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Ist bei sich selbst abschreiben in Ordnung?

Begonnen von Nightingale, 06. März 2013, 20:42:43

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Kati

Ich hatte dieses Thema hier vorhin in einem anderen Thread angerissen, weil es mich so geärgert hat. Da ging es darum, dass die Autorin Cassandra Clare bisher bloß Bücher schreibt, die alle irgendwie ein Abklatsch voneinander sind. Angefangen hat sie mit der Romantasy-Reihe "The Mortal Instruments", an die sie nach eigentlicher Beendigung der Reihe noch drei weitere Teile angehängt hat. Danach folgten die "Infernal Devices": Die spielen im viktorianischen London, die Figuren ähneln aber denen aus der ersten Reihe sehr und es soll eine Vorgeschichte zu der ersten Reihe sein. Es geht also auch um die "Schattenjäger" und die Handlung ist ähnlich. Das Grundgerüst "Mädchen wird in die Welt der Schattenjäger gerissen und verliebt sich in zwei Jungen, muss sich also entscheiden" gibt es auch hier. Und nun schreibt Clare an einer neuen Reihe: Die soll in der Zukunft spielen, wieder um die Schattenjäger gehen und wieder liegt dasselbe Grundgerüst vor.

In dem anderen Thread kam dann die Idee auf, eine eigene Diskussion daraus zu machen, weil es sowas auch in anderen Reihen bei anderen Autoren gibt. Die Frage wäre dann wohl: Wie findet ihr das? Lest ihr die Bücher trotzdem gerne und es kommt euch auf die Details an, oder fühlt ihr euch vom Autor veralbert? Im Fall oben bin ich eher sauer, weil ich Clares Bücher sehr gern gelesen habe, bis ich die Parallelen in der ersten und der zweiten Reihe bemerkt habe. Ich hatte gehofft, sie lässt sich nochmal etwas ganz Neues einfallen, aber sie ruht sich weiter auf ihrer Schattenjägerwelt aus.

Und, damit es auch hier in den Workshop passt, natürlich die Frage: Macht ihr das selbst? Ich bin mal in mich gegangen und habe bemerkt, dass einige meiner Geschichten sich schon sehr ähneln und ich bestimmte Dinge habe, die immer mal wieder auftauchen. Bestimmte Figuren oder Handlungsstränge. Ich habe in dem Fall nicht bewusst bei mir selbst abgeschrieben, aber ich ahne, dass man es mir vielleicht so auslegen könnte und denke, ich werde das jetzt umplotten und versuchen, es zu vermeiden. Wie seht ihr das? Ist von sich selbst abschreiben böse oder kann man das ruhig machen? Passiert euch das auch oder macht ihr das vielleicht sogar mit Absicht?

Rakso

#1
Hallo Kati

Das ist mir des öfteren schon aufgefallen. Zwar nicht so sehr bei anderen Autoren, als bei mir. In gewisser Weise bin ich bei diesem Thema auch zweigespalten.

Einerseits erwarte ich von einem Autor/einer Autorin, dass die Geschichten sich durch eine gewisse Vielfalt auszeichnen. Man muss sich nicht immer neu erfinden, das ist klar. Aber wenn sich Buchreihen nur durch winzige Nuancen unterscheiden – der Inhalt, die ,,Message" und die Charaktere sich im Großen und Ganzen gleichen, ärgert mich das schon.

Andererseits habe ich auch vor einiger Zeit in meiner schreiberischen Tätigkeit bemerkt, als sich eine Idee für eine andere Geschichte anbahnte, dass mir ein einiges doch ziemlich bekannt vorgekommen ist. Erst nach ein paar Tagen fiel mir auf, dass ich ähnliche Handlungsstränge und ähnliche Figuren bereits in einer anderen Geschichte verarbeitet habe, bzw. immer noch verarbeite. Das gefiel mir auch nicht und deshalb habe ich versucht, einiges umzuschreiben. Seit dem passe ich auf, dass sich Charakterzüge von Figuren, Vorgeschichten, Handlungsstränge, etc. sich nicht zu ähnlich modelliere. Aber ich denke, dass mir das nicht immer hundertprozentig gelingt.

