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Diskussionsrunde: Love Interest

Begonnen von zDatze, 09. Mai 2011, 12:00:43

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Zit

Das Ding "Hass/Abneigung wird zu Liebe" findet sich oft in Liebesheftromanen wieder -- sie findet ihn zum K*tzen und total arrogant, wenn er jedoch nicht so unbeschreiblich gutaussehend wäre. Hach! :bittebittebitte: Außerdem kenne ich die Schiene aus vielen (schlechten) FanFic's, weswegen ich bei solchen Konstellationen immer das Gähnen bekomme und sich mir die Augen drehen.

Was ich wichtig finde -- besonders als Leser -- ist, wo das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt. Geht es darum, die Welt zu retten oder dass XY mit ZA glücklich wird?

Zitat von: WollmützeLiebesgeschichten müssen sich für mich entwickeln, langsam, prickelnd. So, dass ich bei jeder Begegnung darauf hoffe, dass sie sich endlich anlächeln, küssen, berühren... so schnell kann ich gar nicht blättern, wie ich lese, wenn einem Autor das gelungen ist.

Ich will dir nicht zu Nahe treten, aber, hm, wie soll ich sagen: Das klingt so, als würde dann der Autor sich großteils um die Liebesgeschichte kümmern -- und da würde ich mich meinerseits, wenn es nicht gerade ein LiRo ist, vera*scht fühlen.

Ganz ehrlich: Liebe ist wohl eines der größten Gefühle, die wir empfinden können und wir sind auf sie angewiesen wie die Luft zum Atmen. Sei es nur in Form von Freundschaft, Kollegen, die man mag, oder eben als Lebensabschnittsgefährte. Wenn ich, sobald irgendwie Zuneigung zwischen zwei Figuren aufflammt, dieser Zuneigung den Platz einräume, den sie verdient, habe ich am Ende als Autor einen LiRo. Super. Was aber, wenn meine Figuren eigentlich die Welt retten sollten -- und was denkt der Leser? Wenn ich HF oder S&S kaufe, dann will ich auch ebensolches bekommen und keine verkappte Liebesgeschichte (oder eine Geschichte über die Liebe ...). Das hat nichteinmal etwas mit dem Verschnulzungsgrad zu tun, sondern mit der Gewichtung der Liebesszenen mit den restlichen Szenen und wie explizit sich die Liebe auch noch in den Gedanken und Handlungen der Charaktere manifestiert. Liebe als Antrieb die Welt zu retten -- okey. Dass der Held aber nur der Angebeteten hinterher hechelt -- Zonk gezogen.

Es ist also gut und schön, dass sich so viele für die Liebe aussprechen -- mich würde jedoch interessieren, wie viel Platz ihr dann aber auch der Liebe einräumt bei euren Nichtliebesgeschichten.

Zitat von: SvenLiegt vielleicht auch daran, dass RTL und Konsorten, dieses Romatikthema überstrapazieren. Da muss in einer Folge GZSZ die ganze Palette abgespult werden.

Das kann nur der als Überstrapazierung einstufen, der nicht zum Klientel solcher Sendungen gehört. Ist also klar, dass dir das zuwider läuft. ;) GZSZ befriedigt dieselben Bedürfnisse wie sie Serien-Liebes-Heftromane (die ganzen Arzt-Dinger zBsp.) befriedigen. Allerdings ist die Auswahl an konstanten Figuren, mit denen man mitleiden und mitfreuen kann, bei GZSZ größer. Dr. Norden muss ja immer neue Pärchen zusammen führen -- und lässt sich nicht etwa in das eigene Liebesleben gucken. ;)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sven

Zitat von: Farean am 09. Mai 2011, 22:50:35
Aber warum haben die Leute dann keinerlei Scham, zuzugeben, daß sie voll auf Action, Explosionen und möglichst viel Krachbummpeng abfahren? Das wird von den Privatsendern genauso gnadenlos ausgelutscht, ist aber irgendwie in der alltäglichen Konversation salonfähiger. Oder kommt mir das nur so vor?

