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[Diskussion] Sagte, sagte, sagte und sagte.

Begonnen von Dealein, 14. Mai 2011, 18:49:49

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silence

Sagte hin, sagte her...

Ich denke das Verb hat seine Berechtigung, und sollte auch verwendet werden. Aber ich denke Übertreibung ist auch nicht gut. Wenn z.B. eine Seite mehr als 3x "sagte" enthält, sollte allerdings nach anderen Möglichkeiten gesucht werden. So handhabe ich es jedenfalls. Ich habe es mir abtrainiert, weil ich damit auch herzlich wenig anfangen kann, aber zum anderen, manchmal auch einfach nichts anderes passt. Daher die Daseinsberechtigung.

Wenn ich zu viel sagte lese, denke ich sofort immer an die Kinderbücher, wo ja wirklich hinter jeder wörtlichen Rede steht:
... sagte Franz.
... sagte Heide.
... sagte Franz.

Ich finde da ist es auch berechtigt, damit die Kinder rausfinden, wer was gesagt hat, weil für die Kleinen ist es ja nicht so einfach, schon die Zusammenhänge zuerfassen. Das müssen sie erst lernen.

Aber wenn man von dieser Zielgruppe absieht, finde ich die diese Wiederholungen auch sehr lästig. Gott sei dank habe ich in letzter Zeit nicht wirklich Bücher erwischt, wo das vorkommt. Dafür hab ich jetzt eins mit nem grauemvollen Zeilenabstand  :wums:.

Zurück zum Thema. Ich kann Lavendel eigentlich auch nur zu stimmen, dass eine indirekte Umschreibung viel besser ist, einen direkten Zusammenhang zur Szenerie herstellt, und unnötige Umschreibungen wegfallen können.

Reduziert den Textumfang, vermeidet Widersprüche, verleiht Atmosphäre, etc.
Hat einfach mehr Vorteile als ein schlichtes "sagte".

LG silence

KaPunkt

Zitat von: Zitkalasa am 14. Mai 2011, 19:27:55
Allerdings kenne ich Leute, die vehement das "sagte" vertreten, auch in deutscher Sprache. Worauf sie sich genau berufen, weiß ich gar nicht mehr. Hm. Warte, Jackie hatte damals auch einen Blog-Eintrag geschrieben, vll. finde ich ihn noch. Ah, hier, kein eigener Artikel, sie spricht es aber auch an: Dialoge: "Sprich dich aus, Alter" Sie führt auch die Punkte auf, die Ka schon erwähnte. (Meintest du auch die Schreibwerkstatt-Diskussion dazu, Ka?)
Nein, ich meinte eine Diskussion auf der kleinen http://buchstabeninsel.de/
Es gibt da wohl einen englischen Schreibratgeber, der ein wenig unreflektiert übersetzt wurde, und in dem sich diese 'said'-Regel findet.
Und darauf beziehen sich jetzt halt auch deutschsprachige Autoren. (Frag mich nicht nach Titeln, bin grad auch zu müde, um den aus der Diskussion raus zu suchen. Sollte er dringend gefordert werden, mach ich mich aber natürlich auf die Suche.)

Wie gesagt, ich persönlich benutze auch andere Wörter, wenn sie nötig sind.
Wenn klar ist, wer spricht, lasse ich die WöRe für sich stehen.
Und häufig schreibe noch eine Handlung oder einen Gedanken dahinter.
Wenn das alles nicht geht, habe ich seit dieser Diskussion auch kein Problem mehr damit, dreimal hintereinander sagte X, sagte Y, sagte Z zu schreiben. Mir ist dadurch nämlich aufgefallen, dass ich dieses schlichte, subtextlose Wort wirklich nur als konstruktives Detail wahrnehme. Mir wird mitgeteilt, wer spricht. Sonst nichts. Also registriere ich auch nichts anderes, als die Tatsache, dass X spricht.

