• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

eBook - Der falsche Weg für die Verlage?

Begonnen von Kaeptn, 07. Oktober 2010, 08:30:51

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Zit

Zugegeben, die Sache mit dem Blättern war mehr auf Recherche gemünzt. Was habe ich nicht letztens immer wieder hin- und her geblättert im kiloschweren Press/Siever (Geologie). Nee, da kann keine digitale Ausgabe mithalten, auch weil ich eben gern mehrere Aspekte "auf einen Blick" haben will und da selbst 10s Blättern nervig sind. Der Kindle an sich blättert auch schnell genug für normales Lesen und die Überblendung ist auch angenehm. Für meine Arbeitsweise ist es aber nichts.

Vll. bin ich selbst aber auch sowieso kein Klientel für E-Books. Mir geht die ganze Digitalisierung auf den Keks, irgendwo muss imho eine Grenze gesetzt werden, sonst sind wir am Ende beim digitalen Leben (was für mich kein Leben mehr an sich ist): der Mensch als Konglomarat aus Halbleitern, elektrischen Impulsen und Cloudcomputing. Kein Altern, keine Herzinfarkte, Emotionen aus C-Algorithmen. Brr. Gedruckte Bücher sind in ihrer Endgültigkeit auch einfacher zu begreifen. Ich mein, klar, ich bin auch für Ressourcen-Schonung. Aber was wächst denn nach? Bäume oder Metalle oder all die Plastik? ...
Hinzukommt, dass ich nicht viel auf Achse sein muss, jetzt und bald hoffentlich in der zukünftigen Ausbildung und dann im Beruf. Da ist Umziehen immer noch das größte Problem. (Wobei ich, wenn ich jetzt tatsächlich Buchhändler werde, ja auch meinen evtl. Stand in Gefahr sehe ... E-Books lassen sich schließlich nicht ins Regal stellen und Präsentieren. Und wer braucht die die Hilfe bei der Auswahl durch den Händler, wenn man sich die Dinger zu Hause übers Internet kaufen kann? Der Dienstleistungsaspekt geht nicht nur verloren, er wird nicht mehr gewünscht.)

ZitatAußerdem darf man nicht vergessen, dass die Veröffentlichung als ebook den Autoren gewaltige Vorteile bringt - soweit das Buch tatsächlich was taugt. Man kann sich nicht nur Agentur- und Verlagssuche (und damit Ablehnungen) ersparen, sondern der Gewinnanteil ist auch weit höher. Der Autor kann das Cover selbst bestimmen, muss keine Kompromisse bezügl. Story, Stil oder Charakteren eingehen, und ist an keine Fristen gebunden.

Auf den ersten Blick sicherlich, wenn man in allen Bereichen kompetent ist: Schreiben, Korrektorat/Lektorat, Gestaltung, Satz, Marketing ...

Ich seh die Grenzen auf Leser-Seite: Je mehr Produkte es geben wird, desto mehr schreien die Leute nach Orientierung. Entweder kommen wieder all die Literaturkritiker aus ihren Löchern oder eben unternehmerische Vorinstanzen wie Verlage. So können auch die Agenturen nix einbüßen, weil es auch mehr Autoren geben wird (wenn mehr Leute lesen, wird der Pool größer aus dem sich halbwegs gute Autoren herausbilden können) und die Verlage irgendwann jemanden haben wollen, der ihen die Arbeit der Auswahl abnimmt ... Im Endeffekt bleibt alles beim Alten.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Aphelion

Zitat von: Zitkalasa am 20. Februar 2012, 09:02:20
(Wobei ich, wenn ich jetzt tatsächlich Buchhändler werde, ja auch meinen evtl. Stand in Gefahr sehe ... E-Books lassen sich schließlich nicht ins Regal stellen und Präsentieren. Und wer braucht die die Hilfe bei der Auswahl durch den Händler, wenn man sich die Dinger zu Hause übers Internet kaufen kann? Der Dienstleistungsaspekt geht nicht nur verloren, er wird nicht mehr gewünscht.)
Da könnte man auch fragen, wozu man einen Buchhändler bei physischen Büchern braucht, die Dinger kann man sich immerhin auch übers Internet und aus zig Katalogen bestellen. ;)

Ich kenne Buchhandlungen, die auch eBooks verkaufen - und entsprechend präsentieren (im Laden, nicht online).  :psssst:

Manche eBooks haben ein furchtbares Format - aber das sehe ich persönlich eher als Mangel bei der Gestaltung, nicht beim Medium an sich. Wenn ich bei einem physischen Buch 3.000 Seiten in Winzschrift mit kaum Seitenrand lesen muss, werde ich auch sauer - aber nicht auf Bücher allgemein, sondern auf das Layout dieses Buches. :)

Zit

Nun, hat denn nicht der stationäre Buchhandel unter den Internetverkäufen gelitten? ;D Allerdings existieren beide weiterhin nebeneinander.

Wenn wir das mit den E-Books auf die Spitze treiben, dann wird es wohl auch irgendwann keine Zwischenhändler geben und die Verlage werden ihre Bücher über ihre eigenen Shops anbieten. Dann haben auch Amazon&Co das nachsehen. Allerdings werden sich die Verlage dann wohl in Werbeschlachten ergehen, irgendwie müssen ja die Leser auf neue Bücher aufmerksam gemacht werden ... Und der Kampf unter den Autoren wird nochmal härter wer denn nun verlegt wird und wer nicht. Oder er bleibt wie er ist. Ich kann nicht sagen, was Verlage mit dem Geld machen würden, das sie sich durch fehlenden Zwischenhandel einsparen. Der Schwarzseher in mir wird schätzen, dass sie sich selbst daran laben und sich unsere Autorenposition nicht groß verbessern wird. Schei* Kapitalismus. :)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Golden

#93
Ich bin auch kein wirklicher Freund von E-Books.
Gut, auf Reisen/Zugfahrt mag es von Vorteil sein, aber ich frage mich auch immer, wer fährt in den Urlaub um zu lesen?  ???
Müsste ich jeden Tag pendeln, wäre so ein E-Book Reader schon eine Möglichkeit, da es mir für gelegentliches Lesen einfach zu teuer wäre.

Werbung und Verkaufsfläche sind denke ich schon ein Vorteil, der durch E-Books verloren gehen könnte - 3 Verlage/3 Kunden -> 9 Distributionskanäle; 3 Verlage/3 Kunden/1 Händler -> 6 Distributionskanäle. Zudem ist ja gerade das Anlesen von Büchern im Laden nicht unbeliebt(oder?^^).

Was ich persönlich bei einer zunehmenden Digitalisierung fürchten würde, wäre dass die Verlage ähnlich wie Spielepublisher für ihre Produkte Onlineaccounts fordern würden. Heutzutage muss ich für fast jedes Spiel irgendwo ein Konto haben, welches jederzeit vom Publisher geschlossen werden könnte und ich z.T. die Software dann nicht mehr verwenden könnte.
Auf der anderen Seite soll damit der Weiterverkauf von Software verhindert werden(und nicht illegale Kopien verhindert werden), was in diesem Sinne wohl eher ein Problem von Software als von Büchern ist(!? (stelle ich mal so in den Raum)) - da Bücher(11,50€) billiger sind als Software/Spiele(55,00€).

Die Wahrscheinlichkeit von Verlagen online gegängelt zu werden sehe ich also doch nicht so hoch an, allerdings wissen wir ja was Gier anstellen kann... von daher, E-Books sind "pfui" (bis auf Onlinearchieve mit wissenschaftlicher Literatur  ;)).

Elena

Ich bin ja immer wieder am Überlegen, mir einen Reader zu besorgen, vor allem für wissenschaftliche Veröffentlichungen - da könnte ich es gut gebrauchen, bisher drucke ich mir alles immer aus. Das gleiche vielleicht für Manuskripte.
Wenn ich aber daran denke, meine Bibliothek gegen einen E-Book-Reader einzutauschen, zieht sich schon irgendwie mein Magen zusammen, und zwar aus verschiedenen Gründen.
Einmal würde ich, glaube ich, einfach den Überblick verlieren. Wenn ich meinen Kopf nach rechts drehe, habe ich momentan eine sehr gute Übersicht darüber, was für Bücher ist besitze, und wenn ich etwas suche, dann finde ich es auch sehr schnell. Das gleiche gilt dann für in den Büchern, einmal durchblättern, und ich habe eine ungefähre Idee (zum Beispiel, wenn ich Abbildungen in Fachbüchern suche o.ä.). Klar, wenn ich etwas Bestimmtes suche, finde ich auch auf dem Computer. Leider ist es bei mir selten so, dass ich genau weiß, was ich suche, und wenn ich das nicht so vor Augen habe, komme ich da auch nicht drauf.
Für mich besteht das Unbehagen als Leser eben vor allem darin: Festplatten sind für mich komplett unbekannte Gegenden, durch die ich mich im Zweifelsfall zwar irgendwie durchnavigieren kann, aber dabei immer das Gefühl habe, im Stil alter Computerspiele nur die nächsten zwei Meter sehen zu können, bevor alles vor mir schwarz wird.
Natürlich könnte ich das alles nach Kategorien und Unterkategorien einteilen, aber ich weiß eh nie, in welcher Kategorie etwas nun gehört und wenn ich sie selbst mache, ist es auch nicht besser. Für die wissenschaftlichen Veröffentlichungen brauche ich auch ein eigenes Programm, nur, um die Literatur zu verwalten, und ich empfinde das als äußerst unbequem.

Dann denke ich, klar, Ebooks werden den Buchmarkt verändern, und ihn, wie es so gerne genannt wird, zuerst etwas "demokratischer" machen - jeder kann kostenlos veröffentlichen, unabhängig von den Verlagen.
Nur wird es jetzt noch mehr Werbung brauchen, um auf die Bücher überhaupt aufmerksam zu machen, und da sind die großen Verlage wieder im Vorteile, weil man sonst die Bücher ja nicht findet. Ich meine damit nicht, dass man bestimmte Bücher, die man sucht, nicht findet. Ich meine damit, dass man bestimmte Bücher, die man nicht sucht, nicht findet.
Was ich meine: So weit ich das verstanden habe, machen einen Großteil der Käufe in Buchläden die "Ich guck mal so und nehm dann irgendwas, was spannend klingt"-Käufe aus. Mir ist es zumindest bisher nicht gelungen, das auf Websiten ebenfalls so zu machen, weil ich da keinen Überblick habe, nicht sehe, was rumliegt, etc. Da muss ich eben schon vorher wissen, was ich will, zumindest in etwa.

Eine zweite Sache, glaube ich, etwas sein, was in der Musik- und Filmindustrie mit ein Teil des "Problems" ist: Der Wert einer bestimmten Sache hängt auch von seiner Rarität ab. Etwas, das unbegrenzt ist, ist nicht viel wert, und eine digitale Kopie existiert theoretisch unendlich oft. Ich zumindest lese auch oft Kommentaren zu Ebooks allgemein: "Warum soll ich zehn Euro für ein Ebook bezahlen, wenn ich zwölf für das richtige Buch zahle? Das ist doch nur eine digitale Kopie."
In der Musikindustrie ist es ja auch - siehe I-Tunes - beileibe nicht so, dass die Leute keine Musik kostenpflichtig downloaden würden, aber einer der vielzitierten Knackpunkte daran ist, dass diese Musik billig sein muss.
"Viel" Geld für ein Ebook wird, glaube ich, in Zukunft nur noch der verlangen können, der etabliert ist, und der Rest wird eben mit 1,99 Euro-Downloads über die Runden kommen müssen. Aber wer weiß, vielleicht führt das auch zu einer gewissen Durchmischung in den oberen Plätzen, weil die billigeren Sachen von vielen Leuten gekauft werden, sich etablieren, teurer werden, und dann wieder die neuen, billigen vorgezogen werden, ich weiß es nicht.

In wie weit Fach- und Sachbücher in der Zukunft noch eine echte Chance haben werden, weiß ich nicht. Niemand gibt 120 Euro für ein Buch aus, wenn er es kostenlos als (illegalen) Download haben kann. Da finde ich solche Angebote an Unis, die gegen eine Pauschale den Studenten den Download zur Verfügung stellen, eine wirklich gute Idee.

Nun ja. Als Fazit: Ich glaube schon, dass sich einiges ändern wird, für die Leser, für die Autoren, natürlich für die Verlage und Buchhandlungen. So lange die Verlage nicht den gleichen Fehler machen wie die Musik- und vor allem die Filmindustrie und versuchen, die Entwicklungen mit jeden Mitteln zu bekämpfen, sondern rechtzeitig die Vorteile nutzen...

Maria

Ermutigendes zum ebook:
http://www.gfk.com/group/press_information/press_releases/009571/index.de.html

ZitatBei den Genres liegt der Fokus eindeutig auf der Belletristik, die derzeit fast 85 Prozent aller bezahlten E-Books ausmacht. Besonders beliebt sind hierbei die Themenbereiche Spannung, Science Fiction und Fantasy.

Das klingt mal gut. Ich hoffe die Genreverteilung bleibt so und der Markt wächst weiter.

Redwood

Also Ich persönlich habe zu Weihnachten einen Kindle auspacken dürfen (nachdem er zwei Monate im Paket hierher unterwegs war). Ich war sehr überrascht und auch am Anfang ein wenig skeptisch, weil man ja allerlei Dinge hört über den "Verlust von Lesequalität" und "Technikgeilheit"... dementsprechend vorsichtig bin ich dann auch an diese Neuerung herangegangen.

Meine Mutter hatte mir den Kindle gekauft, da ich momentan in den USA einen Schüleraustausch mache und sie mit eigentlich Bücher besorgen wollte, da ich - was hier ja keine Ausnahme ist - ein ziemlicher (manchmal antisozial genannter  ::) ) LEsewurm bin. Das würde allerdings mit der Idee des Wiederkommens aneinanderstoßen, da ich in zwei Monaten wieder alles einpacke und nach Hause fliege (hallelujah!  :pompom: ). Und ich habe so oder so viel zu viele Dinge zum Transportieren. Demensprechend macht der Kindle für mich SInn, da ich so viele Bücher wie ich möchte mitnehmen kann und kaum zusätzliches Gewicht mitnehme  :)

An die Art zu lesen habe ich mich super schnell gewöhnt, noch in den Weihnachtsferien gings dann los (auf einem Road Trip mit meiner Gastfamilie) und sehr schnell fand ich, dass die Angst vor dem fehlenden Buchgefühl vollkommen und sogar erschreckend absolut unnötig war. Man kann Schriftgröße und Wortanzahl, sogar Zeilenabstand verändern und auch auf dem Kopf lesen wenn man denn möchte  :P

Es ist super angenehm, einfach den flachen Kindle in die Schultasche zu stecken und überallhin mitzunehmen. So kann ich immer spontan in den Pausen im Gras liegen und lesen  :buch:

Plus, für alle Umweltfreunde da draußen: Ich töte den Regenwald nicht mehr mit meiner Unterstützung der Paperproduktion  ;) So gesehen ist der Kindle auch noch umweltfreundlich!

Ich fühlte mich nur kurz gezwungen diese so viel verunglimpfte Neuheit ein wenig zu verteidigen.  :)
Friede sei mit euch, euer technikgeiler Jugendlicher
Redwood.

Zit

Das mit der Umweltfreundlichkeit sei dahingestellt. Das bisschen Strom, das der Kindle braucht, muss auch produziert werden. Außerdem besteht sein Innenleben sicher aus allerlei Metallen bzw. Kunststoffen. Das Gehäuse ist ebenfalls Kunststoff.
Ich habe mich schon mal mit meinem Freund unterhalten: Letztlich müsste mal eine Studie gemacht werden, was tatsächlich "umweltschonender" ist. Wobei ich da nicht nur "CO2-Austoß" (während und nach der Produktion und letztlich Entsorgung) als einziges Argument erachte; das wird nur ein Faktor von vielen sein.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

metajinx

Ich habe vor gut einem Jahr auch noch auf e-Books gewettert und beteuert dass ich sowas nie Nie NIE haben wollte, weil ein gebundenes Buch einfach das einzig Wahre ist.
Und nun sitze ich hier, werfe meinem iPad liebevolle Blicke zu, und streiche gedankenverloren über den Smartcover... Hachja :)
Napster hat der Musikbranche keinen "unmässigen Schaden" eingebracht, weil die Musik-Medien Kosten einfach eine Frechheit waren. Warum hat Michael Jackson Millionen verdient, und ebenso gute Künstler verdienen heutzutage weniger (Millionen)? Weil die Aufschläge auf die Alben weder Kosten noch Zeitaufwand in irgendeinem nachvollziehbaren Maßstab gerechtfertigt haben. 19,99 für eine CD mit knapp 10 Liedern, und die Kassette bzw. Plastikscheibe macht davon ein paar Cent aus. Im Vergleich mit Buchbinderei ist ein Tonstudio eine günstige Sache, und CDs brennen ist nicht das riesen Drama als das es die Musikbranche gerne hinstellt - die sich übrigens genauso hart und dramafreudig gegen die Vermarktung von CD-Brennern an Privatpersonen gewehrt hat. "Die Welt wird untergehen!" haben sie gesagt. "Feuerbälle werden unsere Städte zerschmettern, Bäche über die Ufer treten, die Weltwirtschaft zu Staub zerfallen!"
Bleh.

Einer aktuellen Studie zufolge (die ich nicht persönlich studiert habe, aber man liest immer wieder io9.com und andere englische Blogs) haben weder die Film- noch die Musikbranche besagte harte Einkommenseinbußen erlebt. Rückgänge ja, Fluktuation ebenso, aber von einer Katastrophe ist weit und breit nichts zu sehen.

(Genug über die Musikindustrie geärgert, das waren ein paar Jahre hilfloser Kummer die da hochgeblubbert sind, Verzeihung!)

Und e-Books? Es wird nicht anders werden. Wer ein Buch liebt, der kauft es sich, vor allem da nun ja verschiedenste Raub- und Copyright-Gesetze in Mache sind, die Dieberichen ordentlich eins auf den Detz geben.

Sinnvoll wäre es natürlich, e-Books nur in Kombination mit dem Hardcover zu verkaufen. Ich persönlich hab jedes e-book das ich besitze auch als Hardcover im Regal, weil das Angreifbare eben einfach doch das Wahrere ist. e-Books sind einfach handlicher und nicht so schwer wenn man schon Schulzeug schleppen muss.

treogen

Zum Thema "umweltschonend": Der EBook-Reader (als seperates Gerät) gehört zur normalen Consumerelektronik.
Davon abgesehen, wie die Ökobilanz bei der Produktion aussieht, abgesehen von Transport- und Auslieferungswegen, die gefahren werden müssen, gibt es ja noch das Thema Recycling.
Und da sieht es wie beim Recycling von Computern, Handys, Navigationsgeräten und ähnlichen Computerschrott ganz mies aus.

Consumerelektronik hat Ausfallquoten von 7 % im ersten und weiteren 15 % im 2 Jahr. Damit sind die Geräte gemeint, die in der Garantiezeit unentgeltlich gegen Neuware getauscht wird, während die alte HW "recycled" wird (übrigens schnellt diese Quote in die Höhe, je billiger ein Produkt wird).
Dazu sollte man wissen, im Gegensatz zu Papier enthält Consumerelektronik eine Vielzahl Schwermetalle wie Blei, Arsen, Kadmium und Quecksilber.
Recycling-Firmen verkaufen nur zu gerne ihren Elektroschrott an dritte-Welt-Länder, wo dieser dann unter schlimmsten Arbeitsbedingungen auseinandergenommen wird, um an Kupfer und Gold zu kommen. Da wird mit Hämmern zertrümmert, mit Platinen mit Säuren aufgelöst (um an das Gold zu kommen - Verätzungen und giftige Dämpfe vorprogrammiert) und Plastikteile wie Kabelummantelungen verbrannt (ja, super - PVC verbrennen, Leute) - teilweise von Jugendlichen und Kindern.

Ich will jetzt nicht dazu aufrufen, Ebookreader zu boykottieren (ich werde mir für Lektoratszwecke übrigens demnächst auch einen kaufen.
Es ist einfach nur mal zum drübernachdenken, ob man mit dem EBook-Reader wirklich so viel mehr für die Umwelt tut, als wenn man echte Bücher kauft.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Alaun

#100
@metajinx: Auch wenns hier nicht um die Musikindustrie geht und ich sicher ein wenig Offtopic bin- kann ich so nicht ganz stehenlassen. Die Musikindustrie hat mächtig Federn gelassen durch die ganzen Veränderungen. Das weiß ich, weil ich als Musikwissenschaftlerin in mehreren (auch großen) Labels gearbeitet habe. Und klar, die Einnahmen mögen unverändert sein. Das ist aber leider auch dadurch zustande gekommen, dass mächtig Personal abgebaut wurde. Und heute viel weniger Leute viel mehr Arbeit stemmen müssen, als sie eigentlich können. Ganz abgesehen davon, dass ein kompletter Arbeitsmarkt für Musikwissenschaftler in sich zusammengebrochen ist. Als ich 1998 mit dem Studium anfing, sah es danach noch überhaupt nicht aus. Als ich 2005 den Abschluss gemacht habe, saßen wir alle im Staub. Und daran war nicht allein die böse böse Musikindustrie Schuld, die plötzlich beschlossen hat, dass die kleinen Label sich nicht mehr lohnen und Arbeit nicht mehr anständig bezahlt werden muss.
Kunst und Kultur kosten Geld, man braucht gut ausgebildete Mitarbeiter, man braucht Arbeitszeit, hochwertiges Design, Tontechnik, Leute, die Konzerte planen, buchen etc., Künstlerbetreuung, PR, Texter, Lektorat, Übersetzer, ... 

Zitataber von einer Katastrophe ist weit und breit nichts zu sehen.
Das sehen diese ganzen genannten Menschen anders. Und bei bloßem Gewetter auf raffgierige Label, Verlage oder sonstwen geht mir persönlich immer ein wenig der Hut hoch. So einfach ist es eben nicht. Just my two cents.

Zum ebook: bei mir (als glühende Verfechterin des guten alten Buches) läuft da gerade ein Läuterungsprozess ab. Schon seit einiger Zeit. Ich bin immer noch nicht Besitzer eines Kindle, aber ich kann mir langsam vorstellen, mir einen zuzulegen.

Lynn

@ Aquamarin: dann müsste dir bei der derzeitigen Urheberrechtsdiskussion mit dieser Piratenpartei regelmäßig der Hut hoch gehen, oder?

Tintenweberin

#102
Zitat von: Aquamarin am 13. April 2012, 08:22:23
Zum ebook: bei mir (als glühende Verfechterin des guten alten Buches) läuft da gerade ein Läuterungsprozess ab. Schon seit einiger Zeit. Ich bin immer noch nicht Besitzer eines Kindle, aber ich kann mir langsam vorstellen, mir einen zuzulegen.
Ich habe  mir vor etwa einem Jahr einen Kindle angeschafft. Zuerst lag er gaaanz lange nutzlos bei mir herum, weil ich das Biest beim besten Willen nicht dazu bewegen konnte, Anschluss an die große, weite Welt zu suchen. Im November hat es unsere dorfeigener Teccho-Magier (und W-Lan-Inhaber) zur Kooperation überreden können und seit Dezember habe ich mehr gelesen als in den letzten zwei Jahren. Von den sieben Büchern, die ich mir zuerst in ihrer virtuellen Form gekauft habe, steht allerdings nur eins auch in gedruckter Form in meinem Bücherregal. Allen anderen würde ich nicht nachtrauern, wenn der Kindle aus einem mir unbekannten Grund seinen Dienst quittieren würde. Wo ich vor Kindle darüber nachgedacht hätte, welches Buch ich mitnehmen soll und ob ich überhaupt eins mitnehmen will, pack ich jetzt einfach das Regal mit den Neuerwerbungen ein ...   ;)

Alaun

#103
@Lynn: Ja, könnte man so ausdrücken ... Aber Sven Regener hat das in seinem Interview kürzlich auch alles sehr treffend gesagt.  ;)

Lynn

Zitat von: Aquamarin am 13. April 2012, 09:21:35
@Lynn: Ja, könnte man so ausdrücken ... Aber Sven Regener hat das in seinem Interview kürzlich auch alles sehr treffend gesagt.  ;)

Da hast du absolut recht.  ;)

@ Mods: Hier ist ja irgendwie der falsche Platz dafür, aber wäre diese Piraten-Urheberrechts-Diskussion nicht eigentlich einen eigenen Fred wert?