbstherrlichkeit? Erinnert mich stark an Microsoft. Dann schlugen die Kartellbehörden zu. Und heute ist Microsoft eine der eingefangensten, überwachtesten Firmen in dem Sektor, die so rumlaufen. Muss halt nur stark genug werden, dieses Amazon, und dann werden wir sehen, was passiert. Falls sie nicht vorher pleite gehen, was ich aufgrund der Kennziffern auch für eher wahrscheinlich halte. Nachhaltiges Wirtschaften ist etwas ganz anderes, und auf dem amerikanischen Markt ist Amazon ja beileibe nicht so stark wie auf dem Deutschen. Bleibt auf jeden Fall spannend.

Judith

#52
Zitat von: Snöblumma am 26. Mai 2014, 11:21:21
Das wäre in der Tat mal eine gute Nachricht. Weiß da irgendwer mehr davon? Ich kann leider im Internet nix finden, die Beschreibung des neuen Tolino ist da nicht sehr aussagekräftig (blabla... offenes System... blabla...).
Ich hake hier mal kurz ein: Es mag sein, dass der Tolino mobi lesen kann, aber das wird dir nicht viel bringen. mobi ist in der Regel ein DRM-freies Format; das DRM-geschützte mobi-Format von Amazon ist azw! Sprich: Falls der Tolino mobi kann (wie auch einige alte Reader, z.B. der iRiver und die früheren Pocketbooks, glaub ich), kannst du darauf trotzdem keine DRM-geschützten ebooks von Amazon lesen. Und die ungeschützten mobi-Dateien lassen sich sowieso ohne Probleme und Verrenkungen konvertieren.

Pygmalion

ZitatSeien wir doch mal realistisch: Amazon ist faktisch pleite. Sie schreiben immer noch rote Zahlen, weil sie sich viel zu schnell viel zu groß aufgebläht haben.

Also, das machen die völlig bewusst, Nycra. Das ist Absicht, dass die keine Gewinne machen, weil sie alles, was sie einnehmen direkt in die Expansion stecken ;) Die Könnten Gewinne machen. Wollen sie aber nicht. Jeff Bezos hat sogar mal gesagt, als sie in einem Jahr Gewinn gemacht haben, dass das ein Versehen war und nicht wieder vorkommen sollte ;)

pink_paulchen

Zitat von: Cairiel am 26. Mai 2014, 08:50:58
Mit den Daten sehe ich es wie treogen: Ich vertraue sie lieber 20 seriösen Kleinverlagen an, bevor ich sie dubiosen Megakonzernen in den Rachen werfe, der damit sowieso tut, was er will und kann. Bislang hatte ich damit keine Probleme.
Woher weißt du, dass du keine Probleme hattest? Wenn jemand deine Daten anders verwendet, als du dir das vorgestellt hast, dann fällt dir das vielleicht gar nicht auf. Vielleicht hast du nur einen Eintrag mehr zum gläsernen Kunden...

Aber manchmal trügt einen ja das Gefühl und da dachte ich: Schau ich doch nochmal nach. Als Beispiel habe ich die 3 Kleinverlage ausgesucht, bei denen ich in Anthologien vertreten bin. Ich stelle mir die Frage: wie kann ich das Buch kaufen und was passiert dabei mit meinen Daten:

Saphir im Stahl
Webformular ohne Verschlüsselung zum Bestellen. Zahlung nur Vorkasse, obwohl in der AGB was anderes steht. In der Datenschutzerklärung ist nicht geregelt, wie meine Daten verarbeitet werden. Hier können die Daten also einerseits auf dem Weg durchs Internet durch Unbefugte verteilt werden, aber auch durch den Verlag selbst.

Beyond Affinity
1&1 e-shop System. Der ist verschlüsselt und 1&1 kümmert sich zeitnah um Patches, aber die Informationen über die Versandkosten führen ins Leere. Auch eine Datenschutzerklärung fehlt völlig, was also mit meinen Daten da passiert, erfahre ich nicht. Ein Überraschungsshop quasi.

Mondwolf
Auch ein http-Webformular ohne Verschlüsselung. Der Versand kostet 3 Euro. Aber immerhin ist die Mondwölfin die einzige in meiner nicht-repräsentativen Erhebung, die mich über den Umgang mit meinen Daten in den AGB aufklärt.

Selbst der größte Amazon-Hasser wird zugeben müssen, dass aus Datenschutzsicht hier die Wahl nicht schwer fällt.

Cairiel

Zitat von: pink_paulchen am 26. Mai 2014, 13:31:37
Woher weißt du, dass du keine Probleme hattest? Wenn jemand deine Daten anders verwendet, als du dir das vorgestellt hast, dann fällt dir das vielleicht gar nicht auf. Vielleicht hast du nur einen Eintrag mehr zum gläsernen Kunden...
Gut, okay, da mag ich mich mit meiner Aussage etwas weit aus dem Fenster gelehnt haben. Allerdings "kenne" ich die Kleinverleger, bei denen ich persönlich einkaufe, übers Netz, und vertraue ihnen, so wie ich auch einem Tintenzirkler vertraue, wenn ich ihm meine Adresse gebe. Und das Argument kann man auch auf Amazon zurückwerfen - weiß ich, was die mit meinen Daten anstellen? Ich schätze, alles, was im Bereich der rechtlichen Grauzone möglich ist. Da vertraue ich den Leuten, die ich zumindest halbwegs "kenne", weitaus mehr.

Wie gesagt, bei Verlagen, bei denen ich Bedenken habe, bestelle ich mir die Bücher über meinen Buchhändler. Alles kein Problem.  :)  Und wer Bestellungen über Kleinverlage direkt nicht mag, kann auch zum Buchhändler seines Vertrauens gehen, sofern er nicht bei Amazon einkaufen will. Für Prints sehe ich kein Problem, nur bei den E-Books wird es problematischer, weil gerade unter den Selfpublishern so mancher nur bei Amazon veröffentlicht hat.

treogen

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
@ Torsten Low und Grey: ich habe immer noch meine Zweifel, dass die Masse davon überzeugt ist: was es bei amazon nicht gibt, gibt es nicht. Vielleicht gibt es tatsächlich ein paar Hansel, die das denken, das will ich nicht in Frage stellen. Auch die breite Masse dürfte doch Alternativen kennen.

Nun, ich kann nur von dem ausgehen, was ich sehe.
Ich wurde im Januar 2011 ins Barsortiment aufgenommen.
Obwohl ich 2011 nicht mehr und nicht weniger Bücher wie 2010 herausgebracht habe, habe ich in dem Jahr eine Verkaufssteigerung über Amazon von mehr als 120% (!) zum Vorjahr (und eine Umsatzsteigerung von 66%). In allen anderen Bereichen (Direktverkäufe, Offline-Buchhandel, restlicher Internethandel, Autorenverkäufe, eigener Webshop) war die Steigerung wie in den Jahren davor. Ja, ich habe in dem einen Jahr über Amazon tatsächlich mehr als das Doppelte des Vorjahres gehabt.
In jeden anderen Jahr - davor und danach - haben wir "normale" Steigerungen von ca 20-25%.
Das heißt, es ist davon auszugehen, dass das Mehr aus einem einzigen Grund existiert: Unsere Bücher sind zusätzlich zu dem was vorher war, nun auch direkt in Amazon erhältlich.
Man könnte es auch anders sagen: diese zusätzlichen Kunden haben vorher zwar bei amazon geschaut, aber sind nach dem "nicht lieferbar" einfach nicht weitergesucht.

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 10:58:48
Auch stimme ich der Aussage, dass die potentiellen Käufer nicht in der Lage sind, das Gewünschte im Marketplace zu finden, nicht zu . es steht direkt unter dem Titel; da braucht man nicht kurz runterscrollen, das sieht man auf einen Blick.

Auch hier bin ich überhaupt nicht bei dir
1.) Es gibt eine ganze Menge Menschen, die lehnen den Marketplace grundsätzlich ab. Ich habe bereits Dutzende Rückmeldungen erhalten, dass man das Buch über den Marketplace nicht kaufen würde, sondern nur, wenn es "richtig" verfügbar ist. Als Kleinverleger ohne Verlagsauslieferung weiß ich auch, wann und wo ich Bücher hinliefere. Ich konnte dadurch auch recht gut nachvollziehen, dass diese Leute nicht nach anderen Alternativen geschaut haben. Damals waren die Anzahl der Bestellungen auch sehr ... übersichtlich ;)
2.) Wenn es ein Buch ist, welches nicht im Barsortiment gelistet ist, dann gibt es keine Buchhändler, die dieses Buch im Marketplace anbieten. Damit gibt es exakt einen Verkäufer für diese Bücher - der Verlag. Und dieser eine Verkäufer kann es sich meist nicht leisten, das amazon advantage Programm zu nutzen. Ergo bekommt der Kunde beim Kauf über den Verlag über den Marketplace 3 Euro Zwangsporto draufgeschlagen. Der Verlag kann da nichts machen. Er kann nicht sagen, er will das nicht (schließlich geht die Geldabwicklung über amazon). Er kann sein Buch auch nicht 3 Euro günstiger anbieten - Buchpreisbindung. Und somit wird da der Marketplace zusätzlich unattraktiv.

Das, was ich hier schreibe, sind meine Schlussfolgerungen aus Daten aus 9 Jahren Kleinverlag, das ist also zumindest für meinen Verlag mehr als representativ.
Daraus weiter zu schlussfolgern, dass es anderen Kleinverlagen genauso geht, ist sicher nicht ganz verkehrt.
Und daraus weiter zu schlussfolgern, dass das Käuferverhalten für Publikumsverlage zwar nicht gleich, aber vielleicht ähnlich ist, ist sicher nicht undenkbar.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Feuertraum

Zitat von: treogen am 26. Mai 2014, 20:59:59

Auch hier bin ich überhaupt nicht bei dir
1.) Es gibt eine ganze Menge Menschen, die lehnen den Marketplace grundsätzlich ab.

Das ist etwas vollkommen anderes und hat nichts mit meiner respektive Ihrer Aussage zu tun.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

treogen

Zitat von: Feuertraum am 26. Mai 2014, 21:27:06
Das ist etwas vollkommen anderes und hat nichts mit meiner respektive Ihrer Aussage zu tun.

Nun - meine Aussage war die hier:
Zitat von: Antwort #21
Und was heute nicht bei amazon erhältlich ist, wird von den Kunden von heute als nicht existent wahrgenommen. Was es bei amazon nicht gibt, gibts es nirgendwo - so die Denke der meisten Amazonkunden. Selbst, wenn das Buch im Marketplace verfügbar wäre und der Kunde nur ein paar Zentimeter runterrollen müsste. 
und die hier:
Zitat von: Antwort #28Wenn Kunden ein Buch nicht bei amazon direkt finden, dann kaufen sie es nicht. Selbst, wenn das Buch drunter im Marketplace gelistet ist.

das widerspricht in keinster Weise dem, was ich hier geschrieben habe:
Zitat von: Antwort #56Es gibt eine ganze Menge Menschen, die lehnen den Marketplace grundsätzlich ab.

Halten wir noch mal fest:
Ich unterstelle den Lesern nicht, dass sie zu "blöd" sind - wie Sie anscheinend glauben.
Ich unterstelle, dass ein nicht zu vernachlässigender Teil der Leser Alternativen (bewusst oder unbewusst) ignoriert. Ich gehe davon aus, dass der Grund für das ignorieren schlichtweg Bequemlichkeit ist.
Und damit kommen wir wieder zum Kernpunkt der Sache zurück: Was nicht bei Amazon direkt verkauft wird, existiert nicht.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

treogen

Ok, jetzt gehts nicht um die Erpressung der Verlage sondern die Tyrannei gegen Händler.
Alle Händler haben sich nochmals einer hochnotpeinlichen Prüfung zu unterziehen.
Kontoprüfung, Adressprüfung, Firmenprüfung, Ausweisprüfung.
Hammer find ich folgende Forderung, ohne die man in Zukunft nicht mehr verkaufen kann:
ZitatFalls erforderlich, kann ich Kopien der aktuellen Belege zu den Kosten meiner Haushaltsführung (nicht älter als 3 Monate), wie zum Beispiel die Strom-, Wasser- oder Gasrechnung und die Rechnung für den Telefon- und Internetanschluss in einer von Amazon unterstützten Sprache bereitstellen: Chinesisch, Niederländisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Japanisch, Polnisch, Portugiesisch und Spanisch.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten