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Zögern in der wörtlichen Rede

Begonnen von Pestillenzia, 23. August 2011, 12:06:42

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Sunflower

#30
Ich bin - leider - ein großer Fan von den drei Punkten und versuche mich da wirklich zurückzuhalten.
Um das zu verhindern, beschreibe ich auch oft, was der- oder diejenige gerade macht. Da kommen dann Sätze wie "Er atmete langsam aus.", "Er fuhr gedankenverloren über den Tisch.", "Er tat dies oder das." eben  ;) Dann muss man nicht immer "Er schwieg." schreiben.

Zitat von: Mogylein am 22. September 2011, 21:40:08
Versuch doch mal, die Stellen laut zu lesen, in beiden Fassungen - und wenn es mit einem Punkt zu abgehackt klingt, setz zwei weitere.

So mache ich das auch!

lg Sunflower

Edit: Er fuhr gedankenverloren MIT SEINEM FINGER über den Tisch. Besser?  :D

Langsam wird das peinlich, hier muss man wirklich aufpassen, was man schreibt  :versteck:
"Why make anything if you don't believe it could be great?"
- Gabrielle Zevin: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow

Sprotte

Wobei ich fies über diesen Satz
ZitatEr fuhr gedankenverloren über den Tisch.
lachen mußte. *brummbrumm tüüüüt*

Hoellenpfau

 :rofl: Sprotte, das habe ich auch gedacht!

Ary

#33
@Wolli, ja, das meinte ich. Danke.

An den Pünktchen und den Gedankenstrichen ist ja im Grunde nichts auszusetzen, sie finden sich in jedem Buch. Das Problem ist ihr exzessiver Einsatz. ich gehe inzwischen mein Geschriebenes durch und überlege jedesmal, ob statt der drei Punkte vom "Tonfall" des Satzes nicht auch einer reichen würde, und dann schmeiße ich alle überflüssigen raus. Zuviele Dreierpunkte und Gedankenstriche zerhacken den Text, und wenn sie zu oft auftreten, ist ihre "darstellende Wirkung" zum Teufel.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Berjosa

OT: Bei Barbara Cartland ist die gehäufte Verwendung von ... in der wörtlichen Rede der Heldin ein Anzeichen dafür, dass es jetzt langsam zur Sache geht und die Schlafzimmertür demnächst geschlossen wird.

Debbie

@Aryana: Auf die Gefahr hin, jetzt etwas indiskret zu wirken... (da sind sie wieder!) Hast du dein Manuskript dann trotz der vielen Pünktchen und Striche bei einer Agentur/einem Verlag untergekriegt?? War das kein K.O.-Kriterium?

Unglücklicherweise leide ich ebenfalls an dieser Krankheit  :-\ - (wie man sieht) auch der Strickpunkt wird von mir gerne mal "missbraucht"  :-[

Ary

#36
OT: @Debbie - ich habe, ja. Aber ich musste während des Lektorats gründlich ausmisten. War nicht so schlimm, es war "nur" ein Kurzroman und das ausmisten war eine gute Übung, über jeden Gedankenstrich noch mal nachzudenken.

Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

xadhoom

Aloha!

Ich greife das noch mal auf, weil ich mich aktuell mit so einem Satz herumschlage. Der lautet.

"Habt ihr ihn etwa - ich musste an der Stelle schlucken - geopfert?"

Nun ist der Einschub ja keine wörtliche Rede und das kann ja so nicht richtig sein. Gibt es da eine Regel, wie das funktioniert oder muss ich die wörtliche Rede an der Stelle tatsächlich unterbrechen?
Vor dem Wein sind alle gleich! Und das gilt insbesondere dann, wenn sich der Wein nicht mehr vor, sondern in einem befindet ...

Shedzyala

#38
In der Tat, die wörtliche Rede muss unterbrochen werden:

"Habt ihr ihn etwa", – ich musste an der Stelle schlucken –, "geopfert?"

Wobei ich mir beim ersten Komma nicht ganz sicher bin, ich würde es aber auch ohne Gedankenstriche schreiben.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

der Rabe

Erstes Komma ja, Gedankenstriche sind da überflüssig.

Also:
"Habt ihr ihn etwa", ich musste an der Stelle schlucken, "(...) geopfert?"

Du könntest höchstens den Satz noch einmal mit drei Punkten wieder aufnehmen.
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Soly

Vielleicht auch drei Punkte hinter den ersten Teil des Satzes?
"Habt ihr ihn etwa...", ich musste an der Selle schlucken, "geopfert?"

Ich wäre generell auch eher für Kommas als Gedankenstriche wie der Rabe. Oder - mit den drei Punkten im ersten Teil wäre es auch möglich, den Einschub als eigenen Satz zu gestalten.
"Habz ihr ihn etwa..." Ich musste an der Stelle schlucken. "Geopfert?"
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Alana

#41
In diesem Fall würde ich die Punkte vor den zweiten Teil machen. Wenn man nicht schlucken, sondern überlegen muss, hinter den ersten Teil. Je nachdem, wo der Leser die Pausenwirkung haben soll. Die erste Variante von Solmorn mit zwei Kommas wird mir im Lektorat übrigens immer in die zweite Variante mit Punkt geändert.  :P Ich dachte aber schon, dass beides richtig ist, nur scheinen Lektoren das nicht so zu mögen.
Alhambrana

xadhoom

Ich danke euch für die zügige Rückmeldung. Ich tendiere zu des Raben Antwort mit dem schlichten Beisatz. Die "... " stehen ja eher für eine Auslassung, wenn ich mich da richtig erinnere.
Vor dem Wein sind alle gleich! Und das gilt insbesondere dann, wenn sich der Wein nicht mehr vor, sondern in einem befindet ...

Aphelion

Ich würde den Satz mit ... schreiben. Es ist eine Auslassung, aber das bedeutet nicht, dass das Ausgelassene durch die ... ersetzt werden muss. Das ist nur eine Variante und entspricht auch eigentlich eher dem Gebrauch in Zitaten (in Form von [...]).

Die andere Variante besteht darin, mit ... zu signalisieren, dass da noch etwas fehlt. Das Fehlende kann anschließend folgen oder der Satz bleibt in der Luft hängen. Wenn der Satz ohne entsprechendes Satzzeichen einfach mittendrin endet, sieht das erstmal wie ein ungewollter Fehler aus, finde ich.

Die ... sind außerdem ein wichtiges Signal für (sinngebend) betontes Lesen. Deshalb finde ich die Punkte auch hinter dem ersten Teil der wörtlichen Rede am sinnvollsten.

Ich habe zwar alle möglichen Varianten schon gesehen, aber mit ... ziehe ich eindeutig vor.

Barra

Schließe mich hier der Fraktion: exzessiv an.

Leider leide ich auch (vor allem in Chats) an dem PuntoPuntoPunto. Aber genau deswegen gehören sie, für mich, nicht in den überarbeiteten Text. Genauso wenig wie mehr als drei Ausrufezeichen. Oder Abkürzungen wie: "etc".

Gerade was die Auslassungspunkte und Gedankenstriche betrifft, sollten sie alle raus und nur ganz dezent gesetzt werden, wenn es wirklich wichtig ist. (Berühmtester Gedankenstrich der Welt: Heinrich von Kleist in der Novelle: Marquise von O...) Ich finde einfach der Unterschied vom Roman (Kurzgeschichte) zum Bühnenstück ist, dass man ausschreiben darf, was derjenige macht in der Pause der wörtlichen Rede.
Beispiele wie das einseitig hörbare Telefongespräch oder auch Absatz: "Stille." können manchmal hervorragend knapp aber prägnant wirken. Und wenn das mal nicht reicht, rundet es einen Text ab, statt die Pünktchen zu wiederholen, genau das zu schreiben, für das sie stehen sollen.

Ja, viele benutzen sie, ich sehe das mindestens ebenso häufig wie das "Schulterzucken" (wahlweise Achselzucken, was anatomisch unmöglich ist). Wenn man einen wirklich ratlosen Charakter hat, der von nichts eine Ahnung hat und dem alles egal ist, kann er wegen meiner alle 5 Seiten seine Schultern heben. Das macht den Text aber nicht schön. Genausowenig wie die Punkte. In den Punkten können ganze Tage und Gedankengänge stecken. Sie erhöhen weder die Spannung, noch den Lesefluß. Sie sind Auslassungspunkte, das klingt für mich schon nach: Platzhalter. Daher liegt ihre größte Wirkung darin, dass wenn sie dann auftauchen, der Leser stoppen soll und sich fragen soll: WAS wurde hier absichtlich ausgelassen. So wie sie aber momentan marodierend in den Texten vorkommen, werden sie überflogen und hingenommen als Lücken, die nicht weiter beachtenswert sind. "Du hast hier nichts gesehen." *wedelt wie die Piguine mit den Händen
Genau das finde ich aber schade.

Es geht jetzt hier um die wörtliche Rede, aber ganz generell finde ich sie auch nicht schön außerhalb davon. Diese Punkte wollen doch etwas mitteilen und glänzen, daher ergeben sie dann Sinn, wenn man zum Beispiel: Ein Kapitel absichtlich mitten im Satz enden lässt und später genau dort wieder aufnimmt. Aber eben Seiten später. Nicht direkt untereinander.
Negativ Besipiel:
Geschlagen kniete sie vor ihrem Feind und hob den Kopf. Er nahm den Helm ab und sie erblickte...
...ihren Freund.
Das ist für mich kein Stil. Das ist sinnloses Herauszögern und die Augen des Lesers springen lassen, statt Spannung. Es ist nicht nötig etwas zu unterbrechen, was als letzter Satz eines Handlungsstückes oder Kapitels ohnehin nachwirkt. Es sei denn, das Buch ist genau nach "erblickte" zu Ende und das nächste Buch fängt genau mit "..." an.

Meine Empfehlung also ganz klar: Raus damit. Bewusst setzen und Aussagen drin verstecken die Bedeutung haben.

Und was das 'Zögern' betrifft, frage ich mich manchmal wie detailliert wir denn sein müssen. Reicht es nicht auch eine Unsicherheit oder ein 'Rumdrucksen' anzudeuten und den Leser selbst entscheiden zu lassen, wie er die wörtliche Rede dann wahrnimmt? Vielleicht setzt der Leser ja in einem Satz die Pause instinktiv dort wo der Autor die Punkte einfügen würde, oder an einer für ihn passenden Stelle, ohne, dass man ihm die Punkte in die Nase schieben muss.