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Wie man Mutter und Vater anredet ...

Begonnen von Grey, 31. März 2012, 15:57:26

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Grey

Hallo zusammen,

ich schreibe ja gerade meinen aktuellen Text von der Ich-Erzählung in eine personale Perspektive um - und dabei bin ich auf folgendes Problem gestoßen: In der Ich-Perspektive nennt die Heldin ihre Eltern natürlich mit Kosenamen wie "Mama" und "Papa". Jetzt frage ich mich, kann ich das bei der personalen Erzählweise auch so stehen lassen? Oder sollte ich besser "ihre Mutter" respektive "ihr Vater" schreiben? Das würde den Erzählton natürlich um einiges unpersönlicher machen, zumal sie für ihre Eltern auch noch eher ungewöhnliche Kosenamen hat (Mommi und Paps). Aber irgendwie habe ich den Eindruck, es liest sich irgendwie komisch, wenn ich diese Kosenamen quasi wie Eigennamen verwende.

Oder?
Was denkt ihr darüber?
Ich bin mir gerade wirklich, wirklich unschlüssig.

Calysta

Kosenamen finde ich nicht schlimm, du schreibst ja aus der Perspektive der Tochter. Allerdings, wenn es darum geht, dass Vater XY macht und Mutter YX sagt, dann würde ich schon Mutter und Vater verwenden, weil es dann nur um die Tätigkeit der Eltern geht und nicht darum, was die Tochter über sie denkt.
Deswegen, Kosenamen würde ich nur bei Gedanken verwenden.
Wenn du willst, lese ich mal drüber, um zu gucken, ob deine Befürchtungen gerechtfertigt sind  ;)

Tokanda

Ich stimme Calysta zu. Habe eben versucht, mir das im Text vorzustellen und es würde sich für mich persönlich als Leser seltsam anfühlen, wenn im Fließtext die Kosenamen auftauchen.
Allerdings fände ich sie in der direkten Rede oder in einem Gedankenstrom absolut passend.

Grey

Das Ding dabei ist ja, in der Ich-Perspektive war das alles noch ein gigantischer Gedankenstrom. Jetzt habe ich irgendwie manchmal Probleme, da die Grenze zu finden. Wann sind es noch Gedanken der Heldin, wann nicht? Und schneidet der Leser das so mit? Ich habe das Gefühl, dass es besser wäre, sich für eine Variante zu entscheiden und die konsequent durchzuziehen. Also, die Kosenamen wirklich auf die Dialoge zu beschränken, oder die Kosenamen eben wie Eigennamen durchgängig zu verwenden. Anfangs erschien mir letzteres noch wie eine gute Lösung. Aber allmählich frage ich mich, ob ich da nicht vielleicht einfach nur faul war. :hmmm:

Rakso

Ich würde die Kosenamen beibehalten, also wie Mama sagt..., Vati tut... usw., weil es aus meiner Sicht besser zur Ich-Perspektive passt. Das kommt natürlich auch immer auf die Buchform an, aber selbst bei einem "Erwachsenenbuch" würde mich das nicht stören.

Bei einer Perspektive aus der dritten Person würde ich eher wechseln, weil hier von einem (imaginären) Erzähler berichtet wird, der nur das mehr oder weniger offensichtliche und die Gedanken der handelnden Personen wiedergibt. Bei der Ich-Perspektive sind, aus meiner Sicht, Erzähler und handelnde Person die gleichen. Der Leser nimmt also das Geschehen durch die Augen der Person war, nimmt also auch alle ihre Gewohnheiten, Ansichten und Einschätzungen mit, während es in der dritten Person ja immer noch eine Art Distanz zwischen Leser und Protagonist gibt.

Kati

Ich denke, du kannst auch sehr gut die Eigennamen behalten, wenn die ganze Geschichte aus der Perspektive der Tochter erzählt wird und es nirgends einen Bruch und eine andere Perspektive gibt. In den Jess-Jordan-Büchern von Sue Limb wird das so gemacht und ich habe das nie als störend empfunden.  :)

Tintenweberin

Ist es möglich, "ihre Mutter" oder "ihr Vater" quasi als "Berufsbezeichnungen" zu verwenden und ihre "Eigennamen" "Mommi" oder "Paps" gelegentlich als Synonym zu benutzen, wenn es dir passend erscheint. Ich bin sicher, wenn du dich in dieser Angelegenheit nicht selbst in eine Regel hineinsperrst, wirst du den richtigen Ton ohne große Mühe treffen.

Rigalad

Ich benutze auch meistens eher "ihr Vater tut dies und das", aber gerade dann, wenn ich Gefahr laufe, mich zu wiederholen, nutze ich auch gerne mal den seinen Vornamen. Das liest sich eigentlich auch ganz gut.

Franziska

ich würde die Kosenamen nicht beibehalten. Aus der personalen Perspektive spricht ja der Erzähler, und es sind ja nicht dessen Eltern, von denen gesprochen wird. Von daher würde ich auch ihre Mutter und ihr Vater schreiben, oder die Namen verwenden.

Alana

Ganz streng genommen müsste man ja eigentlich die Begriffe benutzen, die die Protagonistin verwendet, alles andere wäre ein Perspektivbruch, oder nicht?
Aber: Ihre Mami ging zur Tür und öffnete sie.
Da sehe ich eine höchstens 6-Jährige Protagonistin.
Wenn sie älter ist, würde ich "ihre Mutter" und "ihr Vater" verwenden, sonst würde mich das als Leser sehr irritieren.

Ich frage mich übrigens aus dem gleichen Grund (Perspektivbruch) schon länger, ob es auch in Ordnung ist, ab und zu den Vornamen der Eltern zu verwenden, auch, wenn die Tochter den nie benutzt.
Alhambrana

Karlmann

Ohne jetzt genau eine Textpassage vor Augen zu haben, würde ich auch zu "ihrer Mutter" und "ihrem Vater" greifen. Auf der anderen Seite zieht einen "Mama" und "Pops" ganz dicht an den Protagonisten heran. Ich glaube - jetzt, wo ich genauer darüber nachdenke - ohne den Text zu lesen, ist das schwer zu entscheiden. Die Benutzung der beiden Varianten erzeugen unterschiedliche Nähe zum Perspektivträger.

Zitat von: Alana am 01. April 2012, 23:33:48
Ich frage mich übrigens aus dem gleichen Grund (Perspektivbruch) schon länger, ob es auch in Ordnung ist, ab und zu den Vornamen der Eltern zu verwenden, auch, wenn die Tochter den nie benutzt.
Davon würde ich abraten - außer in der wörtlichen Rede der Eltern untereinander - ich empfinde ganz unterschiedlich, ob ich an die Vornamen meiner Eltern denke oder an die Koseformen. Insofern halte ich, dass wechseln von Koseform zu Vornamen nur für geeignet, um einen Wechsel in der Einstellung deiner Protagonistin darzustellen. 

chaosqueen

Gar nicht so einfach ... Ich habe schon verschiedene Variationen in Büchern gefunden, und nicht alle fand ich gut gelungen. Wobei ich instinktiv zu einer Mischung tendieren würde.

Wenn es um eher offizielle Anlässe geht, dann "Mutter" und Vater", wenn es mehr um die direkte Wahrnehmung der Tochter geht, dann "Mommi" und "Paps". Spielen die Szenen zuhause und die Tochter ist anwesend, dann Kosenamen, wenn sie unterwegs sind und die Eltern sich zum Beispiel mit anderen unterhalten, dann die offiziellen Bezeichnungen.Grob würde ich es so machen.

Lemonie

Zitat von: Alana
Aber: Ihre Mami ging zur Tür und öffnete sie.
Da sehe ich eine höchstens 6-Jährige Protagonistin.
Wenn sie älter ist, würde ich "ihre Mutter" und "ihr Vater" verwenden, sonst würde mich das als Leser sehr irritieren.

Ich finde auch, dass es vom Alter abhängt. Im Ich - Erzähler würde man ja einfach sagen "Mama tat dies und das", beim personalen kommt ja aber noch das Personalpronomen hinzu und "ihre Mama" klingt meiner Meinung nach eher wie ein jüngeres Kind...
Ich würde da nicht danach gehen, ob es theoretisch ein Perspektivbruch ist sondern nach der Wirkung auf den Leser.