Nein, ich glaube, das ist tatsächlich so. Ich würde sagen, dass liegt an der deutschen Mentalität. Gefühle zeigen ist ein NoGo. Zwar stehen viele darauf, zeigen, bzw. sagen es nicht, um nicht bloß dazustehen. In Italien, oder Spanien ist die Toleranzgrenze wohl höher.

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Das kann nur der als Überstrapazierung einstufen, der nicht zum Klientel solcher Sendungen gehört.

Natürlich. Es ist auch leichter, abfällig über solche Sendungen zu reden und damit die Konsumenten als dumm dastehen zu lassen, als zu sagen, dass man es ganz toll findet. Wenn ich mich als Fan von Liebesschnulzen oute, gebe ich mich immer einer breiten Masse preis, die darauf wartet, jemanden abzuschießen. Daher guckt ja auch keiner GZSZ, so wie keiner zu Mc D. geht. Niemand will auffallen, schon gar nicht wenn man Dinge mag, die leicht als Unfug entlarvt werden kann. Die Liebesgeschichten in GZSZ, oder auch in Arztserien sind extrem seicht gestrickt. Jeder weiß, dass es fern ab jeglicher Realität ist. Die Konsumenten nehmen das in Kauf.

Aber im Gegensatz zu den täglichen Serien, sollten diese Themen in Romanen anders behandelt werden. Viel zu schnell zieht man den Vergleich zu GZSZ und Konsorten. Wie schnell Gefühle in negativen Kitsch umschlagen können weiß fast jeder Jugendliche, der schon mal ein Liebesgedicht geschrieben hat  ;)
Beste Grüße,
Sven

Grey

Ich denke, man sollte hier noch ein bisschen trennen zwischen dem "Love Interest" und der Liebesgeschichte als solcher. Ob wir Liebesgeschichten mögen oder nicht, darüber haben wir ja schon oft diskutiert, und ich denke, wir sind uns einig: Ob man nun eine Liebesgeschichte in sein Buch einbaut oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Wenn ich die Miezedatze (;D) richtig verstanden habe, dann geht es hier aber um den Love Interest als Figur, wie man ihn gestaltet und mit ihm arbeitet - und wenn man über den reden möchte, dann kommt man um die Liebesgeschichte nicht drumrum. Love Interest ohne Liebesgeschichte macht keinen Sinn, oder? ;)

Was mich betrifft, handhabe ich es niemals so, dass ich an eine Figur herangehe und versuche, sie so zu gestalten, dass der Leser sie zum Verlieben findet. Solche Figuren würden bei mir immer künstlich wirken. Es soll sich ja auch in erster Linie nicht der Leser verlieben, sondern die Heldin oder der Held - und der Leser zieht dann im Idealfall mit, weil er sich so gut mit der Hauptfigur identifiziert. Optimalerweise übernimmt der Love Interest sogar selbst eine Hauptrolle. Also versuche ich, herauszufinden, warum gerade diese Figur sich qualifiziert, eine so wichtige Rolle in der Geschichte zu übernehmen - was sie heldenhaft und spannend genug macht, um die Handlung am Laufen zu halten und mit ihrer romantischen oder erotischen Anziehungskraft einen zusätzlichen Kick in die Story zu bringen. Der "Interest"-Teil steht bei mir während der Planung weit über dem "Love"-Anteil. Aber für gewöhnlich kommt die Verbindung zwischen den beiden dann irgendwann von allein.

Zit

Nja, Sinn ... Ein LI ohne Liebesgeschichte ist allerdings möglich, sowohl was das Genre als solches angeht oder dann als Nebenplot. Nur weil mein Charakter sich für jemanden interessiert, muss es nichtmal Liebe oder Verliebtsein sein, er kann den LI auch einfach nur so besonders mögen. Der LI muss ja auch nicht die Gefühle meines Charakters in dem Ausmaß erwidern, wie sie ihm gewidmet werden. Er kann auch sagen: "Stopp, ich mag dich, aber mehr als Freundschaft ist nicht." Auch denke ich, dass mein Charakter mehr als nur ein LI haben kann.
Wenn ich mich nicht irre, ist ein LI ja nur ein Charakter, der vom Autor für einen anderen Charakter so interessant angelegt wurde, dass er für diesen anderen Charakter als potentieller Partner in Frage kommt. Das heißt ja noch lange nicht, dass die sich tatsächlich kriegen oder der andere Charakter sich auch in den LI tatsächlich verliebt. Wenn ich durch die Stadt laufe oder dieses und jenes erledige, gibt es immer mal Menschen, die auf den ersten Blick nett anzuschauen sind und/oder interessant wirken -- aber dennoch bandelt sich da nie etwas an, trotz gelegentlichen Flirtens (war mal ganz schlimm mit einem Verkäufer als ich kurze Hosen kaufen war; habe ich am Ende nur gemerkt, weil mein Freund etwas grummlig war ... :engel:). Genauso verlange ich es dann auch nicht von meinen Figuren, sich in jeden zu verlieben, der für sie "interessant" ist.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Judith

Ich hab bei meinen Texten festgestellt, dass es fast immer schiefgeht, wenn ich eine Liebesgeschichte von Vornherein einplane und also sage: So, die Hauptfigur verliebt sich dann allmählich in den Love Interest.
Ergebnis ist dann meistens, dass sich die Figur nciht die Spur verliebt ...  ::) Oder ich lasse die Figuren kein Eigenleben mehr entwickeln, weil ich mir denke: Aber die müssen doch so und so sein, damit sie sich wirklich ineinander verlieben.
Und da ist das Desaster natürlich vorprogrammiert.
Ich schätze, das liegt unter anderem natürlich gerade an dieser Figur des "Love Interest". Der hat bei mir zwar auch immer eine essentielle Rolle in der Handlung, aber wenn ich ihn im Kopf als potentiellen Typen zum Verlieben für die Hauptfigur entwickle, wird er bei mir starr und unflexibel und langweilig.  :hmmm:

Dagegen hab ich in zwei Romanen Liebesgeschichten (nicht als Haupthandlung), die so nicht geplant waren. In dem einen Fall sollte es eine unglückliche, einseitige Liebe sein, nur blöderweise habe ich irgendwann gemerkt, dass da von beiden Seiten sehr große Gefühle im Spiel waren. Da war eine solche Anziehungskraft, dass es mir beim Schreiben fast schon Schmerzen bereitet hat, die beiden nicht zusammenfinden zu lassen - bis ich schließlich die ursprüngliche Planung über den Haufen geworfen und doch eine Liebesgeschichte eingebaut habe.
Und im zweiten Fall sollte es nur eine Affäre/Liebschaft sein. Zwar eine durchaus längerfristige (es war also nicht etwa als One-Night-Stand gedacht), aber wirklich tiefe Gefühle sollten eigentlich nicht im Spiel sein. Tja, nur haben sie sich dann irgendwie entwickelt.

Aber wenn man auch wirklich eine Liebesgeschichte im Roman haben möchte (in diesen beiden Romanen wollte ich sie nicht unbedingt haben), dann ist es natürlich schwer, sie vorher nicht bereits einzuplanen. Und wie ich das handhaben soll, ohne eben eine Figur auf einen Love Interest zu reduzieren und das ganze völlig in den Sand zu setzen, das weiß ich nicht.  :schuldig:

Churke

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Das Ding "Hass/Abneigung wird zu Liebe" findet sich oft in Liebesheftromanen wieder -- sie findet ihn zum K*tzen und total arrogant, wenn er jedoch nicht so unbeschreiblich gutaussehend wäre. Hach! :bittebittebitte:

DAS ist natürlich ein sehr schwaches Motiv.
Ich folge da ganz gerne dem Muster, dass der Hass auf Unkenntnis und Vorurteilen beruht. Charakter A glaubt, dass Charakter B ein ganz übler Schurke ist - bis man erkennt, wie der andere in Wirklichkeit ist. Das Interessante daran ist, dass sich zwischen solchen zwei Personen ein dramaturgisch effektvoller Graben auftut. Ein Gegensatz, der überwunden werden muss.

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Wenn ich, sobald irgendwie Zuneigung zwischen zwei Figuren aufflammt, dieser Zuneigung den Platz einräume, den sie verdient, habe ich am Ende als Autor einen LiRo.

Was heißt hier, "den sie verdient"?
Die Schnulzerei über die GanzGroßeLiebe (TM) ist ein Produkt des Zeitgeistes. Bei den alten Römern hieß es: "Verliebte verdienen eher Mitleid als Tadel." Ihnen war der Verlust der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit suspekt. Liebe ist Schwäche und ein Römer kann seine Gefühle kontrollieren. Das Gedusel hält einen nur davon ab, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Dementsprechend sollte man akzeptieren, dass Leute auch andere Sorgen haben können.


Zitat von: Grey am 10. Mai 2011, 09:22:49
Es soll sich ja auch in erster Linie nicht der Leser verlieben, sondern die Heldin oder der Held - und der Leser zieht dann im Idealfall mit, weil er sich so gut mit der Hauptfigur identifiziert.

Stelle ich mir schwierig vor. Geht das überhaupt? Mal angenommen, ER ist unsterblich in Angela Merkel verliebt. Ob der Leser da mitzieht?  ::)   



Farean

#36
Ich hab' mir mal (ins Unreine) Gedanken über die möglichen Konstellationen gemacht:

  • Protagonist und Love Interest sind beides Hauptpersonen und beanspruchen entsprechend viel Raum in der Geschichte. - Dann sollten sie auch beide ihre Zeit im Spotlight haben und aktiv(!) ihren Beitrag zum Plot leisten. Keiner sollte nur "Sidekick" oder "Damsel(er) in Distress" sein. Reduktion auf die Rolle als Pokal für den Sieger widerspricht für mich ganz klar dem "Interest" in "Love Interest".
  • Das Love Interest tritt persönlich auf, ist aber keine aktiv handelnde Person. - Dann sollte sie so wenig Zeit im Spotlight wie möglich beanspruchen und als simples Plot Device bzw. Character Development Device für den Protagonisten kenntlich sein. (Je nach Art des Plots auch als störendes Element, z.B. indem das LI den Prota eher von der eigentlichen Aufgabe ablenkt. Etwa der Freund, der die Vampirjägerin zwischendurch mitten während der Queste auf dem Handy anfunkt, ob sie die Verabredung fürs Kino vergessen hat. ;))
  • Das Love Interest tritt überhaupt nicht persönlich auf, sondern nur in den Gedanken des Protagonisten, als gelegentlich angeschmachtetes Foto etc. - Dann genügt es, wenn von der Person des Love Interest genug definiert ist, daß der Prota sich fragen kann: "Was würde er/sie jetzt davon halten?" ... sozusagen als moralische Instanz, an deren mutmaßlicher Zuneigung der Prota sein eigenes Handeln mißt. In diesem Fall darf der Prota ruhig ein unrealistisches, verklärtes Bild seines LI haben, es trägt sogar zur Würze des Szenarios bei. :hmmm:

zDatze

ZitatWenn ich die Miezedatze (;D) richtig verstanden habe, dann geht es hier aber um den Love Interest als Figur, wie man ihn gestaltet und mit ihm arbeitet - und wenn man über den reden möchte, dann kommt man um die Liebesgeschichte nicht drumrum. Love Interest ohne Liebesgeschichte macht keinen Sinn, oder? ;)
Ja, du hast die Miezedatze (:pfanne:) richtig verstanden, Grey. Mir geht es mehr um die Figur, aber ich möchte die Liebesgeschichte nicht von der Diskussion abkappen. Das eine definiert das andere, finde ich.

Ich packe meistens irgendwo eine kleine Liebelei als Nebenplot dazu. Dass ich meinen ganzen Plot an den Haken hänge, dass sich zwei meiner Charas verlieben, ist mir doch zu riskant. Ich bin da auch nicht so der Fan von reinen Liebesgeschichten und die GanzGroßeLiebe (TM) halte ich fast für eine Legende. Vielleicht fällt es mir auch gerade deswegen nicht so leicht ein Love Interest zu "planen". Schließlich kann man im echten Leben auch nicht planen, in wen man sich verliebt. *am Kopf kratz*

Farean

Ob es wohl etwas aussagt, daß ich mich zu meiner ersten Geschichte, in der die eine, große Liebe im Mittelpunkt steht, erst inspiriert fühlte, sobald ich mit meiner Frau zusammen war? :hmmm:

Sven

Zitat von: Farean am 10. Mai 2011, 13:53:45
Ob es wohl etwas aussagt, daß ich mich zu meiner ersten Geschichte, in der die eine, große Liebe im Mittelpunkt steht, erst inspiriert fühlte, sobald ich mit meiner Frau zusammen war? :hmmm:

Steht sie gerade hinter Dir?  ;)

In meinem Roman ist der Love Interest nur, um die Hauptfigur anzutreiben. Als Person ist sie zwar da, sie agiert auch hinreichend viel, um dem Leser zu vermitteln, was die Hauptfigur an ihr interessant findet und um die Hauptfigur in eine Krise zu stürzen, dennoch treibt sie nie in den Vordergrund. Sie ist eine Person, wie die anderen Nebencharaktere auch.
Ich glaube, wäre sie eher wie eine der Hauptcharaktere angelegt, womöglich sogar als Perspektivcharakter, würde sie uninteressanter werden. Man würde mehr über sie erfahren und die Liebesgeschichte würde mehr in den Mittelpunkt rücken (@ Grey: Woran man sieht, dass es recht schwierig ist, den LI von der Liebesgeschichte zu trennen  :-X ). Das wollte ich aber nicht, daher bleibt sie als Figur eher im Hintergrund. Würde ich die Liebesgeschichte herausstellen wollen, hätte ich die Figur des LI wahrscheinlich aktiver agieren lassen und vielleicht zu einem Perspektivcharakter gemacht.
Beste Grüße,
Sven

Farean


Grey

Nu nu, ich wollte nichts kappen - ich wollte bloß, dass das nicht abdriftet und ganz von der Arbeit mit Love Interests, weil ich das sehr spannend finde. :)

Wollmütze

#42
Hey Zitkalasa,

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Ich will dir nicht zu Nahe treten, aber, hm, wie soll ich sagen: Das klingt so, als würde dann der Autor sich großteils um die Liebesgeschichte kümmern -- und da würde ich mich meinerseits, wenn es nicht gerade ein LiRo ist, vera*scht fühlen.
Wieso klingt das denn für dich so?
Mit langsam prickelnd und bei jeder Begegnung hoffen,- das muss ja kein LiRo sein. Beispiele:
Harry Potter
1.Paar: Ginny/Harry
Eigentlich weiß man(oder man kann es sich denken) seit dem 2ten Teil, dass da mehr laufen wird. Immer wieder kurze Blicke, oder das Nachdenken über den Anderen, aber die beiden scheinen nicht wirklich zu kapieren, was sie wollen. Besonders Harry ist da ja anfangs etwas lahmarschig. Als er dann auch noch mit Cho zusammenkommt, wird es immer spannender. Man WILL endlich etwas von Harry/Ginny lesen. Naja und im 6ten ist es ja dann auch so weit...
2.Paar: (Wie soll es anders sein?) Hermine/Ron
Ich brauch nicht viel dazu sagen, wenn du HP gelesen oder die Filme gesehen hast. Es war klar, da musste sich irgendwann was entwickeln und man ist gespannt darauf, bei jedem noch so kleinen Schritt aufeinander zu(metaphorisch gemeint). Man wartet eben darauf, weil man eine gewisse Chemie und somit Spannung spürt(die gekonnt rübergebracht werden muss um eine Liebe authentisch wirken zu lassen)
Und HP ist nun wirklich keine Liebesgeschichte, das Element gehört in den Büchern zu der Entwicklung der Charaktere vom Kind zum Teenager und zum Erwachsenen hinzu.
2.Beispiel: Die Tribute von Panem
Ist das für dich eine reine Liebesgeschichte? Für mich nicht. Klar. Liebe spielt wieder eine große Rolle, auch, oder gerade weil  Katniss in der Sache irgendwie ein Brett vorm Kopf hat. Die Sache mit Peeta und Gale, dieser Zwist und dann diese Momente mit Peeta, wo man will, dass sie sich endlich drauf einlässt und versteht. Und dann wieder Gale, der ihr eigentlich viel ähnlicher ist...
Vielleicht hast du meinen Post auch einfach nur falsch interpretiert, aber mit langsam, prickelnd usw. meinte ich einfach nicht, dass auf jeder Seite sich der Liebesschleim ausbreiten soll, sondern, dass es da eine Spannung geben muss, und Spannung und das Nachvollziehen des Lesers kommt eben nicht direkt auf der ersten Seite, dazu muss man schon etwas Einblick in Charaktere und Hintergründe bekommen. Das ist aber noch lange kein Liebesroman - für mich zumindest nicht. Natürlich muss jeder die richtige Dosierung selbst hinbekommen und mit sich ausmachen, aber wenn man keinen LiRo schreiben will, sollte der Hauptplot - und da bin ich ganz einer Meinung mit dir - sich nicht ständig um die Liebe drehen.
Aber in o.g Beispielen kannst du ja jetzt auch sehen, wie ich das meinte.

LG,
Wolli

Zit

1. Ginny ist doof. ;D Eben durch das Geeiere mit Harry.
3. Panem kenne ich nicht.

2. Hm, ich weiß nicht. Natürlich versteh ich, was du meinst. Ich weiß auch nicht, warum mir diese Aussage nach dem "Prickeln" nicht so schmeckt. Vll. weil es mich nicht interresiert? Hermine/Ron fand ich über Strecken müßig, ganz ehrlich, und irgendwann habe ich da auch desinteressiert drüber hinweg gelesen. Solange noch etwas nebenbei passierte, war das ja okey. Aber dann bei der Hälfte des siebten Bands ... Davon abgesehen, dass der Teil eh viel zu sehr in die Länge gezogen und somit langweilig war.

Vll. empfinde ich auch Liebesgeschichten, wenn es nicht gerade ein LiRo ist, auch generell als störend, da bin ich mir nicht so einig. Oder es kommt darauf an, ob ich die Charaktere, die sich da "beprickeln", auch mag. Ginny mochte ich halt nicht und habe mich immer gefragt, was Harry an der findet. Ron war okey, gelegentlich aber auch eine ziemliche Zicke. Hermine mochte ich.

In der Drachenreiterin von Troisi himmelt Nihal auch einen Ritter an, der ist aber mit ihrer Lehrerin liiert -- und stirbt dann auch. Sennar wiederum ist in Nihal verschossen, die interessiert sich aber nicht für ihn. Wie es zwischen den beiden ausgeht, weiß ich nicht. Habe den dritten Band seit drei/vier Jahren im Regal stehen und vergess die immer wieder bei all den neuen Büchern. :engel: Jedenfalls: Nihal ist zwar so oder so eine Mary Sue, allerdings störte mich da ihr Angehimmel des Ritters nicht. Vll. eben weil es eine unerfüllte Liebelei war und eben nichts mehr hergab denn Himmeln. Es war eine Seite von Nihal, die sie auch als Frau zeigt, wo sie sich doch so männlich gibt und in einer Männerdomäne behauptet (und das noch als letzte Halbelfe) -- aber es übernahm sich nicht. Wenn Nihal auf dem Feld stand, metzelte sie sich wie ein Berserker durch die Menge und verlor nicht kurz zuvor einen Gedanken daran wie es dem Ritter wohl erginge. Gefühle sind also eine Seite von ihr, aber nicht das, wofür sie lebt.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Grey

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 09:45:14
Nja, Sinn ... Ein LI ohne Liebesgeschichte ist allerdings möglich, sowohl was das Genre als solches angeht oder dann als Nebenplot. Nur weil mein Charakter sich für jemanden interessiert, muss es nichtmal Liebe oder Verliebtsein sein, er kann den LI auch einfach nur so besonders mögen.

Das sehe ich allerdings nicht so. Das wäre m.E. kein Love Interest mehr, sondern nur noch ein Interest. ;) Oder ein potentieller sehr guter Freund oder Vertrauter.

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 09:45:14
Wenn ich mich nicht irre, ist ein LI ja nur ein Charakter, der vom Autor für einen anderen Charakter so interessant angelegt wurde, dass er für diesen anderen Charakter als potentieller Partner in Frage kommt. Das heißt ja noch lange nicht, dass die sich tatsächlich kriegen oder der andere Charakter sich auch in den LI tatsächlich verliebt.

Sehe ich im Prinzip auch so - aber auch eine Geschichte über einseitige Liebe ist doch eine Liebesgeschichte, wenn auch eine traurige, oder? Wie gesagt, ich denke, ein Love Interest ganz ohne Verliebtheit von beiden Seiten oder zumindest eine innere Auseinandersetzung darüber, ob eine Beziehung in Frage käme, verdient den Namen nicht mehr.

Zitat von: Churke am 10. Mai 2011, 10:15:44
Zitat
Es soll sich ja auch in erster Linie nicht der Leser verlieben, sondern die Heldin oder der Held - und der Leser zieht dann im Idealfall mit, weil er sich so gut mit der Hauptfigur identifiziert.

Stelle ich mir schwierig vor. Geht das überhaupt? Mal angenommen, ER ist unsterblich in Angela Merkel verliebt. Ob der Leser da mitzieht?  ::)   

:rofl:
Fordere mich nicht heraus! Wenn der Leser durch IHN die liebenswerten Seiten an Angie entdeckt - warum nicht? ;D

Zitat von: Sven am 10. Mai 2011, 14:09:01
Ich glaube, wäre sie eher wie eine der Hauptcharaktere angelegt, womöglich sogar als Perspektivcharakter, würde sie uninteressanter werden. Man würde mehr über sie erfahren und die Liebesgeschichte würde mehr in den Mittelpunkt rücken (@ Grey: Woran man sieht, dass es recht schwierig ist, den LI von der Liebesgeschichte zu trennen  :-X ). Das wollte ich aber nicht, daher bleibt sie als Figur eher im Hintergrund. Würde ich die Liebesgeschichte herausstellen wollen, hätte ich die Figur des LI wahrscheinlich aktiver agieren lassen und vielleicht zu einem Perspektivcharakter gemacht.

Und genau das sehe ich gar nicht so. Ich finde eine Figur, die nur da ist, um LI zu sein, viel unspannender als eine, die zwar LI ist, aber in erster Linie eine wichtige Figur in der Geschichte. Wollis Beispiele finde ich da sehr gut gewählt. Alle genannten Charaktere sind unverzichtbar für den Plot, und zwar nicht nur, weil sie den Helden oder die Heldin zum Handeln zwingen, sondern weil sie selbst handeln. Dass sich durch dieses Handeln Emotionen entwickeln und weiterentwickeln und wiederum die Handlung der Helden beeinflussen, ist Teil des Charakterkonzepts, aber nicht ihre einzige Funktion. Und das finde ich sehr wichtig für eine glaubwürdige Liebesgeschichte, wenn denn nun eine in den Plot integriert ist.

Ach so, und ich glaube, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. :-\ Natürlich kann man LI und Liebesgeschichte nicht trennen. Im Gegenteil. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass die Grundsatzdiskussion "Liebesgeschichte oder nicht" sich eigentlich schon erledigt hat, wenn man sich entscheidet, einen LI zu haben - und dass ich es schade fände, wenn das Gespräch über die Arbeit mit einem LI unter dieser Grundsatzdiskussion begraben würde.

Was Liebesgeschichten im Allgemeinen angeht: Sicher eine Geschmacksfrage, aber ich denke, wenn man eher für die Leser schreibt als für sich selbst, dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es sehr, sehr viele Leser und vor allem Leserinnen gibt, die gern gute Liebesgeschichten lesen. Liebe ist etwas, das eigentlich jeder kennt und womit man sich identifizieren kann, sie ist emotional, und wenn man beim Lesen Emotionen weckt, ist das gut. Gerade bei jüngeren Lesern gehört Verliebtsein zu den Interessengebieten Nr. 1, und deshalb macht es m.E. wenig Sinn, sich beim Anlegen eines Plots komplett dagegen zu sperren. Eine Liebesgeschichte macht noch keinen Liebesroman und kann sehr dezent angelegt sein - und trotzdem macht man vielen Menschen damit eine Freude.