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Sind zu viele (kreative) Hobbys schädlich fürs Schreiben?

Begonnen von Shin, 12. August 2011, 00:30:43

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Judith

Zitat von: Coppelia am 13. April 2014, 08:27:04
Ich bin der Überzeugung, wenn man es in irgendeinem Hobby zu einer gewissen Fähigkeit bringen will, muss man dieser Sache Platz in seinem Leben einräumen. Man muss sie wichtig nehmen, sich Zeit dafür schaffen und mit Selbstdiziplin an seinen Fähigkeiten üben. Ist einem diese Sache auch wirklich wichtig, wird man es schaffen. Und man wird trotz aller Anstrengung mit Freude dabei sein. Ansonsten war es vielleicht auch nicht so wichtig, und es ist nicht so schlimm, wenn man es vernachlässigt. Wie gut man hätte werden können, ist dabei zweitrangig.
Das stimmt vermutlich. Ich bin nur so seltsam hin- und hergerissen beim Schreiben. Ich denke immer, es wäre mein wichtigstes Hobby bzw. müsste es sein, weil es mich schon seit meiner Kindheit begleitet und sich bei mir so viele Hobbies auch erst rund ums Schreiben entwickelt haben (etwa das Weltenbasteln und auch das Zeichnen). Mir spuken auch immer meine Figuren und Geschichten im Kopf rum, während ich nicht behaupten kann, dass andere Hobbies mich über die Tätigkeit hinaus beschäftigen, z.B. denke ich nicht über Häkelprojekte nach, wenn ich nicht gerade häkle.
Trotzdem ist aber das Schreiben das Hobby, zu dem ich mich am meisten zwingen muss und das mir meistens (nicht immer) auch die wenigste Freude macht.

Und ja, so richtig gut komme ich ins Schreiben immer nur hinein, wenn ich mich darauf konzentriere (etwa im NaNo), was dann auch bedeutet, dass ich alle anderen Hobbies in der Zeit zurückstecken muss. Und das schaffe ich eben immer nur für kurze Phasen, danach möchte ich mich wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Was dann auch dazu führt, dass ich in der Zeit dann wieder komplett aus dem Schreiben rauskomme und kaum wieder hineinfinde.

Coppelia

Schreiben ist auch geistig anstrengende, harte Arbeit, auf die man sich konzentrieren muss. Auch ich muss mich jedes Mal zwingen, um überhaupt anzufangen.
Meine Erfahrung ist aber: Je häufiger man sich zwingt, desto leichter fällt es, desto leichter kommt man rein, und desto mehr Spaß macht es dann schließlich auch; natürlich nicht immer.
Ich hab auch den Eindruck, das ist bei vielen Hobbies so.

Christopher

Das Schreiben an sich ist oftmals anstrengend. Wenn ich eine Szene schreiben muss, die einfach da sein muss, weil sie Zusammenhänge erläutert oder einen Szenenwechsel einleitet. Wirklich Spaß machen tut das Schreiben nur bei Szenen die mir selber Freude bereiten. Das sind in der Regel diejenigen, die ich schon oft in meinem Kopf durchgespielt habe, deren Vorstellung mir bereits Spaß gemacht hat und die ich nun endlich in Worte gefasst auf Papier banne.

Was mir aber auf jeden Fall Freude bereitet, ist das danach. Wenn jemand liest was ich da verzapft habe und es gut findet und selber Freude daran hat. Ich weiss nicht, ob die Befriedigung und die Freude angesichts dieser Rückmeldungen, wo jemand den tieferen Sinn den ich in einem Text versteckt habe findet, mit den einfachen "Sieht gut aus!; Toll gezeichnet!; Schöne Farben!; So talentiert!; usw." die man als Rückmeldung zu Zeichnungen so oft sieht vergleichbar sind.

Ich hätte auch das eine oder andere Hobby etwas mehr vertiefen können, aber der große Plsupunkt an der Schreiberei ist, dass ich so lange etwas davon habe. Es ist einfach für die Ewigkeit und ich werde auch in 20 Jahren noch auf einen Text zurückblicken und mich daran erinnern können, wie ich damals damit gerungen habe, was für Gedanken ich hatte und einfach in einen Spiegel meiner selbst schauen können. Bei vielen anderen Hobbies, könnte ich das nicht haben.
Be brave, dont tryhard.

Feuertraum

Zitat von: Tinnue am 13. April 2014, 00:39:31
Man muss eben irgendwo doch Prioritäten setzen.

Muss man?
In diesem Fall hätte ich nämlich ein ziemlich großes Problem an der Backe. Ich kann keine Prioritäten setzen, alles, was ich machen wil, ist für mich gleich wichtig, alles, was ich machen will, schreit, dass es mehr, viel mehr Aufmerksamkeit bekommen muss, als das, was ich derzeit zu geben in der Lage bin.
Schreiben ist genauso wichtig für mich wie mein Webdesignprojekt.
Das autodidaktische "Studium" Journalismus ist genauso wichtig wie mein "Studium" der Psychologie.
Zudem schlummern in mir noch die Wünsche, Hörspiele zu produzieren und Comedyauftritte zu machen.
Mache ich eines, drängt es mich gleichzeitig zu mehreren anderen. Manchmal routiere ich so dermaßen hin und her, dass ich eine "elektronische Domina" nutzen muss, einen Zufallsgenerator, den ich im Internet gefunden habe und den ich mit den Dingen füttere, die ich machen will. Der Generator wirbelt die Liste durcheinander und "schreibt mir so vor", was ich machen soll. Komischerweise klappt das dann bei mir  :hmmm:
Fakt ist: wenn ich eines dieser Projekte sterben lasse, dann stirbt auch ein Teil von mir. Irgendwie und irgendwo, und ich werde mich am Ende meines Weges hinstellen und mir sagen, wieso ich Vollpfosten denn nicht noch dies und das und jenes gemacht habe.
Zugegeben, ich habe jetzt im Gegensatz zu Tinnue keine Familie (also keine Frau und keine Kiddies) und werde auch nicht wirklich "gebraucht" (bitte nicht missverstehen), von dieser Seite habe ich mehr Zeitkapazitäten.
Aber ich bin ehrlich: mir ist es lieber, ich arbeite an 10 - 12 Hobbies mehr oder minder gleichzeitig und erbringe bei jedem eine Leistung von 75%, als das ich mich auf zwei konzentriere, da aber auf 150% komme.
Das ist nun mal das Los eines Scanners
(Leider ist die Erklärung auf Englisch :()
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Tinnue

ZitatMuss man?

Okay, vielleicht nicht man, aber ich.  ;D Keine Frage, als kreativer Mensch mag ich auch viele kreative Dinge. Nur habe ich für mich selbst gelernt, dass es nicht gut tut, wenn ich immer und alles überall machen will. Zu viel ist bei mir eben zu viel. Wenn es natürlich lockere Tage gibt, ich Urlaub hab oder sonstwas, dann lass ich diese meine "Prioritäten" gerne sein und widme mich dem ein oder anderen vernachlässigten Hobby. Aber wenn zu viel um mich rumschwirrt, verliere ich die Bodenhaftung. Das mag bei dir und andren nicht so sein. Ich aber brauche was, auf das ich mich fokussieren kann. Ich bin einfach überehrgeizig und überpefektionistisch, und wenn ich nicht manchmal bei dem ein oder anderen zurückstecke, dann verheddere ich mich irgendwann völlig.  ;D

Guddy

Zitat von: Coppelia am 13. April 2014, 08:27:04
Ich bin der Überzeugung, wenn man es in irgendeinem Hobby zu einer gewissen Fähigkeit bringen will, muss man dieser Sache Platz in seinem Leben einräumen.
Ja aber natürlich, das steht ganz außer Frage. Dumm nur, wenn man für alles eine Leidenschaft aufbringt. Wie bei einem Wurf Katzenbabies. Man will keines hergeben, weil alle supersupersüß sind. Klar muss man das tun, um für eines richtig da zu sein, aber ich zumindest könnte mich schlichtweg nicht entscheiden und bin eben zur verrückten Katzenlady mutiert *g*


Zitat von: TinnueNa super, dank Guddy hab ich jetzt wieder einen Skill-Tree im Kopf.
Wäre aber auch zu schön, wenn es einen gäbe - und einen Resetbutton gleich dazu! Was man da dann alles ausprobieren könnte  :wolke:

Zitat von: JudithUnd dazu kommt dann noch, dass mich immer das schlechte Gewissen plagt, wenn ich mich mal "unproduktiven" Hobbies zuwende. Lesen geht grad noch (wobei ich das auch fast nur unterwegs in Öffis und in Leerlaufzeiten in der Arbeit mache, ganz selten nur zuhause), aber wenn ich mal eine DVD schaue, habe ich schon das Gefühl, ich würde meine Freizeit nicht "gut" nutzen
Aber nein, das sind doch keine unproduktiven Hobbies! Zumindest im günstigsten Fall wird man dadurch zumindest inspiriert. So empfinde ich es zumindest. Spiele, Filme usw. regen die Fantasie an, Lesen noch mehr, zumal man sich beim Lesen auch noch etwas abgucken kann oder Fehler anderer Autoren für sich nutzen kann. Außerdem braucht der Mensch auch mal Entspannung. Ein schlechtes Gewissen brauchst du da gar nicht zu haben!

@Valkyrie Tina: Lieb von dir  :knuddel:
Fishing wollte ich aber gar nicht betreiben, stecke wirklich in einer Art Sinnkrise.
Lebensläufe von Leuten wie Neil Gaiman sind tatsächlich aufbauend. Neil Gaiman ist davon ab aber auch ein so großartiger Autor!  :wolke:

Rhiannon

Zitat von: Coppelia am 13. April 2014, 08:27:04
Ich bin der Überzeugung, wenn man es in irgendeinem Hobby zu einer gewissen Fähigkeit bringen will, muss man dieser Sache Platz in seinem Leben einräumen. Man muss sie wichtig nehmen, sich Zeit dafür schaffen und mit Selbstdiziplin an seinen Fähigkeiten üben.
Jep, das unterschreibe ich so. Wobei Zeit einräumen in meinen Augen nicht bedeutet, dass man sich jeden Tag, jede Woche oder sonst irgendwie unbedingt regelmäßig beschäftigen muss. Ich merke das besonders in den Semesterferien, wenn ich Zeit habe und mich dann wieder die Malbesessenheit erwischt. Wenn das passiert, verschwinde ich für Tage hinter meiner Staffelei und pinsle ein Bild nach dem anderen. Da können innerhalb recht kurzer Zeit schon mal zehn neue Bilder entstehen. Das Schreiben steckt in der Zeit natürlich zurück. Ebenso wie es zurücksteckt, wenn ich zeichne, was ich, wohl auch dank der Tatsache, dass ich das auch in meiner Wohnung tun kann (Teppichboden und Acrylfarbe sind bei meinem Hang zum Kleckern eine ganz schlechte Idee) nicht ganz so exzessiv betreibe.
In dem Moment setze ich dann halt die Prioritäten einige Zeit lang anders.
Müsste ich mich unbedingt entscheiden, würde ich wahrscheinlich dem Schreiben den Vorrang geben, glücklich wäre ich damit aber nicht.

Und dass ich gelegentlich trotzdem noch alles Mögliche andere mache, einfach weil ich Lust dazu habe, den Luxus gönne ich mir. Je nachdem kann es auch ausgesprochen entspannend sein, etwas einfach zu tun, ohne den Anspruch zu haben, es besonders toll machen zu müssen.
Damit werfe ich doch dann auch die Kreativmaschine wieder an.

Snöblumma

Zitat von: Guddy am 13. April 2014, 12:06:25
Ja aber natürlich, das steht ganz außer Frage. Dumm nur, wenn man für alles eine Leidenschaft aufbringt.

Ich finde das immer bewundernswert, wenn Leute so viele verschiedene Sachen hinbekommen.

Mir geht es da eher wie Tinnue, ich habe eine kleine perfektionistische Ader und schaffe es einfach nicht, Dinge einfach "nur so" zu machen. Darum muss ich wohl oder übel aussortieren und habe meine übrigen kreativen Hobbys mehr oder weniger aufgegeben. Ich habe mal sehr gut und sehr gerne und sehr leidenschaftlich programmiert, ich habe mal angefangen zu zeichnen, ich habe früher Klavier gespielt und Gitarre (und das nicht zu schlecht), ich habe im Chor gesungen und sollte eigentlich Einzelstunden nehmen, ich war Leistungsschwimmer (gut, nicht kreativ, aber zeitraubend)... und und und. Davon geblieben ist so gut wie nichts, vielleicht ein bisschen rudimentäres Basiswissen.

Das war bei mir aber keine bewusste Entscheidung, sondern hat sich eher so ergeben. Eines nach dem anderen sind die Hobbys eben eingeschlafen und dem Schreiben zum Opfer gefallen.  ;D Ich habe einfach eine 70-Stunden-Woche im Brotjob, Familie, Sport muss dann auch noch sein - da bleibt dann nur noch die Wahl zwischen dilettieren in vielen Bereichen oder eine Sache richtig. Bei mir wurde es eben eine Sache richtig.

Aber ich wünsche mir manchmal, ich könnte einfach nur so vor mich hinschreiben / -stricken /-malen /-programmieren, je nachdem, wonach mir gerade ist. Ich bewundere alle, die auch noch andere kreative Hobbys in ihrem Leben unterkriegen. Meine ganze kreative Energie fließt in das Schreiben und ich kann daneben einfach nicht mehr. Weder zeitlich noch energietechnisch noch rein handwerklich.

Wie es ist, passt es also nicht.  :rofl: Insofern, Guddy, würde ich mir erst mal keine Gedanken machen an deiner Stelle. Wenn eines deiner Hobbys unbedingt mehr will, wird es die Zeit schon einfordern. Sowas ergibt sich.  :omn: