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Liegt das Schreiben in den Genen?

Begonnen von Hyndara, 28. August 2006, 02:11:01

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Hyndara

Tja, ich weiß nicht recht, ob das hierher paßt, aber ich versuchs einfach mal (an die Mods: Haut mich, schlagt mich, wenn ich es falsch gesetzt habe).

Die Frage beschäftigt mich tatsächlich schon etwas länger. Im Moment wieder ein wenig aktueller wegen der Konstellation Vater & Tochter Hohlbein.

Um mich selbst zu outen: Mein Urgroßvater war Autor (bzw. damals hieß das tatsächlich noch alles Schriftsteller - zumindest meines Wissens).  Als ich dann zu Schreiben anfing, verkündete mein Vater ganz stolz, daß ich diese "Begabung" von seiner Seite her geerbt hätte.

Schon damals war ich skeptisch, was dieses Thema anging. Nachdem ich mir vor einiger Zeit einen Roman von Töchterchen Hohlbein zwecks Rezi geholt habe, geht mir die Frage einfach nicht mehr aus dem Kopf - wobei ich immer noch skeptisch bin.

Was meint ihr? Liegt es in den Genen? Ist es irgendeine vererbare Neigung, die uns irgendwie eine andere Phantasie beschert als anderen und die in irgendeiner Weise an jüngere Generationen weitergegeben werden kann? Würde mich echt mal interessieren.

Kalderon

#1
Ich denke, Begabungen können nicht vererbt werden. Neigungen hingegen wohl eher.

Aber ich bin kein Genforscher.
Allerdings glaube ich den Wissenschaftlern nicht mehr. Die meinen, für alles ein Gen parat zu haben. Ein Gen für Fettleibigkeit, ein Gen für Faulheit (Beim Mann anzutreffen, weshalb er den Abwasch nicht gerne macht), ein Gen für... ach lassen wir das.

Meinen Hang zur Kreativität habe ich, glaube ich, nicht durch die Gene. Meine Eltern haben früher DSA gespielt. Und mit meinem besten Freund bin ich damals rumgestreunert und wir haben uns überall Dinge vorgestellt und so unserer Fantasie freien Lauf gelassen. Dann bin ich auch in die DSA-Gruppe gekommen. Und zu guter Letzt gab es einen Wendepunkt in meinem Leben. Ich bekam Depressionen und bin bis heute unglücklich. Allerdings hat mich außerordentlich kreativ gemacht.

Ich glaube nicht, dass das Schreiben in den Genen liegt... aber wer kann das wissen? Die Genforscher?

Astrid

Ich glaube, daß die Kreativität durchaus in den Genen liegt. Welchen Weg sie sich nach außen sucht, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Mein Vater ist Ingenieur, also rein logisch denkender Techniker. Meine Mutter malt wie besessen Aquarelle, Ölbilder, Seide - alles, was irgendwie nach Farbexplosionen schreit. Ich habe davon eine Mischung abbekommen, bin aber farbenbilnd. Also zeichne ich meist mit Bleistift oder schwarzweiß (oder lasse mir vom Computer sagen, ob etwas braun oder grün ist), und dann habe ich irgendwann festgestellt, daß ich auch mit Worten malen kann - und zwar viel präziser als mit Farben. Seitdem schreibe ich. Meine Schwester malt, meine andere Schwester entwirft Zeux am PC, und mein Bruder bastelt Elektronikdinge. So hat jede(r) von uns eine Nische. :)

Lastalda

Jep, ich denke auch, dass es eine gewisse "künstlerische Ader", ein Bedürfnis, sich kreativ zu betätigen, gibt, was gut erblich sein kann.
Gene allein können nie alles erklären, und ich wage sehr zu bezweifeln, dass es ein Gen fürs Schreiben gibt. Gene heißen nicht umsonst Erbanlagen; darin liegt unser Potential - was wir daraus machen, ist unsere Sache und hängt viel mehr von unserem Charakter und damit unseren Erfahrungen ab.