Das ist ein Dilemma. Einerseits hege ich an andere Autoren Erwartungen, die ich – bei einigen Geschichten, nicht bei allen – selbst kaum erfüllen kann. Das könnte vielleicht daran liegen, man aus Gewohnheiten ähnliche Plots spinnt. Oder man gerne über Figuren oder Themen schreibt, mit denen man sich selbst identifizieren kann.

der Rabe

Da du dich selbst kaum wegen Ideenklau verklagen kannst, denke ich mal, dass es schon in Ordnung ist, von sich selbst abzuschreiben. Ob das sinnvoll oder hilfreich ist ... ist natürlich eine andere Frage. :)

Ich denke, immer wiederkehrende "Dinge" wird jeder Autor haben. Bei Kleinigkeiten ist das vermutlich eher hilfreich, denn es hat dann ja Wiedererkennungseffekt. Wie etwa bestimmte Personen in den Geschichten zu verstecken.
Bei größeren Sachen finde ich das dann aber auch eher störend.
Als Beispiel: es gab eine Zeit, da habe ich die Abenteuer-Serie von Enid Blyton geradezu verschlungen. (ja, ist lange her) Als ich mich an die Freunde-Reihe machen wollte, konnte ich nach den ersten zwei Seiten des  ersten Buches nicht mehr weiterlesen, weil es einfach zu ähnlich war. Ich konnte einfach nciht von Dina auf Gina umschalten. Das hat mich zu sehr gestört. OK, ist eigentlich auch eine Kleinigkeit, aber damals hat es mich einfach gestört.
Anderes Beispiel: ich war mal Lex Barker-Fan (Schauspieler von Old Shatterhand) ... bis mir aufgefallen ist, dass er immer das gleiche spielt. Und sofort wars weg. (Ebenso bei Chuck NOrris. ;D)

Also, es mag mich erst faszinieren, aber wenn eben wirklich gar nichts neues dazukommt, dann turnt es mich tatsächlich ziemlihc schnell wieder ab.

Bei mir selbst ... ich bin mir sicher, dass es wiederkehrende Sachen gibt. Wenn es mir auffällt, versuche ich aber, das abzuwenden. Ob es mir gelingt, ist eine andere Sache, aber ich habe auch noch keine 20 Bücher geschrieben und stehe auch nicht unter dem Druck, innerhalb von zwei Jahren drei Bücher zu veröffentlichen, weil sonst die Kasse nicht stimmt oder die LEser weg sind. Aber ich hoffe, dass es auch nie so weit kommt.  :hmmm:

Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Runaway

Ich hatte mir jetzt unter dem Threadtitel eigentlich was anderes vorgestellt - die Frage, ob man alte Texte von sich selbst kopiert oder so. Was ich auch schon gemacht habe, wenn ich eine Story neuschreiben wollte, es aber Passagen gab, die einfach gut waren.

Aber auch das, was du tatsächlich meinst, beobachte ich an mir selbst. Ich habe immer eine recht ähnliche Figurenkonstellation. Die Figuren haben auch schon mal gern eine Neigung, ähnlich zu sein. Das ist mir aber irgendwann aufgefallen und dann hab ich auch gegengesteuert, weil das natürlich so nicht sein soll und mich auch irgendwo selbst langweilt und nervt.
Ich würde sagen, das kommt von Vorlieben, die man einfach hat. Das finde ich auch nicht schlimm, aber man sollte ein Auge drauf haben.

Mondfräulein

Ich kenne das Phänomen durchaus. Ich habe mal das Hörbuch zu Libellensommer gehört, es war nett und nicht übel, dann habe ich Indigosommer gehört. War dasselbe in grün. Das hat mich echt geärgert, warum kann sich die Autorin nicht mal etwas Neues ausdenken? Wieder ein Indianer, der seinen Bruder verloren hatte, das wundervolle Indianerleben, Liebe, Sex, er ist weg, dann doch wieder da im letzten Moment, Indianerkrams, der zwischen ihnen steht und so weiter... Immer dieselbe Geschichte wieder und wieder, das könnte ich auch, aber dann braucht man auch nur ein Buch von ihr zu lesen. Wie entwickelt man sich da weiter? Warum macht man sich dann überhaupt noch die Mühe, sich jedes Mal etwas Neues auszudenken?
Ich habe früher genre historische Romane von Rainer M. Schröder gelesen, in vier davon kam ein älterer Begleiter vor, der stundenlang mit dem Protagonisten über Gott sprach und auch sonst ähnelten sie sich stark. Da ist es mir auch negativ aufgefallen. Zu gleich. Zu wenig Unterschiede.
Meiner Meinung nach gehört zum Schriftstellersein mehr, als sich ein Konzept zu überlegen, das funktioniert und das dann zehnmal mit geänderten Namen aufzuschreiben. Es geht doch durchaus anders.

Manche Motive kehren immer wieder, bei Kafka die Gestalt seines Vaters, wenn man ihn so pauschalisieren will, das war bei uns schon fast ein Running Gag. Wenn Kafka drankommt, dann bezieh alles auf den Vater und du hast schon deine Punkte. Brecht hat häufig sein Konzept des epischen Theaters umgesetzt. John Green schreibt meistens Jugendromane, gerne mit einem Jungen und einer anbetungswürdigen und unerreichten Freigeistin als Angebetete.
Gleichsetzen kann man das aber nicht. Es ist unvermeidbar, dass ein bestimmter Stil in allen Werken zu finden ist, dass sich bestimmte Motive wiederholen, bestimmte Themen und Elemente.
Ich lese sehr gerne die Bücher von Kai Meyer, er hat seinen Stil, schreibt immer etwas anderes und Ideen scheinen ihm nie auszugehen, aber gewiss ließe sich auch ein anonymes Buch als seines erkennen, er schafft dabei jedoch immer wieder genug Neues, sodass die Wiederholungen weniger als gar nicht schlimm sind, im Gegenteil.

Ich versuche schon, darauf zu achten, nicht immer dasselbe zu schreiben, aber ich denke, meine Geschichten haben jeweils genug Eigenes. Das ist wie bei meinen Charakteren, jeder von ihnen hat immer seine ganz bestimmte Eigenart und am Ende werden sie so unterschiedlich, dass man nicht von den immer gleichen Mustern sprechen kann.
Zwei meiner Charaktere, die sich meiner Meinung nach sehr ähneln, sind wiederum die, bei denen man das am wenigsten vermuten würde. Julian und Ian sind gerade die, die sich in meinen Augen darin gleichen, dass sie absolut keine Gefühle zulassen wollen, um keine Schwäche zu zeigen und sich auch in ihren Beziehungen anderen Menschen gegenüber sehr ähnlich sind, für mich fast getrennte Zwillinge. Ich glaube, sonst würde aber nie darauf kommen, den lässigen und chaotischen Surfer aus Florida mit den psychopathischen Zügen mit dem immer kontrollierten und zielstrebigen Briten zu vergleichen. Ein Element ist gleich, aber der Rest unterscheidet sich genug, um das wett zu machen.

Es kommt vor allem darauf an, in welchen Punkten sich die eine Geschichte von der anderen unterscheidet. Ist der Kernpunkt (z.B. Mädchen kämpft gegen Dämonen und hat zwei Kerle an ihrer Seite, in die sie sich beide verliebt) gleich und nur das Drumherum (z.B. Gegenwart vs. viktorianisches London) anders, dann ist das einfach nur eine nervige Wiederholung. Wenn ich allerdings den Kernpunkt ändere und darum herum bleiben ein paar Dinge gleich, ist das etwas anderes.

