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Weiterschreiben mit oder ohne Kritik für das bereits geschriebene?

Begonnen von Einsamer Falke, 11. September 2012, 20:15:08

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Sven

Zitat von: Feuertraum am 13. September 2012, 09:20:43
Ich schreibe ja für den (Entschuldigung) "gemeinen" Leser, der sich "nur" unterhalten lassen will, nicht für den Autoren.

So halte ich es auch. Meine Betaleser haben alle nichts mit Schreiben am Hut, aber sie kennen sich in "ihrem" Genre aus. Das ist mir viel wichtiger.
Man sollte aber nicht zu früh mit seinem Script "vor die Tür gehen". Mein Ratschlag wäre, das Buch fertig zu schreiben, es zu überarbeiten und erst dann an die Testleser zu verteilen. Schon alleine, um sie nicht mit unfertigen Texten zuzumüllen. Es macht halt keinen Spaß etwas zu lesen, von dem man weiß, dass es noch nicht fertig ist.
Beste Grüße,
Sven

Thaliope

Freunde, die selbst nicht schreiben, wissen oft nicht, was diese Rückmeldung für einen bedeuten würde. Viele haben bei dem Angebot, es zu lesen, erstmal nur ihr eigenes Interesse an dem Text im Kopf und können vielleicht gar nicht nachempfinden, wie wichtig das Feedback für den Autor ist.
Das ist bei selbst schreibenden Betas natürlich anders.

Andererseits sind Betaleser, die selbst nicht schreiben, in gewisser Weise unvoreingenommener. Sie achten nicht auf das Handwerk, sondern auf die Wirkung - und manchmal funktionieren ja auch Texte, obwohl Regeln gebrochen werden. Das kann bei Schreibern, die sich selbst sehr stark mit dem Handwerk auseinandergesetzt haben, manchmal außer Acht fallen.

Deshalb fände ich eine gemischte Betalesergruppe optimal :)

@Tika: Ach, du schreibst mir aus der Seele. Eigentlich bräuchte ich auch Rückmeldung und Feedback, aber wenn ich den Text zu früh aus der Hand gebe bzw. so lange an den ersten Kapiteln rumfeile (und sie neu schreibe und umschmeiße und verwerfe), werde ich nie mit irgendwas fertig. Deshalb hab ich mir - nach der letzten Rumheulerei - vorgenommen, das Buch mindestens bis zur Hälfte oder zwei Dritteln fertigzuschreiben, und mir dann Feedback zu holen. Aber diesmal will ich vorher einigermaßen genau planen, damit ich mich nicht unterwegs verrenne. Soweit die Theorie :)

Avery

Ich habe es früher so gehandhabt, meinen ersten Roman immer partweise an meine Beta-Freundin weiterzureichen, die auch selber schreibt. Dabei gab es für mich zwei Probleme:

1) Als Autor entwickelt man zwangsläufig eine ganz eigene Leseweise. So kann ich z.B. manche Bücher nicht mehr zum Vergnügen lesen, weil mir der Stil einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Von anderen hingegen werden diese Bücher sehr gemocht, da der Inhalt unterhaltsam ist und flüssig gelesen werden kann.
Nach wie vor brauche ich auch jemanden, der meinen Stil nach Faux-Pas durchschaut, aber noch wichtiger sind die, die auf die Gesamtwirkung achten und sich einfach berieseln lassen wollen.

2) Durch das Partweise weiterreichen habe ich mich völlig in meinem Text verstrickt. Anstatt den Roman zu Ende zu schreiben, habe ich immer wieder Szenenweise von Vorne angefangen, um diese Szenen "perfekt" zu machen. Das Ende vom Lied: Der Roman ist bis heute nicht komplett fertig.


Aus diesen Gründen habe ich mich für mein neues Projekt dagegen entschieden, es wieder in Szenen an nur eine Betaleserin zu schicken. Jetzt wird erst einmal der First Draft geschrieben und auch wenn ich an einigen Ecken Zweifel habe, geht es erst an einen Betakreis heraus, sobald es wirklich fertig ist.
Für mich ist das eine Herausforderung. Denn mir geht es ganz genauso wie dir: Mich nervt es, wenn noch etwas nicht perfekt ist. Und ich habe den schrecklichen Drang, es sofort zu überarbeiten, bis ich es perfekt finde. Dabei blockiert es mich unterm Strich mehr als alles andere und ich könnte täglich doppelt so viel schaffen, wenn ich diese Blockade einfach überwinden würde.
Ich glaube, das muss man aber einfach mit der Zeit lernen und vielleicht konnte ich dir mit meinen Erfahrungen weiterhelfen. Versuch von dem Drang loszulassen und das Ganze erst einmal zu beenden :) Und dann such dir einen gemischten Betaleserkreis aus Autoren und Genre-Lesern, die mit den Texten etwas anfangen können.

Tika

Zitat von: Feuertraum am 13. September 2012, 09:20:43
Das mag ich so nicht unterschreiben. Ich schreibe ja für den (Entschuldigung) "gemeinen" Leser, der sich "nur" unterhalten lassen will, nicht für den Autoren.
Ansonsten dürfte das WWW auch nur von Webdesignern und -programmieren benutzt werden... ;)

Ich selber bin auch eher ein Anhänger jener Autoren, die ein Kapitel schreiben und es so lange überarbeiten, bis es sitzt. Die ganze Geschichte zu schreiben und erst dann zu redigieren, das wäre nicht mein Weg. Ich bin (leider) nicht der Typ, der eine Autobahn von Hamburg nach München bauen und diese dann unbeirrt mit dem Auto langfahre. Zwischendurch bekomme ich Ideen, irgendwie abbiegen zu wollen. Womit dann die ganze Arbeit für die Katz wäre.
Aber: dies ist meine Strategie. Und die muss ja nicht für jeden die richtige sein...

Hmm, und das wiederum, kann ich so nicht unterschreiben, denn der "gemeine Leser" muss die fachlichen Kniffe eines Autors nicht unbedingt erkennen, die ihn "nur" unterhalten.

pink_paulchen hat da allerdings noch einen Gedanken angebracht, für den durchaus viel spricht, denn der Entwicklungsstand eines Romans könnte auch ausschlaggebend sein.

Grey

Zitat von: Ryadne am 11. September 2012, 20:31:20
Bevor du die Flinte ins Korn wirfst, warum suchst du nicht hier oder auf entsprechenden Websites einen Testleser? Da kannst du dir ja ziemlich sicher sein, eine Rückmeldung zu bekommen. Oder geht das nicht, wenn man auf "inaktiv" geschaltet wurde?  ???


Tatsächlich können weder Inaktive, noch Neulinge Themen im Betaleseboard eröffnen. Wir wollen so sicherstellen, dass diesen Service nur Mitglieder nutzen können, die sich tatsächlich aktiv im Forum einbringen und auch was zurückgeben.

Einsamer Falke

@Avery:

Ja, das Problem habe ich auch, ich schreibe nun seit ich 15 bin an der Geschichte (Bin jetzt bald 23). Inzwischen hat es mit der ursprünglichen Idee gar nicht  mehr so viel gemeinsam (außer dem immer wieder kehrenden Helden und einigen anderen Charakteren).
Ganze Völker wurden teilweise ersetzt (ursprünglich waren die Bösen die Orks, inzwischen habe ich hier ein eigenes Volk, genauso wie ich die Elfen durch die anatomisch vollkommen anders gebauten Alben ersetzt habe (Sie haben nur den Namensursprung und ihre ungefähre Rolle gemein).

@Grey:

Gut zu wissen. Hoffe ich komme irgendwann aus dem inaktiven Status wieder raus, bin da nur reingeraten wegen meiner Schaffenskrise, die mich ein wenig das Interesse am Thema verlieren gelassen hat. Ich weiss, ist keine Entschuldigung.  :pfanne:

Mein Plan sieht jetzt so aus, dass ich erstmal die Geschichte fertig schreibe nach dem Konzept, dass ich hier liegen habe. Dann lasse ich nochmal gegenlesen (vielleicht kann ich dann hier ja auch wieder ins Betaleseboard  :bittebittebitte: ) und korrigiere eventuelle Stellen. Dann lese ich selbst nochmal gegen und wenn ich dann zufrieden bin, ... nun, dann wird das Schicksal zeigen was geschieht. Ich spiele mit dem Gedanken, mir einfach mal so 5 Exemplare bei einer Onlinedruckerei zu bestellen und diese an hilfreiche Betaleser zu verschenken.
Dann krieg ich vielleicht nochmal ein klein wenig Feedback wie sich das ganze so in Buchform ließt, und ein Exemplar werd ich mir selbst sowieso als "Trophäe" aufbewahren. ;D

Gruß
Eric

Godfather

Zunächst vorweg, ich habe ein ähnliches Problem wie Einsamer Falke in http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,10897.15.html und bin mir nicht sicher, ob es hier gut ankommt, meine Themtaik in meinem Thread zu besprechen.

Vielleicht einfach zu meinem Problem, welches schlußendlich auch ausschlaggebend war, mich hier anzumelden:

Ich habe vor ca. 9 Jahren die Idee zu meiner Geschichte gehabt und habe sie erst einmal nur "skizziert". Irgendwann habe ich dann angefangen zu schreiben. Meine Geschichte unterteilt sich in 4 nicht abgeschlossene Bereiche, die wiederum (vom ersten Teil hochgerechnet) jeweils ca. 220 Seiten im Taschenbuchformat haben werden.

Anfangs ließ ich es schludern, doch je mehr ich geschrieben habe, desto überzeugter wurde ich von meiner Idee und meiner Geschichte. So begab es sich vor ca. 2 1/2 Jahren, dass ich während eines Essens mit Freunden über die Idee sprach. Ich wähle die Gesprächspartner mit bedacht und es waren schon die Freunde, die ich zum zuverlässigsten Kreis zähle. Als ich fertig war, waren alle begeistert und spontan bot sich eine Freundin an, den ersten Teil (der zu dem Zeitpunkt noch nicht fertig war) Probe zu lesen. Wir vereinbarten, dass ich mich mit den fehlenden Kapiteln beeile und sie parallel lese.

Gesagt, getan. Hab ihr die Geschichte dann in gedruckter Form zum Lesen gegeben und sie begann. Doch von Anfang an stockte die Rückmeldung...es hieß immer nur, dass sie erst lese, sich Notizen mache und mir dann entsprechende Rückmeldung gäbe.
Ca. 3 Monate später war Teil 1 fertig und lag ihr vor.

Und dann habe ich den größten Fehler gemacht, den ich machen konnte: Ich habe meinen Schreibfluß abgerissen, um mich zuerst auf Teil 1 und die Nachbearbeitung konzentrieren zu können.

Doch die Rückmeldung blieb aus. Immer nur Ausreden und Verweise, dass es gerade stressig sei. Also wartete ich. Und während ich wartete verfiel ich in eine Art Schreibstarre. Schreiben wurde immer uninteressanter und der Glaube an die Idee wurde immer seichter. Als dann endlich vor ca. einem Jahr eine Rückmeldung kam, fiel die in der Form aus:

Sie: "Hab mir das mal durchgelesen, an eingen Stellen unverständlich"
Ich: "An welchen, kannst Du mir die Notizen mal zeigen?"
Sie: "Notizen, habe ich nicht gemacht, habs erstmal nur durchgelesen"
Ich: "Kannst Du mir denn ein paar Stellen nennen?"
Sie: "Nein, ich wusste nicht, dass Du es so ausführlich haben wolltest. Ich lese mir es nochmal durch"

Und dann ging meine Geschichte wieder von dannen. Der zweite große Fehler in diesem Zusammenhang. Ich hätte sie einfach bei mir halten sollen. Wie dem auch sei - eine Rückmeldung blieb diesmal gänzlich aus.

Jetzt stehe ich hier mit meiner Mindmap, die schon weit vorgreifend und fast abschließend ist, mit meinem fertigen Ende in meinem Kopf (ich habe sogar schon eine Vorstellung, wie dieses verfilmt aussehen könnte...verrückt) und bin maßlos von meiner Bekannten enttäuscht. Und nicht nur das - ich gebe nun ihr die Schuld daran, dass ich nicht mehr weiterschreiben will...und das ist nicht richtig.

Ich finde im Moment einfach den Dreh nicht mehr...ich will meine geschichte weiterschreiben, meine Protagonisten rufen mich förmlich an und lassen mich nachts nicht schlafen. Aber sobald ich mich an den PC setze schaltet sich ein unterbewusstes Gefühl ein, wie eine Art Schutzmechanismus gegen erneute Enttäuschung.

Ich komme einfach nicht weiter und das lässt mich stark verzweifeln.

Wie kann man diesen Zustand durchbrechen?

Für Anregungen bin ich wirklich sehr dankbar.

Grüße

Patrick

rogoberlin

Hallo,

habe mir eben deinen Beitrag durchgelesen und kann dir einfach nur meine Meinung dazu sagen.

Ich habe meiner damaligen Ex meinen ersten Entwurf vom ersten Kapitel meiner Geschichte gegeben, weil sie es unbedingt lesen wollte. Was Blödsinn im Nachhinein war, denn das was ich schrieb, war und ist nicht ihr Genre gewesen. Dann kam von ihr gar nichts mehr und ich habe es dabei beruhen lassen. Ich kenne dein Gefühl sehr gut.

Jedoch habe ich weiter geschrieben, wenigstens eine Weile lang. Das solltest du auch tun.

Fazit:
Man sollte sich schon eine Person aussuchen, die halt z.B. deine Fantasygeschichte lesen möchte, weil sie auch sonst Fantasygeschichten liest.


Ich denke, ich würde nie mehr wieder vorab, egal wem, meine Geschichte bis sie nicht fertig ist, zeigen oder lesen lassen. (wenn dann doch, dann jeweils nur von einer Person die selber schreibt) Selbst bei Anfragen von Freunden oder Bekannten, ob ich wieder etwas schreibe, beantworte ich diese mit einem freundlichen ja und gehe dann nicht weiter mehr drauf ein. Meiner Meinung nach fahre ich so am besten und man konzentriert sich viel mehr auf das wesentliche. Auf seine Geschichte.

Lieben Gruss aus Berlin, wo es gerade wie aus Eimern regnet...Roy




Maja

Ich habe den Thread mal verschoben (und den vom einsemen Falken gleich mit). Das Board "Autoren helfen Autoren" ist nicht für jedes Problem gedacht, dem ein Autor so begegnen kann, sondern nur für Stellen, wo der Plot hakt und die anderen ihre Phantasie anschmeißen, um die Szene erfolgreich zu lösen. Weil das hier zwei ähnlich geartete Nicht-Plot-Probleme sind, füge ich sie jetzt zu einem Thread zusammen. Entschuldigt die Verwirrung.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Runaway

Zitat von: Godfather am 06. Oktober 2012, 15:22:35
Jetzt stehe ich hier mit meiner Mindmap, die schon weit vorgreifend und fast abschließend ist, mit meinem fertigen Ende in meinem Kopf (ich habe sogar schon eine Vorstellung, wie dieses verfilmt aussehen könnte...verrückt) und bin maßlos von meiner Bekannten enttäuscht. Und nicht nur das - ich gebe nun ihr die Schuld daran, dass ich nicht mehr weiterschreiben will...und das ist nicht richtig.
Ich verstehe aber, daß du ihr die Schuld gibst, und das ist von dieser Warte aus nicht mal falsch, denn ihre ausbleibende Kritik HAT dich geblockt.
Warum? Weil es nichts tödlicheres für uns Autoren gibt, als das Gefühl zu haben, "für nix" zu schreiben bzw. umsonst. Dann macht es einfach keinen Spaß.
Solange wir in unserem stillen Kämmerlein bleiben, ist es gut. Du bist aber rausgegangen und hast es jemandem gezeigt. Das war motivierend. Das ist es nicht mehr, weil deine Bekannte dir unabsichtlich vermittelt, daß du umsonst schreibst bzw. es nicht interessant ist.
Ich meinerseits bin aus meinem stillen Kämmerlein gekommen und versuche zu veröffentlichen - solange das nicht klappt, hab ich auch immer wieder Phasen, wo ich mir denke: Toll, wozu mach ich das eigentlich alles?!

An dir nagen unbewußt Zweifel und jemand, der nicht schreibt, kann sich gar nicht vorstellen, was er mit einem solchen "Hinhalteverhalten" beim Schreiberling anrichtet. Das zeigt sie auch sehr deutlich mit Äußerungen wie "ich wußte nicht, daß du es so ausführlich haben wolltest".
Die meisten Leute haben schlichtweg gar keine Ahnung, wieviel Arbeit Schreiben ist und wie man dabei helfen kann und daß das auch Arbeit macht.
Es gibt einfach nur sehr, sehr wenige Leser, die einem wirklich helfen können.

Und genau so einen solltest du dir jetzt suchen, da schließe ich mich rogoberlin an. Such dir wen anders. Du bist noch zu neu, um hier eine Betalesersuche eröffnen zu können, aber vielleicht haben die Mods nix dagegen, wenn du jetzt in diesem Thread suchst. Denn hier im Forum gibt's viele tolle Leute, die gute Betaleser abgeben. *nickt wissend in alle möglichen Richtungen :) *

Sei da ruhig rigoros. Projiziere ruhig deinen Frust auf deine Bekannte. Schieb ihr bewußt die Schuld für deine Blockade in die Schuhe, aber nur für dich insgeheim. Und dann such dir jemand Neuen, der dir hilft.
Ich bitte auch immer wieder nur Leute, meine Sachen zu lesen, von denen ich weiß, daß ich mit ihrem Feedback was anfangen kann. Wer mir entweder unberechtigte Subjektivität aufdrückt (ich hatte da mal eine Single-Freundin, die nuuuur an meinen Lovestorys rumgemeckert hat) oder immer nur sagt "schön. weiter so", der hilft mir nicht und das auch garantiert nur einmal.

Insofern kann ich sagen, daß man solches Verhalten nicht auf sich und seine Geschichte projizieren muß und darf, denn das lähmt. Projizier das auf die Leute. Und mach weiter :)

Godfather

#25
Jetzt musste ich mich erstmal sammeln und den Thread suchen.

Entschuldigung, dass ich an der falschen Stelle gepostet habe...zum Glück hatte ich vor dem senden nochmal alles kopiert - es lebe die Gewohnheit :)

Hallo rogoberlin,

danke erstmal für die Info. Wenns doch nur so einfach wäre :)

Abe rich habe meiner Partnerin heute erst einmal einen Auftrag erteilt: Als absehbar war, dass ich im Forum Mitglied würde, habe ich besagte Bekannte dezent darauf hingewiesen, dass sie mir das Script wiedergebe. Und da sich meine Partnerin heute mit ihr trifft, habe ich Hoffnung.

Ich glaube, das ist erstmal der erste Schritt, der aber notwendig ist, um dami "abschließen" zu können.

Ich muss ehrlich sagen, ich habe das Gefühl, dass die Kerze ausgegangen ist und es im Moment zu windig ist, das Feuer wieder zu entfachen. Aber ich bin guter Dinge, da ich merke, dass es mir gut tut, hier zumindest schon einmal zu lesen.

Nur diese Enttäuschung. Ich habe tatsächlich letztens zum allerersten Mal davon gehört, dass es BETA-Leser gibt. Sie war so etwas für mich und hat ja auch Interesse - entweder geheuchelt  oder tatsächlich gehabt. Wie gesagt, ich wähle mit Bedacht, wem ich was zeiuge...meine Familie wäre der allerletzte Anlaufpunkt für Aktionen derer gleichen. Es ist mehr oder weniger eine Arbeiterfmailie und Schreiben ist keine Arbeit (mein Hauptberuf in der It im Übrigen auch nicht). Und da besagte Bekannte mich förmlich mehrfach gebeten hat, habe ich nicht nein gesagt. Es wäre halt ihr Genre und die Kpomplexität - die sie ja in zwei Sätzen bemängelt hat - mag sie eigentlich auch.

Um so schlimmer ist das Gefühl bis heute - ich fühle mich man kann schon fast sagen - entwürdigt: Sie hat die Geschichte, die bisher schon einen Umfang hat der das eine oder andere reguläre Buch übersteigt, keiner drei Sätze gewürdigt.

Ich habe letztens die Geschichte nach einem Jahr zum ersten Mal wieder in Händen gehalten und angefangen Korrektur zu lesen...aber es ist für mich sehr schwer sich davon zu erholen.

Vielleicht brauche ich einfach nur mal eine Anlaufstelle, wo ich mich hemmungslos "ausheulen" kann...

EDIT:


@Dani
vielen Dank auch für Deine Sichtweise. Naja..Du kannst Dir vorstellen, dass ich jetzt noch zurückhaltender bin, was Testleser angeht :)

Aber der Gedanke, ihr guten Wissens die Schuld zu geben und zu wissen, dass es anderen auch so geht, ist schonmal aufbauend (was nicht meint, dass die Schreibblockade anderer Autoren aufbauend ist).

Da meine Geschichte halt ziemlich komplex wird, habe ich die Angst, dass mir die Basis wegbricht, wenn ich weiterschreibe - oder dass es so uninteressant ist, dass ich meinen Plot etwas umgestalten muss. Dieses Gefühl "Ich schreibe für nix und wieder nix" erklärt genau meine Situation. Und von daher habe ich natürlich die helfende Hand gerne gereicht.

Da ich genau weiß, wie ich mich fühle, habe ich einer anderen Bekannten angeboten ihre Geschichte zuverlässig Probezulesen - denn diese hat nur Mutter Probe lesen lassen und äußere Einflüsse wären hilfreich gewesen. Aber hier war genau das andere Extrem: Die Angst vor Ideendiebstahl. Was ich wiederum auch verstehen kann. Also gerade weil es sich ja bei Betalesern um Autoren handelt ist natürlich die Gefahr da bei halbfertigen Geschichten, dass man das Steuer aus der Hand gibt und andere weiterfahren. Vielleicht kannst Du mir in diese richtung auch noch ein paar beruhigende Worte spendieren.

@Einsamer Falke - ich hoffe, Du fühlst Dich nicht durch meine Beiträge "geentert". Hatte nen eigenen Thread, wurde zusammengelegt. Aber unsere Probleme sind ja recht identisch, daher können wir beide denke ich mal von den Beiträgen profitieren.

Luciel

#26
@ Godfather

Als ich deinen letzten Beitrag las, kam mir sofort der Gedanke, dass es bei dir im Moment gar nicht um deinen Roman geht, sondern um die Frau. Kurz gesagt transportierst du deine negativen Gefühle für die Frau auf deinen Roman. Zudem nutzt du ihn, um zu sagen: schau(t) her, es geht mir nicht gut.
Ich denke daher, du solltest das zunächst wieder voneinander trennen, vielleicht ist der Roman zu sehr mit ihr verwoben. Ich habe mal einen Roman als Gemeinschafts-Projekt mit einem Mann begonnen, aber später haben wir uns zerstritten. Es fühlte sich seltsam an, diesen Roman nun alleine weiter zu schreiben und ich habe ihn dann deswegen gefragt. Er sagte, er sehe den Roman als mein Werk an und "schenke" ihn mir quasi. Das hat mir sehr gut getan und wenn ich danach für seinen Prota schrieb, dachte ich immer daran, wie er war, als wir noch eng befreundet waren.

Ich kann dir nicht sagen, wie du deinen Roman von der Frau löst, denn ich kenne euch nicht. Vielleicht solltest du eine Figur in deinem Roman mit ihren Charakterzügen ausstatten - wirkt manchmal Wunder für die Geschichte, wenn man sich dabei eigenen Frust vom Leib schreiben kann.

Ganz im Allgemeinen würde ich keine unfertige Geschichte zum Lesen abgeben. Das käme mir vor wie ein Koch, der den Teig probieren lässt und wissen will, wie der Kuchen schmeckt ...
Ich muss erst selbst das Gefühl haben, da ist was fertig.

@ Einsamer Falke
Wenn du selbst das Gefühl hast, dass mit einem Kapitel was nicht stimmt, kann dieses Gefühl eigentlich nicht dadurch besser werden, dass irgendwer anders sagt: Das Kapitel ist doch gut. (Freunde neigen ja dazu, sowas zu sagen und meinen damit: naja, für Tolkien wäre es schlecht geschrieben, aber für meinen Freund ist es doch ganz o.k.)
Ich würde mir aber nicht so viele Gedanken machen, gleich zu Anfang. Einfach erst mal schreiben, Material sammeln. Viele Geschichten innerhalb des Romans ergeben sich ganz ungeplant beim Schreiben. Vielleicht solltest du dir einfach mehr Raum geben, dem inneren Zensor sagen, er soll die Füße still halten, bis der Roman als solcher gewachsen ist.
Man sollte einfach ausprobieren, was einem beim Schreiben gut tut, denn das ist bei jedem Autor ein wenig anders.

rogoberlin

Huhu godfather,

erstens: höre nicht auf andere oder jedem, der fester Meinung ist was du da schreibst ist nicht gut oder ist keinerlei Beachtung Wert.
zweitens: sei mal Stolz auf das was du bis jetzt zustande gebracht hast. Schreiben ist ein Talent, das kann nicht jeder, glaube mir.
drittens: Findest du das was du bisher geschrieben hast, selber gut? Begeistert es dich persönlich ? Ja ? Dann ist es gut. Das zählt.

Dein Zitat:
Ich muss ehrlich sagen, ich habe das Gefühl, dass die Kerze ausgegangen ist und es im Moment zu windig ist, das Feuer wieder zu entfachen. Aber ich bin guter Dinge, da ich merke, dass es mir gut tut, hier zumindest schon einmal zu lesen.

Du das Gefühl kenne ich nur zu gut, wenn es auch schon etwas länger her ist. Bis zu den Augenblick als eine Kurzgeschichte von mir veröffentlicht wurde. Ich zeigte natürlich die Ausgabe herum, und alle in meinen Umfeld waren begeistert. Mach weiter, hörte ich nur. Du hast Talent. Hast du wenigstens Geld damit verdient? Was, du hast nichts bekommen? Na toll, dann hätte ich die Geschichte nicht veröffentlicht. usw...usw.

Irgendwie ist das an mir abgeprallt. lass die mal reden. Klar, habe ich mich gefreut. Aber das war eine versteckte Freude. Ich kann eh nicht gut mit Lob umgehen. Ist nun mal so.

Weisst du was ich dir damit sagen will ? Man kann es vielleicht wirklich drauf haben, aber zweifelt dennoch an sich !!!


Dein Zitat:
Um so schlimmer ist das Gefühl bis heute - ich fühle mich man kann schon fast sagen - entwürdigt: Sie hat die Geschichte, die bisher schon einen Umfang hat der das eine oder andere reguläre Buch übersteigt, keiner drei Sätze gewürdigt.

Also das ist Blödsinn, und ich denke das weisst du tief in dir auch. Wenn eine Person meine Geschichte, um in deinen Worten zu bleiben, nicht würdigt, wäre mir das so ziemlich total egal. Das hat keinen Wert und keine Aussage in sich.

Und vor allem eines:
Macht es dir Spass zu schreiben ? Fühlst du dich gut dabei ? Dann hast du für dich schon einen grossen Vorsprung gewonnen. Denn darum geht es ja eigentlich. Alle grossen Autoren, oder zumindest die, die ich lese, haben sich nicht hingesetzt um berühmt und erfolgreich zu werden. Sie haben geschrieben, weil sie es liebten zu schreiben. Und den meisten ist es nicht erspart geblieben, massig Absagen zu sammeln. Heute reissen sich alle um sie.

Ich weiss ja nicht wo deine Ambitionen hinführen, aber habe spass an den Welten und Geschichten die du für Dich schreibst und erfindest. Darin kann der Stoff stecken, den eines Tages viele lesen wollen. Wer weiss ?

So, ich hoffe, ich konnte dir damit etwas helfen. Schliesslich bist du hier nicht alleine. Hier sind viele unterschiedliche Autoren für andere da. Darum geht es ja.

Lieben Gruss aus Berlin ....von Roy





Godfather

Hallo zusammen,

ich glaube in der Tat, mich in diesem Forum zu bewerben, war seit langer Zeit mal wieder etwas wirklich gutes. Kam mir zwar ein wenig seltsam vor, weil ich ja nun kaum etwas vorzuweisen habe, außer meinen Gedichten und Ideen, aber so langsam läufts an.

Ich habe mich gerade tatsächlich hingesetzt und meine Kapitel zu überarbeiten begonnen. Das ist mehr, als ich in den letzten Monaten durch Eigendisziplinierung hinbekommen habe :D

Also @Luciel...ich muss Dir da entscheidend widersprechen (soweit ich es verstanden habe). Erstmal hätte es auch der Postbote sein können, der sich aufgedrängt hätte, um die Geschichte zu lesen...und ich hätte die gleiche Schreibblockade, da ich es als unausgesprochene Geringschätzung gewertet hätte. Ich stimme Dir allerdings zu, dass die Tatsache, dass es eine vermeintlich zuverlässige Freundin war (und ich möchte hier betonen, dass Freundin tatsächlich auf rein platonischer Ebene gemeint ist) hat die ganze Sache multipliziert: Wenn schon jemand, dessen Meinung Du schätzt, sich Dir gegenüber nicht äußern will, dann muss Dein Werk grausam sein.

das es nicht so ist, davon bin ich überzeugt. Ich bekomme oft zu hören, wie gut ich Gedanken und Gefühle in Worte fassen kann...daher traue ich mir zu, etwas Gutes zustande zu bringen...diese Blockade hat auch keinerlei Basis. Meine Partnerin hat lange versucht, mit mir darüber zu reden und mir Mut zugesprochen. Aber eine innere Stimme hat sich Stur gestellt. Und gleichzeitig habe ich diese distanzierte Haltung gegenüber der bekannten eingenommen. Mein Fehler war obendrein, dass ich zu stolz war, meine Geschichte von ihr zurückzufordern...denn irgendwie hätte das meinerseits eine Geringschätzung ihr gegenüber bedeutet. Doch heute wird sich das hoffentlich ändern, sie ist informiert, dass sie mir die Geschichte zurückzugeben hat...und diese Entscheidung hätte ich nicht ohne dieses Forum getroffen.

Bezüglich des Probelesens stimme ich auch zu, keine halben Sachen abzugeben. Doch wie bereits erwähnt ist meine geschichte thematisch in 4 Abschnitte unterteilt. Und Abschnitt 1 ist fertig - wenn man so will, die Vorstellung aller Hauptcharaktere und ein Ausblick auf die Thematik. Daher ist es für mich i.O. gewesen.

@Roy
Ja, das kommt mir alles bekannt vor...bei uns stand eine Beförderung zum Gruppenleite an...und alle sagten: Bewirb Dich (was ich eh vorhatte). Als ich dann aber sagte, dass di eStelle zwar mit mehr Verwantwortung und Personalführung, aber nicht mit einer Gehaltserhöhung verbunden sei, konnte keiner fassen, dass ich mir das antun wollte...Bin es dann letzten Endes ganz knapp mit einem lachenden und einem weinenden Auge nicht geworden. Obwohl im Nachhinein betrachtet das weinende Auge die Gefühlslage sogar ein Stück intensiver ausdrückt. Aber das ist eine andere Geschichte.

das Ärgerliche an der Kerze war, dass sie auf Hochtouren brannte. Und die richtige Person als "Betaleser" hätte damals wahrscheinlich dazu geführt, dass ich heute zumindest einen nahezu fertigen Roman in Händen hielte...aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Das meine Geschichte vielleicht hier und dort noch geschliffen werden muss steht ausser Frage, jedoch ist sie nicht schlecht, davon bin ich in der Tat überzeugt.

und die Motivation dahinter...man kann schon fast sagen, ich sei ein Fantast und Weltverbesserer. Ich habe schon einige Geschichten gelesen und gesehen, die ähnlich der meinen sind...aber halt nur ähnlich. In mir regt sich dann immer Widerstand und eine Stimme sagt: "Nein, so erzählt ihr das falsch, die Wahrheit ist doch eine ganz andere". Ich denke, ich schreibe, weil ich zum einen an das große ganze galube, an das sagenumwobene kollektive Bewusstsein, und dass jeder Mensch einen Stück des Schlüssels zu einer Antwort, deren Frage wir noch nicht kennen, bereithält.

Liebe Grüße und noch einmal Dank für den Zuspruch...das hilft wirklich. Das, und ergänzend dazu tolle Musik :)

Patrick

Debbie

@Godfather (netter Nick, übrigens  ;)):

Du solltest weder mit dir, noch mit deiner Bekannten zur hart ins Gericht gehen, wegen dieser Sache. Dani hat recht: Schreiben ist harte Arbeit - aber richtiges Beta-Lesen auch! Mitunter kriegt sie die Arbeit an deinem Manuskript tatsächlich nicht unter - ist mir auch schon passiert - und die "Zeitausrede" ist garkeine Ausrede. Oder sie weiß garnicht, wie sie das anfangen soll. Oder sie mag deinen Schreibstil nicht - oder das Thema interessiert sie nicht wirklich - und sie traut sich nicht, es dir zu sagen.

Aber selbst, wenn es sich um den schlimmsten Fall handelt, und sie entweder deinen Stil oder die Story nicht mag, was heißt das schon? Ich mag bei den meisten Stephen King Romanen den Schluss nicht, finde Dan Brown's Schreibstil sehr "einfach" (obwohl ich seine Geschichten mag), fand die Charaktere in den Hunger Games nur mäßig interessant, etc.. Die Meinung eines Einzelnen kann (und sollte) nicht repräsentativ sein!

Insofern rate ich dir zu Folgendem:

- Gib das Manuskript mehreren Leuten (Beta-Lesern), wenn du ein repräsentatives Feedback haben möchtest. Leuten, die sich für die Thematik auch wirklich interessieren!
- Schreib, schreib, schreib! Denk nicht drüber nach, schreib einfach! Nur du, der Autor, deine Charaktere und deine Story. Alles andere ist im Grunde völlig unwichtig. Du magst die Geschichte? Dann schreib sie - für dich! Wenn es später Leute gibt, die deine Geschichte genauso mögen - oder wenigstens überhaupt mögen - gut. Wenn nicht: auch gut! Von der Meinung anderer darf man sich beim Schreiben nicht zu sehr abhängig machen. Geschmäcker sind verschieden!
- Sei immer selbstkritisch gegenüber deinem eigenen Geschreibsel: Ganz oft ist die Geschichte vielleicht wirklich genial, aber zum Schreiben gehört mehr, als eine grandiose Idee. Kreativität ist ein Teil, den kann man nicht lernen - oder nur bedingt. Das Schreiben ist wiederum ein Handwerk, dass sich größtenteils erlernen lässt! Und das man unbedingt auch erlenen sollte, wenn man es ernst meint.
- Arbeite immer weiter an deinem Stil, verbessere dich selbst, fang immer wieder neu an (wenn es sein muss), bis du selbst zufrieden bist und weißt, du hast deiner Geschichte mit deiner Wortwahl und deinem Stil die bestmögliche Form gegeben.

Edit: Für die Musik gibt's hier ein paar sehr exquisite Threads!