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[Geographie] Wer war schon mal...? Hilfe bei Ortsbeschreibungen

Begonnen von Debbie, 15. März 2012, 22:30:56

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Debbie

Seit Monaten suche ich nun nach einer detaillierten Ortsbeschreibung - mit geringem Erfolg! Google und Wiki sind nur bedingt hilfreich, und irgendwie trifft kein Eintrag den Kern der Sache...  :-\

Da ich wohl nicht die Einzige bin, die solche Probleme hat, und wahrscheinlich auch nicht die Einzige, die nicht die Gelegenheit hat, mal eben zu Recherchezwecken rund um die Welt zu reisen, dachte ich, wir könnten vielleicht gegenseitig von unseren Reiseerfahrungen profitieren.


Dieser Thread soll also dazu gedacht sein, die Detailbeschreibungen von Orten zu erhalten, die im Internet nicht oder nur schwer zugänglich sind.


Im Moment suche ich also jemanden, der schon mal in Dublin war - im Nordteil der Stadt: Bezirk Arran Quay, Queen Street, Mary's Lane, Henrietta Street. Da ich sehr detaillierte Infos bräuchte, wären die Berichte von Leuten, die längere Zeit in der Gegend verbracht, oder einen guten Einblick in die Sozialstruktur der Stadt haben, natürlich besonders hilfreich.

Vielen lieben Dank schon mal im Voraus!  :knuddel:



Farean

Hast du auch schon Google Street View versucht? Ich hab's gerade mal ausprobiert und stehe jetzt virtuell auf der Queen Street, Ecke King Street North. Oder brauchst du Infos, die darüber hinausgehen?

Debbie

Bilder hab ich genug - sogar über das Interieur der Bar, in der meine Prota arbeitet; dafür ist google einfach perfekt  :)

Aber ich bräuchte Infos über die soziale Struktur, den Geruch an verschiedenen Orten, etc.. Also nichts, bei dem Streetview mir helfen könnte  :(

Nirathina

Also in Dublin war ich schon mal, jedoch nicht direkt im Nordbezirk. Mit soziaker Struktur kann ich dir nicht helfen, wie die Stadt aussieht, weißt du ja offenbar selbst, aber ich kann mal meine Eindrücke von Atmosphäre schildern, die die ganze Stadt vermittelt hat  :)

Erst einmal: Es ist laut. Laut und voll. Selbst ohne Touristen ist es furchtbar vollgestopft. Stimmengewirr, Gelächter, Musik aus den Pubs, Autos Die Gerüche sind eigentlich wie in jeder Stadt auch ein Mischmasch aus Menschenansammlung, Essensdunst und halbwegs frischer Luft. Man wird regelrecht mit der Menge über die Straße geschoben, hat manchmal etwas Platzangst. Man fühlt sich wie in einer Kiste und wenn man nach oben schaut, öffnet sich der Himmel, der nach Freiheit aussieht...  :wolke: Quasi wie eine ganz normale, deutsche Großstadt, nur mit mehr historischem Ambiente. Aber die Menschen, die ich in Dublin getroffen habe, waren durchweg freundlich (außer die, die, wie auch in Deutschland von A nach B gehetzt sind). Großstadtflair eben. Was den Nordbezirk angeht: Soweit ich mich entsinne ganz normale Mittelklasse (von weitem betrachtet; ich war nur einen Tag in Dublin).

Vielleicht konnte ich dir ja ein bisschen helfen.

Alaun

Soll ich meine Cousinen und Cousins einfach mal fragen? Die kommen alle aus Dublin und leben dort, allerdings in Drimnagh, Cabra West etc. Aber so groß ist Dublin nicht, die kennen die Gegend sicher. Ich selbst war da im Norden noch nicht, wenn ich mich recht erinnere...

Ryadne

Huh, ich glaube, wenn du mehr als ein paar Szenen aus der Ecke brauchst, könnte das auch über Erklärungen schwer werden, wenn du so genau sein willst.

Aber du könntest Oblivion hier aus dem Forum mal anschreiben, sie hat einige Zeit in Irland verbraucht und war auch mehrmals für mehrere Tage in Dublin, soweit ich weiß. Wo genau weiß ich allerdings nicht.

Debbie

@Nirathina: Vielen Dank für die Beschreibung deiner Eindrücke  :vibes:  Hört sich nach klaustrophobischen Zuständen an...

@Aqua: Das wäre großartig! Ich denke, wenn sie in der Stadt leben, kennen sie die soziale Strukutur mit Sicherheit - das würde mir waaaaahhnsinnig helfen  :bittebittebitte:  Schick dir gleich eine PM.

@Ryadne: Naja, dass es nicht einfach wird, dachte ich mir schon... Aber ich bin einfach zwanghaft perfektionistisch  ::) Vielen Dank für den Tipp übrigens!

Pestillenzia

Aus meinem Kurzurlaub in Dublin hab ich noch sehr gut in Erinnerung, dass rote Fußgängerampeln hauptsächlich dazu da sind, das Stadtbild etwas bunter zu gestalten. Interessieren tun sich - so war zumindest mein Eindruck - nur (deutsche) Touristen dafür. Aber auch nur bei den ersten beiden Ampeln.  :engel:

Steffi

#8
Zitat von: Pestillenzia am 18. März 2012, 08:02:27
Aus meinem Kurzurlaub in Dublin hab ich noch sehr gut in Erinnerung, dass rote Fußgängerampeln hauptsächlich dazu da sind, das Stadtbild etwas bunter zu gestalten. Interessieren tun sich - so war zumindest mein Eindruck - nur (deutsche) Touristen dafür. Aber auch nur bei den ersten beiden Ampeln.  :engel:

Ich war ein paar Mal in Dublin und kann das so bestätigen :D An den roten Ampeln bin ich auch nur am Anfang stehen geblieben, aber das ist ja in London nicht anders ;)

Wirklich in die Nordbezirke gekommen bin ich allerdings nie. Ich hatte mal ein Hotel etwa einen halbstündigen Fußmasch südlich von Temple Bar und Grafton Street, und das war ziemlich interessant weil es weit ab vom Schuss lag und touristisch wenig erschlossen war. Am meisten erinnere ich mich an die asiatischen Take Aways an jeder Ecke.
Sic parvis magna

Debbie

@Pestillenzia & Steffi: Das mit den Fußgängerampeln ist eine interessante Anekdote - an die ich mich aus meiner Zeit in London schon garnicht mehr erinnert hab  ;)  Das lässt sich in den 530 Seiten bestimmt irgendwo einbauen...

Steffi

#10
Hast du mal überlegt, in die Bücher von Roddy Doyle und Peter Sheridan reinzulesen? Ich kann dir die genauen Stadtteile nicht sagen, aber beide Autoren haben viel aus dem Arbeitermilieu in Dublin geschrieben. Bei Roddy Doyle wäre das z.B. "The Commitments", "The Snapper", "Fish'n'Chips" und "Paddy Clarke Ha Ha" und bei Peter Sheridan "Forty Four: A Dublin Memoir" und "Big Fat Love".  ;)

Von "The Commitments" gibt es auch eine sehenswerte Verfilmung.  Falls du rankommen kannst du dir auch mal "Agnes Browne" ("Frauen unter sich") anschauen, der ebenfalls in diesen Dubliner Kreisen spielt ;) Eventuell gibt dir auch "Inside I'm Dancing" noch ein paar Ideen, wobei das Umfeld da nicht zentraler Angelpunkt der Handlung ist.

(Ich hab nen ganzes Regalfach bei mir für irische Literatur reserviert ;) )

Sic parvis magna

Debbie

Ja, hab ich - und Paddy Clarke steht sogar auf meinem Wunschzettel  :); zusammen mit den Dubliners, New Dubliners, Henry der Held, Tatty, The journey home... Aber nur die letzten beiden sind annähernd zeitnah, soweit ich mich erinnern kann. Vor ein paar Monaten hab ich "Pride of Parnell Street" gelesen (was übrigens sehr gute und ehrliche Einblicke in das Dublin der 90er gibt) und "Understanding Contemporary Ireland"- ich bräuchte aber definitiv brandaktuelle Infos, v. a. von der Zeit nach der Wirtschaftskrise & auch Infos, die man wahrscheinlich nicht in Büchern findet  :-\  Da hätte ich zur Not aber einen Spielraum, was künstlerische Freiheit angeht...

Was auch auf meiner Wunschliste steht, aber lange irre schwer zu beschaffen war: The "Sunday Times" Guide to Secondary Schools in Ireland: The Definitive Guide for Parents . Ist wahrscheinlich das nächste Buch, das ich mir zu dem Thema zulegen werde.

Zitat(Ich hab nen ganzes Regalfach bei mir für irische Literatur reserviert ;) )
Kann ich gut verstehen  :vibes:  Die Asche meiner Mutter ist eines meiner Lieblingsbücher!

Debbie

Dank Aquamarin's tatkräftiger Hilfe  :knuddel:, sind eigentlich alle meine Fragen für den Moment beantwortet. Falls sich aber noch jemand findet, der mir was über seine Eindrücke von Dublin mitteilen will oder sich an exotische Kleinigkeiten, etc. erinnert, seid ihr natürlich herzlichst eingeladen, euch ausführlich zu Wort zu melden - auch gerne per PM!

Danke nochmals an alle, die sich zum Thema Gedanken gemacht, und mir hilfreiche Tipps gegeben haben - Ihr seid spitze!  :jau:

Alessa

Mein aktuelles Projekt spielt in Costa Rica, hauptsächlich auf der Isla del Coco. Dank Google-Erth und Wikki, habe ich auch eine gute Vorstellung von den Orten, an denen mein Projekt spielt.
Was mir fehlt sind,  persönliche Empfindungen, wie Gerüche und Geräusche.
Costa Rica und die Isla del Coco sind fast komplett von einem Regenwald bedeckt und ich war noch nie in einem Regenwald.  :seufz:
Meine Prota geht auch in Puntarenas an Bord einer Jacht. In dem Hafen riecht es sicherlich nach Salzwasser, totem Fisch und Diesel, aber ich habe keine Ahnung nach was es noch 'schnuppern' könnte.

Ich suche jemanden der schon in Lateinamerika, oder in einem Regenwald, egal wo auf der Welt gewesen ist.

Im Voraus schon einmal vielen Dank für eure Antworten.  :knuddel:

Tokanda

Hallo Alessa,


auf der Isla del Coco war ich nicht, aber wir haben 2005 eine Rundreise per Jeep durch Costa Rica gemacht und dabei einige der grandiosen Nationalparks besucht, für die das Land berühmt ist.


Meinem Empfinden nach war der Regenwald fast ein Overload für die Sinne. Um mich herum eine unendliche Vielfalt von Grün: Pflanzen, Orchideen, Bäume, ausufernde Natur und ein ständiges, leises Hintergrundgeräusch vom Rascheln des Windes in den Baumkronen. Dazu das Zirpen von Zikaden oder ähnlichen Insekten (keine Ahnung, was da alles um uns herum kreuchte und fleuchte - manches will man nicht wissen), Vögel zwitschern, keckern oder singen, ab und an schreit ein Brüllaffe... vor allem die Brüllaffen sind eine ganz eigene Erfahrung. Wenn man das als dschungelunerfahrener Europäer (wie wir es waren) hört, klingt das vor allem nachts wirklich unheimlich. Und unglaublich laut! Haben sich die Viecher das Dach deiner Unterkunft als Übernachtungsplatz auserkoren, kannst du Schlafen vergessen, so lange die nicht ebenfalls pennen.


Aber zurück in den Dschungel: auf der Walking-Tour durch den Dschungel krachte ab und an immer mal wieder irgendwo ein Ast. Das Laubdach war meist so dicht, dass der Himmel so gut wie immer grün war und die Sonne nur an ganz wenigen Stellen zu sehen. Meist nur dann, wenn ein Baumriese umgestürzt war und eine Schneise gerissen hatte.


Wenn es regnete, hörte man zuerst nur, wie der Regen auf die Blätter der Baumkronen ganz oben fiel. Ganz langsam nahm das Prasseln dann zu, als das Wasser von den oberen Blättern immer weiter nach unten auf darunter liegende Blätter tropfte, und mit der Zeit wurde es wirklich laut. Ohne Regenklamotten bist du dann nach wenigen Minuten vollkommen durchnässt, es fühlt sich dann wirklich wie eine Dusche an.


An feuchten Stellen schmatzt der Boden, wenn deine Schuhe sich in den Schlamm graben. Immer wieder kommst du an kleine Rinnsale oder Bäche, die munter vor sich hin plätschern und dir die Schuhe einweichen, so dass anschließend jeder Schritt von einem Quietschen oder Schmatzen der nassen Wanderstiefel begleitet wird.


Die Augen sind fast schon überfordert von den unendlichen Schattierungen an Grün in allen Formen und Größenordnungen. Wo wir nur eine "grüne Wand" vor uns sahen, wiesen uns die Guides immer wieder geduldig auf regungslos auf einem riesigen Blatt verharrende Gottesanbeterinnen hin, auf träge Chamäleons und seltene Vögel. Am Boden zeigten sie uns unwirklich bunte Frösche sowie viele andere Insekten und Kleintiere. Vor allem die Falter und Schmetterlinge fand ich faszinierend und am beeindruckendsten den Blue Monarch, der eigentlich gar nicht blau ist.


Auch der Geruchssinn kommt nicht zu kurz. Während der Regenzeit - Green Season in Costa Rica - ist es im Regenwald meist dampfig. Überall wehen dich erdige Gerüche an, feuchte Erde, verrottende Blätter am Boden, manchmal roch es unglaublich frisch, wie eine frisch gemähte Wiese. Hält man das Riechorgan nahe an eine Orchidee, kann man in betörend süßlichen Düften schwelgen.
Wie gesagt, ein Overload für die Sinne und ein unvergessliches Erlebnis.