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Trends und Übersättigung

Begonnen von Yukan, 25. Dezember 2012, 00:26:07

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Yukan

Ich wollte das Thema mal wieder aufrollen. Ich habe mir ein paar Beiträge durchgelese und wollte mal von der Gegenseite sprechen, bzw. von Erfahrungen.

Ich lese sehr viel im Jugenbuch/Fantasy Bereich. Zwar auch Thriller und historische Romane usw, aber das tut jetzt nichts zu Sache.

Worauf ich hinaus will ist, dass meine Leser/Zuschauer meist auch im selben Genre lesen, wie ich. Dadruch habe ich schon einige Diskussionen gestartet und zusammengefasst kam folgendes raus:

Es gibt viele, die sich für Fantasy interessieren und es lieber lesen, als die Bücher, die zur Zeit gut verkauft werden, ABER der Grund, warum viele kein Fantasy mehr lesen und weshalb Agenturen und Verlage denken, dass es nicht gefragt ist, ist die Tatsache, das die Leser gelangweilt sind. Es gibt eben nichts Neues mehr. Die Leser warten auf "den neuen Harry Potter". Da aber in Moment wieder nur Dystopien erscheinen oder immer noch versucht wird, mit Liebesgeschichten alá Twilight zu Punkten, will es niemand.

Natürlich ist das hier nicht die Mehrheit aller Jugendlichen, aber ich teile diese Meinung auch. Schließlich ist es doch Fakt, dass jeder bei "dem neuen großen Ding" zugreift. Sei es Twilight, Herr der Ringe, Harry Potter, Panem usw.
Nur fehlt dieses "neue große Ding" und deshalb kaufen es immer weniger und deshalb denken die Agenturen und Verlage, dass es niemand lesen will und deshalb glaubt niemand an neue Fantasy Autoren.

Ich finde es schade, dass in Deutschland alle auf den neuen Boom aus Amerika oder London warten, anstatt selbst zu versuchen, einen Trend zu setzen. Ich sehe nur, dass die Leser gewillt sind Fantasy zu lesen, aber darauf warten, dass Velage etwas Neues und gut vermarktetes rausbringen. Nur dafür müssten sie den Autoren auch die Chance geben und nicht sofort ablehnen, wenn sie im Betreff "Exposé Fantasy Roman" lesen.

Liebe Grüße
Andi

Lavendel

Ich glaube, man muss das Problem von einer etwas anderen Seite betrachten. Ich denke, du hast im Kern durchaus Recht. Es ist so viel Schrott auf dem Markt, den man wirklich nicht lesen will, weil man ihm im Grunde schon kennt, bevor man mit der ersten Seite durch ist. (Wobei man auch nicht vergessen darf, dass Autoren, die sich 'berufsbedingt' mit dem Aufbau und der inneren Logik von Geschichten befassen, einen geschärften Blick haben und sich damit sowieso viel Lesevergnügen verderben - einfach weil sie wissen, wie die "Mechanismen" einer Geschichte ineinandergreifen ::)).

Im Moment sind wir, nach allem, was man so munkeln hört, in der einigermaßen komfortablen Situation, dass es keinen Trend gibt, dem alle hinterherlaufen. Ab dem nächsten Herbstprogramm, vielleicht schon ab dem Frühjahr, könnten die Verlagsprogramme also endlich mal wieder ein wenig gemischter rüberkommen. Jedenfalls hab ich da noch Hoffnung.

Ich denke, was auch dem deutschen Buchmarkt seit einiger Zeit falsch läuft ist, dass man versucht, Geld mit Masse zu machen. Wenn irgendetwas gut zu laufen scheint, schmeißen alle den gleichen Scheiß noch zigfach geklont hinterher und hoffen, was abzubekommen. Das funktioniert bei Büchern aber eben nur bedingt. Sie gehen in der Regel nicht kaputt wie andere Konsumgüter, man kann sie so oft wiederverwenden, wie man will, und man kann sie auch nicht mit Acessoires vollstopfen, die man extra dazukaufen muss, um das volle Erlebnis zu genießen. Man braucht auch im Normalfall zumindest ein paar Tage, um ein Buch zurchzulesen, die meisten eher länger, schätze ich, weshalb man eben nicht unendlich viele konsumieren kann, auch wenn sie im Regal schön aussehen würden oder der tolle Einband grade zur Handtasche passt. Man kann ein "langsames " Gut wie das Buch nicht unendlich beschleunigen.
Dazu kommt, dass man "das nächste Große Ding", wie du schreibst, ja nicht vorausahnen kann. Niemand weiß so genau, wie sowas zustande kommt oder was als nächstes In sein wird.

