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Der eigene Partner... Freund oder Feind der Schreiberei?

Begonnen von MarkOh, 15. Juli 2006, 09:56:06

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HauntingWitch

Zitat von: Moni am 24. Oktober 2013, 09:33:03
Bei mir hat es lange gedauert, mit meinem Jetzt-Mann bin ich seit Januar 2010 zusammen, da war ich bereits 36. Aber ehrlich gesagt, lieber etwas länger warten und dafür wirklich den Richtigen finden. Irgendwann passt es.  :knuddel:

Spannend, da tut sich mir die Frage auf, ob kreative Menschen wohl grundsätzlich etwas länger brauchen, den Richtigen zu finden. Ich habe nämlich eine Freundin, die malt und auch sehr lange Pech hatte . Vielleicht sind "wir" (Kreativen) empfindsamer oder haben höhere bzw. speziellere Ansprüche an einen Partner, als andere?  :hmmm:

ZitatDa erlaube ich mir einmal, Ihnen zu widersprechen: Manchmal ist man(n) in der Situation, dass es echt nicht passt.
Ich bin zwar wie Sie schrieben ebenfalls ewiger Single, aber wenn ich in einer Partnerschaft wäre mit einem Menschen, der ebenfalls schreibt, ich würde mich höchstwahrscheinlich auch weigern, ihre Texte zu lesen. Der Grund: ich lese anders. Ich würde kritisieren, verbessern wollen, dem Text meinen Stempel aufdrücken wollen. Von dieser Seite befürchte ich, dass es zu Reibereien kommt.

Wenn Sie mir als Freund das so erklären würden, würde ich das verstehen. Aber wenn mein Freund sich mir sogar als Betaleser anbietet, dauernd stürmt und dann doch plötzlich nicht mehr möchte, habe ich ein Problem damit. Nicht, weil er es nicht liest. Sondern wegen dem Getue. Aber das driftet bereits ins OT ab und wäre wohl eher etwas für den Beziehungen-Thread.  ;)

ZitatAlso wir haben eine Wochenendbeziehung (gezwungenermaßen wegen Studium schon seit 5 Jahren), insofern habe ich unter der Woche viel Zeit zum Schreiben und am Wochenende haben wir dann Zeit füreinander.

Ich arbeite Vollzeit und bin erst abends um acht wirklich mit allem fertig und habe meine Ruhe. Ich brauche das Wochenende für die Schreibzeit.  ;D

Gemeinsam mit jemandem etwas schreiben könnte ich nicht, das habe bei Schularbeiten zu Genüge gemerkt. Ich kann es nicht haben, wenn ich mich dauernd mit jemandem über meine Vorstellungen absprechen und zurückstecken muss. Ich habe schon immer am liebsten alle Arbeiten alleine gemacht, da braucht man nur für sich selbst zu entscheiden und sich über niemanden aufregen.

Grummel

"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Drachenfeder

Zitat von: Lothen am 24. Oktober 2013, 12:17:00
Wie schön  :jau: Darf ich fragen, wie ihr das gemacht habt? Ich kann mir immer schwer vorstellen, etwas zusammen zu schreiben, weil Schreib-Stile ja doch heftig auseinander klaffen :)

Wir haben die Story nicht wirklich zusammen geschrieben.
Ich hatte eine Idee und habe die Kurzgeschichte (mein erster SciFi Versuch) geschrieben. Mein Mann hat sie gelesen und total zerpflückt. Darauf habe ich geknickt gesagt: "Dann schreib du doch einen Plot!"
Er entgegnete: "In Ordnung!"
Somit hat er auf meiner Grundidee aufgebaut und einen großartigen Plot geschrieben. Wir haben uns danach zusammengesetzt, darüber gesprochen, Charaktere überarbeitet und dann habe ich wieder getippt.



chaosqueen

Federchen, das klingt nach einer total tollen Zusammenarbeit! :jau:

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt habe, aber normalerweise kann ich auch nicht schreiben, wenn jemand sich im Raum befindet. In meiner letzten Beziehung habe ich ewig nicht mehr geschrieben und dann irgendwann gelernt, Tastengeklapper, Sodaclub-Geprötze und den Fernseher zu ignorieren und hin und wieder trotzdem zu schreiben. Einfach, weil ich beides wollte: Schreiben und mit ihm zusammen sein.

In einer sehr viel früheren Beziehung mit einem Mann, der ebenfalls schreibt, war das anders - da ging es problemlos, gemeinsam zu schreiben. Wenn ich bei ihm war, saß er am Schreibtisch und ich lag mit Laptop auf dem Fußboden, wir haben uns hin und wieder sogar Abschnitte vorgelesen und auch gegenseitig unsere Texte Korrektur gelesen. Und eine Fortsetzungsgeschichte über einen verarmten Vampir in einer Studenten-WG gemeinsam geschrieben. Zusammen geplottet, teils zusammen am Rechner gesessen, einer hat getippt und beide laut gedacht, manchmal haben wir den Text auch hin und her gemailt und jeder hat ein Stück weitergeschrieben. Auf jeden Fall haben wir es geschafft, eine gemeinsame Erzählstimme zu finden, so dass es keinen Bruch im Text gab, wenn der Schreiber gewechselt hat. Das war cool!

Ich muss nicht zwingend mit einem Autor zusammen sein (so wie ich nicht zwingend mit einem Taucher oder Vegetarier / Veganer zusammen sein muss), aber ich brauche jemanden an meiner Seite, der meine Hobbies und Eigenheiten akzeptiert und mir den nötigen Freiraum gewährt. Wenn das nicht gegeben ist, wird die Beziehung anstrengend.

Drachenfeder

Zitat von: chaosqueen am 25. Oktober 2013, 20:26:02
Ich muss nicht zwingend mit einem Autor zusammen sein (so wie ich nicht zwingend mit einem Taucher oder Vegetarier / Veganer zusammen sein muss), aber ich brauche jemanden an meiner Seite, der meine Hobbies und Eigenheiten akzeptiert und mir den nötigen Freiraum gewährt. Wenn das nicht gegeben ist, wird die Beziehung anstrengend.

Das ist wahr. Das kann anstrengend werden.
Da bin ich auch ganz froh, dass meiner mir von Anfang an den nötigen Freiraum gegeben hat, obwohl er mit dem Schreiben an sich (außer bei der SciFi Geschichte) nicht wirklich was am Hut hat. Dafür liest er aber gerne Beta.
Wenn der Fernseher läuft muss ich micht mit dem Rücken zu ihm setzen, Musik mit Ohrstöpsel hören oder ins "Schreib- bzw. Kinderzimmer" ausweichen.



Sonnenblumenfee

Ich bin momentan total positiv überrascht von meinem Freund. Er fragt mich, was ich schon geschafft habe, ob ich noch weiter schreibe, feuert mich an. Ich hatte ihm angekündigt, dass ich während des Novembers viel schreiben würde und ihm den NaNo erklärt, und nach der üblichen ersten Skepsis war er sehr unterstützend. Mal sehen, ob das noch anhält, wenn sich meine Prophezeihung bewahrheitet und ich nicht sehr viel Zeit für ihn habe, die nächsten Wochen.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Pintana

Ich persönlich habe einen Partner, der nicht mal liest, also auch schon gar nicht schreibt und das leider auch
nicht sonderlich gut verstehen kann. Anfangs war es nicht leicht diesem vorwurfsvollen "du-schreibst-ja-schon-
wieder" Blick irgendwas entgegen zu setzten, nach und nach ist aber scheinbar klar geworden, dass es mich
nur so gibt. Mit Laptop auf dem Schoss, oder Buch in der Hand. Kurz es war klar: Er nimmt mich so
oder er geht. Fertig.
Deshalb hat er sich damit abgefunden, auch wenn ich immer noch sicher bin, dass er es nicht besonders toll findet und auch wenn er noch
nicht eine Zeile meines Geschreibes gelesen hat, aber das kriege ich schon noch hin  ;D

Brigadoona

Zitat von: Pintana am 10. November 2013, 16:59:52
Deshalb hat er sich damit abgefunden, auch wenn ich immer noch sicher bin, dass er es nicht besonders toll findet und auch wenn er noch
nicht eine Zeile meines Geschreibes gelesen hat, aber das kriege ich schon noch hin  ;D

Hahaha. Das kenne ich. Ich habe es bis heute nicht hingekriegt, aber ich drück dir die Daumen.  ;)

Alessa

Zitat von: Pintana am 10. November 2013, 16:59:52
Anfangs war es nicht leicht diesem vorwurfsvollen "du-schreibst-ja-schon-
wieder" Blick irgendwas entgegen zu setzten, nach und nach ist aber scheinbar klar geworden, dass es mich
nur so gibt.

