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Grenzen und Regeln beim Schreiben in der Fantasie!

Begonnen von Drachenkrieger, 25. Februar 2014, 20:36:02

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Drachenkrieger

Mache mal hier einen neuen Thread auf.
Bin noch nicht lange hier. Aber es gibt etwas, womit ich nicht einverstanden bin. Und ganz ehrlich, ich verstehe es auch nicht.

Grenzen und Regeln beim Schreiben in der Fantasie!

Was soll das? Ist Fantasie nicht Freiheit?Dass man sie in einer flüssigen verständnisvollen Sprache umsetzen muss, dass ist ja wohl schon mal logisch.
Aber die Geschichte an sich, die am entstehen ist, soll man in eine Zwangsjacke stecken, ihr die Freiheit nehmen, sich zu entwickeln?
Warum muss ein Autor sich an Grenzen und Regeln halten, wenn er veröffentlichen will?
Jemand, der nur einen kleinen Kreis Leser hat, weil er nicht veröffentlicht, ist nicht an diese Regeln gebunden?
Das ist doch eigentlich unsinnig. Und wer sagt, dass man das tun muss?
Warum schreibt ihr? Wollt ihr Bücher produzieren? Oder wollt ihr eure eigene Geschichte erschaffen?
Vielleicht hindern genau diese Grenzen und Regeln euer kreatives Schaffen.

Fianna

Was für Grenzen und Regeln meinst Du?

Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, so etwas beim Schreiben zu beachten. Wenn ich eine Fantasywelt entwickel, begrenzen Realismus und Logik die Möglichkeiten - es ist nicht alles erlaubt. Ich muss so lange hin und her schrauben, bis ich das, was der Plot braucht, und das, was das Ganze zu einer glaubwürdigen gewachsenen Kultur verbindet, passend arrangiert habe.

Logik begrenzt mich, wenn ich den Plot webe.

Und handwerkliche Regeln begrenzen mich beim Schreiben, ich kann nicht vom personalen zum auktorialen und zum Ich-Erzähler springen wie ich lustig bin oder andere Inkonsistenzen bringen.
Ein Perspektivträger, der erst ab der Mitte eine tragende Rolle einnimmt, muss schon vorher auftauchen (dann muss der Plot eben so angepasst werden, dass der schon vorher wichtige Szenen bekommt) usw.