Lovagh

Eine gewisse "Unterschrift" eines Autors in seinen Werken ist nichts verkehrtes. Aber wenn Charakterdarstellung, Handlung und Handlungsstruktur sich zu stark ähneln, kommt mir das schon ein wenig wie Einheitsbrei vor.
Wenn sich aber trotz der Ähnlichkeit die vermittelten Informationen andere sind oder sich zumindest anders "anfühlen" und man sich nicht vorkommt, als erlebe man ein Déjà-vu, finde ich das "von sich selbst abschreiben" in Ordnung.

Serafina

Genau das ist mir bei den Büchern von Cassandra Clare auch aufgefallen. Bei der ersten Reihe war ja alles noch schön und gut, aber bei "Clockwork Angel" habe ich dann irgendwann die Lust verloren... Das lag zum Teil wohl auch daran, dass ich einfach nicht in der Stimmung für dieses Buch war, aber durch die Ähnlichkeit zu "City of Bones" war das Bedürfnis zum Weiterlesen einfach nicht sonderlich groß.
Mir ist aber auch schon bei einigen anderen Autoren aufgefallen, dass sie gerne das gleiche Grundgerüst für ihre Romane verwenden. Das hat mich mal mehr, mal weniger gestört. Es kommt vielleicht auch darauf an, inwiefern sich der Rest der Geschichte und die Figuren von den anderen Büchern unterscheiden.

Wenn sich bestimmte Motive wiederholen, finde ich das meistens nicht so schlimm. Manchmal ist es auch ganz hilfreich. Wenn man zum Beispiel Lust auf eine Geschichte über ein bestimmtes Thema oder mit einer bestimmten Personenkonstellation hat und einen Autor kennt, der das immer in seine Bücher einfließen lässt, muss man gar nicht lange suchen und weiß gleich woran man ist.

Ich selbst merke auch des öfteren, dass ich bestimmte Dinge immer wieder in meine Geschichten einbauen möchte. Wenn ich nicht aufpassen würde, hätten alle meine Helden zum Beispiel eine schwere Kindheit samt gewalttätigem Vater... Und wenn ich eine Liebesgeschichte einbaue, ist immer ein gewisser Altersunterschied da. Und ich brenne immer irgendwelche Gebäude nieder.
Aber was die Kernhandlung betrifft, versuche ich wirklich, mich nicht allzu sehr zu wiederholen, auch wenn ich bei bestimmten Elementen wohl eindeutig meine Vorlieben habe.  ;D

Szazira

Komplett anderes Setting und anderer Konflikt, aber die Charaktere waren denen einer meiner anderen Geschichte schon ziemlich ähnlich. Letztendlich war es spannend, wie unterschiedlich sich die Charaktere verglichen zu ihren "Zwillingen" im ersten Setting verhielten und Beziehungen sich anders gestalteten. Das erste Setting war an das Mittelalter angelehnt, das Zweite im Cyberpunk beheimatet. Im allgemeinen bin ich kein Fan davon bei mir selbst oder anderen zu "klauen", aber in dem Fall war es schon eine interessante Charakterstudie. :hmmm:
Bei einer Überarbeitung würde ich wohl vorsichtig versuchen die Charaktere zu 'entzwillingen' ohne sie zu zerstören. Momentan liegen beide Projekte auf Eis  ;D.

Ein absoluter Meister des Buchklonings ist Hohlbein. Trotz gutem Durchhaltevermögen und einem großen Interesse am Cthulhu-Mythos bin ich schließlich daran gescheitert die Bücher der Hexer-Reihe bis zum bitteren Ende durchzulesen. Es strotzte vor Wiederholungen und keine Besserung war in Sicht. Spätestens wenn eine Figur das Dritte mal innerhalb von ein paar Seiten in Ohnmacht fällt, weil sie irgendwas gesehen hat, was nicht gesund für ihren Geisteszustand war, gehört sie gefressen.
Hohlbein beweist: Man darf bei sich klauen, verdient gutes Geld mit Klonen und wird sogar noch als brillanter Autor gefeiert. :darth:

Zum Thema selbst klonen: Bücher die mich langweilen gibt es genug, die muss ich mir nicht noch selbst schreiben.

dawinschi

Ich denke letztendlich muss das jeder Autor selbst entscheiden - vor Gericht zerren kann dich wegen eigenem Ideen-Recycling bestimmt niemand. Man muss noch unterscheiden, ob jemand nur wegen Ideenmangel oder Faulheit seine alten Sachen immer wieder aufbereitet oder ob immer nur ähnliche Themen auftauchen, weil der Schriftsteller ehrlich schreibt, d.h. nicht für den Mammon, sondern weil ihm das jeweilige Thema in seinem Inneren bewegt. Viele Autoren verarbeiten Traumatas aus ihrer Vergangenheit und da kommt es eben zu z.B. gleichen Figurenkonstellationen.

(Und solange die treuen Leser das immer wieder "fressen", ist es doch eh wurscht.  ;D)

Leann

Da unterscheide ich für mich persönlich zwischen "veröffentlicht" und "nicht veröffentlicht", und da kommt zur Zeit nur letzteres in Betracht.

In meiner Schublade bzw. auf der Festplatte liegen -zig Romananfänge, -fragmente, -entwürfe etc.. Daran bediene ich mich ungeniert, wenn ich was schreibe und mir einfällt, dass da was von den alten Sachen gut reinpassen würde. Das sind meistens nur Fragmente oder Charaktere, die ich dann in ein aktuelles Werk übernehme, weil ich das alte Werk vermutlich sowieso nicht mehr weiterverfolgen werde. Sozusagen Ideen-Recycling.

Wenn ich allerdings schon was veröffentlicht hätte, würde ich das nicht mehr kopieren oder Elemente daraus wieder verwenden (es sei denn natürlich ich schreibe eine Fortsetzung oder ein Sequel).
Jetzt wo ich so darüber nachdenke könnte ich mir auch nicht vorstellen, aus einem "fertigen", aber unveröffentlichten Werk etwas zu verwenden.

Als Leserin sehe ich das nicht so eng. Es gibt bestimmte Arten von Romanen, die aus immer gleichen Versatzstücken bestehen und die selben Klischees bedienen. Als Beispiel nenne ich mal die "Highlander-Romane" (Frau gelangt durch Steinkreis o.ä. in die Vergangenheit und verliebt sich in Highlander).
Die lese ich manchmal ganz gerne, da weiß ich was mich erwartet und das kann entspannend sein (Betonung liegt auf manchmal).


Erdbeere

Was die Bücher von Clare angeht, kann ich leider nicht mitreden. Mortal Instruments steht nach wie vor auf meiner Liste. Aber die "Warnung" ist notiert und ich glaube, ich werde nur die Mortal Instruments Reihe lesen. :hmmm:
Etwas einfallslos und auch unfair den Lesern gegenüber finde ich es schon, wenn man sich des gleichen Schemas und sehr ähnlichen Figuren wieder und wieder bedient, nur weil es beim ersten Mal so gut gepasst hat und ein Erfolg geworden ist. Das ist, als würde ein One Hit Wonder den gleichen Song mit etwas abgeänderten Lyrics veröffentlichen, um an seinen Erstling (und den Erfolg) anzuknüpfen.
Kann sein, dass Clare der Mut fehlt, etwas völlig Neues zu machen - denkbar wäre es zumindest. Ich mein, wie würde ich mich verhalten, wenn eines meiner Werke ein Welterfolg wäre (allein für den Gedanken sollte man mir auf den Hinterkopf hauen) und ich Lesererwartungen erfüllen will und muss? Ich möchte Clare nicht verteidigen, da ich ihre Werke nicht kenne, aber ich kann mir eben auch gut vorstellen, dass sie sich desselben Schemas Bedient, weil es einmal geklappt hat und nicht, weil sie nicht kreativ genug ist.

Bei mir selbst beobachte ich ab und zu auch, dass ich plötzlich sehr ähnliche Handlungsstränge oder auch Figuren habe. Eines meiner Lieblingsthemen ist seit den FanFiction-Zeiten die Dreiecksbeziehung bzw. die potentielle Dreiecksbeziehung (I ship it!). Aber ich klopfe mir immer auf die Finger, wenn es es bemerke und steuere, hoffentlich früh genug, gegen.
Für mich eine gute Problemlösung besteht darin, dass ich immer zuerst die Figuren kreiere, bevor ich mich weiter mit der vagen Idee beschäftige. Mit meinen Figuren verbringe ich im Vorfeld zum Plotten sehr viel Zeit, finde heraus, wie sie ticken, was sie beschäftigt und woher sie kommen. Daraus ergeben sich fast automatisch Konflikte und auch Handlungsstränge für den späteren Plot. Ich gebe auch nicht jeder Person eine tragische Vergangenheit, aber ich füge gern kleine "Quirks" mit ein - eine Allergie hier, einen nervösen Tick da. So kann es mir fast nicht passieren, dass sich meine Figuren zu sehr ähneln. Hoffe ich. ;)

serenade

Kürzlich war ich auf einer Dickens-Lesung ("Great Expectations"). Die Übersetzerin, die vorgelesen hat, meinte, dass Dickens ihr früher nie gefallen habe, da er in allen Büchern immer die gleiche Geschichte schreibe. Erst später habe sie begriffen, dass genau das einen "großen Autor" ausmache - dass er Themen oder Figuren hat, die ihm so sehr am Herzen liegen, dass er immer wieder auf sie zurückkommt.
Ich denke, dass die Theorie nicht von der Hand zu weisen ist. Die Bücher von Clare kenne ich nicht, aber mir ist ebenfalls oft aufgefallen, dass Autoren sich in ihren Werken wiederholen - sei es bei der Figurenkonstellation, bei Motiven, Nebenhandlungen... Ich finde das auch nicht schlimm. Wenn ich bereits ein Buch eines Autors kenne und mag, freue ich mich sogar, wenn die Grundstimmung (oder ein Figurencharakter) in einem neuen Buch ähnlich ist.
Bei mir selbst habe ich vollkommen unabsichtliche Wiederholungen bemerkt. Selbst über unterschiedliche Genres hinweg und bei vollkommen anderen Figuren, finde ich "Kleinigkeiten", die immer wieder auftauchen (zum Beispiel ähnliche Orte, auch wenn sie in einer vollkommen anderen Welt liegen).
Insgesamt denke ich, dass eine gewisse Wiederholung kein Problem ist. Jeder ist durch die ganz individuellen Erfahrungen in seinem Leben geprägt, sodass es nicht verwunderlich ist, wenn man immer wieder auf bestimmte Bilder zurückkommt... Ein "No-go" wäre für mich aber, absichtlich bei mir abzuschreiben - etwa per Copy & Paste. Vom Gesamtplot und im Detail sollten die Geschichten außerdem unterscheidbar sein und v.a. einen neuen Kern haben, der sie (hoffentlich) interessant macht...

Melenis

Ich lese gerade die Mortal Instruments Reihe, mal sehen, ob ich mir jetzt noch die anderen Werke von Frau Clare reinziehe  :ätsch:

Aber an sich habe ich nichts gegen das Klonen, ich habe auch alle Tomb Raider-Teile gezockt, obwohl sie sich so stark ähneln, und an sich ist ja auch jedes Stragetiespiel gleich aufgebaut, Gebäude bauen, Einheiten herstellen, Gegner bekämpfen. Die Feinheiten und Details machen eben den Unterschied aus. Das gleiche kann man bei Büchern ja auch sagen. Ich muss aber gestehen, dass mir dieses Kloning bei Büchern bisher gar nicht so extrem untergekommen ist.

