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Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?

Begonnen von Debbie, 05. Februar 2013, 17:38:55

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Debbie

Hallo ihr Lieben!

Ich bin gerade noch (und wahrscheinlich noch sehr lange  :gähn:) dabei den Erfolg einiger Bestseller zu ergründen, und frage mich, welche Rolle das Geschlecht des Protas dabei spielt  :hmmm:


Dabei würden mich folgende Punkte besonders interessieren:

- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Wie immer könnt ihr auf alle, mehrere oder nur eine Frage eingehen. Wenn euch noch weitere Aspekte zur Überschrift einfallen, sind auch andere Überlegungen zum Thema natürlich höchst erwünscht!

LG,
Debbie

Kati

Debbie, das ist ja sehr interessant.  :) Die Fragen nehme ich mir gleich mal vor.

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Ich als Frau merke eher das Gegenteil, dass mir oft männliche Protagonisten besser gefallen als weibliche. Es kommt allerdings auf den Inhalt des Buches an, ob der Protagonist männlich oder weiblich ist, ist nicht ausschlaggebend dafür, wie mir das Buch gefällt. Trotzdem finde ich oft männliche Protagonisten interessanter. Meine beste Freundin ist da allerdings ganz anders. Sie neigt dazu, männliche Protagonisten nicht zu mögen und vermeidet daher oft Bücher mit männlichen Helden, besonders, wenn es Ich-Erzähler sind. Mir fällt aber an sich auf, dass weibliche Leserinnen oft eher zu weiblichen Protagonistinnen greifen, was wohl auch dafür sorgt, dass es sehr viele Jugendbücher mit weiblichen Heldinnen gibt und weniger mit männlichen.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?

Ich habe gerade "The Demon´s Lexicon" von Sarah Rees Brennan ausgelesen und muss sagen, dass mir der "Held" Nick sehr gut gefallen hat. Er war einfach komplett anders als die meisten Helden, die man sonst so liest. Das hat einen bestimmten Grund, den ich jetzt nicht spoilern werde, aber ich fand ihn sehr faszinierend. Er ist ein sehr düsterer Held und einfach nicht das, was man als "Heldenmaterial" bezeichnen würde, denke ich.

ZitatWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?

Ethan aus "Beautiful Creatures" fand ich in Teilen furchtbar, weil er für mich keine überzeugende Figur war. Er war schrecklich passiv und sehr still in seiner Art, er blieb sehr blass und ich hatte immer das Gefühl, obwohl er der Ich-Erzähler ist, keinen wirklichen Einblick in sein Leben und seine Gedanken zu bekommen. Er kam mir stark vor wie ein Werkzeug um den Plot voranzubringen, als eine richtige Figur.

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?

Wenn ich mir überlege, ich wäre ein Mann würde ich mich mit Figuren wie Edward Cullen kein Stück identifizieren können. Diese Figuren sind sehr düster und geheimnisvoll angelegt, man lernt sie selten wirklich kennen und das führt dazu, dass sie oft nicht menschlich wirken - und meist nichtmal menschlich sind, was ja allerdings nicht das größte Problem ist. Mir kommen die LIs oft vor, als würden die AutorInnen ihre eigenen Idealvorstellungen auf die Figur übertragen und einen "perfekten" Mann schaffen. Das sorgt allerdings dafür, dass man sich bloß schwer bis gar nicht mit der Figur identifizieren kann, weil sie kein Stück so ist wie man selbst oder ein gewöhnlicher Mensch an sich.

ZitatWas (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet, hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?

Wie gesagt, oft werden den männlichen Love Interests nicht genug eigene Persönlichkeitsfacetten zugesprochen. Sie bleiben blass und wirken oft wie Abziehbildchen, einer ist wie der andere und keiner ist wie ein echter Junge oder Mann. Oft sind sie überperfekt und damit kann man sich nicht identifizieren. Man kann sich höchstens wünschen, man selbst wäre so stark und überlegen, doch das ist dann keine Identifikation, sondern wieder Projektionsfläche für eigene Wünsche und die Idealvorstellungen der AutorInnen.

ZitatDenkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?

Ich denke, ja. Das sieht man schon allein daran, dass "Harry Potter" von allen Geschlechtern gelesen wird, während Bücher mit weiblichen Namen im Titel oft nicht von Männern hochgenommen werden. Es gab sogar einen Fall, in dem der Verlag den weiblichen Namen der Hauptfigur aus dem Titel strich, weil das männliche Leser sofort abgeschreckt hat. Ich denke, mit weiblichen Protagonisten wird immer eine zuckrige Liebesgeschichte verbunden, nicht die Abenteuergeschichten, die beide Geschlechter ansprechen, obwohl das eine das andere oft nicht ausschließt.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Ich denke, man muss ein bisschen von den Rollenbildern weg. Ein weiblicher Charakter darf nicht nur rosaweiblich sein und ein männlicher nicht allzu brutal und knurrig und männlich. Wenn man eine gute Mischung zwischen ("weiblichen") Emotionen und ("männlicher") Stärke findet, dürfte man ganz gut im Rennen liegen, weil beide Geschlechter etwas haben, womit sie sich in den Augen der Gesellschaft identifizieren dürfen. Damit kommt man auch eher an echte Menschen heran und erschafft keine Klisches, was vielen Lesern auch positiv auffällt.

Rhiannon

#2
Ich muss mich doch hier jetzt auch äußern, das ist wirklich ein interessantes Thema.
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Ähm, ich achte jetzt nicht wirklich auf den Protagonisten, aber wenn ich mir die Hauptfiguren meiner Bücher so anschaue, dann ja... irgendwie schon. Wenn ich mir meine Lieblingsbücher aber mal so ansehe, liegt das bei mir am Genre. Ich liebe Entwicklungsromane und aus irgend einem mir nicht bekannten Grund scheinen wenigstens 90 % der Protagonisten in diesem Genre weiblich zu sein.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Da muss ich nicht lange überlegen: Kvothe aus "Der Name des Windes". Die Figur ist ungeheuer vielschichtig, bleibt aber menschlich und irgendwo kann ich mich auch mit ihr identifizieren, obwohl sie ganz anders ist, als ich.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Direkt in den Wahnsinn getrieben hat mich noch kein Prota, aber Arlen aus "Das Lied der Dunkelheit" und dem Fortsetzungsband "DAs Flüstern der Nacht" nervt bisweilen gewaltig. Die Figur ist mir entschieden zu negativ auf der einen Seite, reagiert dann aber wieder überraschend sozial. Das ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Mir ist die Figur zu inkonsequent und ich würde es im realen Leben wohl keine fünf Minuten aushalten, ohne mich mit ihm in der Wolle zu haben.

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?
Ich würde einmal behaupten, dass es für den männlichen LI keinerlei Identifikationspotential gibt. Soll ja in dem Fall mMn auch gar nicht sein, sondern diese Figur soll den weiblichen Lesern dazu dienen, ihre Träume und Wünsche projizieren zu können.

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet, hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Eine inkonsequente, irgendwie unausgegorene Figur stört mich immer, gleich welchen Geschlechts. Und blasse Abziehbildchen ebenso. Je nachdem, was ich lese, stört mich also entweder der Protagonist, mit dem ich nicht warm werde, oder aber, dass ich als LI keinen "Taummann" lesen möchte.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ich habe weibliche Leser als experimentierfreudiger kennengelernt. Nicht hauen, das ist meine Erfahrung! Dementsprechend schätze ich einmal dass sie eben eher bereit sind, sich auf fremde Denkweisen einzulassen, als die Herren.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Uh, das ist schwer! Ich glaube, das kann man so nicht sagen. Um mal zwei Beispiele zu nennen. Wir haben einen starken, unabhängigen Helden, der sich (nicht wegen irgend eines dunklen Geheimnisses, sondern einfach weil er nicht will) nicht an eine Frau binden mag. Von den meisten Leserinnen wird er wohl als grob gesagt: Arrogantes A***loch wahrgenommen werden, einfach weil sie sich in dem Fall mit der zurückgewiesenen Frau identifizieren. Ob ihn die Männer, die vielleicht auch gerne so wären, jedoch als positiv wahrnehmen? Eher nicht, da wird es ganz bestimmt auch welche geben, die denken: "Mööönsch, nimm die Frau doch, so dumm kannst du doch nicht sein!"
Bei der Heldin im selben Schema wird es ähnlich sein... Und wenn wir ein ausgewogenes Mischverhältnis machen, dann sehe ich die Schwierigkeit wieder darin, den Prota noch als weiblich/männlich zu definieren und einen Mischmasch möchte ich zum Beispiel nicht lesen. Und es stört mich bei einem Buch auch durchaus, wenn ich das Gefühl habe, ich könnte die Protagonistin durch einen Protagonisten ersetzen, ohne dass sich etwas an der Geschichte ändern würde. Also ich glaube, einen Chara zu schaffen, der für beide Geschlechter gleich anziehend ist, ist ziemlich unmöglich.
Edit: Huch, auf Senden gekommen, ohne fertig zu sein! Ich wollte eigentlich noch hinzufügen, dass es garantiert einige Männer geben wird, die die Heldin anspricht und einige Frauen, die der Held anspricht, aber beide zu gleichen Teilen, ich weiß nicht, ob das möglich ist!

Fianna

Diese Frage scheint sich stärker auf Paranormal Romance oder Young Adult zu konzentrieren, daher lasse ich die Fragen mal aus.

Allerdings wollte ich allgemein zu bedenken geben, dass ein gezielter "Regelbruch" oft auch Bestseller-Qualitäten hat.

Bei so einer Aschenputtel-Variante wie  "Vom Aussenseiter zum Vampir" o.Ä. funktioniert es natürlich nicht, generell bei dieser Art Story... Aber wenn man eine andere Storyline verfolgt als die Erhöhung/Anbetung oder Umwandlung in eine (bessere) Wesensform [hat was von Prinzessinenmotiv] dann kann ein gezielter Regelbruch im Sinne von Geschlechtswechsel beim Prota gut funktionieren.

Debbie

@Fianna:
Zitat von: Fianna am 05. Februar 2013, 18:37:06
Diese Frage scheint sich stärker auf Paranormal Romance oder Young Adult zu konzentrieren, daher lasse ich die Fragen mal aus.

Wenn du "Wächter der Nacht", "Harry Potter", "Der Weg in die Schatten" u. a. als PR oder YA siehst ...  :hmhm?:


Leann

ZitatDiese Frage scheint sich stärker auf Paranormal Romance oder Young Adult zu konzentrieren
Ich hab die Frage eher als allgemein verstanden. Die o.g. Genres lese ich nicht, aber mir ist trotzdem was zu den Fragen eingefallen.

ZitatBevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Das Geschlecht ist nebensächlich, mir ist anderes wichtiger, z.B. der Charakter, die Entwicklung der Figur, das Verhalten, etc.
Bei den meisten die ich kenne und mit denen ich über das Lesen rede ist es genauso.

ZitatWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Bei dieser Frage ist mir sofort "Das Geheimnis der großen Schwerter" von Tad Williams eingefallen, obwohl es schon lange her ist, dass ich das gelesen habe (wird mal wieder Zeit).
Mir hat gut gefallen, wie Simon sich von einem tolpatschigen Träumer zu einem selbstbewussten "Helden" entwickelt hat und dabei doch immer sympathisch geblieben ist. Gerade seine Schwächen und Fehler machen ihn so liebenswert. Ja, ich hab ihn richtig ins Herz geschlossen und es hat einen großen Reiz des Buches für mich ausgemacht, ihn durch seine Abenteuer zu begleiten.

ZitatWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Rand Al Thor aus Rad der Zeit fand ich nervig. Der ging mir so richtig auf den Senkel. Na gut, ich hab erst die ersten 3 Bände gelesen, aber der ist mir einfach unsympathisch. Oft so dümmlich und unentschlossen, und dann wieder so besserwisserisch. Nee. Der ging gar nicht.

ZitatIst der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?
Ab und zu les ich ganz gerne mal einen dieser Romane, am liebsten die mit Highlandern.
Meistens sind die aus Perspektive der Frau geschrieben, und darum sehe ich die männliche Figur dann durch ihre "verliebten Augen". Identifizieren kann ich mich dann nicht mit dem Typ.
In einigen Romanen wechselt die Perspektive aber manchmal auch auf den Mann, und dann kann ich mich durchaus mit ihm identifizieren, wenn es gut gemacht ist.
Muss auch nicht sein, dass der Mann nur eine blasse Projektionsfläche ist, er kann ja auch ein faszinierender Charakter sein.

ZitatWas (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Das ist dann wohl der Fall, wenn der Mann blass und beliebig bleibt, und nur durch die subjektiven Augen der verknallten Prota beschrieben wird.

ZitatDenkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
In meinem Freundeskreis gibt es nur einen Mann, der ähnlich viel liest wie ich und mit dem ich mich auch darüber unterhalte. Der sieht es so wie ich, das Geschlecht ist ihm egal.
Ich habe aber nebenbei schon mitgekriegt, dass viele Männer lieber einen männlichen Prota haben. Das könnte evtl. daran liegen, dass sie fürchten, ein Roman mit weiblicher Prota könnte zu "gefühlig" und langweilig werden. Was eindeutig ein Vorurteil ist.  ;D

ZitatWas glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Er muss echt und stimmig sein, Ecken und Kanten haben, eben "menschlich" sein und sich nicht nur auf das Geschlecht reduzieren.


Coppelia

#6
Interessant. :)

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Absolut nicht, ich lese lieber aus der Sicht von Männern. Aber ich beobachte es schon bei anderen.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Ich muss gestehen, dass ich bei neuen Büchern nicht so wirklich gut bewandert bin. Komischerweise kann ich jetzt aber auch in "älteren" Büchern niemanden nennen. Ich mag eigentlich eher die Bücher als Gesamtkunstwerke und weniger die Figuren. Viele Bücher von Arnulf Zitelmann gefallen mir sehr gut, und eins meiner Lieblingsbücher ist "Der Golem". Natürlich liebe ich auch "Watership Down" (wo die Hauptfigur auch männlich ist ;D), aber ich glaube irgendwie nicht, dass das Geschlecht der Hauptfigur dafür sorgt, ob mir ein Buch gefällt oder nicht.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Dafür gilt bei mir eigentlich genau dasselbe wie für die obige Frage. Aber immerhin kann ich sagen, dass ich Eric von Melniboné oder wie der Typ hieß, eine grausam schlechte Figur fand. Aber ich fand das eine Buch, das ich gelesen habe, insgesamt einfach furchtbar - sowohl von den Figuren als auch von der Handlung und dem Stil her. Allerdings fand ich noch viele andere Bücher ebenfalls furchtbar. ;D Die absolute Anti-Figur ist und bleibt für mich aber eine desselben Geschlechtes: Ember Dione aus der Wolfwalker-Reihe von T. Harper. Geht gar nicht!

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  )
Ja, denke schon, dass er in vielen Fällen nur eine Projektionsfläche ist. Aber damit wir uns richtig verstehen: Das trifft natürlich nicht grundsätzlich zu! Es gibt Frauenromane mit sehr gut charakterisierten "Love-Interests".

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Gar nichts, wenn es (mit allem, was daraus resultiert) der Sinn der Sache ist. Ob mir persönlich solche Geschichten gefallen, steht ja auf einem anderen Blatt. ;)

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja.
Zitat
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Meiner Meinung nach ist es am besten, wenn er ein Tier ist. Nein, ernsthaft: Tierromane sprechen offenbar beide Geschlechter an.
Ansonsten hilft es sicher auch, wenn er ein Kind ist.
In beiden Fällen denke ich aber eher, dass ein männlicher Protagonist beide Geschlechter ansprechen würde - wobei es bei den Tierromanen wahrscheinlich kein so großer Unterschied wäre, ob ein weibliches oder männliches ... was auch immer der Protagonist wäre.
Ich glaube, damit sich beide Geschlechter mit einer erwachsenen Hauptfigur identifizieren können, muss sie Eigenschaften haben, die man entweder gern selbst hätte oder die man beim anderen Geschlecht gern sieht, und zwar bei beiden Geschlechtern. Sie müsste also zumindest gutaussehend, intelligent und fähig sein. Helfen würde sicher auch, wenn sie ein ganz bestimmtes Ziel hat, für das sie sich einsetzt. Am besten eines, was der Leser gut nachvollziehen kann. Untätige, selbstmitleidige Figuren haben es wohl besonders schwer.

Was ich hier geschrieben habe, unterscheidet sich stark von dem, was ich selbst gern schreibe.

Cairiel

#7
Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Mir ist es bei einem guten Buch egal, welches Geschlecht mein Prota hat. Den meisten Lesern, die ich kenne, ebenfalls. Allerdings kenne ich auch Leute - und zwar ausschließlich männliche Kinder/Jugendliche - die sich mit weiblichen Protagonisten schwer tun.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Sonea aus "Die Gilde der Schwarzen Magier" von Trudi Canavan. Und, wenn ich mich recht erinnere, auch die Protagonistin aus der anderen Reihe der Autorin, "Das Zeitalter der Fünf". Das weiß ich aber nicht  mehr so genau. Außerdem die meisten PoV-Frauen von GRR Martin - sofern die als Protagonistinnen zählen, aber bei ihm ist das auch schwer zu beurteilen.
Warum? Keine Ahnung. Ich mochte sie, sie waren mir sympathisch, haben Hintergrund, sind einfach gute Charaktere.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Ich kann mich an keine erinnern, die mich wirklich aufgeregt hätte. Was daran liegt, dass ich (unbewusst) mehr Bücher mit männlichen Hauptcharakteren lese. Ich glaube, das hat den Grund, dass ich einfach überhaupt nicht auf Romantik (in Büchern!!!  ;D) stehe und vor allem (aber nicht ausschließlich) romantische Bücher aus Frauensicht geschrieben sind, während abenteuerlichere Fantasy oft mehr mit männlichen Protagonisten verfasst wird. So zumindest meine Einschätzungen aus den Büchern, die ich gelesen habe und lese.

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
Weil ich meinen Frust noch nie an anderer Stelle auslassen konnte, mal kurz als Einschub jetzt, da es sich anbietet: Ich hasse den Begriff "Love Interest". Gehts auch auf Deutsch?  :wart:  (Nicht auf dich, Debbie, bezogen, sondern auf die allgemeine Verwendung dieses Begriffs, der mir ein Dorn im Auge ist.)
Zurück zur eigentlichen Frage: Meinst du als Identifikationsfigur für Männer? Ich bin auch schon in den ... zweifelhaften Genuss einiger Romanzen gekommen, die ich als typische Frauenromane bezeichnen würde (ich weiß aber nicht, ob sie es wirklich waren, weil ich auf dem Gebiet kaum Erfahrung habe  ;)). Bei wenigen davon kam mir der betreffende Mann natürlich vor, bei anderen schrie mich das Buch regelrecht an, dass es sich dabei um Traumvorstellungen der Autorin handelt. Bücher aus letzterer Kategorie habe ich öfter in die Finger bekommen, nie zu Ende gelesen und fand sie einfach grauenhaft, aber ich falle ja auch nicht in die Zielgruppe.

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Den Mann zu sehr aus der verträumten Sicht einer Frau geschrieben. Das Lesen dieser Bücher hat mir Einblicke in die Träume einiger (nicht vieler und erst recht nicht aller!) weiblicher Wesen ermöglicht, von denen mir schlecht geworden ist.  ;D  So zumindest ist es mir beim Lesen vorgekommen. Ich hatte nicht einen Mann vor mir, bei dem ich mir vorstellen könnte, ihm auf der Straße zu begegnen, sondern ein Superlativ an Männlichkeit mit den Zusätzen "absolut romantisch", "absolut einfühlsam" und was sonst noch die jeweilige Autorin sich von ihm gewünscht hat.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Auf jeden Fall. Den Grund dafür kenne ich allerdings nicht.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Wenn ich das wüsste, würde ich mein Wissen anwenden, um einen Bestseller zu schreiben.  :P  Ganz einfach ausgedrückt muss es einfach eine tolle, überzeugende Person sein, mit Tiefe, Hintergrund und dem ganzen Blablubb, der eine gute Figur eben ausmacht.

Debbie

@Cairiel:
ZitatMeinst du als Identifikationsfigur für Männer?

Beides! ;D  Ich konnte mich z. B. gut mit Ginny aus HP, oder Elaine aus "Der Weg in die Schatten" identifizieren - spannend finde ich nur die Frage, ob Männer das umgekehrt auch können/tun?

@Coppelia:
ZitatWas ich hier geschrieben habe, unterscheidet sich stark von dem, was ich selbst gern schreibe.

Das ist mir bei meinen Hauptfiguren auch aufgefallen - ich mag YA Novels total gerne, aber meine Figuren sind so "very un-ya-like"

Churke

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Das Geschlecht selbst ist mir nicht so wichtig. Aber meistens erfordert ein bestimmtes Genre mit einem bestimmten Plot auch eine bestimmtes Geschlecht. Im Männerkloster kann ich mit einem weiblichen Prota wenig anfangen. Ich denke, dass männliche Protagonisten einen Startvorteil haben, weil sie traditionell die aktivere Rolle spielen dürfen. 
Man versucht diese Zwänge heute durch Gender Mainstreaming einzuebnen. Das ist mit Risiken und Nebenwirkungen behaftet. Wenn der Autor in das andere Geschlecht irgendwelche Phanatsie-Figuren hinein projiziert, kann das ziemlich schnell ziemlich albern werden.

Zitat
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Althea in den Zauberschiffen. Warum? Vor allem, weil Robin Hobb einfach gut schreibt.

Cordelia Vorkosigan in "Cordelia Vorkosigan". Ich fand die so cool. Aber auch hier gilt, dass Los McMaster Bujold ein ziemlich gutes Händchen hat.

Zitat
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Joanna Archer in "Das erste Zeichen des Zodiac". Das ist supertoughe Tussi, eine geborene Kämpferin. Muss auf jeder Seite drei Mal erwähnt werden. Aber sie weiß einfach nicht, ob sie mit ihrer Jugendliebe wieder was anfangen will. Die als knallhart darstellen, ist einfach nur lächerlich. Die gehaltvollste Stelle dieses Meisterwerkes ist dahe auch der seitenlange Oralsex.
Fazit: Es liegt nicht an der Figur, sondern an der Autorin...

Zitat
- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
Bei manchen Autorinnen hat man den Eindruck, dass der LI gekont ist. Gerne auch werden den Männern Eigentschaften zugeschrieben, die, äh, sagen wir für Männer eher nicht typisch sind.

Zitat
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Tja, hm. Ich weiß nicht, ob das "gleichermaßen ansprechen" überhaupt geht.

Fianna

Ich habe aufgrund des Eingangsbeitrages diesen Eindruck gewonnen.

Debbie

Zitat von: Fianna am 05. Februar 2013, 20:11:50
Ich habe aufgrund des Eingangsbeitrages diesen Eindruck gewonnen.

Ich denke das Missverständnis hat sich nach den ganzen Posts geklärt  ;)

Ryadne

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Ich bevorzuge in der Regel eher männliche Protagonisten, denn wie es auch bei Churke schon angeklungen ist - sie sind häufig aktivere und gewissermaßen glaubwürdigere Figuren. Das finde ich zwar schade und ich kann mir nicht völlig erklären, woran es liegt, aber Frauen in der Fantasyliteratur wirken mir einfach häufig zu... bemüht, schematisch oder zu bemüht anti-schematisch. ;)
Bei Young Adult ist es aber anders; da mag ich es sogar einen Tick lieber, wenn Frauen die Protagonisten sind; das mag einerseits daran liegen, dass ich mich mit denen noch besser identifizieren kann, andererseits haben sie aber generell ein ehrlicheres Profil als erwachsene Fantasy-Frauen.
Wenn ich selbst schreibe, sind meine Hauptfiguren meistens auch erwachsene Männer oder jugendliche Mädchen, wobei ich da eigentlich nicht aktiv drüber nachdenke, es kommt halt immer so. Vielleicht eine Gewohnheitssache.

