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Wirtschaftsfaktor Bücher aus zweiter Hand (Momox u.a.)

Begonnen von Ratzefatz, 08. August 2020, 10:00:35

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Alia

#15
Zitat von: FeeamPC am 05. Januar 2021, 20:52:46
Es sind nicht nur die Verlage, die mit Neukaufen unterstützt werden. Auch die Autoren sehen von Second-Hand-Verkäufen keinen einzigen Cent.
Das Argument gilt dann für alles, was Second-Hand verkauft wird. Die Hersteller, Designer, etc. profitieren nur beim ersten Verkauf. (Ausgenommen mal Kunstwerke. Da wird der Künstler theoretisch bei jedem Verkauf beteiligt. - Theoretisch, weil ein Aquarell von Lieschen Müller, das für 5 Euro auf dem Flohmarkt verkauft wird, sicher keinen Obulus in ihre Kasse spült.)
Gerade zB bei Kinderbüchern ist der Weiterverkauf absolut sinnvoll. Was für 1. und 2. Klasse passt, ist in der 3. schon überholt. Dann lieber gebraucht kaufen und/oder selbst günstig weitergeben. Das hat auch etwas mit Umweltschutz und Müllvermeidung zu tun.
Bücher lassen sich eh nur eine begrenzte Anzahl von Malen lesen und verkaufen. Da ist also auch immer eine natürliche Grenze eingebaut. Ich glaube auch nicht, dass derjenige, der ein Buch für 1 € auf dem Flohmarkt kauft, dasselbe Buch sonst als neues Buch für mehr als den 10fachen Preis gekauft hätte. Eine riesengroße Konkurrenz sehe ich da nicht.
Und Ebooks sind eh raus. Genau wie Hörbücher im Download. Bei Dateien gibt es halt kein "gebraucht".
Unsere kleine Buchhandlung vor Ort verkauft übrigens auch gebrauchte Bücher und arbeitet da mit einem Buchantiquariat zusammen. Für mich gehört so eine kleine, inhabergeführte Buchhandlung auch zu dem Teil der Buchbranche, den ich unterstützen möchte. Die Inhaberin unterstützt lokale Autoren (es gibt ein kleines Regal nur für lokale Titel) und hat auch einige SP-Bücher oder Kleinverlagsbücher im Regal stehen. Dort dann ein gebrauchtes Buch kaufen, unterstützt dieses Angebot letztlich auch, weil es dem Buchladen Gewinn bringt und hilft, dass er über die Runden kommt.

FeeamPC

Wie ich bereits schrieb:
ZitatIch denke, das ist okay, solange die Gewichtung nicht zu einseitig wird.

Alia

Es wird nicht zu einseitig, glaube ich. Bücher haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Taschenbücher sehen nach dem Lesen wirklich schnell zerfleddert aus und auch Kinderbücher leiden ziemlich. Derjenige, der sich Hardcover von Romanen leistet, behält sie meist auch. Die sind einfach zu teuer und zumindest ich kaufe sie nur, wenn ich genau dieses Buch ganz unbedingt haben möchte. Das wird dann ins Regal gestellt und liebgehabt.
Btw. wir haben hier gerade einen ganzen Haufen Kinderbücher aussortiert. Momox bietet uns ganze 20-30 Cent pro Buch.  ::) Und bei Amazon bieten sie dasselbe Buch dann für 2,50 Euro aufwärts an. Teils sogar zum Originalpreis zzgl. Versand. Wer das kauft, muss schon blöd sein. Aber vielleicht gibt es ja wirklich Menschen, die das machen. Sonst würden die großen Anbieter das wohl kaum so einstellen.

Mondfräulein

Ich kaufe Bücher tatsächlich dann gebraucht, wenn ich Autor und Verlag bewusst nicht unterstützen will. Das kommt sehr, sehr selten vor, weil ich solche Bücher in den allermeisten Fällen nicht lese. Aber wenn beispielsweise ein neues Buch von JK Rowling erscheint und ich mich selbst überzeugen will, ob es transphob ist, dann würde ich es nur gebraucht kaufen wollen, um die Verkaufszahlen nicht weiter zu steigern. Ich persönlich habe die Entscheidung getroffen, von dieser Autorin kein Buch mehr neu zu kaufen. Es gebraucht zu kaufen ist der einzige Weg, den ich sehe, ohne die Online-Piratie von eBooks zu unterstützen, die der Buchbranche ja weit mehr schadet. Das gilt zum Beispiel auch dann, wenn ich ein Harry Potter Buch verschenken wollen würde. Damit würde ich mich nur gut fühlen, wenn ich das Buch gebraucht kaufen würde.

Graumond

Ich sehe das ähnlich wie @Mondfräulein. Vor allem der Umkehrschluss - dass ein Neukauf eine gezielte Möglichkeit ist, diejenigen Autoren zu unterstützen, die ich wirklich unterstützen will - hilft mir bei der Wahl zwischen Second-Hand-Kauf und buchhandlungsfrischem Erwerb.
Besonders bei relativ unbekannten Autoren oder meinenabsoluten Lieblingsautoren, gönne ich mir (und ihnen) gerne den Neupreis von 10-20€. Aber das bei jedem Buch zu tun - vor Allem, wenn ich nicht weiß, ob mir Schreibstil / die politische Haltung des Autoren / die Thematik / etc. zusagt -, würde mein Budget bei der Menge an Büchern, die ich lese, sprengen.
Und wie @Topaz schon gesagt hat, können die "Second-Hand-Autoren" bei besonderem Interesse natürllich auch zu "Neupreis-Autoren" werden.
Sprache ist Werkzeug und Waffe zugleich.
Sprache kann erschaffen und zerstören.
Wir machen von ihr Gebrauch, und müssen uns doch ihren Regeln unterwerfen.
Sprache definiert, wie wir denken und wer wir sind.
Der Mensch ist die Sprache.