Dabei spreche ich allerdings vom Ideal-Standard-Page-Turner-Abenteuer-Stil. Wenn es literarisch anspruchsvoller wird und ich die Sprache schmecken kann, dann sollen konstruktive Details genau wie der Rest unter Zuckerguss verschwinden. *jamm*

wirre Worte zu später Stunde.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

zDatze

Bei meinen Dialogen komme ich meistens ohne das "sagte" aus, aber das kommt auch stark darauf an, wie schnell ich das Sprechtempo haben will. Gibt es längere Pausen dazwischen, dann packe ich da auch mal ein "sagte" hin und hänge noch einen Gedanken (falls ich gerade in der Ich-Perspektive schreibe) oder eine Geste dran.
Bei mehr als zwei Charas wird es allerdings schon schwieriger. Da habe ich noch keine optimale Lösung gefunden ...

Ansonsten stört mich das "sagte" in einem Buch nur, wenn es für mich offensichtlich ist, wer gerade spricht. (z.B. beim 1.Teil von Panem ist das bei mir negativ hängen geblieben.)

Kraehe

Ich bin der Ansicht, dass einen ein "sagte" weniger stört, als wenn sich "murmelte, knurrte, fauchte, schrie, brummte..." häufen.
M.E. fällt es eben kaum so sehr ins Auge, wenn dreimal "sagte" gesagt wird, als wenn sich dauernd andere Verben häufen.
Es wurde ja schon gesagt: eigentlich sollte klar sein, wer da spricht, eventuell auch wie er es sagt. Die Wortwahl, Interpunktion, der Kontext und der Charakter dahinter sollten ja schon einige Indizien liefern.
Wenn man dann präzisieren, nicht aber wertend eingreifen, will, dann ist ein "sagte" nicht unbedingt fehl am Platz. Wobei dann auch die "Umgehung" à la Lavendel und anderer sinnvoll sein kann, um das Geschehen zu untermalen.

Was mich mehr stört als ein schlichtes "sagte" ist, wenn man es mit Umschreibungen, Verschachtelungen etc. umfasst. Beispiel:
"Ich hab keinen Bock mehr, mir dauernd deinen Scheiß anzuhören", sagte Karl schroff und stieß sie von sich weg, noch während er redete.
Sowas nimmt vielmehr dem Dialog den Fluss. Finde ich.
Man muss das, denke ich, auch ein wenig unter dem Punkt Stil verordnen, zumindest auf einem Niveau, wo man schon bewusst mit sowas umgehen kann.
Ein "sagte" ist wesentlich... anonymer und wenig wertend. Es fordert den Leser schon zum Nachdenken auf, selber interpretieren und verstehen. Und es unterstützt an der STelle vielleicht auch eher einen nüchternen und protokollartigen STil, anstatt eben direkt unweigerlich ein Bild festlegen zu wollen. Vielerorts ist es einfach unnötig, Regieanweisungen à la "flüsterte, schrie, brüllte" einzurbingne, weil es einfach klar ist und ein Text dann auch ganz schnell überladen wirkt oder man (ich zumindest) den Eindruck haben kann, der Autor hat eben zwanghaft "sagte" zu vermeiden versucht.

Generell denke ich eben, dass man alles übertreiben kann. Aber "sagte" ist eben recht neutral und ein Stadardwort, das wesentlich weniger störend auffält als ausgefallenere oder präzisere Umschreibungen. Nutze ich ein aussagekräftigeres Verb als "sagte", dann muss ich es auch so meinen und mir bewusst sein, dass ich da bewusst in das Leseempfinden eingreife, indem ich deutlich per Regie steuere.
Was nicht schlecht sein muss. Aber ich denke, ein gesundes Gleichgewicht ist überall gut.
Und generell schadet es auch nicht, da Abwechslung mit schlichten Erzähleinschüben reinzubringen, also die erklärenden Verben rauszulassen und anderweitig klar zu machen, wer spricht, falls es das noch nicht ist.

Lomax

Das ein oder andere wurde hier ja schon erwähnt - dass nämlich im Deutschen und im Englischen das "sagte" grundsätzlich anders wahrgenommen wird, nämlich im Englischen als bloßer Marker, der quasi "überlesen" wird, und im Deutschen durchaus noch als "Wortwiederholung", die man vermeiden sollte. So habe ich es seinerzeit noch gelernt und in den Richtlinien für Lektoren und Übersetzer gefunden, als ich angefangen habe, für Verlage zu arbeiten.
  Wenn das im Deutschen anders gesehen wird, hat das viel mit schlampigen Übersetzungen zu tun, von denen man ja viele gelesen hat und die das Sprachgefühl auch prägen. Und gerade in den letzten Jahren gibt es einen immer stärkeren Zweig, der das reine "sagte" auch offensiver vertritt und nicht nur aus Nachlässigkeit - das wiederum lässt sich sehr deutlich im Umfeld der zum großen Teil mitsamt der Literatur aus dem angelsächsischen Raum übernommenen "Schreibwerkstätten"-Kultur verorten.

Aber Tatsache ist halt auch, dass sich Sprache verändert, und weder der Einfluss unterschätzt werden darf, den die zahlreichen Übersetzungen aus dem Englischen inzwischen  auf das Deutsche genommen haben, und zwar mittlerweile über Jahrzehnte, in denen die englischsprachige Literatur die "Leitkultur" für literarische Unterhaltung stellt; noch der Einfluss, denn die einschlägigen Ratgeber inzwischen auch auf viele deutsche Schreiber und sogar auf viele Lektoren hatten. Man muss also sagen, dass das mittlerweile im Deutschen wohl nicht mehr so eng gesehen wird.
  Böse gesagt könnte man feststellen, wir haben uns an schlechte Übersetzungen gewöhnt, und sogar der ein oder andere Lektor hat sich in den letzten Jahren mit mäßig übersetzten angelsächsischen Schreibratgebern fortgebildet, die einen inflationären Gebrauch von "sagte" empfehlen. Denn das ist halt auch das Tückische an der Dominanz des Englischen - da ist viel Fachliteratur allgemein anerkannt, und wenn man ein übersetztes Werk liest, muss man schon sehr aufmerksam sein, um nicht zu vergessen, dass es darin mitunter um Sprache und ihre Eigenarten geht - und das nicht alles, was ein englischsprachiger Experte empfohlen hat, durch eine einfache Übersetzung ins Deutsche portierbar ist.
  Man hat also gute Chancen, auch als deutscher Autor damit durchzukommen ... vor allem deshalb, weil es mitunter auch das kleinere Übel darstellt im Vergleich zu den von Anfänger gern verwendeten falschen Inquitformeln. Da ist ein wiederholtes "sagte er" zwar immer noch schlechter Stil - aber ein Lektor, der gerade einige Manuskripte mit "..., winkte er ab", "..., grinste sie", "..., fiel ihm ein", "..., versetzte er" usw. lesen musste, empfindet den Verzicht auf diese Form von Abwechslung möglicherweise sogar als Wohltat  ;D. Im Vergleich dazu wirkt das wiederholte "sagte" regelrecht unauffällig.
  Aber das fällt dann schlichtweg unter die ganz allgemeine Regel für Wortwiederholungen: Nicht krampfhaft nach Alternativen suchen, nicht das "zweitbeste" nehmen. Eine Sonderregel, die eine Wiederholung von "sagen" erlaubt, braucht man da eigentlich nicht.

Was man aber wohl auf jeden Fall sagen kann, und was mittlerweile wohl auch der Standard im Deutschen ist: "sagte" ist nicht einfach nur ein Synomym im Bereich der Inquitformeln, sondern durchaus der Standard, den man am unbedenklichsten verwenden kann. Wenn man nur sagte verwendet, im selben Maß wie im Englischen, dürfte man auch heute noch eher anecken. Umgekehrt hat man aber vermutlich dieselbe Chance, anzuecken, wenn man genauso oft sagte verwendet wie die Alternativen (also z.B. im Text 10% sagte, 10% antwortete, 10% rief usw.) - man kann also wohl durchaus bedenkenlos empfehlen, dass man "sagte" am häufigsten sagen kann und sollte, und dann und wann wechselt man eben ab und verteilt den Rest der notwendigen Inquitformeln möglichst gut über die Alternativen, wobei man natürlich die neutralsten Alternativen bevorzugen sollte.
  Ich persönlich benutze mittlerweile auch mehr sagte als früher und versuche nur noch zu vermeiden, dass es zweimal direkt hintereinander kommt. So allmählich setzt es sich halt durch, und irgendwann wird es vielleicht im Deutschen auch überall so neutral gesehen wie jetzt im Englischen.

Aber ...
Zitat von: KaPunkt am 14. Mai 2011, 18:55:57Es scheint so zu sein, dass es eine Schreib-Regel im englischem gibt, die quasi verbietet, andere Worte als 'sagte' (said) zu verwenden.
... das kann man so auch nicht sagen. Es wird gerne gesagt, "said" wäre im Englischen neutral, wird nicht als Wortwiederholung wahrgenommen und sollte da sogar fast ausschließlich verwendet werden. Was mir aber schon auffällt, ist die Tatsache, dass es auch in der englischsprachigen Literatur eine Menge Ausnahmen gibt, die da mehr variieren.
  Und, was mir in den letzten Jahren bei einigen Bücher bewusst geworden ist: Diese Ausnahmen häufen sich, je mehr man in den Bereich, der "A-Literatur" geht - also bei Werken, deren Autoren auch bei literarischen Preisen dabei sind und die auch von den Rezensenten als "bessere" Literatur wahrgenommen werden, während umgekehrt gerade die "schnelllebige" Unterhaltungsliteratur dadurch auffällt, das kaum auch nur versucht wird, ein "said" zu vermeiden.
  Irgendwie scheint es da also auch im Englischen durchaus eine differenziertere Wahrnehmung zu geben, in der stakkatohaftes "said" negativ mit "literarischer Qualität" korreliert. Von einem "Verbot", da zu variieren, kann also keine Rede sein - obwohl es in der Tendenz natürlich immer öfter vorkommt als im Deutschen und es umgekehrt auch nicht ausgeschlossen ist, dass selbst ein hochliterarisches Wort einem das "said" regelrecht um die Ohren hämmert.

Und, ganz allgemein für Deutsch wie für Englisch, kann man wohl sagen: Nicht alles passt zu jedem Buch. Ich habe Werke erlebt, da fügt sich ein "sagte" einfach gut in den Stil und Rhythmus des Werkes, während die Alternativen einfach unpassend schmuckvoll erscheinen. Genau wie umgekehrt auch ein "sagte" ein an sich wortreiches Werk zerhacken kann. Ein bisschen sollte man also wohl auch darauf achten, wie viel Variation zu diesem konkreten Text passt, und nicht nur abzählen, was für ein Verhältnis für "Texte" im Allgemeinen "am besten" ist  ;)

Berjosa

Bei meinem ersten Krimi wurde vom Lektorat die übermäßige Verwendung von "sagte" bemängelt. Dabei war ich eigentlich schon der Meinung, allerhand Synonyme bzw. indirekte Hinweise auf den Sprecher zu verwenden. Ich habe das alles brav geändert und beim zweiten von vornherein stärker drauf geachtet.
Dann postete hier ein freundlicher Mensch einen Link zu einem Programm, das zählt, welche Wörter wie oft verwendet werden. Ich habe es mit meinem Text gefüttert, und siehe da: "sagte" stand ungefähr gleichauf mit dem Namen der Heldin. Soviel zu Vermeidungsstrategien.
Zwischen "sagte" als neutralem, in allen Lebenslagen anzuwendenden Verb und krampfhaftem Vermeidung gibt es noch jede Menge Zwischenstufen. Und so prinzipiell ist es nie verkehrt, möglichst viele Ausdrücke zu kennen oder notfalls zu suchen, die eventuell auch an die betreffende Stelle passen könnten.

Sanjani

Hallo zusammen,

mir fällt ständiges sagte extrem negativ auf. Im Englischen fiel es mir bei einem Band von Harry Potter übel ins Auge und ich habe mich richtig darüber geärgert, dass so ein Buch ein Bestseller werden kann.
Die Argumentation kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen. Wenn es aus dem Gesagten selbst hervorgehen soll, dann können wir ja auch gleich alle Begleitsätze streichen und wie im Theater schreiben:

Sina: Das ist ja unglaublich!
Theo: Finde ich auch.

Ich persönlich finde sogar im Gegenteil, dass ein ständiges Sagte auch deutlich die Spannung herausnehmen kann.

"Du wirst verrecken für das, was du mir angetan hast, du elendes Miststück!", sagte sie. *schnarch*
Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht, aber ich finde das wichtig.

Ich mache es grundsätzlich auch so, dass ich Abwechslung reinbringe und es auch weglasse, wenn eh klar ist, wer was sagt.
Ich finde es aber auch wichtig, das nicht zu oft wegzulassen. Da ich mit Sprachausgabe lese und die Ansage der Anführungszeichen ausgestellt habe, passiert es mir durchaus immer mal wieder, dass ich den Text anhalten und selbst mit der Hand noch mal nachlesen muss um zu erkennen, wer was gesagt hat.

"Liebe Grüße", sagte Sanjani :)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Shin

Erst mal vielen Dank Lomax für diese ausführliche Stellungnahme!
Hat mir einiges zum Nachdenken gebracht!  :)

So und wenn wir nun schon auf die Ebene des Theatervergleiches kommen, dann würde ich sagte erst Recht streichen!
Zitat"Ich hab dir gesagt, du sollst dich von ihm fern halten!"
"N-Nein, ich wollte do-" "Sei leise!"
Ayano wich immer weiter zurück, stieß gegen die Wand. "Nicht..."
"Ich sagte, du sollst leise sein! Ich hatte dich gewarnt!" Wütend schlug Juni ihm in den Magen.
Zitat"Ich hab dir gesagt, du sollst dich von ihm fern halten!", schrie Juni.
"N-Nein, ich wollte do-", sagte Ayano. "Sei leise!", unterbrach er
Ayano wich immer weiter zurück, stieß gegen die Wand. "Nicht...", sagte er.
"Ich sagte, du sollst leise sein! Ich hatte dich gewarnt!", schrie er. Wütend schlug Juni ihm in den Magen.

Das 'sagte' oder eben 'schrie' ist in dem Moment beim Lesen eine kurze Atempause. Und wie beim Theater auch wird durch zu viele Pausen das Tempo unterbrochen und gestört. So läuft die Handlung zwar weiter, doch die Spannung wird ziemlich gestört.

lg Shin
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank          

Sanjani

Hi Shin,

das sind jetzt aber auch zwei Extrembeispiele, die du da konstruiert hast. Mir persönlich gefällt keins davon und ich würde ein Mittelmaß bevorzugen. Ich finde, schrie fügt sich noch besser ein als sagte, weil das ja zu der Stimmung passt. Umgekehrt nimmt das "sagte" und das "unterbrach" deutlich die Spannung heraus, weil aus dem Text ja schon sonnenklar wird, dass der Chara unterbrochen wird.
Interessanter wäre das ganze, wenn man sagen möchte, wie er unterbrochen wird, also wird das "Sei leise" eher bedrohlich gezischt oder so laut gedonnert, dass der Chara vor Schreck zusammenfährt?

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Churke

Da muss ich die Anti-sagte-er-Fraktion doch mal ganz konkret fragen:

Wie soll man es bei einem Gespräch von drei oder mehr Personen halten? Immerhin gilt es da kenntlich zu machen, wer gerade redet. Es gibt da zwar verschiedene Kniffe, aber die stoßen alle irgendwann an ihre Grenzen.

Shin

Hallo!
Ja ganz zufrieden bin ich mit dem Verlauf dort oben auch nicht, aber ich wollte mir kurz was ausdenken.
Ist, wie du schon bemerkt hast, ein wirklich extremes Beispiel.

Ich kann das ja mal kurz anpassen. (hach, jetzt muss ich wieder denken. :rofl:)

ZitatJunis vor Anspannung zitternde Hände waren zu Fäusten geballt, sein Gesicht vor Wut verzerrt, als er sich Ayano immer weiter näherte.
"Ich hab dir gesagt, du sollst dich von ihm fern halten!", zischte er nun leise.
"N-Nein, ich wollte do-" "Sei leise!" Seine laute Stimme erfüllte das kleine Zimmer, so dass Ayano vor Angst immer weiter zurückwich, schließlich gegen die Wand stieß. "Nicht..."
"Ich sagte, du sollst leise sein! Ich hatte dich gewarnt!" Wütend schlug Juni ihm in den Magen.

Beziehungsweise das 'Original'. *hust*

ZitatErschrocken hatte er sein Handy fallen gelassen, als er einen Lichtstrahl auf dem Boden sah. Mit klopfendem Herzen drehte er sich um, wie ein schreckhaftes Reh. "Du Sau...." wurden auch gleich diese Worte gezischt. Juni...! Er..! Der Große trat ein und schloss die Tür hinter sich, schnaubte. "Wie konntest du es wagen?! Du Penner! Du Arsch! Ich hab dir verdammt nochmal gesagt, dass du dich von Kaname fern halten sollst!" schrie er aufgebracht und stürzte sich schon auf Ayano, ging ihm wie neulich schon an die Gurgel. "Ich hab nichts getan! Er wollte es!" versuchte er den verzweifelten Versuch, sich zu verteidigen.
"LÜGNER! Du vergewaltigst ihn einfach! Wie kannst du es wagen, ihn derartig zu beschmutzen? Du bist so widerlich! Ich bring dich um, hörst du?!" Ayano zuckte zusammen, wurde zu Boden geschmissen. 'Ich bring dich um, hörst du?' Kanames Worte! Hatte er... hatte er Juni hierhe- Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Juni ihm heftig in die Seite trat, sich dann herunterbeugte und seinen Ellenbogen in die gleiche Stelle rammte. Ayano schrie schmerzhaft auf, als plötzlich sein Arm gepackt und in die Luft gerissen wurde. Juni trat gegen seinen Ellenbogen., so dass ein furchtbares Knacken ertönte und den Kleineren wieder aufschrien ließ.
"Halt die Fresse! Du hast es gar nicht anders verdient! Wie konntest du dich nur an Kaname ranschmeißen?! Ich hatte dich gewarnt! Ich hatte dich gewarnt, verdammt!", schrie er weiter und schlug Ayano ins Gesicht, ließ seinen ganzen Frust, seine Wut raus. "Ihr Schwulen seid doch alle gleich! Ich hasse euch!" Wieder schlug er ihm ins Gesicht, trat ihm erneut in die Seite, vollkommen seiner Raserei verfallen. "Stirb! Abschaum! Stirb!"

Achja... Taten sind doch manchmal viel aussagekräftiger als Worte...
Es kommt halt auf die Situation an.
In einer ernsten Diskussion kommte es eher auf das Gespräch an. In einer Streitsituation wie dieser, sind natürlich die Taten ebenfalls sehr wichtig.

lg Shin
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Zit

#26
Zitat von: Churke am 15. Mai 2011, 12:45:05
Da muss ich die Anti-sagte-er-Fraktion doch mal ganz konkret fragen:

Wie soll man es bei einem Gespräch von drei oder mehr Personen halten? Immerhin gilt es da kenntlich zu machen, wer gerade redet. Es gibt da zwar verschiedene Kniffe, aber die stoßen alle irgendwann an ihre Grenzen.

;D
Trotzallem finden sich sagte doch in meinen Texten. Aber eben nicht nur. "Sagen" hat für mich etwas emotionsloses, ruhiges, in sich ruhendes. Wenn ein Charakter auf einem Stuhl hockt und sonst keinerlei andere Anstalten macht und auch so ganz gelassen ist, dann sagt er schon einmal etwas.

Ich denke jedoch, dass ein sagte nicht unbedingt damit einhergeht kenntlich zu machen, wer gerade spricht. Das geht, denke ich, einfach stark in Dialogkonstruktion. Mir ist beim Beta-Lesen aufgefallen, dass mir Dialoge mit mehr als zwei Personen negativ aufstoßen, wenn alle durcheinander brabbeln. Klar tun wir das auch in der Realität so -- aber da nervt es mich genauso. Wenn alle schön den anderen ausreden lassen und auch bissl mehr tun als nur zu reden, geht das auch wieder ohne ein Rede-Anhängsel. Wobei es eben trotzdem nicht verboten ist, sagte zu verwenden. JEDOCH: Wenn nur diese Rede-Anhängsel Klarheit verschaffen, wer da was sagt und wann -- dann stimmt etwas am Dialog nicht; seien es die vertretenen Sichtweisen der Charaktere oder ihre Art sich zu äußern.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Lomax

Zitat von: Shinya am 15. Mai 2011, 12:16:40Erst mal vielen Dank Lomax für diese ausführliche Stellungnahme!
Hat mir einiges zum Nachdenken gebracht!
Kein Problem. Das war gar nicht viel Arbeit, weil ich weitestgehend einfach eins meiner alten Postings zu dem Thema kopieren konnte. ;D

Und damals hatte ich auch noch gesagt, dass ich zumindest eher vorsichtiger geworden mit dem Rat, die Inquitformel ganz wegzulassen. Wie Churke schon anführte - wenn mehr als zwei Leute an dem Gespräch beteiligt sind, weiß man ohnehin so gut wie nie, wer von den anderen gerade antwortet. Wenn nur zwei Leute reden, muss man spätestens nach dem dritten Sprecherwechsel zu oft nachzählen, um zu wissen, wer redet. Bleibt nur noch die Markierung durch Sprache oder indem man den Sprecher quasi an dem erkennt, was sie gerade sagen - leider musste ich da zu oft bei Gesprächen über Bücher erfahren, dass Fehlzuordnungen oder Verwirrung fast an der Tagesordnung sind, selbst wenn dem anderen die Zuweisung klar erscheint.
  Also, im Zweifel lieber einmal zu viel als zu wenig deutlich hinschreiben, wer spricht. Kein "sagte" nimmt so viel Tempo aus dem Text, als wenn der Leser nachdenken muss, wer gerade was sagt.
  Allerdings geht das auch ohne das Wort "sagte", einfach durch ein gelegentliches Synomym oder, wie von Lavendel angesprochen, indem man andere Textzeilen in den Dialog einstreut, aus denen auch klar wird, wer gerade spricht. Ich persönlich versuche, da keine Variante zu bevorzugen (also nicht "möglichst viele Synonyme", "möglichst sagte" oder "möglichst weglassen"), sondern halt so ziemlich alle Möglichkeiten möglichst abwechslungsreich zu benutzen und in einem Maße, dass es so wenig wie möglich auffällt.
  Und, natürlich, alles da, wo es passt. In einem Dialog mit zweien kann man also mehr weglassen als in Massenszenen, und es bringt ja nichts, all die unterschiedlichen Situationen in einem Roman und alle Romane mit ihren stilistischen Unterschieden über einen Kamm zu scheren ...

Shin

Na dann!  ;)

Nunja, zumindenst bei Dialogen finde ich, kann man neben dem Beschreiben der Tätigkeiten der Personen zur Verdeutlichung, wer gerade spricht, ab und zu mal Überblick schaffen, in dem Figur A Figur B in einem Satz einfach namentlich anspricht. Klar, wir alle wissen, wie die Leute heißen, doch mir ist bei Texten schon öfters aufgefallen, dass die Namen in der wörtlichen Rede fast nicht im Gebrauch sind.
Wenn ich jemanden zum Beispiel in einer Diskussion direkt anspreche oder jemanden etwas frage, dann verwende ich auch ganz gerne mal den Namen der Person.
Warum also sollten meine Protas das nicht ebenfalls tun?
"Hör auf mich zu verurteilen, Kaname! Als hättest du noch keinen Fehler begannen!"
Schafft Persönlichkeit zwischen den Charas und Klarheit für den Leser!  :)
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Berjosa

Beim weiteren Überlegen und Schreiben ist mir aufgefallen, dass ich "sagte" ganz gern als Hinweis auf eine nicht vorhandene/erkennbare emotionale Reaktion verwende.
Beispiel:
Andrea schüttelte den Kopf. "In dem Kleid siehst du aus wie die Biene Maja."
"Stimmt", sagte Beate.
Oder:
"Ach ja, und unser ganzes Geld ist weg", sagte Chris.
Jetzt dürfen die anderen meinetwegen schreien, zetern, in Tränen ausbrechen, sonstwas tun.