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Der Autor als Marketingmaschine ja, als Verkäufer nein - warum nicht?

Begonnen von Maria, 27. Februar 2011, 10:26:42

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Maria

Da ich ja nur in Klein- und Kleinstverlagen verköffentlicht habe, und mich sehr ums Bekanntmachen meiner Bücher bemühe, habe ich mehrere Bücher übers Buchmarketing gelesen, vorwiegend US-Veröffentlichungen, weil ich kaum gute deutsche Bücher zu diesem Thema kenne (nehme Empfehlungen gern entgegen).

In allen diesen Büchern heißt es immer, dass der Autor "salesperson Nr. 1" sei, dass niemand besser das Produkt bewirbt wie der Autor selbst und daher die Verlage großzügige discounts einräumen bis zu Druckkostenpreis+10%, aber mindestens soviel wie sie auch Buchhandelsketten einräumen.
Damit verdient der Verlag an den Büchern gleich viel wie wenn er die Bücher an eine Buchhandelskette verkaufen würde.
Die Buchhandelskette darf das Buch dann auch weiterverkaufen.
Der Autor, der gleich viel bezahlt hat, darf das auch. In den USA.

Wie ist das hier?
Ich habe sowohl bei meinem Kurzroman wie auch bei meinen Bilderbüchern den Passus im Vertrag, dass ich zwar Bücher zum Autorenrabatt kaufen, diese aber nicht weiterverkaufen darf.

Worin liegt der Sinn? Der Verlag zahlt für diese Autorenbücher kein Autorenhonorar (logisch).
Wenn ich z.B. meinen Heftroman für den Autorenrabatt wiederverkaufen dürfte, würde ich das über Amazon tun und damit wäre das "nicht verfügbar" weg, oder?
Ich bezweifle ja, dass ich hunderte auf diesem Weg verkaufen würde, aber die paar wären schon mal mehr als ohne Amazonseite und selbst wenn ich nichts daran verdiene (als Autorenhonorar) und die Versandkosten den Verlagsdiscount wieder auffressen (ich würde sie Portofrei verschicken) - allein die Verfügbarkeit über Amazon ist in meinen Augen sehr wertvoll.

Was verliert der Verlag, wenn er dem Autoren das Weiterverkaufsrecht für Autorendiscountbücher einräumt?




Lomax

Über diese Regelung wurde auch schon in anderen Foren viel diskutiert und Begründungen an den Haaren herbeigezogen (beispielsweise "Schutz des Autors, weil er mit den Verkäufen ja gewerblich tätig wäre und zu blöd ist, das korrekt auf die Reihe zu kriegen", oder so ...).
  Tatsache ist, die üblichen Autorenrabatte liegen unter den Höchstrabatten im Handel. Noch dazu sind Autorenrabatte in der Regel vertraglich von der Tantiemenberechnung ausgeschlossen, sprich: Unterm Strich verdient der Verlag mit vom Autor verkauften Büchern sogar mehr als im regulären Handel.
  Ich finde diese Klausel also auch komplett blödsinnig, habe allerdings auch noch nie erlebt, dass sie von einem Verlag forciert wurde. Ob man es allerdings provozieren sollte, indem man bei Amazon als offizieller Händler auftritt, ist eine andere Frage. Und Kleinverlage handeln oft ein wenig erratisch und nicht unbedingt ökonomisch vernünftig, da weiß man also am allerwenigsten, wie genau sie so eine Klausel nehmen ... obwohl ich es umgekehrt bei Kleinverlagen auch schon erlebt habe, dass Eigenverkäufe laut Vertrag ausdrücklich erwünscht waren.

Ein ganz anderes Kapitel ist es, wenn man vom Verlag keine rabbatierten Exemplare bekommt, sondern Freiexemplare. Das habe ich nämlich auch schon erlebt, dass Autoren Rabattexemplare bestellen und der Verlag ihnen gleich einen Karton für "Werbezwecke" schickt und nicht in Rechnung stellt. Wenn der Autor die dann zum Kauf anbietet, ist das schon etwas blöd.
  Ich würde also sagen, kostenlose Exemplare vom Verlag verhindern einen Weiterverkauf der Bücher viel effizienter als jede Vertragsklausel. :-X

Maria

Beim letzten Satz stimme ich voll und ganz zu. Die Gratisexemplare habe ich an Freunde verschenkt, die Reziexemplare an Rezensenten verschickt. Wenn der Verlag einen Stempel hinten auf diese Bücher drücken würde "Freiexemplar" oder "Rezensionsexemplar" wäre das für mich auch in Ordnung.

Das mit dem Gewerbe habe ich garn nicht bedacht. Bräuchte man denn dafür in Deutschland schon einen Gewerbeschein?

Schommes

Die Frage nach Notwendigkeit von Gewerbeschein und Umsatzsteuerpflicht (sic!) beurteilt sich dann nach dem erzielten Jahresgesamtumsatz. Da gibt es Schwellenwerte. Im Zweifel bitte Gewerbeaufsicht und Finanzamt bzw. Steuerberater fragen. Gruß, Thomas Elbel

TheaEvanda

#4
Prinzipiell bist du als Autor Künstler, und wenn du deine eigenen Bücher verkaufst, ist das mit der Künstlermeldung beim Finanzamt auch abgedeckt. Wenn du allerdings einen ganzen Buchladen hast, bist zu zusätzlich noch Gewebescheinpflichtig.
Das ist aber ein Fall für den Steuerberater. Wichtig ist, dass du dir einen suchst und dich beraten lässt, wenn deine Einkünfte aus Schreiben und Buchverkauf 3000 Euro im Jahr übersteigen sollten. Auch bei einem Einmalhonorar.

ETA: Wir hatten das Thema doch schon mal: Hier

Und zur Eingangs gestellten Frage: Ist dieser Passus wirklich so zu verstehen? Ich dächte, da sollte eher etwas im Sinne "nicht unter Buchpreis verkaufen" stehen... Komisch kommt mir dieser Passus auf jeden Fall vor.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Nakýo

Ich lese sowas nun zum ersten Mal. Jedoch könnte ich mir das so erklären, dass der Verlag den Nachteil darin sieht, selbst kein Geld damit machen zu können. Du selbst käufst das Buch ja mit dem Autorenrabbat und verkäufst es so ja wieder weiter. Der Verlag könnte aber viel mehr Geld damit machen, wenn die Person, die es bei dir gekauft hat, es bei ihnen zum Normalpreis gekauft hätte. Ich hoffe, das wirkt jetzt nicht wie an den Haaren herbei gezogen, aber das ist für mich die einzige, schlüssige Erklärung, wieso ein Verlag so etwas unterbinden wollen sollte. Wobei ich sowas eigentlich auch nicht richtig finde - schließlich ist es mein Werk und nicht ihres.

Fizz

Meiner Meinung ist das auch eine Frage des Erscheinungsbildes nach Außen.
Verkauft ein anderer deine Bücher, sieht das professioneller aus. Immerhin steht jemand hinter deinen Büchern und das ist für mich als Käufer ein Qualitätsmerkmal. Keine Buchhandlung dieser Welt nimmt Bücher ins Sortiment, die sie nicht für nicht verkaufbar halten. Keine Agentur und kein Verlag nimmt aus selbigen Grund Bücher ins Sortiment, die schlecht sind. Und dann kommt noch der Aspekt Ruf hinzu. Wenn ich also bei Heyne ein Buch kaufe, habe ich bestimmte Erwartungen daran. Und wenn ich es vom Verkäufer empfohlen bekomme ist das noch besser.
Wenn der Autor seine Bücher selbst verkauft sieht das schnell nach verscherbeln aus (nicht los bekommen), auch wenn das nicht so ist.
Für mich ist das eine reine Kopfsache. Nicht umsonst ist der Markt so aufgebaut. (Ist natürlich eine höchst subjektive Meinung ;))

Schommes

Ich denke auch, Fizzy trifft den Nagel auf den Kopf. Sowas wirkt einfach unglaublich unprofessionell. Das mit der Salesperson No. 1 hört sich für mich wie Werbeschmu von Druckkostenzuschussverlagen an.
Aber wie sollte ein Autor mit der Marketingmaschine eines professionellen Großverlages überhaupt konkurrieren können. Und was soll so eine Konkurrenz überhaupt bringen? Während Großverlag X mein Buch hundertweise an Thalia und Konsorten liefert, stehe ich mit einem Bauchladen vor meinen Haus?! Wozu?

Zitat von: Nakýo am 02. Juni 2011, 18:13:22
Wobei ich sowas eigentlich auch nicht richtig finde - schließlich ist es mein Werk und nicht ihres.
Das sehe ich anders. Schließlich hast Du dem Verlag ja gerade zeitlich befristet das Recht verkauft, Dein Buch zu produzieren und eigenhändig, d.h. ohne lästige Konkurrenz zu verkaufen. Dann zu sagen, dass sei immer noch Dein Werk und Du möchtest damit alles tun, was Du willst, wäre ein bisschen so, als wenn Dein Vermieter seine Schwiegermutter in Deiner Mietwohnung einquartiert, weil es ja immer noch seine Wohnung ist.


Maria

Ich kenne einige Autoren, die gut über den Buchhandel verkaufen, aber im Anschluss an Lesungen auch ihre Bücher signieren und diese verkaufen.

Ich finde das durchaus nicht unprofessionell.

Auch bei den diversen Writers Conference Veranstaltungen sieht man auf den Videos (ähnlich wie bei Cons) dann die Autoren bei ihren Büchern sitzen, sie für Besucher zu signieren und an Besucher zu verkaufen.

Bitte Hand heben, wer Bücher von Kleinverlagen bei Thalia auf den Tischen gefunden hat.  Und dass sie dort abwesend sind hat sicher nicht die Bedeutung, dass Kleinverlage nur schlechte Bücher auf den Markt bringen, oder?


Fizz

Zitat von: Maria am 05. Juni 2011, 19:43:42
Ich kenne einige Autoren, die gut über den Buchhandel verkaufen, aber im Anschluss an Lesungen auch ihre Bücher signieren und diese verkaufen.

Natürlich! Aber Lesungen muss man auch erstmal halten dürfen. ;) Ich denke wer Vorlesungen hält, kriegt meist seine Bücher auch in den Buchhandel. Steckt ja auch in deiner Aussage.

Volker

Zitat von: Fizz am 05. Juni 2011, 19:51:51
Ich denke wer Vorlesungen hält, kriegt meist seine Bücher auch in den Buchhandel.
...aber nicht immer auch den Buchhandel zu Lesungen - insbesondere wenn sie auf "irgendwelchen" Veranstaltungen und dann evtl. auch "nur" als Nebenprogramm laufen. Insbesondere dann ist es gut, selber ein paar Bücher dabei zu haben - gut für Fans, die ihr Autogramm in das passende Buch bekommen, gut für den Autor, der so ein paar Mak extra dazubekommt.

Allerdings sollte man sich mit dem Veranstalter und ggfs. dem Buchhändler auf der Veranstaltung abstimmen, wer die Bücher mitbringt und verkauft - nicht dass es Verstimmungen gibt, die dann nicht gerade Lesungsfördernd sind.

Schommes

Zitat von: Maria am 05. Juni 2011, 19:43:42
Ich kenne einige Autoren, die gut über den Buchhandel verkaufen, aber im Anschluss an Lesungen auch ihre Bücher signieren und diese verkaufen.

Ich finde das durchaus nicht unprofessionell.
Sorry, aber ist nicht ein Missverständnis? Wenn ein Autor eine Lesung in einer Buchhandlung hält, werden die Bücher für die anschließende Signierstunde selbstmurmelnd von der Buchhandlung gestellt und nicht vom Autor, oder?!

Mulle

Zitat von: Schommes am 08. Juli 2011, 18:35:32
Sorry, aber ist nicht ein Missverständnis? Wenn ein Autor eine Lesung in einer Buchhandlung hält, werden die Bücher für die anschließende Signierstunde selbstmurmelnd von der Buchhandlung gestellt und nicht vom Autor, oder?!

Ja, natürlich.
Auch bei Lesungen auf Cons ist es oft so, dass die Autoren sich mit einem Händler (meist Buchhändler) zusammentun, oder aber der Verlag für den Verkauft sorgt. Das kann dann schon mal so aussehen, als verkaufe der Autor selbst, weil er den Verkäuferposten übernimmt, aber in Wahrheit übernimmt er in dem Moment oft nur die Kasse für den Verlag, es werden also Verlagsbücher verkauft.
Und ich kann das nur empfehlen. Ich habe einmal selbst Bücher verkauft (mein Verlag erlaubt es, dass ich zum Autorenrabatt eingekaufte Bücher zum regulären Preis verkaufe), aber es ist in meinen Augen ein extrem großer Aufwand (vor allem, wenn es dann an die Abrechnungen für die Steuer geht) und lohnt überhaupt nicht. Wenn man versendet kommen Versandkosten und Verpackungskosten dazu und immer mal wieder ein verloren gegangenes Buch. Beim Direktverkauf auf Cons wird man hemmungslos und rotzfrech beklaut. Mir ist es tatsächlich passiert, dass jemand während meiner Lesung ein Buch vom Tisch nahm, mich anlächelte, sich damit ins Publikum setzte und samt Buch verschwand, als ich mich auf den Text konzentrierte. Das ist mega-ätzend, wenn man das Buch selbst einkaufen musste. Wie auf Messen scheint das Bücherklauen bei solchen Veranstaltungen ein ganz großer Sport zu sein.  :nöö:

Empfehlen würde ich es nicht, ich mache das auch nicht mehr, sondern schau ggf. mich mit einem Laden zu vernetzen, der den Verkauf übernimmt.
Wenn es bloß um Verfügbarkeit bei Amazon geht: Reichlich bestellen und retournieren, dann weiß man zumindest, dass eine bestimmte Zahl auf Lager ist. Im Kleinstverlag ist das der einzige Weg, damit immer Bücher am Lager sind, amazon ist da sehr stur. Die lernen auch nicht! Meine Titel waren immer nach wenigen Stunden wieder ausverkauft, und das ganze mehrmals hintereinander, die kommen aber trotzdem nicht auf die Idee, mal mehr zu bestellen  :wart:

LG Jenny

Schommes

@Jenny. Vielen Dank für den Blick hinter die Kulissen. Das war sehr interessant. Und nach der Schilderung kommt hoffentlich niemand auf die Idee eigene Bücher zum Verkauf mit auf eine Messe zu schleppen. Ist schon schräg, wie Menschen auf Messen zu Jägern und Sammlern werden. Ich habe beruflich ein paar mal auf der CeBIT gearbeitet. Da laufen Erwachsene mit großen Einkaufstaschen rum und rennen an jeden Stand um bloß kein Gratisgoodie zu verpassen, egal um welchen Scheiß es sich handelt.

Kuddel

Zitat von: Mulle am 08. Juli 2011, 22:05:48
Mir ist es tatsächlich passiert, dass jemand während meiner Lesung ein Buch vom Tisch nahm, mich anlächelte, sich damit ins Publikum setzte und samt Buch verschwand, als ich mich auf den Text konzentrierte. Das ist mega-ätzend, wenn man das Buch selbst einkaufen musste. Wie auf Messen scheint das Bücherklauen bei solchen Veranstaltungen ein ganz großer Sport zu sein.  :nöö:
Das ist ja mal heftig. Mir ist das bisher noch nicht passiert, aber ich verkaufe auch auf Mittelaltermarkt-Lesungen häufiger meine Bücher. Da scheint es noch nicht so verbreitet zu sein. Ansonsten hoffe ich einfach, dass Werkzeugs ein paar Exemplare auf Lager hat und die auf die Cons mitnimmt. Da fällt mir ein, ich muss noch einen Händler für die FeenCon finden.  :hmmm:

Zitat von: Mulle am 08. Juli 2011, 22:05:48
Die lernen auch nicht! Meine Titel waren immer nach wenigen Stunden wieder ausverkauft, und das ganze mehrmals hintereinander, die kommen aber trotzdem nicht auf die Idee, mal mehr zu bestellen  :wart:
Das habe ich auch andauernd. Ständig steht da noch 2 täglich verfügbar. Und wenn ich einen Tag später reinschaue steht die Lieferzeit auf 9-15 Tage. Das schreckt sofort wieder ab.  ::)
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