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Liebesgeschichte nur bei weiblichen Protas oder auch bei männlichen?

Begonnen von Nahema, 21. Februar 2010, 13:05:38

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Nahema

Hallo zusammen,

am Wochenende habe ich mal wieder intensiv an meinem Plot gearbeitet, dabei ist mir aufgefallen das ich ein kleines Problem habe, welches einer Diskussion im Forum ähnelt. Ich frage mich nämlich auch schon eine ganze Weile, ob eine Liebesgeschichte in einem Jugendroman Pflicht ist und ob es vom Geschlecht abhängt? Da ich mir nicht sicher war ob ich meine Frage einfach in die andere Diskussion einfügen kann, habe ich ein neues Thema eröffnet. Sollte das nicht in Ordnung sein, dann bitte verschieben.

Ich frage mich, ob Liebesgeschichten nur bei weiblichen Protas erwünscht ist oder auch bei männlichen? Ich bin mit meinem Plot nämlich wieder bei der Ursprungsversion gelandet und in dieser ist mein Prota nun mal ein Junge und kein Mädchen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Liebesgeschichten hauptsächlich in Romanen mit weiblichen Protas eine Rolle spielen. Ich kann mich an keinen Roman mit männlichen Protas erinnern, in dem eine Liebesgeschichte eine ebenso große Rolle gespielt hätte (oder bilde ich mir das ein ???). Mir ist auch aufgefallen, dass ich eigentlich kein Problem habe mir eine Liebesgeschichte für einen weiblichen Prota auszudenken, aber dafür ein umso größeres Problem habe mir selbiges für meinen männlichen Prota auszudenken.

Was meint ihr dazu?
Welcher Prota braucht eine Lovestory und welcher nicht?
Ist es egal?
Hängt es wirklich vom Geschlecht des Protas ab?

Natürlich schreibe ich meine Geschichte so wie sie mir am besten gefällt, ich finde es nur seltsam das sich bei dem Mädchen ganz automatisch eine Liebesgeschichte entwickelt und bei dem Jungen sich kaum etwas in dieser Richtung tut, sondern sich alles auf das Abenteuer konzentriert.

Dieses Problem habe ich übrigens bei jeder Geschichte, egal ob Jugendbuch oder nicht, egal ob Fantasy oder nicht.

LG,
Nahema

Aquila

Also mir geht es da so ähnlich wie dir, nur dass ich unheimlich gerne den Männern in meinen Geschichten eine Lovestory aufdrücke. ;)
Wahrscheinlich steckt da der Wunsch mit drin, dass die Männer etwas mehr Gefühle zeigen sollen, während meine Frauen immer starke Charaktere sein sollen, die niemanden brauchen!
Eigentlich sollten beide Geschlechter gleichberechtigt ihre Lovestorys bekommen, was ich auch sehr schön zum lesen finde aber ich habe auch nichts dagegen, wenn es nur um das Abenteuer selbst geht.
Wie die Jugend es sieht kann ich dir leider nicht sagen.

Kati

Ich weiß nicht, es kommt drauf an, ob du es machen möchtest. Bei mir kriegen auch die männlichen Protas immer ihre Liebesgeschichte, meist sind die mir bei Romanen mit männlichen Protas sogar wichtiger als bei welchen mit weiblichen. (Kann ich aber nicht erklären.)
Ich würde sagen, dass die meisten Jugendlichen eher darüber hinweg sehen, dass es keine Liebesgeschichte gibt, wenn der Prota männlich ist, aber wissen tue ich es auch nicht.

LG,

Kati

Romy

Ich muss zugeben, dass ich in so ziemlich jeden Roman am Rande eine Liebesgeschichte mit hinein bastle, egal ob ich einen männlichen oder einen weiblichen Prota habe. Da habe ich noch keine Probleme gehabt ;D

Was mir wesentlich wichtiger erscheint, als die Frage, welches Geschlecht der Prota hat, ist wohl die Frage, für welche Zielgruppe Du schreibst. Weibliche Leser wissen eine Liebesgeschichte wohl eher zu schätzen (oder finden sie zumindest eher weniger störend) als männliche Leser, die dann wohl eher dazu neigen, dass Buch aus der Hand zu legen.
Da ist das Geschlecht des Prota relativ egal. Ich denke, Frauen lesen auch schon mal (eher) ein Buch mit einem männlichen Prota und einer Liebesgeschichte als das dasselbe Buch für Männer geeignet wäre.

Rika

Mmm, wie die heutige Jugend das so sieht, kann ich nicht sagen, aber wenn ich so zurückdenke hat es mich immer angenervt, wenn die Liebesgeschichte im Vordergrund stand, egal ob die Hauptperson männlich oder weiblich war. Oft habe ich deshalb dann auch lieber zu "Jungs-Büchern" gegriffen. Mir wäre daher wichtig, sowas balanciert zu handhaben und gerade auch mal Jungen als Hauptpersonen mit solchen Themen zu konfrontieren (denen fällt es als Teenagern schließlich auch nicht leichter mit der Pubertät und erwachender Sexualität umzugehen, als Mädchen) - aber in jedem Fall wäre mir das Abenteuer dabei trotzdem wichtig. Nicht nur bei Jungen, gerade auch bei Mädchen als Hauptpersonen. (Ok, ich gebe zu egalitäre Tendenzen zu haben... ;))

Nahema

Zitat von: Romilly am 21. Februar 2010, 15:31:26
Was mir wesentlich wichtiger erscheint, als die Frage, welches Geschlecht der Prota hat, ist wohl die Frage, für welche Zielgruppe Du schreibst.

Ich würde meine Zielgruppe ab dem Alter 14 bzw. 15/16 sehen. Deshalb bin ich mir bei diesem Thema einfach nicht sicher. Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass ein 15 jähriger Junge so etwas liest. Wie du schon sagtest, er wird das Buch eher nicht zu Ende lesen.
Sollte ich meinen weiblichen Prota aber doch behalten, habe ich das Gefühl, als würde man es mir übel nehmen, wenn sie keine Liebesgeschichte bekommt.

Kuddel

Bei mir kommt auch immer eine Liebesgeschichte mit hinein. Zuerst eine ziemlich große und bei meinem letzten Projekt eine, die eher am Rande stattfand. Im neuen Projekt ist auch wieder eine dabei, allerdings ist es ein Mittelding. Die beiden sind für einander bestimmt, aber eigentlih läuft die ganze Geschichte nur im Hintergrund ab, obwohl eine Prophezeiung mit im Spiel ist.

Prinzipiell bleibt es immer dem Autor überlassen, was er mit seinen Liebesgeschichten macht. Sicherlich wundern sich viele, warum in einem Roman mit einer jungen weiblichen Protagonistin keine Liebesgeschichte dabei wäre, aber auf der anderen Seite kannst du so sicherlich einige neue Leser ansprechen, die genug von der großen Liebe haben. Du brichst aus, aus den Klischees, die eben genau dieses Genre betreffen. Es gibt auch heutzutage genügend Jungs und Mädchen, die erst recht spät ihre/n erste/n Freund/in bekommen. Mein Mann hatte seine erste Freundin mit 19, eine Freundin ihren ersten Freund mit 18. Also, warum nicht auch mal raus aus den Vorurteilen?

Liebe Grüße,
Kuddel
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Cherubim

Das ist wirklich eine gute Frage. :hmmm:

Ich persönlich mag Bücher mit Liebesgeschichten am Rande. Wobei es bei richtig guten Büchern kein Muss ist.
In meinen Geschichten kommt auch meistens eine vor.
Aber ganz ehrlich ich bin mir auch nicht sicher, ob es für Jungs nicht eher abschreckend wäre, wenn zu viel Liebesgeschnulze in einem Buch ist.

Vermutlich können die Fragen nur Jungs in diesem Alter beantworten. Sind hier nicht ein paar, die sich dazu äußern möchten. Das würde mich wirklich interessieren.

Joscha

Cherubim: Ich fühle mich berufen. ;D

Mir persönlich macht eine Liebesgeschichte in einem Roman nichts aus. Zwar finde ich es nicht wirklich schlimm, wenn sie fehlt, aber solange sie gut geschrieben ist, macht es meiner Meinung nach das Buch lesenswerter. Ob der Protagonist nun männlich oder weiblich ist, ist dabei völlig egal. Darauf habe ich bisher eigentlich noch nie wirklich geachtet.

Andererseits habe ich einen guten Freund, etwa ein halbes Jahr jünger als ich, der "dieses ganze Liebes-Zeugs" scheiße findet und deswegen z.B. auch Harry Potter 6 (das Buch, nicht den Film - bei letzterem kann ich es verstehen) nicht so gut findet. Da gehen die Meinungen ziemlich auseinander, aber sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Protagonisten bin ich mir ziemlich sicher, dass für die große Mehrheit meiner Altersklasse eine Lovestory ein positiver Nebenaspekt wäre.

Luna

Ich bin nicht mehr in diesem Alter, von daher kann ich mir schwer ein Urteil über die Altersklasse geschweige denn über das andere Geschlecht erlauben ...

Aber ich glaube, dass eine Liebesgeschichte, wenn sie gut verwoben ist und nicht den Text dominiert dem ganzen noch einen gewissen "Kick" geben kann. Zumal man seine Protas dann auch noch in andere ... interessante ... situationen zwängen kann.

Soetwas kann sich positiv auf die Story auswirken. Wenns aber ein Part ist, der einfach nur geschrieben wurde, damit eine Liebesgeschichte drin ist ... Ich glaube, soetwas schreckt ab.

P.S.: Ich glaube auch, dass für einen großteil der Mädchen wahrscheinlich die dominantere Liebesgeschichte interessant ist, mit der alles andere verwoben wurde - aber auf beiden Seiten gibt es auch stets genug ausnahmen vom "Mainstream".

Lila

Ich als Frau fände es persönlich ja sehr spannend, eine Liebesgeschichte mal aus der Sicht einer männliche Figur zu lesen. Männer ticken da sicher ganz anders als Frauen und ist bestimmt interessant zu erfahren, was genau den Herren der Schöpfung im Liebeswahn so alles im Kopf herumgeht. Die meisten Liebesromane sind ja leider alle ziemlich einseitig aus der Sicht der Frau geschrieben. Das wird auf Dauer einfach langweilig. Wie einfach oder schwierig es da ist mit den gängigen Konventionen zu brechen wage ich lieber nicht einzuschätzen. Aber meine Befürchtung ist, dass es derzeit eher schwierig sein dürfte so etwas wie eine Liebesgeschichte aus männlicher Perspektive durchzusetzen.

Zum Thema Liebesgesichten in Jugendromanen allgemein (auch in Fantasyromanen). Ehrlich gesagt stinkt mir das ein wenig, dass man sich als Schriftsteller inzwischen sogar vorschreiben lassen muss welche Thematiken in seinen Werken enthalten sein müssen, damit sie markttauglich sind. Klar, das Thema Liebe ist wohl bei den meisten Jugendlichen irgendwann angesagt. Und man sollte sich in seinen Romanen auch nicht strickt gegen eine Liebesgeschichte entscheiden, wenn sie eigentlich gepasst hätte.
Aber das ist eben genau die Frage. In den meisten meiner Geschichten geht es nicht um Liebe. Nicht einmal am Rande. Da geht es um Abenteuer und Gefahr. Liebe passt da nicht rein. Wenn ich gezwungen wäre in jede dieser Geschichten eine Liebelei einzubauen, dann wüsste ich echt nicht, ob ich das mit meinem Gewissen vereinbaren könnte.
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Dämmerungshexe

Zitat von: Tastentänzerin am 22. Februar 2010, 15:48:57
Ich als Frau fände es persönlich ja sehr spannend, eine Liebesgeschichte mal aus der Sicht einer männliche Figur zu lesen. Männer ticken da sicher ganz anders als Frauen und ist bestimmt interessant zu erfahren, was genau den Herren der Schöpfung im Liebeswahn so alles im Kopf herumgeht.

Das ist ein Problem, mit dem ich mich im Moment ein wenig herumquäle. Zwar kommt bei mir keine richtige Liebesgeschichte vor (das passende Gegenstück meines Protas wird von diesem in erster Linie als kleine Schwester betrachtet) aber ich frage mich, da ich als Frau aus der Sicht eines jungen Mannes schreibe: Würde ein Mann/Junge tatsächlich so reagieren/handeln/denken?
Die Frage wie das andere Geschlecht tickt und was emotional alles vor sich geht, ist nicht so einfach zu beantworten. Aber wahrscheinlich ist das Thema gerade deswegen so beliebt.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Kati

ZitatWürde ein Mann/Junge tatsächlich so reagieren/handeln/denken?

Das habe ich immer im Hinterkopf, wenn ich aus der Sicht eines männlichen Protas schreibe. Ich habe allerdings einige (meist von Männern verfasste) Jugendromane mit männlichen Protas gelesen und kann keinen großen Unterschied zu denen, die von Frauen geschrieben wurden, feststellen. Andersherum geht es mir genauso: Auch Männer können aus der Sicht einer Frau schreiben.
Deshalb hoffe ich mal, dass ich nicht ganz daneben liege, wenn meine männlichen Protas fühlen, denken und handeln. Allerdings hat sich noch niemand beschwert, also nehme ich an, dass es so geht.  ;D

Mir fällt dazu noch ein Zitat der Kinderbuchautorin Karen Cushman ein, leider habe ich das Originalzitat jetzt nicht hier, aber sie sagte, sie würde sehr wenig aus der Sicht von Jungen schreiben, weil diese immer Mädchen in Jungenkleidung wären. Fand ich lustig.  ;D

LG,

Kati

Vali

Ich kenne auch einige Liebesgeschichten mit einem Mann bzw. einem Jüngling als Protagonisten. Die sind tendenziell nicht ganz so romantisch wie mit einer Frau bzw. einem Mädchen als Protagonistin. Meist sind es eher Eifersuchtsgeschichten, bei denen der Prota um seine Angebetete kämpfen muss oder sehr tragisch, wenn er sich ausgerechnet ein Mädchen ausgesucht hat, das er einfach nicht bekommen kann. Männlicher Prota schließt also keine Liebesgeschichte aus. Man muss es als Autorin nur einigermaßen realistisch darstellen.
Hmm, aber muss tatsächlich in einem Jugendbuch eine Liebesgeschichte drin sein? Was ist mit den ganzen Abenteuer- und Rätselbüchern? Die sind dann was für Kinder oder wie ???

Obwohl ich es nicht beabsichtige, bekommt doch jede/r Single Protagonist/in zumindest eine kleine Liebesgeschichte. Das passiert einfach von selbst, wenn er - Single - auf sie - ebenfalls Single - trifft und miteinander viel erleben. Kaum schau ich weg, knisterts hinter meinem Rücken. Dann blick ich mich um und finde überraschend eine kleine Romanze in meinem Plot oder mindestens einer ist unglücklich verliebt. :no: Also sowas. Meine Single Nebenfiguren haben es zum Glück nicht so mit der Liebe. Sonst käme ich mit dem eigentlichen Plot gar nicht mehr voran ;D

Jara

Ich glaube zwar nicht, dass es in einem Jugendbuch unbedingt eine Liebesgeschichte geben muss, es gibt ja immerhin noch genug andere essentielle Dinge im Leben ;), aber das Geschlecht des Protas sollte kein Hindernis darstellen, wenn eine Liebesgeschichte den Plot bereichern würde.
Ich kenne auch Bücher, z.B. die Bücher der Wahrheit von Dawn Cook, in denen zwischen den Perspektiven gewechselt wird, also der Sicht der weiblichen Prota und der männlichen Nebenfigur. Die Liebesgeschichte ist glaubhaft aus beiden Sichten, aber es fällt eben auf, dass je nach Geschlecht unterschiedlich beschrieben wird.
Wobei ich bezweifle, dass das nur mit dem Geschlecht zu tun hat. Das hängt doch viel mehr vom Charakter der jeweiligen Person ab. Ich kenne durchaus Männer, die romantischer sind als ich oder zumindest problemlos mit mir mithalten können.
Auch ob es dem Publikum zusagt, hängt sehr von den Einzelpersonen ab. Sicher sind 15 - jährige Jungs von einer kitschigen Lovestory meist nicht so angetan wie gleichaltrige Mädchen. Aber dann werde einfach nicht so kitschig. Das ist doch alles eine Frage der Verpackung. Und ob sie es zugeben wollen oder nicht: Männer haben Gefühle - auch (oder gerade) mit 15  ;)