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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Zit

#180
@Aurora

Bei dem Artikel war es egal, warum ich mit Schreiben angefangen habe: Wenn sich die Sachen so durchsetzen wie Nina George das schwarz malt, dann haben nicht nur wir Autoren irgendwann das Nachsehen sondern die ganze Branche. Ich bin Buchhändler und mir blutet das Herz, wenn ich sehe wie mit Dingen, die ich so sehr liebe, dass ich sie sogar verkaufen kann und damit sozusagen meinen Lebensunterhalt bestreiten könnte -- wie das mit Füßen getreten wird. Hinzu kommt dann noch die Geringschätzung von mir als Schriftsteller. Ja, das hat mir dann schon die Stimmung verhagelt. Vor allem: Wenn wirklich am Urheberrecht geschraubt wird, hat das nicht nur auf Schriftsteller oder die Buchbranche Einfluss, das nimmt mir auch als Künstler den Boden unter den Füßen weg.

Natürlich bin ich aus mir selbst heraus kreativ. Aber diese Kreativität dann auch tatsächlich in Wörtern oder Pinselstrichen umzusetzen, das entspringt dem Wunsch, es auch zu zeigen. Wenn dem nicht so wäre, würde ich nicht ausgerechnet KaKAO-Karten malen und tauschen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Elona

Ich muss gestehen, dass ich den Artikel nicht gelesen habe. So wie du ihn aber nun beschreibst, werde ich ihn mir mal zu Gemüte führen.

Meine Mutter hatte mal eine Buchhandlung in einem Dorf. Wir mussten irgendwann Insolvenz anmelden, weil sich die Zeiten damals relativ schnell geändert haben bzw. eigentlich war es ein längerer Prozess, aber die Wirkung kam dann schlagartig. Auch durch Änderungen von Gesetzen, so dass auch das Schulbuchgeschäft wegfiel...
Wie du dir vorstellen kannst, hat sie sehr daran gehangen. Ich kann das also durchaus nachvollziehen.

Ich wollte dir mit meiner Aussage keinesfalls zu Nahe treten und es war wie gesagt erst einmal eine Unterstellung bzw. Vermutung. Bitte verzeih mir, sollte das nun der Fall gewesen sein.
Ich kann deine Argumentation voll und ganz nachvollziehen. Aber nehmen wir wirklich mal an der worst Case trifft ein, würdest du tatsächlich aufhören? Für immer? Wäre es nicht eher so, dass es eine Zeitlang Widerstand und Unzufriedenheit gäbe und das man sich dann "einfach" anpasst und irgendwie doch weiter macht?
Ich glaube bei mir wäre dem so. Für sehr lange Zeit habe ich meine kreative Ader unterdrückt. Das Ergebnis ist, dass sie einfach raus will aber ich mache das jetzt tatsächlich für mich und nicht für andere. Das hat aber auch sicherlich etwas mit meiner Vergangenheit zu tun.  ...ok, dass hört sich jetzt ein wenig doof an. Ich hoffe du weißt, wie ich es gemeint habe.

LinaFranken

Ich kann ein Lied davon singen, wie es ist, sich mit miesen Jobs, die man nicht ausstehen kann, durchs Leben schlagen zu müssen. Gerade wenn man, wie ich, in der früheren Jugend den Zug verpasst hat, was "Vernünftiges" zu erlernen und einem nur noch Hilfsjobs bleiben, in denen man ständig mies behandelt und schlecht bezahlt wird. Letztendlich habe ich von all den schlechten Hilfsjobs, den einen gewählt, der mir viel Zeit zum Schreiben lässt.

Eine Selbstständigkeit sehe ich aber auch nicht rosig. Ich habe großen Respekt vor denen, die den Sprung wagen und sich jeden Tag aufs neue durch ihre Selbständigkeit kämpfen, gerade auch weil die Branche immer unsicherer wird. Da bin ich aber zu pessimistisch und kontrollsüchtig um ein größeres Risiko einzugehen. Würde also eventuell einen Mittelweg aus Teilzeit-Job und Teilzeit-Autor bevorzugen.

Aber einem Unangenehmen Gedanken muss man sich meiner Meinung nach ernsthaft stellen: Es könnte sein, das sich NIEMALS irgendwas von dem verkauft, was ich schreibe! Hier ergibt sich schon fast eine Grundsatzfrage: Warum überhaupt schreiben? Ab in die Tonne mit dem Mist und eine Umschulung zu was Vernünftigem machen! Aber dann sehe ich durch das Fenster, sehe den Mond und muss an das eine Kapitel denken, das ich so liebe... Und ja...

Es ist Liebe! Ich schreibe aus Liebe. :wolke: Das ist schon OK, wenn ich vielleicht nie Erfolg haben werde, denn letztendlich schreibe ich aus Liebe zum Schreiben. Klar ist es schön, für seine harte Arbeit anerkannt zu werden, aber für mich stellt sich eher die Frage: Was möchte ich vom Leben? Ist das Schreiben nur ein Hobby oder ein möglicher Beruf? Oder gibt das Schreiben meinem Leben einen größeren Wert, einen bedeutenden Sinn? Das Schreiben bleibt für ich etwas, das mich glücklich macht und mit Sinn erfüllt, auch wenn mir niemand dafür auch nur einen Cent gibt. Was solls, gibt schlimmeres, als meinen miesen Alltagsjob.
Kinder bekommt man ja auch nicht, weil man hofft, dass sie Präsident werden, sondern weil man sie ihretwegen lieben und aufwachsen sehen möchte :-) Und genauso sehe ich das mit meinen Büchern.

Sorry, ist jetzt etwas pathetisch geworden  ::)

Zit

@Aurora

Ach, alles gut. :) :knuddel: Ich wolle auch nicht... "schimpfig"(?) rüber kommen. Du bist mir auch nicht zu nahe getreten, ich mein, wir kennen uns (noch) nicht bzw. die Beiträge voneinander, da lässt sich das auch schlecht einschätzen.
Nina George fokussiert in ihrem Artikel aber letztlich nur die Schriftstellersicht, weil die Federwelt halt für Schriftsteller ist. Auswirkungen auf die Buchbranche oder andere Zweige der Kunst, habe ich mir selbst dazu gedacht. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass noch viel Buchbranche übrig bleibt, wenn die Urheber, die am Anfang jeder Verwertungskette stehen, null, nada und niente kriegen.

ZitatWäre es nicht eher so, dass es eine Zeitlang Widerstand und Unzufriedenheit gäbe und das man sich dann "einfach" anpasst und irgendwie doch weiter macht?

*Schultern zuckt* Ich denke mindestens einmal die Woche, oder zumindest alle zwei, daran, einfach aufzuhören. Die Erfolge im Schreiben, mit denen ich mich messen lassen will, die stellen sich nicht ein. Seit Jahren. Warum? Weil ich dann doch viele andere Dinge machen und 90% des Jahres eher rumsitze und mir im Kopf Gedanken mache oder Gedankenspielchen aufschreibe als tatsächlich die Geschichte zu tippen. Der NaNoWriMo war in den letzten Jahren der einzige Monat, bei dem ich wirklich geschrieben habe. Das Schreiben loszulassen, würde vermutlich weh tun, lange sogar. Vermutlich würde ich auch aufhören (Romane und Comics) zu lesen. Vermutlich würde ich auch das Malen einstellen. Nur: Dann habe ich Zeit und mit was soll ich die füllen? Es gibt Zeiten, da zocke ich sehr gern und ausgiebig, aber es wäre kein Hobby vergleichbar wie das Schreiben. Tatsächlich käme mir das doch noch mehr wie eine Realitätsflucht, wie ein Leben im Traum, vor als das Schreiben. Was ich sagen will: Ich habe nix womit ich die plötzliche Zeit füllen könnte. Also bleibe ich dabei. Auch, weil ich nicht aufgeben will, und dann auch noch so einen blöden Hang zur Selbstgeißelung habe. ;D (Ich mein, mal ehrlich, dieses Jahr wollte ich Doppel-NaNo schreiben. :rofl: Habe allerdings dann doch nur einen geschafft.)
Aber das Nicht-Aufgeben richtet sich auch an Lorbeeren aus wie eine Veröffentlichung, wie stetige Veröffentlichungen, wie stetige Lesern. Für Luft und Liebe allein will ich das aber auch nicht tun. Ich habe nur das eine Leben, und davon will ich nichts verschenken. (Außer an meinen Partner vll., aber das ist nochmal etwas anderes.)
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getting a headache."
Unbekannt

