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Grenzen und Regeln beim Schreiben in der Fantasie!

Begonnen von Drachenkrieger, 25. Februar 2014, 20:36:02

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Fianna

Zitat von: Drachenkrieger am 26. Februar 2014, 01:11:19
Mich hat interessiert, wieso und warum es Regeln gibt, wenn man Fantasy schreibt.
Grammatik, Rechtschreibung, Logik und Perspektive sind für mich keine Regeln, sondern Voraussetzung.
Wenn Du mal etwas konkreter wirst, was Du mit Regeln meinst, können wir alle viel besser über das Thema diskutieren ;)

Fianna

Da ist man aber nicht ganz so beschränkt.
Wenn man jetzt sagt "Ich hab hier die neue Innovation mit rosanen Elefanten, Aliens und Mobbing" wirds schwer. Oder wenn man unbedingt High Fantasy nach typischem Heldenreise-Plot mit männlichem Prota an den Mann bringen will, das aber markttechnisch gar nicht geht...

Aber niemand stellt einem Autor die Wahl zwischen "Engel oder nichts". Da gibts immer mehrere Themen oder andere Genre, auf die man ausweichen kann, dann gibts ein neues Pseudonym (Autor=Marke) und dann schreibt man eben ein Familiengeheimnis oder einen Thriller oder eine New Adult Geschichte.

Zit

#17
Zitat von: PygmalionNatürlich wird nur das ein Bestseller, das der Masse gefällt, ist doch irgendwie logisch?

Ein Bestseller ist das, was sich gut verkauft. Ob er viele Leser findet und denen dann auch gefällt, was sie lesen, ist davon unabhängig. Satt wirst du durch Verkauf, nicht durch Leser.
Sonst würde es ja auch reichen, wenn alle Leser in Bibliotheken rennen -- aber die VG Wort-Ausschüttungen sind nur ein Zubrot; oder dass du deine Werke ohne Verlag unter die Leute bringst, für umme. ;)

Zitat von: FiannaAber niemand stellt einem Autor die Wahl zwischen "Engel oder nichts".

Besser: Es wird dich auch niemand zwingen etwas zu schreiben, das du nicht kannst, Drachenkrieger. Ist ja auch blödsinnig, dass ein Verlag einen Auftrag an einen Autor vergibt, den dieser dann nur halb so gut erledigt wie ein anderer Autor (egal, ob der andere Autor mehr Entgelt verlangt). Verlage sind geldorientierte Unternehmen und wenn der Umsatz dann aus bleibt, nützt die Ersparnis am Anfang auch nichts. Deswegen gleich jmd. anschreiben, der's kann, und die Verkaufschancen dann eben besser stehen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Coppelia

Woher stammen diese "Regeln", die du im Post oben aufgeführt hast? Aus dem Tintenzirkel? Dann vermute ich, dass sie aus Diskussionen stammen, von denen diese Aussagen nur einen Teil erfassen. Vieles davon kann man nämlich allgemeingültig nicht sagen. Z. B. dass man nicht in der ersten Person schreiben soll - woher stammt das denn? (Ich hatte zeitweise eher das Gefühl, die Verlage wollten, dass Romantasy bevorzugt in der 1. Person geschrieben wird.) Oder dass man nicht spannend anfangen soll? Man soll, im Gegenteil, natürlich am besten spannend anfangen. Man muss es zwar nicht, aber für den Leser ist das interessanter. ;)

Ansonsten schließe ich mich an, was mit "Regeln" gemeint ist, ist mir nicht klar. Ich hätte auch gedacht, dass es am ehesten in die Richtung geht, die einige hier schon genannt haben: Dass man nicht "betrügen" darf, indem man in einer Fantasywelt plötzlich die Grundlagenvoraussetzungen ändert. Wenn z. B. jemand auf einmal aus eigener Kraft zu fliegen anfängt, um seinen Verfolgern zu entkommen, braucht er zumindest einen guten Grund. Was nicht bedeutet, dass es nicht möglich ist - mit dem guten Grund. Aber es kommt dann auch auf den Realismus des Settings an. In realistischen, bodenständigen Geschichten würde das Fliegen weniger Glaubwürdigkeit ernten als in einem sehr magiereichen High-Fantasy-Setting.

Snöblumma

#19
Ich verstehe leider auch nicht ganz, in welche Richtung du gehen willst, aber ich fange mal an, meine Gedanken dazu aufzudröseln.

Nenn es Regeln, Konventionen, Übereinkünfte, Vorgaben - das ist vollkommen egal. Nennen wir es Regeln, meinetwegen. Warum gibt es Regeln? Um Kommunikation zu ermöglichen. Wenn sich niemand an (ausgesprochene oder dem Gespräch zugrunde liegende) Regeln hält, kann unser Gegenüber dem nicht folgen. Jeder Kommunikationsprozess gehorcht Regeln, und wenn wir die Regeln brechen, werden wir beim Gegenüber auf Unverständnis stoßen. Wenn man Regeln bewusst bricht, kann man auf diese Weise Efffekte zielen. Bricht man sie unbewusst und wundert sich dann über die Reaktion des Gegenübers, entstehen Missverständnisse. Dass wir Regeln brauchen liegt einfach darin begründet, dass wir den Inhalt unseres Kopfes schlichtweg nicht eins-zu-eins in den Kopf des anderen transportieren können und vor allem nie sicherstellen können, dass er mit jedem unserer Inhalte dieselben Querverbindungen herstellt wie wir auch. Sprich: Mit Regeln für Kommunikation ermöglichen wir es überhaupt erst, die Distanz zu überbrücken, die zwischen unseren Köpfen schon qua körperlichem Abstand besteht, und überwinden die weiteren Hindernisse, die uns verschiedene Lebenserfahrungen, familiäre Hintergründe, Gefühlslage, etc. etc. zusätzlich noch auf den Weg geben.

Das mal ganz allgemein zur Bedeutung von Regeln. Und meiner Meinung nach sind Regeln in gewisser Hinsicht die Voraussetzung von Innovation (und damit auch Fantasie). Oder, um es mit Wittgenstein zu sagen: Innovation in der Kommunikation ist der regelhafte Regelbruch. Ein regelloser Regelbruch würde zu Unsinn führen, den niemand verstehen kann. Regelhafte Kommunikation ohne Regelbruch ist langweilig und jedenfalls im innovativen Kommunikationsprozess nicht angebracht. Im Business-Small-Talk dagegen schon ;).

Regeln beim Schreiben würde ich in mehrere Kategorien einteilen:

1) Rein grammatikalische Regeln. Erklären sich von selbst. Und sollte man (außer man bewegt sich in Richtung Dadaismus und Poesie) auch nicht einfach so brechen, sondern beherrschen.

2) Handwerkliche Regeln. Erklären sich nicht von selbst, sollte man aber auch wenigstens durchdacht haben. Ob man sich dann daran hält oder nicht, kann man selbst entscheiden. Handwerkliche Regeln unterliegen auch gewissen Geschmacksfragen, der Mode, dem Zeitgeist.
Hierunter fällt für mich beispielsweise
- Spannungsaufbau
- Dialoglastigkeit
- Perspektive
- Verhältnis Atmosphärenschilderung/Handlung
- Verhältnis innere/äußere Handlung
- Charakterdarstellung
- Plotmodell

Diese handwerklichen Regeln ergeben sich aus einem Zusammenspiel von Erfahrung ("Das kam schon bei Homer gut an") und Zeitgeist ("Diese endlosen Schilderungen von Wäldern bei Tolstoi - schrecklich. Will doch niemand mehr lesen"). Tendenziell haben wir heutzutage ein dem Film angenähertes Erzählen, sprich: sehr bildlastig, sehr nah und sehr schnell, mit wenig Platz für 20-Seiten-Waldbeschreibungen. Show, don't tell ist das Erzähldogma unserer Zeit, noch vor hundert Jahren hätte man uns verständnislos angesehen. Schon mal die Schachnovelle von Zweig gelesen? Da kommt meines Erachtens dieser Einfluss des Films wunderbar zum Tragen, sogar mit Zoom-In-Szene ganz am Anfang.

Muss man sich an diese Regeln halten? Nein, sicher nicht. Aber man sollte sie kennen, ehe man sie bricht. Damit man weiß, was man tut, und nicht aus Versehen einen Waldbeschreibungsroman schreibt, wenn man eigentlich doch einen Action-Roman hinbekommen wollte.

3) Genrekonventionen
Diese würde ich von den handwerklichen Regen noch einmal etwas absetzen. Genrekonventionen erleichtern dem Leser das Finden von Büchern, die im tendenziell gefallen könnten. Sie entstehen durch grandiose Vorbilder (Tolkien *seufz*), durch Erzähltraditionen (mittelalterliche Queste als Handlungsschema in der Fantasy) und führen einfach zu einer gewissen Kategorisierung der Bücher. Nicht jeden Leser interessieren Tote und wer sie umgebracht hat - also liest er eben keine Krimis. Andere wollen sich jeden Abend ihre Schnulze reinziehen - bitte, dafür gibt es Romantasy. Genrekonventionen sind also nichts weiter als eine Orientierungshilfe für unser Publikum, das weder Zeit noch Lust dazu hat, sich durch jede Geschichte durchzukämpfen, die ihm über den Weg läuft.
An Genrekonventionen muss ich mich ganz sicher nicht halten. Ich sollte es aber, wenn ich meinen Leser nicht veralbern will. Wenn ich auf mein Buch Romantische Fantasygeschichte draufschreibe, und der Love Interest auf Seite 2 stirbt und die Prota stattdessen als Hauptkommissarin den Fall aufklärt und die beiden eigentlich auch gar nie verliebt waren, habe ich etwas falsch gemacht. Dann habe ich nämlich eigentlich einen Krimi. Schreibe ich Krimi drauf, sind alle glücklich, niemand vermisst die Schnulz-Schluchz-Szenen, und meine Leser sind zufrieden mit dem, was sie da gekauft haben.
Ein gewisser Bruch mit Genrekonventionen ist immer drin und sogar gut. Nur sollte es nicht zu krass ausfallen. Eine kleine Krimigeschichte in ein Fantasybuch eingeflochten - prima. Aber alles fantastische raus, stattdessen Hauptwache Berlin rein - schlecht. Das Verhältnis hier auszutüfteln ist sicher nicht einfach, und Bücher, die es geschafft haben, mit den Konventionen zu brechen ohne die Erwartungen der Leser zu krass zu enttäuschen, dass sind die, die wir als innovativ kennen.


Hierunter fällt für mich in der Fantastik die Vorgabe der "inneren Logik". Fantasy darf alles - aber innerhalb der Welt muss sie es logisch erklären. Natürlich kann ich Pferde haben die in drei Tagen einmal um die Welt reiten ohne zusammenzubrechen - aber ich brauche eine Erklärung dafür, die über "geht halt" hinausgeht (weil diese Vorgabe mit dem bricht, das wir aus dem Alltag kennen). Und ich darf nicht zwanzig Seiten weiter ein Pferd schon nach dreißig Kilometern an Erschöpfung zusammenbrechen lassen. Gerade in der Fantastik ist es doch Sinn und Zweck, eine eigene Welt aufzubauen, die aber absolut so funktionieren KÖNNTE. Das ist der intellektuelle Reiz daran. Wie viel neues ich nehme und wie viel ich aus unserer Welt an Naturgesetzen stehen lasse, bleibt mir überlassen. Wenn ich aber alles auf einmal umwerfe, wird es meine Leser schlichtweg überfordern. Wir wollen ein gewisses Maß an bekannten Dingen, um den Reiz am Unbekannten zu finden. Wenn alles Neu und Anders und Magisch und Unbekannt ist, wird es einfach zu viel für unser Hirn.

4) Verlagsregeln.
Das sind die auch schon angesprochenen Glitzervampire ;). Gibt es, und haben ihre Berechtigung. Verlage müssen verkaufen. Das Publikum hat gewisse Erwartungen. Gewisse Storymuster funktionieren aus Erfahrung gut. Wer verkaufen will, muss sich an die Spielregeln des Marktes halten, und je mehr Publikum man erreichen will, umso härter werden diese Vorgaben.

Und zu guter Letzt: Engen Regeln ein? Sicher, und darum bleibt es ja auch jedem selbst überlassen zu sehen, wo er hinwill und wie viel Regeln er dafür einhalten muss. Ich kann abstrakte Kunst schreiben und einfach nur Buchstaben aneinander reihen. Ich kann nur für mich schreiben und auf Regeln pfeifen. Oder ich kann mich dem Diktat der Verlagswelt unterwerfen, weil ich möglichst viel Publikum erreichen will ;). Aber, ganz ehrlich: Ich selber finde Regeln nicht einengend. Ich finde sie wie ein Korsett - sie geben Halt, sie geben Form, und über diesen äußeren Zwang entsteht auf einmal ganz viel innere Freiheit, die ich ohne dieses Korsett nicht haben würde. Und sie geben mir den Anreiz, mich mit ihnen auseinanderzusetzen und zu sehen, wo ich innerhalb meines Genres Neues schaffen könnte, wie ich Regeln neu zusammensetzen könnte, sprich: Sie sind einfach eine geistige Herausforderung für mich. Aber das muss jeder selber wissen, wie er damit umgeht, das ist nur meine Herangehensweise.

absinthefreund

Snöblumma! :jau: Du hast die Kernaussagen, über die wir uns hier ja einig sind, mit sehr wichtigen Punkten ausgeweitet. Ich kann das alles so unterschreiben.

Drachenkrieger, all diese Regeln - ob grammatikalisch, handwerklich oder verlagstechnisch - sind Know-how, das man sich zulegt, wenn man als Autor darauf hinarbeitet, zu veröffentlichen oder zumindest bei anderen Menschen Anklang mit der eigenen Geschichten zu finden.
Ich empfehle dir, dich ein bisschen mit Literaturgeschichte auseinanderzusetzen. Du wirst feststellen, dass es immer wieder Zäsuren gab, als Autoren beschlossen, aus den vorherrschenden Konventionen auszubrechen und Neues zu wagen. Das nennt sich dann z.B. Romantik, Moderne, Postmoderne. Und jede dieser Epochen hat alte Regeln über Bord geworfen und Neue hinzugenommen. So entwickelte sich die Literatur immer weiter, so entwickelt sich alle Kunst weiter. Diese Zäsuren gehen Hand in Hand mit großen politischen/gesellschaftlichen/wissenschaftlichen Veränderungen, weil Literatur immer schon ein Spiegel der Gesellschaft, ihres Zeitgeistes und ihrer Ideologie war.
Literatur hat in erster Linie das Ziel, in verdichteter Form irgendein menschliches Thema anzusprechen und den Leser dazu zu bringen, darüber nachzudenken. In den Unterhaltungsgenres mag dieser Anspruch etwas zurücktreten, aber ein gutes Buch hat immer eine oder mehrere "Aussagen" (über die Liebe, den Tod, moralische Werte etc.), und seien sie noch so abgedroschen.

Wenn du nur für dich schreibst und keine Veröffentlichung anstrebst, wie du ja mehrfach gesagt hast, dann musst du dich nicht an die Regeln der Genres oder Verlage halten, im Prinzip auch nicht an die handwerklichen Regeln, aber möglicherweise hast du selbst mehr Freude an deinen Geschichten, wenn du dir die ein oder andere handwerkliche Regel zu Herzen nimmst.
Und wenn du deine Schreibe weiterentwickeln willst, das heißt, darauf hinarbeiten willst, exakt die richtigen Worte zu finden, um das auszudrücken, was du sagen willst, dann bleibt dir nichts anderes übrig als zu schauen, wie es die großen Literaten machen. Die haben es nämlich drauf - das Handwerk Schreiben. Und sie haben es gelernt, wie jegliches anderes Handwerk auch: Durch Übung, durch Nachnahmung und ständige Beobachtung anderer Autoren, und durch Bildung.

Guddy

Ich glaube, dass Drachenkrieger Tipps mit Regeln verwechselt. Und Tipps sind doch eigentlich bekanntermaßen nicht allgemeingültig.

Sternsaphir

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 23:48:32
Das man Grammatik und Sprache beherrschen sollte, ist mir verständlich.
Nur, was kann ich unter Regeln für die Fantasy verstehen?
Beispiel: Die Welt ist frei erfunden, Architektur und Bauten gibt es in der realen Welt nicht. Die Figuren kann es auch im wahren Leben nicht geben. Und die Geschichte kann auch in unserer realen Welt niemals stattfinden. Wegen der Fantasie, wegen der Magie usw.
Meine Frage: Halte ich mich nicht an die Regeln der Fantasy, dann ist es keine Fantasygeschichte mehr? Sondern ein Kuchen, statt Pizza?

Mhhh, vielleicht erahne ich, was Du meinst.

Ich glaube, es gibt keine klare Grenze zwischen Fantasy und Realität.
Es sind viel mehr feine Abstufungen.
Eine Fantasy-Geschichte kommt auch ohne Magie aus oder ohne magische Wesen oder ohne phantastische Architektur.
Fantasy beginnt aber dann, wenn Du mit einem Schritt von der Realität abweichst.
Ich nehme mal "das gläserne Tor" von Sabine Wassermann als Beispiel. Die Geschichte spielt im alten Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Prota lebt mit ihren Eltern und ihrem Verlobten in einem gut bürgerlichen Haus und hilft ihrem Vater und ihrem zukünftigen Ehemann bei archäologischen Ausgrabungen.
Dabei wird sie von einem seltsamen Mann überfallen, der ihr eine Gabe schenkt, die sie nach und nach entdeckt.
Als sie wieder an die Ausgrabungsstelle zurückkehrt, fällt sie in die Havel und gelangt über ein Weltentor in eine andere Welt, die eher an die Antike erinnert. Auch in dieser Welt gibt es soweit keine Magie (bis auf die Gabe der Prota und die der Anti).
Alles andere ist sehr nah an der Realität aufgebaut, auch wenn die zweite Welt komplett erfunden wurde.
Dennoch ist es eine Fantasy-Geschichte.


Der Leser braucht vor allem Wiedererkennungspunkte. z.B. eine Sänfte kennt man und kann sich auch jeder vorstellen, aber bei einem von Spinnenbeinen getragenen Blasengebilde wird es schon schwieriger.
Ich habe mal einen Sci-Fi-Roman gelesen, der an die Perry Rhodan Bücher angelehnt war. Er spielte soweit in der Zukunft, dass es soviele seltsame Dinge gab, die ich mir nur schwer vorstellen konnte. z.B. x-millionenfache Lichtgeschwindigkeit als Reisegschwindigkeit für Raumschiffe, Verschmelzen von Raum und Zeit, Teleportieren von Sonnen auf die Schiffsbrücke etc.
Ich hatte Mühe, das alles zu verstehen und würde mir das Buch auch nie selbst kaufen.

Komme ich damit Deiner Frage näher?



Szazira

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Was soll das? Ist Fantasie nicht Freiheit?Dass man sie in einer flüssigen verständnisvollen Sprache umsetzen muss, dass ist ja wohl schon mal logisch.
Leider nicht. Wenn du Gegenbeweise für deine Theorie haben willst, schau dich mal auf Fanfiction.de um. Da gibt es sehr gute Geschichteh... und leider auch welche für die flüssige, verständnisvolle Sprache nicht logisch ist. Übrigens ist das, was für dich logisch ist, auch eine Regel. Eine gute Regel, die niemand wirklich brechen möchte, wenn er Leser haben möchte.

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Aber die Geschichte an sich, die am entstehen ist, soll man in eine Zwangsjacke stecken, ihr die Freiheit nehmen, sich zu entwickeln?
Wenn du mit "Zwangsjacke" die innere Logik einer Geschichte meinst, dann ja. In einer hochmagischen Welt ist es schwierig einen Wissenschaftler nach unseren Maßstäben zu etablieren, der nicht abstrus wirkt und Irritationen hervorruft.
Solange meine Geschichten der inneren Logik der Welt folgen, können sie machen was sie wollen (was sie auch meistens tun, also nicht die Geschichten, sondern die Figuren)

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Warum muss ein Autor sich an Grenzen und Regeln halten, wenn er veröffentlichen will?
Gesetze einer Gesellschaft sollte man schon einhalten, wenn man nicht mit eben jenen in Konflikt geraten will.
Nur wenn du deine Geschichten verkaufen willst und keine Beziehungen hast. Leser (Kunden! am Besten zahlend) haben gewisse Erwartungshaltungen, die sie bei dem Kauf eines Genres erfüllt haben möchten. Eine Geschichte als Romance Fantasy ohne Liebesgeschichte verkaufen zu wollen halte ich für... schwierig. Manchmal geht es nicht darum sich an Grenzen und Regeln zu halten, sondern einfach die richtige Schublade zu finden, damit die Leserschaft, die diese Geschichten gut findet, diese Geschichten findet.

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Jemand, der nur einen kleinen Kreis Leser hat, weil er nicht veröffentlicht, ist nicht an diese Regeln gebunden?
Im gewissen Sinne schon. Auch dieser kleine Kreis von Lesern hat gewisse Erwartungshaltungen, die sie erfüllt haben wollen. Selbst wenn man nur für sich schreibt hat man eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber der Geschichte.
Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Das ist doch eigentlich unsinnig. Und wer sagt, dass man das tun muss?
Hö? Um das zu beantworten fehlen mir ein paar Infos, was du genau meinst. Erwartungshaltungen auf Teufel komm raus erfüllen zu wollen, ist, wenn man keinen Auftrag für etwas angenommen hat, unsinnig. Dann sagt der Kunde, was du erfüllen mußt. Änderst du deinen Text, auch, wenn er dir nicht gefällt, dann hast du gesagt, dass man es tun muß.
Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Warum schreibt ihr? Wollt ihr Bücher produzieren? Oder wollt ihr eure eigene Geschichte erschaffen?
Weil es meine Geschichten sind und ich sie erzählen will.
Was genau meinst du mit "Bücher produzieren"?
Auftragsschreiberei? Nein, das tun und können andere viel besser als ich.
Bücher veröffentlichen? Vielleicht, ich würde mich nicht gegen einen anständigen Verlagsvertrag wehren. Die Frage für mich wäre, ob ich mit den Änderungen, die der Verlag eventuell will, leben könnte. Selbstverlag ist nicht mein Ding, aber das mag in ein paar Jahren anders aussehen.

... für mich gibt es kein 'Oder' ICH schreibe MEINE Geschichten (deswegen keine Auftragsschreiberei).

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Vielleicht hindern genau diese Grenzen und Regeln euer kreatives Schaffen.
Ich muß ganz ehrlich sagen, dass ich diesen Satz nicht verstehe.

Christian Svensson

#24
Guten Morgen :-)
Frage: Gibt es hier so etwas wie eine Bibliothek? Wenn ja, würde ich vorschlagen, den Artikel von @Snöblumma dort einzustellen. Sehr schön zusammengefasst und vieles was man - Frau auch  :ätsch: wissen sollte.

Ich habe nochmal alles überflogen und hier soetwas wie zwei Parteien ausgemacht, natürlich mit fließenden Grenzen. Ich würde die eine Seite als die "jungen Wilden" bezeichnen (auch wenn wir da über Sechzigjährige drin haben  ;) ) und hm - die Profis? Also die, die eigene Veröffentlichungen nicht als Ziel, sondern als Teil ihrer Vergangenheit betrachten. Der normale, menschliche Weg der Erkenntnisgewinnung kann grundsätzlich auf zwei Arten verlaufen - eigene, meistens böse Erfahrungen - auf gut Deutsch: ausprobieren, auf die Schnauze fallen, sich richtig weh tun und daraus lernen. Oder hören, was die, denen das bereits passiert ist, erzählen, und von ihnen lernen. Tut meistens nicht so weh.
In der Praxis ist der eigene Lern- und Erkenntnisprozeß eine Kombination aus Beidem. Welcher Faktor überwiegt, hängt von der eigenen Persönlichkeitsstruktur ab, ob ich jemand bin, der lieber Maschinen stürmt, um jeden Preis anders sein will oder jemand, der lieber gebahnte Wege geht. Dazu gehört auch die Fähigkeit, aus eigenen Fehlern lernen zu können oder mit Kritik umgehen zu können.
Es gibt in unseren Köpfen die Vorstellung, wie die Welt funktioniert, wie sie ist und oftmals vermischen wir das mit unserem Wunsch, wie die Welt sein sollte. Das ist gut so, darum können wir Fantasy schreiben. Wir leben jedoch in der Realität, und die ist um uns herum und entspricht in Vielem nicht dem, was wir in unseren Köpfen sehen.
Wenn wir leben wollen, müssen wir das in der wirklichen Welt tun, nicht mit der in unseren Köpfen und Wünschen. Und je besser wir das können, um so eher ergibt sich die Möglichkeit, ein paar unserer Wünsche und Ideen  auch in die wirkliche Welt zu tragen - sprich, sie ein ganz klein bisschen zu verbessern ...

Snöblumma

Zitat von: Guddy am 26. Februar 2014, 10:44:59
Ich glaube, dass Drachenkrieger Tipps mit Regeln verwechselt. Und Tipps sind doch eigentlich bekanntermaßen nicht allgemeingültig.

Auch das ist richtig. Aber wie Bardo schon sagte, sind Tipps Erfahrungswerte. Wenn meine Agentin mir sagt, dass eine Geschichte mit der und der Zielgruppe in etwa die und die Vorgaben erfüllen muss, weiß sie schon, was sie tut. Auch wenn jemand, der in dem Genre schon veröffentlich hat, mir sagt, dass erste Person Singular quasi Pflicht ist bei der Leserschaft, weiß dieser Autor, was er tut. Ob ich mich dann daran halte? Meine Entscheidung. Aber ich finde immer: Zuerst muss ich alle Regeln kennen, implizite wie explizite (und diese Tipps sind ja nichts weiter als umformulierte Regeln...). Dann kann ich darüber nachdenken. Und mich dann bewusst darüber hinwegsetzen, wenn ich sie für Krampf halte. Und dann muss eben damit leben, wenn ich auf die Schnauze falle, kein Verlag mein Zeug kauft und meine Leser enttäuscht sind... aber dran halten muss ich mich sicherlich nie. Man "muss" sich an gar nix halten im Leben, man muss nur die Konsequenzen tragen.  :ätsch:

absinthefreund

Zitat von: Guddy am 26. Februar 2014, 10:44:59
Ich glaube, dass Drachenkrieger Tipps mit Regeln verwechselt. Und Tipps sind doch eigentlich bekanntermaßen nicht allgemeingültig.
Ja, vermutlich. Aber sie drückt sich so verschwurbelt aus, dass man erst alle Kommentare zusammenführen muss, um zu verstehen, worauf sie hinauswill. :brüll:

Vielleicht ist das ein bisschen die Form von Autorenfreiheit ist, die du dir vorstellst, Drachenkrieger? Aber du merkst selbst, dass es erstens mehr Informationen braucht, wenn du möchtest, dass die Leser deine Sicht der Dinge verstehen und auf dich eingehen können, und zweitens eine klare Struktur, damit sie deinen Gedankengängen folgen können. ;)

Du bringst die Freiheit der Gedanken, die Fantasie und Vorstellungskraft mit den Gesetzen der Literaturbranche in Verbindung, aber das ist unsinnig.
Lass deiner Fantasie freien Lauf, wenn du schreibst. Und wenn du nur für dich schreibst, dann bleib dabei! Wenn du aber eine Veröffentlichung anstrebst, werde zum Meister im Schreibhandwerk. Erst dann hast du eine Chance, dass die Verlage, auch wenn deine Ideen gegen den Strom schwimmen, so begeistert von deiner Schreibe sind, dass sie darüber hinweg sehen, dass du keine Vampir-Lovestory schreibst (oder was auch immer gerade Trend ist). Im besten Falle initiierst du damit den nächsten Trend, yay! :vibes:

Alles sehr schön, aber höchst unrealistisch. Deshalb freunden sich viele Autoren, die noch keinen Fuß im Verlag haben, damit an, etwas zu schreiben, das bewährt ist. Wenn man erst mal den Fuß drinnen hat, kann man nach und nach versuchen, die eigenen verrückten und unkonventionellen Ideen durchzusetzen, wenn man das möchte.
Schreiben und Autor sein sind nur entfernt miteinander verwandt. Das erste ist eine Leidenschaft, das zweite ein Job wie jeder andere. Im besten Falle kann man in diesem Job seine Leidenschaft unterbringen, aber das ist ganz gewiss nicht immer so. Wenn du erfolgreichen Autoren zuhörst, dann sprechen sie von "Deadlines" und "Abgabeterminen" und "Vorgaben", das Schreiben ist für sie eine pragmatische Sache. Etwas, worin sie Experten sind, etwas, das sie gewählt haben, weil es ihnen gefällt, ja, aber ist das nicht die Voraussetzung für jeden Beruf?

HauntingWitch

#27
Zitat von: absinthefreund am 26. Februar 2014, 10:41:03
Literatur hat in erster Linie das Ziel, in verdichteter Form irgendein menschliches Thema anzusprechen und den Leser dazu zu bringen, darüber nachzudenken. In den Unterhaltungsgenres mag dieser Anspruch etwas zurücktreten, aber ein gutes Buch hat immer eine oder mehrere "Aussagen" (über die Liebe, den Tod, moralische Werte etc.), und seien sie noch so abgedroschen.

Dafür:  :knuddel:

Und ob nun das Gegenüber, in diesem Fall der Leser, unsere Herangehensweise an diese Themen versteht und sich entsprechend damit identifizieren kann, hängt von "Regeln" ab. Bevor ich in den Zirkel kam dachte ich auch immer, was soll denn das mit all diesen Regeln und Korsetten, ist ja eigentlich dumme Selbstbeschränkung. Nein, ist es nicht. Es ist eine Hilfe - die man annehmen kann oder nicht - dem Leser seine Aussage verständlich zu machen. Snöblumma hat das schon ganz wunderbar ausgeführt, je nachdem, wie man seine Geschichte definiert und wen man damit ansprechen will, ist es ratsam, gewissen Regeln und Konventionen zu folgen, die sich einfach bewährt haben. Es hat sich herausgestellt, dass der Empfänger/Leser die Aussage auf diese Art und Weise höchstwahrscheinlich versteht.

Eine Geschichte ist eine Form der Kommunikation und zu dieser ist mir gerade erst gestern ein ganz alltägliches Beispiel untergekommen. Sagt unsere Azubi: "Letztens habe ich ein Interview mit dem I-Pod gelesen..." Mein erster Gedanke: Was Interview mit einem I-Pod? Es ist nun so, dass das der Spitzname für einen dieser Olympia-Sportler ist (ich glaube Snowboarder oder so, fragt nicht, tut auch nichts zur Sache ;)). Für sie als Sportfan ist das völlig klar, für mich als Sportbanause ist ein I-Pod erstmal etwas anderes. Ein anderer Sportfan hätte sie sofort verstanden. Dasselbe Prinzip gibt es überall, sei es in Musik, Büchern oder anderen Lebensbereichen.

Der Leser des Fantasy-Genres kennt also nun eine gewisse, nennen wir es "Codierung", die er versteht und lesen möchte. Stimmt das, was ich ihm gebe, nicht mehr mit diesem Code überein, wirft er das Buch in eine Ecke und sagt: "So ein Quatsch brauche ich nicht." Wenn ich es klug mache und Glück habe, sagt er: "Oh, mal was anderes, toll!" Der zweite Fall funktioniert wiederum nur innerhalb eines gewissen Rahmens. Muss ich mich also an Konventionen halten, wenn ich Erfolg haben will? Nein. Aber meine Chancen sind grösser, wenn ich es tue.

Das gilt erstens einmal für die Zielgruppe, diese befindet sich innerhalb der Gesellschaft, welche sich wiederum innerhalb eines gewissen Rahmens bewegt und so weiter. Innerhalb dieser Rahmen verstehen wir uns, sobald wir hinaus fallen, wird es schwierig. Jemand aus einem afrikanischen Dorf schreibt anders, als jemand aus einer deutschen Grossstadt. Es gibt Deutsche, die etwas mit dem afrikanischen Buch anfangen können, aber das sind wenige, weil die meisten diese "Regeln", diese Codierung, die der Afrikaner angewendet hat nicht kennen oder nicht (zumindest nicht unmittelbar) verstehen. Umgekehrt wird der afrikanische Dorfbewohner mit einem deutschen Urban-Fantasy-Roman wahrscheinlich nicht viel anfangen können.

Insofern gibt es meiner Meinung nach Regeln, an die man sich halten sollte, ja. Muss ich deswegen meine Geschichte in eine Zwangsjacke stecken und ihre Entwicklung behindern? Nein. Denn zum Glück ist der Rahmen des Genres (und zumindest bei uns auch der der Gesellschaft) sehr, sehr gross.  ;)

Den Aspekt der inneren Logik hat Fianna schon sehr schön ausgeführt. Das Thema Realismus in der Fantasy @Fianna wäre fast eine eigene Diskussion wert.

Snöblumma

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 23:59:35
Und man so manches, was hier als Regel gilt, das gar nicht so erkennt, weil man es automatisch tut?

Oh, darauf wollte ich ja eigentlich auch noch antworten, habe ich nur vergessen. Woran ist da das Problem? Wir alle haben ein gewisses Maß an Regeln schon verinnerlicht, weil wir schon eine gewisse Anzahl an Geschichten gelesen haben und damit automatisch eine bestimmte Anzahl an Regeln kennengelernt haben. Das ist okay. Das ist gut so. Und es ist ein Fundament, auf dem man durch bewusstes Nachdenken aufbauen kann, aber nicht muss. Wenn man auf diesem Stand bleiben will, ist das vollkommen okay. Dann bleibt man ein Bauchschreiber, der impliziten Regeln folgt und eben ab und zu doch den Nerv trifft. Das ist vollkommen in Ordnung, wird aber für Veröffentlichungen auf dauerhaft gleichbleibendem Niveau wahrscheinlich nicht reichen - wenn das also das Ziel ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich mit dem Handwerk des Schreibens zu beschäftigen.

Ich persönlich finde es übrigens auch nicht verkehrt, da von Handwerk zu sprechen. Ich habe viel Zeit in meine Ausbildung investiert. Ich habe Ratgeber gelesen und über das darin stehende, angeblich Super-Treffsichere-Bestsellermodell nachgedacht. Ich habe Bücher analyisiert, die mir gefallen haben, solche, die mir nicht gefallen haben, solche, die einfach nur riesen Erfolg eingefahren haben. Das ist Zeit, die ich vergütet haben will - und darum ist es meines Erachtens nicht ehrenrührig, als Autor zu kommunzieren, wie viel harte Arbeit jenseits des "Schreib halt einfach auf" hinter einer gut gelungenen Geschichte steckt, die auch noch beim Publikum ankommt. Es ist mit "schreib halt" nicht getan, und ich halte wenig davon, mich in einem goethischen Geniekult zu ergehen. Ich bin kein Genie. Die allerallerallerwenigsten hier sind Genies. Wir arbeiten. Und haben dabei eben Spaß.

@Witch
Schön gesagt.  :jau: Genau das meine ich :D.

Ah, und noch etwas, weil ich es unterschwellig aus deinen Aussagen herauslese, Drachenkrieger: Ich persönlich finde sogar Auftragsschreiberei innerhalb absolut strenger Vorgaben und Regeln sehr spannend und auf ihre Art viel kreativer als "mach mal einfach was ganz neues". Ganz neue Dinge zu machen ist gar nicht so kompliziert, nur aufwändig. Aber den hundersten Arztroman zu schreiben, der genau dem gleichen Strickmuster folgt wie alle anderen zuvor, mit genauen Vorgaben, auf welcher Seite der gute Dok nun die Frau küsst und wie das Ende auszusehen hat UND dabei dennoch das Publikum zu überraschen, das ist gar nicht so einfach und erfordert eine gewisse Art der Kreativität. Ich finde, beide Arten des Schreibens haben ihre Berechtigung und ihren Reiz, aber wer sich nicht vorstellen kann, sich solchen Vorgaben zu beugen, soll halt keine Heftis schreiben. So einfach ist es - jedem Topf seinen Deckel. Die einen landen mit experimenteller Poesie bei Suhrkamp, die anderen mit Arztroman Nummer fünfhunderttausend bei Bastei. Und jeder hat seine Leserschaft. Ist doch prima.  ;D

Pygmalion

@Zitkalasa: Wenn wir jetzt schon Korinthen ausscheiden, dann auch richtig: Ich habe nichts von Lesern geschrieben, sondern von "der Masse";) Ein Buch, das niemandem gefällt, wird auch von niemandem gekauft. Ein Buch, das schon viele positive Bewertungen erhalten hat und von Bekannten empfohlen wird, wird gekauft. Je mehr Leuten es gefällt, desto mehr kaufen es letztlich auch. Kein Buch wird ein Bestseller, weil es aus Versehen von vielen Leuten gekauft wurde ;) Aber ich denke, im Prinzip meinen wir das Gleiche :P

@Drachenkrieger:

Ich versuche dir mal auf deine da formulierten Regeln zu antworten.


Zitat1. Füllwörter vermeiden

Überflüssige! Füllwörter stören den Lesefluss und sind im Text in der Regel ohne Funktion. Solche Wörter fehlen dem Text nicht, das Fehlen der Wörter macht den Text im Gegenteil besser lesbar. Wozu Wörter einfließen lassen, die keinerlei Funktion an dieser Stelle haben? Das gilt natürlich vor allem für den Erzähltext. In Dialogen sind Füllwörter häufig, weil Menschen einfach so sprechen

Zitat2. Nie in der ersten Person schreiben
Diese Regel ist mir ehrlich gesagt noch nicht untergekommen, weder im TiZi noch anderswo. Es gibt einen Haufen Bücher, die in der 1. Person geschrieben sind.

Zitat3. Nicht zu lange Sätze
Das gehört für mich irgendwie auch zu den "logischen" Regeln, die wir schon formuliert haben. Einen Satz, der über 10 Zeilen geht, versteht kein Mensch. Niemand weiß dann noch, wie der Satz überhaupt angefangen hat und was der sagen sollte. Es dient einfach dem Verständnis, dass Sätze nicht unendlich lang und mit 10 Komma gebaut werden sollten. Oft kann da, wo ein Komma oder ein "und" steht, auch einfach ein Punkt hin. Genau so sind zu einfache, kurze Sätze schlecht. Wer dauerhaft nur Sätze baut, die nur aus dem Hauptsatz bestehen und sprachlich kein bisschen flexibel ist, wird auch keine begeisterten Leser (oder Käufer) finden.

Zitat4. Auf der ersten Seite nicht gleich bombastisch (spannend) anfangen
Diese Regel ist mir auch neu. Wer behauptet das? ich glaube eher, das Gegenteil ist der Fall: Möglichst Spannung auf den ersten Seiten erzeugen, um den Leser zu fangen.

Zitat5. Man muss seine Welt sorgfältig planen
Nun, das ist ein wirklich hilfreicher Tipp, den man annehmen sollte. Klar kann man darüber streiten, wie detalliert diese geplante Welt aussehen muss. Ob es eine Karte braucht (habe ich gerne) oder ob man so weit geht, jede Pflanzenart zu beschreiben, was natürlich übertrieben wäre. Aber man sollte schon wissen, wie die Welt eigentlich aussieht, über die man schreibt. Sonst wird es schnell ein unübersichtlicher Wust aus Versatzstücken, die nicht schlüssig ineinanderpassen und soviele logische Brüche aufweisen, dass kein Mensch das nachvollziehen kann, was du da eigentlich schreiben wolltest.

Zitat6. Nach Möglichkeit wenig Adjektive
Naja, da wird ja auch hier drüber gestritten. Wenig Adjektive heißt für mich vor allem: keine sinnlosen Adjektive, die keine Aussage haben (wie die Füllwörter) z.B. der schwere Sargdeckel, das große Haus, die grüne Wiese. Sargdeckel sind per se schwer, vor allem, wenn vorher gesagt wird, er ist aus Stein. Das große Haus hat keinen Informationsgehalt. Da gibt es bessere Wörter. Villa, Palast, Anwesen etc. Naja und Wiesen sind eben normalerweise Grün, das muss man nicht dazu sagen.

Zitat7. Die Figuren nicht zu nah an sich ranlassen, weil sonst zu viel Persönlichkeit vom Autor in den Roman mit einfließt
Du wirst nie verhindern können, dass etwas von dir in den Roman fließt, weil du ihn ja schreibst. Schwer wird es dann, wenn es eine Autobiografie wird. Wobei, wenn das gewollt ist, auch ok. Aber das sollte dann bewusst passieren und nicht aus Versehen und auch nicht in jeder Geschichte aufs Neue.

Zitat8. Bevor man schreibt, muss man mit all seinen Sinnen sein Umfeld sehen, hören und fühlen können
Woher kommt diese Regel? Ich interpretiere mal, dass es so gemeint ist, sein Umfeld wahrzunehmen, die Welt zu erkunden und daraus Inspiration zu suchen. Überall fliegen einem Ideen zu, wenn man draussen ist. Oder Emotionen, die man angucken und dann wiedergeben kann. Das ist auch wirklich eher ein Tipp, als eine Regel;)

Zitat9. Erst planen, dann schreiben
Auch ein Tipp. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es ist einfacher zu wissen wo man hin möchte, wenn man startet. Ohne Planung geht es, habe mein Manuskript auch ohne Szenenplan geschrieben, aber zwischendurch wusste ich einfach nicht, wo es hin führen soll. Da hat mir geholfen mich hinzustzen und zu überlegen, wie es enden soll. Danach ging es auch flüssig weiter. Außerdme hilft ein wenig Vorplanung auch dabei, schlüssig zu bleiben und nicht Szenen zu schreiben, die aus dem Rest herausfallen und sich nicht mehr durch die Innere Logik der restlichen Geschichte erklären lassen.

Im übrigen sind auch logische Regeln wichtig, formuliert zu werden. Es ist auch logisch, keinen umzubringen und trotz der Regeln, die das verbieten, tun das Leute. Ebenso werden die Regeln der deutschen Sprache gebrochen. Auch wenn es logisch ist, das nicht zu tun.

Auf deine Frage, warum wir schreiben, kann ich antworten: Beides. Ich schreibe, weil ich Spaß daran habe, aber auch, um das, was ich schreibe, an die Leute zu bringen. Vielleicht. Irgendwann. Mit Glück und Zufall. Ich kann für mich aber konstatieren, dass mir Geschichten, die schlecht geschrieben und voller Logikfehler sind, nicht gefallen, mögen sie noch so befreiend für den Autor gewesen sein. Von mir selbst gefallen sie mir dann umso weniger.