Ich selbst habe mit dem Kloning in meinen eigenen Geschichten noch nicht zu tun gehabt, liegt wohl daran, dass ich jahrelang an meinen Plots arbeite und ich in meinen Geschichten immer versuche, Dinge einzubauen, die ich in anderen Geschichten nicht verwendet habe. Das ist wahrscheinlich das Problem mit zu vielen Ideen, man kann sie nicht alle in einen Plot reinhauen und muss sie deshalb schön verteilen  :d'oh: Außerdem habe ich eine Vorliebe für komplizierte Beziehungen, und mich langweilt Wiederholung in meinen eigenen Werken. Wobei ich gerne Träume benutze. Und das häufig. Daran könnte ich vielleicht noch arbeiten...  :hmmm:

Liebe Grüße

Kati

ZitatIn meiner Schublade bzw. auf der Festplatte liegen -zig Romananfänge, -fragmente, -entwürfe etc.. Daran bediene ich mich ungeniert, wenn ich was schreibe und mir einfällt, dass da was von den alten Sachen gut reinpassen würde. Das sind meistens nur Fragmente oder Charaktere, die ich dann in ein aktuelles Werk übernehme, weil ich das alte Werk vermutlich sowieso nicht mehr weiterverfolgen werde. Sozusagen Ideen-Recycling.

Das mache ich auch, aber nur, wenn ich genau weiß, dass ich das Fragment nicht mehr weiterverwenden will. Meistens leihe ich mir dann bei mir selbst Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind. Ich denke, das ist auch gar kein Problem. Cassandra Clare hat in ihren "Mortal Instruments"-Büchern auch Ideen und Absätze aus ihren alten Fanfictions verwendet, was ich überhaupt nicht schlimm finde. Wieso auch eine tolle Figur oder eine tolle Idee verschimmeln lassen, wenn man sie recyclen kann? Was aber gar nicht geht, für mich jedenfalls, ist, wenn man das in seinen veröffentlichten Werken macht, was mir bei Clare jetzt eben aufgefallen ist: Selbe Figurenkonstellation, selbe "Welt", ungefähr derselbe Ablauf mit zwei drei neuen Ideen.

Dazu kommt, dass sie von ihrer Schattenjägerwelt nicht ablässt. Das ist ein wenig, als würde Stephenie Meyer jetzt eine neue Reihe anfangen, die aber auch im Universum von Bella und Edward spielt und wieder um ein Mädchen geht, das einen Vampir trifft. Die Fans würden sich vielleicht freuen, aber der "Normalleser" wäre doch ein bisschen genervt. Ich hatte ein wenig gehofft, dass von Clare mal eine ganz neue Idee kommt, abseits der Schattenjäger, aber sie arbeitet jetzt an der vierten Trilogie, die in dieser Welt spielt. Wenn sich die Bücher wenigstens nicht so ähneln würden! Sie ist nicht die einzige die das macht, aber ich lese zu wenig Reihen, um das beurteilen zu können. Ein Beispiel wäre noch "House of Night". Das ist auf vielen Ebenen schrecklich, aber hinzu kommt noch, dass sich die Reihe jetzt über 12 Teile zieht und sich jeder Klappentext gleich liest. Ich habe aber nur die ersten drei Bücher gelesen, also weiß ich nicht, ob da nicht vielleicht der Schein trügt?

Zitat von: Mondfräulein am 06. März 2013, 21:13:24
Ich kenne das Phänomen durchaus. Ich habe mal das Hörbuch zu Libellensommer gehört, es war nett und nicht übel, dann habe ich Indigosommer gehört. War dasselbe in grün. [...]

John Green schreibt meistens Jugendromane, gerne mit einem Jungen und einer anbetungswürdigen und unerreichten Freigeistin als Angebetete.

