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Mit einem ernsthaften Projekt beginnen - aber wie?

Begonnen von Felicity, 20. Dezember 2013, 14:50:51

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Felicity

Hallo zusammen!  :winke:

Zurzeit stehe ich vor einem unausweichlichen Problem und ich brauche wirklich dringend eure Hilfe!
Vor ungefähr zwei oder drei Wochen habe ich meinen Roman beendet und seitdem fühlt es sich an, als wäre ich in einer Art Teufelskreis gefangen. Er beginnt immer damit, dass ich ein Projekt beginne, mir Gedanken mache, Steckbriefe entwerfe und vielleicht ein paar Seiten schreibe und wenig später verwerfe ich alles wieder, um mit einem neuen Projekt zu beginnen.
Mein Kopf ist voll von Ideenblitzen, die allerdings genauso schnell wieder vergehen, wie sie gekommen sind. Ich schaffe es nicht, mich ernsthaft mit einem Projekt zu beschäftigen und brauche Tipps, wie ich dieses Problem bekämpfen könnte.
Ich würde mich über jeden Vorschlag freuen!

Liebe Grüße,
Felicity

Phea

Hallo Felicity!

Wenn ich so viele Ideen habe, schreibe ich die Grundidee immer erst einmal auf und lasse sie meistens noch ein bisschen ruhen. Mein Geistermädchen zum Beispiel lag jetzt ca. 1 Jahr flach, bis sie mir verriet, dass sie ein Dreiteiler wird. Meine Prinzessin lag nur einen Monat, während mein Vampir etwa ein halbes Jahr warten musste.

Ich rate dir also, deine Ideen aufzuschreiben und einigen von ihnen einfach ein bisschen Zeit zu geben. Einige brauchen diese Zeit, um zu reifen.

Andernfalls kannst du auch einmal in dich gehen und dir überlegen, welcher Protagonist dich im Moment mehr ziehen würde. Du brauchst auf jeden Fall eine Geschichte, die dich fesselt und bei der du mitfieberst. Am Besten ist es bei mir immer, wenn ich bestimmte Szenen im Kopf habe. Ich muss dann unbedingt weiter schreiben, bis ich bei dieser Szene angekommen bin. Dann blitzt eine neue Szene auf, die aufgeschrieben werden will - und es fesselt mich wieder. Die "Geistesblitze", wie ich sie einfach mal nenne, kommen nicht von heute auf Morgen, manchmal dauert das ein bisschen. Ich habe manchmal sogar tagelang die Phase, wo es einfach nicht passt und ich nicht weiter komme.

Aber zurück zu deiner Frage ... Du fragst, wie du ein ernsthaftes Projekt beginnen UND weiterschreiben UND beenden kannst. Da kann ich dir nur raten: Such dir den Protagonisten aus, der dir im Moment mehr zusagt. Ganz wichtig ist auch: Du musst wissen, wo du mit ihm hin willst und wo das Buch enden wird. Ansonsten verlierst du schnell das Ziel aus den Augen.

Natürlich kann ich da nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen. Einigen Personen fällt es einfacher, wenn sie einfach drauf los schreiben. Ich bin auch jemand, der sich vor einem leeren Dokument setzen kann und loslegen kann. Aber ich habe bemerkt, dass es mit einem groben Handlungsstrang (Anfang-Mitte-Ende) einfacher ist.

Was außerdem sehr hilfreich sein kann: Betaleser oder einen Paten, der sehnsüchtig auf Kapitel wartet. Such dir also eine Freundin, die deine Dinge gerne lesen möchte und hibbelnd auf das nächste Kapitel wartet. Wenn sie von allein fragt, ist es sehr anspornend und motivierend.

Ansonsten ... Finde deinen eigenen Weg. Es gibt nicht immer die perfekte Lösung. Es gibt sie nur für einen einzelnen.

Fazit:
1.) Grober Handlungsstrang
2.) Dan Prota darf dich nicht in Ruhe lassen - vor Allem am Anfang nicht!
3.) Evt. Betaleser oder einen Paten, der dich ständig antreibt
4) Aufblitzende Grundideen niederschreiben und erst einmal ruhen/reifen lassen

Christopher

Hast du mal 1-2 Techniken die hier im Workshop aufgeführt sind angeguckt? Versuch mal, deiner Geschichte damit Struktur zu geben, dir klar zu werden, wer und was wichtig ist etc. Klingt für mich, als ob das das richtige für dich wäre. Schneeflocken-Methode

Da geht dir dann nichts verloren, du bekommst Struktur und vielleicht noch ein paar mehr Ideen. Sobald das Grundgerüst steht mach es NaNo-Mäßig: Fang einfach an zu schreiben. Das darf ruhig Müll sein. Müll den du dann zu was vernünftigem überarbeitest, ist besser als nichts. Gerade der Anfang darf sogar Müll sein, denn den wirst du garantiert mehr als 2-3 Mal überarbeiten/neu schreiben.  Sobald du den Einstieg gefunden hast, wird es dir leichter fallen, weiterzumachen. Darf man zumindest hoffen :)
Be brave, dont tryhard.

