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Zeit zum Schreiben

Begonnen von Cailyn, 16. Juli 2013, 16:09:21

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Thaliope

Zitat von: Pandorah am 15. November 2013, 21:23:06
Wie viel Zeit verbringt ihr beim Schreiben?
Ich versuche, im Moment auf eine Stunde Schreibzeit pro Tag zu kommen. Früher habe ich es mit einer gewissen Wortanzahl versucht, das klappt aber nicht bei mir, weil ich je nach Tag und Szene unterschiedlich Zeit dafür benötige. Wenn ich eine Stunde habe, habe ich eine Stunde, die lässt sich meist irgendwie integrieren. Da ich nach einer Art abgewandelten Pomodoro-Methode arbeite (1 Pomodoro = 25 Minuten) teile ich diese Stunde in zwei Einheiten. Meist schaffe ich vor der Arbeit eine Pomodoro und wenn ich nach Hause komme.

Von den Pomodori hab ich ja noch nie gehört, das musste ich gleich erstmal googeln, und es klingt wirklich nach einem genialen Konzept, dass ich für die Arbeit sofort ausprobieren werde. Für eine selbständige Übersetzerin ist Zeitmanagement ja immer ein interessantes Thema :) I'll try that.

@Alastair Kaya und Pandorah: Was das Zählen von Einheiten angeht, bieten sich neben Wörtern ja auch "Normseiten" an. Das ist eine "offiziell" normierte Seiteneinrichtung, mit der die meisten Verlage arbeiten, und die eine halbwegs objektive Seitenzählung ermöglicht: Je Seite 30 Zeilen a 60 Anschläge in einer nicht-proportionalen Schrift wie Courier New. Hier hat Maja Konzept und Einrichtung einer Normseite erklärt.

Allerdings sind Wortzahlen in der Regel die gängige Währung bei TiZi-Schreib-Battles ;)

LG
Thali

Anaya

Wenn ich könnte, würde ich viel mehr Zeit mit Schreiben verbringen, aber leider fressen Kerl, Kind, Köter, Küche und Job meine Zeit schneller auf, als ich gucken kann. Von daher habe ich es irgendwann einfach aufgegeben, die Woche über mit meiner Geschichte weiterkommen zu wollen. Abends habe ich einfach keinen Elan mehr, um vernünftige Sätze zu bilden.
Meine Lösung für mich ist das Wochenende, genauer gesagt der Sonntag. Kerl, Kind und Köter schlafen lange und ich stehe früh auf. Himmlische Ruhe und ein Kaffee - dann freue ich mich schon aufs Tippen und habe die nötige Muße, was zustande zu bringen. Da kann es dann auch mal sein, dass ich bis Mittags oder Nachmittags sitze und kaum Pausen mache.
Da ich nicht in Szenen sondern hintereinander weg schreibe, weiß ich immer, wo es weitergehen soll. So plane ich die Woche über in Gedanken, wo der Weg hingeht und wie ich was am besten formuliere - und bringe es am Sonntag zu Papier. Das klappt bisher ganz gut.  :)

Da Schreiben schon immer mein Hobby war, habe ich nichts dafür aufgegeben. Bewegung habe ich während der Arbeit genug, drum fällt Sport schonmal flach.  :P Meine Freundinnen - sind bloß zwei wirklich enge - kommen einmal die Woche zum quatschen, so dass ich auch noch genug Kontakt zur Außenwelt habe. Ansonsten gönnen wir uns in Familie ab und an einen Kinoabend oder kochen was zusammen. Das ist alles jetzt nichts Weltbewegendes, aber trotzdem nichts, auf das ich zugunsten des Schreibens verzichten wollen würde. Also bleibe ich bei meinen Sonntagen und alle sind zufrieden. :)

Was das Rechnen in Einheiten angeht, habe ich mir das überhaupt erst angewöhnt, als ich anfing, Artikel für ein Internetportal zu schreiben. Da müssen dann schonmal gewisse Mengen an Wörtern eingehalten werden.
Bei meinen Büchern rechne ich aber in Normalseiten - das finde ich am einfachsten. Unter 'heute habe ich fünf Seiten geschrieben' kann ich mir was vorstellen. Bei Wörtern oder gar Zeichen stehe ich immer so bisschen auf dem Schlauch.  ???