Ich sehe Regeln nicht einengend, sondern als Abgrenzung eines Raumes, innerhalb dessen ich mich entfalten kann und die Gewissheit habe, dass das Ergebnis einigermaßen etwas taugt. Natürlich breche ich Regeln auch manchmal, doch dazu muss man sie kennen.
Und einige Dinge sind nun mal unverrückbar (nicht nach 250 Seiten die zweite Perspektive einführen etc).

~~~~~~~~~~

Von daher weiß ich gerade nicht genau was Du meinst, weil du den Eingangspost etwas vage formuliert hast.

Sven

Auch ich bin mir nicht sicher, welche Regeln du meinst, und warum sie ausgerechnet nur für die Fantasy gelten sollen.

Im Grunde schreibt dir auch niemand vor, was du tun und lassen sollst. Wenn du in deinem Roman keine Regeln willst, dann lass sie raus.
Allerdings sollte man Regeln - oder besser Konventionen - nicht als Grenze sehen, sondern als Möglichkeit dem Leser Sicherheit zu bieten. Er ist an bestimmte Strukturen gewöhnt, so wie wir an Naturgesetze gewöhnt sind.
Ohne diese Sicherheit wird es schwierig werden, einen Leser lange bei der Stange zu halten.
Beste Grüße,
Sven

Guddy

#3
Zuallererst: ich in eher gegen absolute, verallgemeinernde Aussagen. Nicht jeder hier ist so, im Gegenteil ;) Ich kann es nicht so unfassbar gut beurteilen, da ich erst die wenigsten hier kenne, doch ist mir solch eine Ansicht, die du hier verurteilst, noch gar nicht hier untergekommen  ???

Ich muss mich auch Fianna anschließen: die Regeln und Gesetze, die mich hemmen, sind mit der innergeschichtlichen Logik verknüpft, da meine Art der Geschichten eben auch eine Logik vorweisen sollen, da ich keine Märchen schreibe :)

Alaun

#4
Ich fänds auch gut, wenn du konkretisieren würdest, welche Regeln und Grenzen du meinst.

Grundsätzlich kann man wohl sagen, dass funktionierende Geschichten bestimmten Regeln folgen. Innerhalb dieser Grenzen kann man sich frei ausleben. Wenn man nicht funktionierende Geschichten schreiben will, ist natürlich alles erlaubt. ;)

Und dann gibt es noch den Aspekt der Veröffentlichung. Da kommen viele weitere Faktoren hinzu, einfach nur eine funktionierende Geschichte reicht nicht. Es geht um Genrekonventionen, Lesererwartungen, Verlagsprofile. Aber dazu gibt es hier schon viele einzelne Diskussionen, in denen man stöbern kann.

Kati

Nichts im Leben funktioniert ganz ohne Regeln. Und während ich meine Geschichten hauptsächlich für mich schreibe, habe ich doch immer zukünftige Leser im Hinterkopf und auch den Wunsch, irgendwann zu veröffentlichen. Viele Autoren verstehen sich halt als Künstler, die überhaupt immer alles dürfen, aber auch in der Kunst muss es bestimmte Richtlinien und Regeln geben, damit am Ende etwas herauskommt, das nicht nur man selbst genießen kann, sondern auch andere. Wenn man nur für sich selbst schreibt, kann man eh machen, wie man lustig ist. Wenn nicht, dann muss man sich eben an bestimmte Regeln halten. Es gibt allgemeine Regeln und Regeln, die sich jeder Autor selbst auferlegt und ich finde das ganz vernünftig.

Ich setze Regeln auch nicht damit gleich, der Geschichte die Freiheit zum Entwickeln zu nehmen. Viel eher gebe ich ihr eine Struktur, um die herum sie sich entwickeln kann. Wie ein Rosengitter, an dem die Blumen hochwachsen können. Mein kreatives Schaffen wird auch bestimmt nicht dadurch gehindert, dass ich für mich die Entscheidung treffe, mich an bestimmte Regeln zu halten - allgemeine und selbst auferlegte. Wer das nicht möchte, muss das nicht tun, wenn er hauptsächlich für sich schreibt.

Adam_Charvelll

Für alle, die sich gerade nicht so auskennen: Die Diskussion kommt aus dem Thread "Themen und Szenen, die uns Mühe bereiten" http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,14078.60.html