Cailyn

Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit, der Prozess des Schreibens von A - Z mit einer Kurzgeschichte zu durchlaufen. Da siehst du dann auch mal ein Ende, was vielleicht in deiner Situation ganz gut ist.

Alana

Solche Phasen kenne ich auch. Ich würde dir empfehlen, einfach immer an dem Projekt was zu machen, das sich gerade meldet. So kommst du bei allen ein bisschen vorwärts und irgendwann kristallisiert sich heraus, welches du als nächsts bearbeiten möchtest.
Alhambrana

Pandorah

#5
Alanas Vorschlag funktioniert für mich zum Beispiel gar nicht. Ich hatte auch mehrere Projekte am Start, ehe ich mit meinem aktuellen richtig angefangen habe. Und ich hab mich ähnlich wie du gefühlt. Was mir dabei geholfen hat, war, mich mit meinen Protas an einen Tisch zu setzen, mal kräftig auszudiskutieren, wer gerade auf mich am motiviersten wirkt und den habe ich dann eingeladen. Das war Jessi mit ihrer Bande an Gargoyles.

Nachdem jeder seine Zeit hatte, sich zu präsentieren und nachdem ich mich entschieden hatte, war Schicht im Schacht. Ich bin dann dabei geblieben, auch wenn alle anderen immer mal wieder losgejammert haben. Kurze Stichworte ins entsprechende Dokument und gut ist. Jetzt hat Jessi meine ganze Aufmerksamkeit. Die habe ich auchmit der von Christopher erwähnten Schneeflocke durchgeplant.

Also  mein Weg:
- Alle Protas sich aussprechen lassen, warum sie den Vorzug bekommen sollen.
- Sich für eine Geschichte entscheiden.
- Diesen Plot ausarbeiten und die anderen in ihre Schubladen stecken und gegebenenfalls Notizen reinwerfen, aber nicht mehr.

Alessa

Normalerweise ist es bei mir so, dass ich immer erst ein Projekt beende, bevor ich ein neues starte. Ideen, die sich mir während dieser Zeit aufdrängen, notiere ich mir und packe sie in eine Box. Bislang ging das gut und meine Helden haben sich mit der verordneten Ruhe zufrieden gegeben. Aber im Moment gibt es bei mir auch ein bisschen Streit. Mit meinem aktuellen Projekt habe ich derzeit ein kleines Problem und schon drängen sich andere Helden in den Vordergrund. Um sie zufrieden zu stellen, habe ich den Anfang des Romans geschrieben und gleich verpackt ... seitdem geben sie Ruhe.  ;D

Ich mag nicht an mehreren Projekten zur gleichen Zeit arbeiten, das funktioniert bei mir nicht. Ich konzentriere mich immer nur auf ein Heldenpärchen und wenn ihre Geschichte erzählt ist, bekommen andere ihre Zeit.

Felicity

Vielen Dank für eure Antworten & Tipps!
Ungelogen, hier tummeln sich eigentlich nur gute Ideen. Ich denke, ich werde sie alle mal durchprobieren, bis ich es schaffe, in einem Projekt Fuß zu fassen. Als erstes werde ich mich wahrscheinlich mit dem Vorschlag, mich mit den verschiedenen Protas auseinanderzusetzen und mir einen herauspicken, der mich besonders fesselt, befassen. Aber auch die Idee von Cailyn, meine Roman in eine Kurzgeschichte zu fassen, gefällt mir sehr gut. Darauf wäre ich wahrscheinlich selbst nie gekommen, doch so es erscheint mir ziemlich sinnvoll, weil mir so vielleicht klarer wird, welches Projekt sich am fließendsten schreibt und wie die Handlung verlaufen soll.
Und auch alle anderen Ideen kommen auf meine Liste. Nochmals vielen, vielen Dank!  :knuddel:

Aphelion

Die Schneeflockenmethode kann ich in so einem Fall ebenfalls sehr empfehlen. Ich nutze sie u.a. deshalb so gerne, weil man damit recht problemlos viele Projekte nebeneinander bearbeiten kann. Manche Projekte geben auch Ruhe, nachdem ich ihre Kurzzusammenfassung fertig geschrieben habe. V.a. mache ich mir seitdem keine Sorgen mehr, ich könnte eine Idee verlieren. :)

Dadurch kommt man nicht unbedingt schnell zu Ergebnissen i.S.v. abgeschlossenen Romanen, aber wenn man keinen Zeitplan einhalten muss, kann man sich dadurch eine ordentliche "Schublade" mit Projekten in unterschiedlichen Stadien aufbauen.

Klecks

Wenn ich mir strikt vorgenommen habe, ein neues Projekt zu starten und mich nicht davon "abbringen" zu lassen, aber trotzdem eine neue Idee auftaucht, mach ich Folgendes: Ich schreibe von der neu aufgetauchten Idee die allererste Szene, die ich dazu im Kopf hatte, skizziere kurz, was ich schon weiß - so sieht der Prota aus, das ist sein Love Interest, so fängt es an, da befinde ich mich, da will ich möglicherweise schon hin - und lasse sie dann ruhen, um mit meinem zuerst begonnenen Projekt weiterzumachen.

Die Idee einfach zu ignorieren, könnte ich nicht, und das würde ich auch gar nicht wollen. Jede Idee hat eine ganze, wunderschöne Geschichte, die es zu entdecken gilt - auch solche, an denen man etwas länger knabbern oder auch mal pausieren muss, bis die Geschichte vollständig "da" ist und gut geschrieben werden kann. Jede Idee verdient zumindest einen Bruchteil deiner Aufmerksamkeit, und wenn du nur einen einzigen Satz zu ihr schreibst, wie zum Beispiel "Prota A trifft Love Interest hier, zusammen machen sie dies, dann passiert das, gefolgt von solchen und jenen Gefahren", und so weiter.

Das hilft mir immer dabei, die Atmosphäre einer Geschichte - ihr Herz, ihr Gefühl, die Ausstrahlung der Handlungsschauplätze und die Persönlichkeit der handelnden Personen - feszuhalten und nicht zu verlieren. Wenn ich dann meinen einen inhaltserklärenden Satz oder auch die zwei bis sechs Seiten an wilden, noch unzusammenhängend wirkenden Notizen durchlese, weiß ich - sobald ich mir die Idee mit dem Ziel vornehme, aus ihr ein Buch zu machen - sofort wieder, wie sich die Idee angefühlt hat, was sie mir bereits von sich preisgegeben hat, wer in ihr welche Rollen spielt und was das Ziel der Geschichte ist.

Das bringt nicht nur Ordnung in das Chaos, wenn mehrere Ideen durcheinanderwirbeln, sondern ermöglicht es auch, nahtlos wieder einzusteigen, so als hättest du die Idee nie verschieben müssen, weil du mit einem anderen Projekt beschäftigt(er) warst.  :D

Übrigens kenne ich das Gefühl auch, nach einem abgeschlossenen Roman erst einmal ein bisschen blockiert zu sein. Ich habe im November meinen Krimi beendet und weiß, dass ich dann immer eine Weile brauche, schätzungsweise einen Monat, bis ich mich "verabschiedet" habe, sozusagen, und bereit bin, mich voller Elan in das nächste Projekt zu stürzen - deshalb ist mein Dezember-TiNo-Ziel auch mickrig im Vergleich zu dem, was ich sonst schaffen könnte. Ich finde das ganz normal, vor allem, wenn man noch so jung ist wie du. Als ich noch ein vierzehnjähriger Klecks war, ging es mir genauso und zwar deutlich extremer als jetzt.

Natürlich bleibt weiterhin die Möglichkeit, es mal parallel mit mehreren Projekten zu versuchen. Ich werde zum Beispiel mit drei gleichzeitigen Projekten ins neue Jahr einsteigen: ein YA, ein Fantasy-Roman und ein Roman, der in der Gegenwart und in der Realität spielt. Diese drei Ideen begleiten mich schon so lange und so intensiv, dass ich sie nicht länger liegenlassen kann. Es wird Zeit für sie.  :wolke:

Paralleles Schreiben kann auch wunderbar erfrischend sein, wenn du nach 300 Seiten Fantasy mal Lust bekommst, kurz in die Realität einzutauchen. Dann öffnet man einfach ein anderes Dokument, schreibt da eine Weile und kehrt dann zurück. Erfrischt, eben.  ;D

