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Beschreibungen von Atem

Begonnen von der Rabe, 29. Januar 2011, 22:52:22

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der Rabe

Hallo zusammen,

ich habe ein Problem, das mir relativ häufig unterkommt, wenn ich schreibe. Vielleicht verliere ich mich dabei ja zu sehr in Kleinigkeiten, aber etwas das mir recht häufig schwer fällt zu beschreiben, weil mir nicht genug Beschreibung dafür einfällt ist der Atem.

Er stockt, er kommt stoßweise, man kann um ihn ringen, japsen, äh. Ja. Und dann fängt es auch schon an, schwierig zu werden. Mir würden - jetzt auch - gewiss noch mehr einfallen, aber ich denke, das Problem an sich ist klar.

Wie beschreibt ihr Atem, zB. wenn jemand Angst hat, panisch ist, oder auch wenn er nicht auffallen will. Gerne auch in anderen Situationen. Ich bin für alle Hinweise dankbar.

:winke:
Gruß
vom Raben
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Sorella

Gleichmäßigen Atem beschreibe ich manchmal durch das gleichmäßige Heben und Senken der Brust. Auch beim Lufthohlen, evtl. vor einer entscheidenden Aussage, hebt sich die Brust.

"Hauchen" mag ich gerne als Dialogzusatz, ich weiß nicht, ob das mitzählt.

Ansonsten halt die üblichen Verdächtigen: keuchen, schnauben, röcheln, hecheln, prusten fallen mir ein.
Evtl. Ist da was dabei für dich.

Zit

#2
Manchmal versuche ich es auch szenisch zu lösen, wenn die Geschichte inne halten kann und das Wetter mitspielt. Das Glas, in das er scheinbar tauchen will, vernebelt sich; rythmischer Dunst in einer eisigen Nacht, etc. Oder ich beschreibe das Gefühl beim Atmen - macht sich besonders im Winter gut, wenn die Luft so kalt und frisch ist, dass ich immer denke, mir gefriere bei jedem Luftholen der gesamte Brustkorb.

IdR. greife ich aber auch auf die von Sorella genannten "Synonyme" zurück. Zusätzlich fällt mir noch Lebenshauch für den Atem an sich ein. :-\
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Spinnenkind

Hmm, Varianten des Atmens im ängstlichen oder hektischen Zustand  :hmmm:
Du hast recht, das ist echt nicht so leicht.

Man könnte den Umstand beschreiben, dass der Charakter eben nur noch schwer Luft bekommt :P Daraus ergeben sich wieder andere Gefühle wie Schwindel, Herzrasen, die Kehle schnürt sich zu, der kalte Schweiß bricht aus etc. Das ist vielleicht einfacher, als nur die Art des Atmens beschreiben zu wollen.

Ansonsten: japsen, er sog scharf die Luft ein.

Ratzefatz

Ich persönlich finde "keuchen" besser als "japsen". "Japsen" hat für mich so eine Assoziation von ... ich weiß nicht, Nicht-Ernsthaftigkeit. Wenn einer um sein Leben kämpft, finde ich "japsen" gefühlsmäßig unpassend.

Ich schätze, es geht jedem von uns so - manche Wörter mag man einfach nicht.

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Rakso

Ich gehe öfters Zitkalasas Weg, dass ich darstelle, wie jemand atmet. Zum Beispiel, wenn die Figur, aus welchen Gründen auch immer, viel gerannt ist, dass jeder Atemzug, je nach Kondition der Figur, unangenehm bis schmerzend ist. Wobei das wahrscheinlich eine Vermischung mit Seitenstechen ist.

Dann hatte ich noch:

er/sie ächzte unter der schweren Last...
er/sie sog die Luft ein
er/sie schnappte nach Luft, als sie die Wasseroberfläche durchbrach.
ihm/ihr entwich die Luft, schneller als er/sie sie festzuhalten vermochte aus dem Brustkorb, und Schwindel überkam ihn/sie.

Gruß,
Szajkó

zDatze

#6
Hallo Rabe!
Mir ist es auch schon oft aufgefallen, dass ich bei meinen Geschichten sehr viel mit dem Atem arbeite und langsam nervt es mich. Mein Problem dabei ist eher, dass sich manche Phrasen und Sätze zu ähnlich sind bzw. sich vielleicht sogar wiederholen. (Find ich ganz schlimm wenn ein Autor einem immer wieder die gleichen Sätze hinklatscht und noch schlimmer dass ich es zum Teil selber mache.)
z.B. Meine Protas schnaufen andauernd bei Dialogen. Weil mir nichts besseres einfällt, um ihre Meinung oder die Stimmung auszudrücken.

Vielleicht hilft es dir, wenn du starke Emotionen (Angst, Panik) mit anderen Körperreaktionen verknüpfst? Schließlich ist der Atem nur eine davon. (Und man könnte auch das Gefühl des Erstickens einbauen, somit hast du den Atem nicht direkt genannt, aber doch eingebaut. ;D )
Also, aus eigener Erfahrung: Kalte Hände, jede Bewegung kommt einem fahrig vor. Zittern. Das Sichtfeld verengt sich. Man fühlt sich entrückt, schwindelig usw.

Beim Atem alleine stößt man leider schnell an die Grenzen, um eine Situation spannend und abwechslungsreich zu schreiben, finde ich.

Anamalya

Du könntest auch so etwas schreiben wie: "Die Luft fühlte sich eisig in seinen Lungen an." oder  "Die Kälte drang mit jedem Atemzug mehr in seinen Körper ein." Ansonsten ginge vielleicht auch so etwas wie "Es fühlte sich so an, also würde ihm jemand den Brustkorb zusammendrücken, so dass ihm das Atmen immer schwerer viel."
LG
Anamalya

Sanne

Hallo Rabe,

es sind ja schon verschiedene, gute Vorschläge gemacht worden.  :pompom:


Hier habe ich ein paar Redewendungen, die man eventuell auch verwenden könnte:

Er zog scharf die Luft ein, die sich wie flüssiges Eis in seiner Lunge ausbreitete ...

Für "kalt" kann man auch verwenden: eiskalt, eisig, bitterkalt, frostig

Einatmen könnte man ausdrücken mit: pumpen, (hörbar) einziehen, an/aufsaugen

Das Ausbreiten der Luft lässt sich beschreiben mit: durchströmen, durchdringen, überschwemmen, ausfüllen

Vielleicht hilft das ja schon ein wenig weiter ...  :)

Liebe Grüße
Sanne
;)




Telas

Im panischen Zustand neigen meine Figuren gerne zu Schnappatmung. Sie atmen flach, hektisch und unregelmäßig. Sie haben das Gefühl, Eiswasser würde in ihrem inneren aufsteigen und die Lungenflügel fangen an zu brennen.
Das Adrenalin verstärkt dabei diese Empfindungen noch.

der Rabe

Ach, ich sehe schon: es ist nicht allein Grund meiner Einfallslosigkeit, wenn mir da nicht mehr einfällt, und das beruhigt mich ganz ungemein.  :pompom:

Ich danke euch schon einmal für die vielen Anregungen. Besonders der Hinweis, Gefühlszustände auch an anderen körperlichen Reaktionen festzumachen ist hilfreich. Bei manchen Dingen hat man einfach so ein dickes Brett vor dem Kopf, dass man auf das nächst Naheliegende gar nicht kommt. ::)


@Telas: und genau dieses flach, hektisch und unregelemäßig - da stehe ich öfter vor und denke, gibt es da kein Wort für? muss das immer so kompliziert beschrieben werden, was sich dann meist auch noch blöd und ausgelutscht anhört?

Aber jetzt werde ich hoffentlich öfter daran denken, den Rest des Körpers mal mit einzubinden... :pfanne:
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Telas

@ Rabe, ich habe das Ganze auch mal als apathischen Zustand bezeichnet, vielleicht ist das ja nicht schlecht?!

der Rabe

Hmmm... apathisch. Das bedeutet doch eigentlich, dass man teilnahmslos ist, oder? Das passt für mich nicht so richtig. Denn das ist ja schon fast das Gegenteil von dem anderen, dem panischen.

Was mir gerade noch aufgefallen ist, dass ich mich häufig auf den Atem "konzentriere", wenn es den Protas nicht so gut geht.
Aber wenn sie glücklich sind, könnte man das ja auch mal einbringen. Dann

atmen sie auf oder
ihnen schwillt die Brust.

Da haben wir ja bald eine hübsche Sammlung zusammen. :vibes: :winke:
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Sanjani

Hallo Rabe,

Flach und hektisch finde ich gar nicht schlecht, weil die Wörter lautmalerisch das abbilden, was du sagen willst (gibt es dafür nicht einen Fachausdruck?). H, Ch und sch zeigen den Atem an und bei hektisch gibt es das kt, welches die Hektik m. E. gut beschreibt.
Was es auch noch gibt, ist, er oder sie atmete rasselnd ein - das benutze ich selber aber nicht, find das irgendwie komisch, klingt so, als hätte der eine Lungenkrankheit :-).

Ich mag gern die eiserne (oder manchmal auch eisige) Hand, die sich um den Brustkorb legt und zudrückt, sodass die Person kaum noch Luft bekommt.
Oder: Er versuchte weiterhin zu atmen, doch seine Lungen schrien umsonst nach Sauerstoff (oder so ähnlich, wobei das schon eine recht spezielle Szene war).

@zDatze: Vielleicht passen für deine Dialoge ja auch die Verben fauchen und schnauben?

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

zDatze

@Sanjani: Schnauben ist eines der Wörter, das bei der Überarbeitung sicherlich großzügig fliegt, da ich es einfach zu oft verwende. Fauchen hingegen gefällt mir. Dankeschön. :D

Ich hab gerade noch ein Synonym-Lexicon bemüht und das spuckte mir: Luft, Brodem, Puste, Hauch, Odem aus.

Hm, hyperventilieren fällt mir noch ein. Aber ich glaube, das passt nicht so recht. ::)