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[Roman] Yalda Lewin: Die dunkle Seite des Weiß

Begonnen von Grey, 28. Februar 2013, 21:41:39

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HauntingWitch

So, vor einigen Tagen habe ich das Buch auch zu Ende gelesen. Viel kann ich gar nicht sagen, es hat mir sehr gut gefallen. Die Charaktere sind sympathisch und wirken "echt". Sie haben alle ihre Macken und Fehler, das mag ich. Die Story fand ich gut, mir ist dadurch klar geworden, wie schwierig es sein muss, einen Krimi zu schreiben. Ich dachte früher immer, die wären alle gleich (die Krimis). Aber offensichtlich ist das nicht so.  Besonders toll fand ich das Setting in den Beelitzer Heilstätten, man kann die unheimliche Atmosphäre ja regelrecht fühlen.  :)

Das einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war, dass Jakob teilweise nicht wie ein Ich-Erzähler wirkt. Ich meine, das ist er ja, aber bei einigen Sätzen habe ich so eine Distanz zu ihm entwickelt, als ob ein beliebiger auktorialer Erzähler mir die Geschichte nahebringen würde. Aber das macht das Buch jetzt auch nicht gleich schlechter.

Ja, das wären meine 5 Cents.

Alaun

#196
Hallo HauntingWitch,

danke für dein Feedback! Freut mich, dass das Buch dir gefallen hat. Mich würde natürlich sehr interessieren, an welchen Stellen dir Jakob fremd wurde (können wir gerne auch per PM machen, falls du das hier nicht spoilern willst). Bisher bekam ich als Rückmeldung immer, dass er den Leuten "zu nah" war. Insofern ist es spannend für mich, dass es jetzt auch mal jemandem ganz anders geht ;)

Was die Krimis angeht: Ich finde es zugegeben immer noch schwer. Es ist ein ziemliches Gepuzzle bis alles aufgeht und man die Leser weder langweilt, weil man zu früh zu viel verrät, noch zu verwirrend schreibt, weil man Infos vorenthält und es dadurch unnötig schwer macht. Wenn mir diese Balance gelungen sein sollte, dann bin ich happy.

HauntingWitch

Es sind vor allem einzelne Sätze, wie z.B:

"Ich hatte allen Grund dazu, unfreundlich zu sein."
"Mein Blick wanderte über den in der Tür eingravierten Schriftzug."
"Nachdem ich so unerwartet aufgetaucht war, hatte er um eine Pause gebeten..."

Da fragte ich mich jedes Mal: Denkt ein Ich-Erzähler wirklich so? Ich meine, wenn ich irgendwo jemanden überrasche, dann denke ich z.B. nicht "ja, jetzt bin ich halt unerwartet aufgetaucht", sondern eher "wahrscheinlich habe ich den jetzt gerade überrascht". Auch würde ich nicht sagen "ich habe allen Grund dazu", sondern eher "natürlich war ich wütend" oder so ähnlich. Denn das sind für mich Dinge, über die man nicht bewusst nachdenkt. Für mich wirkt das einfach so ein bisschen unnatürlich. Aber vielleicht ist es auch einfach eine Stilsache, denkt ja auch nicht jeder gleich.  :hmmm:

Alaun

Stimmt, da sprichst du etwas Wichtiges an! Das Problem nämlich, Infos über einen Ich-Erzähler an die Leser zu bekommen. Vieles geht über die Innensicht, anderes eher nicht. Solange weitere Figuren "anwesend" sind, kann man sich immer noch über Dialoge retten oder aber einfach die andere Figur etwas anmerken lassen. Ist der Ich-Erzähler alleine, dann wird es ein wenig verzwickter. Aber vielleicht bin ich auch alleine mit dem Problem. Ich hatte für mich zumindest keine andere Lösung gefunden, als ab und an ein wenig "auf Distanz" zu gehen, auch aus Jakobs Sicht. Aber es stimmt, ganz konsequent ist diese Vorgehensweise nicht.

Fianna

Mir ist es dagegen gar nicht aufgefallen! Also, vielleicht habe ich es registriert, aber ich habe diese Denkweise von Jakob einfach akzeptiert.
Durch seine Begabung ist es für ihn ja wichtig, sich Distanz zu verschaffen, und deswegen ist mir der Schreibstil gar nicht groß aufgefallen, es fügte sich irgendwie hinein...
... eine Freifrau von dem Hohen Berg denkt ja auch nicht "Natürlich habe ich ihn überrascht", sondern verschwurbelter... und durch seine Begabung hat sich Jakob für mich aus der Reihe normaler Menschen so heraus katapultiert, dass ich mich mit meinen intuitiven Sätzen/Sprechweisen gar nicht mit ihm verglichen habe.

Alaun

So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein ;D

Nycra

Ich glaub ja auch, als Autor-Leser und als Leser-Leser nimmt man das womöglich gar nicht wahr. Wir Autoren sind in solchen Dingen oftmals zu kritisch. Aber ich bin ja erst bei 8% mein Feedback kommt dann später  ;D

Alaun

Du bist erst bei 8%? Liest du das dunkle Weiß gerade nochmal? :hmhm?:

Nycra

Zitat von: Aquamarin am 03. Januar 2014, 16:55:57
Du bist erst bei 8%? Liest du das dunkle Weiß gerade nochmal? :hmhm?:
Nein, ich musste mich nochmal in die Dhraden einlesen und hab das (mit blutendem Herzen) vorgezogen. Aber damit bin ich ja gestern Abend fertig geworden und heute morgen wollte ich mit Jakob weitermachen, aber ich bin im Zug eingeschlafen. Lag nicht am Text, sondern daran, dass mein Mann mich die ganze Nacht getreten hat und ich nicht richtig geschlafen habe. Aber gleich auf der Heimfahrt stürze ich mich wieder auf Jakob. Versprochen!

Alaun

#204
Darum gings gar nicht, du bist nur für Ruf der Drachen im falschen Thread ;) *pingelpingel* Aber egal, Jakob ist es ja in beiden Fällen. Und der freut sich sehr auf dich, das weiß ich :)

Nycra

Zitat von: Aquamarin am 03. Januar 2014, 17:01:39
Darum gings gar nicht, du bist nur für Ruf der Drachen im falschen Thread ;) *pingelpingel* Aber egal, Jakob ist es ja in beiden Fällen. Und der freut sich sehr auf dich, das weiß ich :)
Mea Culpa  :versteck:


HauntingWitch

Zitat von: Aquamarin am 03. Januar 2014, 16:35:33
Stimmt, da sprichst du etwas Wichtiges an! Das Problem nämlich, Infos über einen Ich-Erzähler an die Leser zu bekommen. Vieles geht über die Innensicht, anderes eher nicht. Solange weitere Figuren "anwesend" sind, kann man sich immer noch über Dialoge retten oder aber einfach die andere Figur etwas anmerken lassen. Ist der Ich-Erzähler alleine, dann wird es ein wenig verzwickter. Aber vielleicht bin ich auch alleine mit dem Problem. Ich hatte für mich zumindest keine andere Lösung gefunden, als ab und an ein wenig "auf Distanz" zu gehen, auch aus Jakobs Sicht. Aber es stimmt, ganz konsequent ist diese Vorgehensweise nicht.

Hm, so habe ich das gar noch nicht gesehen. Jetzt weiss ich auch glatt nicht, ob das Problem bei meinem eigenen Ich-Erzähler nicht doch auch vorhanden ist.  :hmmm:

Zitat von: Nycra am 03. Januar 2014, 16:51:14
Ich glaub ja auch, als Autor-Leser und als Leser-Leser nimmt man das womöglich gar nicht wahr. Wir Autoren sind in solchen Dingen oftmals zu kritisch. Aber ich bin ja erst bei 8% mein Feedback kommt dann später  ;D

Das dachte ich mir dann eben auch immer wieder. Als Autor sieht man ja auf Deutsch gesagt jeden Fliegenfurz, jeden Tippfehler, der übersehen wurde... Ich lese aktuell eine Biographie (also überhaupt nichts in dem Sinne "Relevantes") und selbst da sehe ich jede Kleinigkeit, die mich stört. Dabei spielt es im Endeffekt gar keine Rolle. Das hat schon auch was.

Aber wenn ein Buch insgesamt super ist, verzeiht man solche Sachen ja auch eher.  ;D

Alaun

Zitat von: HauntingWitch am 04. Januar 2014, 16:37:38
Als Autor sieht man ja auf Deutsch gesagt jeden Fliegenfurz, jeden Tippfehler, der übersehen wurde... Ich lese aktuell eine Biographie (also überhaupt nichts in dem Sinne "Relevantes") und selbst da sehe ich jede Kleinigkeit, die mich stört.

Das geht mir nicht anders und ich glaube, es ist vollkommen natürlich. Wenn man selbst beim Schreiben an jedem Satz feilt, dann geht man eben (und sei es unbewusst) mit ganz anderen Erwartungen an einen Text heran als ein Leser, der selbst nicht schreibt.

Fianna

Ich habe mir mühevoll antiquarisch verlorene Bücher besorgt, die ich - durch den zwischenzeitlich grossen handwerklichen Sprung als Autorin - gar nicht mehr so gut fand wie damals.
Und mich verärgert gefragt habe, warum ich soviel Mühe verschwendete, es zu finden :)