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Muss ein guter Schriftsteller zwingend gute Deutschnoten haben?

Begonnen von ShainaMartel, 22. Juli 2011, 02:09:34

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ShainaMartel

Hallo!  :)

Seit Jahren träume ich davon, veröffentlichte Schriftstellerin zu werden. Schreiben tu ich seit meiner Kindheit, nunmehr fast dreizehn Jahren (kurz nachdem ich das Schreiben erlernt hatte, fing es an).
Ich würde mich durchaus als sehr kreativen Menschen bezeichnen, und mit der deutschen Sprache habe ich m.E. auch keinerlei Probleme.

Eigentlich ist meine Frage albern, das weiß ich auch. Als ob Schulnoten etwas darüber aussagen, wie kreativ jemand ist und er seine Gedanken verschriftlicht! Etwas, das durch kreative Arbeit erst erschaffen wird, kann wohl kaum bereits im Lehrplan stehen, weshalb es zu einem sehr großen Teil auf den Lehrer ankommt.
Aber ich bin enttäuscht, dass ich nur eine Drei in Deutsch bekommen habe (auch wenn ich mit der Note bereits gerechnet hatte -  erste Klausur mit einer 4+ verhauen, weil eigene Meinung zu detailliert dargestellt, obwohl die gar nicht gefragt gewesen war...  :nöö:), während es im Parallelkurs viele gibt, die nicht mal die Sprache richtig beherrschen und trotzdem eine Zwei haben. Es gibt sogar Einsen (die, von denen ich weiß, dass sie eine Eins haben, können wenigstens die Sprache ganz gut! Aber eine wirkliche Liebe zum Deutschen habe ich auch da nicht bemerken können!). Irgendwie hat mein Selbstwertgefühl dadurch einen ziemlichen Knacks bekommen. Jetzt zweifle ich wieder daran, dass ich gute Werke verfassen könnte, wenn ich mich endlich mal wieder ans Schreiben machen würde. Sowas hält mich dann wieder davon ab, ich mag das nicht...  :-\

(Ich bin schon eine der Besten in unserem Kurs, wenn nicht gar die Beste (hab zweimal die beste Arbeit und die anderen beiden Male eine der besten geschrieben - selbst die 4+ war im Vergleich mit den anderen Arbeiten eine gute Note) - obwohl ich eine Drei habe. Aber ich bin auch auf einer Gesamtschule, nicht dass sich jemand wundert... ;-) Hab gehört, dass auf dem Gymnasium jeder "gut" sei. Was auch immer "gut" bedeutet...) Ich erhebe auch für mich definitiv nicht den Anspruch, perfekt zu sein, aber ich bin dennoch der festen Überzeugung, dass die, welche eine Eins bekommen haben, nicht besser sind als ich und im Gegensatz dazu sogar noch viel weniger Schreiberfahrung besitzen (bitte nicht arrogant auffassen, das ist m.E. eine Tatsache - an dieser Schule zumindest!).)

Was denkt ihr? Kennt ihr das auch? Meint ihr, dass Deutschnoten fair verteilt werden und gute Leistungen in diesem Fach Grundvoraussetzung dafür sind, dass man gute Werke verfassen kann? Korrelieren die Leistungen im Fach Deutsch mit der Intelligenz, Kreativität und dem Potenzial eines Menschen, Schriftsteller zu werden?

Freu mich auf Antworten :)

Btw, ich hoffe, das hier ist das richtige Unterthema  ;)

Liebe Grüße

Marty

Edit: Mir ist noch was eingefallen. In der letzten Arbeit habe ich fürs Zitieren null Punkte bekommen, weil ich in meiner achtspaltigen Klausur nur fünf- oder sechsmal zitiert habe, was angeblich zu wenig sei. Seltsam finde ich nur, dass ich nicht mal einen einzigen Punkt von dreien bekomme, wohingegen ich in Geschichte nicht öfter zitiert und dafür die volle Punktzahl kassiert habe! Auch inhaltlich ist mir einiges aufgefallen, das ich angeblich nicht erwähnt habe, man aber eigentlich aus meiner Klausur hätte herauslesen können. Daran sieht man doch wieder, wie stark das Ganze vom Lehrer abhängt!  >:( So, nun hoff' ich mal, dass meine Deutschlehrerin hier nicht zuliest ;-) Ich will nicht wissen, wie sich das auf meine Note auswirken würde, würde sie mitbekommen, wie sehr ich mich hier schon wegen einer eigentlich - für Otto Normalverbraucher - ja gar nicht so schlechten Drei echauffiere - dann seh' ich auf dem nächsten Zeugnis wahrscheinlich eine Vier! ;D

Malinche

Ich denke, dass es hier sehr stark auf den Lehrer ankommt. Wenn ich an meine Abiphase auf dem Gymnasium denke: da hatten wir eine Lehrerin, bei der auch alle Einsen und Zweien abgestaubt hat, und dann gab es eine, bei der das wesentlich schwerer war, weil sie ungleich anspruchsvoller war.

Und ich erinnere mich daran, dass in einem der Deutschleistungskurse fast die Hälfte durch die schriftliche Prüfung gerasselt ist und noch mal mündlich ranmusste. Das waren aber alles Leute, von denen ich wusste: die haben ein Supersprachgefühl, richtig Ahnung und viel Liebe zu Sprache und Literatur. Sonst hätten sie ja nicht den Leistungskurs gemacht. Dass es da eher am Lehrer als an ihnen gelegen hat, ist wohl klar.

Von daher solltest du dir keine grauen Haare wachsen lassen. Sicher ist es frustrierend, vor allem, wenn man weiß, dass man es eigentlich besser kann, als die Note unter der Arbeit behauptet. Aber erstens sind Noten eben eine unglaublich subjektive Sache, und nicht alles im Deutschunterricht hat ja ganz direkt mit dem Schreiben zu tun, würde ich sagen. Es gibt sicher auch Leute, die hervorragende Deutschnoten haben, aber nicht unbedingt zum Schriftsteller geboren sind. Wie du selbst sagst: Es entscheidet ja nicht unbedingt die Liebe zu Fach, Inhalt und Sprache. Es ist sicher nicht zu vergleichen, aber es gibt ja auch Leute, die z.B. tolle Mathenoten haben, weil das Fach ihnen liegt, ohne dass sie sich wirklich dafür begeistern oder ihr Leben ganz in den Dienst der Mathematik stellen wollen.

Schreiberei und Schule sind definitiv zwei Paar Schuhe. Das Schöne ist, dass du die Rückmeldung zum Schreiben nie in einem gleichgeschalteten Notenkorsett bekommen wirst. Lass dich nicht von deiner Lehrerin ärgern.  :knuddel:
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Maja

Von Haus aus wird niemand jemals deine Deutschnoten erfahren, wenn du Texte an Verlage schickst, es sei denn, du wirst berühmt und erzählst das als Anekdote, so wie "Einstein hatte nur eine Fünf in Mathe". Ich war selbst immer tendenziell gut in Deutsch, aber ich habe in der Oberstufe das Fach abgewählt, sobald ich die Chance dazu hatte, weil es für mich nichts mit dem zu tun hatte, was ich mit Sprache machen wollte. (Andererseits habe ich meinen Berufswunsch Journalist sofort begraben, als ich im siebten Schuljahr bei der "Schreibt einen Zeitungsartikel"-Klassenarbeit nur eine Zwei Minus bekommen habe, egal war mir das Fach und die Noten darin also nicht).

Aufsätze, was ich als direktesten Bezug zur Schriftstellerei sehe, haben wir zuletzt im sechsten Schuljahr geschrieben, und jenseits dessen sagt die Deutschnote nichts mehr über Phantasie und Ideenreichtum eines Schülers aus - andererseits ist es auch die Deutschnote und nicht die Phantasienote. Aber ein guter Schriftsteller braucht nicht nur Phantasie und muss sich gut ausdrücken können, es gehören auch analytische Fähigkeiten dazu, um einen Plot zu konstruieren und vor allem die eigenen Fehler finden zu können. Deswegen sind auch so typische Oberstufenthemen wie Textinterpretationen durchaus wichtig für Autoren, und man lernt, sich in Figuren hineinzuversetzen und zu Charakterisieren. Auch einen strukturierten Text schreiben zu können und zu wissen, wie man sinnvoll argumentiert, hilft, wenn man Spannung aufbauen will.

