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[Geographie] Wer war schon mal...? Hilfe bei Ortsbeschreibungen

Begonnen von Debbie, 15. März 2012, 22:30:56

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Merwyn

#30
Ich war vor ein paar Jahren u.a. mal in Glasgow. Von Besonderheiten kann ich jetzt spontan nichts berichten, aber an ein bestimmtes "Feeling" erinnere ich mich noch, als wärs gestern gewesen, vielleicht hilft dir das ja irgendwie weiter.

Generell fand ich die Stadt (ich war "nur" im Zentrum) nämlich ein bisschen grottig muss ich zugeben.
Mitten in der Stadt gibt es Straßen, bei denen mir beim Entlanggehen ernsthaft unwohl wurde. Nicht, weil da jetzt komische Gestalten rumgehangen wären, aber so einsame, dunkle Gässchen... Machte so den Eindruck von Hinterhofgassen aus US-Filmen, wo die ganzen bösen Buben ihren Opfern auflauern ;)
Bei einer Straße bin ich eiskalt wieder umgekehrt, weil ich mich nicht getraut hab, da runterzugehen (und ich bin echt kein schreckhafter Mensch), obwohl sie eigentlich direkt von der Hauptstraße abgegangen ist.
Genau diese Straße war dann aber wie sich herausstellte wirklich der einzige Weg für mich... na ja, ich habs überlebt.
Nachts war dann allerdings genau soviel los, wie in jeder anderen größeren Stadt auch, das war für mich wieder "normal". Viele Studenten von der Uni usw.

Wenn du irgendwas bestimmtes wissen willst, könnte ich dir anbieten, dass ich bei einer Freundin von mir nachfrage, die wohnt & arbeitet in Glasgow.

Malinche

Ich habe vor ein paar Jahren den West Highland Way gemacht und könnte bei Bedarf mal mein Reisetagebuch und alte Fotos raussuchen, um mein Gedächtnis aufzufrischen, wenn dir das was hilft, Kati. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Kati

Malinche, das wäre großartig.  :)

Merwyn: Danke schonmal für die Eindrücke.  :)

Snöblumma

Glasgow. Ich liebe Glasgow. Ich war zwei Mal dort, 2003 die Ecke. DIe genauen Daten müsste ich nachsehen ;).

Es ist eine Stadt mit einem ganz eigenen Charme. Sie hat etwas Heruntergekommenes, viel alte, zerfallene Industrie. Man merkt, dass es mal eine Arbeiterstadt war, die einen extremen wirtschaftlichen Niedergang erlebt hat. In den letzten Jahren kamen dann die Kreativen, so dass ich die Stadt zwar als stellenweise zerfallen, aber insgesamt lebendig erlebt habe. Die Fußgängerzone/Queen Street ist super zum Shoppen, es gibt dort ein recht großes Shopping Center - Buchanan Street Center, glaube ich - in dem man wunderbar Geld lassen konnte. Abends feiern war auch in Ordnung, wobei zum Feiern Aberdeen wirklich besser ist. Toll ist das technische Museum von Glasgow. Das ist so ausgestaltet, dass es sogar ich als Nichttechniker toll fand -viele Knöpfe zum Ausprobieren.

Ebenfalls in Erinnerung geblieben ist mir, dass Glasgow eine hügelige Stadt war. Zu unserer Jugendherberge mussten wir gefühlte Ewigkeiten nach oben laufen, und zwar ziemlich steil. Dafür hatte man von oben einen tollen Blick über Stadt und Fluss. Am Fluss kann ich mich vor allem an Hafenkräne erinnern.

Gerade im Vergleich zu Edinburgh fand ich Glasgow immer "echter". Edinburgh ist ein Museum, mit vielen Pubs, viel Mittelalterflair und dem ganzen Tamtam. Glasgow ist hart, lebendig und stolz. Die Glasgower waren supernett, aber etwas eigen. Im jugendlichen Leichtsinn fand ich es einfach nur schön dort. Dass Glasgow angeblich noch gefährlicher ist als Aberdeen, wurde mir erst im Nachhinein erzählt. Ich fand es toll dort, sehr schön und einfach nur lebendig.

Freunde haben uns auch erzählt, dass die Religionszugehörigkeit eine Rolle spielt. Je nachdem ist man auch Anhänger der Rangers oder von Celtic Glasgow - wobei die Religionszugehörigkeit der Teams in den letzten Jahren wohl ironischerweise mehrheitlich anders war als die der jeweiligen Anhänger. Ich bekomme nur leider nicht mehr hin, welcher der beiden Vereine nun von den Katholiken bevorzugt wurde ;).

So, und zu den Highlands: viele, viele Mücken. Kleine, fiese Stechmücken, die in Schwärmen auftreten und nicht mehr weggehen. Wir hatten Glück und gerieten nur einmal in deren Fänge. Außerdem gibt es quasi überall Wasser, und wenn man beim Wandern nicht aufpasst, tritt man in kleine Tümpel oder Bächlein, die sich unter dem Heidekraut verbergen. Das Heidekraut an sich ist relativ stachelig, aber wenn man genau in die Heidekrautbuschen tritt, kann man auch querfeldein halbwegs bequem laufen, ohne sich dabei allzu nass zu machen. Das Wasser schmeckt aus jeder Quelle anders, häufig sehr eisenhaltig. Regen hatten wir quasi gar keinen, dazu kann ich also nichts sagen. Dafür tolle Ausblicke ;). Zelten an einem Loch ist etwas ganz besonderes...

Wenn du noch mehr Eindrücke brauchst, zum Beispiel zu einem spezielleren Ort in den Highlands, melde dich. Ich bin einmal rund um Schottland gereist (Glasgow, Oban, Inverness, Aberdeen, Edinburgh, diese Route), und einmal quer durch die Highlands... ist zwar schon zehn Jahre her, aber so viel hat sich nicht verändert, hoffe ich ;).

Pestillenzia

Ich war bisher fünfmal in Schottland, einmal per Fahrrad, zweimal mit dem Auto und zweimal mit Rucksack und Zelt. Was Glasgow angeht, kann ich Snö ganz und gar zustimmen. Wobei die Glaswegians unheimlich freundlich sind und die "Problemzonen" ihrer Stadt genau kennen.
Als meine Freundin und ich mit unseren Fahrrädern ziemlich verloren am Straßenrand standen, quietschten auf einmal Reifen neben uns. Ein Auto hielt und ein Mann so um die 50 sprang heraus und sagte "You seem lost, girls". Es war ein Taxifahrer und er hat uns einen Weg durch die Stadt zu unserem B&B beschrieben, der uns um die schlimmsten Ecken herumführte. Dabei hat er uns auch von der Rivalität zwischen den Celtic- und den Rangers-Fans erzählt und noch so einiges mehr.

Glasgow hat aber auch eine großartige (Kunst-)Sammlung, die Burrell Collection im Pollok Country Park. Da gibt es von der Ritterrüstung bis hin zu Figuren von Rodin ("Der Denker") so ziemlich alles.

Und abends in der Kneipe ist es ganz normal, dass man sich zu Wildfremden an einen Tisch setzt (mein Mann und ich wurden sogar an einen Tisch gewunken, weil dort noch zwei Plätze frei waren) und einer nach dem anderen eine Runde schmeißt.

Mein Mann hat einen guten Bekannten, einen echten Highlander, sprich er ist mitten in den Highlands geboren und wohnt dort Zeit seines Lebens. Er ist Traditionalist durch und durch, trägt nur Kilt (er hat keine Hosen) und erkennt Elizabeth I nicht an, weshalb Elizabeth II für ihn Elizabeth I ist. Ein echtes Original eben. Wir haben einige Nächte bei ihm verbracht und andere Originale wie "Drunken Duncan" kennen gelernt. Whisky vor dem Frühstück ist kein Klischee...  :gähn:

Auch für mich gilt: wenn Du Fotos brauchst oder sonstige Infos - melde Dich einfach.

Kati

Ihr seid wunderbar.  :knuddel: Snö, besonders die Sache mit den Mücken und dem Moos finde ich genial, an sowas hätte ich niemals gedacht. Mich würde prinzipiell noch Inverness interessieren, allerdings wegen eines anderen Projektes. Auf alle Fälle schonmal danke an euch beide.  :knuddel: Das löst schonmal eine ganze Menge an Ideen aus.

sirwen

In Inverness war ich, aber das ist mittlerweile auch schon 10 Jahre her. Woran ich mich erinnern kann, ist, dass es sich um ein sehr kleines, schon fast ausgestorbenes Städtchen handelt, sobald man das Zentrum verlassen hat. Die meisten Touristen kommen dorthin, um eigentlich weiterzureisen, nach Loch Ness oder zu den Orkney Islands zum Beispiel. Es ist sehr nett und hübsch dort, aber ansonsten ist nicht viel los. Die Leute waren aber alle sehr freundlich, soweit ich mich erinnere. :) Kann leider nicht mehr dazu sagen, wir waren nur einen Tag oder so dort.