Dort habe ich auch schon ausführlich geantwortet, dennoch noch ein paar Ergänzungen.

Zuerst ist eine Begriffsbestimmung nötig. Es gibt einen Unterschied zwischen Fantasie und Fantasy. Ersteres ist die persönliche Fähigkeit, Gedanken zu verbildlichen, innere Vorstellungen zu erzeugen. Das unterliegt natürlich keinen Regeln, genauso wie das Denken zum Beispiel.
Fantasy ist ein Genre und wie jedes Genre unterliegt die Fantasy gewissen Regeln, die einen Rahmen bilden. Befolgst du diese nicht, rutscht du aus diesem Rahmen raus, wodurch dein Werk auch nicht mehr als Fantasy bezeichnet werden kann. Wenn ich eine Pizza selbst machen will und dafür den falschen Teig und zuviel Schokolade verwende, ist es auch keine Pizza mehr, sondern ein Kuchen  ;D

Dieser Rahmen sollte aber ziemlich groß sein, sodass es schwer ist, da wirklich herauszufallen, wenn man sich bemüht, Fantasy zu schreiben.
Aber in diesem Rahmen gibt es noch kleinere Rahmen, die man beachten muss, je nachdem, was man will. Will man für die Masse schreiben, sollte man eben (zumindest einigen) altbewährten Regeln und Normen folgen, da es recht unwahrscheinlich ist, dass man selbst neue Strukturen entdeckt, die die Literatur revolutionieren. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen und wünschenswert, so etwas anzustreben. In 99,9999% überschätzt man sich aber einfach selbst und unterschätzt das Verlangen der Rezipienten bzw. blickt nicht hinter deren Wünsche und Erwartungen.
Es gibt gewisse Regeln in der Fantasy und gewisse Freiheiten. In jeder Art von Kunst gibt es die. Wie man diese gewichtet und mischt ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn man besonders innovativ schreibt, kann man bestimmt gewisse verkrustete Muster aufbrechen. Aber es wird nie ein guter Text gelingen, wenn man ohne jegliche Regeln schreibt, und auch nicht, wenn man ohne Freiheiten, nur nach Regeln schreibt. Die Mischung macht es aus. Und auch ich habe zB auch in diesem Forum einige Regeln gelesen, die ich nicht heranziehen will und das ist auch ok so, wenn man es einigermaßen selbst überbrücken kann.


Christopher

Feste "Regeln" gibt es nicht wirklich. Es gibt nur, je nachdem welches Ziel man erreichen will, bestimmte Grundsätze an die man sich halten sollte.

Wenn das Ziel ist, dass jemand anderes die Geschichte lesen soll und daran Freude haben soll, sollte man z.B. verständlich und nachvollziehbar schreiben, nicht alle 3 Sätze die Perspektive wechseln (das verwirrt einen Leser sehr), die Geschichte sollte einen Sinn haben und gewisse Grundsätze was das Schreiben allgemein angeht berücksichtigen (z.b. nicht zu viele Adjektive, keine Seitenlangen Infodumps usw.). Diese Grundsätze sind keine festen "Regeln" sondern Erfahrungswerte. Kaum jemand mag seitenlange Infodumps lesen, darum SOLLTE man es nicht tun, wenn es das Ziel ist, das andere Leute die Geschichte lesen und Freude daran haben.

Hat man das Ziel zu veröffentlichen, sollte man sich an einige der "Regeln" die in der Verlagswelt gelten halten. Man sollte z.b. ein gewisses Maß an Interesse für die Geschichte im Leser wecken, der Anfang des Romans sollte bestimmte Elemente enthalten (Konflikt aufzeigen, den Charakter näherbringen, zum Weiterlesen animieren) usw. usf.
Diese "Regeln" aus der Verlagswelt, sind Erfahrungswerte, die sachlich anhand von Verkaufsergebnissen zusammengetragen worden sind, an denen zumindest ungefähr ablesbar ist, was, wie viele Leute, am liebsten wie lesen. Man kann seinen eigenen Weg gehen, aber die Erfahrung zeigt, dass man beim einhalten dieser "Regeln" zumindest nicht allzuweit vom Ideal entfernt ist.

Hat man das Ziel nur für sich selbst zu schreiben, gibt es nur die "Regeln" die man sich selbst auferlegt. Das können viele, oder wenige sein. Aber eine davon wäre für mich z.b. Grammatikalisch richtig zu schreiben, nicht zuviele Fehler drin zu haben und Inhalte zu behandeln, die mir selber Freude bereiten. Bei den beiden vorherigen Beispielen, sollte man sich hingegen den Gedanken machen, was auch ANDEREN Freude bereitet, denn bei den vorherigen beiden Beispielen, richtet sich die Geschichte nun mal auch an andere.


Kurz: Welche "Regeln" man befolgt/befolgen sollte oder auch nicht, hängt von den eigenen Zielen ab. Und die sind bei jedem anders. Darum sind "Regeln" niemals allgemeinverbindlich. Sich an ein paar zu halten, kann aber nicht schaden, möchte man eine Geschichte besser machen.
Be brave, dont tryhard.

Tanrien

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 22:18:36
Das mit den Regeln und Grenzen und Richtlinien habe ich schon öfters hier gelesen. Ich dachte, jetzt würde ich hier mehr darüber erfahren.

Könntest du vielleicht ein Beispiel hier reinkopieren? Ich denke, das würde helfen - man kann ja dann auch trotz Beispiel weiter allgemein drüber diskutieren. (Vielleicht gegebenfalls auch das, was die Diskussion im Ursprungsthread ausgelöst hat...?)

Kati

ZitatWas kann ich unter einer nicht funktionierenden Geschichte drunter verstehen? Sie stimmt vorne und hinten nicht?

Ein paar Sachen hast du ja selbst schon aufgezählt: Es dürfen keine Logikbrüche drin sein, die Geschichte muss ordentlich geschrieben und gut lesbar sein, die Perspektive sollte einigermaßen einheitlich sein. Ansonsten fällt mir ein, dass man einen Spannungsbogen und eine runde Handlung braucht: Also, die Helden sollten nicht die ganze Geschichte nur von A nach B laufen und irgendetwas erleben, sondern von Anfang bis Ende einem bestimmten Ziel folgen. Die typische Spannungskurve hat dazu eine Steigerung knapp in der Mitte, bevor die Spannung vor dem großen Höhepunkt am Ende nochmal abfällt um dann im Finale zu münden. Es gibt mehrere Modelle für Spannungsbögen, aber es sollte schon einer in der Geschichte spürbar sein. Dazu gehört, dass man Szenen, die den Plot nicht vorantreiben, kurz hält oder ganz raus nimmt und nicht zu viel drum herum passiert, dass den Spannungsbogen verwässert und undeutlich macht.

Ich hatte ja schon angesprochen, dass es allgemeine Regeln gibt, aber auch welche, die sich jeder Autor selbst zurechtlegt. Bei den allgemeinen, wozu die Sachen oben gehören, geht es einerseits darum, sein Handwerk zu beherrschen, aber auch, Lesererwartungen zu erfüllen. Es kommt da natürlich ganz auf das Genre und die Form an, aber der Leser erwartet einen bestimmten Rahmen und den sollte man liefern, wenn die Geschichte gefallen soll. Die eigenen Regeln sind eigentlich eher die Ansprüche, die man als Autor an sich selbst stellt. Bei mir ist das zum Beispiel, dass ich von mir selbst verlange, dass alles so historisch authentisch wie möglich ist. Anderen Autoren ist das egal, denen reicht es, wenn es ungefähr alles stimmt. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Eine Geschichte funktioniert dann, wenn sie in sich rund wirkt und die Leser anspricht und dazu gehören eine Menge Dinge: Ist alles logisch? Ist es spannend? Passt die Geschichte ins Genre? Sind die Figuren interessant und handeln sie nachvollziehbar? Ist der Stil gut lesbar und dem Genre angemessen? Das sind jetzt nur ein paar Sachen von vielen, aber wenn man im Zirkel ein bisschen liest, stolpert man über vieles und lernt auch gut dabei. Ich habe viel von dem, was ich jetzt weiß und beherzige, erst durch den Tintenzirkel gelernt. Ansonsten schließe ich mich Tanrien an: Ein Beispiel fände ich auch schön, damit wir überhaupt wissen, was genau du meinst.

