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Warum überhaupt noch schreiben ?

Begonnen von Feuertraum, 07. Juli 2006, 00:55:09

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Arielen

Zitat von: Zealot am 08. Juli 2006, 12:37:41
beweisst nicht dieses Forum selbst, dass auch durch schreiben menschliche Kontakte entstehen`??  ;)

Keine richtigen und persönlichen. keine im direkten sozialen Umfeld, auf die es ja ankommt, und die man allem anderen vorziehen sollte. :hmhm?:

Alles liegt im Auge des Betrachters

lapaloma

#31
Zitat

Und alles was man nicht für Geld verwerten kann, das ist blanker Unsinn und Kinderei. Wir sollten erwachsen werden.


Blödsinn! Das Wichtigste und Schönste im Leben kann man nicht mit Geld kaufen.
Aber vielleicht habe ich den Ironie-Tag übersehen?

Liebe Grüsse, Sid

lapaloma

#32
Zitat von: Arielen am 08. Juli 2006, 12:41:17
Zitat von: Zealot am 08. Juli 2006, 12:37:41
beweist nicht dieses Forum selbst, dass auch durch Schreiben menschliche Kontakte entstehen?  ;)

Keine richtigen und persönlichen. keine im direkten sozialen Umfeld, auf die es ja ankommt, und die man allem anderen vorziehen sollte. :hmhm?:


Ja, wenn man die ganze Zeit im stillen Kämmerlein sitzt und vor sich hinbrütet, wenn man bloß für sich selber schreibt und dann seine Geschichten in der Schublade verschwinden lässt, dann ist das den sozialen Kontakten kaum förderlich. Im Gegenteil, man läuft dabei Gefahr, dass man zum schrulligen Einsiedler wird, der seinen selbst verursachten Frust in seinem Geschreibsel ablädt. Dass das dann kaum jemand lesen will und schon gar nicht einen Verlag findet, ist eigentlich nicht verwunderlich.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Veröffentlichen soziale Kontakte schafft. Auch wenn ich in der ganzen Literaturszene nur ein winzig kleines Irrlicht bin, ein Nobody sozusagen, so habe ich doch meinen treuen Leserstamm (ich verkaufe selber jeweils etwa 100 Bücher in meinem 'sozialen Umfeld') und daraus sind viele bereichernde Kontakte, interessante Begegnungen, Dialoge und auch Freundschaften entstanden.
Das allein macht alle Mühe wett.

Auch wenn ich in der glücklichen Lage bin, nicht arbeiten zu müssen, so bewundere ich doch die Autoren, die es geschafft haben, von ihren Geschichten zu leben. Ich bewundere sie insbesondere, weil sie einen schwierigen, mit vielen Entbehrungen gepflasterten Weg gewählt haben und trotz aller Schwierigkeiten bis zum Ziel gegangen sind.

Liebe Grüsse, Sid

PS @Schelmin: Autor ist m.E. nicht ein Job (wie jeder andere) sondern eine Passion.








Arielen

Zitat von: Sid am 08. Juli 2006, 15:53:01
PS @Schelmin: Autor ist m.E. nicht ein Job (wie jeder andere) sondern eine Passion.

Nicht unbedingt. Ich habe schon bei einigen erlebt, daß sie vom passionierten (=leidenschaftlichen) Autor zum Berufsschreiber, also Handwerker wurden.

Warum ich in den letzten Postings so bitter und böse war? Ich weiß auch nicht, aber mir geht es im Moment nicht gut und ich stecke in einer ziemlichen Krise die mich alles, aber auch wirklich alles sehr negativ sehen läßt, und dementsprechend habe ich auch über manche Postings nachgedacht und so dagegen gesteuert.

Was soziale Kontakte angeht, so ist das ein zweischneidiges Schwert. Vielleicht beommt man durch die Veröffentlichung der Texte netten und stärkenden Kontakte zu gleichgesinnten, aber ich habe auch schon oft erlebt, dass es auch genau umgekehrt gelaufen ist, und man nicht unterstützt, sondern eher niedergeknüppelt wurde, weil man eine Gefahr für die anderen die "Stars" wurde. Je nach dem an was für Leute man gerät, kann man auch sehr schnell wieder aufgben. Mir ist auch schon mehrfach gesagt worden, ich solle meine Geschichten doch in die "Tonne kloppen" oder das "kitschige Machwerk wegwerfen". Da war ich schon weit genug um den entsprechenden Leuten den Vogel zu zeigen und sie zu ignorieren. Aber das ist nicht allen Leuten beschieden und ich habe so manchen auch aufgeben sehen.

Vielleicht ist das ein Zeichen von Charakterstärke oder auch - schwäche. Wer wirklich schreiben will schreibt weiter meint ihr ... andererseits kann oben geschilderte Ablehnung aber auch zu einer Schreibblockade führen. Man möchte schreiben, aber es geht einfach nicht mehr. Und dann beginnt man sich zu fragen:
Warum schreibe ich noch?
Wozu schreibe ich?
Will ich überhaupt schreiben oder ist das bloß mein Dickkopf?
Alles liegt im Auge des Betrachters

lapaloma

Zitat von: Arielen am 08. Juli 2006, 16:48:00
Zitat von: Sid am 08. Juli 2006, 15:53:01
PS @Schelmin: Autor ist m.E. nicht ein Job (wie jeder andere) sondern eine Passion.

Was soziale Kontakte angeht, so ist das ein zweischneidiges Schwert. Vielleicht beommt man durch die Veröffentlichung der Texte netten und stärkenden Kontakte zu gleichgesinnten, aber ich habe auch schon oft erlebt, dass es auch genau umgekehrt gelaufen ist, und man nicht unterstützt, sondern eher niedergeknüppelt wurde, weil man eine Gefahr für die anderen die "Stars" wurde. Je nach dem an was für Leute man gerät, kann man auch sehr schnell wieder aufgben. Mir ist auch schon mehrfach gesagt worden, ich solle meine Geschichten doch in die "Tonne kloppen" oder das "kitschige Machwerk wegwerfen". Da war ich schon weit genug um den entsprechenden Leuten den Vogel zu zeigen und sie zu ignorieren. Aber das ist nicht allen Leuten beschieden und ich habe so manchen auch aufgeben sehen.


Da hast du leider Recht, ich habe noch nie eine "Berufsgruppe" erlebt, in der so viel Futterneid herrscht.

Liebe Grüsse, Sid

PS. Tut mir leid, dass es dir zur Zeit nicht so gut geht. Ich schick dir etwas Sonnenschein und in Gedanken einen Strauss Sommerblumen.


Schelmin

#35
@Sid
Glaubst du, andere Berufsgruppen üben ihren für dich vielleicht gewöhnlichen Job nicht mit Leidenschaft aus? Ich kenne ebenso leidenschaftliche Sozialarbeiter, Informatiker, Bauingenieure, Biologen, und ich glaube, heute habe ich sogar eine richtig leidenschaftliche Fleischereifachverkäuferin kennen gelernt.
Schriftsteller ist ein Beruf, den man mit genausoviel Leidenschaft ausüben kann, wie jeden anderen Beruf, sofern man sich dazu Berufen fühlt. Die liebte ihren Job, das merkte man ihr an.

Genauso gibt es in jedem Beruf, in dem nicht gerade tausende von Stellen frei sind,  "Futterneid". Ich hatte genug verschiedene Jobs um das zu merken. Der einzige Unterschied ist vielleicht, daß man in künstlerischen Berufen eine Gradwanderung unternimmt zwischen belächelt werden und erstaunter Anerkennung. Daß man z.B. auch da hart arbeiten muß, muß man vielen erst noch erklären, während das bei einem Bauarbeiter vorausgesetzt wird.

Schelmin

Arielen

Zitat von: Schelmin am 08. Juli 2006, 18:42:46
Genauso gibt es in jedem Beruf, in dem nicht gerade tausende von Stellen frei sind,  "Futterneid". Ich hatte genug verschiedene Jobs um das zu merken. Der einzige Unterschied ist vielleicht, daß man in künstlerischen Berufen eine Gradwanderung unternimmt zwischen belächelt werden und erstaunter Anerkennung. Daß man z.B. auch da hart arbeiten muß, muß man vielen erst noch erklären, während das bei einem Bauarbeiter vorausgesetzt wird.


Er meinte schon (und ich auch) den Futterneit zwischen den Kollegen. Und der ist in den künstlerischen Berufen besonders schlimm (ich schließe nicht aus, das er auch in den anderen vorhanden ist). Aber das den anderen nicht gönnen wollen, Werke oder Kunst madig machen - der Konkurrenzkampf - ist besonders stark  unter der schreibenden und gestaltenden Zunft. Da wird niemand vorsichtig angepackt, der nicht schon von anfang an seine bewunderer um sich gescharrt hat, die ihn verteidigen. Ist er allein ist er ein ideales Opfer, das geschlachtet werden kann, und zwar bis das Blut spritzt. Und ich habe schon einige erlebt, die dadurch den Mut verloren zu schreiben.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Lomax

Zitat von: Schelmin am 08. Juli 2006, 18:42:46Glaubst du, andere Berufsgruppen üben ihren für dich vielleicht gewöhnlichen Job nicht mit Leidenschaft aus? Ich kenne ebenso leidenschaftliche Sozialarbeiter, Informatiker, Bauingenieure, Biologen, und ich glaube, heute habe ich sogar eine richtig leidenschaftliche Fleischereifachverkäuferin kennen gelernt.
... aber einen Unterschied gibt es schon: Je weniger selbständig so ein Job ist, umso mehr wird die Leidenschaft zur Ausnahme. Ich habe auch schon sehr viele Leute kennen gelernt, die sich nur mit Widerwillen zur Arbeit schleppen und im Prinzip nur auf die Rente warten. Und besonders traurig sind die Fälle, die sich nur mit Widerwillen zur Arbeit schleppen und immer davon reden, was sie lieber tun würden - denen man aber anmerkt, dass der ungeliebte Job trotzdem ihr Lebensinhalt ist. Das werden dann vermutlich die Fälle, die im lang ersehnten Ruhestand dann in ein Loch fallen :(

All das findet man in kreativen Berufen eher selten. Häufiger sind da schon die leidenschaftlichen Leute, die irgendwann ausgebrannt sind - aber ein künstlerischer Beruf erfordert doch immer die ganze Person und nicht nur die Handlung, und das macht sich schon bemerkbar.

Linda

Zitat von: Lomax am 08. Juli 2006, 19:03:05
All das findet man in kreativen Berufen eher selten. Häufiger sind da schon die leidenschaftlichen Leute, die irgendwann ausgebrannt sind - aber ein künstlerischer Beruf erfordert doch immer die ganze Person und nicht nur die Handlung, und das macht sich schon bemerkbar.

Launiger Spruch, ernstes Thema:

entweder sie sterben besonders früh, weil sie zu sehr gestresst sind oder aber sie leben besonders lange und ausgeglichen. Oder irgendwas dazuwischen :-)

Rei

Zitat von: Schelmin am 08. Juli 2006, 19:17:55
Bei Autoren geht es nicht um Stellen, wohl aber um Plätze in den Verlagsprogrammen.
Und das ist genau das, was zum Futterneid führt. So nach dem Motto: He, wieso ist DER / DIE denn schon wieder in einer Antho drin, bei der ich mich auch "beworben" habe? Warum hat DER / DIE schon wieder was veröffentlicht und ich nicht? Warum immer alle anderen nur ich nicht? Klar, das geht mir auch teilweise durch den Kopf und dann kommt eben der berühmte Satz meines netten Unterbewußtseins: Vielleicht bringst Dus einfach nicht...?

Und was mache ich dann? Tue mir selbst leid, stecke alles in die Schublade und fange von vorne an. Und das mache ich seit sechszehn Jahren so, weil das Schreiben das Einzige ist, daß ich mir noch nicht habe madig machen können, selbst wenn ich dabei Zeit vergeude, selbst wenn ich dabei nichts Weltbewegendes erschaffe. Solange ich Spaß dabei habe, ist mir das doch wurscht!

Ich bin eine Einzelgängerin, meine Freunde kann ich an einer Hand abzählen, aber das hat nichts mit meinem Hobby zu tun, ich bin eben so. Ich setze meine Prioritäten anders, bin lieber für mich oder bemühe mich von Zeit zu Zeit um meine richtigen Freunde statt einen Stall von Leuten zu haben, um die ich mich tagtäglich kümmern muß. Da wird man ja wahnsinnig...  ;) Diese verlogenen, freundehaschenden Zeiten habe ich mit dem Abi hinter mir gelassen und bin so froh darüber. Mir reicht das, was ich hier im Tintenzirkel finde, meine Freunde und natürlich mein Mann, mehr brauche ich nicht.

Ich brauche im Grunde keine Veröffentlichung, freue mich aber trotzdem tierisch, wenn ein Text genommen wird oder wenn ich sogar nach einer Fortsetzung gefragt werde. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, mein Hobby an den Nagel zu hängen. Niemals! Nicht einmal, wenn mir einer sagt, ich habe kein Talent. Es macht mir Spaß, das ist es doch, worauf es ankommt, oder? Ich will damit kein Geld verdienen, ich will in erster Linie mich selbst damit glücklich machen, weil das Schreiben mich einfach glücklich macht. Wenn ich dann einen Leser auf meiner Homepage finde oder ein Text für eine Veröffentlichung angenommen wird, freue ich mich, auch wenn ich nicht weiß, ob der Leser den Text mag oder nicht. Aber er hat ihn gelesen. Und das ist doch auch schon mal was, oder? Und wenn es einer liest, dann liest es vielleicht ein Zweiter und so weiter und so weiter...

Termoniaelfe

Mir geht es da schon ähnlich wie Schelmin. Ich schreibe nicht nur für mich und ja ich möchte gern eines Tages, meine Geschichten veröffentlicht sehen und vielleicht sogar etwas Geld damit verdienen. Aber mein Leben hängt nicht davon ab. Ich arbeite an meinen Texten, wann immer ich Zeit und Muße dazu habe. Und ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich keine Anerkennung brauche. Natürlich möchte ich für das, was ich schreibe auch Anerkennung haben. Ich möchte mich schon ein wenig abheben, von den Leuten, die in ihrem Leben nix riskieren und immer nur nach Schema F leben. Nur freiberuflich als Bürokauffrau arbeiten und meinem Mann eine gute Ehefrau und meinem Sohn eine gute Mutter zu sein, dass reicht mir nun mal nicht. Ich will mehr. Und ich genieße es, wenn mich jemand anspricht (wie vorgestern beim Kellnern) und sagt:
"He, Renate, ich war neulich auf Deiner HP und konnte gar nicht aufhören zu lesen. Ich wusste ja gar nicht, dass Du so toll schreiben kannst."
Das macht mich stolz und spornt mich an. Und es zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin, egal wie weit das Ziel ist, ich lasse es nicht aus den Augen. Ich stehe zu dem, was ich tue und lasse mir von niemandem das Gegenteil einreden.

Machen Sie weiter Feuertraum und lassen Sie sich nicht beirren. Es gibt immer einen, der dankbar für das ist, was man versucht zu geben.

LG
Termi

Schelmin

ZitatEs gibt immer einen, der dankbar für das ist, was man versucht zu geben.
Das hast du schön gesagt, ..äh, geschrieben. :)

Hyndara

Ich möchte euch das ja jetzt nicht madig machen (mal ganz abgesehen davon, daß das wahrscheinlich gar nicht möglich ist ...), aber:

- ein Job, in dem man überwiegend Auftragsarbeiten abliefern muß

- ein 24-Stunden-Job

- die Geschichten sind ein Teil des jeweiligen Schreibers. Es tut weh, wenn sie von Futterneidern in der Luft zerfetzt werden - sehr, sehr, sehr weh sogar

- der schon erwähnte Futterneid, einmal zwischen den Autoren, dann aber auch zwischen den Fans eines Autoren und einem anderen Autoren. Da geht es hart zur Sache.

- jetzt mal abgesehen von Sid haben sich bis jetzt "nur" Frauen geoutet, daß sie vom Schreiben leben wollen. Äh, ich weiß jetzt nicht, ob eine von euch groß in der Fan-Szene aktiv ist, aber Frauen und Schreiben, das wird meist sehr penetrant ignoriert. Wenn Männer dagegen sich an die Schreibmaschine/die Tastatur setzen, sind sie gleich reif für den Literatur-Nobelpreis.

- die Verlagssuche. Hinschicken, warten, warten, warten, warten, warten, warten und noch mal warten, bis dann *endlich* das Standardabsageschreiben auftaucht - im günstigsten Fall. Es soll ja auch Verlage geben, bei denen Manuskripte anderweitig benutzt werden ...

- Fortsetzungen. Selbst wenn ihr Glück habt mit eurem Konzept, der Verlag daran interessiert ist, usw., wird immer gleich darauf geschielt, ob man Fortsetzungen schreiben kann. Und zwar teilweise Fortsetzungen, bis sie einem zum Halse heraushängen. Das wars dann mit dem tollen Konzept und den noch tolleren Figuren.

- Terminstreß. Wenn trotzdem alles geklappt hat, kommt der "böse" Lektor und ... arbeitet mit eurer Geschichte. Sorry, ich habs erlebt (wenn auch absolut drastisches Beispiel), daß die Fahnen bei mir schon rot lackiert waren. Wenn es nach dieser "Lektorin" gegangen wäre, hätte ich den ganzen Roman umschreiben müssen, damit er genehm wäre.

- Kritik. Als Rezensentin hab ich mich jetzt schon des öfteren mit Autoren herumschlagen müssen, die meine Kritik an ihren Werken als unberechtigt empfanden. Dabei achte ich im allgemeinen darauf, die Rezis so positiv wie möglich zu gestalten. Klar hab ich Vorlieben, und klar gibt es Dinge, die ich in einem - meiner Meinung nach - schlechten Buch erwähnen muß. Trotzdem weiß ich eben auch von der anderen Seite, als Schreiberline, wie hart eine schlechte Rezi sein kann.

- gar keine Kritik. Hört sich jetzt klasse an, oder? Ist aber tatsächlich das schlimmste, was passieren kann. Keine wie auch immer geartete Meinung bedeutet letztendlich nichts anderes, als das man vom Publikum nicht wahrgenommen wird. Was schlimmeres KANN einem Künstler nicht passieren!

Das sind jetzt nur Dinge, die mir durch den Kopf gingen, als ich eure Meinungen gelesen habe. Wenn ich weiter nachdenken würde, würde mir sicher noch einiges mehr einfallen, aber lassen wir das jetzt erst einmal.

Ganz ehrlich, den Beruf eines Schriftstellers stelle ich mir als extrem streßig (weil Selbstarbeit, keine feste Dienstzeit), nervenaufreibend und tödlich für jede noch so kleine Idee vor. Man lebt überwiegend von Auftragsarbeit, die man mehr oder weniger routiniert runterschreiben muß, von eigener Kreativität ist da kaum noch was zu spüren. 08/15 ist gefragt, nicht das außergewöhnliche (denn den birgt ja schon der Stil des jeweiligen Autoren). Solange ich die Wahl habe, gehe ich lieber arbeiten, und wenn mir der Job noch so sehr stinkt und ich keinen Bock habe. Ist immer noch besser, als mich von etwas so unsicherem abhängig zu machen wie der Schreiberei oder Kunst überhaupt.

Arielen

Danke für die erwähnten Punkte. Auch wenn gleich andere wieder Sturm dagegen laufen werden. Hyndara hat zum großten Teil recht. Das was sie sagt ist nicht von irgendwoher hergeholt, sondern fußt auf Erfahrungen, teilweise habe ich ähnliche gemacht.

Es ist ein sehr mutiger Schritt, hauptberuflicher Autor zu werden und ich bewundere jeden, der sich darauf einlässt.

Wenn ihr jetzt keinen Rückhalt durch eine wohlhabende Familie habt, bei der ihr mietfrei wohnen und kostenlos Grundbedürfnisse erfüllen könnt könnt, müßt ihr euch auf magere Zeiten und Zukunftsängste einstellen. Ich selbst habe das nicht erlebt, weiß aber von anderen hauptberuflichen und sogar schon etablierten Autoren, daß sie oft genug nicht wussten, wie sie die nächste Telefon und Stromrechnung bezahlen konnten. Um netto etwa das heraus zu bekommen, was ein Beamter im mittleren Dienst verdient, muss ein Heftromanautor 2-3 Heftromane pro Monat im besser bezahlten Männer-Bereich abliefern.
Denn mit den Honorar allein ist es ja nicht getan. Autoren müssen auch Steuern bezahlen und sich bei der Künstlersozialkasse renten- und krankenversichern.
Gerade deshalb arbeiten viele Autoren auch noch als Journalisten, Übersetzer, Lektoren oder Korrektoren. Ohne das kann man heute hier in Deutschland nicht leben.

Schreiben ist harte Knochenarbeit, wenn man feste Termine hat, zu denen man das Manuskript abliefern muss. Und da darf man sich keine Schreibblockaden erlauben. Viele Autoren betreiben gerade vor Manuskriptabgabe Raubbau mit seinen Körpern. Beim Schreiben kannst du nicht nach 8 Stunden den Stift aus der Hand legen. Du bist zwar freier in deiner Zeiteinteilung, aber du mußt auch eine sehr hohe Selbstdiiplin haben. Und so bitter es ist - nach vielen Jahren führt das zu einer Abstumpfung. Am Ende verkaufst du dich selber. Ein hauptberuflicher Autor ist letztendlich ein Lohnschreiber, der seine eigenen Interessen oft genug zurückstellen muss. Wie in jedem anderen Beruf auch.