FeeamPC

Bei mir funktioniert es, jedes Projekt auf eine Karteikarte zu schreiben, oder neuerdings in Scrivener jedes Projekt wie das Kapitel eines riesiges Buches anzulegen. Wenn ich dann Scrivener aufrufe, stehen auf der Korkwand alle Karteikarten, die sonst immer ein Kapitel umfassen, nur dass sie hier jeweils einem Buchprojekt gewidmet sind, und alle Ideen, die mir zu den Projekten kommen, werden in diese Datei bzw. auf die Karteikarte notiert. Damit gehen sie nicht verloren, die Sache bleibt übersichtlich, und ich kann mir für ernsthaftes Arbeiten die Kartei an den Anfang ziehen, die ich ausführlich schreiben möchte. Bei Scrivener kann man nämlich die Reihenfolge dieser Kärtchen dann beliebig richten.

(Ich hoffe, ich habe das jetzt einigermaßen verständlich ausgedrückt.)

Pandorah

Zitat von: FeeamPC am 21. Dezember 2013, 09:13:10
Bei mir funktioniert es, jedes Projekt auf eine Karteikarte zu schreiben, oder neuerdings in Scrivener jedes Projekt wie das Kapitel eines riesiges Buches anzulegen.

:pfanne: <- ich

Danke, Fee! Gute Güte, auf diese so simple Idee bin ich gar nicht gekommen. Ich habe vor ein paar Tagen angefangen, für jede Idee ein eigenes Projekt zu eröffnen, aber frustriert wieder aufgehört, weil sich das nicht gelohnt hat. So viel Scrivener für so wenig Projekt. :rofl:

Pintana

#12
Bei mir findet sich alles, Sätzen, Ideenfetzen, Charakterskizzen, Plotteilen bis zu ersten Kapiteln.

Die meisten Kleinigkeiten notiere ich einfach flott in einem Notizbuch um sie aus dem Weg zu schaffen, dann sind sie quasi vorgemerkt und dürfen erst mal zu komplette Ideen verwachsen ohne mich zu stören, vielleicht fließen sie auch direkt in das nächste Projekt, ohne, dass ich sie bewusst einsetzten muss.

Die ersten Kapitel sammeln sich jeweils in Projektordnern, die dann auch liegen bleiben und warten, bis ich nach einem neuen Projekt suche. Dann schaue ich durch und wähle entweder die Geschichte, die mich atmosphärisch am meisten anspricht, wenn keine dabei ist betrachte ich mir die Protas, da findet sich sicher eine/r die/der sich vordrängelt.

Karteikärtchen habe ich nur für Minischnipselchen, also Namen, Rassenideen etc. alles, was völlig abwegig ist landet in einem Sammelkörbchen mit Fetzen, dass immer dann zurate gezogen wird, wenn ich mich mal wieder in Sackgassen schreibe und gar nicht weiß wohin. Damit wären auch die sinnvoll aus dem Weg geräumt und
blockieren nichts, nur weil es dappige Plotbunnies sind, die überhaupt keinen Gegenwert für die aktuelle Geschichte haben. Beispiel: Einmal bin ich in einem meiner Projekte glatt über einen Raben gestolpert, der gerne der beste Freund meiner Prota gewesen wäre. Da ich den kleinen Flattermann aber nicht brauchen konnte hat er seinen Platz im Ideen"glas" gefunden und lässt mich und mein Projekt in Ruhe. 

Felicity

ZitatKarteikärtchen habe ich nur für Minischnipselchen, also Namen, Rassenideen etc. alles, was völlig abwegig ist, landet in einem Sammelkörbchen mit Fetzen, dass immer dann zurate gezogen wird, wenn ich mich mal wieder in Sackgassen schreibe und gar nicht weiß wohin.

Tolle Idee! Ziehst du die Kärtchen dann wahllos und lässt dich überraschen oder suchst du gezielt nach etwas Passendem?

Pintana

Zitat von: Felicity am 21. Dezember 2013, 20:06:39
Tolle Idee! Ziehst du die Kärtchen dann wahllos und lässt dich überraschen oder suchst du gezielt nach etwas Passendem?

Teils teils, wenn mir einfällt, dass ich da noch was passendes hatte, dann grabe ich mich durch die Karten, wenn ich einfach nach irgendwas suche, dann greife ich blind rein und lasse mich inspirieren.  ;)