Bei Antje Babendererdes Büchern muss ich dir nach einigem Überlegen recht geben. Ich habe die früher verschlungen, ich glaube, ich kenne sie alle. Und ich habe alle geliebt. Aber so im Nachhinein ist es wirklich immer derselbe Ablauf und man kann vorraussehen, was passiert. Eine echte Ausnahme ist bei ihr "Lakota Moon", das irgendwie einfach komplett anders ist und mir von ihren Büchern auch am besten gefällt. Dicht gefolgt von ihren Romanen für Erwachsene, die auch nicht in die Kerbe schlagen. Dass sie immer über die Probleme zwischen Weißen und Indianern schreibt finde ich gut, das ist eben ihr Markenzeichen und auch ein wichtiges Thema, aber, dass sich viele Geschichten so stark ähneln gefällt mir auch nicht.

John Green ist einer meiner Lieblingsautoren und ich muss dir rechtgeben, dass er auch seine Masche gefunden hat. Dazu kommt noch, dass in einigen Büchern Roadtrips unternommen werden. Aber irgendwie stört es mich bei ihm kein bisschen, weil die Geschichten vom Ablauf her irgendwie doch noch anders sind. Es ist ja auch nicht sofort schlecht, wenn man seine Ideen so ausreizt. Aber, wenn ich zwischen zwei Büchern nicht nur Parallelen in der Handlung festmachen kann, sondern noch dazu die jeweiligen Figuren untereinander zuordnen kann, wird es kriminell. Und das geht bei Clare ganz wunderbar. Clary/Tessa, Jace/Will etc. Dieselben Eigenschaften und "Typen", die in derselben Handlung herumtollen.

Zitat von: dawinschi am 07. März 2013, 02:38:51
Ich denke letztendlich muss das jeder Autor selbst entscheiden - vor Gericht zerren kann dich wegen eigenem Ideen-Recycling bestimmt niemand.

Natürlich nicht.  ;D Mir geht es auch eher darum: Will ich meinen Lesern das zumuten? Sicher gibt es genug Leser die jedes Buch sofort kaufen und toll finden, aber es gibt doch bestimmt auch genug, die wie ich dasitzen und "Nochmal das gleiche?!" rufen. Mich hat sie als Leser verloren. Ich würde vielleicht ein Buch kaufen, indem sie endlich was Neues macht, aber ich will einfach nicht immer dasselbe aufgewärmt lesen. Und ich will das auch nicht schreiben.

Judith

Ich finde so etwas auch ermüdend. Mir ist bewusst, dass ich selbst gewisse Themen und Elemente mag, die ich dann auch in verschiedenen Romanen von mir variiere, aber was mich nervt, das ist eine komplett gleiche Struktur.
Ich habe dieses Problem nämlich mit den Romanen von Rebecca Gablé und kann nicht fassen, dass sich daran sonst niemand zu stören scheint. Nach ein paar Romanen von ihr habe ich schon gewisse Muster wiedererkannt und konnte wirklich ganze Handlungsteile voraussagen. So war mir z.B. bei einem ihrer Bücher völlig klar, dass die Ehefrau der Hauptfigur sterben wird, damit sich noch eine viel größere Liebesgeschichte mit der Schwester des fiesen Erzfeindes anschließen kann. In allen Büchern (außer bei "Hiobs Brüder"), die ich von ihr gelesen habe, gabs nämlich eine Liebesgeschichte mit der Schwester/Tochter/Ehefrau des bösen Feindes, der übrigens immer ein besonders fieser Kerl mit grausamen Augen ist, der die Bauern schlecht behandelt und mit jeder Faser seines Körpers verkündet "ich bin böse!".
Und daneben gibt es noch eine ganze weitere Reihe von wiederkehrenden Mustern in ihren Büchern, die mir irgendwann jede Spannung oder Überraschung geraubt haben.

Dagegen haben auch Patricia McKillip und Guy Gavriel Kay sehr viele Elemente, die immer wieder auftauchen, aber die Bücher sind doch immer irgendwie anders und sind nicht so vorhersehbar.

Hohlbein ist übrigens auch ein Beispiel für die immer wieder gleichen Figurenkonstellationen und Handlungsstrukturen.