Ich denke, was auch noch wichtig ist: Logisch und realistisch sind nicht das Gleiche. Das ist jetzt nicht auf dich bezogen, sondern etwas, was ich ganz oft sehe, vor allem in Rezensionen zu Büchern, wenn einige Leute sagen, dass Fantasy nicht logisch sein muss, weil es ja Fantasy ist. Aber da ist halt ein Unterschied: Realistisch muss Fantasy nicht sein. Man kann sich alles ausdenken, alles machen, alles so hinbiegen, wie man will - solang es logisch ist. Logisch muss Fantasy trotzdem sein. Also, eine Fantasywelt muss nach ihren eigenen Regeln funktionieren und nicht heute so und morgen so. Wenn ich heute sage, nur Frauen können Magie wirken und dann komme ich hundert Seiten später mit einem Mann, der es trotz der vorigen Aussage auch kann, habe ich die Regeln meiner eigenen Welt gebrochen. Das sollte man natürlich vermeiden.

Valkyrie Tina

So wie ich dich verstehe, bezieht sich deine Frage nicht auf alle Regeln beim Schreiben, sondern einen Teil.

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Aber die Geschichte an sich, die am entstehen ist, soll man in eine Zwangsjacke stecken, ihr die Freiheit nehmen, sich zu entwickeln?
Warum muss ein Autor sich an Grenzen und Regeln halten, wenn er veröffentlichen will?

Und das ist eine interessante Frage, vor allem, wenn man sie in die Richtung interpretiert "was bist du bereit, zu tun, um deine Geschichte zu veröffentlichen?"

Aber ich hole mal etwas weiter aus:
Erst mal die allgemeinen Regeln, die ich als Handwerkszeug bezeichnen würde. Da ist zum Einen die korrekte Handhabung von Grammatik und Sprache, ohne die einfach das Verständnis der Geschichte nicht möglich ist.
Dann sind da allgemeine Regeln einer Geschichte: dass sie einen oder mehrere Hauptcharaktere haben, dass die Plots zum Ende alle (oder überwiegend) aufgelöst sein müssen... alle diese Regeln haben gute Gründe.... trotzdem kannst du sie brechen, und jedem von uns wird bestimmt ein Beispiel einfallen, wo jemand die Regeln gebrochen und damit davon gekommen ist. Aber  ::) du musst dein Handwerk schon gut beherrschen, damit du weißt, wo du die Regel brechen kannst, ohne die Geschichte zu zerstören.
Dann sind da die Regeln des Genres. Auch die haben ihre guten Gründe. Bei Fantasy fällt mir da spontan ein, dass du nicht die Regeln der Welt einfach so ändern kannst, um aus einer Sackgasse rauszukommen. Sprich "Es gab keinen Ausweg, sie würden ihn kriegen. Aber dann fiel ihm ein, dass es da diese Insel vor der Stadt gab, wo die Wardens keine Macht haben. Diese Insel, die nie vorher erwähnt wurde. Und er fuhr dorthin und kämpfte gegen den superdupergeist der Insel. Und danach hatte er nicht nur Schutz, sondern der Geist gab ihm auch noch Allwissenheit, eine Superwaffe und einen Eisbecher als Dreingabe". Auch diese Regeln kannst du brechen, aber wiederum musst du sie erst kennen und beherrschen. (das Beispiel stammt übrigens aus den Dresden Files)

Und dann wäre da noch die letzte Kategorie: die Vorgaben, die die Verlage machen.

Zitat von: Drachenkrieger am 25. Februar 2014, 20:36:02
Warum muss ein Autor sich an Grenzen und Regeln halten, wenn er veröffentlichen will?
Jemand, der nur einen kleinen Kreis Leser hat, weil er nicht veröffentlicht, ist nicht an diese Regeln gebunden?
Das ist doch eigentlich unsinnig. Und wer sagt, dass man das tun muss?

Zu deiner ersten Frage, mal ganz wörtlich beantwortet: wenn ein Verlag ein Buch produziert, gibt er dafür Geld aus, viel Geld. Und er hätte gern, dass das Geld wieder zurückkommt. Weil- sonst macht er pleite. Also möchte er gerne, dass das Buch möglichst gute Chancen hat, von vielen gemocht und von vielen gelesen wird. Also wird er versuchen, es so aufzupolieren, dass es diese guten Chancen bekommt.

Und da liegt das Problem. Jeder Verlag wird seine eigenen Vorstellungen und Ideen haben. Der eine Verlag ist etwas experimenteller und lässt dem Autor weitgehend freie Hand. Auf der anderen Seite der Spanne ist der Verlag, der jeden Autor dazu zwingt, irgendwo in sein Buch Glitzervampire rein zu schreiben. "Echte Verlage" werden wohl irgendwo in der Mitte liegen. Genau wie die Autoren. Die Einen haben kein Problem mit größeren Plotänderungen, die anderen zerreißen ihren Vertrag, wenn der Verlag vorschlägt, die Namen der Hauptdarsteller Marion,  Marlies und Margot zu ändern, weil man die sonst zu leicht verwechseln kann. (Eine gern vergessene Sache bei solchen Diskussionen, wie man im Nano-forum auch immer schön sehen konnte: Verlage sind Profis. Deren Vorschläge machen ganz oft Sinn.)
Welche Vorschläge man annimmt und bei welchen man die Grenze zieht, das muss wohl jeder Autor selbst wissen. Und das kann auch nur der Autor selbst entscheiden, weil nur der Autor kennt seine eigene Welt und weiß, welche Änderung die Geschichte zerstören würde. Und ich denke, niemand drittes kann einen Autor dafür verurteilen, und sagen "also der hat sich jetzt aber verkauft". Du weißt nicht, was die Hintergründe sind, wie der ursprüngliche Plot aussah. Insofern kann die Frage, so weit ich sie sehe, eigentlich nur heißen "welche Regeln möchte ich für mich akzeptieren, wo ziehe ich meine persönliche Grenze?" Und da- kann man wie immer nur ausprobieren. Was funktioniert? Was geht nicht? Und welche Möglichkeiten gibt es noch?

ps hat sich mit Kati überschnitten, die hat das gleiche Beispiel...
ps 2: nein, in den Dresden Files gab es keinen Eisbecher, aber der Rest stimmt. Ich hab Träume, da bin ich und Jim Butcher ganz allein, und dann...  :pfanne: (ich bin der blaue)

Fianna

Ich finde, es gibt schon einen Realismusbegriff in der Fantasy, und ich verwende ich ihn auch oft.
Es ist NICHT realistisch, mit seinem Pferdchen 3 Tage lang wie der Teufel zu reiten, und wenn man die Botschaft abgegeben hat, dreht man nach ein paar Stunden wieder um. Man kommt gar nicht erst an, denn der Gaul ist einem zwischenzeitlich schon verreckt. Entweder langsamer oder mit Pferdewechseln.

Es ist NICHT realistisch, dass ein Land, das seit x Jahren im Frieden mit seinen Nachbarn lebt, von heut auf morgen eine Schlacht organisieren kann. Die Mannstärke eines Militärs ist in Friedenszeiten selten ebenso hoch wie in Kriegszeiten, und wenn man seit zwanzig Jahren nur nominell sein Land verteidigen muss, hat man auch garantiert nicht die exakt benötigte Anzahl an Männern. Das ist viel zu teuer. Ein stehendes Heer und Krieg ist generell erstmal einfach teuer (deswegen muss man auch plündern, Kriegsbeute nehmen oder sich durch Tributzahlungen oder sowas am besiegten Feind bereichern.)

Es ist NICHT realistisch, dass ein fettes Heer bis an die Landesgrenze marschiert, dann aber - da Gründe der Ehrverletzung doch nicht mehr gegeben sind - einfach sagt "Jo, dann eben nicht" und wieder umdreht. Ein Heer, das mehr oder weniger vor den Toren des Feindes steht, dreht nicht einfach mal so um, ohne dass es irgendeine Gegenleistung bekommen hat.
Ehrverletzung ist ein Anlass für einen Krieg, kein Grund.
Territorialstreitigkeiten, Beute, das Schwächen des Gegners oder "offensive Verteidigung" sind ein Grund für den Krieg. Aus politischen Gründen muss es aber immer noch einen Anlass geben, der kommuniziert wird, denn "Die Velorianer haben soviel Vermögen aus ihren Goldminen, das finden wir doof und wollen was abhaben" ist nichts, was wirklich gut klingt.

~~~~~~~~

Es gibt Realismus in der Fantasy, und ich bin ein großer Fan davon.

~~~~~~~~~

ZitatMit dem Kopieren aus einem anderen Thread kenn ich mich nicht aus. Aber vielleicht reicht es ja so?
Ehms - einfach die Zitierfunktion benutzen ;)
Aber wieso ein anderer Thread, diskutieren wir hier über einen Thread?
Ich... bin grad verwirrt.

Christian Svensson

#12
Nun ja, die Verlags- und Veröffentlichungsseite sowie die generelle Regeln des Schreibens sind ja schon genannt worden. Was mir alledings fehlt, ist in meinen Augen das Wichtigste. Für wen schreiben wir? Nicht für Verlage, und wer veröffentlichen will, auch nicht für sich, sondern für den Leser.
Da ist es, das böse Wort - "Der Leser". Am besten am eigenen Beispiel. Ich gehe in eine Buchhandlung und suche ein Fantasy-Buch. Klappentext, erste Kapitel anlesen, okay, ich kaufe es. Ich weiß, was mich in etwa erwartet in dem Bereich. ich lese, investiere Zeit (Geld ist ja schon weg) und die Elben und Zwerge mutieren auf einmal zu Kriminalkommissaren und Verbrechern. Es wird ein Krimi draus, je weiter ich komme. Dann kann es noch so gut geschrieben sein - ich fühle mich einfach nur verarscht.
Wir Menschen denken in Schubladen. Eine Frau in roten Lack-Overknees auf der Reeperbahn sucht einen Sklaven. Ein Mann mit Springerstiefeln, Bomberjacke und Glatze ist ein Nazi. Von allem, was wir kennen, haben wir ganz konkrete Vorstellungen, wie es auszusehen hat und was es zu enthalten hat. Wird dagegen verstoßen, haben wir ein Problem.
Der nächste Punkt ist die eigene Position. Ein neuer Autor, der nicht will, dass sein erstes Buch auch sein letztes ist, muss sich an die Spielregeln halten, sonst begeht er ein Foul und sieht die rote Karte. Ist er erfahrener, bekannter, kann er dann schon mal einige Regeln nicht brechen, sondern dehnen. Ist er eine angesagte Größe, darf er sie sogar neu definieren.
Ist doch einfach. Die Leser sind das Kriterium. Sie kaufen - alles richtig gemacht. Sie kaufen nicht, weil ich mich nicht an ihre Spielregeln gehalten habe - alles falsch gemacht.
Dann kann ich mir zwar sagen - hey, ich bin ein toller Typ, habe mich nicht an die Spielregeln gehalten, mich selbst verwirklicht ... . Na super, das war es dann aber auch.

Christian Svensson

#13
Da ich mir anhand deiner vorigen Posts soetwas dachte, habe ich meinen vorigen auch so drastisch formuliert. Diese Welt funkioniert mit Geld, mit nichts anderem. Es ist Deine Entscheidung, was Du willst. Um die Spielregeln dieser Welt zu verändern, muss man auch die Macht dazu haben. Wenn du denkst, dass du "auf der Strecke bleibst", wenn du dich an die Regeln hältst, naja. Wie gesagt, deine Entscheidung. Ich denke, andersherum wird eher ein Schuh draus.
Das ist keine Kritik, sondern einfach nur die Frage, was dein Ziel ist.
Meines ist einfach - ich will ein von einem Verlag lektoriertes und gedrucktes Buch veröffentlichen und dafür selbst kein geld ausgeben, sondern welches bekommen. Dafür muss ich die Regeln kennen, um sie für mich auszunutzen. Brauche Geld, um zu leben. Ideale machen mich nicht satt, sondern nur die, von denen ich Ideot mir für meine Ideale Geld abknöpfen lasse. Ende der Durchsage - für mich. Jeder wird das anders sehen.

Pygmalion

Also, mir ist nicht ganz klar, worauf du hier hinaus möchtest und bin ebenfalls leicht verwirrt. Welche Regeln? Die der Grammatik, Rechtschreibung, Logik und Perspektive erkennst du ja offenbar an. Was für Regeln behindern dich deiner Meinung nach in deinem schriftstellerischen Schaffen?

Ich bin da im übrigen ganz bei Fianna, was die nachvollziehbarkeit der Handlungen udn Vorgänge angeht.

Und auch Bardo würde ich mich anschließen. Natürlich wird nur das ein Bestseller, das der Masse gefällt, ist doch irgendwie logisch? Nur, weil es vielen gefällt, muss es ja nicht automatisch den seelischen Tod des Autors verursacht haben? Wo bleibst du denn auf der Strecke, wenn du dich an Genrekonventionen hälst? Natürlich kannst du versuchen, Elfen unter die Erde zu verfrachten und Gold schürfen zu lassen und Zwerge zu begnadeten Bogenschützen zu machen... wenn das für dich Selbstverwirklichung ist, tu es. Aber erwarte nicht, dass du dann unbedingt einen großen Verlag findest, der dir dafür Geld gibt. Wenn du für dich selbst schreibst, ausschließlich, schreib, was du möchtest. Soll es Leser finden und das womöglich möglichst viele, dann solltest du schon schauen, dass da gewisse Konventionen eingehalten werden.
Wenn mir jemand ein Handy anbietet, das nicht telefonieren kann, dafür aber super Radioempfang hat, dann kaufe ich das auch nicht. Es sei denn, ich suche ein neues Radio.