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NO-GO's - Was nicht (mehr) in einen guten Roman gehört

Begonnen von Debbie, 05. März 2012, 15:30:29

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Aphelion

#15
Zitat von: Melenis am 05. März 2012, 17:33:00
Und da reicht es auch nicht aus, zu sagen, die Familie der Person wurde abgeschlachtet. Welcher normale Mensch würde dann sagen: Gut, dann bringe ich halt auch Leute um. Niemand, genau! Ein Mord am Mörder der Familie - okay - aber doch bitte nicht wahllos irgendwelche Menschen töten, das ist ja nicht mal logisch  :pfanne:
Es mag für dich nicht logisch sein, aber du bist hoffentlich auch psychisch einigermaßen intakt. Zumindest dahingehend, keine anderen Menschen zu töten. ;) Du darfst deshalb nicht deine eigenen Maßstäbe anlegen, wenn es um *wirklich* gestörte Menschen geht.
Psychopathen z.B. sind nicht oder kaum zu Empathie fähig. Das kann man sich als halbwegs normaler Mensch kaum vorstellen. Ein südamerikanischer Serientäter brachte mindestens 100, mutmaßlich mehr, Jungen um. Das ist ein prominenteres Beispiel der jüngeren Zeit, aber leider auch nicht das einzige. Nicht in der Fiktion, sondern in der Realität. Da ist es egal, wie unlogisch das für dich persönlich ist. Denn diesen Fehler darf man umgekehrt auch nicht machen (ich meine jetzt nicht dich persönlich, sondern auch wieder in Büchern): Das eigene Weltbild zum Nonplusultra erheben. Ist aber auch wieder eine Frage der Recherche, finde ich.

Aber ich mag platte Standard-Traumatisierte auch nicht. Zumal sie tatsächlich gestörte Menschen irgendwie entwürdigen.

Silvia

#16
Da fallen mir doch gleich wieder diverse Sachen ein  ;D

- Superlative schon im Klappentext (die blutjunge, wunderschöne, kluge XXX, die zusammen mit dem starken, unglaublich gutaussehenden Krieger YYY mal wieder die Welt rettet)
- Leute, die im Prolog unter dramatischen Umständen sterben und im weiteren Text von Null Wichtigkeit sind
- Prologe an sich (mag die nicht ^^)
- ich MUSS NICHT in jedem Buch eine Lovestory haben! Gebt mir mehr Abenteuer oder Freundschaft oder Feindschaft und lasst die Liebelei notfalls nebenher laufen, aber bitte nicht in jedem Buch den Aufhänger geben. Das langweilt mich!
- den unbedarften (unfähigen, naiven) Bauernjungen, der am Ende mit Schwert X oder Kaffelöffel Y die Welt rettet ...
- Charaktere mit blumigen, extra fremdklingenden Namen, über die man beim Lesen ständig rüberstolpert und denen man deshalb einfach nicht durch die Geschichte folgen mag, auch wenn die vielleicht interessant wäre (dieser Kvothe z.B., an den Namen komme ich nicht ran)
-zu viel Action am laufenden Band, keine ruhigen, tieferen Momente.
- Bösewichter, die dem Helden am Ende im Showdown lang und breit ihren Plan erklären, statt ihn einfach zu köpfen und sich an ihrem Sieg zu freuen, bevor der Held ihn wie üblich zunichte macht *ggg* Einmal mit Profibösewichten arbeiten!
- Text, dem man ansieht, dass er plotoptimiert wurde. Wo wirklich jedes Wort, jeder Absatz rausgestrichen wurde, der das rasende Tempo ein bißchen bremsen könnte und gleichzeitig die langsamen, stillen Charaktermomente und Erlebnisse dazwischen fehlen.

Melenis

Zitat von: Aphelion am 05. März 2012, 17:47:08
Es mag für dich nicht logisch sein, aber du bist hoffentlich auch psychisch einigermaßen intakt. Zumindest dahingehend, keine anderen Menschen zu töten. ;) Du darfst deshalb nicht deine eigenen Maßstäbe anlegen, wenn es um *wirklich* gestörte Menschen geht.
Psychopathen z.B. sind nicht oder kaum zu Empathie fähig. Das kann man sich als halbwegs normaler Mensch kaum vorstellen. Ein südamerikanischer Serientäter brachte mindestens 100, mutmaßlich mehr, Jungen um. Nicht in der Fiktion, sondern in der Realität. Da ist es egal, wie unlogisch das für dich persönlich ist. Denn diesen Fehler darf man umgekehrt auch nicht machen (ich meine jetzt nicht dich persönlich, sondern auch wieder in Büchern): Das eigene Weltbild zum Nonplusultra erheben. Ist aber auch wieder eine Frage der Recherche, finde ich.

Aber ich mag platte Standard-Traumatisierte auch nicht. Zumal sie tatsächlich gestörte Menschen irgendwie entwürdigen.


Ja, das ist natürlich was anderes. Bei psychisch gestörten Menschen gilt wohl auch das Logik-Argument weitest gehend nicht. Aber das ändert nichts an der Tatsache, das ich das nicht lesen möchte :) Es ist traurig genug, dass es sowas in der realen Welt gibt, sowas muss ich nicht noch lesen. Vorallem möchte ich mich ehrlich gesagt in so einen Menschen auch nicht hineinversetzen und mitfühlen. Da verstehe ich den Autor auch nicht - was bezweckt er mit so einer Figur? Möchte er Aufmerksamkeit (durch Medien, was weiß ich), oder möchte er uns so einen Menschen wirklich näherbringen? Ich hoffe eher, dass er auf die Schlagzeilen aus ist.
Es gibt nämlich noch etwas, was ich sehr ungern lese: Verherrlichende Gewalt. Es kann funktionieren, wenn die Figur dazu stimmt und der Plot so etwas zulässt, aber nicht zum Selbstzweck. Gewalt ist nämlich nicht immer eine Lösung :D

Ary

Zitat-zu viel Action am laufenden Band, keine ruhigen, tieferen Momente.

Lustig - genau das wurde mir im Lektorat angekreidet: "Da musst du kürzen, das ist zu viel heile Welt, das ist zu viel Ruhiges.". Öh. Ja. Dabei wollte ich meinen Helden da  eine Atempause gönnen und mit ihnen eben auch dem Leser, auch, um zu zeigen, wie die Protagonisten leben, wenn sie gerade nicht dabei sind, ihr Volk zu retten.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Steffi

#19
@Silvia: ich geb dir grundsätzlich Recht, aber ausgerechnet den Namen Kvothe finde ich besonders schön  :wolke:

Was ich, sowohl in Büchern als auch in Filmen und Serien nicht mehr ab kann ist die junge Kriegerin/Polizistin/FBI-Agentin, die den Job nur ergriffen hat, weil a) ihr Vater ein Cop war oder b) ihre Mutter einem grausamen Verbrechen zum Opfer fiel oder c) beides zusammen. Leute, kann nicht mal eine Frau kriegerisch sein und Kriminalität bekämpfen einfach weil sie es möchte?

Was ich auch total über hab, sind lang und breit geschilderte prophezeiende Träume. Neil Gaiman, ich vergöttere dich, aber selbst bei dir fängt es langsam an mich zu nerven.
Sic parvis magna

Erdbeere

Danke für das tolle Thema!

Viele Dinge wurden ja bereits genannt, dennoch muss ich meinen Senf dazu geben.

Mary Sues und Gary Stus finde ich mittlerweile nur noch lächerlich. Die/Der Prota ist supertoll, kann alles, lernt Neues extrem schnell, nebenbei gewinnt sie die Miss Universe Wahl und rettet während der After-Show Party die Welt vom bösen Oberschurken, weil sich per Zufall das Goldkettchen, welches sie nach dem ach so tragischen Tod ihrer leiblichen Mutter bekommen hatte, als einzige Waffe gegen das Böse erweist. Uah.
Figuren sollen Ecke und Kanten haben, Macken, schlechte Angewohnheiten und Höhen und Tiefen. So.
Im Gegensatz zu den Mary Sues kann ich auch keine platten, lahmen und antriebslosen Figuren ausstehen. Denen möchte ich jedesmal am liebsten einen Tritt geben, damit sie einmal selber etwas machen und sich nicht nur durch den Plot schwemmen lassen.

Logikfehler oder "Bitte was??!" - zuletzt ging es mir so bei Oliver Plaschkas Die Magier von Montparnasse. Der Stoff an sich ist wirklich gut, ich mochte die meisten der Figuren und das Setting passt ebenfalls. Nur spätestens in der Mitte des Buches wird alles ziemlich wirr, unlogisch, seltsam und nimmt so krude Wendungen, dass ich gegen Ende nur noch den Kopf geschüttelt habe und froh war, dass das Buch fertig war.
Auch toll: Figur ist verwundet, leidet ein Kapitel lang und dann ist die Wunde wie durch ein Wunder verheilt. Innerhalb weniger Stunden.

Der liebe Zufall und seine Auswüchse mag ich auch überhaupt nicht. Ich habe meinen Plot in die Ecke gefahren und mein Prota sieht sich 1000 Gegnern gegenüber - was tun? Oh, zufälligerweise kommt genau in diesem Augenblick der rettende Drache angeflogen. Wie toll, ein Ausweg!
Ich muss über die diversen Nebenhandlungen mitverfolgen können, wie und wohin sich die einzelnen Figuren bewegen. Ist es absehbar, dass sie einander bald begegnen? Zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Kein Problem, solange es nicht an den Haaren herbeigezogen ist und nur zum Zweck dient, den Prota aus einer misslichen Lage zu befreien, aus der er selber nicht mehr herausgekommen wäre.

Elend lange, blumige, überbordende Beschreibungen und Einführungen, die sich garantiert über mehrere Seiten hinweg ziehen. Da denk ich mir immer: "Okay, ich wusste nach drei Sätzen über das Setting Bescheid, komm endlich zum Punkt!".

Vampire (besonders die Lover-Typen, wenn möglich glitzernd erhältlich und bitte schön laaaahm und verweichlicht), Werwölfe und Elfen. Geht.gar.nicht. Schmachtschinken für Teeniemädchen. Geht.gar.nicht.

Und zum Schluss, weil mir nichts mehr einfällt: unaussprechbare Namen. Fhrinir sha'i Ktu'urmnz -> um Bruce Willis in Fifth Element zu zitieren: "Gibt's davon auch 'ne Kurzform?"

Runaway

Zitat von: Melenis am 05. März 2012, 17:54:35
Bei psychisch gestörten Menschen gilt wohl auch das Logik-Argument weitest gehend nicht.

Da verstehe ich den Autor auch nicht - was bezweckt er mit so einer Figur? Möchte er Aufmerksamkeit (durch Medien, was weiß ich), oder möchte er uns so einen Menschen wirklich näherbringen?
Das kann ich dir aus erster Hand erklären, Melenis: Ich schaue dabei über den Tellerrand. Ich möchte Dinge zeigen, die es gibt - gern auch unbequeme Dinge.
Mal überlegen - ich habe einen Vergewaltiger und Serienmörder, eine Serienmörderin mit multipler Persönlichkeit, einen paranoid Schizophrenen und einen Soziopathen, der eine ganze Familie ausgelöscht hat. Um jetzt mal die Extrembeispiele zu nennen.
Und wenn ich mal von mir ausgehe, was den Konsum solcher Meldungen in den Nachrichten angeht - ich hinterfrage das immer. Ich will wissen: Warum tun Menschen schlimme Dinge? Was bewegt sie dazu? Was ist im Kopf von jemandem los, der Stimmen hört oder der noch eine andere Person in sich stecken hat? Was geht in jemandem vor, der Freude am Quälen hat? Der nichts empfindet, wenn er mordet?
Für mich gibt's da in der Literatur eine bestehende Lücke. Die wenigsten Autoren ergründen das bis in die Tiefe - spontan fällt mir überhaupt nur einer ein, der mich damit überzeugt hätte.
Aber ich will sowas wissen. Mich fasziniert, was es alles gibt.
Eine meiner Betas hat sich letztens schon Gedanken um meine eigene psychische Gesundheit gemacht, denn wie komm ich wohl auf sowas?? (Liebe Grüße an der Stelle ;D ) - Neugier. Ich will es verstehen. Mir reicht es nicht, zu sehen, daß es das gibt und dann reflexhaft "Iiih wie furchtbar!" zu schreien.
Denn das tun verdammt noch mal schon viele! Das ist leicht.
Nicht leicht ist es, mal zu versuchen, aus der Perspektive einer solchen Person zu schreiben. Und da halte ich es mit meiner Heldin: Solange ich das noch schlimm und schwierig finde, ist alles okay.

Oder ein anderes, aber nicht minder extremes Beispiel: Einer meiner Thriller dreht sich um zwei Schwestern, denen es erging wie Natascha Kampusch, indem sie jahrelang in einen Keller gesperrt wurden.
Ja, warum zum Teufel muß ich so eine Geschichte erzählen?
Um Fragen zu beantworten. Ich hab damals den Fall Natascha Kampusch verfolgt und mit Staunen und Entsetzen gleichermaßen erfahren, daß Leute ihr die Schuld dafür gegeben haben, nicht schon früher geflohen zu sein. Nicht schon früher versucht zu haben, der Situation zu entkommen (was ja nicht mal stimmt). Dann wurde gleich aufs Stockholm-Syndrom verwiesen und ihr überhaupt alles Mögliche an Teilschuld in die Schuhe geschoben.
Mir stellen sich die Haare auf!
Und schon war in meinem Kopf die Idee geboren, auch mal eine solche Geschichte zu erzählen. Aus der Sicht eines dieser Mädchen und meiner Heldin, die versucht, sie in die Welt zurückzuholen. Das ist eine tour de force beim Lesen (fragt gar nicht erst nach dem Schreiben!) und es ist auch nicht angenehm, aber obwohl ich bisher jeden Leser gewarnt hatte, hat bisher jeder die Geschichte durchgehalten. Und war beeindruckt. Und fasziniert.
Selbst mein Freund, bei dem ich zwischendurch Bedenken hatte - er meinte zum Schluß: Unglaublich, das ist eine deiner besten Geschichten überhaupt.
Was mir gezeigt hat, daß es möglich ist, solche heißen Eisen mit dem gebotenen Respekt anfassen und behandeln zu können. Licht ins Dunkel bringen zu können.
Es gibt diese Dinge und sie verschwinden auch nicht dadurch, daß man die Augen davor verschließt.

Das muß man nicht mögen - ich verstehe jeden, der sagt, das sei nicht sein Fall. Aber wie gesagt, es kann gute Gründe dafür geben, sich mit so etwas zu beschäftigen!


Zitat von: Steffi am 05. März 2012, 18:15:48
Was ich, sowohl in Büchern als auch in Filmen und Serien nicht mehr ab kann ist die junge Kriegerin/Polizistin/FBI-Agentin, die den Job nur ergriffen hat, weil a) ihr Vater ein Cop war oder b) ihre Mutter einem grausamen Verbrechen zum Opfer fiel oder c) beides zusammen. Leute, kann nicht mal eine Frau kriegerisch sein und Kriminalität bekämpfen einfach weil sie es möchte?
Hehe, da bin ich ganz bei dir. Dann müßtest du meine Heldin mögen, sie mag ihren Job so sehr, daß sie sich deshalb sogar einen Ehekrach aufhalst... und ihre Eltern haben nüscht damit zu tun ;)

Melenis

Hi Dani!

Ich als extrem neugierige Person kann dich da sehr gut verstehen - einerseits - andererseits bin ich leider auch sehr zartfühlend und emotional. Wenn ich süße Smilies sehe, beginne ich nicht selten an zu weinen :rofl: (das ist kein Scherz).
Kann man deine Geschichten eigentlich lesen? Du hast mich tatsächlich neugierig gemacht :D

Wahrscheinlich stört mich auch eher die Herangehensweise: Ich finde es schrecklich, wenn diese Leute für cool gehalten werden. Die Auftragskillerin, die ja so cool und toll ist und blabla. Ich denke, du gehst da mit deinen Protas eher anders um. Ich kann es auch nicht wirklich leiden, wenn irgendwelche Unwissenden (und dazu gehöre ich ebenfalls) sich anmaßen über psychisch kranke Menschen zu schreiben. Und am allerschlimmsten ist es, wenn ein Drama noch nicht ausreicht. Die Frau hat nicht nur die Familie verloren, nein, sie wurde auch 20 Jahre lang vergewaltigt und geschlagen, auf der Schule von jedem gemobbt, hatte nie Freunde, musste auf den Strich gehen, um Geld zu verdienen und dabei hat sie sich dann den HI-Virus geschnappt und natürlich hat sie 50 andere Persönlichkeiten und Alzheimer. Oh Gott, diese arme Frau. Wüüüüüüürg. Nein danke.

Runaway

Zitat von: Melenis am 05. März 2012, 18:45:08
Und am allerschlimmsten ist es, wenn ein Drama noch nicht ausreicht. Die Frau hat nicht nur die Familie verloren, nein, sie wurde auch 20 Jahre lang vergewaltigt und geschlagen, auf der Schule von jedem gemobbt, hatte nie Freunde, musste auf den Strich gehen, um Geld zu verdienen und dabei hat sie sich dann den HI-Virus geschnappt und natürlich hat sie 50 andere Persönlichkeiten und Alzheimer. Oh Gott, diese arme Frau. Wüüüüüüürg. Nein danke.
Hahaha  :rofl: Ja, sowas ist immer der Knaller - auch ein No-Go! Ein absolutes. Sollten wir in die Liste aufnehmen!

Für den Rest gibt's ne PN :)

Debbie

ZitatZitat von: Melenis am Heute um 18:45:08

    Und am allerschlimmsten ist es, wenn ein Drama noch nicht ausreicht. Die Frau hat nicht nur die Familie verloren, nein, sie wurde auch 20 Jahre lang vergewaltigt und geschlagen, auf der Schule von jedem gemobbt, hatte nie Freunde, musste auf den Strich gehen, um Geld zu verdienen und dabei hat sie sich dann den HI-Virus geschnappt und natürlich hat sie 50 andere Persönlichkeiten und Alzheimer. Oh Gott, diese arme Frau. Wüüüüüüürg. Nein danke.

Hahaha  :rofl: Ja, sowas ist immer der Knaller - auch ein No-Go! Ein absolutes. Sollten wir in die Liste aufnehmen!

Klassischer Fall von Überbemühung des Autors im Bereich "Charakterentwicklung"  :d'oh:

Feuertraum

Ich teile jetzt nicht unbedingt die Auffassung der "Logikfehlerverurteiler".
Es kommt mbMn darauf an, um was es bei der Szene geht. Ich habe mich einmal sehr geärgert über die Reaktion eines Users in einem Plauderforum. Ich hatte eines Tages den Spruch gebracht: "Auch wir Männer sind multitaskingfähig. Ich zum Beispiel kann Kartoffelchips essen UND gleichzeitig zunehmen."
Diesen Satz habe ich im Forum unter der Rubrik "Witziges" gepostet.
Es dauerte gar nicht lange, da kam ein anderer User, der fragte, was denn dieser Schwachsinn soll, schließlich sei es vollkommen unmöglich, dass man etwas essen und gleichzeitig zunehmen kann. Und dann erklärte er ellenlang, WARUM es einfach unmöglich ist.
Gut, mag sein, dass er da Recht hat, aber es war halt ein Witz, der die Absicht hat, den Leser/Zuhörer zum Lachen zu bringen. Würde ich bei allen Witzen die Logik miteinfließen lassen, gäbe es kaum welche.

Ganz ehrlich, wenn ich eine Idee habe, mit der ich die Absicht habe zu verblüffen oder zum Staunen/Lachen zu bringen, dann ärgere ich mich sehr, wenn es heißt, die Idee ist schlecht, weil sie einfach unlogisch ist.
Klar gibt es auch Szenen, bei denen die Unlogik wehtut und nicht hätte erscheinen dürfen (Held stellt  fest, dass in seiner Pistole keine Kugeln mehr sind. Held rennt die Treppe hoch. Held sieht am Ende der Treppe einen anderen Bösewicht und erschießt ihn - mit der Pistole ohne Kugeln, versteht sich), aber so per se gegen Unlogik zu wettern, damit mag ich mich auch nicht anfreunden, eben weil sonst viele Actionszenen oder Humorszenen gar nicht möglich wären.

Und was den dämlichen Helden angeht: Sicherlich sind 100 Seiten übertrieben, aber davon ab ist es ein stilistisches Mittel. Der Autor macht etwas, was dem Leser ein Gefühl der Schlauheit gibt, in dem er eben so schreibt, dass der Leser die Befriedigung erfährt, schneller als der Held zu sein.
Und - ich muss es gestehen - ich finde es sogar interessant, wenn der Held zum Ende des Romans erkennt, dass er die ganze Zeit einer vollkommen falschen Spur nachging, denn obwohl alles logisch schien, war der Masterplan ein ganz anderer.



Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Robin

Was mir so richtig schön auf den Geist geht ist eine seitenlange Wiederholung dessen, was im vorhergehenden Band passiert ist. Das gibt maximal ein wenig mehr Volumen, aber bremst beim Lesen unglaublich ein. Das ist einfach Rost im Lesegetriebe (fürchterliche Analogie, aber naja).

Was sonst noch... ah ja. Klischees sind auch so eine Sache. Wenn ein Charakter ein paar wenige davon darstellt, dann ist gut. Aber bitte kein wandelndes Klischee, dass irgendwie durch alle Situationen schlüpft. Bleibt bloß weg mit dem Zeug.

Spontan fällt mir weiters noch ein, dass ich überzogene Enden ermüdend finde. Soll heißen, dass nach einem eigentlichen schon ausreichenden Schlusspunkt noch weitergeschrieben wird. Ich habe schon öfters Bücher erwischt, in denen die letzten 50 Seiten weg gelassen werden hätten könnten, und es hätte dennoch alles Sinn ergeben, ohne den kleinsten Kratzer an der Logik.
~Work in Progress~

Erdbeere

@Feuertraum: Wenn es sich um Satire oder humorvolle Geschichten handelt, haben Sie Recht, keine Frage. Allerdings finde ich, dass die dramatische Handlung eines Plotes in sich stimmig und logisch aufgebaut sein muss. Wenn eine Geschichte beim Leser nur Verwirrung hinterlässt, bringt das niemandem etwas und es ist schade um die Story. Lesen Sie einmal Die Magier von Montparnasse, dann wissen Sie, was ich meine. ;)

Das Spektrum

#28
Ich glaub hier muss ich mich auch mal zu Wort melden ;)
Was ich unmöglich finde sind :
- Klischees : Manchmal können sie beim schreiben sogar hilfreich sein, aber warum sollte ich das Buch lesen wollen, wenn ich schon rund eine Million mal über den selben Charakter (gutaussehendes, blondes Mädchen in einer Highschool trifft mysteriösen Jungen etc.) gestolpert bin?

- Was für mich überhaupt nicht geht sind auch Happy-Happy-Endings : Sie besiegen den Feind, gewinnen ihre große Liebe, retten die Beziehung zu ihrer Familie und gewinnen nebenbei auch noch im Lotto und bei der Misswahl an der sie gar nicht teilgenommen haben. Ich fühle mich bei sowas immer total veralbert. Der Autor schuldet mir und seinen Charakteren doch wenigstens ein bisschen Realismus!

- Vampire, die keine Vampire sind. Missbrauch von Mythen und Sagen Wenn ich über einen Vampire schreiben will, dann soll ich das auch machen, aber dann sollte ich auch über Vampire schreiben und nicht über einen glitzernden Vegetarier. Wenn der arme Bram Stoker das hätte erleben müssen!(Ich habe nichts gegen Innovation...)

-Endlose Landschaftsbeschreibungen. Ich finde Atmosphäre ist etwas was in meinem Kopf entsteht. Natürlich muss der Autor das auch wiedergeben, was er für eine Stimmung erzeugen möchte. Aber es sollte mich nicht ersticken. Wenn drei Seiten lang ein Wald beschrieben wird, ist das definitiv nicht mehr atmosphärisch sondern einfach langweilig...

-Die drei kleinen Wörtchen : "Ich liebe dich." :Abgesehen davon, dass solche Liebesbekundungen total einfallslos sind, hasse ich es, wenn - was heuteviel zu oft passiert - zwei Charaktere sich kennen lernen und nach zehn Seiten feststellen, dass sie nicht ohne einander  atmen, essen, schlafen, leben können.
Sie schwören sich die unendliche Liebe und wollen sofort heiraten und Kinder.
Manchmal frage ich mich, ob die Autoren, die so schreiben nur zwölfjährige Twilightbesessene Mädchen ansprechen wollen, oder ob sie seit einem Jahrhundert keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt haben.
Dann zitiere ich einfach mal :
Zitat von: Robin White am 05. März 2012, 19:42:36
Was mir so richtig schön auf den Geist geht ist eine seitenlange Wiederholung dessen, was im vorhergehenden Band passiert ist. Das gibt maximal ein wenig mehr Volumen, aber bremst beim Lesen unglaublich ein. Das ist einfach Rost im Lesegetriebe (fürchterliche Analogie, aber naja).
Grauenhaft.

Viele andere Dinge wurden ja auch schon genannt  ;)

Lomax

Zitat von: Robin White am 05. März 2012, 19:42:36Soll heißen, dass nach einem eigentlichen schon ausreichenden Schlusspunkt noch weitergeschrieben wird. Ich habe schon öfters Bücher erwischt, in denen die letzten 50 Seiten weg gelassen werden hätten könnten, und es hätte dennoch alles Sinn ergeben, ohne den kleinsten Kratzer an der Logik.
Hm, ja, da würde ich differenzieren. Ich persönlich liebe "ausklingende" Bücher, die nach dem Ende der Handlung noch ein Stück weitergehen und die Folgen der Handlung für die Figuren und deren "Nachleben" beleuchten. Wie eben beim Herrn der Ringe. Ich habe sogar Bücher gelesen, die ich grottenschlecht fand und an die ich trotzdem noch wohlwollend zurückdenke und mit denen ich ein angenehmes Gefühl verbinde, einfach weil sie so ein Ende hatten und mit leicht melancholischer Stimmung aus dem Buch herausgeführt haben. Dafür verzeih ich sogar jede Mengen Schwächen vorher im Text. Findet man leider viel zu selten heute ...  :(