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Die "Marke Autor"

Begonnen von zDatze, 31. Mai 2011, 11:14:21

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Erdbeere

Zitat von: Felsenkatze am 01. Juni 2011, 07:39:44
Ich denke aber, auch das gehört ein bisschen zur "Marke Autor". Nämlich, dass Bücher, die in eine ähnliche Richtung gehen, dann automatisch eine ähnliche Aufmachung erhalten. Immerhin ist es für einen Verlag sehr vorteilhaft, wenn er seine Bücher ähnlich präsentieren kann, wie ein sich-gut-verkaufender Autor in einem anderen (oder auch dem gleichen) Verlag. Weil der Leser dann zumindest schon mal zugreift.

Da hast du Recht, aber für mich ist das mehr eine "Marke Genre", denn der Autor geht da völlig unter. Jedenfalls für mich - ich seh das Cover, den Titel, es löscht mir ab und fertig, Autor unbekannt. Wobei es sich ja eh nur um Frauen handelt. ;)
Ich denke, Autor und Genre laufen da ineinander. Es vermischt sich, nicht nur durch ähnliche Cover. Das sieht man querbeet durch die Genres, z.B. bei den Krimis, die Trend sind, da sieht auch fast jedes Cover gleich aus (von den Motiven her zumindest). Bei der Fantasy gibt es doch so viel Spielraum und Möglichkeiten! Fast schade eigentlich.

Lavendel

Zitat von: Erdbeere am 01. Juni 2011, 09:40:59
Ich denke, Autor und Genre laufen da ineinander. Es vermischt sich, nicht nur durch ähnliche Cover. Das sieht man querbeet durch die Genres, z.B. bei den Krimis, die Trend sind, da sieht auch fast jedes Cover gleich aus (von den Motiven her zumindest). Bei der Fantasy gibt es doch so viel Spielraum und Möglichkeiten! Fast schade eigentlich.
Man sollte dabei aber nicht vergessen, welchen Vorteil man als Autor selbst aus den Marketingstrategien der Verlage zieht. Im Idealfall gewinnt man mit richtigen Cover (ob es einem nun selbst gefällt oder nicht) mehr Leser. Als Kunde im Buchladen greife ich nach Büchern, die so aussehen, als würden sie zu meinem Lesegeschmack passen, und da entscheiden beim allerersten Griff nunmal Titel und Cover. Will man eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, empfiehlt es sich eben, die Erwartungen dieser Zielgruppe zu bedienen. Das ist immer noch keine Erfolgsgarantie, dein Buch kann trotzdem floppen, aber es erhöht die Chancen. Von daher sollte man abwägen, ob man nur nach dem eigenen Geschmack beurteilt oder ob man es eher unter dem Gesichtspunkt des Marketing betrachtet. Da muss man vielleicht ein Stück seiner Eitelkeit ablegen und bei allem Idealismus auch ein bisschen wirtschaftlich denken.

Erdbeere

Zitat von: Lavendel am 01. Juni 2011, 10:13:33
Man sollte dabei aber nicht vergessen, welchen Vorteil man als Autor selbst aus den Marketingstrategien der Verlage zieht. Im Idealfall gewinnt man mit richtigen Cover (ob es einem nun selbst gefällt oder nicht) mehr Leser. Als Kunde im Buchladen greife ich nach Büchern, die so aussehen, als würden sie zu meinem Lesegeschmack passen, und da entscheiden beim allerersten Griff nunmal Titel und Cover. Will man eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, empfiehlt es sich eben, die Erwartungen dieser Zielgruppe zu bedienen. Das ist immer noch keine Erfolgsgarantie, dein Buch kann trotzdem floppen, aber es erhöht die Chancen. Von daher sollte man abwägen, ob man nur nach dem eigenen Geschmack beurteilt oder ob man es eher unter dem Gesichtspunkt des Marketing betrachtet. Da muss man vielleicht ein Stück seiner Eitelkeit ablegen und bei allem Idealismus auch ein bisschen wirtschaftlich denken.

Ich komm mir grad oberdoof vor. Da studiere ich Wirtschaft und hab da auch Marketing, und seh diese Logik einfach nicht. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. ::) Danke jedenfalls fürs Augen öffnen so früh am Morgen.
Ich muss wohl erst begreifen, dass auch der Buchmarkt nicht anders funktioniert wie all die anderen Branchen. Dafür bin ich noch zu sehr Neuling in der Hinsicht und sehe nach wie vor alles noch aus den Augen als Leserin (und da bin ich sehr wählerisch...). Aber dafür bin ich ja hier, um was dazu zu lernen. :vibes:

Judith

Problematisch wird es, wenn ein Roman auch covermäßig in ein Subgenre eingeordnet wird, in das er eigentlich nicht reinpasst, aber wo man ihn der Einfachheit halber einordnet oder um bei einem erfolgreichen Genre "mitzunaschen". Da wird dann eben bewusst eine falsche Erwartungshaltung geweckt.
Das führt dann wohl im schlimmsten Fall dazu, dass die einen den Roman nicht kaufen, weil sie ihn aufgrund des Covers schon abschreiben und die anderen ihn wegen des Covers kaufen und dann enttäuscht sind, weil er nicht so ist wie erwartet.  ::)

Aber naja, anscheinend geht das mit den Covern ja meistens "gut". Allerdings frag ich mich immer wieder mal, wieviele tolle Romane mir schon entgangen wären, wenn sie mir nicht ausdrücklich empfohlen worden wären - da ich aufgrund des Covers etwas ganz anderes erwartet hätte (z. B. alte Blanvalet-Cover vom Lied von Eis und Feuer, die unsäglichen deutschen Cover der Hunger Games, die Schmuddel-Kitsch-Cover mancher Patricia McKillip-Romane).

Grey

Ich war ja zuerst auch gar nicht glücklich über die Coveränderung bei der Blutgabe - zuerst hatte ich was ganz schickes mit einem Raben und Hagebutten und schwarz und edel und so. Und das wurde dann gegen dieses Dystopie-Mädchen ausgetauscht, weil die Damen und Herren vom Vertrieb meinten, so ein Cover wie das erste bekämen sie nicht verkauft. Bis heute weiß ich nicht, ob das dem Buch gut oder schlecht getan hat, aber ich glaube schon, dass es sich gelohnt hat. Auch wenn es vielleicht ein ganz klein bisschen falsche Erwartungen weckt.

Pandorah

Ich grab die "Marke Autor" mal wieder aus.

Ich hab ja Ende Dezember ein dickes Buchbaby zur Welt gebracht, das darauf wartet, dass ich es nun auch noch großziehe - sprich korrigiere und dran rumfeile und es poliere, bis es glänzt - um es dann in die große Welt zu entlassen. Jetzt hat dieses dicke Baby nur eine Besonderheit: ich habe es in Ich-Perspektive geschrieben, weil es besser dazu passte. Dafür habe ich den Anfang erst mal in erster, dann in dritter Person geschrieben und mich für die erste entschieden.

Das ist eine Perspektive, die ich im Normalfall meide. Eigentlich liebe ich meine dritte Person. Also weiß ich nicht, ob ich in naher Zukunft wieder etwas in der Richtung schreibe. Das Thema ist eines, was ich gerne wieder und wieder aufgreife: romantische Liebe, der Zusammenhalt von besten Freundinnen (der auch mit einem Kerl bestehen bleibt), und das alles in einer (hoffentlich spannenden) Geschichte verpackt.

Aber lohnt es sich unter den Voraussetzungen überhaupt, das Baby einer Agentur oder einem Verlag anzubieten? Wenn meine nächsten Werke eher in 3. Person geschrieben werden?

Steffi

Zitat von: Judith am 01. Juni 2011, 11:07:36

Das führt dann wohl im schlimmsten Fall dazu, dass die einen den Roman nicht kaufen, weil sie ihn aufgrund des Covers schon abschreiben und die anderen ihn wegen des Covers kaufen und dann enttäuscht sind, weil er nicht so ist wie erwartet.  ::)


Maureen Johnson regt sich -zurecht- immer fürchterlich darüber auf, dass sie immer diese pinken "Mädchencover" mit Frauengesichtern bekommt, bloß weil sie eine Autorin ist und die Hauptfigur ein Mädchen. Dabei hat ihre Shades of London Serie denkbar wenig von Romantasy. Mittlerweile erscheinen die Bücher immerhin auch noch in einer Auflage mit neutralerem Cover, die ich selbstverständlich aus Protest kaufe  ;D
Sic parvis magna

Maja

Zitat von: Pandorah am 16. Januar 2014, 23:03:14
Aber lohnt es sich unter den Voraussetzungen überhaupt, das Baby einer Agentur oder einem Verlag anzubieten? Wenn meine nächsten Werke eher in 3. Person geschrieben werden?
Die Marke ist am Genre festgemacht, nicht an der Perspektive. Solange das Buch genau die gleichen Themen bedient wie das, was du ansonsten schreibst, solltest du dir da keine Sorgen machen. Anders natürlich, wenn du üblicherweise Romantik schreibst, aber plötzlich im Philip-Marlowe-Stil daherkommst. Aber ansonsten solltest du dir keine Sorgen machen, dass deine Marke verwässern könnte.


Ich bin auf der Frankfurter Buchmesse das erste Mal mit meiner "Marke" konfrontiert worden. Bis dahin ging ich immer davon aus, ich bin eine vielseitige Autorin, die alles kann und alles darf - bis ich meinen Agenten meine Musen vorstellte. Sie fand die Idee toll, aber er meinte, ein humoristischer Roman könnte meine Marke (anspruchsvoll und psychologisch) zu sehr verwässern. Ich habe ihm versichert, dass ich anspruchsvoll und psychologisch, aber auch witzig bin und mich freuen würde, meine Marke dahingehend auszubauen - ich möchte nämlich nicht gezwungen sein, die nächsten fündzig Jahre nur noch bierernste Sachen zu schreiben, weil das meine Marke ist. Letztlich hat es sich erstmal erledigt, weil die Musen den Lektor nicht überzeugen konnten und auch an ihrer praktischen Umsetzung gescheitert sind. Aber immerhin kenne ich jetzt meine Marke.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Pandorah

Na ja, ich hab ja noch gar keine Marke oder einen Namen. Darum der Gedanke, dass das vielleicht sinnvoll wäre, sich da vorher Gedanken zu machen. Aber da hast du mir auf jeden Fall schon mal geholfen. Danke! Dann hoffe ich jetzt, dass sich Urban Fantasy und Portal Fantasy nicht zu sehr unterscheiden, wenn ich der Fantasy mit Heldinnen aus unserer Welt und den Themen treu bleibe. Philip Marlowe steht aktuell nicht auf dem Plan. ;D

Aber vielleicht wäre dann für dich ja noch jenseits der Musen ein Pseudonym in der humoristischen Ecke denkbar? Immerhin weiß deine Agentur ja, dass du schreiben kannst und regelmäßig neue Bücher lieferst.

Maja

Pseudonyme klingen wie eine einfache Wahl, um mal etwas anderes zu mahcen, haben aber den Nachteil, dass mit jedem Pseudonym wieder eine neue Marke aufgebaut werden muss - was für den Verlag mit Kosten und Mühen verbunden ist. Ich bin bereit, und Pseudonym zu arbeiten, habe bis jetzt die Hoffnung, für meine Vielseitigkeit berühmt zu werden und nach Möglichkeit alles unter meinem richtigen Namen machen zu können. Ich habe bis jetzt zwei Bücher auf dem Markt, die beide im weitesten Sinne romantische Fantasy sind, und ich will trotzdem meine eher erdigen High Fantasy-Bücher unter meinem Namen herausbringen, weil ich nicht mein reales Ich nur an die Romantik koppeln will.

Meine Chancen dafür stehen erstaunlich gut, verglichen damit, wie schnell einem Autoren für einen Genrewechsel eine Pseudonym nahegelegt wird - weil man sich als Marke nicht nur ausschließlich über das Genre positioniueren kann. In meinem Fall spielt meine Sprache eine ganz wichtige Rolle. Ich schreibe in einem recht ausgefallenen Stil (um meine Redakteurin zu zitieren: "Kann ich dich vielleicht einmal zu einer etwas gängigern Formulierung überreden?"), der auch von meinen Lesern als Besonders wahrgenommen wird (verschroben, aber liebenswert). Diesem Stil bleibe ich treu, egal in welchem Genre. Das ist jetzt auch keine Frage der Perspektive - von den beiden Büchern, die ich bis jetzt veröffentlicht habe, ist eines in der ersten, das andere in der dritten Person geschrieben), sondern von Wortwahl und Satzbau. Das ist es, womit ich mich auf dem Markt zu profilieren gedenke. Ich hoffe, es klappt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

cryphos

#25
Was ist die Marke Autor?
Um das zu verstehen muss man was anderes zuerst verstehen, nämlich dass ein Verlagshaus ein Wirtschaftsunternehmen ist das viele verschiedene Produkte verkauft. Wirtschaftsunternehmen wollen eines, Geld verdienen.
Verlage verdienen ihr Geld damit, dass die Produkte verkaufen. Wie man etwas erfolgreich verkauft, da scheiden sich die Geister, es gibt allzu viele Mittel und Wege.
Bei einigen Dingen ist man sich jedoch einig. Wichtig sind ein gutes Konglomerat von Qualität, Preis, einem gewissen Alleinstellungsmerkmal und die Marke.
Qualität und Preis sind schnell erklärt: Ein Produkt muss die Qualität haben, die der Kunde bereit ist zu zahlen. Der Preis muss so hoch sein, dass das Produkt bei der gewünschten Qualität des Kunden noch Gewinn abwirft, darf aber gerne wesentlich höher sein, wenn es Kunden gibt, die bereit sind diesen Preis zu zahlen.
Bei Produkten mit einem Alleinstellungsmerkmal ist es leichter einen utopische Wunschpreis zu fordern, alls weit verbreitete Massenware, dort wird der Preis eher durch die Konkurrenz diktiert.
Und jetzt die Marke. Die Marke ist Mittel und Zweck um etwas zu verkaufen. Deswegen werden Marken von Unternehmen bewusst aufgebaut – dazu werden die Konsumenten durch Werbung einer Gehirnwäsche unterzogen, damit sie gewisse Begriffe mit einer Marke assoziieren.
Autobauer wie Daimler und BMW oder Audi setzen auf Begriffe wie Qualität, Luxus, technischer Vorsprung um viel zu teure Schrottkisten zu verkaufen, Coca Cola will inspirierend und frisch sein und ist doch nur einer von vielen Lieferanten von aromatisieren Zuckersirups. Oder noch ein anderes gutes Beispiel ist der Kleidermarkt. Einige Kleidermarken lassen die Ware in den gleichen Betrieben wie die Konkurrenz herstellen. Die einen verkaufen das T-Shirt mit dem eigenen Namen für 7 Euro, die andere für 25, der Unterschied ist einzig und allein der billig aufgedruckte Name. Oder die Milchwirtschaft – bei diversen Discountern wird Milch unter der Eigenmarke des Discounters verramscht während die gleiche Milch unter dem Namen der Molkerei teilweise bis zu 50% mehr kostet.
Die Marke ist also mittel und Zweck der Verkäufer einen gewissen Preis und Marktanteil zu erzielen.
Genau das gleiche versuchen Verlage. Zum einen gibt es dort die Marke des Verlags, zum anderen die Marken ihrer Produkte. Die Produkte sind Bücher. Eine Buchserie wird optisch so gestaltet, dass der Kunde diese als eine Marke wahrnimmt. Dazu dienen Cover, Schriftzüge, Logos, etc.
Nehmen wir Harry Potter als Beispiel. Hier gibt es Verschiedenste Auflagen mit unterschiedlichsten Covern – aber auf fast allen prangt ein sehr ähnlicher Schriftzug, der übrigens auch bei den Filmen und Computerspielen verwendet wird. Das ist die Marke Potter. Jetzt hat diese Reihe auch eine Autorin, die gut bekannte Frau Rowling. Diese Frau schrieb ja nicht nur die Potter-Serie sondern noch mindestens drei andere Bücher – eines darunter unter Pseudonym veröffentlicht. Die wollen verkauft werden. Was macht der Verlag also? Er nutzt die durch Potter aufgebaute Marke Rowling und schlachtet diese aus. Als sich das Buch unter Pseudonym nicht allzu gut verkaufte, sickerte durch, dahinter stecke Rowling und voila, wieder nutzt man die Marke Rowling um den Verkauf anzukurbeln. Dadurch wird zwar die Marke Rowling geschwächt, weil die neuen Bücher wohl nicht so packend sein sollen wie Potter, aber hey, der Goldesel Potter wurde gemolken, jetzt geht es darum mit den Folgeprodukten noch etwas Geld raus zu pressen.
Daraus leitet sich für einen kleinen Autor folgendes ab: Für einen Verlag ist es essentiell wichtig, dass ein Autor mehrere gute Bücher schreibt. Wenn möglich sollen alle Bücher thematisch verbunden sein, entweder durch den Inhalt oder aber durch das Genre. So dass ein Käufer, wenn er in der Buchhandlung steht liest, oh es gibt ein neues Buch von XY. Der Stil von XY hat mir gefallen und das Thema ist ja wieder ähnlich, das ist bestimmt genauso gut, dass kaufe ich.
Wenn ich also ein Kinderbuch schreibe und veröffentliche sollte ich mir aus dem Kopf schlagen, dass ich dann danach einen brutalen Splatter nachschieben könnte, denn meine Marke ist dann erstmal Autor für tolle Kinderbücher. Wenn ich aber weiter fleißig Kinderbücher schreibe, sollte ich mir aus dem Kopf schlagen, dass ich unter Pseudonym veröffentlichen darf, denn man will meinen Namen als Marke nutzen um mehr zu verkaufen.
Wenn ich Glück habe kann ich mehrere tolle Romane in verschiedenen Genres schreiben und mit noch viel mehr Glück auch veröffentlichen. Wenn ich alles bei einem Verlag unterbringen sollte, wird dieser darauf achten, dass ich dann gefälligst für meine Horrorserie und meine Kinderbuchserie verschiedene Namen nutze. Damit die eine Serie nicht die Marke der anderen zerstört. Denn wenn cryphos Kinderbücher schreibt, welche gefallen, will man beim Namen von cryphos nicht die Kinder mit Horror erschrecken, nur weil Oma statt den Klappentext nur den Autorennamen las.
Genau das ist dann die Marke Autor: Wenn ihr nicht zu den AAA Autoren gehört und nicht in die C oder D Prominenz einsortiert werdet, dann steht euer Name für einen gewissen Typus von Geschichte, die ihr auch zu bedienen habt. Seit ihr woanders noch gut, dann habt ihr gute Chancen auch das veröffentlichen zu können, aber dann meist nur wenn Marke 1 stabil steht und wenn der Verlag sich ausrechnet, dass man für das zweite Genre eine neue erfolgreiche Marke aufbauen kann.
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Mhh, wenn ich so nach oben Blicke ist es mal wieder Länger geworden als ich wollte, ich hoffe aber, dass der Zusammenhang von Marke und Autor so etwas verständlicher wird und ich zumindest einen groben allgemeingültigen Abriss geben konnte. Wenn ich mich irgendwo irren sollte, bitte widersprechen und mit Gegenbeispielen belegen.

vale
~c~

Pandorah

Das ist richtig spannend. :) Danke, Maja, dann wünsche ich dir viel Erfolg! Verschroben, aber liebenswert klingt sehr lesenswert. Irgendwie verbinde ich mit dir eher tragische Geschichten, obwohl ich mich sogar an einen Spoiler für ein Ende von einem deiner Romane erinnere. *g* Aber mit etwas Romance, da schaue ich doch noch mal rein.


Dank auch an dich, cryphos, für diese sehr ausführliche Erklärung. Jetzt wird mir das klarer.

ZitatDenn Wenn cryphos Kinderbücher schreibt, welche gefallen, will man beim Namen von cryphos nicht die Kinder mit Horror erschrecken, nur weil Oma statt den Klappentext nur den Autorennamen las.
:rofl: Das ist nachvollziehbar.

Valkyrie Tina

Ich denke, Cryphos hat einen wichtigen Punkt angesprochen: das die Marke in erster Linie nicht für den Autor ist, oder für die Verlage, sondern für die Kunden/Leser.
Natürlich wollen wir als Autoren vielseitig schreiben und nicht auf eine bestimmte Schiene festgenagelt werden. Umgekehrt hat ein Leser bestimmte Erwartungen, und wenn die nicht erfüllt werden, ist er erst mal enttäuscht. Das kenne ich von mir selbst, schließlich bin ich auch ein Leser/Kunde. Wenn ich einen Dresden-File lese, will ich coole Sprüche und viel Action. Wenn ich Pratchett lese, will ich hintergründigen Humor und, wenn möglich, Scheibenwelt.
Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht gut, wenn die "Marke" zu eng festgelegt ist. Dann läuft sich die Marke nämlich irgendwann tot, weil man im Grunde immer nur das Gleiche schreibt (Wenn man nicht grad Dan Brown ist, dann kann man vier Mal das selbe Buch veröffentlichen). Insofern liegt es auch im Interesse der Verlage, die Marke auszuweiten. Das wiederum geht aber erst, wenn die Marke halbwegs etabliert ist. Ist also ein ziemlicher Eiertanz (aber spannend).
Was ich bei einigen englischsprachigen Blogs gesehen habe, dass die Autoren selbst ihre Marke ausgebaut haben. Sie haben dann Kurzgeschichten o.ä. auf ihre Blogs gestellt, und die Leser gefragt "ist ein Experiment, was haltet ihr davon?" Und wenn die Sache Erfolg hatte, hatte der Autor bessere Chancen, damit auch bei seinem Verlag Gehör zu finden. Ist aber natürlich sehr arbeitsaufwändig, und etliche dieser Projekte sind wieder in der Versenkung verschwunden.

Franziska

Ich habe irgenwie das Gefühl, dass die Verlage immer wollen, dass ein Autor nur für sie schreibt und nur für sie den einen Namen benutzt. Damit wird es einem als Autor aber auch unmöglich gemacht, über den einen Verlag hinaus eine Marke als Autor aufzubauen.
Es gibt ja schon Autoren, die in mehr als einem Genre schreiben und immer den gleichen Namen benutzen. Zum Beispiel Michael Peinkofer schreibt Fantasy und historische Romane. Das ist glaube ich eine Kombination, die öfter vorkommt. Oder Kerstin Gier schreibt Frauenunterhaltung und Jugendbücher mit Fantasy. Ich kann mir vorstellen, dass die Bücher auch so erfolgreich waren, weil viele erwachsene Frauen auch die Jugendbücher lesen. Sie hat es geschafft, dass ihr Name eine Marke ist, wo die Leser jedes Buch kaufen. Oder Kai Meyer, würde ich sagen ist auch so eine Marke. Er hat seine Fans, die alles von ihm kaufen und er erscheint bei verschiedenen Verlagen. Ich weiß nicht, ob man unbedingt einen Bestseller schreiben muss, um seinen Namen zur Marke zu machen. Es reicht ja auch, eine Stammleserschaft zu haben, die Fan von einem ist. Klar kann es sein, dass man mal Leser enttäuscht, wenn man etwas anderes schreibt als sonst. Aber wenn da historischer Roman anstatt Fantasy draufsteht, wird sich wohl kaum jemand wundern, wenn kein Fantasy drin ist.
Anders ist es bei so komplett unterschiedlichen Genre wie Erotik und Jugendbuch. Oder blutiger Krimi und lustige Liebesgeschichte.
Aber wenn man bei jedem Buch, ein anderes Pseudonym wählt, nur weil mal keine Elfen sondern Engel drin vorkommen, mal überspitzt ausgedrückt, schafft man es ja nie, sich einen Namen aufzubauen. Und man will ja auch nicht unbedingt zwanzig Bücher über Elfen schreiben.

Eine Marke kann ja auch sein: ein sehr individuelles anspruchsvolles Jugendbuch, Fantasy, guter Stil und interessante Figuren. Ohne eine inhaltliche Festlegung außer eben grob Fantasy. Zum Beispiel Nina Blazon oder Jenny-Mai Nuyen. Die schreiben mal Urban und mal High Fantasy.

Coppelia

#29
Im Augenblick kann ich ein wenig miterleben, wie der Verlag mir ein bestimmtes Image geben möchte. Das zeigt sich an der Coverauswahl und daran, in welches Subgenre meine Geschichten eingeordnet werden. Für unbekannte und unwichtige Autoren wie mich kommt wohl am ehesten die "Ist-so-ähnlich-wie"-Schiene infrage. Das konnte man ja schon bei "Flügel aus Asche" beobachten. Aber ich denke, es könnte schlimmer kommen. Bei mir soll wohl die Käufergruppe angelockt werden, die auch George Martin liest, und ich könnte mir vorstellen, dass die tatsächlich auch meine Geschichten mögen könnten (das war übrigens eine constructio ad sensum, wie mir gerade auffällt).
Ein wenig hinderlich empfinde ich dabei gerade, dass meine "Flügel aus Asche" und meine Kessel-Romane extrem unterschiedlich sind. Trotzdem erhalten sie jetzt eine ähnliche Aufmachung, was in meinen Augen zu den Kessel-Romanen (bzw. dem einen, den ich bisher untergebracht habe) nicht wirklich passt, obwohl mir die Aufmachung an sich gefällt. Aber ich vermute, dass ist im großen Geschäft :rofl: dann auch wieder egal. Vielleicht sind die Romane auch gar nicht so unterschiedlich, es kommt nur mir so vor. Einen bestimmten Stil, den man in all meinen Romanen wiederfindet, habe ich bestimmt entwickelt, und auch bestimmte Motive werden sicher immer eine Rolle spielen.