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Prologlänge?

Begonnen von Sternsaphir, 16. Januar 2014, 22:26:44

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Sternsaphir

Ich muss noch einen Prolog für mein Projekt schreiben, in dem ein vorhergehender Glaubenskrieg zwischen zwei Stämmen beschrieben wird. Der Konflikt wurde später durch die gemäßigten Fraktionen beigelegt und es gab nur noch ein paar versteckte Kultisten, die den Frieden hin und wieder stören.
Es soll eigentlich nur beschreiben, wie schlimm es früher war und dass die Gefahr noch nicht ganz gebannt ist.
Der vergangene Konflikt spielt im Buch eine kleine Rolle und taucht immer wieder mal auf, ist aber nicht sehr dominant.

Was meint ihr, wie lang sollte dieser Prolog aussehen? Ich dachte so an zwei Seiten, die kurz und knapp die Gründe, das eigentliche Gemetzel und den Friedensschluss erzählen.


Toni

Ich finde es gibt keine feste Regel für die Länge eines Prologs. Ein Prolog ist so lang, wie er sein muss.
Aber ich finde was du beschreibst hört sich ein wenig nach Infodump an. Das ist natürlich nur mein persönlicher Geschmack, aber ewige Beschreibungen und Infos gleich am Anfang eines Buches würden mich stören.
Ich würde das Ganze also so kurz wie möglich halten (Eher eine Seite als zwei.), oder es in einer richtigen Szene verpacken. (Zum Beispiel wie die Beilegung des Konflikts von statten ging)
Außerdem: Du sagst, dass der Konflikt für den Rest der Handlung nicht besonders wichtig ist (oder habe ich das falsch verstanden?), brauchst du den Prolog dann überhaupt? Gerade wenn es sich um eine Info-Vorgeschichte handelt, fände ich ihn als Leser etwas unnötig.


Dahlia

Also, wenn ich das so durchlese, denke ich, dass du dafür gar keinen Prolog benötigst, sondern die ganzen Infos auch irgendwie in die Handlung einfließen lassen könntest.
Denn wenn im Prolog nichts anderes passiert als ein kurzer Geschichtsabriss - und danach hört sich das gerade an - , würde mich das als Leser jetzt nicht so fesseln, dass ich danach das Buch weiterlesen würde (ganz schlimmes Beispiel: Herr der Ringe :gähn: ). Und du sagst selbst, dass der Konflikt nur eine kleine Rolle spielt - warum sollte er dann an einer der wichtigsten Stellen deines Romans stehen?

Edit: Toni war schneller :rofl:

Fianna

Prolog würde ich nur machen, wenn es für die Geschichte des Hauptkonflikts wichtig ist.
Ansonsten kann man das doch auch gut zwischendurch beschreiben - unterschwellige Gefahr und Feindschaften - und dem Leser allmählich immer mehr Informationen geben.

Zwischen "Actionszenen", großen Gefühlen und Figurenkonflikt eignet sich eine solche Szene doch super - ich hänge der Annahme an, dass ein Buch keine überflüssige Szene enthalten sollte. Aber man kann ja nicht von Höhepunkt zu Höhepunkt springen und in den "ruhigeren" Szenen immer nur auf den (Haupt-)Charakter halten (und am besten noch seine Vergangenheit oder Konflikte) ist auch nicht so schön, in meinen Augen.

So ein Neben-Thema, dass man in den "Zwischen-Szenen" (zwischen dem, was ich oben aufzählte) einbringen kann, entwickel ich sonst immer extra für meine Plots.

Deswegen stimme ich meinem Vorredner nicht nur zu mit der Gefahr Infodump, sondern meine, die Geschichte würde gewinnen, wenn man das nebenbei laufen lässt und an passenden Stellen immer mehr Informationen einbringt, bis der Leser schließlich das gesamte Bild vor Augen hat.

Drachenfeder

Ich liebe Prologe und habe sie daher bei jedem Großprojekt geschrieben. Die Länge ist unterschiedlich. Da gibt es auch keine Regeln meiner Meinung nach. Es kommt ja ganz drauf an, was mit dem Prolog bezweckt bzw. erzählt werden soll.  Meine Engel beispielsweise haben einen Prolog von ca. 6 Seiten. Mein Aktuelles Skript wird auch noch einen Prolog erhalten. Ich plane dafür ca. 8 - 10 Seiten ein.

Einen Krieg habe auch ich schon mal als Prolog geschrieben. Ich fand es den perfekten Einstieg. Direkt eine aufregende Schlacht, ohne große Beschreibungen. Im Laufe der Geschichte wird einem dann klar, was der Prolog einem sagen wollte und man hat einen Aha-Effekt.

Wenn du dich dafür entscheidest ein "Gemetzel" als Prolog zu nehmen, dann würde ich die Seitenzahl eher gering halten. Kurz, knackig, spannend, ohne zu viel Preis zu geben. Aber das ist meine Meinung und meine Methode.



Sternsaphir

Danke schon mal für die Tipps.

Lange Prologe mag ich auch nicht. Sie schrecken eher ab, finde ich.

Ich denke, ich werde den Prolog max. auf eine Seite halten. Jetzt muss ich nur noch überlegen, was genau hineinkommt.

Der Konflikt sollte schon erwähnt werden. Auch wenn ich das im Buch natürlich öfters tue, will ich bereits am Anfang zumindest kurz daraufhinweisen, denn in der ersten Hälfte wird jemand von den restlichen Kultisten entführt, von denen man glaubte, sie existierten nicht mehr bzw. würden sich nicht mehr zeigen. Später wird diese Kultistengeschichte immer weiter in den Hintergrund rücken, bis am Ende noch einmal ein abschließendes Ereignis kommt, was die Handlung begleitet.

pyon

Ich bin in dieser Sache vor allem gegen Infodump. Ich finde solche Informationen, wenn sie denn so wichtig sind, kann man auch schöner, bzw. spannender darbieten.
Ich gestehe, ich würde eine solche Seite womöglich einfach überblättern, auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass sie wichtig sein könnte. Ich finde es auch nicht schlecht ihn immer wieder in die Geschichte mit einzubinden.

Wenn du den Konflikt unbedingt zeigen willst, dann würde das anhand einer Geschichte oder eines Beispiels machen. Zum Beispiel könnte der General von Fraktion A Gefangene bzw. Andersgläubige - was weiß ich - aufspießen, weil sie nun einmal so mit ihnen umgehen, um ein Zeichen zu setzen und die Härte ihres Konflikts zu zeigen. Kann natürlich auch von Fraktion B aus gesehen werden, also dass der General von Fraktion A die Leute von B tötet und es dadurch noch einmal zu einem Push des Ganzen kommt.
Aber so etwas würde ich für meinen Teil viel lieber lesen und auch spannender finden, als bloßer Infodump.

Sternsaphir

Infodump sollte es nicht werden. Ich wollte das schon recht lebendig halten.
Danke für den Tipp mit der Szene. Ich glaub so ähnlich werde ich das auch machen.

pyon

Dann kann es meiner Meinung nach auch ruhig länger als nur eine Seite sein! ;D
Der Prolog ist ja irgendwie ein Kapitel vor dem ersten Kapitel. Ich finde du kannst dich dann schon an deiner normalen Kapitellänge orientieren.

canis lupus niger

#9
Einen Prolog finde ich nur sinnvoll, wenn man dem Leser Informationen liefern muss, die mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben, sich deshalb auch nicht dort einbauen lassen.  Das kann ein Ereignis sein, das lange vorher stattfindet, oder ganz woanders. Ein Charakter kann vorgestellt werden. Im Prolog stelle ich Informationen vor, die nicht den Anfang der Geschichte darstellen, aber die Geschichte insgesamt überschatten, die der Leser unbewusst immer im Hinterkopf behalten soll. Beispiel: In Game of Thrones die Begegnung der Nachtwache-Mitglieder mit den Weißen Wanderern.

Das Problem dabei ist, dass man die Chance auf den guten "ersten Satz" damit leicht verschenkt. Deshalb muss ein Prolog ebenso spannend, fesselnd und unterhaltsam zu lesen sein, wie die eigentliche Geschichte, oder sogar noch mehr. Deshalb meine Empfehlung: auf keinen Fall zu lang!

Pygmalion

Aber nur eine Seite? Erscheint mir doch arg kurz, um da irgendetwas zu entwickeln und dem Leser eine Idee zu vermitteln, was dieser Prolog denn soll.
Grundsätzlich kann man einen solchen Glaubenskrieg, gerade wenn er ja genau da stattgefunden hat und der noch hell in den Köpfen der Protas ist, gerade, wenn sie Kultisten verhaften, im Text unterbringen. Den Sinn eines Prologs sehe ich da auch nicht.
Wenn dieser Krieg weit entfernt/lange zurück spielen würde, ok, da kann man im Roman mit den Protas nicht eben hinspringen.

Christopher

Zitat von: canis lupus niger am 17. Januar 2014, 12:26:55
Das Problem dabei ist, dass man die Chance auf den guten "ersten Satz" damit leicht verschenkt.

Da bin ich anderer Meinung. Je nachdem wo ich einsteigen will, ist es schwer einen guten ersten Satz hinzubekommen. Bei einem Prolog habe ich da gefühlt mehr Wahlmöglichkeiten.

Prolog würde ich aber auch wählen, wenn ich Informationen vermitteln will, die wichtig sind, aber nicht durch den Protagonisten erlebt/erfahren werden können.
Zudem kann der Prolog eine Einstiegshilfe sein. Bei meinem Herzensprojekt ist die neueste Version des Anfangs auch mit Prolog. Warum? Es zeigt eine Perspektive, die man sonst das ganze Buch über nicht zu sehen kriegt (man erlebt sie nur von außen) und gibt mir eine einfachere Möglichkeit ein hohes Maß an Informationen in die Handlung einfließen zu lassen, anstatt sie mit Infodump zu ersticken.

Bei dir würde ich aber auch die Frage stellen:
Warum muss der Leser diese Infos auf diese Art und Weise bekommen? Was spricht gegen das Einflechten in die Geschichte?
Die Informationen die ich einfließen lassen will, sind essentiell um ohne Infodump mit der Geschichte meiner Prota beginnen zu können. Da liegt der große Unterschied denke ich.
Be brave, dont tryhard.

Drachenfeder

#12
@Sternsaphir
Maximal eine Seite finde ich bei deinem angedachten Prolog auch etwas kurz. Plane nicht zu kurz. Überlege dir erst mal, was alles in diesem Vorkapitel geschehen soll und vorallem was du dem Leser damit übermitteln willst. Zu kurze Prologe, werden gerne überlesen und bleiben vor allem nicht im Gedächtnis.

Zitat von: Pygmalion am 17. Januar 2014, 13:57:48
Grundsätzlich kann man einen solchen Glaubenskrieg, gerade wenn er ja genau da stattgefunden hat und der noch hell in den Köpfen der Protas ist, gerade, wenn sie Kultisten verhaften, im Text unterbringen. Den Sinn eines Prologs sehe ich da auch nicht.

Kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ich denke, wir können hier und jetzt nicht beurteilen ob der geplante Prolog einen Sinn hat oder nicht. Dafür kennen wir die Geschichte zu wenig bzw. den Plot überhaupt nicht.

Ich schlage Sternsaphir vor, den Prolog zu planen, zu schreiben und dann zu sehen, ob es Sinn macht. Ändern, löschen bzw. den Krieg in die Geschichte einbauen ist danach immer noch möglich.



Tinnue

Schließe mich Drachenfeder an.

Erst einmal sagt die Länge eines Prologs nichts über seine Qualität aus - das Wichtigste ist so oder so, bloßes Infodumping zu vermeiden. Das kann bei einem kurzen Prolog ebenso gut geschehen wie bei einem langen.
Ich habe einige Prologe gelesen, die ich sehr gut fand, die liegen irgendwo zwischen 3 und 20 Seiten. Alles gut so, wie es ist, alles schön umgesetzt. Es gibt kein "so ist es richtig hier". Also mach erst einmal so, wie du denkst, dass es sein soll, danach hast du immer noch Betas etc.
Wichtig ist in erster Linie: Was passiert im Prolog? ist Bewegung drin? Und besonders: WAS will ich damit sagen? Was ist der Zweck, der Nutzen, den der Leser dadurch hat? Klar, spannend sollte es trotz allem möglichst sein. Der Leser soll nicht nur etwas erfahren, er soll quasi "angefüttert" werden.

Ob 1-2 Seiten Prolog Sinn ergeben, kann man pauschal auch nicht sagen. Ich hatte das aber hin und wieder auch gelesen, und fand es von den Autoren nicht so doll umgesetzt. Da kamen Personen vor, die nie wiedr auftauchten, es wurden Infos hingeschmissen und das war's. Er hatte eben nix Besonderes, nix, das mich hat schlucken oder rätseln lassen, keine großen Bilder, die im Gedächtnis geblieben sind. Das ist aber Sache der Umsetzung vielmehr, und hat nur sekundär etwas mit der Länge zu tun.

Klecks

#14
Ich bin ein kleiner Prolog-Fan, halte mich aber immer kurz. Meine größte Seitenzahl waren bisher, glaube ich, zehn, was eigentlich schon sehr lang für mich ist.

Allerdings benutze ich Prologe zur Einstimmung, wenn im ersten Kapitel nicht sofort Action und Handlung starten und nur, wenn es wirklich passt. Ich persönlich würde in einen Prolog zum Beispiel auf keinen Fall diese Beschreibung der Zeit damals einbauen, Sternsaphir, wie du geplant hast. Ich musste wie Toni gleich an Infodump denken. Wie schlimm es damals war, sollte im Laufe des Textes erklärt werden.

Der wichtigste Grund dafür ist, dass sich der Leser im Prolog noch nicht in die Welt eingefühlt hat. Er hat noch keinen Bezug zu ihr, vor allem nicht zu den Protas und den anderen Figuren. Ich schlage Bücher gnadenlos zu, wenn mir im Prolog erst einmal etwas über eine Zeit erklärt wird, in der die Geschichte selbst nicht spielt. Ebenso, wenn der Autor meint, irgendein Gedicht oder irgendeine Sage aus der Welt in den Prolog setzen zu müssen, die sich dann nicht oder nur gering auf den folgenden Text bezieht. Mir als Leser gibt das immer einen bitteren Beigeschmack. "Warum hat die Autorin das nicht in den Text gepackt?" Zu diesem Zeitpunkt interessiert mich die Vergangenheit noch nicht, ich will erst die Geschichte und die handelnden Personen darin kennenlernen. Und die wiederum können sich dann über die schreckliche Vergangenheit unterhalten, während ich nach und nach in den Text eintauche. Dadurch erfährt man als Leser auch alles wichtige, hat aber schon den Bezug zu den Protas.  ;)