Feuertraum

Ich habe längere Zeit mit mir gerungen, ob ich etwas zu diesem Thema schreibe oder nicht. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden, weil ich einen Post von Aurora nicht unterschreiben mag:

Zitat von: Aurora am 04. Dezember 2015, 07:54:14

Irgendwann und irgendwie sind wir eben da hingekommen, wo wir nun stehen. Wir waren damals der Auffassung gewesen, dass dies eben der beste und geeignetste Weg für uns sei. Oder wir glaubten es gäbe keinen anderen (auch möglich).

Diese Aussage kann ich beim besten Willen nicht unterschreiben. Es wird sicherlich den einen oder anderen Menschen geben, dem Fortuna tatsächlich mit ihrem Füllhorn sämtliches Glück mit auf dem Lebensweg gab und für den sich tatsächlich alles Wunderbare ereignet.
Ich wage aber einmal zu behaupten, dass ein sehr großer Teil eben keine wirkliche Entscheidung traf oder noch treffen kann.
Die Schule: entscheiden die Eltern aufgrund von Empfehlungen der Lehrkräfte.
Ausbildung: zwischen Drang vom Arbeitsamt und der Überlegung, ob dieser Beruf überhaupt noch frei ist. Oder die Familie, die auf irgendwelche Traditionen pocht und darauf drängt, den Beruf aufzunehmen, die schon Vater und Großvater und Urgroßvater ausgeübt haben, egal, ob Junior andere Vorstellungen von seinem (Arbeits)Leben hat.
Und der andere Weg?
Stets versucht, nie erreicht, weil immer wieder Andere als Türsteher fungieren und einen zurück auf den Weg "prügelten".
Von daher lehne ich mich weit aus dem Fenster und behaupte: Nicht wir haben uns für einen Weg entschieden, der Weg wurde für viele von uns entschieden.

ZitatWenn wir uns also dazu entschieden haben, diesen Weg zu gehen, weil wir zuvor unzufrieden waren, wie oft wollen wir das noch machen?

Auch da erlaube ich mir ein kleines Veto: Ihrer Aussage nach wäre jeder Wechsel eines Weges automatisch ein ebenfalls unzufriedenes Stück Weg. Vielleicht ist dies der Fall, dass kann nicht ausgeschlossen werden. Aber ist es nicht auch im Bereich des Möglichen, dass genau dieser Weg der richtige ist? Oder zumindest wenigstens so, dass man weniger unzufrieden ist.

ZitatManchmal geht es einfach darum glücklich und zufrieden zu sein, mit dem was man hat.

Einen Job, der an den Nerven zehrt, Stress bedeutet und irgendwo auch repetitiv ist?
Einen Traum, der sich nicht erfüllt, weil man immer wieder "falsche" "Prüfziffern" hat?
Eine Konvention, aus der man sich nicht befreien kann, weil ein jeder erwartet, dass man funktionieren soll?

Ich wäre gerne glücklich und zufrieden, aber das geht nicht, in dem ich mir einrede, dass mein Job prima und toll und fantastisch ist. Oder meine Vergangenheit das beste, was mir je passieren konnte.
Es geht nur, wenn ich kurz bevor ich eine Hand, die sich mir entgegenstreckt und mir eine Chance für ein für mich besseres Leben gibt, erreiche und fasse und mich hineinziehen lasse, eben kein Bodycheck kommt, der mich wieder auf meinen Weg stößt und hinterherhöhnt "Du kommst hier nicht rein".

Ja, ich wäre gerne ... naja ... nicht unbedingt nur Autor, sondern eher Unterhalter in unterschiedlichen Bereichen. Aber durch die Entscheidungen Anderer wird sich das wohl nie erfüllen  :'(


Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Elona

@Feuertraum

Manchmal ist es so und manchmal anders. Das grobe Verallgemeinerungen nicht auf jeden zutreffen (egal wer sie macht), dürfte klar sein. Genauso, das dies eine subjektive Bewertung von Situationen ist.

Zitat
Diese Aussage kann ich beim besten Willen nicht unterschreiben. Es wird sicherlich den einen oder anderen Menschen geben, dem Fortuna tatsächlich mit ihrem Füllhorn sämtliches Glück mit auf dem Lebensweg gab und für den sich tatsächlich alles Wunderbare ereignet.
Ich wage aber einmal zu behaupten, dass ein sehr großer Teil eben keine wirkliche Entscheidung traf oder noch treffen kann.
Die Schule: entscheiden die Eltern aufgrund von Empfehlungen der Lehrkräfte.
Ausbildung: zwischen Drang vom Arbeitsamt und der Überlegung, ob dieser Beruf überhaupt noch frei ist. Oder die Familie, die auf irgendwelche Traditionen pocht und darauf drängt, den Beruf aufzunehmen, die schon Vater und Großvater und Urgroßvater ausgeübt haben, egal, ob Junior andere Vorstellungen von seinem (Arbeits)Leben hat.
Und der andere Weg?
Stets versucht, nie erreicht, weil immer wieder Andere als Türsteher fungieren und einen zurück auf den Weg "prügelten".
Von daher lehne ich mich weit aus dem Fenster und behaupte: Nicht wir haben uns für einen Weg entschieden, der Weg wurde für viele von uns entschieden.
Ich hatte hierzu schon eine Antwort getippt, war aber dann der Meinung, dass wir off topic geraten. Ich glaube wir würden hier in einer Grundsatzdiskussion landen, wie Dinge/Situationen im Leben zu bewerten sind.
Wenn Sie jedoch möchten, können Sie gerne ein Thema irgendwo eröffnen (da ich mich hier noch nicht so gut auskenne). Dort könnten wir das Thema gerne weiterführen bzw. vertiefen.

Ich gab diese Antwort zuvor auf den konkreten Fall bezogen. Da ich empfand (natürlich subjektiv), dass mir diese Situation sehr bekannt vorkam und ich mich an meine vergangene Erfahrung erinnert gesehen habe. Ebenso wie das:

Zitat
ZitatWenn wir uns also dazu entschieden haben, diesen Weg zu gehen, weil wir zuvor unzufrieden waren, wie oft wollen wir das noch machen?
Auch da erlaube ich mir ein kleines Veto: Ihrer Aussage nach wäre jeder Wechsel eines Weges automatisch ein ebenfalls unzufriedenes Stück Weg. Vielleicht ist dies der Fall, dass kann nicht ausgeschlossen werden. Aber ist es nicht auch im Bereich des Möglichen, dass genau dieser Weg der richtige ist? Oder zumindest wenigstens so, dass man weniger unzufrieden ist.
war wirklich nur auf die konkrete Situation bezogen, weil es mir so vorkam. Ich glaube, aber das ist wieder eine Unterstellung, dass das was ich sagen wollte bei der Person auch angekommen ist.

Natürlich kann das sein. Deshalb schrieb ich am Anfang meines zweiten Textes dass es Situationen gibt, in denen ich der Meinung bin, dass man sie sogar ändern sollte. Hier würden wir dann aber vermutlich wieder in einen anderen, allgemeineren Bereich landen.

Und auch der letzte Satz den Sie zitiert haben bezog sich wirklich nur auf diese Situation.

Ob meine Aussage, die eine Behauptung war, zutreffend ist, kann nur die besagte Person selbst entscheiden und selbstverständlich kann ich damit auch vollkommen danebengelegen haben. Wie ich auch schrieb, sollte das nur zum Nachdenken anregen und mehr nicht. 

Fazit: Also, hätte ich mich nicht so stark an mich selbst erinnert gesehen, hätte ich eine solche explizite Aussage nicht getroffen, weil ich selbst weiß, dass man sie nicht verallgemeinern kann bzw. sollte.  :)   


@Zitkalasa: Da bin ich beruhigt.  :)




Aljana

Zitat von: Maja am 04. Dezember 2015, 18:54:16

Ich nehme buchstäblich die Low Road, hangle mich mit Ebookveröffentlichungen nach oben, werde nächstes Jahr meine erste Druckausgabe haben und denke, wenn alles glatt geht, ab 2017 zwei Romane pro Jahr herausgeben zu können (habe ich jedenfalls mit meiner Agentin drüber geflaxt: Hm, Verlag XY prüft mein Jugendbuch - im Frühjahr 2017 hätte ich noch eine Veröffentlichungskapazität frei. ;) ). Ich muss mir diesen langen Atem erst mal vom Mund absparen - aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es sich auf die lange Sicht auszahlt.

@Maja Ja, so wie ich das in der Branche wahrnehme ist es aber ein Weg, der sich irgendwann auszahlen wird, zumindest, wenn man konstant und zuverlässig gut schreibt (Was du mMn tust. Denn ich habe mittlerweile in mehr als eines deiner Projekte hineingelesen).
Die Sache mit dem vollberuflichen Schriftsteller ist halt, wie du schon sagst, super anstrengend. Man muss das wollen und man muss das finanziell irgendwie können (Zweites Einkommen durch Ehepartner etc. ).
Irgendwo habe ich mal die Zahl 7 gelesen. 7 Jahre würde es im Durchschnitt dauern, bis ein Autor vollberuflich vom Schreiben leben kann. Das ist hart. Ist aber in anderen Branchen nicht anders. Alles was in irgendeiner Weise mit kreativer Arbeit zu tun hat, ist ein harter Weg und reich werden so wenige, obwohl so viele es mehr verdient hätten, als alle Banker und Börsenbroker dieser Welt.
Aber ich glaube auch daran, wenn man an seinen Träumen festhält, kann man dahin gelangen. Wenn man es gar nicht erst versucht, wird man nie wissen, ob man es geschafft hätte.

Darum an euch alle: Haltet durch. Für euch und eure wundervollen Geschichten. :)  :knuddel:

Maja

Zitat von: Aljana am 06. Dezember 2015, 10:25:30
Irgendwo habe ich mal die Zahl 7 gelesen. 7 Jahre würde es im Durchschnitt dauern, bis ein Autor vollberuflich vom Schreiben leben kann.
Die Rechnung kenne ich auch. Meine sieben Jahre sind noch nicht rum, aber ich weiß, wie diese Zahl zustandekommt: Das rechnet ein, dass man zwar jedes Jahr nur so-und-soviel Euro an Vorschüssen reinholt, aber irgendwann genug lieferbare Titel auf dem Markt hat, um ein solides Einkommen aus der Backlist zu beziehen, also aus den Tantiemen für die Bücher, die ihren Vorschuss wieder reingeholt haben oder für die es von vornerein gar keinen Vorschuss gab. Meine letzte Neuerscheinung war 2013, trotzdem habe ich in diesem Jahr besser verdient als in allen davor, weil dank Verlagsaktionen und Werbung das Puppenzimmer solide jeden Monat dreistellige Stückzahlen verkauft und das natürlich zum Teil auch bei mir landet, und dazu der halbe Vorschuss von K-C sich natürlich auch bemerkbar macht.

Leider spielen zu viele Bücher, gerade im Fantasybereich, ihren Vorschuss nicht ein - deswegen hoffe ich inständig, dass ich 2020 auf eigenen Beinen stehe. Darauf verlassen kann ich mich aber leider nicht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Aljana

ZitatLeider spielen zu viele Bücher, gerade im Fantasybereich, ihren Vorschuss nicht ein - deswegen hoffe ich inständig, dass ich 2020 auf eigenen Beinen stehe. Darauf verlassen kann ich mich aber leider nicht.

Ich wünsch es dir aber ganz doll  :knuddel: damit die Leser endlich den 'Majafaktor' kennen. ;)


Alana

#189
Mit ein bisschen Glück kann man sogar die ersten zwei Jahre davon leben, wenn man gute Verträge bekommt, die Kunst ist, es länger zu schaffen und entsprechend gute Folgeverträge zu kriegen, das wird leider immer schwerer, eben weil viele Autoren ihre Vorschüsse nicht einspielen können und die Verlage dann was Neues versuchen wollen. :( Aber ich denke mir immer, dass es nirgendwo Sicherheit gibt und ein Agenstellter kann auch mit Mitte 40 auf der Straße stehen, ohne Aussicht, wieder etwas zu finden. Wir hingegen haben immer unsere Kreativität und werden immer einen Weg finden, irgendwie weiter zu machen.  :)
Alhambrana

Maja

@Alana
Wir gehen auch nicht mit 65 in Rente. Ich gedenke ja zu schreiben, bis mir buchstäblich die Feder aus der Hand fällt - was auch daran liegen kann, dass meine bisher erworbenen Rentenansprüche abgründig schlecht sind und auch mit einer KSK-Mitgliedschaft nie auf ein Maß anwachsen werden, das mich im Alter wird ernähren können. Aber ich vertraue auf meine guten Gene, lange durchzuhalten. Meine eine Oma ist 95 geworden, die andere lebt noch mit 96, und ein Großvater (den ich nie gekannt habe) ist auch irgendwas über 90 geworden. Das gibt mir noch viel Zeit, Titel auf die Backlist zu bekommen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Trippelschritt

Jedes einzelne Buch ist ein neues Risiko, für den Verlag und auch für den Autor. Aber wenn sich das erste und das zweite Buch erst einmal einigermaßen verkaufen, dann baut sich eine kleine Fangemeinde um einen herum auf und ein kontinuierliches Einkommen - wenn auch schwankend - stellt sich langsam ein. Allerdings hilft es, wenn man jedes Jahr mindestens ein Buch auf den Markt bringt. Als Neuerscheinung eines bereits etwas bekannten Autors gibt es dann immer eine kleine Verkaufsspitze von der ab es dann e-funktionsmäßig wieder abwärts geht. Aber wenn sich genügenden Verkaufskurven überlagern, stellt sich doch irgendwann so et2was wie Erfolg ein. Ausgesprochende Longseller sind selten Leider!

Liebe Grüße
Trippelschritt

FeeamPC

Eine Veröffentlichung im Jahr ist zu wenig, wenn man nicht schon einen bekannten Namen hat. Es müssen mindestens zwei sein (wobei die zweite durchaus auch aus Self-publihed-Kurzgeschichten bestehen darf). Ein noch nicht bekannter Autor muss schnell produzieren, sonst haben ihn seine Leser bis zum nächsten Buch vermutlich völlig vergessen, und er fängt sein ganzes Marketing wieder bei Null an.
Wobei häufige Veröffentlichungen nicht nur bei Self-Publishern, sondern auch bei Kleinverlagen die Basis-Marketingstrategie sind. Und das Einzige, was man ohne finanzielle Verbiegungen hinkriegen kann.
Wer also vorhat, vom Schreiben zu leben, sollte sich besser einstellen auf Frust und viel, viel Arbeit sowie schnelles Produzieren.

Ich weiß, das klingt schrecklich.  Aber davon ab kommt man nur, wenn man sich von der Vorstellung verabschiedet, tatsächlich Geld damit zu verdienen. Wenn das sekundär wird, das Schreiben an sich primär ist, dann kann man natürlich Schriftsteller nicht nur werden. sondern direkt sein.

Tigermöhre

Ich finde eure Ausführungen sehr spannend. Denn: Ich will auch hauptberufliche Schriftstellerin sein!
Mir ist bewusst, dass das ein Haufen Arbeit ist, aber alle Argumente dagegen schrecken mich nicht. Für mich wäre das aber auch kein Risiko, da ich zur Zeit Hausfrau in Elternzeit bin, mit einem Mann, der genug für unsere Familie verdient.
Das einzige, was ich machen müsste, wäre mich endlich mal hinsetzen und es tun. Und da bin ich gerade auf den Weg zu.

Alana

@Maja: Geht mir genauso. Bin mal gespannt, was ich dann so für Sachen schreibe. ;D
Alhambrana