Fianna

#20
Zitat von: Graumond am 06. Januar 2021, 20:41:32
Besonders bei relativ unbekannten Autoren oder meinenabsoluten Lieblingsautoren, gönne ich mir (und ihnen) gerne den Neupreis von 10-20€. Aber das bei jedem Buch zu tun - vor Allem, wenn ich nicht weiß, ob mir Schreibstil / die politische Haltung des Autoren / die Thematik / etc. zusagt -, würde mein Budget bei der Menge an Büchern, die ich lese, sprengen.
Ich sortiere es meist in die Art des Verlages. Wissenschaftliche Fachbücher kaufe ich gerne für 25 € antiquarisch statt 180 € neu. Als Privatperson sehe ich mich bei Büchern dieser Verlage und Preisklasse ohnehin nicht als Zielgruppe für Neukauf.

Kleinverlage und Selfpublisher kaufe ich dagegen immer neu. Wenn ich mal wenig Geld habe oder nicht weiß, ob es mir gefällt, wird es eben das Ebook. Das ist meist viel günstiger. Auf einer der ersten Buch Berlin Veranstaltungen habe ich einer Debüt-Autorin gesagt, dass ich mir abends das Ebook gekauft und angelesen habe. Hatte schon ein bisschen schlechtes Gewissen, aber sie meinte ganz fröhlich, dass das nicht schlimm ist und die daran sogar ein paar Cent mehr verdiene.
Ist natürlich nicht bei jeden SP-Autor so. Aber bevor ich mir ein Indie-Buch gebraucht kaufe, hole ich mir lieber das Ebook und gucke es nach 1 x Lesen nicht mehr an. Nimmt wenigstens keinen Platz im Regal weg.

Anj

Ich kaufe inzwischen ja fast nur Ebooks und mir ging es anfangs auch so wie Fianna, bis ich dann auch mehrfach gehört habe, dass die Autor*innen an den Ebooks sogar besser verdienen.
Davon abgesehen denke ich auch, dass nur wenige von denen, die secondhand die Bücher kaufen, diese auch mit Neupreis gekauft hätten. Dafür ist das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen aus reiner Lesersicht oft einfach nicht verhältnismäßig, wenn wenig Geld vorhanden ist. Aber auch bei mir ist es so, dass Büchereibücher und Gratisebooks mich zu einem Käufer von weiteren Büchern machen. Auch gebrauchte, aber die kauf ich höchstens mal spontan auf Flohmärkten.
Aber wenn mich ein solches Buch überzeugt, dann zahl ich auch für neue Ebooks, die vom Umfang her Verlagsbüchern entsprechen, denselben Preis.
Und, wenn ich meine Bücher verkaufen kann, investiere ich das Geld dann in neue Bücher. Vielleicht fließt das Geld jetzt nicht direkt zu den Autor*innen, deren Bücher ich grad verkauft habe, aber langfristig finanzieren diese Bücher dann durchaus mal Neukäufe. (Ich mache es aber auch gern so, dass ich Geld, das ich auf diese Weise bekomme auch nur in diesem Segment wieder ausgebe.)
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Fianna

Zitat von: Alia am 06. Januar 2021, 17:02:19
Btw. wir haben hier gerade einen ganzen Haufen Kinderbücher aussortiert. Momox bietet uns ganze 20-30 Cent pro Buch.  ::) Und bei Amazon bieten sie dasselbe Buch dann für 2,50 Euro aufwärts an. Teils sogar zum Originalpreis zzgl. Versand. Wer das kauft, muss schon blöd sein.
Deswegen unterstütze ich diese Plattformen nur ungern und kaufe nur Bücher, die ich anderswo nicht bekomme (weird Fachbücher oder vergriffene Bücher).

Ich bin aber ein Fan von privatem Buchtausch geworden.
An den öffentlichen Bücherschränken finde ich derzeit seltener etwas, ich stelle nur rein, was bei der Tauschbörse nicht weggeht.
Hängen geblieben bin ich bei tausch-buecher, die haben ein sehr praktisches Punkteezahlsystem von 1-10, man kann auch DVDS, CDS oder Spiele tauschen.

Außerdem finde ich sehr praktisch die Funktion, einem Mitglied Punkte zu schenken (wegen Reklamation, weil man direkt etwas tauscht oder weil man nett ist).

Ich habe ein ungelesenes dickes Hardcover eines beliebten Buches, um das ich mich beim Lesen drücke (nicht so mein Geschmack), das stelle ich natürlich nicht bei Momox für 1,17 € ein, damit die es zum Originalpreis weiter verkaufen.
Diese Preisspanne finde ich auch unverschämt, da mache ich lieber Direkttausch oder Verschenkeschrank.

Wildfee

Momox und co. sollte man derzeit auch nicht unbedingt mit Julia Quinns unterstützen. Die Preise für die Taschenbücher sind derzeit astronomisch hoch und gehen zum Teil bis zu über 60€ pro Band (die Reihe umfasst acht Teile und die Serie "Bridgertons" läuft mit großem Erfolg bei netflix, daher die große Nachfrage). Da lohnt sich das Einstellen bei ebay und co. und ich muss zugeben, dass ich da auch keine Skrupel habe. Der Autorin tut es nicht weh, sie war vorher schon Bestseller Autorin.

Grundsätzlich nutze ich aber auch fleißig den örtlichen Bücherschrank und stelle da ausgelesene und aussortierte Bücher ein. Die Fluktation ist recht hoch, ich sehe jedenfalls, dass meine Bücher immer recht schnell herausgenommen werden und dafür andere hineingestellt werden.