Wer sich das zutraut, der ist stark und mutig. Ich könnte es nicht und habe es nie gewollt. Dazu bin ich zu sehr Künstlerin. Und ich muss damit leben eben nur nebenher zu schreiben, weil ich mich nicht auf die Härte des Berufs einlassen will.
Warum schreibe ich also? Weil ich letztendlich irgendwie meine Gedanken kanalisieren und ihnen Ausdruck verleihen will. Weil ich meine innere Stimme freilassen will, auch wenn sie in den letzten Jahren sehr leise geworden ist.

Und Mädels. Auch diese Aussage von Hyndara stimmt:
" jetzt mal abgesehen von Sid haben sich bis jetzt "nur" Frauen geoutet, daß sie vom Schreiben leben wollen. Äh, ich weiß jetzt nicht, ob eine von euch groß in der Fan-Szene aktiv ist, aber Frauen und Schreiben, das wird meist sehr penetrant ignoriert. Wenn Männer dagegen sich an die Schreibmaschine/die Tastatur setzen, sind sie gleich reif für den Literatur-Nobelpreis."

DAS kann ich mehr als groß unterstreichen, denn ich habe es in den ganzen Jahren erlebt und ich erlebe es auch heute noch in der Horror und SF-Szene. Und schaut euch mal an, wen die Verlage puschen. Frau Felten ist die Alibi-Frau, doppelt so stark beworben werden allerdings die männlichen Autoren, auch wenn sie noch unbekannter sind. Nennt mir deutsche Autorinnen und Autoren des phantastischen Genres. In der Fantasy sind Frauen zwar häufiger, aber auch nicht dominant, in Horror und SF nur minimal vertreten.

Und ich rede wohlgemerkt von der DEUTSCHEN SZENE, von DEUTSCHEN AUTOREN und dem PHANTASTISCHEN GENRE. Die Herren der Schöpfung setzen sich einfach mehr in Szene oder wissen besser zu klappern. Da werden schon Veröffentlichungen im Selbstverlag zu preisverdächtigen Werken und innovativen Debüts hochstilisiert, auch wenn sie es vielleicht nicht sind.

Hier ist es glücklicherweise anders, hier herrscht eigentlich mehr ein Miteinander als ein - ich bin besser als du. Aber außerhalb... Ich kenne Forne, in denen ist die Selbstbeweihräucherung das A und O.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Feuertraum

Oh je, was habe ich da bloß angerichtet? Ich muß und werde jetzt etwas gerade biegen, weil ich befürchte, teilweise falsch verstanden worden zu sein:

1. Meine Aussage war eigentlich eher eine Kritik an jenen Menschen, der da sagte: "Warum überhaupt noch etwas machen, wenn es doch mehr als genug davon gibt." Umgemünzt auf das Medium Buch: "Warum soll man überhaupt noch schreiben, gibt es doch mehr als genug Bücher"
Ich wollte diesem entgegensteuern, das ich einfach sage: ich schreibe, weil ich meiner Fantasie in dieser Form Ausdruck verleihen will. Ob meine Geschichten jemand liest oder ob der Bedarf besteht, das steht auf einem vollkommen anderen Blatt.

Und damit komme ich auf einen Punkt von Kalderon zu sprechen: die Aussage, wenn es keine NEUEN Romane mehr gibt, dann werden die Menschen mehr Fernsehen schauen.
Okay, dem stimme ich insoweit zu, das sie tatsächlich die Möglichkeit in Betracht ziehen können. Aber ich denke, bis alle Bücher eines Genres durchgelesen sind...

@REI: die Aussage "Du bringst es einfach nicht" ist eine Aussage, die ich als "fehlgeleitet" auslege. Selbst WENN Sie eine Geschichte bei einem Anthowettbewerb einschicken und diese abgelehnt wird, so heißt dieses nicht zwangsläufig, das Sie "es nicht bringen".
Eigentlich bedeutet es nichts anderes, das die ausgewählten Geschichten bei der Jury mehr Anklang fanden, sei es von der Story, der Wortwahl, der Melodie (ich setze natürlich voraus, das man als Autor handwerklich einwandfreie Geschichten abliefert). Nicht mehr und nicht weniger. Darum finde ich diese Ihre Aussage als schlichtweg falsch!

@Termi: Nicht böse sein, aber ich befürchte, Sie haben mich da mißverstanden. Ich bin in keine Sinnkrise verfallen. Ich wollte mit meinem Eingangsposting nur klar machen, das man sich nicht immer danach richten soll, ob Bedarf besteht oder nicht, sondern dass man etwas macht, was einem selbst Spaß macht... ;) Unabhängig davon, ob jemand damit Geld verdienen will oder das ganze sogar als Beruf ausüben...

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?