Pintana

Ja ja, das böse Thema Zeit. Mehr Zeit zum Schreiben hätten wir wahrscheinlich alle gerne  ;D. Ich für meinen Teil auf jeden
Fall, mit 43 Wochenstunden Job plus Fahrtweg (dann ca. 60 Stunden) wird das schon recht eng, vier Personen Haushalt (Schwiegis und Gatte), Hund und das andere große Hobby, meine Musik tragen ihr übriges bei. Deshalb knapse ich mir morgens eine halbe Stunde meiner Zeit ab und schlafe halt ein bisschen weniger.
An den Wochenenden schreibe ich eben, wenn ich nicht mit Musik machen beschäftigt bin. Aber da ich grundsätzlich ein Problem mit Langeweile habe (damit kann ich überhaupt nicht umgehen) hänge ich trotzdem noch jede freie Minute an meinen Geschichten.

Aber im Moment bin ich zumindest dabei den Fahrtweg zu begrenzen, mir also etwas mehr Freiraum zu schaffen um ein paar andere Dinge tun zu können, die ich auch gerne machen will. ;D

Pandorah

@Alastair
Ich hab mal sagen hören, dass die wenigstens sich auf dem Sterbebett darüber beschweren, dass sie zu wenig Zeit in ihrem Job verbracht haben. ;D Von daher stimme ich dir vollkommen zu, dass man die Arbeitszeit zurückfahren kann - solange es finanziell reicht - um das zu machen, was einem wirklich viel bedeutet.

@Cailyn
:rofl: Was für ein Glück hat die allgemeinen Antwort gepasst.

@Thaliope & Anaya
Normseiten überschlage ich auch häufig. Einfach die Zeichenanzahl durch 1800 teilen, dann hat man einen Richtwert. Das sind auch die Längenangaben, die ich auf meiner Homepage nutze. Weil man sich einfach als Leser mehr darunter vorstellen kann. Aber Wörter sagen mir persönlich auch mittlerweile viel. Gut, dass die beim NaNo und TiNo die Hauptwährung sind. *g*

Pomodori finde ich deswegen wahnsinnig praktisch, weil es Einheiten sind, die ein Ende haben. Ich kann mich 25 Minuten lang gut konzentrieren und weiß, dass selbst wenn es gerade sehr zäh läuft, demnächst eine Pause auf mich wartet. Ich muss mich also nicht ablenken, sondern nur stur aufs Ziel hin arbeiten. ... das einzige, was mir momentan etwas schwer fällt, ist, diese blöden Pomodori auch zu beginnen. Ehem.

@Pintana
Woah, bei dem Zeitaufwand würde ich wahrscheinlich nicht mehr schreiben, sondern wäre tot! :seufz:

Eleanor

ZitatWie viel Zeit verbringt ihr beim Schreiben?
[/b]

Also was meine Schreibzeit angeht, genieße ich noch sehr die nicht mehr lang verbleibende Zeit als Schülerin  :D. Wenn man Zeit für sein Projekt haben will, kommt es einem natürlich sehr zupass häufig schon um zwei Uhr Nachmittags daheim zu sein. Andererseits muss man sich natürlich auch außerschulisch länger mal hinsetzen, je nachdem welche Prüfung ansteht. Vor Mathe herscht bei mir eigentlich allgemeiner Shutdown. Früher hatte ich neben der Schule noch haufenweise andere Eisen im Feuer und habe zwei Instrumente gespielt statt nur Klavier und hab auch ansonsten ziemlich viel ausprobiert, aber dabei blieb meistens irgendwas auf der Strecke und nach ein paar Jahren habe ich mir gesagt, lieber mache ich nur zwei Sachen ganz als fünf nur halb / bis viertel ;) Leider versandet häufig 75 % der Zeit, die ich theoretisch mit Schreiben verbringe entweder a) auf Facebook oder b) seit neuestem hier im Tintenzirkel (eigentlich schreibe ich gerade an meinem nano Projekt *hust*.) Ich versuche mir das schon länger wieder abzugewöhnen, indem ich das Internet ausstelle, wenn ich schreiben will.
Geht es da anderen vielleicht auch so, dass sie so leicht abzulenken sind?

Pandorah

Hallo Eleanor, mein Name ist P...rokrastination. Pandorah ist nur mein Tarnname. :psssst: Eigentlich sitze ich gerade an meinem NaNo-Projekt, denn für heute fehlen mir noch 1000 Wörter. Stattdessen bin ich hier im Tintenzirkel. Oder koche. Oder surfe. Oder... ehem, auf jeden Fall schreibe ich nicht am NaNo.

Aylis

Ich muss sagen, ich würde nur Bullshit schreiben, wenn ich das so genau fest machen würde. Außerdem könnte ich niemals was Gutes zu Papier bringen, wenn ich eine andere Leidenschaft für das Schreiben verschieben musste.
Ich arbeite dreimal die Woche, gehe zur Schule und spiele Handball und Nachhilfe und Freunde habe ich auch noch, da ist es nicht leicht, mal ruhig zu bleiben und zu schreiben.
Aber selbst wenn ich mal Zeit hätte und keine Ideen hätte, könnte ich nicht schreiben.

Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich in der Schule handschriftlich schreibe, wenn ich gelangweielt bin und das passiert sehr oft.
Außerdem schreibe ich einfach immer, wenn ich Zeit und Ideen habe, da kann es manchmal Wochen lang dauern, bis ich wieder etwas geschrieben habe. Allerdings ist es auch so, dass ich mir nichts mehr vornehme, wenn ich schreibe, ich tue es einfach.
Denn alle meine anderen Projekte sind daran gescheitert, dass ich enttäuscht war, in kürzester Zeit nichts geschafft zu haben.
Ich gebe dem allen seine Zeit und sehe das nicht so eng. Es ist eben ein Hobby und ganz bestimmt nicht mein Berufswunsch. Ich möchte Spaß haben und mich nicht frustrieren mit irgendwelchen zeitlichen Begrenzungen und Einschränkungen.

Aber vielleicht sehe ich das auch nur zu locker :P
Anders geht es jedenfalls nicht, das beweisen meine Dokumentleichen  :rofl:
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Cailyn

Thaliope  :pompom:
Es ist immer wieder schön zu merken, wie hilfreich so ein Forum sein kann. Bislang war ich nämlich der Ansicht, Normseiten seien formell anders zu handhaben. Dies vermutlich auch nur, weil ich bei Randomhouse eine wohl eher seltene Vorgabe gesehen habe (Ränder alle um die 3.5). Nun sehe ich aber im Link zu Majas Anleitung vollkommen andere Vorgaben (Oben 3 cm; Unten 2,7 cm; Links 2 cm; Rechts 4 cm; Bundsteg: 0 cm; Kopfzeile 1,27 cm; Fußzeile 1,7 cm). Das ist nun wirklich eine schöne Nachricht, denn in diesem "Raster" wird mein zu langes Manuskript schon wieder etwas kürzer.

Entschuldigt für diesen Einschub, der ja nicht zum Thema gehört. Aber ich war gerade so entzückt, dass ich innerlich darauf ein Glas Sekt trinken und mich äusserlich für den Hinweis bedanken möchte.  :prost:

Aylis,
Genau so erging es mir früher auch (als ich noch jung und frisch war ;D). Aber seit ich mein jetziges Projekt ganz ernsthaft in Angriff genommen habe, hat sich etwas in mir verändert. Schreiben - i.S.v. belletristisches Schreiben - wurde vom Hobby zur Berufung, egal ob ich damit jemals Erfolg haben werde oder nicht. Ich denke, die Lebensumstände einer jeden und eines jeden haben halt viel damit zu tun, ob man Schreiben als Freizeitbeschäftigung sieht oder als immerwährend begleitendes Projekt. Das kann sich auch bei dir noch ändern, und ich würde mir da auch keinen Stress machen, ob du es zu locker nimmst. In gewissen Altersphasen  ist halt eher Feiern, Reisen und Ausbildung angesagt und nicht die Vertiefung in eigene, abstrakte Gedankenwelten.  ;)

Cerone

Ich finde, wie bei allem ist es so, dass man sich die Zeit einfach nehmen muss. Nach Zeiten des energischen Schreibens und langen Durststrecken habe ich mir irgendwann gesagt: Jetzt reichts! Ein Plan muss her. Hm, und wenn es geht etwas mehr Selbstdisziplin um diesen auch durchzuziehen.

Ein Beispiel, wie ich es auch eine Zeit getan habe:
Jede Woche ein Kapitel schreiben.

Je nach anderweitigen Beschäftigungen, kann man natürlich auch sagen "zwei Wochen für ein Kapitel." Oder anders: Jeden Dienstag und Donnerstag schreibe ich 3 Stunden.
Es muss Regeln geben, und jemanden, der sie befolgt. Beides geht von derselben Person aus.
Es muss klar definiert sein. Und auch der Willen muss da sein. Und dann geht es auch voran.

Aber glücklicherweise kommen wir nicht nur voran, indem wir schreiben. Meine Mentorin sagte diesbezüglich, die halbe Arbeit für das Buch findet im Kopf statt.

Gwee

Zitat von: Cerone am 24. November 2013, 12:47:24
Es muss Regeln geben, und jemanden, der sie befolgt. Beides geht von derselben Person aus.
Es muss klar definiert sein. Und auch der Willen muss da sein. Und dann geht es auch voran.

Das kann ich so im Grunde unterschreiben. Ich persönlich muss mich leider zu den Menschen zählen, die sich für geplante Aktivitäten immer einen Zeitplan erstellen müssen. Irgendwie muss es geplant sein. Ansonsten hocke ich meist eher gelangweilt rum und surfe durch die Weiten des World Wide Webs, obwohl ich genauso gut zum Beispiel schreiben könnte. Mich erdrückt die Fülle an Möglichkeiten immer sehr.

Sobald ich anfange, meine Schreibzeit auch konkret einzuplanen, klappt das auch. Ansonsten denke ich mir eher "Ach komm, tu es wann anders." Der einzige Haken ist natürlich, wenn sich mein Zeitplan nicht ganz umsetzen lässt und mir etwas dazwischen kommt. Aber das ist verkraftbar. Es muss nicht einmal sein, dass ich mir zeitlich festsetze, wann genau ich schreibe. Ich habe eine Zeit lang erfolgreich mit der Methode gearbeitet, dass ich eine To-Do-Liste für den Tag erstellt habe, auf der auch stand, wie viel Zeit jede Aktivität vermutlich verschlingen wird. Das habe ich mir dann spontan immer geordnet. Es war zwar doch recht straff, aber gerade weil ich sehr zum Prokrastinieren neige, die sinnvollste Variante.

Andere Hobbys verschlingt das Schreiben bei mir meistens, wenn ich viel zu tun habe. Für mich ist Schreiben mir mitunter das Liebste, neben Lesen selbst vielleicht. Wenn ich also keine meiner "Ich muss jetzt mehrere Wochen abschalten und mal irgendwas zocken oder Filme gucken"-Phasen habe, schaufel ich mir die Zeit gerne fürs Schreiben frei. Viele Dinge, die ich mal ausprobieren wollte, werden dadurch auch niedergedrückt, aber wenigstens weiß ich, dass die Zeit sinnvoll genutzt wird. Bei mir verschlingt mittlerweile die Uni vor allem die Zeit. Mein Stundenplan ist zwar recht locker, aber dennoch muss ja genug vor- und nachbereitet werden und dann noch die Hausarbeiten und Referate. :d'oh:

Meistens schreibe ich ohnehin gerne in kleinen Einheiten und mach dann zwischen drin mal wieder etwas anderes, um danach weiter zu tippen. Erstaunlicherweise klappt das dann doch meist recht gut. Und einen gewissen Ansporn muss es natürlich auch immer geben. "1k Wörter schaffen" oder "1 Stunde am Tag schreiben" oder "Meinen Roman endlich beenden" ist meist nicht Motivation genug. Und es reicht ja auch, wenn man sich für einen höheren Wortzahlen/Stunden/etc Wert belohnt. Pro Tag würde ich mich nicht belohnen, aber pro Woche oder Monat...warum nicht? Solange man eine gewisse Disziplin an den Tag legt, denke ich, kann man fast immer etwas Zeit zum Schreiben finden.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Atra

Wie viel Zeit verbringt ihr beim Schreiben?
Bei mir teilt sich das einmal in Wochentage (an denen ich grundsätzlich weniger Produktiv bin) und freie Tage (Wochenende, Urlaub, ect). Unter der Woche schreibe ich Abends für 1-2 Stunden, wo meistens nur ein paar hundert Wörter zu Stande kommen, wenn ich einen guten Tag erwische. Wenn ich kann, nutze ich die freien Tage aus. Sprich so viel schreiben, wie möglich. Da ich ein Morgen-,und Abendschreiber bin und in der Mitte vom Tag nichts geht, bedeutet das gleich nach dem Aufstehen mit Kaffee und Frühstück an den Laptop. Dann eine Pause und am Abend weiter. Dabei komme ich bestimmt auf 5-6 Stunden Schreibzeit, wo ein paar tausend Wörter am Ende im Wordcount zu finden sind.

Ich bin dazu ein Phasenschreiber, was dazu führt, dass ich teilweise Wochen und Monate nichts schreibe, dann aber innerhalb von ein mehreren Tagen einen Roman (das ist zwar nur ein mal passiert, aber das waren bestimmt 20k-30k, die ich runtergeschrieben habe). Ansonsten komme ich dabei auf mehrere tausend.

Und dann behelfe ich mir noch mit dem, was andere schon gesagt haben, dass ich mir klare Ziele setze. 

Wie kriegt ihr so ein zeitintensives Hobby unter einen Hut mit allem anderen?
Eigentlich durch die festen Schreibzeiten und durch meine Phasenschreiberei. Wenn man es so nimmt, ist das Schreiben eigentlich ein kleiner Teil des Tages/der Woche.

Verzichtet ihr bewusst auf Sachen, damit ihr genügend Zeit zum Schreiben habt? Wenn ja, worauf?
Das passiert meistens, wenn ich in so einer Phase drin stecke. Dann kann es passieren, dass ich Verabredungen absage, oder gar nicht mehr aus dem Haus gehe, bis ich fertig bin  :gähn:

LG Atra
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

energy

Wow, wer suchet der findet!!
Beinahe hätte ich einen neuen Thread geöffnet, doch tataaa, es wurden hier ja fast nahezu alle Themen in die Runde geworfen!

Als ich hier noch stummer Gast war, war ich schon beeindruckt, was hier so einige alles schaffen!
Als ich jetzt vor kurzem in diesem gemütlichen Wohnzimmer platz nehmen durfte und mehr über verschiedene Mitglieder erfahren habe, hab ich lauthals die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen (weswegen mein Mann mal wieder kopfschüttelnd das Wohnzimmer verlassen hat)!
Job, Haushalt, Familie, Übersetzungen, Romane schreiben/überarbeiten/veröffentlichen, Blog pflegen, Tizi usw.

Mal ganz im ernst, jeder hat seine ganz eigene Methode, am Ball zu bleiben, aber um es wirklich ernsthaft am laufen zu halten muss man doch einen Plan haben! Als Hobby bezeichne ich das Schreiben auch nicht mehr, nicht nur weil in meinem Freundeskreis oft Unverständnis dazu herrscht (wobei ich mich deswegen auch ausgesprochen dezent zurück halte, meine Leidenschaft kund zu geben), sondern weil es für mich eher eine Art Weiterbildung ist. Naja, vielleicht ist es auch ein Lebenstraum und gleichzeitig eine anspruchsvolle Möglichkeit, dem Alltagsstress zu entkommen.
Aber, um nicht vom Thema abzukommen, weiter im Text. Ich habe mal gelesen, man solle sich Ziele stecken, um Ergebnisse feiern zu können! Abgabetermine, zum Beispiel, helfen mir da wirklich weiter.
Meinen Erstling-Roman habe ich in einem Jahr mit 300 Normseiten geschrieben. Das heißt, ich muss am Tag ca. 184 Wörter geschrieben haben. (Was ja nun auch nicht gerade die Welt ist) Da war ich total euphorisch und meine Geschichte musste aus meinem Kopf unbedingt zu Papier! Heute hat sich mein Alltag ein wenig verändert und ich schaffe es höchstens 2-3 x in der Woche effektiv zu schreiben. Also, es muss ein Plan her!! Die Pomodoro-Methode hört sich ja schon mal super an! In den letzten Wochen kreisen meine Gedanken nur noch ums Schreiben, so dass mir mein Alltag schon fast auf den Wecker geht  :d'oh: Zeit-Management war schon in meinem Beruf von größter Wichtigkeit, das heißt ich muss mir ein durchgeplantes Zeit-Management zu legen, das mir hilft, meine Leidenschaft regelmäßig unter zu bringen.

Ohne Disziplin geht garnix, das weiß ich! Ist es denn bei euch allen wirklich so, dass ihr euch erbittert Zeit abzwackt, oder hat es hier jemand schon geschafft, der für sich selbst eine befriedigende Lösung gefunden hat??

Rosentinte

@energy: Ich denke, die einzige Lösung ist, dass man seine Freizeit ungefähr genauso extrem durchtaktet wie den restlichen Tag. Also meinetwegen bis 17Uhr arbeiten, bis 18 Uhr Sport, 18-21 Uhr Haushalt und Familie, 21-22 Uhr schreiben o.ä. Da geht aber dann jede Spontanität verloren und es bleibt keine Zeit zur wirklichen Erholung (ich zumindest empfinde auch das Schreiben nicht als vollständige Erholung).
Eine andere Möglichkeit ist es, sich speziell am Morgen Zeit zum Schreiben zu nehmen. Das macht z.B. Coppelia und es scheint sehr gut zu funktionieren. Ist ja auch irgendwie klar, denn früh morgens ist man meistens ungestört und hat noch volle Konzentration. Ob man allerdings die Disziplin besitzt, jeden Tag so früh aufzustehen und entsprechend früh abends ins Bett zu gehen, ist eine andere Frage ;)
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Snöblumma

Zitat von: energy am 17. August 2014, 14:03:38
Ohne Disziplin geht garnix, das weiß ich! Ist es denn bei euch allen wirklich so, dass ihr euch erbittert Zeit abzwackt, oder hat es hier jemand schon geschafft, der für sich selbst eine befriedigende Lösung gefunden hat??

Ich glaube, das ist allein Definitionssache. Ich muss mir jede Schreibstunde irgendwo abzwacken, aber das empfinde ich nicht als erbittert, sondern im Großen und Ganzen als befriedigend. Ohne Disziplin geht nichts, das ist richtig, aber das ist doch nicht negativ, oder?

Zitat von: Rosentinte am 17. August 2014, 14:20:13
@energy: Ich denke, die einzige Lösung ist, dass man seine Freizeit ungefähr genauso extrem durchtaktet wie den restlichen Tag. Also meinetwegen bis 17Uhr arbeiten, bis 18 Uhr Sport, 18-21 Uhr Haushalt und Familie, 21-22 Uhr schreiben o.ä. Da geht aber dann jede Spontanität verloren und es bleibt keine Zeit zur wirklichen Erholung (ich zumindest empfinde auch das Schreiben nicht als vollständige Erholung).
Extrem durchtaktet klingt auch so negativ ;). Ich finde wirklich, das kommt drauf an, wie man da rangeht. Ich habe meine Wochenpläne, die immer so zwei-drei Wochen im Voraus stehen, damit komme ich ehrlich ganz gut klar - und ich finde es sehr zufriedenstellend, einfach nur von Tag zu Tag das abzuarbeiten, was da drin steht, und gar nicht groß darüber nachdenken zu müssen, was man nun heute macht. Wenn es ein Tag ist, an dem ich auf Arbeit fahren muss, sieht der Plan ein wenig anders aus als dann, wenn ich Home Office habe - aber im Großen und Ganzen bin ich Mo-Sa von 7-20 Uhr mit Arbeit beschäftigt (entweder Lernen eben oder Pendelei+Arbeiten), dann geht es drei Mal die Woche in den Sport, an den anderen Abenden ist dann mal Zeit für Telefonate mit Family oder mal n Abend mit Ehemann. Geputzt wird in der Mittagspause, wenn Home-Office-Tag ist, eingekauft auf dem Weg ins Fitti ;). Sowas kriegt man ja alles nebenbei unter, zumindest solange keine Kinder im Spiel sind und man es mit dem Haushalt nicht übertreibt. Und ab 22 Uhr ist Zeit für Lesen oder Schreiben. Und an verregneten Sonntagen, wenn nicht Family ansteht oder so :D.

Klar, das Spontane geht darüber ziemlich verloren, das gebe ich zu. Bei mir sind selbst die Telefonate mit der besten Freundin auf drei Wochen im Voraus im Terminkalender fest, meine Sonntage sind jetzt bis Mitte Oktober mit Familienbesuchen oder Freunden verplant. Für "mal eben treffen" ist bei mir keine Luft, "mal eben telefonieren" kann ich bei sehr engen Freuden dazwischenschieben, ansonsten halt nur mit Verabredung im Voraus, damit ich den Rest herumschieben kann. Wobei ich für so etwas dann eigentlich immer gerne meine Schreibzeit "opfere", solange es eben nicht die letzte Schreibzeit in der Woche war ;).

Ich finde so eine Taktung nun aber nicht grundsätzlich schlecht. Ob ich das mein ganzes Leben so haben will, weiß ich auch nicht, aber es geht bei mir mit leichten Verschiebungen in den Zeiten jetzt seit Anfang des Studiums so, also seit etwa zehn Jahren, und ich kann es mir gerade auch gar nicht mehr anders vorstellen. Es darf zwar wieder gerne etwas weniger werden, vor allem meine Samstage hätte ich gerne zurück (freies Wochenende war für mich bis vor einem viertel Jahr ein absolutes Muss, aber jetzt so kurz vor dem Examen geht es einfach nicht anders). Ich mag meine Wochen- und Tagespläne, weil man letztlich am Abend schon weiß, was morgen ansteht, und man andererseits nach "Abhaken" sehr gut abschalten kann und sich sagen kann, dass man ja das Maximum des Möglichen getan hat, indem man den Plan abgearbeitet hat. Für mich ist Disziplin und "Zeitfreischaufeln" in dem Kontext einfach nicht wirklich negativ, sondern im Gegenteil sehr beruhigend. Es gibt mir Sicherheit zu wissen, was ich an diesem Tag tun muss, und was ich dann noch tun kann, falls sich doch ein Zeitloch auftut, und abends dann an den Rechner zu gehen und schreiben zu dürfen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich irgendetwas vernachlässigen könnte.

Zitat
Eine andere Möglichkeit ist es, sich speziell am Morgen Zeit zum Schreiben zu nehmen. Das macht z.B. Coppelia und es scheint sehr gut zu funktionieren. Ist ja auch irgendwie klar, denn früh morgens ist man meistens ungestört und hat noch volle Konzentration. Ob man allerdings die Disziplin besitzt, jeden Tag so früh aufzustehen und entsprechend früh abends ins Bett zu gehen, ist eine andere Frage ;)
Wenn man denn ein Morgenmensch ist.  :rofl: Ich bin schon überfordert damit, morgens um sieben in mein Auto zu steigen und auf Arbeit zu fahren (und zwar im wahren Sinne des Wortes überfordert, ich glaube, ich bin da eine echte Verkehrsgefahr), an Schreiben ist bei mir nicht zu denken um diese Zeit. Ich lege lieber den Arbeitsbeginn ein wenig früher, um Abends ein wenig mehr Zeit zu haben, weil ich da fit bin (ja, man muss halt Prioritäten setzen :D ).

energy

Rosentinte, ich glaube du hast recht! Durchtakten ist wahrscheinlich das a und o!

Snöblumma, du hast natürlich auch recht! Das mit der Disziplin ist keines Falls negativ gemeint!!
Aber mit Haus, Mann und Kind, Job etc. muss ich wohl ein wenig mehr Disziplin aufbringen als ich das bisher getan habe! Vielleicht ist es einfach eine Umstellungssache...
Deine Wochenplanung werde ich dir abgucken!  :-*  Wochenweise durchzuplanen ist wahrscheinlich der beste Anfang, um endlich Struktur rein zu bekommen! Das mit dem schlechten Gewissen ist wahrscheinlich auch mein größtes Hindernis, um mir tatsächlich regelmäßig zu erlauben an den Rechner zu sitzen. Wobei ich mich auch damit schwer tue, dass manche, die mitbekommen das ich mich dem Schreiben zu getan habe, das ganze ein wenig belächeln. Aber auch damit werde ich lernen umzugehen!  :D