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Fantasygenres und Subgenres: Unsere Schubladen

Begonnen von Pandorah, 23. Dezember 2013, 15:50:47

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Evanesca Feuerblut

Zitat von: Denamio am 25. Februar 2016, 16:45:09
Ich frage mich ob das hier ein ähnliches Phänomen ist. Punk ist hierzulande gefühlt auch eher anrüchig, zumal die ganzen xyz-Punk Genres eh ein wenig seltsam anmuten. Im Prinzip ist das ja "Technologieniveau+Punk". Punk beschreibt in dem Fall, dass es um eine oder mehrere Personen am unteren Spektrum der Gesellschaft geht, die gegen die unfühlende Maschine antreten. Aber wo es da anfängt und wo endet, ist mir nie ganz klar. Wenn es um einen Bauernaufstand gegen Ritter Klotzetot geht, ist das dann Medieval Punk?
Gehört jetzt Cyberpunk auch dazu oder ist das dann doch wieder sein eigenes Ding? Vor allem weil Cyberpunk ja eher eine Spielart von Film Noir ist, anstatt anarchofreundliches De-Establishment. Steampunk und Cyberpunk kann ich als Genres noch verstehen, weil etabliert, aber persönlich finde ich ja, das wir bei Solarpunk und Teslapunk ein wenig zur "einmaligen Schneeflocke" werden. Wurde das tatsächlich so im Katalog notiert, oder waren es einfach Marketing Klopfer?
Hm, es ist nur dann Medieval Punk, wenn das Ganze irgendwie... keine Ahnung, durch irgendeine Erfindung des Mittelalters ausgelöste Kultur- und Technikrevolution anders verläuft, als es in der tatsächlichen Historie der Fall war plus fantastische Elemente vorkommen, die es von "Alternative Historie" und historischem Roman abgrenzen. Würde ich jetzt jedenfalls so aus dem Ärmel geschüttelt definieren, glaube ich :).
Aber ja, damit könntest du Recht haben, dass sich das Ganze aufgrund des Begriffes "Punk" nur so langsam durchsetzt, mit dem Viele auch nicht wirklich etwas anfangen können oder mit dem man Jugendliche mit Irokesen assoziiert, keine dampfmaschinenbetriebenen Technologien oder salonfähige Literatur im Allgemeinen (wobei "salonfähig" auch wieder so eine Sache ist... *Fass wieder zumacht*)

Zu Teslapunk gehört die Phoenix-Reihe von Ann-Kathrin Karschnick, ansonsten findet Google irgendwie im deutschsprachigen Raum nur Spiele aus dem Genre...

Zitat von: Ryadne am 25. Februar 2016, 17:07:47
Was die Unterarten angeht, muss man einmal, wie schon angedeutet wurde, von der aktuellen Situation am deutschsprachigen Markt weggehen. Steampunk kommt hier gerade im Mainstream an, Cyberpunk erlebt eine Renaissance. Aber in der nigerianischen Science Fiction wird gerade beispielsweise Solarpunk als neues großes Underground-Ding gefeiert und in den USA ist das ohnehin ein relativ etabliertes Genre. Wenn man sich diese Subgenres mal genauer anschaut, merkt man auch, dass sie sich tatsächlich schwer unter bestehende fassen lassen. Cyberpunk ist beispielsweise eher dystopisch, Solarpunk utopisch und Steampunk romantisch.
Stimmt. Im deutschsprachigen Raum scheint es da einfach SEHR verzögert zu gehen. Wobei es (vor allem kleine) Verlage gibt, die einige der Punk-Genres explizit in ihrem Programm führen bzw. annehmen würden. Oder unter einem anderen Namen listen.
Bei O'Connellpress heißt der Bereich für alle steampunkigen Dinge
"Steam & Diesel – die neue, industrialisierte Form der Fantasy. Dampfmaschinen, mechanische Kreaturen und verschrobene Wissenschaftler beherrschen eine Viktorianische Welt (alternativ auch eine Welt in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts), die anders verlaufen ist, als wir sie aus den Geschichtsbüchern kennen."
(siehe http://oconnellpress.de/manuskripte/, ganz unten)

Steampunk gehört also auf alle Fälle auf die Liste, bei den kleineren und noch wenig bekannten Genres könnte man sich noch darüber streichen bzw. warten, bis sie etablierter werden und sich stärker abgrenzen als "Was mit Strom" oder so :)

Ryadne

Zitat von: Evanesca Feuerblut am 25. Februar 2016, 18:11:30
Wobei es (vor allem kleine) Verlage gibt, die einige der Punk-Genres explizit in ihrem Programm führen bzw. annehmen würden. Oder unter einem anderen Namen listen.

Szene-Verlage benennen die Subgenres ja generell viel expliziter, nicht nur, wenn es um die "Punk-Genres" geht. Publikumsverlage unterteilen eben in Fantasy, Krimi, Satire, Phantastikverlage in Dark Fantasy, Dystopie, Steampunk und Clockpunk oder so. Ein größerer Verlag mit weniger spezialisierterem Publikum könnte seine Kundschaft mit solchen Begriffen nicht erreichen, bevor sie nicht - wie jetzt im Falle von Dystopie oder langsam auch Steampunk - einen gewissen Hypestatus erreicht haben. Da sie weniger auf die englischsprachigen Entwicklungen angewiesen sind, können sie außerdem Subgenres bedienen, die im englischsprachigen Raum gerade nicht so angeboten werden.

Trippelschritt

Ich kann mit dieser Diskussion im Augenblick wenig anfangen, weil ich den Eindruck habe, als wäre Steampunk und die daraus resultierende allgemein anerkannte Genrebegriffe. Nur wenn man das akzeptiert, kann man sich über eine unterschiedliches Verhalten von Groß- und Kleinverlagen wundern. Ich möchte diese Annahme ganz klar in Frage stellen. Sicherheitshalber habe ich Punk noch einmal in Wiki nachgelesen.
Punkt ist eine Jugenkulturerscheinung und in Deutschland mal grade 25 Jahre alt (+ - 5). Lebensgefühl (Trash), Mode und Musik sind in der Punkform einigermaßen akzeptiert, auch wenn man einwenden kann, dass es eine flüchtige Erscheinung ist. Von den Mods spricht heute auch kaum noch einer und die Rockerszene hat sich völlig gewandelt.
Punk in der Literatur als Genrebegriff ist noch neuer und hat, je enger er gefasst wird, immer weniger inhaltliche Bedeutung. Für mich versuchen viel zu viele Leute mit viel zu vielen neuen Begriffen viel zu viel persönliches Marketing zu machen. Das kann jeder machen, wie er möchte, aber Fakten geschaffen hat bisher kaum jemand damit. Noch ist es bei einer allgemeinen und daher wenig hilfreichen Verwirrung geblieben. Kein wunder, dass da die großen Verlage nicht mitziehen.

Selfpublisher können alles machen, was ihnen hilft, sich und ihre Geschichten zu vermarkten. Das ist legitim. Aber es muss für mich kein Maßstab sein. Konsistenz und Dauer sehe ich da noch nicht.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Ryadne

Zitat von: Trippelschritt am 13. März 2016, 11:54:55
Ich kann mit dieser Diskussion im Augenblick wenig anfangen, weil ich den Eindruck habe, als wäre Steampunk und die daraus resultierende allgemein anerkannte Genrebegriffe. Nur wenn man das akzeptiert, kann man sich über eine unterschiedliches Verhalten von Groß- und Kleinverlagen wundern. Ich möchte diese Annahme ganz klar in Frage stellen. Sicherheitshalber habe ich Punk noch einmal in Wiki nachgelesen.
Punkt ist eine Jugenkulturerscheinung und in Deutschland mal grade 25 Jahre alt (+ - 5). Lebensgefühl (Trash), Mode und Musik sind in der Punkform einigermaßen akzeptiert, auch wenn man einwenden kann, dass es eine flüchtige Erscheinung ist. Von den Mods spricht heute auch kaum noch einer und die Rockerszene hat sich völlig gewandelt.
Punk in der Literatur als Genrebegriff ist noch neuer und hat, je enger er gefasst wird, immer weniger inhaltliche Bedeutung. Für mich versuchen viel zu viele Leute mit viel zu vielen neuen Begriffen viel zu viel persönliches Marketing zu machen. Das kann jeder machen, wie er möchte, aber Fakten geschaffen hat bisher kaum jemand damit. Noch ist es bei einer allgemeinen und daher wenig hilfreichen Verwirrung geblieben. Kein wunder, dass da die großen Verlage nicht mitziehen.

Ich glaube, du suchst an der falschen Stelle. Cyberpunk, Steampunk etc. haben mit der Szene bzw. Subkultur Punk nichts zu tun und Punk wird auch nicht als Überbegriff gebraucht.
In der wissenschaftlichen Literatur sind die Subgenres aber durchaus als solche anerkannt, siehe z. B. "Cyberanthropology" von Alexander Knorr. Dennoch schreibt auch er, dass sich hinter vielen der Begriffe eher Modewörter verbergen, die nicht dieselbe Szene hervorbringen wie Cyberpunk, Steampunk und inzwischen vielleicht auch noch Solarpunk. Allerdings galt das vor nicht langer Zeit auch noch für Grim&Gritty. Letztlich alles eine Frage des Trends und des Zeitgeists ;)

Denamio

Zitat von: Ryadne am 13. März 2016, 13:02:45
Ich glaube, du suchst an der falschen Stelle. Cyberpunk, Steampunk etc. haben mit der Szene bzw. Subkultur Punk nichts zu tun und Punk wird auch nicht als Überbegriff gebraucht.

Ja und nein. Sowohl Cyber wie auch Steampunk sind nicht nur literarische Genres sondern auch Subkulturen mit einer eigenen Bildsprache und Dresscode (Cyberpunk - Neonstil oder Cybergothic wären da beispielsweise Spielarten) - die zumindest im Fall von Cyberpunk tatsächlich sehr stark mit Punk verbunden ist. Auch in der Literatur findet sich diese Bildsprache, man braucht sich nur diverse Cover ansehen. Beispiel: Shadowrun 2nd edition Cover oder die diversen Varianten von Neuromancer, die entweder "irgendwas mit Technik" sind oder eben frontal Punk. Mehr Punk geht nicht. Vom Punk kommt auch die "Attitude" gegenüber Institutionen und ein Hang zur Anarchie.
Und so jung ist speziell Cyberpunk jetzt auch nicht, der Begriff kam etwa um 1980 auf. Aber ja, es wäre ein Trugschluß zu sagen, dass Punk der Oberbegriff ist - aber Szene und Inspiration? Definitiv.

Ryadne

Zitat von: Denamio am 13. März 2016, 14:22:55
Sowohl Cyber wie auch Steampunk sind nicht nur literarische Genres sondern auch Subkulturen mit einer eigenen Bildsprache und Dresscode (Cyberpunk - Neonstil oder Cybergothic wären da beispielsweise Spielarten) - die zumindest im Fall von Cyberpunk tatsächlich sehr stark mit Punk verbunden ist.

Da hast du natürlich recht (wenngleich ich im Falle von Cyberpunk von einer Szene reden würde, nicht von einer Subkultur); dass diese Genres "nichts" mit Punk zu tun haben, stimmt insofern nicht, allerdings habe ich ja auch schon vorher geschrieben, dass durchaus eine atmosphärische Verwandtschaft besteht. Ein Teil der Inspiration liegt auch im Punk oder Gothic als Weiterentwicklungen dessen. Irgendwo habe ich mal gelesen, Cyberpunk verstehe sich als Gegenentwurf zur militaristisch-uniformen Science Fiction der 1970er Jahre und -punk sei da zur Demonstration des "Anti-Gedankens" gebraucht worden (war wahrscheinlich auch in dem Knorr-Buch, zugegebenermaßen meine Bibel auf dem Gebiet). Trotzdem sehe ich keine "direkte" Verbindung in dem Sinne, dass Cyberpunk die Literatur der Punks wäre oder so etwas. Daher verstehe ich den Rückgriff auf den Punk-Wikiartikel nicht so richtig.

Trippelschritt

Wenn Cyberpunk nur eine Szene ist und noch nicht einmal eine assoziative Verbindung zu einer Subkultur schafft, dann wäre sie ja noch flüchtiger, als ich es ohnehin schon betont habe. Punk ist ein eingeführter Begriff und trotzdem ist fraglich, ob er Bestand haben wird. Steampunkt oder all die anderen Begriffsneuschöpfungen sind noch jünger und docken an dieser ersten Begriffschöpfung an. Deshalb der Rückblick auf Wiki. Würde das nicht zutreffen, hätte es eine völlige Neudeutung dieses Begriffes gegeben, was eine aussagekraft immer schwächt, weil sie gegen alte Bedeutung ankämpfen muss. (Manchmal klappt das allerdings auch. Beispiel "geil".)
Ich möchte auch nicht bestreiten, dass es Leute gibt, die mit diesen Begriffen arbeiten. Ich habe es nur gefragt, wer sie ernst nimmt und wie weit sie ernst genommen werden müssen, denn darum geht es in der Diskussion in diesem thread. Dass sie in der Wissenschaft Verwendung finden, ist für mich kein starkes Argument, weil es dort Tradition hat, einen Begriff zu erfinden. Es gibt dort Begriffsmodewellen wie überall sonst auch. Die frage ist, in wie weit er sich in der jeweiligen Disziplin auch als Arbeitsbegriff durchgesetzt hat und den Status von einfachem Labelling überwudnen hat.
Eine zweite Quelle, oder ein zweiter Anwendungsbereich dieser Begriffe ist das Buchmarketing und dort wird es nicht durchgängig eingesetzt. Das war ja der Streitpunkt, auf den ich mich bezog. Während es in der Wissenschaft um Erkenntnisgewinn geht, geht es im Buchhandel um Nützlichkeit, was etwas ganz anderes ist, und wo ebenfalls die Grenzen schwimmen.

So! Und zwischen all dem steht nun ein Autor und fragt sich, wie er darauf reagieren soll. Meine Meinung ist: Gar nicht. Er soll warten, bis sich der Staub gelegt hat und lieber Geschichten schreiben. Wenn er aber als Self Publisher sich einen Verkaufsvorteil davon verspricht, kann er es ja ruhig ausprobieren, aber Begriffe schaffen nicht so einfach und so leicht Wirklichkeiten. Und das, so schien mir, war eine stillschweigende Annahme (underlying assumption) in der Diskussion, vor der ich gewarnt habe.

Sorry, wenn das vielleicht abgehoben klingt, weil ich die Diskussionstexte mal ananalysiert habe. Aber als Wissenschaftler kann ich da auch nicht aus meiner Haut.  ;D

Liebe Grüße
Trippelschritt

Denamio

Ab wo ist ein Genre für dich dann etabliert genug? Cyberpunk hat:


  • Mode (Neon, Cybergothic und viele, viele andere)
  • Bildsprache (Retrofuture, Chrom, Cyberspace)
  • Symbolsprache (Konzepte wie "jack-in", dive)
  • Bücher, soviele Bücher
  • Etablierte Sprache (Street-Samurai, Decker, Cyberdeck, etc)
  • Comics (Transmetropolitan!)
  • Musikrichtungen (Retrosynth und New Synthwave haben starke Schnittmengen, Cybergothic)
  • Festivals
  • Clubs
  • Renomierte internationale Filme (Blade Runner, Ghost in the Shell, Matrix, etc)
  • Du lachst über Wissenschaft und fluide Begriffe ABER Begriffe, Ideen und Konzepte aus dem Cyberpunk sind seit gut 30 Jahren in der Anthropologie oder auch Soziologie vertreten und werden durchaus rezipiert. Stichwort Cyberspace Forschung.
  • Stadtforschung benutzt Ideen aus dem Cyberpunk (Living City Ansatz).
  • Cyber Anthropology als eigener Studiengang über Vernetzung reales Leben/Virtuelle Welten -> Cyberpunk Thematik.
  • Philosophie (Transhumanismus, Hybridkultur, Entkörperlichung, Geist in der Maschine Konzept)
  • KI Forschung zitiert Neuromancer in den Vorlesungen...
  • Videospiele (Deus Ex, Syndicate, Divine Cybermancy)
  • Rollenspielsysteme (Cyberpunk 2020, Shadowrun, GURPS Implementation).

Für Steampunk lässt sich eine ähnliche Liste schreiben. Also, was daran ist fraglich ob es Bestand haben wird? Der Begriff hat bald 40 Jahre auf dem Buckel und mit aufkommenden Konzepten wie Virtual Reality oder der Macht von Megakonzernen, die Nationen ersetzen, wird es eher noch relevanter. Also, nochmal - wo hat Cyberpunk da keine Wirklichkeiten geschaffen? Das zieht sich quer durch die Kultur.

Trippelschritt

Vielleicht reden wir jetzt aneinander vorbei, Denamio. Cyberpunk entstand 1980 mit der Neuromancer Trilogie von Gibson. Dass mit einer völligen Veränderung der Computerwelt plötzlich völlig neue Inhalte auftraten, die irgendwie bezeichnet werden mussten, ist auch unbestritten. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die entsprechende Terminologie überall in sich konsistent ist. Und meine Gegenposition ist, dass es spätetestens im Buchmarketing recht durcheinandergeht, was zu einem großen Teil auch daran liegt, dass Genres zu weit aufspezifiziert werden, was gerade bei Büchern, die ja nicht in engen Themenspalten geschrieben werden, wenig Sinn macht. In der Diskussion sind aber label als Fakten interpretiert worden, nach denen sich dann Autoren unter Umständen richten sollten. Ich bin aber der  Meinung, dass wir Autoren die Fakten mit unseren Geschichten schaffen und nicht durch Genrebezeichnungen.
Eine etwas ähnliche Entwicklung hat es auch ber der Selbstvermarktung von Übersetzungen gegeben, wo sich einzelne Übersetzer mit Bezeichnungen wie "aus dem mexikanischen Spanisch" übersetzt profilieren. Gegen die Profilierung habe ich nichts. Da bin ich pragmatisch. Wenn es auf dem Markt nutzt, sol man es tun. Ob es dem Erkenntnisgewinn hilft, ist eine andere Sache. Und fakten als etablierte und gut abgegrenze Begriffe sind die Untergenres auf dem Büchermarkt für mich nicht.

