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Pseudonyme und Künstlernamen

Begonnen von Ary, 13. Februar 2007, 13:50:57

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steffen_bs

Nach langer Abstinenz möchte ich mich hier auch mal wieder zu Wort melden. *schäm*

Ich habe mir ein Pseudonym zugelegt, unter dem ich fortan schreibe und unter dem meine Agentur mich bei Verlagen vertritt.
Natürlich kennt die Agenturchefin meinen richtigen Namen und spricht mich auch damit an, aber ich hatte ähnliche Gründe wie Leon.

Ich möchte berufliches und privates voneinander getrennt halten.

Gruß

Lila

Hmm, mal 'ne ganz blöde Frage... aber wie ist das dann eigentlich, wenn man ein Pseudonym wählt, weil man quasi unerkannt bleiben will? In vielen oder sogar den meisten Büchern sind doch heutzutage auch Fotos vom jeweiligen Autoren (entweder im Einschlag oder auf einer der ersten/letzten Seiten). Was macht man denn dann? Gar kein Bild? Sich unkenntlich machen, indem man sich verkleidet, eine Perücke aufsetzt, oder ähnliches? Oder hat man dann einfach Pech gehabt? :hmhm?:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Artemis

#152
Ich nehme an, dass der Verlag den Autor nicht zwingen kann, sich ablichten zu lassen. Angenommen, man ist als Autor entstellt oder so unansehnlich, dass ein Foto fast schon einem An-den-Pranger-stellen gleichkäme, wäre das nicht grade förderlich für das Ansehen in der Öffentlichkeit.

Und dass sie das Buch nicht veröffentlichen, wenn der Autor sich weigert, wäre etwas übertrieben. Nicht umsonst stehen Fotos unter dem Persönlichkeitsrecht. Im schlimmsten Fall könnte der Verlag zivilrechtlich verklagt werden.

Es gibt ja auch Autoren, die so medienscheu sind, dass sie sich nie blicken lassen. Als konkretes Beispiel nenn ich Süßkind - sein letztes Foto stammt aus den 80er Jahren. Und jene Reporter, die seinen Wohnort ausfindig machen konnten, scheiterten bei der weiteren Recherche an den Einwohnern, die zu dem Autoren halten und seine Existenz im Ort verleugnen  ;)

Leon

Sicher, ein Bild ist schon mal ein kleiner Hinweis auf den Autor. Aber ich finde, nur mit dem Bild alleine, ist es dennoch extrem schwer herauszufinden wo der Autor wohnt. Wenn außer dem Bild, keinerlei weiteren Angaben über den Wohnort des Autors zur verfügung stehen.

JulyRose

Man könnt's auch machen wie Thomas Pynchon, wurde der nicht mal mit einer Papiertüte überm Kopf abgelichtet? Weitere bekannte Beispiele sind Walter Moers (da weiß man gar nichts, und angeblich kennt ihn im Verlag nur sein Lektor) oder auch Peter Licht (oder gibt's von dem inzwischen ein Foto?)

Es ist also theoretisch möglich. :) Und ich vermutlich einfach Verhandlungssache. Es gibt ja auch Buchverträge, in denen bereits steht, der Autor stellt dem Verlag ein Foto zur Verfügung ... da muss man dann eben noch mal in Nachverhandlung gehen, wenn man das nicht will.

Liebe Grüße
Juliane

Jara

Worüber ich mir auch Gedanken gemacht habe, um das Thema mal fortzuführen:

Lohnt sich ein Pseudonym überhaupt, wenn man bei einem "bekannteren" Verlag veröffentlicht?
Oder auch bei einem kleineren, der aber ziemlich gute Publicity macht.
Ich meine, wenn dann so etwas wie eine Autorenlesung ansteht, sieht den Autor sowieso jeder, oder?

Oder kommt hier jetzt die von Tastentänzerin erwähnte Perücke oder auch eine Papiertüte zum Tragen? ;)

Artemis

Zitat von: Jara am 17. Mai 2009, 10:37:40
Ich meine, wenn dann so etwas wie eine Autorenlesung ansteht, sieht den Autor sowieso jeder, oder?

Jeder in der Lesung, klar, aber das ist normal eine überschaubare Menge. Und solange man mit seinem Buch keinen weltweiten Bestseller landet, muss man auch keine Angst haben, dass einen auf der Straße jeder anhaut: "Ey, bist du nicht der Autor von XYZ?"  ;)
Dass einen die Stammleser durch die Lesung kennen, finde ich persönlich nicht schlimm. Man kann auch so unter seinem Pseudonym weiterleben, ohne dass es heikel wird.

Cailin

Zitat von: Jara am 17. Mai 2009, 10:37:40
Lohnt sich ein Pseudonym überhaupt, wenn man bei einem "bekannteren" Verlag veröffentlicht?

Ich muss gestehen: Das versteh ich nicht ganz. Warum sollte sich ein Pseudonym mehr oder weniger 'lohnen' nur weil du bei einem großen / größeren Verlag bist?

Ob jetzt einer der Top Ten oder einer, dessen Namen keiner kennt. Letztlich genügt ein Artikel im Internet und Dank Google (und all den anderen) kennt den Namen (und potentiell auch das Bild dazu, so es das gibt) die ganze Welt. Oder hab ich da irgendwas missverstanden?

Und nochwas: Was meint ihr, wieviele Leser ihre Lieblingsautoren auf der Straße erkennen würden?
Denn: man macht sich doch für ein Foto 'zurecht', oder? Der Fotograf leuchtet das ganze dann noch optimal aus und - das Gefühl hab zumindest ich immer - man sieht auf einem Foto ganz anders aus, als man es tut, wenn man morgens z.B. noch halb verschlafen zum Bäcker tappt oder grad mal schnell in den Supermarkt huscht, weil Milch fehlt.

(Reales Beispiel: Frankfurter Buchmesse: Wahnsinnig bekannter (Fantasy-)Bestsellerautor saß direkt unter / vor dem Banner mit seinem Bild, vertieft in ein Gespräch mit einem Lektor. Ein paar Meter weiter stand eine Gruppe Fans, die sich ein Autogramm holen wollten, sobald er an den Stand kam ... Nur dass er ja schon da war.
Ihr seht, was ich meine, oder?) 

Meiner Meinung nach gibt es unter den Autorennamen mehr Pseudonyme, als wir Leser ohnehin jemals vermuten würden - und bei denen wir gar nicht auf die Idee kämen, dass es Pseudonyme sind.

Aber eine ganz andere Frage: Würdet ihr euch als Leser auf den Arm genommen fühlen, wenn sich irgendwann herausstellt: Ein Autor heißt gar nicht so, wie er die ganze Zeit behauptet hat, sondern sein Name ist ein Pseudonym und seine Biographie (ganz oder teilweise) 'gefaket'?

Jara

ZitatOb jetzt einer der Top Ten oder einer, dessen Namen keiner kennt. Letztlich genügt ein Artikel im Internet und Dank Google (und all den anderen) kennt den Namen (und potentiell auch das Bild dazu, so es das gibt) die ganze Welt. Oder hab ich da irgendwas missverstanden?

Nein, du hast schon recht. Aufgedeckt werden kann ein Pseudonym wirklich durch einen einzigen Artikel im Internet.
Ich meinte eben, dass große Verlage doch auch mehr Werberummel betreiben, z.B. mit Autorenlesungen, Diskussionsrunden oder auf irgendwelchen Veranstaltungen (Buchmessen) und dass es da eventuell eher hinderlich sein kann, wenn der Autor unerkannt bleiben will.

ZitatAber eine ganz andere Frage: Würdet ihr euch als Leser auf den Arm genommen fühlen, wenn sich irgendwann herausstellt: Ein Autor heißt gar nicht so, wie er die ganze Zeit behauptet hat, sondern sein Name ist ein Pseudonym und seine Biographie (ganz oder teilweise) 'gefaket'?

Ich denke, es ist das gute Recht eines Autors, wenn er unerkannt bleiben will. Wie du oben gesagt hast, wissen wohl eh nur die wenigsten bei welchem Autor es sich nur um einen Künstlernamen handelt und wer als "richtige" Person an den Start geht.
Bei der Biographie fände ich es nicht gut, wenn man sie so hindreht, dass sie dem Leser oder vielleicht besonders Verlagen gefällt. Wieso sollte man so etwas tun? Um sich eine Qualifikation anzudichten, die man nicht vorweisen kann? Oder um seine Person einfach interessanter zu machen?
Naja, wer es nötig hat!

Cailin

Zitat von: Jara am 17. Mai 2009, 12:14:13
Bei der Biographie fände ich es nicht gut, wenn man sie so hindreht, dass sie dem Leser oder vielleicht besonders Verlagen gefällt. Wieso sollte man so etwas tun? Um sich eine Qualifikation anzudichten, die man nicht vorweisen kann? Oder um seine Person einfach interessanter zu machen?
Naja, wer es nötig hat!

Da wir (also ich zumindest  ;) ) von Belletristik reden, glaube ich nicht, dass es bei sowas darum geht, sich eine 'Qualifikation' anzudichten, interessanter zu machen oder dem Verlag einen Gefallen zu tun (wobei ich mir das auch gut vorstellen könnte, dass da vielelicht sogar solche 'Wünsche' geäußert werden - und ganz ehrlich: Die Profis sitzen nun mal da.), sondern vermutlich eher darum, um die Biographie auf den als Pseudonym verwendeten Namen abzustimmen. Jemand der Schwedenkrimis schreibt, wird sich vielleicht einen schwedischen Namen zulegen. Und wenn dann da steht, er stammt aus einem Münchner Vorort, ging dort zur Schule und hat beim Buchhändler um die Ecke seine seine Ausbildung gemacht, kann er sich das Pseudonym eigentlich direkt sparen, oder?  ;D

Leon

#160
Ich kann mir nicht vorstellen, dass durch ein Pseudonym sich ein Fan auf den Arm genommen fühlt. Warum auch? Ein Pseudonym ist im Grunde nichts anderes als ein Künsternahme. Viele Schauspieler, Sänger oder Künstler kennt man nur unter ihrem Pseudonym, und keiner ist deswegen böse oder sauer auf sie.

Jara

ZitatDa wir (also ich zumindest  ;) ) von Belletristik reden, glaube ich nicht, dass es bei so was darum geht, sich eine 'Qualifikation' anzudichten
Mit "Qualifikation" habe ich genau das gemeint, was du beschrieben hast ;).
Also jemand der Schwedenkrimis schreibt, der von sich behauptet jahrelang dort gewohnt zu haben und sich mit Gepflogenheiten und so weiter auszukennen, aber in Wirklichkeit nie aus seinem Münchner Vorort rausgekommen ist.
Vielleicht stimmt es und Verlage möchten dann wirklich so etwas hören und auch als Biographie veröffentlichen und es gibt sicher viele Autoren, die es so handhaben würden, wenn es hilft.
Ich hätte dabei trotzdem ein sehr ungutes Gefühl :-\.
Künstlername schön und gut; aber muss ich mir dazu gleich ein neues Leben aufbauen?
Viel mehr würde ich im obigen Beispiel wirklich Zeit in Schweden verbringen und mir allerlei Wissen aneignen über Kurse, Studium ect, auf die ich dann in der Vita verweisen kann und die sich genau so gut lesen.
Aber das ist sicher nur mein subjektiver Eindruck. Ich bin da eben etwas eigen.

Cailin

Zitat von: Jara am 17. Mai 2009, 13:19:56
Viel mehr würde ich im obigen Beispiel wirklich Zeit in Schweden verbringen und mir allerlei Wissen aneignen über Kurse, Studium ect, auf die ich dann in der Vita verweisen kann und die sich genau so gut lesen.

Moment: Reden wir jetzt von der Vita, mit der du dich beim Verlag 'bewirbst' oder von der Autorenbiographie, die dann auf, im oder sonst wo am Buch zu finden ist. Ich war bisher bei letzterem. Und ganz ehrlich - mich interessiert bei letzterem nicht, ob einer 50 Kurse in Slavistik (oder wie das heißt) belegt hat. (O.K. wenn ich ehrlich bin, interessieren mich diese Dinge allgemein eigentlich gar nicht. Gewöhnlich gehe ich nur nach Autorenname und 'Schreibe  gefällt mir'.) Mich interessiert eigentlich überwiegend das Buch und nicht der Autor. Zumindest in der Belletristik. Wenn's an Sachbücher geht, ist das wieder was anderes, aber ich glaube, das stand hier nicht zur Debatte, oder?

Mal ganz abgesehen davon, dass dein 'Weg' ziemlich kostspielig ist, oder?  :dollars:  ;)

Romy

#163
Zitat von: Jara am 17. Mai 2009, 13:19:56
Künstlername schön und gut; aber muss ich mir dazu gleich ein neues Leben aufbauen?
Viel mehr würde ich im obigen Beispiel wirklich Zeit in Schweden verbringen und mir allerlei Wissen aneignen über Kurse, Studium ect, auf die ich dann in der Vita verweisen kann und die sich genau so gut lesen.
Aber das ist sicher nur mein subjektiver Eindruck. Ich bin da eben etwas eigen.

Das ein Leser böse ist, weil man sich ein Pseudonym zugelegt hat, glaube ich wirklich nicht, aber wenn man sich eine falsche Vita zulegt und das kommt irgendwann raus, dann glaube ich schon, dass der Leser sich betrogen fühlt. Zumindest mir würde es so gehen und als Schreiber wäre mir da auch nicht wohl bei.
Ich meine, wenn man unerkannt bleiben will, kann man in seiner Vita ja z.B. die Orte weglassen. Also z.B. statt: Hans Meyer wuchs in xy auf und begann dort auch mit 16 seine Ausbildung zum Schuster. Schreibt man dann: Hans Meyer begann mit 16 Jahren eine Ausbildung zum Schuster in seinem Heimatort, wo er schon sein ganzes Leben verbracht hatte.
Klar kommt es gleich autentischer rüber, wenn der historische Autor auch Geschichte studiert hat, aber wenn man diese "Qualifikation" nun mal nicht hat, würde ich sie auf nicht dazu dichten. Und wenn man nun mal ein deutscher Autor ist, warum sollte man für seinen "Schwedenkrimi" dann vorgeben, Schwede zu sein? So was will mir nicht in den Kopf. Für mich persönlich käme so was nicht in Frage!
Wenn die Romane dann trotzdem gut recherchiert sind, glaube ich auch nicht, dass ein Leser sich groß Gedanken darum macht, dass der Autor das ja nicht studiert hat oder nie dort gelebt hat etc. :hmhm?: Einen Urlaub in Schweden sehe ich mal als Teil der Recherche, man braucht ja nicht gleich Jahre dort zu verbringen.  ;)

Steffi

Zitat von: Leon am 17. Mai 2009, 12:58:14
Ich kann mir nicht vorstellen, dass durch ein Pseudonym sich ein Fan auf den Arm genommen fühlt. Warum auch? Ein Pseudonym ist im Grunde nichts anderes als ein Künsternahme. Viele Schauspieler, Sänger oder Künstler kennt man nur unter ihrem Pseudonym, und keiner ist böse oder sauer auf sie.

Eben. Ich nehme es ja auch Creedence Clearwater Revival nicht übel, dass ihr Leadsänger John Fogarty und nicht John Clearwater heißt ;)
Sic parvis magna