Ich denke, was fehlt, ist die Bereitschaft, die Zeit (und auch das Risiko, zugegeben) zu investieren, um einfach nach guten Büchern zu suchen. Ich halte die sehr enge Zielgruppenorientierung, die im Augenblick betrieben wird, für übertrieben und auch kontraproduktiv - aber ich bin ja auch keine Medienfachfrau, die von ihren Kapitalistenprofs gedrillt wurde ;). Ich habe manchmal den Eindruck, in der Gestaltung von Büchern wird viel mehr Wert auf die Kundenansprache gelegt, als auf den Inhalt. Und dann liegen alle diese Glitzer- und Prägeeinbände bei Thalia oder Hugendubel oder wasweißich, wo man ihnen für teuer Geld einen guten Platz gekauft hat.

Ich finde, man merkt das schon sehr. Oft reden die Leute von ungewöhnlichen Büchern oder ich habe einen Roman in der Hand, der sich zu hunderttausenden verkauft hat, und dann sehe ich rein und finde ihn lahm, langweilig und schlecht geschrieben. Ja sicher, ich gehöre sicher zu den Leuten, die in ihrem Leben schon sehr viel gelesen haben, ich bin Autorin und habe außerdem Literaturwissenschaften studiert, was dazu führt, dass ich die allermeisten Geschichten zu großen Teilen vorhersehen kann (ist ein hartes Brot ... ::)). Ich gehe mit einem anderen Blickwinkel an Bücher heran als "gewöhnliche" Leser, so wie viele andere hier sicherlich auch. Inzwischen lese ich aus eben diesem Grund fast gar nicht mehr. Es langweilt mich. Nicht, weil es keine Bücher gäbe, die mich packen. Es gibt sie. Ich finde sie ja immer mal wieder, aber es ist schwierig in der Masse von diesen gepimpten, superrschönen Büchern, die viel zu oft einfach nur hohl sind.

Natürlich darf man bei allem nicht vergessen, dass der Markt sehr im Umbruch ist, und dass eigentlich niemand so richtig weiß, wie die Literaturbranche in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Darum zaudert und zögert man natürlich, immerhin ist jedes Experiment mit finanziellen Risiken verbunden - und die deutsche Verlagslandschaft macht nicht so viel Umsatz, wie man meint, wenn man die Massen an Büchern betrachtet, die jedes Jahr rauskommt. Ich meine, mal gehört zu haben, es sei insgesamt weniger als der Umsatz von Aldi Süd.

Das große Problem, das aus meiner Sicht besteht - vielleicht irre ich mich auch, aber man kann ja immer eine Meinung haben -  ist, dass man zu sehr auf kurzlebige Sachen setzt. Bücher, die sich in einem oder zwei Quartalen zwar verkaufen wie geschnitten Brot, danach aber kein Geld mehr einspielen. Würde man weniger Bücher produzieren, die zwar im Augenblick weniger Geld einbringen, sich aber wahrscheinlich auf längere Sicht wahrscheinlich weiterhin verkaufen, könnte das manchmal helfen, habe ich den Eindruck ...

Natürlich bringt es nichts, die ganze Schuld auf die Buchbranche zu schieben. So einfach ist es dann doch nicht (leider ... ). Da spielen noch andere Faktoren mit. Die Leser zum Beispiel, die Veröffentlichungen, die jenseits von Schema X liegen, allzu oft tatsächlich mit schlechten Verkaufszahlen strafen.

Vielleicht bin ich noch zu jung, um es schon Leid zu sein, aber ich habe einfach keine Lust mehr darauf, mich zu fragen, was wohl als nächstes Trend wird und wann ich am besten welches Projekt wo anbiete. Das ist sicherlich nicht gut, wenn man was verkaufen will, aber für das bisschen Geld, das man für so einen verkauften Roman kriegt, lohnt es sich in den aller wenigsten Fällen, sich wirklich mit diesen Dingen zu belasten, und dann, wenn es mal geklappt hat, immer mit dem Druck zu leben, auch das nächste Manuskript irgendwo unterbringen zu können. Finde ich jedenfalls.