Weiß nicht, jetzt klarer, wohin ich argumentiere?

Liebe Grüße
Trippelschritt

Denamio

#114
Zitat von: Trippelschritt am 15. März 2016, 15:47:35
Weiß nicht, jetzt klarer, wohin ich argumentiere?

Liebe Grüße
Trippelschritt

Das stand nie in Frage. Ich stimme dem einfach nur nicht zu. Cyberpunk ist vielleicht in Deutschland nicht so stark etabliert wie in den USA oder Japan, aber es ist ein etabliertes Genre mit oft sehr typischen und klaren Stilelementen und Themen. Es ist eben kein Marketing-Gag, sondern doch tatsächlich groß genug, um als eigenständiges Genre zu zählen. Steampunk ist da ähnlich. Anders wäre es bei Ponypunk (letztens gesehen) oder Sci-Fi-Punk (hnnng), da würde ich dir zustimmen.

Aber wenn dich all die Beispiele oben von der Relevanz von Cyberpunk als Genre nicht überzeugen können, dann weiß ich nicht was sonst. Und das Genre für einen Schreiber kein Zwang sein sollte ist auch klar, war aber irgendwie auch nicht Diskussion.

/edit: Eventuell können wir das abkürzen als einfache Meinungsverschiedenheit, wo wir uns jeweils nicht überzeugen können. :)

Trippelschritt

Gerne, Denamio. Wir sind nach Deinem letzten Posting auch nicht mehr weit auseinander. Und die Zeiten, in denen es mir wichtig war, andere Leute von meiner Meinung zu überzeugen, sind lange vorbei. Aber es macht mir immer viel Freude, Deine Postings zu lesen. nicht nur in dieser Diskussion.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Zit

ZitatWährend es in der Wissenschaft um Erkenntnisgewinn geht, geht es im Buchhandel um Nützlichkeit, was etwas ganz anderes ist, und wo ebenfalls die Grenzen schwimmen.

Was den Buchhandel angeht, so kennt der eh nur Science Fiction und Fantasy. Aber gerade mit dem Begriff Romantasy bspw. konnten in meiner Berufsschulklasse null Komma nix etwas mit anfangen. Was für mich komisch war, weil ich den Begriff durch den Zirkel völlig normal fand. :omn: Auch völlig unbekannt: High Fantasy, Grim & Gritty, etc. pp. Als ich den Thread damals für einen Vortrag genutzt habe, haben mich alle zumindest mit großen Augen angeguckt wie vielseitig "das" Genre Fantasy ist. (Und, ich glaube, die konnten auch nix mit dem Begriff Space Opera anfangen, erinnere mich aber nicht mehr, weil derjenige, der den SF-Vortrag machen sollte, krank war und den Vortrag nie nachgeholt hatte.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Cailyn

#117
Zu der Diskussion um xy-Punk muss ich mal sagen: Das ist definitiv keine Modemarotte. Das Genre hat ja auch schon eine ältere Geschichte. Jules Vernes und H.G. Welles haben ja auch schon Geschichten geschrieben, die zu diesem Genre gehören. Das Problem dabei ist, dass sich die Technologien weit verzetteln und dies dann wirkt, als käme immer was Neues. Aber das liegt ja nur in der Entwicklung der Zeit. Das auf Steam/Gas/Diesel etc.-Punk irgendwann Cyberpunk folgt, ist ja nur eine logische Entwicklung. Schade finde ich, dass man nicht mal eine klare Überkategorie als Begriff erstellt. z.B. Technopunk (da es um eine der vielen Technologien geht). Ok, das klingt nicht so schön, aber es könnte halt für das gesamte Genre stehen. In der Musik hat man ja auch in den Neunzigern von Techno, House, Deephouse, Trance etc. geredet. Heute gibt es den Überbegriff "elektronische Musik". Warum dies nicht auch bei den Punk-Genres? Es würde dem gesamten Genre mehr Zusammenhalt geben und nicht - wie bei Trippelschritt - den Eindruck erwecken, dass sich da hintereinander modemässig irgendwelche Genres auftun.

Trippelschritt

Ich habe im Parallthread etwas Grundsätzliches zu Genres gepostet. Das muss ich hier jetzt nicht wiederholen. Hier geht es ja nur um Untergenres innerhalb der Fantasy und wie wichtig sie sind. Die bildung von Genres sind ein Versuch, Ordnung in eine unübersehbare Vielfalt von Themen zu bekommen. Zumindest hat es so einmal angefangen. Danamio hat darauf hingewiesen, dass das machmal auch mit Stilelementen verknüpft ist. Und es gibt keinen Oberguru, der die Aufsicht über diese Einteilungen hat. Da machen alle mit. Entweder läuft es Top Down, wenn eine Genre wie Liebesroman weiter aufgebröselt wird, oder es ist Bottom Up, wenn man neue Phänomene/Themen sammelt und Oberbegriffe dazu sucht. Ich denke, die entscheidende Frage ist, wer von diesen Einteilungen profitiert.
Da gibt es ganz verschiedene Gruppen. Literatruwissenschaftler, die einfach nur das Phänomen Literatur untersuchen wollen und dafür ein Ordnungsschema brauchen.
Autoren oder Agenten oder auch Veralge, wenn sie wissen wollen, wohin der Zeitgeist driftet, weil es sich immer lohnt der erste zu sein.
Marketingleute, die versuchen mit einem geschickten Labeling die Aufmerksamkeit auf ein Produkt zu lenken.

Die interessen der einzelnen Gruppen sind nichrt gleich und deshalb gibt es auch keine Genreeinteilung, die in sich widerspruchsfrei ist. Ist auch egal, solange sie funktioniert und seine Zwecke erfüllt.
Aber Genres sind ein Kunstprodukt und keine Realität. sie entstehen, wenn man etwas dadurch zu beschreiben versucht, dass man Kästchen bildet. Kästchen sind immer super, wenn es Unterschiede und Grenzen gibt. Kästchen versagen bei kontinierlichen Übergängen. Und in der Literatur haben wir beides. Wo es nicht funktioniert sprechen wir von Genremix.

Man muss daher meiner Meinung nach die Sache mit den Genres nicht verstehen müssen. Man kann sie nicht verstehen bei all den Widersprüchen. Aber solange sie Orientierung geben, kann man sie benutzen. Nur allzu wichtig nehmen sollte man sie nicht. Es gibt eine konkurrierende Beschreibung. die der Übergänge. Und ich vermute - da würde ich gern einmal die Meinung eines Literatruwissenschaftlers hören - , dass wahre, richtige, enrsthafte  ;) Literatur sich durch Thmeenübergänge hervortut, wohingegen Unterhaltungsliteratur Genre bevorzugt. sie wird ja auch oft als Genreliteratur bezeichnet. Das ist sicher nicht der einzige Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen und es hat auch wenig mit Qualität zu tun, aber wenn junge und unerfahrene Autoren anfangen sich zu fragen, ob sie auch wirklich in welches auch immer Untergnere passen. Dann stimmt etwas nicht. Sie sollte einfach eine gute Geschichte erzählen wollen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Cailyn

Zitat von: Trippelschritt am 06. April 2016, 08:11:54
Sie sollte einfach eine gute Geschichte erzählen wollen.

Das finde ich auch!  :jau: Im Grunde darf man ja auch alles wild mixen, wenn man sich traut. Die gute Story und die Figuren sind letztendlich das, was zählt.

Allerdings gibt es halt noch den anderen Aspekt, und zwar wenn man ein Manuskript verkaufen und einem Verlag anpreisen möchte. Da macht es schon Sinn, wenn man sich der - wenn auch künstlich erzeugten - Genres und Subgenres bewusst ist. Wenn man etwas geschrieben hat, was da nicht reinpasst, dann ist es schon von Vorteil, wenn man weiss, dass man dieses und jenes Genre gemixt hat. Und auch generell, wenn das Genre klar einzuordnen ist, erwähnt man dies bei der Bewerbung des Manuskripts, damit man einer Agentur oder einem Verleger ein Bild davon geben kann, was das für ein Produkt ist. Und ich denke, letztlich entstehen deshalb auch Diskussionen über Genres und Subgenres wie hier.