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"komma dass" Ein Problem?

Begonnen von Mika, 29. Juni 2011, 15:05:40

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Sven

Zitat von: Calysta am 29. Juni 2011, 18:06:23
Die Vernwendung von "Dass" ist einfach ein schlechter Stil, aus oben genannten Gründen.

"Er lügt, dass sich die Balken biegen" mag eine Phrase sein, schlechter Stil ist es nicht. "Er lügt, bis sich die Balken biegen" hört sich nicht gut an.
"Ich weiß, dass es so ist" empfinde ich ebenfalls nicht als schlechten Stil.

Bei meinem Beispiel wird das "dass" für die "indirekte Wahrnehmung" verwendet. Ich könnte das "dass" weglassen "Er sah, wie sie sich eine Zigarette anzündete".  Das "dass" ist weg, die Problematik ist geblieben. Hier geht es um die "indirekte Wahrnehmung", die in die gleiche Kerbe schlägt wie das aktive und passive Schreiben.

Was den Stil angeht würde ich sagen, dass ein Satz wie:
"Ich bin mir sicher, Du hast gelogen" eleganter klingt, als:
"Ich bin mir sicher, dass Du gelogen hast". In dem Fall gebe ich Dir Recht. Dieses "dass" ist schlechter (bzw. weniger guter) Stil. Aber pauschal lässt sich das so nicht sagen.
Beste Grüße,
Sven

Thaliope

Zitat von: Sven am 29. Juni 2011, 21:01:02


Was den Stil angeht würde ich sagen, dass ein Satz wie:
"Ich bin mir sicher, Du hast gelogen" eleganter klingt, als:
"Ich bin mir sicher, dass Du gelogen hast". In dem Fall gebe ich Dir Recht. Dieses "dass" ist schlechter (bzw. weniger guter) Stil. Aber pauschal lässt sich das so nicht sagen.



Aber in einem normalen Dialog klingt das Erste doch viel zu gestelzt und unnatürlich, für meinen Geschmack ... ?

Farean

Zitat von: Thaliope am 30. Juni 2011, 10:05:58
Aber in einem normalen Dialog klingt das Erste doch viel zu gestelzt und unnatürlich, für meinen Geschmack ... ?
Zustimm.

Aber es gibt ja sogar Literaten, die den Gebrauch der wörtlichen Rede als solche schon als Anfängerfehler verdammen...

Sven

Zitat von: Thaliope am 30. Juni 2011, 10:05:58
Aber in einem normalen Dialog klingt das Erste doch viel zu gestelzt und unnatürlich, für meinen Geschmack ... ?

Und genau das ist der Grund, warum man nicht alles pauschalisieren sollte. Auf die Wirkung kommt es an. "Elegant" mag sich schön anhören, aber natürlich ist es nicht.
Wobei ich Dialoge noch als eigene Kategorie sehen würde. In Dialogen kann man biele Dinge machen, die man in einem Fließtext unterlassen sollte. Die Natürlichkeit eines Dialogs hängt ja sehr stark vom Charakter ab. Wenn jemand gestelzt redet, ist das so.
Das hat dann nichts mit schlechtem Stil zu tun, sondern mit der Sprache des Charakters.
Beste Grüße,
Sven

Zit

Da hat Sven recht, ob Dialog oder Erzählpassage, das sind zwei Dinge.

Nur eine kleine Sache:

  • Er lügt, dass sich die Balken biegen.
  • Er lügt, bis sich die Balken biegen.

Das sind auch zweierlei Dinge, die Bedeutung ist unterschiedlich. Außerdem kann man in diesem Satz das dass nicht kürzen, weil im dass-Teil ein Subjekt fehlt. dass lässt sich nur ersetzen -- wobei wir ja sehen, es geht mit einem Bedeutungsunterschied einher.


  • Ich weiß, dass es so ist.
  • Ich bin mir sicher, dass Du gelogen hast.

