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Name zu lang?

Begonnen von Schattenlicht, 23. April 2014, 13:04:12

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Fianna

Mehr als eine berühmte: Ahmose Nefertari, Stammutter der 18. Dynastie, Tochter von Seqenre oder Kamose - die beiden haben die Heqa-chaswt (Hyksos) vertrieben.

Neferneferu Aton Nefertiti, besser bekannt wohl als Nofretete, zählt doch auch zu den eher bekannteren Figuren.

Nefertari, Nefertiti und Nofretete sind nämlich exakt dieselben Namen; das, was wir hier lesen und was sich in kleinen Abweichungen unterscheidet, ist die Hilfsaussprache der Ägyptologen. Es hat sich irgendwie eingebürgert, dass man Nefertari die Frau von Ramses nennt und Nofretete die Frau von Echnaton; damit man es auf einen Blick unterscheiden kann, ohne dass die Beinamen o.Ä. noch dazugeschrieben werden müssen.

Das ist ziemlich häufig in der ägyptologischen Wissenschaft der Fall (wobei dann immer wieder gerne mal fremdsprachige Literatur den Leser verwirrt, weil die Briten oder Franzosen sich nicht daran halten).


Ich persönlich würde einen Namen, der ganz klar in einem bekannten historischen Setting verortet ist (z.b. altägyptisch, griechisch, römisch) keinesfalls in einer erfundenen Fantasywelt verwenden, die die mit diesem Setting nichts zu tun hat.
Dass deine Klassenkameraden und Deine Mama es nicht kennen, würde ich mal als nicht relevant erachten. Es sei denn, die sollen auf absehbare Zeit die einzige Leserschaft bleiben  ;) ansonsten musst Du die Erfahrungen, den Wissensstand und die Erwartungen eines breiteren Publikums beim Schreiben berücksichtigen. Und da ist Nefertari nunmal sehr klar mit dem alten Ägypten verbunden.


Bei dem Erfinden weiterer Namen würde ich darauf achten, dass es einigermaßen passt. Natürlich gibt es immer Namen unterschiedlicher Länge und unterschiedlicher Vokale/Konsonanten, falls dieser Name der einzig lange bleibt, wäre das nicht so schön. (Es sei denn, es ist ein Thronname oder wurde sonstwie speziell verliehen).
Man arbeitet irgendwie gerne instinktiv mit Buchstaben oder Namenslänge, weil das beim Schreiben und Lesen am auffallendsten ist; aber da gibt es in jeder Kultur eine ziemlich breite Variation. Ich würde weitere Namen derselben Kultur eher am Klang aufbauen, also harte/weiche Laute etc. Das ist natürlich ziemlich schwierig, weil man wenn man nicht gerade Linguist ist, da nicht so ganz den Zugang zu hat. Aber mit google kann man da schonmal gut arbeiten, beispielsweise wird das Deutsche von Englischsprachigen (z.B. Amis) scheinbar als sehr hart, abgehackt und rauh empfunden. Das wären vermutlich nicht die Gedanken, die einem als Deutschen von selbst gekommen wären  ;D

Guddy

#16
Das ist richtig, aber es geht hier ja auch um die Namen, wie wir sie kennen und lesen ;)  Genau genommen werden sie ja auch ein bisschen anders geschrieben.


Wenn ein Name römisch/ägyptisch/whatever klingt, wäre das für mich kein Hindernis. Aber jemanden Caesar zu nennen, sprich einen spezifischen, bekannten Namen zu geben, durchaus. Es sei denn, man benutzt es bewusst als stilistisches Mittel wie etwa Koeppen bei Tauben im Gras.

Fianna

Zitat von: Guddy am 23. April 2014, 17:24:57
Das ist richtig, aber es geht hier ja auch um die Namen, wie wir sie kennen und lesen ;) 
Hey, ich finde Nofretete zählt rein!
Jeder Mensch, der sich ein bisschen mit der Materie befasst und nicht nur grob die Namen zuordnen kann, weiß, dass es derselbe Name ist, und kennt schonmal mindestens 2  ;D

Das mit dem Klingen muss man nicht mal merken. Eine Autorin suchte mal eine Namen für einen Protagonisten, der nur an einem einzigen Tag in Erscheinung trat, und nahm schließlich einfach die Verlautlichung des ägyptischen "Tag". Hat auch kein Mensch bemerkt  ;D

Da fällt mir immer Terry Pratchett ein (Karotte): "Es gibt nur eine begrenzte Anzahl Silben auf der Welt."

Atra

Ich fand den Namen ebenfalls nicht zu lang und gut zu lesen - wie schon gesagt: klangvoll, aussprechbar. Allerdings war meine erste Assoziation ein gewisser Vampir namens Nosferatu ... meine zweite war allerdings Ägypten :D Ob das für dich passt, musst du wissen. Den Namen möchtest du für Fantasy mit eigener Welt verwenden?

LG Atra
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Schattenlicht

@ Fianna: Vielen Dank für die ausführlichen Informationen. :) Ich habe inzwischen den Namen auch mal gegoogelt und habe verschiedene (mehr oder weniger) berühmte agyptische Pharaoninnen/Herrscherinnen gefunden, die ihn tragen und/oder eine Abwandlung davon. Ich denke auch, dass ich ihn aus diesem Grund leider nicht mehr für diese Person verwenden kann. Denn da hast du Recht, ein derartig mit einer bekannten Kultur verbundener Name würde da einfach fehl am Platz wirken.

Ich denke auch, dass Namenslänge eher kein Merkmal einer bestimmten Kultur ist. In Deutschland kann man Magdalena heißen, aber auch Mia. Linguistisch bin ich schätzungsweise ziemlich unbegabt, wenn ich mir meine letzte unterpunktete Französischklausur ansehe. ^^ Der Name kommt übrigens nicht direkt von einer Kultur, sondern wurde magisch gewählt, weil meine Hauptperson Magierin ist. Natürlich werde ich versuchen die Namen meiner Kulturen aneinander anzupassen und nicht willkürlich zu wählen. Ich habe Nefertari genommen, weil er sich für mich ziemlich magisch und geheimnisvoll angehört hat. :)

@ Guddy: Das habe ich mir auch gedacht, ich wusste dass Nefertari sich ziemlich ägyptisch anhört und hatte deswegen gleich das Bild einer Frau mit dunklerer Haut und schwarzen Haaren im Kopf, was dem Aussehen meiner Hauptperson entsprechen würde. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass er mit einer bekannten Ägypterin assoziiert wird.

@ Atra: Ja wollte ich. Jetzt allerdings nicht mehr, denn ich möchte meine Hauptperson nicht auf irgendeine Weise mit unserer Welt in Verbindung bringen. Sollte ich allerdings jemals eine Geschichte schreiben, die in unserer Welt spielt über eine Person mit ägyptischer Herkunft, dann weiß ich welchen Namen ich nehmen werde. ^^





Pygmalion

Wo hast du den Namen denn gefunden? Den hört man ja nicht unbedint morgens in der U-Bahn :D

Naja Mia ist ja nur die Kurform von Maria. Der ist aber auch sehr kurz, ja. Es kommt vielleicht auch ein bisschen auf die Anzahl der Silben an. Die wenigsten gängigen Namen haben mehr als drei Silben. Das kann man einfach nicht so schnell aussprechen, wie Namen mit weniger Silben. Ich suche immer, je nach Ähnlichkeit zu einem irdirschen Kulturkreis, nach Namen aus entsprechenden Regionen... dann kann man schauen, wie klingen die da so so und das übertragen.
Meine Vampire haben z.B. eher französische Namen, die Menschen aus einem Königreich eher deutsche/skandinavische, die Sumpfleute in Richtung Irland und die Wüstenleute afrikanische (z.B. Owoko Usum Xsarasani, der aber die meiste Zeit einfach nur Owoko heißt, weil die Langform mich selbst nerven würde)
Ich gucke auch häufig auf vornamen.com für Anregungen. Da ist Nefertari übrigens als 4. beliebtester ägyptischer Mädchenname gelistet und, das ist noch viel lustiger, Ramses als beliebtester Jungenname  (Anubis ist 5.) :D

Schattenlicht

@ Pygmalion: Ich weiß gar nicht mehr, wo ich ihn herhabe. Ich habe ihn mal irgendwo gelesen und er hat mir sehr gut gefallen, deswegen habe ich mich an ihn erinnert. Ich suche auch nach Ähnlichkeiten mit Kulturen aus unserer Welt. Meine Hauptperson kommt da aus einem Land, was ziemlich an Ägypten/Afrika herankommt, vom Klima her. Namensseiten kenne ich viele und benutze ich auch oft, da kann ich besonders Nameberry empfehlen, das hat mir schon enorm weitergeholfen. (Ist aber auf Englisch).

Simara

Solange in einem Roman nicht alle Namen ellenlang sind, macht es doch nichts aus den ein oder anderen Exoten dazwischen zu haben, vorallem wenn es ins Setting passt. Und im Notfall gibt es ja auch noch die mehr oder weniger elegante Möglichkeit, die Figur bei einer Kurzform des eigentlichen Namens zu rufen. (In einem meiner NaNo Romane habe ich ganz schamlos aus Silvanius 'Silvan' gemacht, weil ich zu faul zum Tippen war, und selbst echte Größen wie George R. R. Martin verpassen ihren Figuren kurze Spitznamen. Auch wenn mich das bei einigen Büchern schon fast wieder nervt, doch dass ist eine andere Geschichte.)   

Vic

Da man ihn ja so ausspricht wie man ihn schreibt, finde ich ihn eigentlich auch nicht zu lang.  :)
Mich stören da eher Namen, über die ich wirklich stolpere beim Lesen.

Kadeius

Guter Hinweis, finde ich auch. Geht mir ähnlich, dass ich manchmal auf Namen komme, bei denen ich mir Sorgen mache, ob der Leser sie flüssig lesen kann. Ich hatte bei GRRM ebenfalls ab und an meine Probleme, zumal er auch den Tick hat, stilistisch fünfmal einen Namen hintereinander in drei Sätzen zu schreiben, um bestimmte Sachen hervozuheben. Gerade in seinen östlichen Ländern hat er dieses Stilmittel eingesetzt und da ging es mir schlichtweg auf den Sack.  :)
Daher hab ich mich auch damit beschäftigt, wie ich dieses Gefühl vermeide. Vielleicht hilft es etwas, wenn man sich handlungsschwangere Absätze/Passagen, in der der Prota/Anta mit dem fragwürdigen Namen häufig erwähnt wird, runterliest und darauf achtet, was für ein Gefühl man mit dem Namen hat. Man hat ja eine grundsätzliche Reaktion, wenn man diesen Namen liest.

Severin

Was ich prinzipiell auch einen gangbaren Weg finde, wäre einfach eine Kurzform oder einen Spitznamen zu finden. Das Beispiel hier bietet sich meiner Meinung nach zwar nicht an, weil ich wie meine Vorredner der Ansicht bin, dass der sich voll und ganz im Rahmen des Zumutbaren bewegt. Wenn aber die Namen länger oder komplizierter werden, oder vielleicht auch Namen aus einem für die Mehrheit der Charaktere fremden Kulturkreis auftauchen, die ihnen eben nicht geläufig sind, denke ich, kann man da die Bequemlichkeit ins Feld führen und einfach entscheiden, dass die besagte Figur von ihren Mitstreitern eine Kurz-/Koseform aufgedrückt bekommt. Das lässt sich möglicherweise sogar für den einen oder anderen gepfefferten Dialog verwenden :)