Oh ja, diesen Blick kenne ich sehr gut. Mein Lebensgefährte wusste von Anfang an, dass ich gerne wieder schreiben würde - ich habe außer ein paar Kurzgeschichten knapp 30 Jahre nicht geschrieben - dennoch habe ich diese Blicke kassiert, als ich dann mein Vorhaben in die Tat umsetzte. Nun, fast drei Jahre später, hat er begriffen, dass er nicht gegen meine Schreibwut ankommt und nimmt sie meist gelassen.  :rofl:

Inzwischen hat er es sogar geschafft, meinen im nächsten Jahr erscheinenden Debütroman zu lesen. Ich war erstaunt, dass er ihn tatsächlich von A-Z durchgelesen hat. Als meine Mutti ihn gefragt hat, was er denn von dem Roman halte, meinte er nur lakonisch: "Wenn er mir nicht gefallen würde, würde ich ihn auch nicht lesen."

Da war ich erst einmal sprachlos.  :o

Robin

Ich habe das unverschämte Glück, dass mein Freund meine Begeisterung fürs Schreiben teilt. Wir haben mal an einer gemeinsamen Geschichte geschrieben, aber das ist schon eine Weile her. Ehrlich gesagt bekomme ich wieder Lust - vorausgesetzt, wir haben diesmal einen besseren Plan. ;D Außerdem muss ich ihn doch hin und wieder sehr bewundern. Mit zwei anderen Schreibern hat er vor, glaube ich, zwei oder drei Jahren eine Geschichte begonnen. Nach einem halben Jahr fiel der erste, vor ein paar Monaten der zweite Schreibpartner weg. Und er powert sich da noch immer durch, wann immer ihn die Muse küsst. Solche Zähigkeit muss ich auch erst mal beweisen. :wolke:
~Work in Progress~

Fianna

Mein Freund schreibt auch, und obwohl wir in Genre, Stil, Arbeitsweise, Umfang, Ambitionen... eigentlich allem gegensätzlich sind :D ist er ein super Schreibpartner. Liest innerhalb von Stunden gegen, gibt extrem kritische Anmerkungen, ist fast 100 % Rechtschreib-/Grammatik-sicher, feuert mich an, battlet mit mir geschriebene Wortanzahlen, löst alle möglichen Plotprobleme - teilweise passiv, weil ich die Lösung beim Reden selbst finde oder entgegen seinen Tipps handle...
... und er hat ebenso einen Geschichts/Militärgeschichtsfetisch wie ich.
Er freut sich schon aufs Zusammenziehen weil er dann immer Zugriff auf meine Sachbücher hat :D

Und er reagiert perfekt auf skurille Telefonanrufe.
Fia: "Ehm... also, ich glaube, ehm, ich bin fast entschlissen... Wetter!!! Was hältst Du davon?"
Freund: "Was?"
Fia: "WETTER!"
Freund: "Wie jetzt, Wetter?"
Fia: "In dem Krieg!! Ich wollte ein Wetterphänomen einbauen, weil [...]"

und er ist der wohl einzige Mensch auf der Welt, der da direkt einsteigt - und nicht beleidigt ist, wenn ich nach Klärung der Frage relativ knapp wieder auflege.


:vibes:

Umbra et Luminis

Es ist schon sehr schwierig, den richtigen Partner zu finden, wenn man schreibt. Bei mir ging das sogar so weit, dass ich gar keine Beziehung mehr wollte. Ich dachte mir "Mein Gott, findet die Welt mich halt öde, wenn ich Samstag Abends lieber schreibe, anstatt draußen einen auf Partylöwin zu machen, mir doch egal." Jedes männliche Wesen wurde mit bösen Blicken gestraft. Mein Kopf sagte mir: Sie verstehen das nicht. Die machen nur Ärger. Die kosten dich Zeit. Und wofür? Für nichts, das überdauern wird ... Denn ich durfte mir immer anhören, dass man doch keine Beziehung führen solle bitte, wenn man seinem Partner nur den Rücken zeigt und ständig auf den Bildschirm glotzt, anstatt mal was zu unternehmen.
Für mich war also klar, dass nur jemand in Frage käme, der eine ebensolche Obsession teilt, ein extrem zeitaufwändiges Hobby also und nicht jeden Abend mit Bambiaugen zu einem rüberschaut und wartet, bis die "Alleinunterhalterin" sich endlich mal die Zeit nimmt. Ansonsten macht man halt einen auf beleidigte Leberwurst und vermiest einem den Tag. Ne, danke.
Sogar meine Eltern haben sich Gedanken gemacht (das war so süß  ;D). Für mich wäre doch ein Klavierlehrer das richtige. Der quatscht mir nicht ins Schreiben rein und sorgt währenddessen für musikalische Untermalung. "Das wäre ja mein Albtraum!", entgegnete ich und ihre Hoffnungen lösten sich wieder in Luft auf, lach.

