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Schreiben Fantasyfrauen anders als Männer - was meint Ihr?

Begonnen von Malenauntermdach, 25. August 2011, 09:49:32

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Malenauntermdach

Liebe Tintenzirkler,

anlässlich der Wetzlarer Tage der Phantastik (wer noch nicht angemeldet ist und kommen möchte: bis 31. August werden noch Anmeldungen entgegengenommen unter www.phantastik.eu) habe ich drei unserer Autorinnen auf die Couch gebeten und wir werden uns u.a. darüber unterhalten, ob Autorinnen von Fantasy anders schreiben als Männer. Ich habe da so meine Eindrücke ... - aber was sind Eure? Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir Eure Meinung schreibt - vielleicht bekomme ich ja auch noch viele gute Ideen für die literarische Matinee und kann etwas von Euch einbauen.

Bin gespannt auf Eure Antworten!!!

Ganz liebe Grüße - und setzt bei dem Wetter bitte kein Moos an! (Bei mir zu Hause werden die Buchseiten wellig, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch ist. Unglaublich!)

Merline

Sanjani

Hallo Merline,

der Vergleich ist ein bisschen schwierig, zumindest muss man dafür Frauen und Männer derselben Epoche und Stilrichtung vergleichen, oder? Wenn man z. B. Tollkien mit Trudi Canavan vergleicht (ich weiß, ist überspitzt), dann würde man diese Frage klar mit ja beantworten, aber damals schrieb man auch noch anders als heute, weniger über Gefühle und mehr beschreibend.

Ansonsten würde ich sagen nein, aber ich habe, glaube ich, auch mehr Sachen von Frauen gelesen als von Männern. Im Endeffekt kommt es ja darauf an, dass man den Charakter, den man entwickelt hat, auch angemessen rüberbringt und ich glaube, wenn der Charakter an sich stimmig ist und das Handwerk gut entwickelt, dann dürften sich da keine gravierenden Unterschiede ergeben. Ich würd mir jedenfalls nicht zutrauen anhand eines Textes zu bestimmen, ob ihn eine Frau oder ein Mann geschrieben hat.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Rika

Mir erscheinen die Unterschiede zwischen Vetretern innerhalb der Geschlechtergruppen,  sowie auch Bandbreite von Stilen und Themen innerhalb einer Gruppe, größer als zwischen den beiden Gruppen.

Franziska

hatten wir so eine ähnliche Diskussion nicht schon mal?
Ich würde sagen, das eine ist, ob Frauen und Männer wirklich unterschiedlich schreiben, ich denke nein. Ob man das denkt hängt aber viel damit zusammen, ob man generell denkt, dass Frauen und Männer viele Unterschiede haben, denke ich.
Die andere Frage ist, was Verlage denken, was Autoren und Autorinnen schreiben können, und dann was die Leser erwarten.
Es gibt wohl kaum Männer, die Romantasy schreiben.
Es hat sich heute wohl etwas geändert, aber ich erinnere mich an diesen Fall einer Autorin, die ein Pseudonym hatte, und wo niemand wusste, wer es ist, aber es könne ja nur ein Mann sowas scheiben, wurde behauptet. Mir fällt der Name gerade nicht ein, leider.

Telas

Hmm, ich würde sagen, es gibt Themen, die eher von Frauen angeschnitten werden und dann gibt es wiederum auch Dinge, die eher von Männern geschrieben werden. Dabei würde ich aber auch auf den alten Spruch "Ausnahmen bestätigen die Regel" hinweisen.
Des weiteren finde ich diese geschlechtliche Unterscheidung ohnehin eher ein bisschen zu grob, denn Leute desselben Geschlechtes können ja trotzdem völlig andere Geschmäcker haben. Ich würde das Raster noch feiner stellen. Vielleicht nach Interessen der Leute oder so. Aber gut, das ist natürlich auch sehr schwierig, so eine Diskussion anzufangen.

Steffi

@Sanjani: wobei bei Tolkien noch hinzu kommt, dass der gute Mann gar keinen Roman schreiben wollte, sondern eher einen Epos im Stil der Edda, was viele seiner stilistischen Eigenheiten erklärt.
Sic parvis magna

Rika

Zitat von: Franziska am 25. August 2011, 11:23:48
Es hat sich heute wohl etwas geändert, aber ich erinnere mich an diesen Fall einer Autorin, die ein Pseudonym hatte, und wo niemand wusste, wer es ist, aber es könne ja nur ein Mann sowas scheiben, wurde behauptet. Mir fällt der Name gerade nicht ein, leider.
Andre Norton? C.J. Cherryh?

Malenauntermdach

Dass man die unterschiedlichen Zeiten berücksichtigen muss, ist ein guter Hinweis! Danke Sanjani! So etwas habe ich dann so ganz selbstverständlich in meinem Kopf, aber man muss es auch nochmal thematisieren.

Und dann: Dominieren Männer und/oder Frauen unterschiedliche Genres (Antwort von Franziska: Es gibt kaum Männer, die Romantasy schreiben)? Kennt Ihr Autorinnen, die bildgewaltig Schlachten beschreiben?

Ein anderer Aspekt wäre noch: Wie gut können sich Männer in Frauenfiguren einfühlen und z.B. aus der personalen oder Ich-Perspektive schreiben? Und umgekehrt? Habt Ihr das schonmal selbst versucht? Aus der Perspektive des anderen Geschlechts heraus zu schreiben?

Farean

Irgendeinen Unterschied muß es wohl geben, denn fast alles, was ich derzeit gern lese, ist von Frauen geschrieben. :hmmm:

Zitat von: Merline am 25. August 2011, 11:58:24
Ein anderer Aspekt wäre noch: Wie gut können sich Männer in Frauenfiguren einfühlen und z.B. aus der personalen oder Ich-Perspektive schreiben? Und umgekehrt? Habt Ihr das schonmal selbst versucht? Aus der Perspektive des anderen Geschlechts heraus zu schreiben?
Meine Hauptperson in meinem letzten Projekt ist weiblich, und die Geschichte ist überwiegend aus ihrer Perspektive geschildert (personaler Erzähler). Und meine Betaleserinnen schienen sich bestens mit ihr identifizieren zu können. Von daher nehme ich für mich mal einfach in Anspruch, daß ich's kann. 8)

Rika

Zitat von: Merline am 25. August 2011, 11:58:24
Dass man die unterschiedlichen Zeiten berücksichtigen muss, ist ein guter Hinweis! Danke Sanjani! So etwas habe ich dann so ganz selbstverständlich in meinem Kopf, aber man muss es auch nochmal thematisieren.

Und dann: Dominieren Männer und/oder Frauen unterschiedliche Genres (Antwort von Franziska: Es gibt kaum Männer, die Romantasy schreiben)? Kennt Ihr Autorinnen, die bildgewaltig Schlachten beschreiben?
Hm, ich tue mich mit Subgenres oft schwer, und mag die Unterteilung auch nicht besonders. Klar, sie ist nützlich, wenn mensch jemandem die Art/Athmospäre/etc eines Buches beschreiben will, z.B. "Urban Fantasy mit einer guten Prise Steampunk und einem Hauch Romantasy", aber ich finde die Subgenres trotzdem schwierig.
1. Weil ich mir gar nicht so bewußt bin, was es da alles gibt. (Ist "Vampir-story" eins?) 2. Weil ich sie gar nicht so klar definiert finde, wie sie sich anhören. (Ab wann, also ab wieviel Liebesgeschichtenanteil an der Geschichte ist etwas Romantasy? Sollten viele Geschichten vielleicht als Fanta-Mystery oder sowas bezeichnet werden?)

Macht das Genre oder das Setting den wichtigere Unterschied? Also sind die Unterschiede oder die Gemeinsamkeiten zwischen Geschichten, die in einem Militär/Armeesetting  stattfinden größer, wenn mensch z.B. einen historischen Roman aus der Römischen Epoche, mit einem Fantasyroman, der in einer Tolkienesquen oder vage mittelalterlich anmutenden Welt spielt, und einem Science Fiction Roman der eine Geschichte aus der Zukunft/Weltraum erzählt, wenn es in allen dreien um Soldatenfiguren geht?

Zitat von: Merline am 25. August 2011, 11:58:24
Ein anderer Aspekt wäre noch: Wie gut können sich Männer in Frauenfiguren einfühlen und z.B. aus der personalen oder Ich-Perspektive schreiben? Und umgekehrt? Habt Ihr das schonmal selbst versucht? Aus der Perspektive des anderen Geschlechts heraus zu schreiben?
Charles DeLint z.B. kann letzteres sehr gut, finde ich, viele seiner Hauptfiguren sind weiblich. Oder David Weber's Honor Harrington - auch eine ausgezeichnete weibliche Hauptfigure von einem Mann geschrieben. (Allerdings militärische SF, also wohl außerhalb deines angesprichenen Interessenraumes. Ich persönlich unterscheide nicht sehr zwischen SF und Fantasy, zumal es vieles gibt was aus meiner Sicht dazwischen hängt.)
Frauen, die männliche Protagonisten schreiben gibt es ja wirklich viele - wie gut deren Männer aus Sicht von Männern getroffen sind kann ich natürlich nicht sagen. Aus meiner Sicht gibt es da viele sehr überzeugende Charaktäre. :P


Steffi

@Merline: das find ich schwer abzuschätzen, denn wer weiß im Endeffekt schon, wer sich hinter welchem Pseudonym verbirgt? Vielleicht ist jeder zweite "Haudrauf" -Fantasy Roman von einer Frau unter männlichem Pseudonym verfasst? Weils sich besser verkauft? Musste Joanne Rowling sich nicht das neutralere Pseudonym JK Rowling zulegen? Gibt es nicht bei Tanya Huff diesen Vampir, der unter weiblichen Pseudonym Liebesgeschichten schreibt? ;)

Sic parvis magna

Derexor

Ich hab zwar noch nicht wirklich tiefgehend mit meiner Frauenfigur geschrieben, aber eine interessante Info finde ich, dass z.B. Kai Meyer hauptsächlich weibliche Hauptfiguren hat und z.B. der Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy hauptsächlich männliche. Ich denke das kommt immer auf die Person an.

Luna

Zitat von: Franziska am 25. August 2011, 11:23:48
Es hat sich heute wohl etwas geändert, aber ich erinnere mich an diesen Fall einer Autorin, die ein Pseudonym hatte, und wo niemand wusste, wer es ist, aber es könne ja nur ein Mann sowas scheiben, wurde behauptet. Mir fällt der Name gerade nicht ein, leider.
Zitat von: Merline am 25. August 2011, 11:58:24
Dass man die unterschiedlichen Zeiten berücksichtigen muss, ist ein guter Hinweis! Danke Sanjani! So etwas habe ich dann so ganz selbstverständlich in meinem Kopf, aber man muss es auch nochmal thematisieren.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass eine von den Bronte Schwestern sich ein männliches Pseudonym zulegen musste, weil ihr von einem Verleger gesagt wurde, Frauen sollen nicht schreiben, sondern sich um den Haushalt kümmern oder so. Das Buch, ich meine Jane Eyre, wurde ein Erfolg und schon bald kam dann die Frage auf, ob das wirklich ein Mann geschrieben hätte, da Männer wohl kaum wissen können, wie Gardinen aufgehängt werden.
Von daher haben sich die Zeiten zum Glück doch sehr gewandelt und auch das, was an Büchern und Themen so gefragt ist. Charakterentwicklung, lebendige Charaktere. Immer wieder gerne gesehen. Um so etwas gut auf die Reihe zu bekommen, muss man sich gut in seine Personen einfühlen können. Und ich denke, da gibt es keinen Unterschied zwischen Autor und Autorin.   

Steffi

#13
@Luna: Anne Bronte war die Schwester mit dem Pseudonym; sie schrieb als Acton Bell sowohl Agnes Grey als auch The Tenant of Wildfell Hall .

Ein weiteres historisches Beispiel wäre auch George Eliot, "der" eigentlich Mary Ann Evans  hieß ;)
Sic parvis magna

Sven

Beste Grüße,
Sven