Vielleicht liegt es aber auch nur an dem altbekannten Phänomen, dass Eltern ihre Kinder gern in ihre Fußstapfen treten sehen, sodass man in einem "künstlerischen Haushalt" (gemeint ist hier ein Elternhaus, wo sich der eine oder andere kreativ betätigt, in welcher Form auch immer) aufgewachsen einfach eher darauf kommt, soetwas auch zu machen...
Da würd ich aber nicht drauf schwören wollen, es gibt ja genügend Leute, die von sich aus anfangen und erst später (oder nie) feststellen, dass Kreativität in ihrer Familie Tradition hat.

Rei

Hmm, ich muß sagen: Ich schlage bei unserer Familie vollkommen aus der Art. Ich bin Linkshänderin, Brillenträgerin, Sportfanatikerin, habs an der Schilddrüse und ich schreibe. Und der Rest meiner Familie nicht.

Gut, ich muß zugeben, mein Opa war immer sehr kreativ und schrieb Gedichte... Vielleicht hab ich das Schreiben wirklich von ihm? *grübel*

Manja_Bindig

Ich denke, die anlage für eni Talent kann durchaus in den Genen liegen.
Bleibt die Frage, ob man sich für den entsprechenden Bereich interessiert oder nicht.
Beispiel:
Meine Oma war verkappte Linkshänderin, das hab ich geeerbt.
Genauso, wie ihre Neigung zur Misuk
Meine Schwester mag Musik ebenfalls.
Sie singt und spielt im örtlichen Spielmannszug 3 Instrumente.
Ich singe, schreib Lieder und spiele Akkordeon udn Flöte.

Von der anderen Seite der Familie kam durch meinen Vater eine Art Schriftsteller-und Maler-Gen bei uns rein. Meinen Vater hats allerdings entweder übersprungen oder - was ich für wahrscheinlicher halte - er interessiert sich so wenig für Literatur und Kunst, dass man schon manchmal zweifelt, ob ich nciht doch ein Kuckuckskind bin. ;) (meine Mutter ist nähmlich ähnlich drauf - alles was mit Musik, Büchern oder Kunst zu tun hat ist nix für sie)
Ein Onkel von mir schreibt.
Eine Tante von mir auch.
Eine Großtante von mir arbeitet freiberuflich als Schriftstellerin und Malerin.
Das ist aus Papas Linie.

Ich hab quasi von beiden Seiten eine Veranlagung fürs Künstlerische mitbekommen, aber ich bin im engeren Familienkreis die einzige, die sich für alle Anlagen interessiert.
Was dann wohl erklärt, warum meine Schwester durchaus schreiben könnte, wenn sie Interesse an Literatur hätte, ích aber die bin, die für den Papierverbrauch verantwortlich ist.

Ein Talent ist immer eine Mischung aus Anlage und Interesse.
Und später kommt noch die Liebe hinzu.

Termoniaelfe

ZitatLastalda schreib: Vielleicht liegt es aber auch nur an dem altbekannten Phänomen, dass Eltern ihre Kinder gern in ihre Fußstapfen treten sehen, sodass man in einem "künstlerischen Haushalt" (gemeint ist hier ein Elternhaus, wo sich der eine oder andere kreativ betätigt, in welcher Form auch immer) aufgewachsen einfach eher darauf kommt, so etwas auch zu machen...

Ja, ich denke, dass da was dran ist. Mein Vater war der einzige Künstler in der Familie. Er war Schauspieler, was also auch etwas mit Fantasie und in andere Rollen schlüpfen zu tun hat. Und nach dem Erzählen meiner Mutter, wünschte er sich immer, dass eine seiner Töchter etwas ähnliches in dieser Richtung macht oder sogar in die Schauspielerei einsteigt. Ich bin allerdings die Einzige aus der Familie, die etwas künstlerisches tut. Alle anderen sind quasi "Normalos".  Nur hat die Schauspielerei mich nie so richtig gereizt, ich wollte halt lieber immer hinter den Kulissen agieren. Also schreib ich eben Geschichten und lasse da andere agieren.
Ich glaube ganz sicher, dass Talent oder Begabung weiter vererbt werden. Nur wie Astrid schon sagte: " Welchen Weg sie sich nach außen sucht, hängt von verschiedenen Faktoren ab."

LG
Termi

Moni

Zitat von: Lastalda am 28. August 2006, 07:32:41
Jep, ich denke auch, dass es eine gewisse "künstlerische Ader", ein Bedürfnis, sich kreativ zu betätigen, gibt, was gut erblich sein kann.
Gene allein können nie alles erklären, und ich wage sehr zu bezweifeln, dass es ein Gen fürs Schreiben gibt. Gene heißen nicht umsonst Erbanlagen; darin liegt unser Potential - was wir daraus machen, ist unsere Sache und hängt viel mehr von unserem Charakter und damit unseren Erfahrungen ab.

Dem kann ich mich nur anschließen. In meiner Familie gibt es keine anderen Schreiberlinge, aber die Familie meiner Mutter war sehr musikalisch und meine Mom selber ist mal- und bastelbegeistert.
Es hängt auch immer davon ab, ob man die Gelegenheit hat, seiner künstlerischen Neigung nachzugehen, oft genug wird sowas in Familien ja immer noch als "brotlose Kunst" abgetan...

Lg
Moni
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und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
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Linda

Hallo Hyndara,

ich denke schon, dass Krativität mehr ist, als nur ein bestimmter Gen-Cocktail. Andererseits bin ich aber auch strikt gegen diese Ami-These, dass man sich nur genug Mühe geben muss und die richtigen, (teuren) Kurse besuchen braucht, schon kann man alles lernen.

Beispiel Talent. In unserer Familie kommt die musikalische Begabung /Begeisterung von beiden Seiten. Meine Großeltern waren jahrzehntelang Laiensänger und haben Klavier gespielt, meine Eltern haben ebenfalls gesungen und Instrumente gespielt. Mein Bruder ist ein Ass am Klavier. Und ich war faul.
Sprich, ist nichts mit Instrument oder Solistenkarriere  ;). Die ersten Schritte waren leicht (zu leicht vermutlich). Ich habe ein musikalisches Gehör und merke mir Melodien schnell und vermag sie intuitiv nachzuspielen. Aber als es dann zweihändig wurde, und ich wirklich hätte Noten lernen müssen um weiterzukommen, da war es aus. Hatte ja auch vorher keinen Spaß an der Paukerei.

Aber Geschichten habe ich geliebt, noch ehe ich selbst lesen konnte. Und ich wollte selbst auch so was machen, von mir aus und ohne familiäres Vorbild. Wobei ich auch immer den Drang verspürte, was Eigenes zu machen, das nur mir gehört und wo ich nicht an anderen gemessen werden konnte.
Ich denke, dass letztlich der "kreative Gen-Cocktail", den ich irgendwie mitbekommen habe, zusammen mit meinem Ehrgeiz, etwas hervorzubringen und  Charakter und Vorlieben eine Autorin aus mir gemacht haben.
Von allem etwas in der richtigen Mischung. - Und ich denke daher auch, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen. Eine unausgebildete Begabung genügt ebensowenig wie der bloße Wille zum Schreiben.

Gruß,

Linda

Coppelia

ZitatIm Moment wieder ein wenig aktueller wegen der Konstellation Vater & Tochter Hohlbein.
Als Tochter von Hohlbein vererbt sich eher das Verlagsinteresse als das Talent ...

Ich bin der einzige bekannte Schreiberling aus meiner Familie. Allerdings sind mehrere Leute Oft-und-gern-Fabulierer. Ich glaube also schon, dass ich ein paar Dinge geerbt habe, die mir beim Schreiben helfen.

Feuertraum

@ Linda: Okay, das wird kurz OT: Natürlich kann man alles lernen. Die Frage ist jedoch, ob man es auch anwenden und umsetzen kann...

@Hyndara: Ich glaube eher, das es nicht an den Genen liegt. Wäre dem so, dürfte ich keine zwei linke Hände haben und handwerklich was auf dem Kasten.
Im Gegensatz zum Rest meiner Familie habe ich das aber nicht. Ich bin im Handwerklichen sowas wie Tim Taylor von "Hör mal wer da hämmert..."
Eher schlage ich mich in Richtung Manjas Meinung, allerdings mit dem Unterschied, dass ich denke, dass im Lern- und Entwicklungsprozess eines Kindes bis zu einem bestimmten Alter "diverse Schalter" umgelegt, sprich also Synapsen neuronal miteinander verknüpft werden, die dann eben Geschmack, Vorlieben etc. festlegen.

Wie gesagt: das vermute ich, und ich will jetzt auch nicht behaupten, dass dies die 100%ige Wahrheit ist. Aber ich möchte behaupten, wenn Eigenschaften und Talente wirklich in den Genen liegen, muß man mich im Krankenhaus verwechselt haben... ;)

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Linda

Zitat von: Feuertraum am 28. August 2006, 15:04:01
@ Linda: Okay, das wird kurz OT: Natürlich kann man alles lernen. Die Frage ist jedoch, ob man es auch anwenden und umsetzen kann...

Feuertraum

Lieber Feuertraum,

das ist doch Haarspalterei :-)

Und ich glaube immer noch, dass nicht jeder alles lernen kann. Das ist eine Binsenweisheit, die das Land der vomTellerwäscherzumMillionär-Adepten in dieser Welt zum Credo erhoben hat.

"Creative Writing" etwa - Wie könnte es ein anderes Schreiben als das kreative geben? Auch das Verfassen eines Sachtextes ist eine Kunstform, auch eine Inhaltsangabe gewichtet unterschiedlich und fordert den Umgang mit Sprache...

Im Klartext: diese Kurse müssten eigentlich "Commercial Writing" heißen, das wäre ehrlicher und zutreffender.

Um aber mal wieder zum Thema lernen zurückzukehren: Wenn ich da auf ihre Abitur-Homepage schaue, verstehe ich ja, dass das Thema für Sie besonders bedeutsam ist. Aber offene Türen braucht man bei mir nicht einzurennen :-)
Und lange Haare zum spalten habe ich selbst schon genug.  ;D


Gruß,

Linda

Möchtegernautorin

Greetings auch :)

Naja... das Schreiben als solches denke ich wird wohl eher nicht vererbt, aber wahrscheinlich die Tatsache etwas künstlerisch umsetzten zu können.

In meiner Familie ist etwas kreatives dann doch oft vertreten.
Von der Familie meines Vaters her ist irgendwie nicht wirklich etwas künsterlisches zu vermerken. Eher handwerklich, da sind mein Vater als auch mein einer Onkel ziemlich gut.
Was die Familie meiner Mutter angeht würde ich sagen, haben zumindest alle das Interesse für Kunst und vor allem Musik. Mein Opa schreibt zwar, ist aber dann doch leider eher der logische Denker und Physiker. So klingt auch das, was er schreibt :)
Mein Onkel hat ebenfalls zu schreiben angefangen und tüftelt schon Jahre an seinem Buch. Er ist auch noch Schauspieler, also zumindest aus einem künsterlischen Bereich.
Meine Mutter ist letztlich daran schuld, dass ich vor allem eine Liebe zu Literatur und zur Musik entwickelt habe. Sie hat früher liebend gerne Choreographiert und auch in einer Laiengruppe geschauspielt, war demnach auch kreativ tätig.
Mein großer Bruder ist unheimlich talentiert, was Musik angeht und hat spaßeshalber immer Mal was komponiert... nur leider nicht viel daraus gemacht.
Nur mein kleiner Bruder ist auch so der Physiker und eher nicht fürs künstlerische zu haben.
Und ich? Naja, ich hab mich an allem mal probiert, bis ich gefunden hatte, was ich brauchte. Mit der Schauspielerei hat es bei mir nicht wirkilich hingehauen, dafür singe ich, schreibe und male ich gerne – wenn auch letzteres derweil spärlich <hüstel> Das Rennen hat bei mir aber eindeutig das Schreiben gemacht. Auch wenn es seltsam ist, denn gerade da habe ich mich immer schwer getan ob dessen, dass ich eine herbe Lese- und Rechtschreibschwäche hatte. Aber es war genau das, was ich brauchte um meine kleine Welt zu gestalten :)

Wenn ich nun noch meinen Mann betrachte: in dessen Familie ist Kunst und Kultur eher untergangen, er hatte kaum Anleitung was das angeht und demnach nicht viel Ahnung von Literatur und Musik. Er ist erst durch mich wirklich drauf gekommen sich dafür zu interessieren.
Irgendwie ist er vorher allerdings zum Rollenspiel gekommen und hat dahingehend eine deutliche kreative Ader entwickelt. Wenn auch das handwerkliche fehlt, ist er klasse darin sich Plots und Geschichten auszudenken.

Vielleicht kann ich in zehn Jahren ja aussagen machen, wie es bei meinem Söhnchen aussieht ;) Jedenfalls denke ich, dass sowohl eine Veranlagung dazugehört, als auch einfach eine Anreizung durch das gesellschaftliche Umfeld. Ohne dass man die Möglichkeit hat sich damit zu beschäftigen oder eine Liebe für etwas zu entwickeln, kann man auch nicht wirklich ein Interesse dafür gewinnen. Zum Beispiel wird der Musikgeschmack in der Kindheit durch die Eltern geprägt soweit ich weiß.
Und ich glaube auch nicht, dass man alles einfach lernen kann. Das Schreiben ist genauso ein Handwerk, wie das Zeichnen und ohne ein gutes Auge und eine ruhige Hand kommt kein realistisches Bild zustande. Oder wenn man Schwierigkeiten hat genau zu hören, welcher Ton es ist und kleine Abweichungen nicht bemerkt, kann man es als Musiker auch nicht weit schaffen. So sehe ich das auch mit dem Schreiben.

Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Kalderon

#13
Zitat von: Drachenelfe am 28. August 2006, 18:33:56
Und ich glaube auch nicht, dass man alles einfach lernen kann. Das Schreiben ist genauso ein Handwerk, wie das Zeichnen und ohne ein gutes Auge und eine ruhige Hand kommt kein realistisches Bild zustande. Oder wenn man Schwierigkeiten hat genau zu hören, welcher Ton es ist und kleine Abweichungen nicht bemerkt, kann man es als Musiker auch nicht weit schaffen. So sehe ich das auch mit dem Schreiben.

Was braucht man denn, um zu schreiben? Beharrlichkeit, die Neigung, sich weiterzuentwickeln, Kritikfähigkeit, Interesse an Sprache (zumindest an der eigenen), Emphatie nicht zu vergessen, und Kreativität.

Ich glaube, ich bin das übriggebliebene Ei im Nest. Mein Vater ist Polizist und wollte Tischler werden. Meine Mutter hat, nachdem sich meine Eltern haben scheiden lassen, sich zur Altenpflegerin ausbilden lassen.
Von beiden habe ich etwas vererbt bekommen. Von meinem Vater die Vergesslichkeit. Von meiner Mutter die Ruhe.
In meiner Familie existiert keine kreative Ader, von der ich wüsste. Alles sind ziemlich grobe Klötze, vor allem von der Familie meines Vaters aus betrachtet. Es sind meist Handwerker (damit meine ich Maurer, Tischler etc.).

Es wurde vielleicht vergessen zu erwähnen, dass es eventuell einen anderen Ursprung seiner Fähigkeiten gibt. Meiner liegt ganz sicher nicht in den Genen meiner Vorfahren, sondern in den Erfahrungen, die ich gemacht habe.

Viele von euch schreiben, dass sie einen Autor oder Musiker in der Familie haben, oder zumindest jemanden, der kreativ ist. Und viele von euch schreiben, dass sie an die Kreativität in vielerlei Hinsicht herangeführt worden seien. Und ihr habt aus Freude an der Kreativität mit dem Schreiben begonnen.

Das alles hört sich nicht viel nach Genen an.

Ich habe nicht aus Freude mit dem Schreiben begonnen. Ich habe nicht viel gelesen (das brauch ich, glaube ich, gar nicht mehr erwähnen). Kreativität wird auf viele Weise geboren. Durch Erziehung, durch Spaß, durch Liebe, durch Hass, durch Schmerz.

Was ist Kreativität überhaupt? Aus einem Stock eine Waffe zu bauen? Der Steinzeitmensch verfügte bereits über Kreativität. Lag das in seinen Genen? Oder vielleicht daran, dass er sein Gehirn benutzen musste? Dass er sich etwas einfallen lassen musste, um zu überleben? So wie der "freiberufliche Schriftsteller".

Kommen wir zur Ursprungsfrage zurück: Glaube ich, dass ich schreibe, weil es in meinen Genen liegt? Nein.

Ich schreibe, weil mein Leben mich dazu veranlasst hat, mich auf andere Weisen auszudrücken als ich es sonst vermag. Ich benutze mein Hirn, um zu überleben.

Aber wie ich nun einmal bin, muss ich anfügen: Alles, was ich eben geschrieben habe, ist nur meine Meinung und kann durchaus eine Fehlleitung meinerseits sein, die ich in keinem Fall abstreiten werde, es sei denn, ich verspüre den unbewussten oder bewussten Drang, mein Ego zu verteidigen, weil es sich bedroht fühlen könnte, aufgrund von Aussagen, die mein Weltbild zerstören könnten.
:hmhm?: Whatever...

"Zorn macht langweilige Menschen geistreich."
-   Francis Bacon

Liebe Grüße: Der immer muffige Kalderon, der sich schon auf die Schläge freut :vibes:

Linda

@Kalderon

ich glaube auch, dass Kreativität verschiedene Ursprünge haben kann. Eine wichtige Triebfeder, denke ich, jedoch Mangel im weitesten Sinne.

Warum macht der Steinzeitmensch aus seinem Stock einen Speer? Weil er eine Jagdwaffe braucht, um seinen Hunger zu stillen und dafür zu sorgen, dass sein Gehirn genug Eiweiß zur Weiterentwicklung und Vergrößerung bekommt.
Nun ja, Werkzeuggebrauch ist ein Evolutionsfaktor.

Man kann sich mit vielerlei Dingen die Zeit vertreiben. Unser Steinzeitmensch aus dem vorherigen Beispiel hätte seinen Stock auch ganz einfach nur schön beschnitzen können. Es hätte seinen Schönheitssinn befriedigt. Aber nicht das drängende Bedürfnis des Hungers gestillt

Mir sind als junger Leserin viele tolle Geschichten begegnet. Aber es fehlte eben doch noch so das eine oder andere für meinen Geschmack. Also musste ich, um diesen Mangel zu beheben, selbst aktiv (kreativ) werden.
So, als ob man vor einem Buffet mit erlesener französischer Küche steht, aber nun mal eben Appetit auf eine Pizza hat.
Also sucht man sich so gut wie möglich die Zutaten zusammen und legt los.