Es hat zwar gedauert, doch die Einsicht reifte, dass ein geeigneter Lebenspartner nur einer sein kann, der selbst schreibt und dabei den gleichen Ehrgeiz zeigt, wie ich. Und den habe ich gefunden und das ist sowas von wundervoll (dabei hatte ich die Hoffnung ja definitiv aufgegeben). Man kann über Ideen sprechen, gemeinsame Projekte angehen (ein Traum von dem ich nie dachte, dass so etwas mal funktionieren würde - genauso, wie im gleichen Raum zu schreiben), in Cafes Aufsehen erregen an den Nachbartischen, wenn man sich über total seltsame Themen unterhält, sich gegenseitig hervorragend ergänzen durch unterschiedliche Genreeinblicke, sich motivieren und dadurch über sich selbst hinauswachsen ...

Ich denke wirklich, es ist sehr schwer, als schreibende Person mit jemandem zusammenzusein, der nicht schreibt. Aus meiner Sicht war es unmöglich. Wenn beide jedoch sehr kompromissbereit sind und jeder seine Abstriche macht, dann kann das funktionieren. Aber ob es der Sinn einer Beziehung ist, ständig Kompromisse einzugehen und das hintenanzustellen, was man (fast) genauso liebt? Ob einen das dauerhaft glücklich machen kann? Mich jedenfalls nicht.

@Fianna
... ja, das ist herrlich, wenn man verstanden und nicht für verrückt erklärt wird bei diversen Telefonaten! :)
Da kann ich auch spontan anrufen und fragen: "Du, wenn da jemand vier Tage lang verletzt auf dem Rücken liegt und diese Wesen drumrum zu schwach sind, den Guten wegzuhieven ... was mach ich dann mit seinem AA?"  ;D Man stelle sich vor, ich täte das bei einem "normalen" Menschen aus dem Nichts heraus ...

Klecks

Zitat von: Umbra et Luminis am 06. Dezember 2013, 10:14:00Da kann ich auch spontan anrufen und fragen: "Du, wenn da jemand vier Tage lang verletzt auf dem Rücken liegt und diese Wesen drumrum zu schwach sind, den Guten wegzuhieven ... was mach ich dann mit seinem AA?"  ;D Man stelle sich vor, ich täte das bei einem "normalen" Menschen aus dem Nichts heraus ...

:rofl: Das klingt nach einer sehr harmonischen Beziehung! Gibt er dir dann auch ernsthafte Antworten?

Umbra et Luminis

#133
@Klecks

Ja, das ist ja das Wundervolle. Egal, wie idiotisch die Frage auch klingen mag, wir suchen dann zusammen nach Lösungen und er nimmt das ernst (obwohl auch er schmunzelnd zugeben musste, dass er bisher noch nie mit dieser Fragestellung konfrontiert war). In dem Fall hat er mich auch auf eine ganz tolle Idee gebracht (und das war gar nicht so einfach, denn erstens trägt der arme Verletzte eine Hose und zweitens darf es nicht stinken).  ;D Egal, wie grotesk es unter zwei Schriftstellern manchmal sein mag, es ist einfach schön ...

Lothen

Zitat von: Umbra et Luminis am 06. Dezember 2013, 10:14:00
... ja, das ist herrlich, wenn man verstanden und nicht für verrückt erklärt wird bei diversen Telefonaten! :)
Da kann ich auch spontan anrufen und fragen: "Du, wenn da jemand vier Tage lang verletzt auf dem Rücken liegt und diese Wesen drumrum zu schwach sind, den Guten wegzuhieven ... was mach ich dann mit seinem AA?"  ;D Man stelle sich vor, ich täte das bei einem "normalen" Menschen aus dem Nichts heraus ...

Jaaa, das kenn ich auch, allerdings nicht nur bei meinem Freund sondern auch bei anderen Bekannten mit entsprechendem "Fachwissen". Einer guten Freundin hab ich mal ein paar sehr unappetitliche Fragen über Wundbrand gemailt :D

@ Klecks: Das klingt auf jeden Fall wunderschön :)

Ich hoffe auch, dass wir mal gemeinsam was schreiben könnten, wenn wir endlich (!) mal weniger als 200 km voneinander entfernt wohnen  :nöö: