@Solmorn Das mit dem Taggen merke ich mir, danke für den Hinweis.
Ich verstehe deinen Ansatz, und auch ich bin kein Freund von Internet-Bashing oder ähnlichem. Aber der Aussage, dass wir nicht über andere Personen urteilen
können und
sollen, muss ich wirklich widersprechen.
Können: Gerade das Schreiben und das Ausformulieren von Fantasien ist doch eine Form der Ausdrucksweise, die extrem viel über jemanden verrät. Sei es über das Weltbild, das man vertritt, Werte, die einem wichtig sind oder über das Empathievermögen beim Umgang mit menschlichen Figuren - das sind alles Dinge, die man in sein Schreiben einfließen lässt. Dazu kommt ferner, dass nicht nur Textauszüge gepostet wurden, sondern dass
@Wintersturm auch viel über sich selbst gesprochen hat (Thema "Leichenberge lassen mich kalt" zum Beispiel, oder seine Reaktionen auf die Trigger-Hinweise). Natürlich kenne ich ihn nicht persönlich, aber das wirft ja auch eine andere Frage auf, denn
ab wann kann man überhaupt über jemanden urteilen? Kann ich jemals über jemanden urteilen, wenn ich ihn nur über das Internet kenne? Wie viele Stunden muss ich mit ihm verbacht haben? Letzten Endes kann man natürlich nie wirklich ein objektives Urteil fällen, weil man nichts so betrachten kann, wie es wirklich "ist", aber genau deswegen nehme ich eben das, was ich hier, in diesem Thread, kriege. Ganz abgesehen davon, dass
@Wintersturm mir ja gerne widersprechen kann.
Sollen: Jetzt kann man natürlich sagen, dass es mir ja egal sein kann, was jemand anderes denkt und schreibt, denn schließlich ist das seine Sache, aber das sehe ich grundlegend anders. Kritik ist wichtig, wenn Menschen sich schlecht verhalten, und scharfe Kritik erst recht, denn sonst kann man sie zu leicht abtun. Wenn Klimademonstranten nicht überspitzen würden, und mit teilweise harten Begriffen wie "Weltuntergang" oder "Korruption" in Richtung der Politik argumentieren würden, würde sich die Politik dann so sehr dafür interessieren? Würde sich etwas an der Geschlechterungerechtigkeit unserer Gesellschaft ändern, wenn Mittel wie das Gendern, was sich für viele sehr drastisch anfühlt, nicht eingeführt werden würden? Wenn ich einem Kohlelobbyisten Egoismus oder einem Massentierhaltungslobbyisten eine unethische Einstellung vorwerfe, ist das dann schlecht und steht mir nicht zu?
Ich glaube, dass eine gewisse Härte und auch Überspitzung in der Kritik nötig ist, und sei sie noch so unbequem und manchmal persönlich, denn nur dann hat sie die Möglichkeit, etwas zu bewirken.
Es geht bei diesem "Urteil" schließlich gar nicht nur um
@Wintersturm selbst, sondern um viel prinzipiellere Dinge. Wie gehe ich eigentlich als Autor mit Dingen um, von denen ich nichts aus eigener Erfahrung weiß? Wenn ich nie Erfahrungen mit (sexueller) Gewalt gemacht haben musste oder unter keinen Traumata leide, wie kann ich das so darstellen, dass es der Sache gerecht wird? Das sind Fragen, die man sich als Autor stellen muss, und dabei darf man sich nicht hinter dem fadenscheinigen Argument verstecken, dass es einem darum ginge, etwas wie Krieg in all seiner Schrecklichkeit darzustellen. Denn wenn man das tatsächlich möchte, dann muss man das realistisch tun, dabei erzählerisch geschickt bleiben, und darf sich eben nicht in einer Orgie aus Gewaltfantasien ergehen.
Und zuletzt: Ob
@Wintersturm auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was ich über seine Empathie geschrieben habe, ist ihm überlassen. Ich bin nur jemand, den er nicht kennt und der ihn nicht kennt, und dementsprechend egal kann es ihm auch sein, was ich schreibe. Schön fände ich es trotzdem, wenn das alles für ihn nicht nur leere Worte wären.