Ich vermute, dass Frauen insgesamt das Geschlecht eher egal ist, während Männer männliche Protas spannender finden.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Da gibt's viele. Zum Beispiel Cormac Conlingas aus Der Sohn der Sidhe. Er hat so einen schwarzen Humor. :) Oder Leroux aus A Midnight Opera, eine auf stimmige Weise widersprüchliche Figur.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Häufig gilt das für Figuren, die ich im Grunde mag, die aber irgendwie was an sich haben, was total stört. Andrej aus Die Chronik der Unsterblichen etwa - wann lernt der Kerl endlich mal, auf seine innere Stimme zu hören?! :brüll:

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
Habe es selten erlebt, dass ich mich mit solchen Typen mal hätte identifizieren können.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Das ist eine Oder-Frage. ;)
Wie auch schon gesagt wurde - diese Figuren sind oft zu einseitig. Jaa, der Bad Boy kann sich mal als Held erweisen und so ein Zeug, aber trotzdem sind sie in aller Regel keine ambivalenten Figuren, auf ihre Art sind sie doch meist einseitig und werden zu sehr auf die Bedürfnisse der weiblichen Protagonistin angepasst.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja, s.o.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Hm. Geschlechtsneutraler Roboter?

Ludovica

Zu müde, um hier alle Fragen abzuarbeiten (werd ich vielleicht morgen machen  :hmmm:) aber zu einer Frage würde ich doch gerne etwas sagen:

ZitatIst der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?

Ich lese persönlich sehr gerne Romane von Julia Quinn, einer Regency-Romance-Autorin (und einige andere Regency-Romance-Romane), deren Geschichten in jedem Buch um zwei bestimmte Charaktere herum aufgebaut sind (mit meist sehr großen Familien als Hintergrund und Sidekicks) und ich muss sagen, ja, ich kann mich sehr gut mit den männlichen Teilen dieser Partnerschaften identifizieren. Einfach, weil diese Charaktere realistisch gemacht sind - trotz der Einfachheit, die diese Art von Büchern mit sich bringen. Bei Quinn hat im Prinzip jeder Charakter ein Kernproblem, das dann im Roman neben der Romanze aufgearbeitet wird.

Die Serie, die mich verrückt nach ihren Sachen gemacht hat, war die über die Bridgerton-Familie, die zur Hälfte aus Männern besteht, und bei der jedes der 7 Kinder seine eigene Lovestory bekommt - und nachdem man die anderen Charaktere in früheren Büchern schon immer im Hintergrund hat, wachsen sie einem durchaus ans Herz (und man sieht die Jungs erst mal aus der Sicht einer Schwester oder eines Bruders, bevor man sie aus der Sicht der zukünftigen Partnerin erlebt). Die Geschichten sind wirklich einfach und sehr leichtherzig (mit Ausnahmen), aber jeder der Männer hat Humor, Schwächen, Ängste, die sich jeweils von den anderen unterscheiden... Wobei da natürlich dazukommt, dass man die Hälfte der Geschichten aus ihrer Perspektive erzählt bekommt - und dabei ihre Ticks so genau kennen lernt, dass man sie nicht mehr wirklich als Projektionsfläche gebrauchen kann  ;D

Ich muss aber auch sagen, dass ich keine YA-Romane lese, und auch keine Dark Romance; wahrscheinlich sind die Herren der Schöpfung in diesen Romanzen generell anders aufgebaut.

Debbie

@Ludovica: [OT] Da könnte Dir die "Die Macht der Seelen"-Reihe (Finding Sky und ff) gut gefallen. Sie fängt zwar mit dem jüngsten Bruder an - und fällt damit noch in die YA-Sparte - fährt dann aber mit den älteren Brüdern fort. Im Grunde ist sie genauso aufgebaut, wie du das von den Quinn Romanen beschreibst. [OT]


Besteht Interesse daran, dass ich die interessantesten Antworten auf die verschiedenen Fragen im Eingangspost aufführe?