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Satzstruktur abwechseln

Begonnen von Franziska, 14. November 2010, 15:11:01

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Franziska

ich beschäftige mich bei der Überarbeitung gerade damit, Absätze auszumerzen, in der mehrer Sätze in der gleichen Satzstruktur geschrieben sind. Da ich offenbar dazu neige, oft ähnliche Sätze zu verwenden. Beispielsweise mit "Ich" anfangen und einen kurzen Hauptsatz, dannmit "Er" anfangen, dann wieder mit "Ich"... Das fällt besonders auf, wenn man in kurzen Sätzen schreibt. Beim Überarbeiten merke ich, es ist gar nicht so schwer, das auszumerzen. Oft kann man die Sätze umstellen. Aber ich würde gerne dahinkommen, diesen Fehler gar nicht mehr zu machen. Habt ihr vielleicht einen Tip, wie man üben kann, die Satzstruktur abzuwechseln und so einen "flüssigeren" Stil zu entwickeln?

Feather

Einen generelle Empfehlung kann ich da nicht liefern. Bin selbst mal gespannt, was hier so raus kommt.
Aber wenn mir beim Schreiben Dopplungen und gleiche Satzanfänge auffallen, vor allem wenn ich in der Ich- Perpektive schreibe, dann stell ich den Satz gleich um. Ich würde eher sagen, schreib vielleicht etwas langsamer und achte besonders darauf, dann merkst du es vielleicht gleich beim Schreiben. Schau öfter auf deine Anfänge, wen du gerade dabei bist zu schreiben. Bei dieser Sache, ist es denke ich wie bei einer schlechten Angewohnheit: Erkennen->Wie beseitigen?->Lösungsweg umsetzten. Das ganze dauert nur meist etwas, aber ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei Satzanfängen geht.

Tanrien

#2
Ich versuche, genau das zu vermeiden, einfach, weil es mir irgendwann mal aufgefallen ist.  Besonders, wenn mehrere Absätze hintereinander mit dem gleichen Wort oder der gleichen Konstruktion (z.B. Enttäuscht sah sie zu ihm; Erschrocken fuhr sie zurück; Gelähmt konnte sie ihm nur hinterherblicken) anfangen, änder ich das. Mich stört es einfach, wenn es kein bewusstes Stilmittel ist. In fremden Texten fällt es mir allerdings weniger auf.

Das hängt natürlich sehr stark auch mit dem eigenen Stil zusammen. Bestimmte Autoren mögen bestimmte Konstruktionen, die werden dann häufiger eingesetzt; manch einer liebt einen Stakkato-Stil, da sind dann viele ähnliche kurze Sätze hintereinander; etc.

Als Tipp zur Feststellung könnte man vielleicht einen Absatz, in dem sowas ist, nehmen - oder am besten mehrere, damit das Ergebnis repräsentativer ist - und sie umschreiben. Dann selber lesen und/oder jemand anderem zu lesen geben und sich einen Kommentar dazu abholen. Dann ist der direkte Vergleich da. Es kann ja, wie gesagt, auch sein, dass gleiche Satzanfänge total zu deinem Stil passen, ihn wunderbar unterstützen, etc. Und dann sind sie ja wünschenswert, wenn auch wie jedes Stilmittel bewusst einzusetzen. :)

Um es dagegen auszumerzen... vielleicht, dass du dir die Konstruktionsmöglichkeiten aufschreibst? Aber natürlich geht nichts darüber, beim Schreiben einfach auf so etwas mit zu achten. Ganz kriegt man es nie weg, denke ich (ist das wünschenswert?), aber nach ein paar Mal bewusst beim Schreiben drauf achten, sollte es irgendwann in Fleisch und Blut übergehen.

silence

Ich denke auch, dass das eine Gewohnheitssache ist.

Ich stelle bei meinen Texten auch immer wieder fest, dass ich einen ähnlichen Satzbau sehr oft verwende.
Er ging...   Sie sah.... Auch verwende ich auch oft Pronomen Er oder Sie. Aus einem mir unerfindlichem Grund versuche ich Namen zu vermeiden, wie z.B. Maja ging... Susann sah...

Beim Korrekturlesen komme ich dann auch irgendwann durcheinander, wer nun was gemacht hat, vor allem wenn es oft hin und her ging. Da muss ich mich dann manchmal stundenlang hinsetzten und haar klein ausklabüstern, wer nun wer ist und was gemacht hat. Langsam bin ich jetzt soweit, dass ich mir angewöhnt habe, immer auf sowas während des schreibens zu achten. Irgendwann stoßen dir solche Satzanfänge sauer auf, sobald du nur den ersten Buchstaben geschrieben hast, und änderst es automatisch. Es geht einfach irgendwann ins Blut über.

Irgendwo gab es mal eine Studie darüber, wie lange es dauert, sich neue Angewohnheiten anzulernen. Ich glaub, da ging es dann später darum, dass ein Mensch ca. 6-7 Wochen intensives Beibehalten braucht, um eine Handlung als Angewohnheit / Routine zu übernehmen. Also immer fleißig bewusst darauf achten, was man wie schreibt, und dann wird es von ganz alleine.

LG silence

Franziska

anscheinend lerne ich sehr langsam. Denn bei meinem ersten Roman ist mir das noch slebst aufgefallen, bei meinem zweiten machte ich genau die gleichen Fehler und habe erst richtig darauf geachtet, als mich meine Beta darauf hingewiesen hat. Jetzt beim übererbeiten lerne ich schon etwas, wie das geht. Ich dachte, vielleicht kennt jemand irgendeine Übung dafür. Ich habe zwar schon ein paar Schreibratgeber gelesen, kann mich aber in der Hinsicht an nichts sinnvolles erinnern. Das Problem zu erkennen und darauf zu achten ist der erste Schritt und wahrscheinlich lernt man auch langsam dadurch, aber das dauert so lange :(

zDatze

Wenn es dir um eintönige Satzanfänge geht, dann kannst du dir eine Liste mit all den verschiedenen Möglichkeiten, wie man einen Satz beginnen kann, anlegen. Einfach ein paar Bücher abgrasen, die ersten paar Wörter als Beispiele notieren und (vorausgesetzt dich stört sowas nicht) an die Wand pinnen.

Bei der Länge der Sätze. Puh. Das sollte man (meiner Meinung nach) nicht so pauschal in eine kurz-lang-kurz oder sonstiges Schema verfallen. Satzlängen kann man gut dazu verwenden um z.B. Hektik zu vermitteln. Also, beim Überarbeiten bzw. direkt beim Schreiben würde ich auch darauf achten, was ich mit dem Text/Szene/Abschnitt für ein Gefühl vermitteln möchte. Da können auch kurze, abgehackte Sätze passend sein. :)

Feather

Es ist zwar keine Übung, um dein Problem besser in den Griff zu bekommen, aber falls einem mal gar nix einfällt:

http://www.schriftsteller-werden.de/schreibtipps/101-satzanfaenge/

Die Autorin hat sich etwas mit dem Thema beschäftigt und auch die im Forum anschließenden Diskussionen sind oft sehr interessant.

gefion

Versuch mal, Hauptsatzreihen zu vermeiden, indem du ein paar Absätze lang IMMER einen Nebensatz einfügst. Dabei entwickelt sich ein anderes Sprachgefühl.
In längeren Ketten denken - und wenn du ICH und ER irgendwie so markieren könntest, dass es gleich rot flackert, wenn du die Wörter schreibst, dann hilft das sicher wie bei einem Kind, das was Heißes angefasst hat.
Mach dir evtl. mal eine Liste mit Verbotswörtern für den Satzanfang: Ich, er... mir hat das mit 'Lieblingswörtern' sehr gut geholfen. Jedesmal, wenn ich die tippte, zuckte ich zusammen - und heute kommen sie kaum noch vor in meinen Texten.

LG
Gefion

Franziska

das sind schon mal ganz hilfreiche Tips. @Feather: die Liste ist gut, merke ich mir.

@gefion: wie geht das denn, dass es gelich markiert ist, wenn man schreibt? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit bei word ein Bestimmtes Word immer zu markieren? Habe ich noch nicht gefunden. Das Problem bei meinem aktuellen Projekt ist, dass ich mit Absicht kurze Sätze schreibe, es passt zu meinem Ich-Erzähler. Aber trotzdem soll es nicht eintönig sein. Grade merke ich, dass ich wenn ich in der 3. Person schreibe das Problem gar nicht so schlimm habe. Trotzdem ist das mit dem regelmäßig auf Nebensätze achten gut.

Runaway

Hm... schwierige Sache. Ich achte auch nicht so kontinuierlich drauf, wie ich gern würde. Blöde Satzkonstruktionen sehe ich auch oft erst beim Überarbeiten, aber das macht nichts.
Beim Schreiben selbst hab ich ab und zu so einen Anfall, daß ich mir denke: Jetzt ist mal wieder Zeit für ein Partizip! Gelegentlich sehen die ziemlich gut aus. Und dann denke ich auch bewußt über meine Satzkonstruktionen nach. Mein Lieblingskonstrukt ist: Hauptsatz, Komma, noch ein Satz, UND, Ende. Das geht mir tierisch auf den Geist. Darauf achte ich viel.

Nichtsdestotrotz entwickle ich gern auch immer neue Macken beim Schreiben. Pro Geschichte habe ich zum Beispiel ein anderes Lieblingswort, das ich dann hinterher immer wieder mühselig rausfummeln kann.

Ich glaub, es ist wie immer - Übung macht den Meister!

gefion

Über dieses Markierungsproblem habe ich auch nachgedacht. Jemand sagte mir mal, dass er eine Einstellung habe, bei der 'Unwörter' sofort rot geschrieben werden. Keine Ahnung, wie das geht.
Aber man kann etwas anderes machen: Bei Autokorrektur kann man ja selbst Wörter ergänzen. Wie wäre es, wenn du da Folgendes einstellst:
Immer, wenn du Ich tippst, macht dein PC automatisch sofort daraus: PROBLEM. Dann wirst du bestimmt kuriert. Und das kleine ich lässt du unangetastet.

Wobei ich grundsätzlich nochmal überlegen würde, ob ein Prota mit dauerhaft kurzen Sätzen und Hauptsatzreihen nicht beim Lesen ermüdet. Mach ihn doch etwas weltläufiger.  ;)

LG
Gefion

Drachenfeder

Wenn ich mich gerade in Rage geschrieben habe und einfach runter tippe, achte ich da auch nicht drauf. Erst beim Wiederdurchlesen fällt mir so etwas auf, aber dann ganz gewaltig. Leider.

Das Thema passt zu meiner momentanen Lage. Mein heiliges erstes Manuskript ist soll mit solchen Fehlern. Habe ich zumindest das Gefühl. Mir passt mein eigener Stil und meine Struktur nicht mehr.
Damals habe ich noch in Word geschrieben.

Durch Papyrus Autor ist das jetzt etwas einfacher. Es zeigt mir Wiederholungen, Füllwörter und auch zu viel ähnliche Sätze an. Damit kann ich das wunderbar überarbeiten.
Aber verdammt Zeitraubend.



fuxli

Mir ist nicht ganz klar, wo das Problem liegt. Wenn die Erstfassung voller kurzer Sätze ist, die alle mit "Ich" beginnen - na und? Da geht es doch darum, die Handlung zu Papier zu bringen, die sprachliche Schönheit kann da warten.
ich habe festgestellt, dass sich das mit der Übung ganz von alleine gibt, vor allem, wenn man gar nicht so sehr darauf achtet (in der Erstfassung). Ein Stil glättet und ändert sich nunmal, je mehr man schreibt.

Und zum Satzbau: Es kommt wirklich darauf an, was ausgedrückt werden soll. Kurze Sätze bringen Tempo - das ist, wie wenn man zu atemlos ist, um für längere Sätze Luft zu haben. Und Schachtelsätze können dafür auch schon mal langweilen bzw, verwirren. Manchmal ist das aber auch genau das, was eine Geschichte braucht.
Aber eigentlich kann das ja auch bis zur Zweitfassung warten ...  :engel:

Ratzefatz

Ich würde auch erst einmal so schreiben, wie's kommt, und dann beim Überarbeiten stärker auf die Satzstruktur achten.

Womit ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist, mir den Text beim Überarbeiten selbst vorzulesen. Der Grund dafür ist zwar, dass ich ein rasender Schnellleser bin und ansonsten die Hälfte überspringen würde, aber ich denke, es hilft auch dabei, sich der Satzmelodie stärker bewusst zu werden.

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"