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Der Fantasyautor im Wandel der Zeit

Begonnen von Kath, 28. Juni 2011, 17:05:37

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FeeamPC

Wandel?
Fantasy ist beständig im Wandel, entsprechend auch die Autoren.

Fantasy ist nichts weiter als eine Projektion der altmodischen Phantasie, die jeder Autor hat, auf eine imaginäre Welt, die jedes Buch bietet, mit einigen märchenhaften, da nicht rational erklärbaren Zutaten- etwas, was es seit Anbeginn der menschlichen Geschichte gibt.

Wellenförmig neigt der Publikumsgeschmack mal zu mehr, mal zu weniger phantastischen Elementen, und wellenförmig bedienen auch die Autoren genau diesen Publikumsgeschmack.

Ich beobachte, dass ich selbst eher mehr als weniger Fantasy lese, und zwar querbeet (auch Urban Fantasy). Für mich ist seit einiger Zeit eher ein Kriterium, ob die Story auch Humor enthält (darf auch rabenschwarz sein), mit Humor nehme ich alles, Fantasy oder nicht.
Entsprechend ist das ein Element, das ich auch vermehrt in meine eigenen Geschichten einbaue.

Ich denke, jeder Autor entwickelt sich weiter, und die Richtung ist nun mal eher chaotisch als gradlinig. Anderenfalls wären wir berechenbare Roboter.

Lila

Zitat von: Grey am 28. Juni 2011, 20:14:55Vor allem aber habe ich über mein Biologiestudium gelernt, dass unsere eigene Welt, unsere Realität, so viele unglaubliche und spannende Facetten hat, dass es mir wie unnötige Mühe vorkommt, eine ganz neue Welt zu erfinden, um meine Fantasie dort auszutoben. Ich war ja schon immer grundsätzlich faul - also suche ich mir lieber auf der Basis von unserer Realität einen Weg, meine Ideen dort einzubinden.

Sehr schön gesagt, Grey. Das geht mir genauso! Ich persönlich habe mich ja nie der High Fantasy verschrieben gefühlt (bei mir ging es von Anfang an immer eher in eine urbane Richtung, auch wenn ich den Begriff der Urban Fantasy damals natürlich noch nicht kannte), deshalb ist "der Wandel der Zeit" bei mir kaum bis gar nicht vorhanden. Ich habe stets darauf gesetzt mir in meiner Welt Dinge zu suchen, die ich unerklärlich und faszinierend fand und dann versucht diese mit Fantasie und Leben zu füllen. Und das mache ich nach wie vor. Es ist sicherlich auch mal spannend sich eine komplett neue Welt auszudenken. Im Fall meiner Welteninsel trifft das aber inzwischen auch nicht mehr zu, obwohl es zunächst genau so anfing. Ich finde es viel spannender und geheimnisvoller fantastische Elemente in die wirkliche Welt einzubinden, als eine komplett neue, eigene zu erfinden. Im besten Fall, siehe Tolkien, kann das ein genialer Geniestreich sein. Ich schlechtesten Fall eine bemühte und gezwungene unfreiwillige Farce.

Okay, aber ich glaube ich weiche vom Thema ab. Jedenfalls finde ich es nur natürlich, dass ein Autor sich in die eine oder die andere Richtung weiterentwickelt. Das ist doch was völlig normales. Schwerpunkte verlagern sich, genauso wie Interessen und Vorlieben. Das gehört einfach zur Entwicklung dazu.
Natürlich gibt es durchaus auch Autoren, die - einmal in einem bestimmten Genre angekommen und heimisch geworden - diesem verhaftet bleiben und dann zum Beispiel nur noch Romantasy schreiben, auch weil es funktioniert. Aber selbst diese Autoren haben mit ziemlicher Sicherheit in den meisten Fällen vorher ebenfalls eine gewisse Entwicklung durchgemacht, um dahin zu kommen, wo sie sich dann befinden. Vielleicht, weil andere Themen weniger gut funktioniert haben als andere oder weil sie Thematiken für sich entdeckten, mit denen sie mehr anfangen konnten oder in denen sie sich wohler fühlten. Das ist mitunter sicherlich auch von gewissen Trends abhängig. Warum spielt ja auch eigentlich keine Rolle. Aber ich finde, dass gerade das das Spannende an der ganzen Sache ist: dass man nie wissen kann in welche Richtung es auf lange Sicht geht, dass man nie sagen kann wo man in ein paar Jahren steht.

Vielleicht ist es tatsächlich so, dass einige von uns in nicht allzu ferner Zukunft der Fantasy den Rücken zukehren und beschließen sich in anderen Feldern auszutoben. Das ist ja auch gar nicht schlimm! Die Möglichkeit zurückzukehren besteht jederzeit. Und ich für meinen Teil kann mir durchaus vorstellen auch mal was nicht fantastisches zu schreiben, wenn ich da Lust drauf habe. Aber im Moment bin ich mit meinem Nixensommer beschäftigt und mit Ebenensang und die haben beide eindeutig fantastische Elemente.

Aber Ideen habe ich genug, also wer weiß? Vielleicht habe ich auch irgendwann mal Lust auf einen richtig harten Thriller oder einen total schmalztriefenden Liebesroman. ::)

Wir werden sehen... :psssst: ;)
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Lucien

@ Judith u. Valaé: In der Tat meinte ich nicht, dass Philosophisches in High Fantasy nicht rein passt, ganz im Gegenteil habe ich das auch schon gemacht. Vielleicht habe ich es unglücklich oder an der falschen Stelle ausgedrückt. Ich meinte, dass es einfach eine Veränderung meines Stils ist, dass die Philosophie in meinen Geschichten jetzt eine stärkere Rolle spielt als vorher.

Ich wollte die High Fantasy auch auf keinen Fall herabstufen! Ich mag sie immer noch sehr gerne und natürlich wird es auch in den anderen Genres immer schwieriger, was neues zu machen. Es ist nur so, dass ich persönlich mich in der High Fantasy am schwersten tue, mich von bereits bekannten Mustern zu lösen. Ich sage nicht, dass es nicht geht, aber ich persönlich kriege es (noch?) nicht so gut hin und da verändere ich meine Gewohnheiten lieber zugunsten der Qualität ... hoffentlich.  ;D

Schommes

Was haltet Ihr von Begriffsbildungen wie Slipstream und Weird Fiction, deren Bestreben es ist, sich von den Genredefinitionen der modernen Fantastik abzusetzen (bedeutender Vertreter z.B. China Miéville)?
Ist es sinnvolle Distinktion von der herkömmlichen fantastischen Literatur und damit eine Befreiung von ihren Konventionen, oder zerplittert es einen ohnehin unübersichtlichen Markt zur Unkenntlichkeit?

Lomax

Zitat von: Schommes am 08. Juli 2011, 18:22:23Was haltet Ihr von Begriffsbildungen wie Slipstream und Weird Fiction, deren Bestreben es ist, sich von den Genredefinitionen der modernen Fantastik abzusetzen (bedeutender Vertreter z.B. China Miéville)?
Ist es sinnvolle Distinktion von der herkömmlichen fantastischen Literatur und damit eine Befreiung von ihren Konventionen, oder zerplittert es einen ohnehin unübersichtlichen Markt zur Unkenntlichkeit?
Ich weiß nicht. Ich fand die immer ganz nützlich, um ein Werk schnell einordnen zu können. Ich habe die allerdings auch nie als eigenes Subgenre wahrgenommen, sondern eher als "Stilrichtungen" innerhalb des Genres, bzw. als "lose Autorengruppe" mit speziellem gemeinsamen Feeling, aber auch mit Unterschieden, so dass die man die Werke gleichzeitig auch noch mit konventionelleren Labels versehen kann.
  Ich denke auch nicht, dass die Begriffe sich in der Bedeutung halten werden. Sie benennen eine Modewelle und leben so lange, wie die Werke, die sie prägen, noch als neu und abgrenzungswürdig empfunden werden. So kurzlebige Begriffe kommen immer wieder auf. Manche etablieren sich als Subgenres, die meisten verschwinden einfach wieder oder tauchen dann und wann mal bei literaturhistorischen Betrachtungen wieder auf - und so lange sie (oder die Sache, die sie bezeichnen) hip und neu sind und viel Gesprächsbedarf darüber besteht, ist es einfach nett, ein Wort dafür zu haben.
  Nach meinem Empfinden also Begriffsbildungen für das Gespräch unter Nerds und Fachleuten, aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. ;D Sprich: Vermarkten würde ich darunter nichts, weil eher Special Interest, da muss mindestens noch ein richtiges Label auf die Bücher. Und so betrachtet würde ich sagen, dass man die Begriffe wohl nicht zu bedeutsam sehen sollte, aber schaden tun sie auch nicht.

Schommes

Trefflich analysiert. Macht mich aber ein bisschen traurig. Ich stoße mit meinen Buchprojekten bei Verlagen und Lesern immer wieder auf Abgrenzungsschwierigkeiten und Missverständnisse. Mein erstes Projekt wurde abgelehnt, weil es zu viel SF für die Belletristik und zuviel Belletristik für die SF war. Dann kam die Dystopienwelle und auf einmal gab es Slots, weil das was ich schrieb zufälllig da rein passt (bis mein Agent damit kam, kannte ich den Begriff noch gar nicht). Gestern schrieb eine Bloggerin, der ich ein Rezensionsexemplar von "Asylon" unter der Bezeichnung "dystopische Fantasy" angeboten hatte, ob es sich denn um "echte" Fantasy handele? Piper hat mein Buch als "Dark Future" beworben!??? Ich bin selbst der erste der sagen würde, das man Genreschubladen braucht um Bücher zu verkaufen. Leider stoße ich selbst immer wieder an deren Grenzen und sehne mich daher nach einem guten Label für Literatur mit nichtrealen Element ohne Elfen, Vampis oder Aliens. Wird wohl ein Traum bleiben.

Lomax

Zitat von: Schommes am 09. Juli 2011, 10:53:24Leider stoße ich selbst immer wieder an deren Grenzen und sehne mich daher nach einem guten Label für Literatur mit nichtrealen Element ohne Elfen, Vampis oder Aliens. Wird wohl ein Traum bleiben.
Ich persönlich habe für mich ja den Begriff der "kontrafaktischen Literatur" adoptiert. ;D Noch so ein kleiner Modebegriff, der sich nicht durchgesetzt hat. In manchen Kreisen wird er wohl mehr oder minder synonym zur "Alternate History" gebraucht, aber nicht so einheitlich, dass man ihn als belegt kennzeichnen müsste.
  Ich bin darauf in einer Novelle gestoßen, in der ein Autor "Kontrafaktische Literatur" geschrieben hat, was in dieser Parallelwelt wohl so etwas wie die dortige SF war. Und seither habe ich das Wort übernommen, weil sich darunter einfach hervorragend alles zusammenfassen lässt, was ich schreibe, über die marktgängigen Schubladen hinweg. Wenn man also das passende Label nicht geboten bekommt, muss man sich selbst eines nehmen ;)

Wie es dann bei Verlagen aussieht, ist wiederum ein anderer Punkt. Oft ist es so, dass man ein Buch in mehrere Schubladen tun könnte, oder dass es in keine so richtig passt. Das muss kein Grund sein, es nicht zu nehmen. Wenn es genommen wird, kommt es einfach in die Schublade, die am besten läuft (da habe ich schon einige skurrile Anekdoten zu erlebt, die recht gut illustrieren, wie willkürlich das werden kann).
  Umgekehrt kann es einem bei Romanen, die mehrere Elemente aus unterschiedlichen "Schubladen" aufweisen, genauso gut passieren, dass die Verlage von allen Möglichkeiten genau die sehen, die gerade nicht läuft - und das Buch deswegen ablehnen. Über so einen Tunnelblick habe ich mich schon öfter geärgert. Aber es muss einen nicht daran hindern, es trotzdem zu versuchen, denn es kann halt genauso gut passieren, dass ein anderer Lektor einen anderen Schwerpunkt sieht und es dann halt in eine freie Schublade schiebt. Und man kann die Flexibilität eines Werkes auch positiv nutzen, indem man selbst halt per Exposee schon ein gut laufendes Label vorgibt und die Aufmerksamkeit auf die richtigen Teile des Werkes lenkt.
  Mieville hat sein Publikum ja auch gefunden, obwohl es, als er neu herauskam, keine Marketing-Schublade gab, die so recht auf ihn passte. Auch wenn man so vielleicht schwerer ein Massenpublikum erreicht, als wenn man sehr treu und geradlinig einem populären (Sub-)genremuster folgt.

Schommes

Zitat von: Lomax am 09. Juli 2011, 11:18:52
Ich persönlich habe für mich ja den Begriff der "kontrafaktischen Literatur" adoptiert. ;D Noch so ein kleiner Modebegriff, der sich nicht durchgesetzt hat. In manchen Kreisen wird er wohl mehr oder minder synonym zur "Alternate History" gebraucht, aber nicht so einheitlich, dass man ihn als belegt kennzeichnen müsste.
"Kontrafaktische Literatur" ist schön, aber wird es definitiv nie zur Regalbezeichnung bei Hugendubel in Karstadt am Hermannplatz bringen  ;)
"Alternate History" klingt verdächtig nach Steampunk, finde ich.
Zitat von: Lomax am 09. Juli 2011, 11:18:52
Wie es dann bei Verlagen aussieht, ist wiederum ein anderer Punkt. Oft ist es so, dass man ein Buch in mehrere Schubladen tun könnte, oder dass es in keine so richtig passt. Das muss kein Grund sein, es nicht zu nehmen. Wenn es genommen wird, kommt es einfach in die Schublade, die am besten läuft (da habe ich schon einige skurrile Anekdoten zu erlebt, die recht gut illustrieren, wie willkürlich das werden kann).
  Umgekehrt kann es einem bei Romanen, die mehrere Elemente aus unterschiedlichen "Schubladen" aufweisen, genauso gut passieren, dass die Verlage von allen Möglichkeiten genau die sehen, die gerade nicht läuft - und das Buch deswegen ablehnen. Über so einen Tunnelblick habe ich mich schon öfter geärgert.
Tja, bei mir war es im Erstversuch bei mehreren Verlagen leider die letzte Variante.
Zitat von: Lomax am 09. Juli 2011, 11:18:52
Ich persönlich habe für mich ja den Begriff der "kontrafaktischen Literatur" adoptiert. ;D Noch so ein kleiner Modebegriff, der sich nicht durchgesetzt hat. In manchen Kreisen wird er wohl mehr oder Und man kann die Flexibilität eines Werkes auch positiv nutzen, indem man selbst halt per Exposee schon ein gut laufendes Label vorgibt und die Aufmerksamkeit auf die richtigen Teile des Werkes lenkt.
Das ist doch mal eine schöne Botschaft an die schreibende Allgemeinheit da draußen. Pimp your literary genre.  ;)

Lomax

Zitat von: Schommes am 09. Juli 2011, 11:43:01"Alternate History" klingt verdächtig nach Steampunk, finde ich.
Ich fürchte, Steampunk ist schon wieder zu abgedreht für dieses Subgenre. Das sind eher Bücher, bei denen das "Fantastische" sich auf eine Prämisse beschränkt ("Was, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?", "Was, wenn das römische Reich nicht untergegangen wäre", um mal zwei beliebte Settings zu nennen), und von da ausgehend wird dann eine Romanhandlung erzählt, die munter über die resultierende historische Entwicklung spekuliert und versucht, aus der jeweiligen Vorgabe was rauszuholen, die aber ansonsten möglichst wirklich bleibt.
  Steampunk lebt ja von Technik, die den Aspekt der praktischen und ökonomischen Umsetzbarkeit ziemlich vernachlässigt ... Das wäre für Alternate History wohl schon etwas viel.
Zitat von: Schommes am 09. Juli 2011, 11:43:01Tja, bei mir war es im Erstversuch bei mehreren Verlagen leider die letzte Variante.
Es ist in der Praxis meistens die letzte Variante - ich habe allerdings meine Zweifel, ob man daraus schließen kann, dass solche "nicht genreeindeutigen Werke" es wirklich schwerer haben. Dann wenn man nicht als Autor einen festen Programmplatz hat, den es nur zu füllen gilt, oder so bekannt ist, über den Namen zu verkaufen, dann werden nun mal die meisten vorgeschlagenen Projekte abgelehnt. Selbst dann, wenn sie passen. Die Frage ist also, wenn man grenzgängige Werke anbietet und die meistens abgelehnt werden, ob das wirklich an der Genrezuordnung lag, oder ob man nicht einfach noch in der statistisch normalen Quote liegt und andere, eindeutigere Angebote nicht einfach aus anderen Gründen mit derselben Wahrscheinlichkeit letztlich abgelehnt worden wären ...
  Wie gesagt, ich bin mir da nicht sicher. Einerseits hört man eine Menge von Werken, die wegen ungünstiger Genreeinstufung abgelehnt werden; andererseits kommen auch genug  Bücher durch, die nicht 100% "labelrein" sind. Wer weiß schon, wie da die Quote verglichen mit anderen Ablehnungsgründen ist.

Gwee

Bei mir hat es sich bisher eigentlich eher andersrum entwickelt. Von ganz normalen Alltagskurzgeschichten bin ich zur Fantasy gekommen und bin eigentlich sogar fleißig dabei mich der High Fantasy zu widmen. Klar Urban Fantasy und ähnliche modernere Schienen finden sich auch bei mir wieder. Ich werde allerdings nicht wirklich vom Trend beeinflusst, sondern eher von den Geschichten selbst. Es kommt drauf an, wo sie hineinpassen. Ich bezweifle sehr stark, dass ich irgendwann bei Thrillern oder Frauenromanen lande, denn das passt einfach nicht zu mir.

Für mich ist auch wichtiger ein Buch zu schreiben, weil es mir Spaß macht und gefällt, daher wäre es nicht allzu schlimm, wenn kein Verlag es annimmt, weil es nicht wirklich in eine Schublade passt. Trotzdem wäre es schon schade, besonders da Mischgenres auch immer eine nette Abwechslung sind.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Drachenfeder

Ich entwickle mich immer weiter. Menschen lernen nie aus und ich für meinen Teil möchte in keiner Weise stagnieren. Weder im allgemeinen Leben noch beim Schreiben. Früher habe ich mich nur mit der Phantastik befasst. Mittlerweile gehört die Historik fest zu meiner kreativen Seite. Doch auch hier ist ein Hauch von Fantasie meistens dabei. Auch bei geschichtlichen Texten. Ich denke nicht, dass ich mich je ganz der Phantastik abwenden werde, aber bestimmte Genre gänzlich ausklammern? Nein, da traue ich mir dann selbst nicht über den Weg. Ich bin beim Schreiben ab und an sehr spontan und neugierig auf Neues. Wer weiß, vielleicht schreibe ich irgendwann eine Lovestory? Die Welt der Literatur und des Schreibens ist so spannend, da wäre es doch schade, wenn man sich konsequent nur einer Welt hingibt.



Assantora

@ Drachenfeder

Deine Meinung erinnert mich sehr an mein Vorhaben. Im Moment bin ich persönlich sehr der High-Fantasy verschrieben, würde aber gerne auch mal etwas vollkommen anderes schreiben, auch wenn ich weiß, dass ich mit Fantasy persönlich am Besten umgehen kann.
Den eigenen Horizont zu erweitern. Ich denke, dass darf man nie vergessen, nie aus den Augen lassen und sich am Besten jeden Tag sich selbst sagen, was man verbessern, verändern will.

Fianna

Bei mir ist es genau umgekehrt, ich habe einige Thriller-Prämissen notiert, aber ich komme nicht von der Fantasy weg. :D In den letzten Jahren habe ich häufig gesellschaftliche/kulturelle/ethische Probleme aufgegriffen (mein Lieblings-Betaleser meint, ich neige in Kurzgeschichten dazu, den Sub-Text zu sehr anzureichern).
Eine Freundin verlinkte mir vor ein paar Monaten eine Seite, auf der "Social Fantasy" erklärt wird und meinte ganz aufgeregt, jetzt könne sie endlich mein Genre fassen.
Ähems - nein - so hätte ich mich jetzt niemals eingeordnet, sondern da Werke reingesteckt, die wirklich darauf abzielen. Bei mir solche Dinge nie Zentrum, sondern Teil einer (weiteren) Ebene...

