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Charakter so richtig lebendig machen?

Begonnen von Darielle, 02. April 2011, 17:50:28

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Darielle

Hallo Tintenzirkler,

nach einiger ungewollter abstinenter Zeit habe ich endlich wieder Internet daheim. Die grundlegenden Probleme sind gelöst und ich versuche mehr und mehr an meiner ollen Kamelle (immer noch "hunting quiet shadows") zu arbeiten und zu lernen.  :40°C:

Derzeit bin ich bei ca. 30.000 Wörtern und werde mehr und mehr unzufrieden. Warum? Mein Prota ist allein in der Welt, kommuniziert nicht wirklich mit irgendwem. Er quatscht mich nur zu, was grade so passiert und wie er sich fühlt, wobei er täglichen Stimmunsschwankungen und Launen unterliegt.
Mir wurde alles zu langweilig. Schließlich überlegte ich, meinen Anta doch etwas liebenswerter zu machen. Dies bedeutet, dass er (Dr. Fauch, der Leiter des Experiments) sich in seine Assistentin verliebt bzw. beide eine Affaire haben. So könnte man alles etwas menschlicher gestalten.
Nun gelingt es mir aber absolut nicht, künstlerisch einen Charakter einzufangen, festzuhalten und zu skizzieren. Ich versuchte es mit Tips wie "Beobachten Sie die Menschen in ihrer Umgebung und begreifen Sie, wie diese sich verhalten. Schließen Sie auf ihr Denken und Fühlen..." Leider bisher erfolglos. Nirgendwo sonst fand ich Bücher oder ähnliches, was mich wirklich zum Ziel bringt. Ich analysiere und erkenne einzelne geschriebene Charaktere anderer Autoren (Christoph Marzi schuf das Mädchen mit dem Glasauge - ein entscheidendes Merkmal). Dennoch gelingt es mir nicht, einen Chara zu schaffen, der weder etwas beinhaltet, was andere schon verwendet haben, noch zu fremd ist.

Vor allem soll sich während des Plots herauskristallisieren, wie sich der Chara entwickelt und welche Eigenschaften sich verstärken/ verändern / verschwinden. So, das also zu meinem Plan.

Nun meine Frage in die Diskussionsrunde (ich weiß, es gibt kein Rezept):
Gestaltet ihr eure Charaktere mit einem Hauch von euch selbst, mit Erfahrung oder gänzlich aus dem Bauch heraus? Zweifelt ihr an euren ersten Entwürfen, würdet ihr gern etwas anderes machen?
Ich suche keine Schablonen oder dergleichen, aber Handwerk kann sich nicht immer selbst beibringen.  :buch:

Ich hoffe, dieses Thema wurde noch nicht im Unterricht drangenommen, habe in der SuFu nichts gefunden.

Liebe Grüße an die freischaffende Gesellschaft da draußen! :)

Runaway

Ich verfalle beim Charakterentwurf gern in Schemata. Es gibt einen Helden, einen Antagonisten, einen lustigen besten Freund des Helden für Running Gags...
Am Anfang lege ich Eckdaten für sie fest. Wie alt, wie sehen sie aus, wie sind sie so.

Aber der Rest kommt von selbst. Einfach so. Sobald die Charas das erste Mal den Mund aufmachen, gestalten sie sich selbst und legen sich fest. Manchmal geht das auch total nach hinten los und die werden ganz anders als gedacht.
Bei mir geht das also, wenn man mal von dem bewußt konstruierten Grundgerüst absieht, komplett aus dem Bauch heraus. Das klappt auch immer gut. Ich hab mir schon sagen lassen, daß ich immer sehr nette Charas habe, die auch eigentlich immer irgendeine Entwicklung durchmachen.
Aber warum das so ist? Keine Ahnung. Ich hab mir hier auch schon sagen lassen, daß ich meine Charaktere wohl sehr liebe und sehr respektvoll behandle. Ich hab mich gewundert und mich gefragt, ob das nicht jeder Autor so macht.

Vielleicht ist das mein Rezept. Ich nehme meine Charaktere total ernst. Die sind für mich auch echt. Ich schlüpfe beim Schreiben auch total in die Rolle desjenigen. Man könnte sagen, ich lebe mit ihnen, solange ich ihre Geschichte erzähle :)

Darielle

Danke Runaway für deine liebe Antwort.

Also ich mache das alles auch mehr intuitiv, aber irgendein Gewürz fehlt mir immer. Mir erscheinen meine Charas selbst einfach viel zu schablonenhaft, sie lernen nichts, was sie nicht den nächsten Tag schon wieder vergessen hätten und dann machen sie einfach weiter wie vorher. Insbesondere mit meinem Prota Ray geht es mir so. Der verwickelt sich selbst in extreme Monologe, wie er sich fühlt, wie sich die Emotionen in der nächsten Sekunde ändern und am Ende steht er da und weiß nicht was er noch soll. Aus diesem Dilemma würde ich ihn gern befreien, weiß aber nicht so recht wie. Natürlich ist so ein Wissen auch für spätere Werke von immenser Bedeutung.
Ach, ich komme einfach nicht weiter...  :hmmm:

moonjunkie

Vielleicht hilft da ein Perspektivwechsel? Jemand anderes aus Deiner Geschichte könnte Deinen Chara treffen und ihn charakterisieren. Oder Du schickst ihn an einen Ort, wo er überhaupt nicht hinpasst und guckst mal was er so macht. Oder Du stellst Dir vor, dass Du Dich mit ihm unterhältst oder etwas mit ihm unternimmst?

Ich persönlich habe irgendwie auch kein Rezept für meine Charaktere. Was sie platt machte ist wenn sie entweder nur gute Eigenschaften haben oder nur schlechte - daher bist Du doch mit Deiner Affäre von Dr. Fauch auf einem guten Weg. Daraus lässt sich sicher etwas machen. Vielleicht musst Du noch eine Aufgabe für Deine Charas finden oder Du lässt sie mal einen Fragebogen beantworten mit allgemeinen Infos (Name, Alter, Aussehen, Gewicht, Geburtsort) und dann Geschmacksfragen (Musik, Filme, Hobbies, Beruf, Lieblingsessen, Lieblingsurlaubsort, Lieblingsbuch, Sport, Haustiere). Solche Fragebögen bekommt man doch immer mal zugeschickt, bestimmt findest Du sowas auch im Internet. Die Idee fand ich selbst ganz witzig und habe so auch noch ein paar Dinge über meine Charas herausgefunden, auch wenn die jetzt nicht wirklich in der Geschichte auftauchen, manchmal aber doch.

Einen Lebenslauf könnte man auch verfassen, einen typischen Tag beschreiben. So lernt man meistens noch etwas über die Figuren. Oder Du stellst z.B. Ray mal in den Vorstellungsgesprächen hier im Forum vor. Sicher kann Dir dann jemand ein paar Fragen stellen, die Dir weiterhelfen.

Hoffe, Dir hilft irgendwas davon weiter...
LG


Malinche

#4
Die Vorstellungsgespräche würde ich dir auch empfehlen. Mir hilft es oft, einen Charakter auf Herz und Nieren zu prüfen, mir seine Biographie auszudenken, auch, wenn in der letztendlichen Geschichte gar nicht viel davon vorkommen wird. Die Rubrik mit den Vorstellungsgesprächen hier im Forum ist da sehr hilfreich, weil Fragen gestellt werden, an die man selbst unter Umständen gar nicht so denkt.
Aber Grundlagen kann man sich auch alleine erarbeiten und z.B. den Charakter auf ein imaginäres Sofa legen und so richtig ausquetschen.


Wie moonjunkie auch schon geschrieben hat: Es gibt Charakterbögen, oder man bastelt sich selber welche.

Man sollte sich vielleicht nicht unbedingt von dem Grundsatz leiten lassen, dass der Charakter möglichst außergewöhnlich sein soll. Ich tue immer so, als wären meine Figuren wirklich da. Nicht ich als Autoren schreibe ihnen ihre Eigenschaften zu, sondern sie haben die schon. Und es ist meine Aufgabe, herauszufinden, wer sie sind, damit ich über sie schreiben kann. Im Prinzip ist das wohl, was Runaway schreibt:

Zitat von: RunawayIch nehme meine Charaktere total ernst. Die sind für mich auch echt.

Das Schöne ist, dass deine Charaktere dich auf diese Weise überraschen können, wie es jemand im echten Leben tun könnte. Mein böser Sheriff hat mir erst in den Vorstellungsgesprächen verraten, dass er ein Macho und ein Rassist ist - ich wusste davon nichts. Oder meine gutmütige Köchin, die mich urplötzlich damit konfrontierte, dass sie zu einer Rebellenbewegung gehört. Damit ist sie sogar erst während des Schreibens rausgerückt. Aber damit sowas klappt, ist es natürlich gut, vorher Grundlagen zu schaffen. Dann geben die Charaktere gerne etwas von sich preis.

Mir persönlich helfen also Charakterbögen und die Frage nach der Biographie. Manchmal steige ich sogar noch in die Lebensgeschichten der Eltern ein, um ganz sicher zu sein, wer diese Figur ist, wo sie herkommt und warum sie so geworden ist, wie sie ist. Ich frage mich, wie sich die Figur in einer bestimmten Situation verhalten würde.

Wichtig ist, denke ich, dass man als Autor seinen Charakter als lebendig und mehrdimensional im Kopf hat, als ein Wesen mit Widersprüchen und einer Geschichte. Wenn man an diesem Punkt ist, macht sich das nach meiner Erfahrung auch beim Schreiben bemerkbar.  :)


»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Churke

Ich arbeite rein intuitiv. Wenn ich genug Informationen über eine Figur habe, und die liefern mir Plot und Story, dann kann ich einfach sagen, wie die Person tickt und mich in sie hinein versetzen. Deshalb überraschen mich meine Figuren auch nie.

Das ist leider keine Hilfe, ich weiß. Was allerdings grundsätzlich sehr hilfreich finde, um einen Charakter lebendig zu machen, das sind Widersprüche im Verhalten.  Wenn der Feigling plötzlich doch Mut zeigt. Wenn der Schwachmatiker eine geniale Idee hat. Oder oder oder. 

Darielle

Danke danke an alle die geantwortet haben - ihr habt mir wirklich schon sehr weiter geholfen. Ich hätte nicht gedacht, dass man sich wirklich so sehr mit einem Prota befassen muss, wenn man eigentlich einen Plot hat, der mehr auf Tiere (in meinem Fall die Ratten) ausgelegt ist. Aber andererseits muss ich natürlich eine Entwicklung in Ray hinbekommen...

Also ich werde mich nochmal hinsetzen und intensiv mit Charakterbogen, Biografie und dergleichen Gesprächen mit Ray befassen.
Dr. Fauch muss ebenfalls zu Wort kommen, am Rande vielleicht sogar seine Assistentin. Noch ist die Affaire eine Grundidee von der ich noch nicht weiß, ob meine Charaktere das wollen. Bin sehr gespannt, ob und wie sie mit mir kommunizieren.

Habt dank, große Meister der geschriebenen Sprache! :)

Kraehe

Wenn dir die Antwort auch noch willkommen ist:
nicht nur Charakterbögen.
Man kann auch super kleine Szenen mit dne Charas schreiben, sowas wie "Chara allein im Wald".
Es ist nämlich beispielsweise so, dass ein öder, leerer Wald ja nichts anderes ermöglicht, als dass du dich nur mit dem Chara befasst und der Chara sich nur auf sich oder seine Umgebugn konzentriert. Wie er das dann tut, ob er es tut, worüber er nachdenkt, wie er was sieht, das alles gibt auch Aufschluss.
Natürlich kann man sich da auch andere Settings überlegen. Aber ich mag gerne die, wo der Chara erstmal sehr allein ist, damit man ihn ausloten kann.
Das funktioniert allerdings erst dann wirklich besonders gut, wenn man den Chara doch schon kennt.
Eckdaten am Anfang festlegen ist eigentlich essentiell, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat. Charabögen und Vorstellungsgespräche sind da gut :)
Als nächstes sollte man Interviews führen, gern auch mit dem nicht-entwickelten-Chara und dem am-Ende-Chara, um die Differenz zu sehen. Biographie in Abrissen festhalten.
Danach kann man dann Szenen schreiben.

Und dann an die eigentliche Geschichte gehen, weil man den Chara letztlich eben doch erst da so richtig, richtig kennen lernt. So läuft das bei mir zumindest mit den Charas, von denen ich dann auch wirklcih sagen kann, dass ich sie gut kenne ;)

Darielle

 :pompom: Danke Krähe, das hast du schön gesagt.^^

Also ich beginne auch mit Eckdaten und habe die Figur ja auch optisch im Kopf. Die Optik sagt bei meinen Charas viel über ihr Innenleben aus (Dr. Fauch z.B. wirkt durch sein langes rotes Haar wie ein Fuchs, und er ist ein sehr rationaler Mensch). Ray hat kein schmales Gesicht, weichere Züge. Das stilisiert seine Liebe für die Tiere. Mit kurzgeschnittenem Haar scheint er ein moderner, mit Verstand ausgestatteter Kerl zu sein, und studieren kann er auch! *bewunder*

Naja, mit sowas beginne ich und viel mehr weiß ich nicht. Ich weiß z.B. nicht, warum Ray keine Freundin hat, vielleicht weil das für den Plot sonst schädlich gewesen wäre. So ist er immerhin unabhängig. Aber vielleicht wäre es auch gut so und würde das knallharte Ending etwas zarter machen. So viele Möglichkeiten und so viele Hintergründe, die es gilt zu erfoschen.
Hauptsächlich versuche ich meine Charas während des Plots kennen zu lernen. Ich weiß wo sie enden sollen und sie sagen mir dann, wie sie da hin kommen. Wenn das mal keine Partnerschaft ist. Ckaraktership. (Dämlich abgeleitet vom unmöglichen Wort Horsemanship, was so in etwa "Pferd sein" bedeutet und die partnerschaftliche Beziehung zu Pferden beschreibt.)

Ja, da muss ich wirklich noch eine Menge lernen, aber hier ist doch wohl der Weg das Ziel. :)

Nycra

Also nach allem, was ich von dir gelesen habe, denke ich schon, dass du Malinches Tipp ernst nehmen und deinen Prota mal ins kalte Wasser werfen solltest, indem du ihn zu einem Vorstellungsgespräch schickst.

Ich habe mich anfangs auch nicht getraut, aber nach einer Weile fand ich es lustig, welches Eigenleben und Charakterstärken meine Protas entwickeln können, wenn sie erstmal Fragen anderer beantworten müssen. Das ist nämlich mitunter ganz schön schwer. Die lieben Zirkler hier haben nämlich den Hang nach Dingen zu fragen, auf die du selbst im Traum nicht kommst - okay, die Fragen nach der Farbe der Lieblingssocken fehlte noch, wird aber bestimmt auchmal kommen.

Wie auch immer, bevor ich das Vorstellungsthema für mich entdecken konnte, hab ich mir innerhalb des Forums über den Prota-Anta-Laber-Fasel-Fred ausgetobt, da kann man einfach mal drauflosschwafeln und bekommt - im schlimmsten Fall - eins vor den Latz geballert. Ob von dem Char selbst oder den anderen Anwesenden ....

Um aber nochmal darauf zurückzukommen, wie ich meine Charas "leben" lasse. Das ist wirklich schwer zu erklären. Wenn ich nicht schon eine genaue Vorstellung davon habe, spiele ich gedanklich mehrere Situationen durch, so wie unten der erwähnte Wald. Ich zwinge mich dazu, den Char antworten/reagieren zu lassen. Mimik und Gestik entwickeln sich dann von selbst. Im Laufe der Zeit wurden dadurch aus oberflächlichen Ich-bin-der-Held-ihr-müsst-mich-alle-lieben-Chars tiefgründige, zuweilen düstere, heitere etc. Chars. Wie gesagt, es ist eine Frage der Entwicklung und eine Faustregel kann ich auch nicht abgeben. Was ich allerdings gerne zugebe. Alle Chars, auch die Bösen sind meine Babys - vielleicht kommt daher auch die Empathie, die ich schriftlich versuche darzustellen und die ihnen den entsprechenden Charakterzug verleiht.

Ach ja, es ist auch mal ganz interessant, seinen eigenen Charakter einfließen zu lassen. In einem meiner Buchprojekte agiert/spricht eine meiner Protas wie ich. Interessanterweise gehen dabei die Meinungen der Betaleser stark auseinander. Was mich wiederum davon überzeugt, dass das gar nicht so verkehrt ist. Wenn man mit 10 Menschen in einem Raum ist, nehmen alle einen selbst unterschiedlich wahr. Damit gestaltet man einen Charakter weniger eindimensional. Mir hat es geholfen, allerdings passte die Figur auch in mein Setting, dass in der Echtzeit spielt. Im Mittelalter hätte sie wohl keinen Tag überlebt, geschweigedenn so ein Verhalten überhaupt erlernen können.

Farean

@Darielle: ich hoffe, ich bin noch nicht zu spät mit meinem Input?

Frage: wie gut kennst du eigentlich dich selbst? Und wie bist du zur Zeit emotional drauf? Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es mir extrem schwer fällt, einen jugendlichen, dynamischen Helden zu schreiben, wenn ich selbst total erschöpft und ausgelaugt bin.

Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, daß ich eine Schlüsselemotion habe, über die sich mir meine Charaktere am besten erschließen. Bei mir ist das der Stolz. (Hatte ich, glaube ich, auch schon mal irgendwo gepostet.) Ich komme immer am leichtesten in einen Charakter rein, wenn ich fühle, was ihn stolz macht, und mich darauf besinne, was mich selbst stolz macht. Das ist sozusagen die Saite, die meine Charaktere und ich gegenseitig aneinander zum Schwingen bringen. Vielleicht gibt es ja auch für dich eine solche Schlüsselemotion?

Ansonsten schließe ich mich der allgemeinen Empfehlung an, deinen Protagonisten doch mal zu einem Vorstellungsgespräch zu schicken. Das lockert Autor und Charakter, jedenfalls bei mir. :)

Sanjani

Hallo Darielle,

auch ich möchte noch kurz meinen Senf dazugeben. Leider erfolgt bei mir die Charaktererschaffung auch sehr intuitiv. Deshalb nützen mir persönlich fragebögen nicht so viel, weil mir in dem Moment, wo ich das durcharbeite, keine wirklich brauchbaren Antworten einfallen.
Mir fällt aber was anderes auf. Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber ich oute mich trotzdem mal ;-) Manchmal, v. a. wenn eine Geschichte länger ruht, tauchen bei mir nachts meine Charas auf und spinnen mir irgendwelche Szenen zusammen, die es in meiner Geschichte nicht geben kann und nicht geben wird, aber diese Szenen passen sehr gut zu den Charakteren. Grundsätzlich ist es bei mir auch so, dass meine Charaktere sehr eng mit meinem Plot vernetzt sind. vielleicht hilft es dir daher auch mal zu überlegen, wie dein Plot aussehen soll - sofern das schon fest steht - und welche Rolle die Charas dort haben. Z. b. wenn du viel über Tiere schreibst, frag dich, warum gibt es da überhaupt Menschen und nicht nur Tiere? welche Konflikte gibt es vielleicht im Plot und wie werden diese gelöst? Warum ist Ray ein Mann und nicht eine Frau?
Und - um noch mal auf die Szenen zurückzukommen -, vielleicht ist es sinnvoll, die allein im Wald Szenen auf andere Szenen auszuweiten, wo er mit Leuten zusammen ist und wo vielleicht auch was Erschreckendes oder Dramatisches passiert. So, wei ich es verstanden habe, hast du ja schon viel über den Chara allein geschrieben. Da liegt es nahe sich mal mit ihm in gesellschaft und in Extremsituationen zu beschäftigen.

Vielleicht hilft es ja etwas weiter.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Darielle

#12
Ui, hier ist ja schon wieder etwas passiert *mit Zehe im Sand scharr*.

Nochmals danke für eure guten Gedanken, das hilft wirklich. Es spornt an.^^

@ Nycra Na DAS nenne ich interessant. Also dass ein Prota so durch Sprache lebendiger werden kann, hätte ich nicht gedacht. Natürlich ist Sprache auch ein wichtiges Indiz für den Leser, ohne Frage. Aber irgendwie konzentriere ich mich immer zu sehr auf das Verhalten der Charas. Naja und so wirklich unterschiedlich reden meine Figuren gar nicht. Gut, sie stammen (zumindest die wichtigsten) aus der gleichen Stadt, wo ein einheitliches Kauderwelsch verlangt wird *gg*

@ Farean Bei mir selbst ist das schwer. ich bin Borderliner. Heute so, morgen so, bzw sogar schon heut Abend. Das heißt, ich kann nicht vorausplanen, wann es Zeit ist zu arbeiten und dann im gewollten Augenblick spontan die Ideen sprießen zu lassen. Die Ideen müssen mich heimsuchen, erst dann geht etwas vorwärts.
Außerdem geht mit der Störung auch eine gewisse Depression einher, die immer spürbar ist. Mein ganzer Roman ist bisher nichts anderes als eine Anhäufung von Wutausbrüchen/ Heulkrämpfen und Verzweiflung. Naja, gelegentlich funkt mal etwas Neugier heraus, das wars aber auch schon. Ich hatte alles ganz anders geplant, wie die Idee umgesetzt werden sollte... Nun tippe ich trotzdem an der Rohfassung als Grundlage weiter und schreibe sie später Stück für Stück um. Das ist für mich einfacher, als alles gleich niederzutreten und völlig neu zu beginnen. Immerhin habe ich noch nie zuvor so dermaßen lange an einem projekt gearbeitet, mit so viel Ausdauer so "viel" geschafft. Das gibt man nicht gern wieder her, auch wenn die Hälfte davon schrott ist.

Diese Schlüsselemotion wie du sie beschreibst, ist bei mir auch vorhanden. Meistens ist das Wut/ Hass. Seltener stelle ich mir vor, wie mein Buch aussehen soll, wenn es (und das wird es, egal ob heute oder in hundert Jahren!) im Handel zu kaufen sein wird. Das Cover habe ich schon sehr genau im Kopf und dann kommt diese Emotion "Ich will um jeden Preis Aufmerksamkeit". So, damit schreibt es sich dann leichter, bzw die Disziplin ist leichter einzuhalten. :D

@ Sanjani Ich schreibe bewusst über das intensive Zusammenleben von Tier (Mensch) und Tier. In meinem Roman geht es eben um den Konflikt, den dieses Zusammensein bedeutet - vor allem in der sog. Zivilisation. Daher wäre es nicht sinnvoll, nur die Ratten spielen zu lassen, zumal sich Mensch kaum in die Gedanken eines solchen Nagers hineinfitzen kann. Das seh ich ja immer wieder an meinen, die ich hier daheim habe, und die sind schon sehr an den Menschen angepasst. Der Einfachheit halber (da ich ja nun blutiger Anfänger in solchen Dingen bin) habe ich nur einen Prota gewählt, weil ich glaubte, dass der Plot ohnehin schon vollgestopft genug ist. Da das sich nicht zwingend bestätigt, hatte ich ja über diese Affaire nachgedacht, obwohl diese Idee nichts mit dem plot an sich zu tun hat. Irgendwo muss ich da noch Brücken bauen.

Aber so generell ist diese Sache mit der "Wald-Szene" natürlich sehr interessant. Denke, auch das werde ich früher oder später einmal ausprobieren. ;)

Sven

Hallo Darielle,

mir geht es so wie Runaway, was die Schemata angeht. Da kommt man häufig auch mit viel  :pfanne: nicht raus.

Wenn ich Schwierigkeiten mit Charakteren habe, suche ich mir einfach Schauspieler heraus, die für mich einen bestimmten Typus darstellen. Dadurch kenne ich den Charakter mit einem Mal viel besser und kann darauf aufbauen. Mir die Figur so zurechtkneten, wie ich sie brauche.

Beste Grüße,
Sven

Sanne

Zitat von: Sven am 09. April 2011, 14:36:34
Wenn ich Schwierigkeiten mit Charakteren habe, suche ich mir einfach Schauspieler heraus, die für mich einen bestimmten Typus darstellen. Dadurch kenne ich den Charakter mit einem Mal viel besser und kann darauf aufbauen. Mir die Figur so zurechtkneten, wie ich sie brauche.

Das ist gar keine schlechte Idee ... *mal notiert*  :D