• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Umfrage zu Honoraren

Begonnen von gbwolf, 29. April 2014, 09:03:28

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

treogen

#15
Zitat von: SabrinaQ am 02. Mai 2014, 17:17:56
Alle, die sich schon genauer mit diesem Thema auseinandergesetzt haben (wie die meisten in diesem Forum), wissen ja, von wie vielen Komponenten solche Zahlen abhängen und so denke ich nicht, dass Neid, Angeberei usw. ein so großes Thema sind. Oder bin ich da zu blauäugig?

Jepp, bist du ;)
Sorry - cannot resist  :ätsch:

Nein - sorry, dass ich es so deutlich sagen muss: Neid ist eine der treibendsten Kräfte überhaupt bei den Menschen - insbesondere bei Deutschen. Und oftmals sogar blinder, zerstörerischer Neid.
Da gabs sogar diverse Studien, bei der die Probanden gefragt wurden, ob sie lieber die Summe x haben wollten (und dabei wußten, dass ein Nachbar, Freund, etc. gleichzeitig das Doppelte bekam) oder ob sie sich lieber mit einer viel, viel geringeren Summe y zufrieden geben wollten (sie dabei aber genau wussten, dass der Freund, Nachbar, etc. gleichzeitig weniger als y bekämen). Viele haben sich für die niedrigere Summe entschieden. Denen war nicht wichtiger, dass sie mehr bekommen. Denen war nur wichtiger, dass sie mehr als andere haben.
Und solche Sachen arten auch oftmals aus. Ich habs tatsächlich schon erlebt, dass einer während einer Gruppenrunde sich lauthals ereifert hat, dass ein Kollege viel mehr bekäme und eigentlich viel weniger machen würde.
Mal davon ganz abgesehen, dass die meisten Leute ihre eigene Arbeit (qualitativ und quantitativ) oftmals extrem überschätzen und die Arbeit anderer oftmals extrem unterschätzen - aber so was stört extrem das Betriebsklima.
Vor allem, wenn hinterher rauskommt, dass der eine sein Bruttogehalt nennt, der andere es aber mit den eigenen Nettogehalt vergleicht (wie damals passiert). An dem Beispiel sieht man eigentlich auch, dass die "verschiedenen Komponenten" uninteressant sind: Man will einfach nur eine Zahl vergleichen. Selbst wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht.

Deswegen:
JA zu anonymen Fragebögen - damit man weiß, ob man unverhältnismäßig viel weniger bekommt und man über den Tisch gezogen wird.
NEIN zum direkten Austausch - das schädigt tatsächlich und erwiesenermaßen das Betriebsklima. Und zwar nicht wegen angeblicher oder wirklicher Ungerechtigkeiten des Arbeitgebers, sondern in erster Linie deswegen, weil die meisten gar nicht nachvollziehen können und wollen, WARUM jemand mehr verdient und das es vielleicht sogar berechtigt ist.

Übrigens - gerade zum Thema Neid hab ich noch einen schönen auf Lager:
Ich wurde bereits mehrfach beim Finanzamt und beim Gewerbeamt verpfiffen, ja einmal sogar bei meinen Arbeitgeber.
Ich weiß nicht, von wen.
Aber diese Drecks***eine haben wohl tatsächlich gehofft, sie könnten mich damit reinreiten. Haben wahrscheinlich gedacht, ich hätte mein Gewerbe nicht gemeldet oder zahle nicht meine Steuern. Vielleicht haben sie sogar gehofft, ich hätte meinen Arbeitgeber nicht über mein Nebengewerbe aufgeklärt und würde wegen der Meldung meinen Job verlieren (was durchaus hätte passieren können, wäre ich da nachlässig gewesen). 
Dieses Beispiel hier ist übrigens auch ein Anzeichen, dass an oben erwähnter Studie was dran ist. Anstatt dafür zu sorgen, dass man sich selbst vielleicht auch was aufbaut, unternimmt man hauptsächlich Anstrengungen, um den "Konkurrenten" zu schaden.
Bescheuert, nicht wahr?
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

heroine

#16
Hi treogen,

anscheinend bin ich ein unverbesserlicher Idealist. Hast Du zufällig die Studie parat oder kannst mir zumindest sagen von wem/bzw. welchem Institut? Das würde mich wirklich interessieren. Ich weiß zwar nicht ob ich dazu komme, sie wirklich zu analysieren, aber zumindest nachlesen würde ich es sehr gerne.

Edit: Das mit den Anzeigen und der Ungunst finde ich sehr schade für Dich und hoffe es wiederholt sich nicht. :)

treogen

#17
Hi heroine,

auf die Schnelle hab ich nur den Link hier gefunden: http://www.paradisi.de/Freizeit_und_Erholung/Gesellschaft/Schadenfreude/News/25033.php
Meines Wissens nach gab es in der Richtung jedoch mehrere. Ich hab das erste Mal Ende der 90'er Jahre von solchen Studien gehört.

Und das mit den Anzeigen: Es WAR wiederholt. Mittlerweile ist dahingehend ruhe. Allerdings kann das auch daran liegen, dass ich seit meinem Umzug nicht mehr ganz so einen engen Kontakt zum Finanzamt habe, als dass die mir so was mal eben im Vertrauen sagen.
Das System der "Blockwarte" funktioniert in Deutschland nach wie vor. Seit über 70 Jahren.

Edit: Hier noch mal ein weiterer Bericht: http://www.sueddeutsche.de/karriere/macht-geld-gluecklich-hauptsache-die-anderen-sind-neidisch-1.9476
Edit 2: Hier ist noch eine andere Studie angesprochen. Weiterführende Infos musste dir halt zusammensuchen: http://www.handelsblatt.com/technologie/forschung-medizin/forschung-innovation/gluecksforschung-macht-geld-gluecklich/3294218.html
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Guddy

#18
Dass besonders Deutsche neidisch sein sollen, halte Ich für ein nerviges Klischee.

Ich als Neuling würde es sehr begrüssen, mehr über Gehälter in dieser Branche zu erfahren. Als Künstlerin finde ich es auch nach wie vor schade, dass niemand darüber spricht. Woher soll Ich wissen, ob Ich meine Bilder zu günstig oder zu teuer verhökere? Es geht ja auch nicht nur um das absolute Honorar, sondern auch um Ratschläge diesbezüglich, wann man wie viel unter welchen Umständen etc.pp. erwarten kann.
Frustrierend, unnötig und nervig!
Verzeihung. Könnte eventuell sein, dass das ein kleines Reizthema für mich ist  ;)

Sternsaphir

Ich kann verstehen, dass man über Honorare schweigt.
Ist mit Gehältern auch nicht anders, weil es eben, wie bereits erwähnt, den Neid fördern könnte und nur unnötige Diskussionen mit dem Geldgeber mit sich bringt. Darum durfte über das Gehalt nie gesprochen werden.

Aber ich muss mich auch Guddy anschließen, dass ich mir auch ab und zu wünschen würde, etwas mehr über die Gehälter einer Branche zu erfahren. Woher soll man denn wissen, ob man ausreichend bezahlt oder nicht doch über den Tisch gezogen wird?
An öffentlichen Tariflöhnen kann man sich ja noch irgendwie orientieren und in manchen Branchen sind die Gehälter auch gesetzlich festgelegt, aber nicht in allen.

Als ich noch handwerklich tätig war, musste ich irgendwann feststellen, dass eine ungelernte Aushilfskraft einen höheren Stundenlohn als ich hatte. Und auch später als ich den Job schmiss und studierte, waren die Studijobs besser bezahlt als ich es als gelernte Fachkraft je erreicht hätte.
Das Jobcenter hat früher Zahlen zu den Gehältern, die in jeder Branche im Schnitt gezahlt wurden, veröffentlicht. Ich weiß nicht woher sie ihre Infos hatten, aber in meinem Bereich lagen sie weit, weit neben der Realität.

treogen

Zitat von: Sternsaphir am 04. Mai 2014, 16:10:12
Aber ich muss mich auch Guddy anschließen, dass ich mir auch ab und zu wünschen würde, etwas mehr über die Gehälter einer Branche zu erfahren. Woher soll man denn wissen, ob man ausreichend bezahlt oder nicht doch über den Tisch gezogen wird?

Naja, für die meisten Branchen gibts sowas ja auch. Beispielsweise den hier: https://www.nettolohn.de/gehaltsvergleich.html
Man darf aber eines nicht vergessen - ein Großteil liegt immer noch an den Verhandlungskünsten des Einzelnen.

Komplizierter ist es im reinen künstlerischen Bereich, da gebe ich dir Recht, Guddy.
Ich kann dir jetzt mal eine Spanne sagen, was ich bereits erlebt habe:
Ich habe ein Angebot von einer Grafikerin erhalten - die wollte für eine Covergestaltung 1600 Euro. Weil die das sonst auch immer bekommt.
Und ich habe mal ein Angebot von einer Grafikerin erhalten - die wollte für eine Covergestaltung 100 Euro. Und damit absolut happy.
Ich hab mit beiden noch nicht zusammengearbeitet. Die Preise für meine Grafiker liegen irgendwo dazwischen (mehr sag ich jetzt auch nicht ;) ).
Aber schon alleine daran sieht man ja, dass mit einer puren Zahl einem nicht geholfen ist. Erstere arbeitet anscheinend hauptsächlich für die großen Verlage und ist da wohl auch etabliert und der Preis dort bezahlbar.
Letztere wäre wohl froh gewesen, überhaupt einen Auftrag zu bekommen.

Am Ende solltest du dir nicht so viel Gedanken machen, was andere für den Job bekommen würden, sondern ob du damit zufrieden bist, was du für den Job bekommst. Und vielleicht auch den Mut haben zu feilschen. Dann siehst du eigentlich recht schnell, ob der andere noch Luft hat, oder es ihn schon drückt. Ob er dich wirklich will oder ob du austauschbar bist.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

FeeamPC

Ähem... Guddy, hast du schon mal auf die Seite der Verwertungsgesellschaft Bild Kunst gesehen? Die schreiben dort ganz klare Bezahl-Sätze für Bilder aus.  Klar, etablierte Künstler großer Verlage liegen drüber, Künstler, die für Kleinverlage arbeiten, leider oft drunter (weil Kleinverlage eben auch zu wenig Geld haben), aber ich denke mal, die dort aufgeführten Zahlen sind ein guter Richtwert für die eigene langfristige Planung.  Zumindest dann, wenn deine Kunst handwerklich bereits ausgereift ist.

Kaeptn

Ich finde, im Verlagswesen kann man schon über HonorarSÄTZE reden. Das sagt ja auch gar nicht viel über das letztendlich erhaltene Honorar aus. Aber wenn der eine Verlag 15% beim eBook zahlt und der andere 30%, dann sollte man sich als Autor schon fragen dürfen, warum die beiden derart unterschiedlich kalkulieren und warum in aller Welt (wenn man denn die Wahl hat), man bei dem 15er unterschreiben sollte.

Als Neuling kennt man aber die Sätze nicht, ist froh, überhaupt einen Vertrag zu bekommen und schon haben wir den von Thea geschilderten Fall, dass derjenige a) unter Wert und b) zu Lasten der Honorarforderungen anderer arbeitet.

Von daher erhoffe ich mir vom Ergebnis der Umfrage sowas wie die "marktüblichen" Honorarsätze. Und dann kann ich - wie bei einer Wohnung und dem marktüblichen qm-Preis - schauen, wie weit mein Angebot davon abweicht und ob ich es dann trotzdem machen will.

gbwolf

Was die Umfrage ja leider nicht erfasst, sind Qualität des Lektorats und Umfang des Marketings. Das ist natürlich auch viel schwerer zu quantifizieren und sollte mit einfließen, wenn die Umfrage fertig ist und wir hier sie beispielsweise zitieren, wenn jemand seinen ersten Vertrag verhandelt. Ich kenne Leute, die für das Taschenbuch 7,5% bekommen, aber der Verlag - obwohl ein nicht kleiner Publikumsverlag - verkauft weniger TBs, als ein anderer Verlag, der chronisch 5% anbietet.
Aber es ist auf alle Fälle sehr gut, überhaupt einmal vergleichbare Zahlen zusammenzutragen. Man merkt hier ja spätestens an den Stammtischen, dass viel darüber gesprochen wird - ich bin allerdings auch schon Leuten begegnet, die die versammelten Autoren für ein Foto "nach Höhe des Vorschusses" aufstellen wollten (Als Witz getarnt, aber nicht gemeint).

gbwolf

Sodele. Ich schubse mal wieder hoch, da die Umfrage noch etwa einen Monat lang läuft. Kann ja sein, dass die eine oder der andere das Ausfüllen glatt aud "später" verschoben und vergessen hat.


Ryadne

Die meisten Ergebnisse hätte ich so in der Richtung erwartet, aber was die Maximalhonorare angeht, bin ich doch überrascht. Nicht, dass ich von den Honoraren in Publikumsverlagen viel Ahnung hätte, aber ich hätte die Thriller an der Spitze vermutet und Love and Landscape weiter oben. Wobei die Verteilung natürlich auch an den teilnehmenden Autoren hängen kann.

So oder so finde ich die Auswertung als Versuch interessant, selbst den nicht darstellbaren Absatz zu den Tantiemen, der ja doch auf seine Art viel aussagt. ;)

Franziska

Dass die Honorare bei Kinderbuch und Fantasy so hoch sind, hätte ich nicht gedacht. Aber ich versteh auch nicht ganz, ob das jetzt für ein Buch sein soll, oder für mehrere.

Zit

Naja, ich schätze, dass da auch Autoren wie Iny Lorentz oder Fitzek mitgemacht haben und da verschieben sich die Angaben eben. Ich schätze auch, dass der höchste Vorschuss von 50k EUR auf einen der beiden zurück geht. Denke nicht, dass Markus Heitz so viel bekäme.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Rigalad

Zitat von: Zitkalasa am 29. November 2014, 13:18:06
Denke nicht, dass Markus Heitz so viel bekäme.

Oh, das glaube ich aber schon. :) Generell hätte ich bei Fitzek fast mit noch mehr gerechnet, aber ich denke auch nicht, dass er bei der Umfrage mitgemacht hat. Wenn ich das überlesen habe, korrigiert mich bitte. Iny und Elmar sind ja recht präsent im Montsegur-Forum, deswegen würde ich davon ausgehen, dass deren Honorar auch in die Umfrage eingeflossen ist.

Was mich übrigens auch wundert: Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die Zahl der vermittelten Verträge noch höher ist. Die bewegt sich gar nicht so weit oben, wie ich bislang immer gedacht habe. Wobei man natürlich auch immer bedenken muss, dass das hier keine aussagekräftige Statistik ist, sondern eben nur eine stichprobenartige Umfrage. Aber dennoch...