Hier haben wir es und du, weswegen sich die Sachen kürzen lassen:


  • Ich weiß, es ist so.
  • Ich bin sicher, du hast gelogen. (Bzw. Ich bin sicher, du logst.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Lomax

"dass"-Sätze sind per se erklärend, und sie nehmen Tempo aus einem Text. Insofern ist es richtig, vor ihnen zu warnen, denn sie können bei zu häufigem Auftreten ein Zeichen für einen allzu erklärenden und umständlich, unbeholfen geschriebenen Text sein. Und gerade weil man in der Schule meist ein eher sachbezogenes als "literarisches" Schreiben lernt, sind zu viele "dass" ein beliebter Anfängerfehler - und dementsprechend ist die Warnung vor entsprechenden Nebensätzen auch eine beliebte Schreibregel für Anfänger.
  Was natürlich nicht heißt, dass sie immer ein Problem sind und dass man sie nie verwenden kann. Man kann und sollte fast alles in seinen Texten verwenden, dadurch sorgt man ja für eine reiche Sprache. Es passt halt nur nicht immer alles gleichermaßen gut. In erster Linie würde ich also sagen, man sollte "dass"-Sätze mit Bedacht gebrauchen und wenn sie passen. Wie halt alles, was man schreibt.
    Da ist also das "Dass" eher ein Symptom für ein oft zu beobachtendes Problem als ein Problem an sich.
  Manchmal will man aber auch etwas erklären, und manche Textpassagen sollen auch nicht schnell oder "actionreich" sein. Manchmal passt es auch zum Inhalt, wenn die Sprache ein wenig umständlicher wird und wenn man Tempo rausnimmt - warum sollte man dann keine "dass"-Sätze verwenden? Man muss sich nur bewusst sein, was für eine Wirkung sie haben oder haben können, man sollte sie nicht gehäuft oder stereotyp gebrauchen und man sollte ruhig mal darüber nachdenken, wie man sie im Einzelfall vermeiden und gewisse Dinge anders ausdrücken kann.

Wenn man das tut, kann es durchaus sogar passieren, dass der Lektor einem später ein paar "dass"-Sätze wieder reinredigiert, weil sie in Maßen dosiert halt auch nicht stören und mitunter tatsächlich einfach am besten geeignet sind, um etwas auszudrücken.
  Nur halt in einem Roman seltener als in einer Uni-Arbeit.

Der ein oder andere Punkt, auf den man in dem Zusammenhang achten kann und wie man es besser macht, wurde in der Diskussion hier ja schon angesprochen. Wichtig ist vor allem, dass man halt nicht krampfhaft auf das "dass" schaut, sondern wirklich auf das damit verbundene Problem. Also nicht nur das Wort auf umständliche Weise wegredigiert, aber die Konstruktion an sich so umständlich lässt, als stünde der "dass"-Satz noch da.

Serena Hirano

Lomax,

die Zusammenfassung find ich gut, danke.
Mir gehts wirklich genauso, ich habe eine "dass-Phobie", weil ich es beim Runterschreiben häufig verwende. Es ist schon mal gut sich damit nicht alleine zu wissen. Ich hab es jedoch teilweise auch als hilfreich empfunden, denn bei der Korrekturlesung fing ich dann an, alle ",dass-Sätze" zu überarbeiten. Ich glaube ",dass" fünf Mal auf einer Seite zu sehen und dann vier Sätze davon so gut wie möglich umzuformulieren, wirkt sich bestimmt nicht negativ auf die Qualität aus. Aber es ist echt erschreckend, wie häufig man es doch verwendet, wenn man nicht darüber nachdenkt.

Ich gestehe jedoch, es ist auch eine der Formulierungen, die mir in Texten nicht wirklich unangenehm aufstößt, wenn sie nicht in jedem zweiten Satz vorkommt. Also bis zu Euren Posts hab ich auch gedacht, ich hab nen Fimmel  :hmhm?:

der Rabe

Vielen Dank für diesen Thread. Nachdem ich ihn gefunden hatte, habe ich meinen Text mal darauf hin untersucht, und was finde ich? 13! in Worten Dreizehn! dass auf einer! Seite.  :gähn: :seufz: Da hab ich dann doch erstmal geschluckt.

OK, das war die Ausnahme, aber erschreckend fand ich es schon. Und noch schlimmer: dass kommt in meinem Text häufiger vor, als der Name meines Hauptprotas.  :wums: OK. Noch etwas, was es zu überarbeiten gilt. Das ist mir vorher nie aufgefallen... :versteck:
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe: