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An die Frauen und Non Binarys: Warum schreibt ihr SF? Und warum nicht?

Begonnen von Wildfee, 09. September 2021, 13:39:00

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Mondfräulein

Zitat von: Wildfee am 09. September 2021, 20:15:38
Unabhängig von den bisher genannten Aspekten (vielen, vielen Dank dafür!) habe ich die These, dass ein Grund für einen geringeren Autorinnenanteil in der SF in der Schulbildung liegen könnte.
Mädchen wird bewußt oder unbewußt weniger Technikverständnis zugestanden und sie werden weniger offensiv in den MINT Fächern gefördert. Projekte wie das Ada Lovelace Projekt (https://ada-lovelace.de/) sind da leider noch zu wenig bekannt.
Würdet ihr da zustimmen oder seht ihr das ganz anders?

Ja, da würde ich zustimmen. In der Schule wurden wir teilweise getrennt von den Jungs in naturwissenschaftlichen Fächern unterrichtet. Weil Mädchen da angeblich einen anderen Zugang haben. Das hat die Unterschiede, wenn sie überhaupt da waren, nur verstärkt. Auch darüber hinaus hatte ich immer das Gefühl, dass sowas nichts für mich ist, quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung. Ich weiß nicht, ob ich mich sonst mehr für Naturwissenschaften interessiert hätte, aber mir hat das schon immer Spaß gemacht. Für Informatik hätte ich mich bestimmt interessiert.

Aber es gibt wahrscheinlich viele Gründe, warum das Genre so männerdominiert ist. Bei mir, dass mich die Bücher nicht ansprechen. Darüber hinaus bestimmt auch, dass die nicht-Männer, die SF schreiben, weniger Chancen bekommen und anders behandelt werden. Die Erfahrung von cis Frauen und nichtbinären Menschen und trans Menschen ist da bestimmt nochmal anders, das möchte ich nicht auf eine Stufe stellen. Aber insgesamt ist das Genre sehr männerlastig und eigentlich müsste es das nicht sein.

Jen

Mal ganz von meiner Geschlechtsidentität abgesehen existiert auch dieses Stigma gegen Selfpublishing, das es quasi unmöglich macht, für solche Preise nominiert zu werden. (Schreibe SF als Dystopie)
Guilty feet have got no rhythm.

Zit

Zitat von: Wildfee am 09. September 2021, 20:15:38
Unabhängig von den bisher genannten Aspekten (vielen, vielen Dank dafür!) habe ich die These, dass ein Grund für einen geringeren Autorinnenanteil in der SF in der Schulbildung liegen könnte.
Mädchen wird bewußt oder unbewußt weniger Technikverständnis zugestanden und sie werden weniger offensiv in den MINT Fächern gefördert. Projekte wie das Ada Lovelace Projekt (https://ada-lovelace.de/) sind da leider noch zu wenig bekannt.
Würdet ihr da zustimmen oder seht ihr das ganz anders?

Ich sehe hier zwei Probleme: Dass SF auf Hard-SF reduziert wird (als wäre Fantasy nur High Fantasy) und all die anderen Spielarten und Schwerpunkte außen vor lässt – gleichzeitig andere Spielarten aber auch abwertet, und dann natürlich noch doppelt zutritt, wenn man als Pro-Argument für "Warum kaum Frauen in der SF?" sagt: Ist ja klar, Mädchen/ Frauen sind zu doof/ werden kleingehalten/ doof gemacht. Heißt nicht, dass ich die Frage blöd finde. Patriachale Strukturen außerhalb der SF haben natürlich grundlegenden Einfluss auf die SF. An dem Punkt drehen wir uns aber im Kreis.

Ich habe ein interessantes Video von Florent Farges auf youTube gesehen, in dem er die Frage stellt/ infrage stellt, warum Weiße Monochrome für so viel Geld verkauft werden (können) (Video auf Englisch). Früher oder später kommt natürlich die Frage auf: "Was ist Kunst?" Und für Weiße Monochrome hält er eine Definition von George Dickie für besonders wichtig (ca. ab 5:10): "Ein Kunstwerk ist 1) ein Gegenstand/ Produkt 2) dem der Status eines "Kandidaten für Anerkennung" verliehen wurde durch eine Person oder durch Personen, die im Auftrage von Institutionen (die Kunstwelt) handeln." Was soviel heißt: Ein Gegenstand wird dann zur Kunst, wenn ein Mitglied der Kunstwelt es für würdig erachtet/ zum Kunstwerk erklärt. Was Kunst ist, definiert sich also darüber, dass man als (Kunst)Schaffender den "Inner Circle" becircen kann.
Soviel dazu. Der Zusammenhang zur SF: So wie Literaturkritiker innerhalb ihrer Blase/ ihres Circles bestimmen, was Literatur ist und was nicht, so bestimmen die, die Teil der SF-Szene sind, was SF ist. Kreisschluss zurück zu den patriachalen Strukturen innerhalb der SF-Szene, und Kreisschluss zurück zum Gatekeeping innerhalb der SF-Szene, das sagt, dass Frauen kaum SF schreiben/ kein SF schreiben können und damit natürlich Recht behält, weil die (überwiegend cis-dude-geprägte Hard-) SF-Szene bestimmt, was SF-Szene ist. :omn:

Über all das kann ich mich als Frau aufregen. Oder mir sagen, dass es auch Gruppen außerhalb der cis-dudigen Hard-SF-Szene gibt und mir das Eierschaukeln, das dort veranstaltet wird, am Poppes vorbeigeht. Ich schreibe SF, weil es schon immer da war und ich mit Sachen wie Adolars Phantastische Abenteuer oder Red Planet aufwuchs. (Alle älteren TiZis gähnen jetzt vielleicht müde weil sie schon mit Raumpatrouille Orion starteten. ;D Zu meiner Verteidigung: Das ist eine West-Serie und ich bin nunmal in den Ruinen der DDR groß geworden.) In gewisser Form treibt SF ja den Sense of Wonder (oder eher: "Desire for Wonder") noch weiter als es Fantasy tut. Mein Problem war aber ein paar Jahre lang, dass wir in unserer realen Welt unseren Planeten nie verlassen werden können. Wir kommen vielleicht mit Ach und Krach bis zum Mars bevor hier alles verödet. Aber schon durch unser eigenes Sonnensystem zu reisen wie in Cowboy Bebop, The Expanse oder Alien oder darüber hinaus wie in Star Trek, Altered Carbon oder Die wandernde Erde – lol, nope. Wir werden auf diesem Planeten wie in Bladerunner jämmerlich versauern (vermutlich sogar sprichwörtlich wie buchstäblich). Das hat mich lange blockiert. Genauso wie das ganze wissenschaftliche Gedöns dahinter (nicht, dass ich der Wissenschaft abgeneigt bin, aber mein Hirn hat einfach, besonders mathematische, Grenzen) mich abschreckte. Jetzt schreibe ich halt SF, die auf der Erde spielt, in denen sich Menschen in virtuellen Realitäten verlieren und bei der mich mehr zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Fragen umtreiben als wissenschaftliche.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Mindi

Zitat von: Mondfräulein am 09. September 2021, 20:49:48
Ja, da würde ich zustimmen. In der Schule wurden wir teilweise getrennt von den Jungs in naturwissenschaftlichen Fächern unterrichtet. Weil Mädchen da angeblich einen anderen Zugang haben. Das hat die Unterschiede, wenn sie überhaupt da waren, nur verstärkt. Auch darüber hinaus hatte ich immer das Gefühl, dass sowas nichts für mich ist, quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung. Ich weiß nicht, ob ich mich sonst mehr für Naturwissenschaften interessiert hätte, aber mir hat das schon immer Spaß gemacht. Für Informatik hätte ich mich bestimmt interessiert.

Wow, das gibt es heutzutage? Das finde ich heftig. Bei uns gab es so etwas nicht, da wäre auch niemand auf die Idee gekommen. Allgemein hatte ich bei mir in der Familie nie den Eindruck, als würde Frauen irgendeinen Beruf nicht leisten können. Wenn dann waren Frauen eher bei körperlich ungünstiger Arbeit nicht vertreten, wie auf dem Bau, aber in Technik schon.
Ich frage mich gerade, ob das wieder so ein Unterschied zwischen der ehemaligen DDR und der damaligen BRD ist? Viele Frauen in der DDR haben technische Berufe gelernt und auch studiert. Klar, nicht jede, aber es war, soweit ich das beurteilen kann, nicht ungewöhnlich.

Ich könnte nicht sagen, dass ich SF nicht mag. Es gibt etliche Teilbereiche der SF die ich total interessant finde. Es gibt andererseits viele Bücher, Themen und vermutlich auch Autoren, die mich nicht interessieren. Aber das ist in der Fantasy genauso. Auch da mag ich nicht alles, nur weil es im Grunde Fantasy ist. SF hat mehr Themen als Raumschiffe und andere Planeten. Ich mag Städte, ich mag auch Städte auf anderen Planeten.

Irgendwie schreibe ich selbst auch SF und ärgere mich ab und zu, dass ich so wenig Ahnung von Informatik habe. Was doof ist, wenn man auf die eigentliche Welt Cyberpunk draufkleben würde und VR großes Thema ist.

(Mit Zit überschnitten)
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Soly

Ich habe das Gefühl, das sind jetzt mehrere Fragen auf einmal.
Warum sind Frauen in der SciFi so unterrepräsentiert?
Warum sind nonbinäre Personen in der SciFi so unterrepräsentiert?
Warum mögen wir persönlich SciFi (nicht) lesen und schreiben?

Die ersteren beiden Fragen sind zu komplex, als dass ich mir dazu jetzt eine distinkte Meinung anmaßen möchte; ich finde aber die These, dass die klischeehaften Fähigkeiten in MatNat-Fächern eine Rolle spielen, zumindest bedenkenswert. Ich habe meine ganze Schullaufbahn über vermittelt bekommen, dass ich in solchen Fächern gut bin, deshalb habe ich auch jetzt keine Berührungsängste, sie in Fiktion einzuflechten.

Ich muss auch ertappt feststellen, dass ich bei "Science Fiction" nur an die Hard Science Fiction mit Raumschiffen, fremden Planeten und kiloweise Techno-Babbel denke. Mir persönlich gefällt das nicht gut, ich mag aber sehr gerne Geschichten, die SciFi und Fantasy vermischen - dass man also bis zu einem gewissen Punkt sieht, inwiefern die Elemente von realer Technik und Wissenschaft ausgehen, es sich irgendwann aber nicht mehr mit den bekannten Naturgesetzen durcherklären lässt. Und wenn es nur die Annahme eines mystischen lebendigen Energiefeldes ist, das zu den Bewohnern einer Galaxis spricht.

Ich hätte zur Frage, warum nonbinäre Personen in der SciFi unterrepräsentiert sind, ebenfalls eine Theorie, von der ich nicht einschätzen kann, wie zutreffend sie ist:
Ich zumindest benutze meine Fantasy-Romane immer auch ein Stück weit für meinen eigenen Eskapismus; dort kann ich eine Welt erschaffen, in der jede*r sein kann, was er*sie halt ist, ohne es erklären oder sich rechtfertigen zu müssen und ohne gelabelt zu werden. In einem SciFi-Setting würde aber meinem Gefühl nach eher passieren, dass alles mögliche erst recht gelabelt und bis ins Detail erklärt und ergründet werden muss, inklusive Geschlechtsidentitäten.
Wo Fantasy die Möglichkeit gibt, das ganze Thema einfach mal sein zu lassen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, bringt SciFi den Druck, es erst recht bis aufs Blut zu durchdenken, und das ist etwas, was mich definitiv davon wegtreibt.
Seht ihr das auch so? Ist das nachvollziehbar oder doof?
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Mondfräulein

Das ganze Thema weckt in mir den Wunsch, es doch mal mit dem Genre zu probieren, zumindest als Leserin. Vielleicht könnte man im Buchempfehlungsboard einen Thread machen, in dem jeder Bücher empfehlen kann, die sich besonders für Einsteiger*innen des Genres eignen? Das ist bestimmt auch für andere Genres hilfreich, quasi "ich will es mit dem Genre probieren, das und das schreckt mich immer ab, was könnt ihr mir empfehlen?". Macht das Sinn?

Zitat von: Solmorn am 09. September 2021, 22:06:40
Ich hätte zur Frage, warum nonbinäre Personen in der SciFi unterrepräsentiert sind, ebenfalls eine Theorie, von der ich nicht einschätzen kann, wie zutreffend sie ist:
Ich zumindest benutze meine Fantasy-Romane immer auch ein Stück weit für meinen eigenen Eskapismus; dort kann ich eine Welt erschaffen, in der jede*r sein kann, was er*sie halt ist, ohne es erklären oder sich rechtfertigen zu müssen und ohne gelabelt zu werden. In einem SciFi-Setting würde aber meinem Gefühl nach eher passieren, dass alles mögliche erst recht gelabelt und bis ins Detail erklärt und ergründet werden muss, inklusive Geschlechtsidentitäten.
Wo Fantasy die Möglichkeit gibt, das ganze Thema einfach mal sein zu lassen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, bringt SciFi den Druck, es erst recht bis aufs Blut zu durchdenken, und das ist etwas, was mich definitiv davon wegtreibt.
Seht ihr das auch so? Ist das nachvollziehbar oder doof?

Ich bin cis und kann deshalb nichts dazu sagen, ob sich das auf die Repräsentation nichtbinärer Menschen im Genre auswirkt, aber ich kann deinen Gedankengang nachvollziehen. Mein Eindruck vom Genre ist auch, dass vieles sehr wissenschaftlich durcherklärt wird und das auch ein Stück weit erwartet wird. Ich erinnere mich, von interessanten und inklusiven Konzepten bezüglich Gender gelesen zu haben, die Leute in SF eingebaut haben, nicht nur einmal, sondern immer mal wieder. Die Erklärungen wirkten dann zum einen aber immer recht biologisch, zum anderen bezogen sie sich oft auf Aliens und das Trope vom Queer Alien gibt es ja auch und wird kritisiert. Insofern: ich habe echt keine Ahnung, aber ich fände es interessant, mal zu recherchieren, wie diese Art der Repräsentation von nichtbinären Menschen tatsächlich empfunden wird.

Darüber hinaus ist dieses Durcherklären von Details aber auch etwas, das mich oft abschreckt. Ich glaube, die meisten Geschichten profitieren davon, wenn es Dinge gibt, die man eben nicht weiß und nicht verstehen kann. An Star Trek fand ich zum Beispiel die Folgen mit Q immer am coolsten, weil er so ein großes Rätsel war und mir das den Eindruck gab, dass es eben im Universum immer noch Dinge geben wird, die man nicht verstehen kann.

Frostschimmer

Grundsätzlich mag ich SF, aber viele der Werke sind wirklich unfassbar sexistisch, das geht schon bei der Kleidung los. Spätestens dann, wenn ich wieder einmal eine lächerlich vollbusige Dame in knappsten Lumpen, gerne auch aus Metall, sehe, kann ich nur noch die Augen verdrehen. Ich denke aber, dass einige eben genau diese Assoziationen mit dem Genre haben und es daher vielleicht meiden?

Oft sind solche Werke auch total oberflächlich, haben einfach keine richtige Story oder sind von absolut lächerlichem Humor durchzogen.

Es gibt aber auch wirklich gute SF, ich habe schon als Kind total gerne Star Trek: Voyager geguckt und mag es bis heute, obwohl auch da teilweise ziemlich platter Humor drin ist.

Ich schreibe selbst seit Jahren Fanfiction im Star Wars Bereich (falls das als SF durchgeht) und hatte da noch nie den Eindruck, dass Männer überrepräsentiert sind. Bei Star Wars sind die weiblichen Charaktere aber generell nicht einfach schmückendes Beiwerk, sondern sind auch selbst aktiv.

Bei SF spielt natürlich auch immer Technologie mit rein, je nach Setting auch sehr ausführlich. Selbst bei Fanfiction bedeutet das massiven Rechercheaufwand, gute Physikkenntnisse sind auch nicht verkehrt.