Wenn jemand in solchen Sachen schlecht abschneidet, kann das Fragen über die schriftstellerische Eignung aufwerfen - aber gerade in diesem Bereich hängt es oft sehr davon ab, den Text nicht irgendwie zu interpretieren, sondern so, wie ihn der Deutschlehrer interpretiert - ganz schlimm z.B. bei Gedichten, wenn man da anderer Meinung ist als ein Lehrer, der nur seine Ansicht für zulässig hält. Was die Beherrschung der Sprache selbst angeht, kann man vielleicht Punktabzug für Unfähigkeit bekommen, aber eine inhatlich schwache Arbeit wird nicht besser bewertet, nur weil sich der Schüler gut ausdrücken kann. Anders z.B. bei Englischklausuren, wo allein die sprachlichen Fähigkeiten dreißig Prozent ausmachen und die Rechtschreibung (mein ewiger Schwachpunkt) nochmal zwanzig Prozent.

Was wiederum das Zitieren angeht - das kann ich nicht bewerten, solange ich nicht weiß, worauf es ankommt. Bei Textanalysen sollte man auch immer am Text argumentieren, was nicht ohne Zitate geht. Wenn du dann auf acht Seiten nur dreimal zitierst, hätte ich dir das als Lehrer auch um die Ohren gehauen - separate Punkte allein fürs Zitieren finde ich zwar ungewöhnlich, macht aber Sinn, wenn man als Lehrer den Schülern wissenschaftliches Arbeiten beibringen will (spätestens im Studium braucht man es ja), und dass das nicht ohne richtiges Zitieren geht, zeigen die aktuellen Plagiatsfälle. Geht es dagegen primär um das Verfassen eines eigenen Textes, einer Diskussion zu einem bestimmten Thema, kann man ruhig mehr aus sich selbst heraus argumentieren - daher fallabhängig, wie wichtig es ist.

Fair sind Deutschnoten nie, ebensowenig wie alle anderen Noten, weil man nie sagen kann, was man jetzt benoten will: Bekommt der stinkfaule Begabte die Eins, der keinen Schlag getan hat für die Klausur und im Unterricht pennt, schwätzt oder schreibt, nur weil er eben ein Genie ist? Oder den mittelmäßig begabten, aber fleißigen Schüler, der die Wochen vor der Prüfung damit verbracht hat, die Lektüre auswendig zu lernen und sich alle Schülermaterialien und Interpretationen reingezogen hat? Das ist genauso wie die Frage, warum ich in Sport nie über eine Vier hinausgekommen bin, selbst wenn ich sechs Wochen lang dreimal die Woche mit meiner Partnerin die Rock'n'Roll-Kür geübt habe. Noten sind nie fair, weil man einen Menschen nicht in Zahlen, seien sie von eins bis sechs oder von null bis fünfzehn, packen kann. Man kommt nicht drumherum, in Mathe geht es einfacher, in Deutsch ist es schwieriger, aber so ist das immer.

Aber wie gesagt: Hinterher wird niemand mehr nach deinen Deutschnoten fragen, und wenn du nicht gerade Germanistik studieren willst, kann es dir relativ egal sein. Aber wenn du studierst, egal was außer Ingenieurwissenschaften, wirst du um eines nicht herumkommen: Richtiges Zitieren.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Thaliope

Für die Deutschnote fließen ja verschiedene Punkte zusammen. Da spielt ja nicht nur die sprachliche Ausdrucksfähigkeit eine Rolle - die für einen Autor sicherlich wichtig ist - sondern auch, dass du die inhaltlichen Anforderungen entsprechend den Vorstellungen des Lehrers umsetzt.

Mein sprachlicher Ausdruck wurde beispielsweise in der Schule meistens gelobt, aber inhaltlich hatte ich oft keine Lust, mich mit den Anforderungen auseinanderzusetzen, und das führte dann auch meistens zu Dreien ;)

Nach der Note selbst kräht später kein Hahn mehr. Und wenn du dich fragst, inwieweit deine "schlechten" Noten in den Augen deines Lehrers mit deiner Art zu schreiben zusammenhängen, könntest du ihn vielleicht fragen. Viele Lehrer sind sehr froh und hilfsbereit, wenn sich ein Schüler freiwillig für etwas interessiert, was mit ihrem Fachgebiet zu tun hat.

Ich habe Deutsch in der Oberstufe abgewählt, weil ich mit der Art des Unterrichts nichts anfangen konnte. Und nach dem Abi hab ich dann Germanistik studiert ;) Du siehst, es ist alles möglich ....

LG
Thali

Drachenfeder

Zitat von: Maja am 22. Juli 2011, 04:09:21
Fair sind Deutschnoten nie, ebensowenig wie alle anderen Noten, weil man nie sagen kann, was man jetzt benoten will: Bekommt der stinkfaule Begabte die Eins, der keinen Schlag getan hat für die Klausur und im Unterricht pennt, schwätzt oder schreibt, nur weil er eben ein Genie ist? Oder den mittelmäßig begabten, aber fleißigen Schüler, der die Wochen vor der Prüfung damit verbracht hat, die Lektüre auswendig zu lernen und sich alle Schülermaterialien und Interpretationen reingezogen hat? Das ist genauso wie die Frage, warum ich in Sport nie über eine Vier hinausgekommen bin, selbst wenn ich sechs Wochen lang dreimal die Woche mit meiner Partnerin die Rock'n'Roll-Kür geübt habe. Noten sind nie fair, weil man einen Menschen nicht in Zahlen, seien sie von eins bis sechs oder von null bis fünfzehn, packen kann.

Wahre Worte Maja. Bin ich froh, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine da stehe.



Ich habe mit Deutsch nie Probleme geht. Meine Noten waren immer gut (zumindest was dieses Fach angbetrift ;) )
Jedoch habe ich das Fach nie mit der Schreiberei in Zusammenhang gesehen oder groß in Verbindung gebracht. Das hat sich erst geändert, als wir mit Kurzgeschichten, Büchern und Gedichtsinterpretationen angefangen haben. Und da begannen auch die Probleme. Ich habe das Gedicht anders gelesen / verstanden wie meiine Lehrerin. Doch sie hatte natürlich immer recht. Als ich dann fragte ob sie Goethe privat kannte, um das zu wissen wurde ich vor die Türe gesetzt. Und einen Betrugsversuch, weil ich eine Zusammenfassung einer KG aus dem Internet gezogen habe, hatte ich auch mal im Klassenbuch stehen.

Geschadet hat mir das alles nichts und wie es auch beim Abschluss der Ausbildung oder noch anderen Sachen ist, zum Schluss interessiert es kaum noch jemanden wie du abgeschlossen oder was du für Noten hattest. Wichtig ist du hast das Ding in der Tasche und das was du gerade machst, tust du gut!


@Marty nicht zweifeln, glaune an dich, die Schule sollte einen stärken und weiterbringen und nicht runter ziehen!!





Sanne

Diesen Aussagen:

ZitatWenn jemand in solchen Sachen schlecht abschneidet, kann das Fragen über die schriftstellerische Eignung aufwerfen - aber gerade in diesem Bereich hängt es oft sehr davon ab, den Text nicht irgendwie zu interpretieren, sondern so, wie ihn der Deutschlehrer interpretiert - ganz schlimm z.B. bei Gedichten, wenn man da anderer Meinung ist als ein Lehrer, der nur seine Ansicht für zulässig hält.
von Maja, und:
ZitatUnd da begannen auch die Probleme. Ich habe das Gedicht anders gelesen / verstanden wie meiine Lehrerin. Doch sie hatte natürlich immer recht. Als ich dann fragte ob sie Goethe privat kannte, um das zu wissen wurde ich vor die Türe gesetzt.
von Drachenfeder - kann ich nur zustimmen.

Genau aus diesen Gründen bin ich im Abitur zu meiner drei in Deutsch gekommen, weil damals wäre es mir nicht im Traum eingefallen, irgendetwas anders zu interpretieren, nur weil die Lehrerin das so sieht und es "Gesetz" ist, was sie sagt.
Noten von Lehrern sind halt auch Bewertungen von Menschen, die nach eigenen Prinzipien und Geschmäckern beurteilen. Trotzdem sind sie nicht allgemeingültig, auch wenn Du die Noten mitnehmen musst.

Mach Dich nicht verrückt. Das sind zwei Paar Schuhe!

Liebe Grüße
Sanne



Rigalad

#6
Erst einmal möchte ich diesen Satz, auf dem Gymnasium seien die Noten immer gut, korrigieren. Die Noten sind da genauso mal gut, mal schlecht wie in anderen Schulen.

Dann: Natürlich hängt vieles vom Lehrer ab, aber ich halte einen guten Deutschunterricht für sehr wichtig. Ich war die ersten Jahre auf dem Gymnasium immer recht schlecht, bis wir in der 9. Klasse einen Profi bekommen haben, den ich dann auch im LK später hatte. Ein Mönch zwar, aber genial. Ihm verdanke ich sehr viel meines jetzigen Sprachgefühls.

In Deutsch geht es ja auch nicht darum, jemanden zum Autoren auszubilden. Kreativität hat da wenig Platz. Aber du lernst das Handwerk, das du mal brauchst. Neben Rechtschreibung und dergleichen auch ein Gefühl für Struktur, Logik, Analytik, Aufbau usw. Und ich finde schon, dass man das lernen muss und sich dabei immer schlecht mit anderen vergleichen kann.
Vieles lernt man im Laufe der Jahre danach noch mit dem Sammeln der Erfahrung dazu, aber ja, ich denk schon, dass ein guter Unterricht schon den Grundstein für die eigenen Ambitionen legen kann. Oder auch nicht.

Drachenfeder

Ich stimmte dir zu Rigalad. Natürlich ist der Deutschunterricht auch wichtig! Sehr sogar. Grammatik, Rechtschreibung und und und. Das muss ein Autor drauf haben und die Grundregeln und Weiterführendes lernt man nunmal in der Schule. Platz für Kreativität ist da nicht. Konflikte entstanden bei mir auch erst in den höheren Klassen.

Zitat von: Rigalad am 22. Juli 2011, 07:26:32
Dann: Natürlich hängt vieles vom Lehrer ab, aber ich halte einen guten Deutschunterricht für sehr wichtig. Ich war die ersten Jahre auf dem Gymnasium immer recht schlecht, bis wir in der 9. Klasse einen Profi bekommen haben, den ich dann auch im LK später hatte. Ein Mönch zwar, aber genial. Ihm verdanke ich sehr viel meines jetzigen Sprachgefühls.

Ja, er hängt verdammt viel vom Lehrer ab. Ich habe die Frau gemocht, war aber auch gleichzeitig der Meinung, dass sie nicht viel Ahnung hatte.

@Rigalad sende mich in die Vergangenheit und schick mir den Mönch!



Sven

Zitat von: Rigalad am 22. Juli 2011, 07:26:32
Aber du lernst das Handwerk, das du mal brauchst. Neben Rechtschreibung und dergleichen auch ein Gefühl für Struktur, Logik, Analytik, Aufbau usw.

Also solche Sachen habe ich im Deutschunterricht nie gelernt. Rechtschreibung konnte man entweder ab der fünften Klasse, oder man hatte bis zur Entlassung Probleme.
Interpretationen wurden aber viele gemacht. Nicht nur von Gedichten, sondern auch von Romanen. In dieser Zeit sträubte sich mir alles, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich ein Autor hinsetzt und überlegt, wie er seine Aussagen am besten verschlüsseln kann.
Eine Lektion habe ich auch bis heute nicht vergessen: Benutzt möglichst viele Adjektive, denn die machen einen Text lebendig!
Nein, man muss in Deutsch ganz sicher nicht gut gewesen sein, um ein brillanter Schriftsteller zu werden. Die meisten Deutschlehrer haben vermutlich von belletristischen Schreiben keine Ahnung  ;)
Beste Grüße,
Sven

Drachenfeder

#9
Zitat von: Sven am 22. Juli 2011, 08:19:31
Interpretationen wurden aber viele gemacht. Nicht nur von Gedichten, sondern auch von Romanen. In dieser Zeit sträubte sich mir alles, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich ein Autor hinsetzt und überlegt, wie er seine Aussagen am besten verschlüsseln kann.

*lach* ganz meine Meinung!

Zitat von: Sven am 22. Juli 2011, 08:19:31
Eine Lektion habe ich auch bis heute nicht vergessen: Benutzt möglichst viele Adjektive, denn die machen einen Text lebendig!
Nein, man muss in Deutsch ganz sicher nicht gut gewesen sein, um ein brillanter Schriftsteller zu werden. Die meisten Deutschlehrer haben vermutlich von belletristischen Schreiben keine Ahnung  ;)

*schauder* tja, so viel zum allgemeinen Deutschunterricht. Mein Dozent (Rechtsanwalt) den ich bei meiner Weiterbildung im Privatrecht habe und auch bei unseren Lehrlingen Deutsch unterrichtet hat vor einigen Wochen etwas ganz tolles gesagt:

ZitatDie Verben sind die Seele unserer Sprache



Pestillenzia

Ich denke auch, dass gute Deutschnoten nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, ob man ein guter Schriftsteller ist/werden kann oder nicht.
Sicher ist das Beherrschen der deutschen Sprache Grundvoraussetzung, ebenso wie ein nicht nur rudimentärer Wortschatz, um abwechslungsreich und ansprechend schreiben zu können, aber theoretisches Wissen ist nicht alles.
Kochrezepte auswendig zu können ist das eine. - Ein gutes Essen zustande zu bringen ist das andere. Da gehört wie beim Schreiben mehr dazu, als nur zu wissen, wie welche Zutat heißt. Sie aufeinander abzustimmen und richtig zu behandeln ist das Entscheidende.

Ich hatte zwar seit der Grundschule immer gute Deutschnoten und hab auch Leistungskurs Deutsch gewählt - allerdings nur auf Basis folgender Überlegung: ich spreche deutsch, ich schreibe deutsch, also nehm ich auch LK Deutsch.
Meine LK-Lehrerin konnte mich allerdings nicht ausstehen und ich werde mich mein Leben lang an den Satz erinnern, mit dem sie mir einmal eine Klausur, für die sie mir dummerweise 13 Punkte geben musste - auf den Tisch warf: "Wissen Sie, Manuela, ich habe mir gedacht einmal kann ich Ihnen ja so viele Punkte geben." Mit besonderer Betonung auf "einmal". So viel zum Thema Zusammenhang von Deutschnote und Sympathie/Antipathieempfinden des Lehrers.

Ich hatte auch nie Probleme mit Rechtschreibung (zumindest nicht mit der alten), Zeichensetzung etc. Allerdings habe ich von den richtigen Termini keine Ahnung. Meine Kenntnisse gehen über Subjekt - Prädikat - Objekt kaum einen Millimeter hinaus und wenn ich eine Arbeit über Satzbestandteile schreiben müsste, wäre eine 6 vorprogrammiert.
Aber nur weil ich Grammatik und Co. intuitiv halbwegs passabel beherrsche, dafür aber von der Theorie keinen blassen Schimmer habe, sagt das noch lange nichts darüber aus, ob ich ein guter oder schlechter Schriftsteller bin/werden kann.

Zwar finde ich die Textanalysen à la "Was wollte uns der Autor damit sagen" zwischenzeitlich auch mehr als fragwürdig und manche Analyseergebnisse mehr als an den Haaren herbeigezogen, aber sie können zumindest hinsichtlich der Verwendung von Stilmitteln oder dergleichen hilfreich sein, auch wenn man sie selbst später nicht oder zumindest nicht bewusst benutzt.

Je nach Lehrer kann der Deutschunterricht durchaus das Gefühl für Sprache fördern, aber ich denke, um ein guter Schriftsteller zu werden, muss man sich mit Texten und auch mit Schreibtheorie ganz anders und vor allem auf einer anderen Basis befassen als im Deutschunterricht.

Nycra

Abgesehen von Mathe, in dem 1+1 nunmal immer 2 geben muss, sind viel Fächer Auslegungssache des Lehrers.

Obwohl ich von mir behaupte ein angeborenes Gefühle für Sprachen zu haben und stets auch gute Noten in Deutsch (hallo, bin Sekretärin) hatte (bis zur 10. Klasse), hatte ich während der Ausbildung eine Lehrerin, der mein Gesicht nicht passte. Dementsprechend fielen meine Noten aus. Von einer 1++ zu 3--. Das Thema Interpretation spielte zu dieser Zeit eine extrem wichtige Rolle und ich merkte schnell, dass andere Meinunge neben denen von Gott (äh pardon, meiner Lehrerin) nicht zählten.

Bin ich deswegen eine schlechte Schriftstellerin? Ich denke nicht, wenn ich mir die Resonanzen meiner Betas ansehe. Abgesehen davon, kann man ein guter Geschichtenerzähler sein, ohne schreiben zu können. Meine Mutter beispielsweise hat sich die fantastischsten Kindermärchen ausgedacht und hat von Rechtschreibung keine Ahnung.

Ich schätze, man braucht als Autor einfach auch genug Selbstvertrauen, wenn man eine diesbezügliche Schwäche hat. Im Forum gibt es immer mal wieder Bitten, dass sich die Betas insbesondere um Rechtschreibung und Grammtik kümmern. Warum auch nicht, wer sich dazu berufen fühlt.  Abgesehen davon würden viele Korrektorate pleite gehen, wenn jeder Autor perfekt wäre, ne?


chaosqueen

Du hast ja schon genügend Antworten bekommen, die alle darauf hinauslaufen, dass Noten in der Schule nicht viel über eine Begabung aussagen. Bei mir sah es zum Beispiel so aus, dass ich in Kunst je nach Lehrer eine 1, 2, 3 oder 4 auf dem Zeugnis hatte, das gleiche in Musik. In Deutsch wanderte es auch von 1 bis 3, in Mathe ebenfalls ... Das alles war sowohl Ausdruck meiner aktuellen Interessen als auch der unterschiedlichen Anforderungen und Lehrmethoden der Lehrer.

Mein Papa ist im ersten Anlauf durchs Abitur gerasselt, weil er sich verrechnet hatte: zwei Vieren und eine Fünf in Mathe, Latein und Griechisch hätte er ausgleichen können, es wurden leider zwei Fünfen und eine Sechs (eine davon in Griechisch). Er hat dann Philosophie und Germanistik studiert und nebenbei (brauchte er natürlich auch für die Philosophie, aber es hat ihn dann auch wirklich interessiert) noch ein wenig Altphilologie, also Latein und vor allem Griechisch. Am Ende hat er seine Doktorarbeit über die Stoa geschrieben und musste sehr, sehr viele Texte im Original lesen können.

Nein, eine Drei in Deutsch sagt nichts darüber aus, ob jemand ein guter Schriftsteller ist. Eine Eins ebenso wenig - ich kenne Menschen, die hatten in allem immer Einsen, aber ihnen fehlt es an Kreativität, so dass sie nie einen phantasievollen Text schreiben könnten. Umgekehrt kenne ich mindestens einen Legastheniker, der tolle Geschichten schreibt und bisher einen Roman veröffentlich hat und einen weiteren in Vorbereitung. Natürlich braucht er mehr Zeit zum Überarbeiten und gute Korrektoren, aber möglich ist alles.

zDatze

#13
Deutschunterricht. Puh, da hab ich quer durch die Bank alle möglichen Noten gehabt. Von einer schwachen 4 bis zu einer glatten 1 war da alles dabei. (Inklusive Lehrer und Schulwechsel.) Aber für mich hatte das Schreiben in der Schule immer einen faden Beigeschmack. Ich hab früher zwar nicht intensiv geschrieben, aber fühlte mich doch ständig durch die "antrainierte" Sprache eingeengt, wenn ich etwas formulieren wollte. Von Grammatik hab ich keinen Schimmer und alles was ich gelernt habe, habe ich inerhalb kürzester Zeit wieder vergessen. Ich brauche diese ganzen Bezeichungen nicht, um zu schreiben. (Ihr dürft mich für die Aussage gerne teeren und federn. *duck*)

Die letzten Jahre hab ich bei den Deutscharbeiten auch meistens den leichtesten Weg gewählt. Ich hab das geschrieben, was mein Lehrer lesen wollte und hab auf sämtlichen sprachlichen Schnickschnack verzichtet. Für mich hatten die Texte im Unterricht nichts mit meiner Schreiberei zu tun. Sie waren mir eher lästig, weil meistens keine Kreativität verlangt war. ::)

[EDIT] Ich hab auch eine ganz nützliche Methode fast perfektioniert: Fehler vermeiden. War ich unsicher, wie man was schreibt (Wörterbücher durften wir eine Zeit lang nicht verwenden), dann habe ich umformuliert oder ein Wort genommen, bei dem ich mir sicher war.

Berjosa

Man könnte weniger gute Deutschnoten ja als Training für die ohnehin fälligen Verlagsabsagen ansehen. Erstens zum Abhärten, zweitens um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass jemand, der meine Geschichte nicht absolut genial findet, vielleicht zumindest in einigen Punkten ansatzweise Recht haben könnte. Während man vom Verlag nur in seltensten Fällen eine Begründung bekommt, warum der Text nicht so gut angekommen ist, sollte ein Lehrer die spätestens auf Nachfrage liefern können. Jedenfalls schadet es nicht, sich die monierten Punkte nochmal anzuschauen und drüber nachzudenken, evtl. nachzuschlagen, egal, ob sie nun der Lehrer, die Rechtschreibprüfung oder ein Betaleser anmeckert.