Und ich finde auch, wir könnten das hier abtrennen. Immerhin wäre es schade, wenn es im Bologna-Thread versackt - denn es geht ja weit über die Messe hinaus.

Grey

#2
Interessante Anmerkung. Tatsächlich habe ich erst in Frankfurt mit meiner Agentin darüber gesprochen, dass die Frankfurter Messe die erste völlig trendlose war. Da hat sich wohl nicht mal am Horizont was abgezeichnet. Und jetzt hoffen die klassischen JuBu-Verlage natürlich darauf, dass endlich mal wieder Non-Fantasy groß rauskommt. Das ist ein persönliches Interesse, und sie nutzen halt die Gelegenheit, dass kein anderer Trend da ist - und kaufen dementsprechend. Ich glaube allerdings gern, dass es, wie du sagst, weiterhin viele Fantasyleser gibt, gerade unter Jugendlichen. Aber:

Zitat von: Yukan am 25. Dezember 2012, 00:26:07
Schließlich ist es doch Fakt, dass jeder bei "dem neuen großen Ding" zugreift. Sei es Twilight, Herr der Ringe, Harry Potter, Panem usw.

Das Problem ist: Wer macht ein Buch oder eine Reihe zum "neuen großen Ding"? Entscheiden das die Verlage? Leider ganz und gar nicht, sonst wären seit Panem schon etliche neue Trends entstanden. Aber nein, die Leser müssen den angepriesenen Roman ja auch kaufen. Und das tun sie nicht. Also, sie kaufen (trotz insgesamt leider sinkender Zahlen) schon, aber eben nicht so konzentriert auf einen Titel, dass ein Boom entsteht. Ich vermute ja, dass das etwas mit dem Überangebot zu tun hat. Die Verlage haben in den vergangenen Jahren so viel Fantasy eingekauft, dass niemand mehr weiß, wohin er vor lauter neuen Büchern noch schauen soll. Die Neuheiten verdrängen sich im Monatstakt gegenseitig aus dem Regal, wobei jedes als *der* neue, große Hit angekündigt wird. Ist es da ein Wunder, dass die Leser nichts "großes Neues" mehr sehen? :seufz:

Zitat von: Yukan am 25. Dezember 2012, 00:26:07
Ich finde es schade, dass in Deutschland alle auf den neuen Boom aus Amerika oder London warten, anstatt selbst zu versuchen, einen Trend zu setzen. Ich sehe nur, dass die Leser gewillt sind Fantasy zu lesen, aber darauf warten, dass Velage etwas Neues und gut vermarktetes rausbringen. Nur dafür müssten sie den Autoren auch die Chance geben und nicht sofort ablehnen, wenn sie im Betreff "Exposé Fantasy Roman" lesen.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Antworten, die du in deinen Gesprächen gefunden hast, wirklich repräsentativ sind. Denn leider ist es ja so, dass diejenigen, die "etwas neues wollen", entweder selbst Autoren sind, oder aber Menschen, die sich auf andere Art und Weise intensiv und kritisch mit Büchern auseinandersetzen, statt sie einfach nur wegzulesen. Und das ist - leider! - nicht die ganz breite Masse der Käufer. Diese "anderen" mögen halt lieber den x-ten Aufguss der Fantasy-Schwarzwaldklinik lesen. Und darauf reagieren die Verlage natürlich, gerade die Großen. So traurig das ist. :no:

Ein kleiner Trost: Nicht alles wird abgelehnt. Es gibt immer noch Fantasytitel, die trotzdem gekauft werden. Es besteht also kein Grund, die Hoffnung zu verlieren. :)

EDIT: Hat sich mit Lavendel überschnitten.

Franziska

Wirklich interessantes Thema. Darüber habe ich in letzter Zeit auch oft nachgedacht. In den letzten Monaten gab es kaum neue Bücher, die auf meine "zu-lesen-Liste" gewandert sind, egal aus welchem Genre. Es gibt kaum neue High-Fantasy für Erwachsene oder Jugendliche, was kein neuer Teil einer Reihe ist.
Ich habe mir mal die Veröffentlichungen auf dem amerikanischen Markt angesehen, nur grob, denn da gibt es einfach zu viel, und war überrascht, dass es da sehr viele Bücher mit Engeln gab. Sollte das nicht vor zwei Jahren Trend sein? Ich glaube allerdings nicht, dass es ein Trend wird. Ich glaube, Romantasy und Dystopien wird es weiterhin geben nur in kleinerem Ausmaß, genauso wie High-Fantasy. Der große Boom der wegen dem Hobbit-Film kommen sollte sehe ich nicht. Ein paar Bücher über Halblinge, aber sonst? Finde ich sehr schade. Ich muss mich auch Lavendel anschließen, je mehr man liest, desto schwerer ist es etwas zu finden, was einem neu vorkommt. Und es stimmt wohl, richtig gute Sachen werden trotzdem gekauft, wenn man Glück hat.
Braucht es denn immer unbedingt einen Trend? Wo dann nur noch das gekauft wird? Ich bin eigentlich ganz froh, dass die Romantasy-Welle etwas vorbei ist.

Pestillenzia

#4
Zitat von: Lavendel am 25. Dezember 2012, 10:29:44
Ich denke, was auch dem deutschen Buchmarkt seit einiger Zeit falsch läuft ist, dass man versucht, Geld mit Masse zu machen. Wenn irgendetwas gut zu laufen scheint, schmeißen alle den gleichen Scheiß noch zigfach geklont hinterher und hoffen, was abzubekommen.

Das ist mir bei Dan Brown aufgefallen. Plötzlich wimmelte es von "Illuminati"- und "Sakrileg"-Klonen, deren Cover sich auch noch optisch - vom Schriftbild über das Motiv bis zu den Farben - so glichen, dass man automatisch wusste, worum es in dem Buch geht. Das ging dann so lang, bis keiner mehr die ganzen religiösen Verschwörungsgeschichten auch nur mit der Kneifzange anfassen wollte.

Leider hat der Trend, den das Radio schon lange vorlebt (Songs/Hits werden jeden Tag so oft durch das Programm gedudelt, dass man sie nach ein paar Wochen nicht mehr hören kann), in ähnlicher Form auch auf dem Buchmarkt Einzug gehalten. Nur eben insofern abgewandelt, dass man dem Leser nicht genau ein und dasselbe Buch vor die Nase hält, sondern den vierten, fünften und sechsten Aufguss.

Wenn nach ein paar Jahren das Thema erfolgreich zu Tode verlegt wurde, hat ein Autor mit demselben Thema so gut wie keine Chance mehr, selbst wenn das Buch seine Vorgänger um Längen übertrifft, weil kein (oder kaum ein Verlag) das ausgelutschte Thema noch bringen mag.


ZitatIch habe manchmal den Eindruck, in der Gestaltung von Büchern wird viel mehr Wert auf die Kundenansprache gelegt, als auf den Inhalt.
Jepp. Ging mir gerade bei "Final Cut" von Veit Etzold so. Das Cover ist absolut "Thriller-like" und der Klappentext spricht von einem Facebook-Thriller ("Du hast 438 Freunde auf Facebook"), in Wahrheit ist es ein billiger Splatter-Thriller, bei dem Facebook und die virtuelle Realität eine beliebig austauschbare Rolle spielen. Ganz abgesehen davon ist das Buch hundsmiserabel recherchiert, teilweise unglaubwürdig und sprachlich ziemlich daneben, aber das nur so am Rande. (Wenigstens musste ich dafür kein Geld ausgeben.)

Der Verlag ist hier in Sachen Werbung in meinen Augen ganz klar auf den Zug "Datenschutz-Diskussion um Facebook" aufgesprungen, um die Kunden zu ködern. Die Versprechen werden aber nicht einmal ansatzweise gehalten. Da fühle ich mich als Leser ganz schön auf den Arm genommen. Aber was soll's? Für den Verlag ist die Strategie aufgegangen.

Edit: sorry, mir ist gerade aufgefallen, dass ich eine Themaverfehlung abgegeben habe. Es ging ja um Fantasy und nicht um Thriller bzw. den allgemeinen Markt.  :versteck:




Grey

Na, ich denke, das Thema betrifft schon den ganzen Markt. Die Fantasy-Sparte betrifft uns als Fantasy-Autoren nun mal am meisten, aber ich denke, es schadet nicht, auch andere Genre mit einzubeziehen. :)

Yukan

#6
Zitat von: Franziska am 25. Dezember 2012, 11:39:51
Braucht es denn immer unbedingt einen Trend?

Ich denke, dass man als Autor oder als Leser nicht unbedingt einen Trend braucht, aber leider ist es so, dass Unternehmen mit dem Wirtschaftlichkeits-Prinzip arbeiten, welches besagt, dass man mit - gernigstmöglichem Aufwand - so viel Umsatz, wie möglich machen soll. Und deshalb wollen/brauchen Verlage Trends. Da sie so mit wenig Aufwand wissen, wie sie viel Umsatz machen können.

Leser an sich, lassen sich davon leiten, was auch denke ich, daran liegt, dass viele Leser heutzutage keine "Hardcore-Leser" sind. Oder auch einfach keine "Bücherverrückten". Damit will ich sagen, dass es zwar noch Jugendliche gibt, die auch lesen, aber sich nicht die Mühe machen, um selbst nachschauen, was es so gibt in den Bereichen, die einem interessieren. Sie warten auf das neue Verlagsprogramm und das wird gekauft.

Dabei wissen sehr sehr viele gar nicht, dass es auch Bücher gibt (Kleinverlage), die nicht im Buchhandel zu finden sind.

Zitat von: Grey am 25. Dezember 2012, 10:48:14

Das Problem ist: Wer macht ein Buch oder eine Reihe zum "neuen großen Ding"?

Was zum großen Ding wird entscheidet einerseits der Mitläufer-Effekt und andererseits das Marketing. Man sieht ja, dass die Buchbranche vermehrt auf Jugendliche setzt und warum? Weil Erwachsene lesen, was sie wollen und dabei bereits abgehärteter sind und sich weniger verleiten lassen. Wenn ein Verlag ein Buch anpreist als "Neu von Amerika, die Reihe von Frau IchHabeGlück UndBekommeJetztVielGeld! Der 1. Teil erscheint bereits nächstes Jahr im Kino!", dann ist das schon mal ein guter Ansatz dafür, dass viele sich dieses Buch kaufen und dann bei uns zum Trend wird.

Natürlich kann ein Verlag nicht morgens aufstehen und sagen "Heute setzen wir einen Trend", aber wenn Verlage nie versuchen, auch eine neue Idee auszuprobieren und entsprechend zu vermarkten, wie es in anderen Ländern getan wird, dann ist dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt.

Zitat von: Lavendel am 25. Dezember 2012, 10:29:44


Ich finde, man merkt das schon sehr. Oft reden die Leute von ungewöhnlichen Büchern oder ich habe einen Roman in der Hand, der sich zu hunderttausenden verkauft hat, und dann sehe ich rein und finde ihn lahm, langweilig und schlecht geschrieben.

Das große Problem, das aus meiner Sicht besteht - vielleicht irre ich mich auch, aber man kann ja immer eine Meinung haben -  ist, dass man zu sehr auf kurzlebige Sachen setzt.

Vielleicht bin ich noch zu jung, um es schon Leid zu sein, aber ich habe einfach keine Lust mehr darauf, mich zu fragen, was wohl als nächstes Trend wird und wann ich am besten welches Projekt wo anbiete.

- Da stimme ich dir zu. Man merkt es stark, wenn man Rezensionen schreibt und einem auffällt, dass man komischerweise bei jedem 2. Buch das selbse schreibt. Ich bin dann auch oft sehr schnell gelangweilt. Ebenfalls habe ich registriert, dass es oft der Fall ist, dass der 2. oder 3. Teil einer Trilogie oft sehr schlecht und lieblos geschrieben wurde. Natürlich nicht immer, aber oft ist der 1. Band ein Hit. Er wird weltweit übersetzt und die Autorin (der Autor) wird unter druck gesetzt und sieht nur noch das Geld und so kommt dann ein langweiliger 2. Übergangsband, der den 3. Teil einführt und ein "großes" Finale, das auch mehr als absehbar ist.

- Kurzlebigkeit ist wohl ein wahrhaftiges Problem. Da es meiner Meinung nach, auch das Wort ist, das unsere Bevölkerung am besten beschreibt. Daran müssten alle, nicht nur die Buchbranche arbeiten.

- So geht es mir auch. Ich habe keine Lust mich nach Trends zu richten, auch wenn es als Autor nicht gut ist, aber wie kann ich der Anforderung von einem Verlag oder einer Agentur gerecht werden, die sagen "Unterhalten soll dein neues Buch, richte dich nach den Bestseller Listen", wenn es im Endeffekt ein Buch werden würde, welches nur halbherzig geschrieben wurde.

EDIT:
Zitat von: Pestilenzia am 25. Dezember 2012, 11:56:05

Edit: sorry, mir ist gerade aufgefallen, dass ich eine Themaverfehlung abgegeben habe. Es ging ja um Fantasy und nicht um Thriller bzw. den allgemeinen Markt.  :versteck:

Ich denke auch, dass man das ruhig Genreübergreifend besprechen kann  ;)

Zitat von: Pestilenzia am 25. Dezember 2012, 11:56:05

Jepp. Ging mir gerade bei "Final Cut" von Veit Etzold so. Das Cover ist absolut "Thriller-like" und der Klappentext spricht von einem Facebook-Thriller ("Du hast 438 Freunde auf Facebook"), in Wahrheit ist es ein billiger Splatter-Thriller, bei dem Facebook und die virtuelle Realität eine beliebig austauschbare Rolle spielen.


Ich denke, dass liegt zum Teil auch daran, dass Jugendliche heutzutage vermehrt aufs Ausehen achten und Oberflächlich sind. Fast niemand will ein Buch im Regal stehen haben, wenn es nicht den berühmten "Eyecatcher"-Effekt hat. Einerseits verstehe ich es auch. Wenn man ein Buch plus Autor nicht kennt und es dazu noch hässlich ist, dann ist die Chance gering, dass man sich denkt "na ich nehm es einfach und schau mal, wie es ist". Meiner Meinung nach, ist das aber auch, da wir das anders sehen. Wir schreiben alle und wissen, wie aufwendig das ist und das hinter jeder Geschichte ein Mensch steht, der diese Geschichte liebt. Leser denken selten an sowas.


Pestillenzia

Zitat von: Yukan am 25. Dezember 2012, 12:13:08
Ich denke, dass liegt zum Teil auch daran, dass Jugendliche heutzutage vermehrt aufs Ausehen achten und Oberflächlich sind

Das funktioniert bei nicht mehr ganz jugendlichen Lesern aber auch nicht anders. Ich bin Ü40 und ich gebe zu, dass mich ein schön gemachtes, ansprechendes Cover auch eher zum Kauf verführt als ein liebloses. Der Verstand weiß zwar, dass man nicht von einem gut gemachten Cover auf eínen ebenso guten Roman schließen kann, aber leider hat der Verstand ab und zu Sendepause.

Ich denke auch nicht, dass das etwas mit Oberflächlichkeit zu tun hat (und das sage ich nicht nur deshalb, weil ich eine Ausrede brauche). Menschen sind nun mal Augenwesen und deshalb spielt bei sehr vielen/den meisten Kaufentscheidungen nun mal das Aussehen eine mehr oder weniger große Rolle. Wenn dir zwei Autos/Fernseher/Jacken genau dasselbe bieten, würdest du dich vermutlich auch für das Objekt entscheiden, das dir optisch besser gefällt.

Churke

Mich verleitet ein attraktives Cover nur dazu, das Buch aus dem Regal zu nehmen und den Klappentext zu lesen. Oder das selbe gerade nicht zu tun, weil mir das Cover signalisiert, dass ich den Mist sowieso nicht lesen will.
Ich habe schon so manchen Blender als Remittend vom Wühltisch geholt und mir das dann angetan. Das letzte war "Die Schattenkämpferin" von Licia Troisi. Schmückt sich mit dem Sticker "Taschenbuch des Monats", für den Gerüchten zufolge von Thalia 50.000 Euro aufgerufen werden. Das Buch ist hundsmiserabel, aber sehr zielgruppenorientiert. Wenigstens habe ich für 3,49 Euro ein attraktives Cover bekommen.

Dessen ungeachtet spricht eine gewisse Vermutung dafür, dass die Verlage einfach den Gesetzen des Marktes folgen.

Kati

ZitatDer Verstand weiß zwar, dass man nicht von einem gut gemachten Cover auf eínen ebenso guten Roman schließen kann, aber leider hat der Verstand ab und zu Sendepause.

Ich denke, genau so machen Verlage auch Trends, um den Bogen zurück zum Thema zu schlagen. Meistens werden Trends aus Büchern, die als Hardcover mit aufwendigem Cover herausgegeben werden. Niemals aus Taschenbüchern mit liebloserem Cover. Und, wie Yukan sagte, der Hinweis "Hit aus den USA" hilft auch viel. Verlage müssen sich natürlich darauf verlassen, dass die Leser die Bücher dann auch kaufen und am Ende liegt "Hit oder nicht" stark beim Publikum, aber der Verlag gibt natürlich durch sein Marketing vor, welche Bücher er gern an der Spitze sehen würde. Der Gedanke kam mir, als eine meiner Lieblingsbuchreihen, die in den USA durchaus gut ankommt, in Deutschland total floppte - wohl nicht zuletzt, weil ein unpassendes, liebloses Cover erstellt wurde und das Ganze ohne großes Marketing gleich als Taschenbuch erschien.

Was das "neue große Ding" angeht und die Tatsache, dass sowas kaum aus Deutschland kommt, muss man wohl bedenken, dass der englische Buchmarkt viel größer und irgendwie akzeptierter ist. Es ist selbstverständlich geworden, dass man schaut, was in englischsprachigen Ländern angesagt ist - das kann man dann mit großer Sicherheit auch in Deutschland gut verkaufen (und die Leser vorher gut anfüttern, weil man sie auf die neue tolle Serie aus den USA heißmacht). Es ist aber ein Risiko ein unbekanntes Buch von einem unbekannten deutschen Autoren zum Hit zu machen - besonders, wenn man einen weltweiten Hit will, wie Harry Potter oder Twilight. Der englische Buchmarkt ist etwas reluktant, was Übersetzungen aus anderen Sprachen betrifft. Außer Cornelia Funke und Kerstin Gier fallen mir jetzt auch keine deutschen Autoren ein, deren Bücher in englischer Übersetzung erfolgreich geworden wären.

Die Übersättigung ist halt so ein Massenphänomen und auch nichts neues: Wenn was gut ankommt, wird mehr und mehr auf den Markt geworfen, bis es keiner mehr haben will. Heute findet das in anderen Dimensionen statt, doch schon zu Zeiten des großen Gothic-Novel-Booms folgten auf erfolgreiche Romane, die heute als Klassiker gelten, auch viele weniger gute Schundromane, die wir jetzt vergessen haben (oder als Trash-Klassiker feiern  ;D). Wenn etwas gefällt, wird nachgereicht - es verkauft sich ja. Was am Ende besteht, sehen wir in 50 Jahren (vielleicht). Und das sind dann vielleicht auch nicht die besten Bücher, sondern die, die die Masse am ehesten angesprochen haben.

Franziska

Ich weiß  nicht mehr wo, aber letztens las ich auch über das Thema. Ach ja, das war bei Kuddels Sendung. Da ging es auch um Trends. Da wurde darauf hingewiesen, dass ja der Völker-Romane-Trend nach dem HdR-Filmen aus Deutschland kam, bzw. hier gemacht wurde und einige Bücher auch ins Ausland übersetzt wurden. Unmöglich ist es also nicht, dass hier ein Trend entsteht, aber oft passiert es natürlich nicht.

Alana

Ich muss gestehen, dass ich mir weder als Leser noch als Autor einen großen, einseitigen Trend wünsche. So eine Trendlosigkeit ist doch schön. Auf einen neuen Trend zu warten, damit ich weiß, was ich lesen soll, würde mir jedenfalls nicht einfallen. Es gibt doch genug und ich habe ohnehin viel zu wenig Zeit.

Als Autor würde mich allerdings nun interessieren, wie kann man diese Trendlosigkeit für sich nutzen? (Gut, ich gar nicht, ich habe ja noch nicht mal eine Selbstveröffentlichung, die ich vermarkten könnte ;D)
Ich habe schon ganz oft ein Buch gelesen, das ich unglaublich fand, aber niemand kennt es. Da muss sich doch was machen lassen. Irgendwie müssen wir Autoren doch abseits von gegenseitigen Rezensionen etwas für einander tun können. Klar, wir können unsere Bücher nicht gegenseitig zu Bestsellern machen, aber gerade mit den heutigen Mitteln im Internet muss es doch möglich sein, mehr rauszuschlagen. Dazu würde mich auch mal ein Thread interessieren. Und hier merke ich auch, dass ich total vom Thema abgedriftet bin, entschuldigung.
Alhambrana

Lemonie

Was das Trendsetzen im englischsprachigen Raum betrifft: Ich finde es ziemlich logisch (ganz abgesehen von unserem Buchmarkt), dass die meisten solcher Trends aus dem englischsprachigen Raum kommen. Da ist schließlich der größte Absatzmarkt und ein "Hit" (wie z.B. Twilight, The Hunger Games), kann sich da viel besser verbreiten. Ich denke, wenn ein Buch da so wahnsinnig erfolgreich ist, ist die Chance eben vielversprechend, dass es auch hier erfolgreich ist, und deshalb wird es dann auch übersetzt und hier verkauft. Umgekehrt gilt das aber nicht, weil der deutsche Markt im Vergleich einfach viel kleiner ist... Ist ja nicht nur im Buchmarkt so, dass der englischsprachige Raum dominiert, man braucht sich nur Hollywood anzugucken.

Allerdings finde ich diese Trends auch ziemlich nervig, vor allem die Tatsache, dass gute Bücher eines Trends irgendwann untergehen, weil einem Hit tausende Nachahmungen folgen. Nach Twilight sind ja plötzlich überall Vampirbücher aufgetaucht, viele Schrott, weil sie nur ein Stück des Erfolges abhaben wollen. Irgendwann geht das jedem auf die Nerven (verständlich), und die guten Vampirbücher fallen dem halt leider zum Opfer.
Deshalb versuche ich meistens, den Trend zu ignorieren (auch wenn es nicht immer unbedingt einfach ist), ich lese immer gerne gute Vampirbücher, wenn man sich die ganzen Nachahmungen spart, hängt einem das Thema auch nicht so schnell zum Hals raus. Ich finde es schade, dass immer so stark auf diese Trendwellen gesetzt wird. Das führt mMn auch zu diesen "Anti - Hypes" (keine Ahnung, wie ich es sonst nennen soll), die den "Hype" runtermachen und verspotten (die ganzen Twilight - Hasser sind ein gutes Beispiel, das hat Ausmaße angenommen, die genauso lächerlich sind wie der Hype um das Thema selbst).


Zitat von: AlanaIch muss gestehen, dass ich mir weder als Leser noch als Autor einen großen, einseitigen Trend wünsche. So eine Trendlosigkeit ist doch schön. Auf einen neuen Trend zu warten, damit ich weiß, was ich lesen soll, würde mir jedenfalls nicht einfallen. Es gibt doch genug und ich habe ohnehin viel zu wenig Zeit.

Das unterschreibe ich glatt mal. ;)

Yukan

Ich finde auch, dass die Trend unnötig sind und mir wäre es auch lieber, wenn sie nicht vorhanden wären und man sich nicht nach diese richten müsste, aber dennoch ist es so, dass die Mehrheit der Agenturen Unterlagen danach bewerten, ob sie zu den derzeitigen Trends passen. Ansonsten würde man keine Absage bekommen, in der es heißt, dass das Buch zur Zeit nicht in den Markt passt. Das ist der Nachteil an Trends für uns Auoren. Ein Vorteil ist es dann, wenn es ein Trend ist, der einem Autor ganz gelegen kommt und er dann davon profitieren kann, was aber nicht auf die Mehrheit zutrifft.

Leider ist es im Leben so, dass einige von der gegenwärtigen Marktsituaion profitieren und andere auf der Strecke bleiben. Der Buchmarkt oder sagen wir expliziter der Agenturenmarkt ist ein Ogliopol. Es gibt wenige Agenturen und Millionen von Autoren. (ob und wie weit jeder einzelene diesen Berufswunsch tatsächlich ernst nimmt, sei dahingestellt).

Allerdings est es logisch, das Agenturen eine Richtlinie brauchen, an die sie sich halten können, aber es erschwert den Erolg der Autoren. Zumindest jener, die zZ nicht in den Markt passen mit ihrem Manuskript.

Angela

Was ich gerade verstärkt feststelle: Immer mehr Autor/innen, die eher klassische Fantasy geschrieben haben, wechseln Richtung Trend 'Jetztzeitkrimi mit Fantasyfiguren', gerade lese ich Jaqueline Careys 'Dark Currents', vorher Tad Williams 'The dirty streets of haeven', so eine Art Malteser Falke. Hickmann hat einen Batmanroman veröffentlicht.
Pratchett hat für einen SF seinen Namen als Mitautor gegeben' The long Earth, fand ich nicht schlecht, aber klar SF und nichts kuscheliges mehr dran.
Und,  fällt mir gerade auf, da spielt auch eine Polizistin mit.