Zur Frage, warum ich sowas gerne schreibe: Primär macht es Spaß und solche Settings geben viel her. Auch bei Dystopie-Settings spielt das ja gerne mit rein, zum Beispiel bei Panem. Ich denke, wenn man das Genre SF ein bisschen weiter fasst, wird man merken, dass es da auch einige Autorinnen gibt, die das bedienen.


Eluin

Zitat von: Mindi am 09. September 2021, 21:58:58
Zitat von: Mondfräulein am 09. September 2021, 20:49:48
Ja, da würde ich zustimmen. In der Schule wurden wir teilweise getrennt von den Jungs in naturwissenschaftlichen Fächern unterrichtet. Weil Mädchen da angeblich einen anderen Zugang haben. Das hat die Unterschiede, wenn sie überhaupt da waren, nur verstärkt. Auch darüber hinaus hatte ich immer das Gefühl, dass sowas nichts für mich ist, quasi eine selbsterfüllende Prophezeiung. Ich weiß nicht, ob ich mich sonst mehr für Naturwissenschaften interessiert hätte, aber mir hat das schon immer Spaß gemacht. Für Informatik hätte ich mich bestimmt interessiert.

Wow, das gibt es heutzutage? Das finde ich heftig. Bei uns gab es so etwas nicht, da wäre auch niemand auf die Idee gekommen. Allgemein hatte ich bei mir in der Familie nie den Eindruck, als würde Frauen irgendeinen Beruf nicht leisten können. Wenn dann waren Frauen eher bei körperlich ungünstiger Arbeit nicht vertreten, wie auf dem Bau, aber in Technik schon.
So habe ich es auch in meiner Familie erlebt. Bei uns gab es auch keine Trennung in der Schule, auch wenn manche Lehrer Vorurteile hatten. Oft haben aber wir Mädels den Unterricht in Naturwissenschaften "geführt" - passt das Wort? - sprich wir waren aktiver.
Meine Schwester ist Mathematikerin und arbeitet im Bereich e-Mobilität, ich bin Biologin (und hatte überlegt parallel Chemie zu studieren und es nur wegen der Doppelbelastung gelassen) und Softwareentwicklerin. Aber ja, gerade in der Softwareentwicklung gibt es nicht gerade viele Frauen. Warum wüsste ich auch gerne.

Ich liebe Technik und Naturwissenschaften und bin mit SF - vor allem Star Trek - aufgewachsen. Wobei ich SF-Serien durch meine Mutter und meine Tanten kennengelernt habe (keine Ahnung, was die Herren in meiner Familie da geguckt oder gelesen haben).
SF habe ich außer Dystopien zwar immer noch nicht viel Fertiges (= Rohfassungen) in der Schublade, das liegt schlicht daran, dass ich mich im Fantasybereich bislang leichter austoben konnte. Da ich mich mittlerweile aber auch problemlos an Steampunk (höherer Recherche Aufwand) traue, wird SF (hier will ich noch präziser sein) auch bald nachziehen. Von Krimis (noch mehr Planung und Ähnliches; ich bin und bleibe Bauchschreiber) lasse ich aufgrund dieses Perfektionismus aber vermutlich noch sehr lange die Finger, falls ich überhaupt jemals einen schreibe.

Bei mir hat es also schlicht mit dem gefühlten Aufwand für mich zu tun und worauf ich gerade Lust habe. Dystopien sind mein Steckenpferd und da lasse ich auch oft Biologie und Informatik mit einfließen. Weltraum-SF habe ich mehrere Kurzgeschichten geschrieben und angefangene Romane (die werden auch noch beendet, im Moment brauche ich mehr Zeit).

Schade fand ich vor allem die Erlebnisse auf einer SF-Convention (Perry Rhodan war vorherschendes Thema; habe ich nie gelesen), wo sehr deutlich bei den Herren (40+ vom Alter) anklang, dass Frauen keine SF können würden. Wir (@L. F. Montemunion @Cel und andere aus der Schreibgruppe) haben uns da schöne Diskussionen geliefert. Ein Fazit warum diese Gedanken da sind gab es nicht. Ich bleibe trotzdem dabei SF zu schreiben.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Volker

Zitat von: Eluin am 10. September 2021, 04:30:21
Schade fand ich vor allem die Erlebnisse auf einer SF-Convention (Perry Rhodan war vorherschendes Thema; habe ich nie gelesen), wo sehr deutlich bei den Herren (40+ vom Alter) anklang, dass Frauen keine SF können würden.
Da waren die aber sehr beschränkt. Ich bin ja auch im selben Alter (cis50+) - und für mich gehören Ursula K. Le Guin, Anne McCaffrey, Andre Norton, C.J.Cherry und andere zu den Klassikern der SF, die man gelesen haben und kennen muss. Wer die unterschlägt, der tut das dann vermutlich auch mit Asimov, Lem, Foster und anderen.

Aber jetzt wo ich mich erinnere: es gibt da im SFCD- und Rhodan-Umfeld eine Ecke, die nur in ihrer eigenen, kleinen, abgeschotteten Pfütze der frühen deutschen SF 'runpaddelt und so beim Stand der 1970er aufgehört hat sich neues anzuschauen. Was ich für SF-Fans sehr schade finde - weil sie je eigentlich neues sucht. Ich wenn ich mal so 'drüber nachdenke: mir fallen kaum Bücher oder Serien ein, bei denen es keine starken Frauenfiguren gibt. Gut, frühe Perry Rhodans vielleicht... (womit sich der Zirkel schließt)

Eluin

Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

AlpakaAlex

Also ich bin ein genderfluides Demigirl und SciFi und ich ist so eine Sache. Nach meinen ersten zwei "großen" (das eine hatte gerade mal 35k) Schreibprojekten habe ich erst einmal Fanfiction geschrieben und zwar zwei Digimon Tamers Fanfictions, die gemeinsam über 500k Wörter kommen. Dabei hatte gerade die zweite einen starken Cyberpunk und "We all live inside a simulation" Einschlag.

Cyberpunk hat mich als Genre auch immer schon fasziniert. Ich habe es bisher nur außerhalb dieser beiden Fanfictions nicht geschrieben. Vornehmlich, weil ich ein wenig zögerlich bin, da Cyberpunk als Genre auch voll bis zum geht nicht mehr mit anti-asiatischen Tropes ist. (Das Problem war bei einer Fanfiction, die in Japan spielt, weniger ausgeprägt.) Allerdings habe ich ein paar Post-Cyberpunk Kurzgeschichten geschrieben.

Aktuell hat mich das Genre Solarpunk auch ziemlich gepackt. Da würde ich gerne etwas drin schreiben. Allerdings weiß ich auch, dass mein Solarpunk deutlich phantastischer wäre, als SciFi-mäßig. Sprich: Natürlich gibt es futuristische Technologien, aber auf jeden Fall auch Magie und diese Dinge.

Dennoch fühle ich mich letzten Endes in der Fantasy, im speziellen  der Urban Fantasy, einfach am wohlsten. Da kann ich besser über die Themen schreiben, die mir dahingehend am Herzen liegen.

Ich habe ein paar Plotbunnies für Cyberpunk (größtenteils Novellen) und ich habe auch einen Plotbunny für eine Solarpunk-Geschichte, aber mal sehen, ob ich die schreiben werde ^^"
 

springcrow

Ich hab eine Lieblings Star Trek Buchreihe (Das Q Kontinuum) welches an GTN anschließt. Ich mag auch Douglas Adams und grundsätzlich, wenn sehr die Charaktere und die Handlung im Vordergrund stehen. SciFi ist gerne mal sehr technikverliebt... klar, darum geht es ja. Aber wenn die Beschreibung zu sehr ins Detail geht, ist meine Aufmerksamkeit weg, dann skippe ich Seiten, oder lege es ganz weg. Ist man hingegen technikbegeistert und versteht etwas davon, sind solche Werke sicher der reine Genuss. Da mag man jetzt mehr Männer finden, auf die das zutrifft, darüber lässt sich streiten. Selber schreiben würde ich SciFi aus dem einen Grund nicht, weil ich mich absolut nicht mit Technik auskenne und mich unwohl dabei fühle, wenn ich genau weiß, der erste Techniker, der das Buch in die Hand nimmt, zerreisst mich in der Luft. Also gute SCiFi lese ich gern, aber selber schreiben, davor schrecke ich zurück. Klar, kann man vieles auch nachlesen, aber das würde mich wahrscheinlich schnell langweilen. Ob meine mangelnde Technikbegeisterung am Geschlecht liegt... glaube ich nicht. Ich kenne technikaffine Frauen und Mädchen, die wohl ihre helle Freude an techniklastigen Büchern hätten, ich gehöre nur einfach nicht dazu.

Amber

Zitat von: Maja am 09. September 2021, 20:32:08
Zitat von: Wildfee am 09. September 2021, 20:15:38
Zitat von: Maja am 09. September 2021, 17:27:00
Ich bin nichtbinär, und ich würde sagen, die Sichtbarkeit nichtbinärer Autor*innen liegt, egal in welchem Genre man sich bewegt, bei Null. Deswegen finde ich die Fragestellung etwas unglücklich - gerade weil ich mich nicht als Frau fühle oder definiere, bin ich mit "Frauen/NB" als homogener Außenseitergruppe nicht so glücklich.
Wie hätte ich mich ausdrücken sollen, damit du dich inkludiert fühlst? Ich bin da (noch) etwas ratlos und mir fehlt eine Hilfestellung um solche unbeabsichtigten Fettnäpfchen zu vermeiden. Danke!
Wenn es gezielt um die Frage geht, warum die Wahrnehmung von Frauen in der Science Fiction so niedrig ist, möchte ich mich gar nicht inkludiert fühlen. :) Ist nicht bös gemeint, aber das sind einfach Äpfel und Birnen - das eine betrifft grob die Hälfte der Bevölkerung, das andere eine doch ziemlich kleine Minderheit, die auch in keinem anderen Bereich des Lebens, geschweige denn der Literatur, wahrgenommen wird. Da verwässert es die Fragestellung, wenn man um jeden Preis die Nichtbinären in die Fragestellung miteinbeziehen muss.

Ich vermute allerdings, dass bei den meisten Lesenden leider noch gar nicht angekommen ist, dass du nicht-binär bist, weil dein Name weiblich klingt. Insofern hängt die Außenwahrnehmung deiner Werke meines Erachtens durchaus mit der Wahrnehmung von Autorinnen zusammen.

Die Motivation, dieses oder jenes zu schreiben ist natürlich noch mal etwas anderes, das in erster Linie von einem selbst ausgeht.

Amber

Zitat von: Wildfee am 09. September 2021, 20:15:38
Unabhängig von den bisher genannten Aspekten (vielen, vielen Dank dafür!) habe ich die These, dass ein Grund für einen geringeren Autorinnenanteil in der SF in der Schulbildung liegen könnte.
Mädchen wird bewußt oder unbewußt weniger Technikverständnis zugestanden und sie werden weniger offensiv in den MINT Fächern gefördert. Projekte wie das Ada Lovelace Projekt (https://ada-lovelace.de/) sind da leider noch zu wenig bekannt.
Würdet ihr da zustimmen oder seht ihr das ganz anders?

Edit: hat sich mit Klecks überschnitten

Ich stimme dir hier zu, Wildfee. Der Frauenanteil in den sogenannten MINT-Fächern ist immer noch nicht sonderlich hoch.
Schwierig finde ich die Denke, dass man zwingend technische oder naturwissenschaftliche Vorbildung bräuchte, um SF zu schreiben. Oder die Annahme, die mir öfter begegnet ist, dass "Hard SF" irgendwie echter/besser sei als "Soft SF".

Ich persönlich kann mit "Hard SF" nicht wirklich was anfangen ... überspitzt formuliert: wenn ich eine technische Bedienungsanleitung lesen will, dann mache ich das.

Es schreiben ja auch Leute sehr gute historische Romane, die keine Historiker*innen sind.