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Die "ABF", ein allgemeinverständlicher Ausdruck im realistischen Jugendbuch?

Begonnen von gbwolf, 11. Januar 2014, 12:49:30

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gbwolf

Danke für eure Einschätzungen! Das gibt mir einen ganz guten Überblick.
Bei Jugendsprache habe ich allmählich auch das Gefühl, es gibt so eine Art "Schriftsprache" und das, was gesprochen wird (Das scheint stärker regional unterschiedlich, als die geschriebene Jugendsprache).

Wenn möglich benutze ich keine Jugendsprache im Roman. Nur an einigen Stellen verkürzt es die Sätze angenehm, finde ich. Zur Einführung der besten Freundin werde ich es jetzt rausnehmen. Ich denke, da passt es wirklich nicht.

Ich hätte daran denken sollen, euch ein paar Beispiele zu geben, wo ich das Wort verwenden möchte:

"In den Rahmen kommt ein Bild von mir und meiner ABF." (Erläuterung in Fees Videotutorial zu dem, was sie gerade tut).
"Eine halbe Stunde später ist alles im Vor-Party-Rausch vergessen. Wadenschmerzen, Yogapeinlichkeiten, ABF-Zoff."
"Jetzt sind nur noch Fräulein Etikett und ihre ABF vor uns. "

Und ja: Die Zielgruppe sind Mädchen, die ein oder zwei Jahre über dem "Freche Mädchen"-Alter sind. (Mein Verlag bringt ja auch die Frechen Mädchen heraus).

Hanna

In den letzten beiden Sätzen finde ich das total passend.
Ich erinnere mich, dass ich den Typen, in den ich verknallt war und dessen Namen ich nicht kannte, damals STMB genannt habe.  Süßer Typ mit Brille. Allerdings ist damals halt auch schon fünfzehn Jahre her. Manchmal machen Abkürzungen einfach Sinn. Im Tagebuch zum Beispiel ist das praktisch, weil dann jemand, der es widerrechtlich liest, nicht unbedingt weiß, worum es geht. Oder auch, wenn man mit der Freundin telefoniert und Mama zuhört. Wenn ABF out ist, könnte ich mir vorstellen, dass man es abfällig benutzt, z. B. bei Fräulein Etikett und ihr ABF, wenn man beide total lächerlich findet.
#notdeadyet

Franziska

Das letzte Beispiel finde ich okay. Ansonsten kam mir das Wort immer wie eins vor, das kein Jugendlicher benutzt, dass aber in der Girl steht. Aber das kann ja wirklich regional sehr unterschiedlich sein, kommt ja auch darauf an, wie deine Jugendlichen sonst sprechen.

Felicity

Also ich bin vierzehn Jahre alt und muss gestehen, dass mir diese Abkürzungen wie ABF tierisch auf die Nerven gehen, denn ich finde das schon wieder zu kindisch und stimme der Schwester von Ryadne zu, dass es irgendwie schon wieder out ist. Es gibt nämlich kaum jemanden mehr, der diese Wörter schreibt, geschweige denn in einer Unterhaltung benutzt.
Allerdings weiß ich nicht, wie Mädchen, die zum Beispiel zwölf Jahre alt sind, darüber denken. Zwei Jahre können ja schon ziemlich viel ausmachen.

Naudiz

Während meiner Oberstufenzeit (7. - 10. Klasse) war ABF ein ganz normaler Begriff unter den meisten Mädels, auch im verbalen Gebrauch. Allerdings waren es hauptsächlich die supermegahippen Tussis, die es benutzt haben; in meiner Clique war es, wenn es denn überhaupt benutzt wurde, immer ironisch gemeint, wie in Janikas Beispiel. Von daher halte ich es für stark davon abhängig, wo du deine Protagonistin einordnest, ob sie diesen Begriff verwendet oder nicht.

Toni

Zitat von: Mondfräulein am 11. Januar 2014, 16:20:42
Ich wäre damit ehrlich gesagt vorsichtig, denn die so genannte Jugendsprache dieser hippen Jugendzeitschriften ist eigentlich unter aller Sau und ich bete inständig, dass nicht alle Jugendlichen so reden (ich habe letztens erst wieder eine gelesen, "Riri hatet Miley voll krass! Dabei ist Miley so happy mit ihrem neuen boyfriend! Iiiiih!", das ist schlimmer als die BILD).
Derselben Meinung bin ich auch. Meine Schwester (14) liest hin und wieder Zeitschriften wie die Bravo Girl oder die Mädchen etc. Und wenn ich da reingucke läuft mir 1. angesichts der Sprache ein kalter Schauer über den Rücken und 2. sehe ich vor meinem inneren Auge eine Gruppe erwachsener Redakteure über Jugendsprache brainstormen. Das wirkt gewollt, unnatürlich und einfach furchtbar.
Jugendsprache ist eben so eine Sache und auch sehr ortsabhängig. Das kann die Nutzung einer Wendung von Schule zu Schule oder sogar Clique zu Clique unterschiedlich sein. Die einen finden den Ausdruck ABF vielleicht ganz normal und benutzen ihn, andere finden ihn total peinlich.

Merwyn

Selbst in den Beispielsätzen finde ich, dass man das anders lösen könnte.
Ich habe bei so Ausdrücken nämlich auch immer stark das Gefühl, dass der von Erwachsenen "gemacht" wurde, die auf Teufel komm raus versuchen, jugendlich zu wirken.

Und weil das Beispiel Big Bang Theory erwähnt wurde, ich bezweifle stark, dass da in irgendeiner Weise die Jugendsprache abgebildet wurde.
Die Übersetzer haben wahrscheinlich nur versucht, das gängige englische BFF geschickt zu übertragen. Best Friends Forever, was liegt da nahe? Allerbeste Freunde, also ABF? Ja, nehmen wir. ;)

Luna

Meine Güte bin ich alt. Ich kenne diesen Ausdruck nicht und höre ihn gerade zum ersten Mal. Ich finde ihn schon jetzt einfach nur furchtbar!! Als ich den Threadtitel kurz überflogen habe, habe ich erst gedacht: Hä, AGB im Jugendbuch?
Immer dieser Abkürzungsfimmel: Bagmo, Mow, WTF, LOL, Rofl, ABF ... :zombie:. Diese Chatsprache greift immer mehr über in den allgemeinen Sprachgebrauch. Das muss man verhindern! Die Jugendlichen können schon jetzt nicht mehr richtig schreiben. Mein Kollege, der für die Ausbildung zuständig ist und Auswahlverfahren durchführt, kann da leider ein Lied von singen.
Sorry, ich würde so ein Buch sofort zur Seite legen, sollte ich eines dieser Wörter darin finden, auch wenn es im Dialog ist. 

Zitat von: Mondfräulein am 11. Januar 2014, 16:20:42
Ich wäre damit ehrlich gesagt vorsichtig, denn die so genannte Jugendsprache dieser hippen Jugendzeitschriften ist eigentlich unter aller Sau und ich bete inständig, dass nicht alle Jugendlichen so reden (ich habe letztens erst wieder eine gelesen, "Riri hatet Miley voll krass! Dabei ist Miley so happy mit ihrem neuen boyfriend! Iiiiih!", das ist schlimmer als die BILD).
Oh ja, ich erinnere mich mit schaudern an meine Bravo-Girl Zeit :zombie:. Das ist ein noch schlimmeres Verbrechen an der Sprache.

Klecks

ZitatRiri hatet Miley voll krass!

:o

Bitte ... bitte, bitte, kann mir jemand bitte sagen, dass das ein Scherz war? Dass dieser Satz nicht wirklich geschrieben wurde?  :gähn:

*wimmer*


Coppelia

Wenn du generell keine Jugendsprache verwendest, kann ich nicht nachvollziehen, warum du dann diese Abkürzung benutzen möchtest. Zum einen scheint sie nicht verbreitet zu sein, zum anderen ist sie womöglich innerhalb kürzester Zeit so aus der Mode gekommen, dass niemand sie mehr versteht. Natürlich sind Bücher leider schnellebige Konsumartikel, aber indem man Modewörter benutzt, steigert man ihr Verfallsdatum meiner Meinung nach noch mehr. Was würdest du an den Stellen verlieren, wenn du einfach ganz normale Wörter verwenden würdest, die Jugendliche auch in 10 Jahren noch verstehen, wenn ihnen dein Buch in die Hände fallen sollte? ;)

Edit: Entschuldigung, mein Browser spinnt!

Kati

Ich würde da einen Unterschied machen zwischen Dialogen und Erzählung. Also, die Zitate, die du angebracht hast, finde ich völlig legitim, weil das ja jemand sagt. Im Text an sich würde ich es vermeiden. Es ist ja nun so: Auch, wenn im Roman an sich keine Jugendsprache benutzt wird (was ich gut finde), ist die wörtliche Rede ja nochmal was ganz anderes. Sowas kann toll benutzt werden, um Figuren zu charakterisieren. Ich bin nicht mehr die Zielgruppe, aber es ist noch nicht so lange her und wir haben diese Ausdrücke auch eher als Spaß benutzt, ironisch, oder um jemanden zu necken. Es soll aber natürlich Jugendliche geben, die wirklich so sprechen und warum auch nicht? Da kommt es bestimmt auch stark auf die Figur an, ob sie oder er der Typ dafür ist oder nicht. Aber ich denke, so wie die Zitate aussehen, wird sich da niemand groß dran stören.

Für mich ist auch noch ein Unterschied zwischen Sachen wie ABF und dem Stil aus Jugendzeitschriften. So wie in der Bravo geschrieben wird, spricht keiner. Das sind meistens Journalisten, die versuchen hipp und jugendlich zu erscheinen und damit total flachfallen. Aber in kleinerer Dosis, wieso nicht? Wenn es ein realistisches Jugendbuch ist, kann man auch den Zeitgeist der heutigen Jugend schildern. Man muss natürlich zwischen gesprochener und geschriebener Sprache unterscheiden. Die meisten würden einen Roman, der geschrieben ist, wie sie sprechen, weglegen. Was für mich persönlich (!) nicht geht, sind unnötige Anglizismen, wie dieses "hated" im Beispiel und unnötige Abkürzungen, wenn zu viele davon auftauchen. An sich... alles, was zu viel oder bemüht wirkt, sollte man nochmal überdenken.

gbwolf

Danke für eure Meinungen. Das hilft mir auf jeden Fall, bei meinen Überlegungen. Also, ich habe mich jetzt so entschieden, die ABF an zwei Stelle im Text zu lassen. Einmal, der Ironie wegen und einmal, bis mir etwas anderes einfällt, das den Satzrhythmus nicht zerhaut. Aber vielleicht streicht mir auch einfach meine Lektorin alles raus, wir werden sehen.

Abkürzungen innerhalb einer homogenen Gruppe finde ich absolut in Ordnung. Sie werden ja normalerweise benutzt, um die Kommunikation zu vereinfachen und die ermüdenden Teile abzukürzen. Manchmal bringt man es damit auch auf den Punkt. Es ist - wie immer - die Suche nach dem richtigen Maß und nach dem Gleichgewicht. Und egal, wie sehr wir uns vor dem "Bravo-Sprech" schütteln, ab und an verbreitet sich ein Wort dann doch in der Umgangssprache.  Ich lausche ja immer, wenn im Zug oder Bus Jugendliche in der Nähe sind und da fällt ab und an schon etwas wie "lol".

Zitat von: Coppelia am 13. Januar 2014, 14:08:29Wenn du generell keine Jugendsprache verwendest, kann ich nicht nachvollziehen, warum du dann diese Abkürzung benutzen möchtest.
Sagen wir eher, dass ich keine Modeausdrücke verwende. Einige Begriffe, die ein wenig hipper und jünger klingen, baue ich schon gelegentlich ein. Mein Roman ist ja auch - das muss ich mir immer vor Augen halten - eine Verbrauchsware. Es geht beispielsweise sehr stark um eine App und deren Verhalten. Zeitlosigkeit ist anders. Wahrscheinlich wird der Roman schon in fünf Jahren mehr ein geschichtliches Dokument sein, weil nur noch die über Zwanzigjährigen mit Begriffen wie "Vlog", "WhatsApp", "Facebook" und Co. etwas anfangen können.

Kati

ZitatWahrscheinlich wird der Roman schon in fünf Jahren mehr ein geschichtliches Dokument sein, weil nur noch die über Zwanzigjährigen mit Begriffen wie "Vlog", "WhatsApp", "Facebook" und Co. etwas anfangen können.

Das ist aber gar nicht so verkehrt, wie man denkt. Wenn ich solche Romane von 2008 oder noch früher lese, merke ich schon, dass die nicht auf dem Stand der Dinge sind, aber irgendwie hat es was wunderbar Nostalgisches. Du hältst ja irgendwie einen Teil der Jugendkultur von 2014 fest. Und auch, wenn der Roman in fünf Jahren altmodisch wirkt, irgendwie ist das doch was Tolles. Ein Stück Vergangenheit festgehalten zu haben. So, ich geh jetzt, wahrscheinlich bin ich eh die einzige, die das so sieht.   :versteck:

Mondfräulein

Zitat von: Klecks am 13. Januar 2014, 13:39:46
Bitte ... bitte, bitte, kann mir jemand bitte sagen, dass das ein Scherz war? Dass dieser Satz nicht wirklich geschrieben wurde?  :gähn:

Der Satz ist so kein Zitat, aber durchaus kein übertriebenes Beispiel. "Miley ist so happy mit ihrem neuen boyfriend." habe ich tatsächlich irgendwann mal so gelesen. So schreiben die. Ja, das tut weh.

Zitat von: Kati am 13. Januar 2014, 14:11:45
So wie in der Bravo geschrieben wird, spricht keiner.

Leider doch. Ob durch die Bravo oder warum auch immer... ich habe dem Grauen ins Gesicht gesehen. Kinder und Jugendliche, die genau so sprechen oder sogar noch schlimmer. Oder eine Deutschlehrerin, die "highlighten" als neues Wort für Markieren einführte und von da an von "gehighlighteten" Wörtern sprach. Die Bravo (und fairerweise ungefähr alle anderen Jugendzeitschriften) übertreibt kaum, fürchte ich.

Luna

Zitat von: Mondfräulein am 13. Januar 2014, 16:39:43
Leider doch. Ob durch die Bravo oder warum auch immer... ich habe dem Grauen ins Gesicht gesehen. Kinder und Jugendliche, die genau so sprechen oder sogar noch schlimmer. Oder eine Deutschlehrerin, die "highlighten" als neues Wort für Markieren einführte und von da an von "gehighlighteten" Wörtern sprach. Die Bravo (und fairerweise ungefähr alle anderen Jugendzeitschriften) übertreibt kaum, fürchte ich.
:'( :'( Schrecklich. Wenn das wirklich schon so derart im Kommen ist, diese Anglizismen, gepaart mit Chatabkürzungen, sehe ich es schon kommen, dass Nadines Lektorin am Ende noch findet, dass da zu wenig Bravo-Sprech drin ist und sie solle ABF viel öfter verwenden. Dann streicht sie noch die Wörter Freund und ersetzt es durch Boyfriend. Dafür hatet die ABF der Prota sie, weil sie sich in den sexy boy selbst verliebt hat. Mit einem ES (evil smile) heckt sie Intrigen aus, damit sie ihn sich krallen und ihm hdl (hab Dich lieb) sagen kann.