Was ich sehr faszinierend finde, aber vermutlich niemals schreiben werde, ist ein "phantastischer Historienroman", so kann man vllt am ehesten Werke fassen, in denen Wunder oder Magie  eine Rolle spielen. Da denke ich an "Der Herr der zwei Länder" von Judith Tarr, die Bücher von Judith Merkle Riley oder Sylvian Hamilton...

Naja, man soll niemals nie sagen. Habe ja auch kürzlich eine Romantic Fantasy KG geschrieben.

Als nächstes ein (High) Fantasy Krimi, ich hab mich trotz 15 Jahre Ideen noch nicht ausgetobt. Dabei hab ich tote Projekte immer aufgegeben und mit mehr handwerklichem Geschick etwas Neues angefangen, alle alten und zukünftigen Plots eingerechnet bin ich sicher bei einem Dutzend Ideen...

Gwee

Zitat von: Fianna am 23. Oktober 2012, 01:20:13
Naja, man soll niemals nie sagen.

Stimmt auch wieder. Klar kann es sein, dass man jetzt sagt: Hey ich schreibe das und das nie - und 10 Jahre später hat man es dann doch getan, aber ich denke das kommt auch darauf an, was für Ideen man hat. Ich würde es jetzt nicht gerade erzwingen alles einmal zu probieren, aber natürlich auch nicht davon absehen. Ich denke nur, dass man nicht einfach etwas in Angriff nehmen kann, was einem vielleicht gar nicht richtig liegt. Es gibt zwar immer verschieden Facetten eines Genres, aber wenn einem alles daran nicht liegt, dann wäre es unsinnig es auszuprobieren. Ich glaube nicht, dass man wirklich jedes Genre schreiben kann, aber ein paar schon. Zu ersteren Menschen gehören eher die wenigsten und ich denke, unter solch einer Vielfältigkeit könnten auch die Bücher leiden.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Coppelia

#44
Hab mir diesen Thread heute früh mal angesehen und wollte noch von mir erzählen.

Ich schreibe seit ca. 15 Jahren Fantasy, und an sich hat sich bei mir nicht viel geändert. Ich schreibe eigentlich Geschichten über unsere Welt, aber sie spielen in einer anderen Welt. Genauso schreibe ich über ernsthafte Probleme, die Leute in unserer Welt haben, aber auch diese Probleme lasse ich andere Leute in einer anderen Welt haben. Ich mache so eine Art Transfer, oder besser der Leser soll bei meinen Geschichten einen Transfer machen. Das macht mir beim Schreiben Spaß. "Typische" High Fantasy mit Elfen, Orks und dem Kämpfen gegen das Böse mochte ich nie besonders, obwohl ich mich damit sehr intensiv auseinander gesetzt habe. ;)

In Fantasy hat man die Möglichkeit, Probleme aus unserer Welt in sehr anschaulichen, krassen Bildern, Figuren und Wesen darzustellen, und dasselbe gilt für Dinge, die normalerweise verborgen in den Köpfen oder Herzen der Menschen vorgehen. Wenn sich bei meiner Schreiberei im Lauf der Zeit etwas verändert hat, dann das: Ich verwende solche Bilder bewusster.

Wenn die Definition von High Fantasy ist, dass sie in einer selbst erfundenen Welt spielt (das ist die Definition, die man mir zuletzt mal genannt hat), schreibe ich nur High Fantasy, und das wird voraussichtlich auch noch eine Weile so bleiben. Ich persönlich sehe die Sachen aber nicht als High Fantasy an, weil sie häufig mit relativ wenig Magie auskommen und ziemlich bodenständig sind. Seit einigen Jahren schreibe ich ja Fantasy in einer pseudo-antiken Welt, und einige Romane haben überhaupt nichts von Fantasy an sich, abgesehen davon, dass sie eben in einer fiktiven Welt und Gesellschaft spielen. Magie finde ich aber trotzdem noch sehr spannend und freue mich schon wieder auf meinen nächsten magischen Roman. ;) 
Aber wie gesagt: Eigentlich handeln all meine Geschichten von unserer Welt. Früher habe ich das einfach nur nicht erkannt, heute gehe ich bewusst damit um.

Fantasy ist für mich daher überhaupt nicht ausgelutscht, sondern so vielfältig wie die Menschen und diese Welt. ;)

Mal etwas anderes zu schreiben, könnte ich mir aber trotzdem vorstellen.