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Schockzustand

Begonnen von Mrs.Finster, 16. Mai 2010, 16:59:14

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Mrs.Finster

Ich brüte gerade über eine Szene, in der mein Prota erstmals auf ein magisches Wesen stößt.

Es rettet meinen Prota bei einem Autounfall das Leben.

Jetzt meine Frage: Wie reagiert man auf sowas? Was denkt man dabei? Klar, wir alle schreiben darüber, aber so wirklich vorstellen kann ich mir das persönlich nicht.

Mein erster Gedanke: Vielleicht ein Schock. Immerhin ist sie gerade dem sicheren Tod entgangen. Der vermeintliche Retter ergreift kurz darauf die Flucht. Demnach könnte sie denken, sie hat es sich nur eingebildet. Was natürlich nicht der Fall ist  ;)

Das Beste, was mir bisher eingefallen ist, sie hastet völlig verspätet zur einer Verabredung und kann nur daran denken, dass sie zu spät ist. Nebenbei denkt sie, sie liege im Koma und das alles findet gar nicht statt. Aber das ist alles irgendwie nicht rund.

Ich bitte um Hilfe  :bittebittebitte: und bin für jeden Vorschlag dankbar!

kleine Zusatzinfo: Handlungsort ist unsere Welt und mein Prota ist weiblich  ;D
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Grummel

Ich bin keine Frau, aber zunächst einmal würde ich mich in eine Ecke setzen und schauen ob noch alles dran ist. Ich würde eine Zigarette rauchen (als Frau vielleicht ein paar Tränen der Erleichterung vergießen und mich über eine vollkommen unwichtige große Laufmasche aufregen) und irgendwann würde mir mein Retter in den Sinn kommen bei dem ich mich villeicht auch noch bedanken müßte. Der ist aber schon weg. Und dann fällt mir ein, dass ich zu einem Termin muss. Der Schock kommt dann erst, wenn ich bei meinem Termin bin.. also eine ganze Zeit später.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Moa-Bella

Das kommt immer auf den Prota an. Manchmal bricht das ganze Weltbild in sich zusammen, man nimmt alles unwirklich war und realisiert es erst nachher, man bekommt einen Schock.
Mir gefällt die zweite Möglichkeit am besten, sie kann es nicht glauben, handelt normal und realisiert dann was passiert ist, dass da wirklich war. Dann wird sie je nach Charakter entweder einen Schock bekommen oder eine rationale Erklärung suchen, vielleicht nimmt sie es auch einfach hin.

Schreinhüter

Kommt auf die geistige Vorbereitung und Öffnung an, die der Charakter in seinem Leben schon erfahren hat. Ich persönlich würde schallend rufen "Hab ich es denn nicht immer gesagt? Es gibt sie!" Andererseits gefällt mir auch das mit dem Rauchen sehr gut. Gegebenenfalls kann die Charakterin sich auch überaus dankbar zeigen darüber, gerettet worden zu sein. Mit Tränen, Worten etc.

Thosuko

Wann rettet er ihm denn das Leben?
In weiser Voraussicht vor dem Unfall oder erst danach?
Wie hilft er ihm? Hat er danach keine Verletzung oder keine lebensbedrohlichen mehr?
Um ein Leben zu retten, musste er ja lebensgefährlich verletzt gewesen sein.
In so einem Zustand bekommt der Verletzte normal nicht viel mit.
Es könnte für ihn ebenso ein normale Helfer sein, die sich um ihn kümmert. Einen Schock hat er sowieso!

Mrs.Finster

@ Thosuko: Die klassische Szene. Sie rennt ohne zu gucken auf die Straße und wird fast überfahren.  Das Wesen hat Flügel und sieht auch sonst ziemlich andersartig aus, besitzt aber durchaus auch menschliche Züge. Danken ist schlecht. Das Wesen macht sich sofort aus dem Staub.

Die Gute hat Glück. Ein paar Kratzer  ;)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Tokanda

Aus eigener - zum Glück nicht ganz so dramatischer - Erfahrung würde ich sagen, erst mal leichtes Aufgedrehtsein, vielleicht etwas fahrig und unkoordiniert - Adrenalin macht sich bemerkbar, hält Körper in Alarmbereitschaft. Man "erledigt" erst mal die in der Situation wichtigsten Dinge: Unfallstelle sichern, Polizei / Notarzt rufen, Verletzte - falls vorhanden - versorgen...
Wenn das Adrenalin sich später abbaut, kann große Erschöpfung oder sogar leichte Kreislaufschwäche folgen. Oder Schockzustand. 


Deine Idee finde ich ganz gut, du lässt sie zu einer Verabredung hetzen, sie ist durch den Wind, vielleicht verfährt sie sich oder falls sie keinen fahrbaren Untersatz mehr hat, "verläuft" sich, biegt also einmal links statt rechts ab, obwohl sie die Strecke kennt.
Unterwegs zittern ihr die Hände, sie fährt sich dauernd durch die Haare. Plötzlich läuft ihr eine Träne über die Wange, jetzt erst merkt sie, dass sie weint... der Schock macht sich so bemerkbar.


Oder sie ist total ruhig, fast schon wie in Trance, geht über die Straße ohne zu bemerken, dass die Ampel auf rot steht und wundert sich über die hupenden Autos... Und als sie bei ihrer Verabredung ankommt, sieht sie irgendwas, das sie an den Unfall erinnert und "klappt zusammen": Tränen, Zittern, Heulen, Schüttelfrost... irgendwas, das den Schock verdeutlicht, da sie erst jetzt realisiert, dass sie beinahe nicht überlebt hätte...


Hope that helps?
Viel Glück mit der Szene!  :)

Thosuko

Zitat von: Mrs.Finster am 16. Mai 2010, 17:26:54
@ Thosuko: Die klassische Szene. Sie rennt ohne zu gucken auf die Straße und wird fast überfahren.  Das Wesen hat Flügel und sieht auch sonst ziemlich andersartig aus, besitzt aber durchaus auch menschliche Züge. Danken ist schlecht. Das Wesen macht sich sofort aus dem Staub.

Die Gute hat Glück. Ein paar Kratzer  ;)

Ah ...  ich verstehe, er hatte keinen Unfall. Du schreibst, bei einem Autounfall!
Die Szene erinnert mich an Hohlbeins Roman "Dunkel".
Da war es ein weiblicher Vampir.
Ich würde schreiben, wie er dem Retter hinterher blickt, seinen Augen nicht traut, sich nach Verletzungen abtastet und dann ihm hinterher läuft.  Er verliert ihn natürlich! Einige Gaffer verfolgen die Szene und machen ihm begreiflich, was er für ein Glück hatte.
Die Antwort musst du dir allerdings einfallen lassen.  ;D

Rigalad

Ich denke schon, dass man auch bei einem Beinahe-Unfall einen Schock erleiden kann. Gerade wenn du noch schreibst, dasss sie das Auto auf sich zurasen sieht.
Wenn man dann plötzlich weggezerrt wird etc., das versetzt einem schon einen gehörigen Adrenalinschub.
Deswegen finde ich die Variante gut, sich erstmal für ein paar Minuten irgendwo hinsetzen, die Emotionen rauslassen, die Schocksyntome rauslassen und dann kommt die große Frage:
Was ist da passiert? Hatte ich Halluzinationen? Eine Nebenwirkung des Beinahecrashs und des Adrenalins?
Vielleicht könnte dein Prota auch ein paar Passanten fragen, ob sie irgendwas gesehen haben.

Moa-Bella

Ich habe mal von jemandem gehört, der sich heftig in die Hand geschnitten hat. Alles war in Ordnung, die Wunde wurde versorgt, aber eine Weile später hatte die Person dann einen Anfall o.ä., d.h. das kann dauern mit dem Schock und auch durch kleinere Sachen ausgelöst werden, ein Schock ist also realistisch.

Cythnica

#10
heyho ~

Also der körperliche Ablauf des Schocks folgt ja im Grunde genommen immer einem ähnlichen Muster - Schneller Puls, erst höherer und dann niedrigerer Blutdruck, Eintrübungen des Bewusstseins, Kaltschweiß, und solange man wach ist oft Panik.

Ob dies nun durch eine Wunde passiert oder dadurch, dass man sich erschreckt, dadurch die Gefäße sich weiten und das vorhandene Blut sich in den Beinen versteckt ( was der kleine aber feine Unterschied zwischen absolutem oder relativem Volumenmangelschock ist) ist ja eigentlich egal -
es kann aber verschieden lang dauern, bis es zu diesen Ausfällen kommt.

Ich zum Beispiel habe mal Blut gespendet und hatte noch im Spenderaum einen Krampfanfall mit Bewusstlosigkeit -
Vor zwei Wochen hingegen habe ich eine junge Patienten gefahren, die erst eine halbe Stunde nach der Spende in einer Kantine umgefallen war.


Der Prota könnte ja erstmal außer Atem sein - ggf zusammenbrechen - und das ganze nochmal revue passieren lassen - ehe er in Schocklage ( körper flach - Beine hoch) erwacht und der Kreislauf sich wieder stabilisiert -
Im nachhinein kann er sich dann ja fragen, ob das, was das gerade geschehen ist, wirklich passiert sein kann - oder ob er nun völlig verrückt wird.

Rika

Ich würde mir das bei der beschriebenen Situation so vorstellen, daß zunächst mal die Schochreaktion auf das beinahe-Überfahren-worden-sein kommen könnte. So komplett mit kalt werden, schwach auf den Beinen, vielleicht auch schwummerig vor den Augen. Vielleicht wird sie das Bild das Autos ganz dicht vor sich erstmal nicht los. Es könnte alles Mögliche an Gedanken kommen, was sie beinahe nie wieder/nicht mehr hätte tun können, wo ihr plötzlich klar wird, wie wichtig es ist. Sprich, erstmal völlig mit dem Unfall & Reaktion darauf beschäftigt.
Eventuell kommen dann die Gedanken an das "wie" der Rettung und das Wesen erst später. Entweder als ein dann überraschtes "Moment mal, *was* habe ich da gerade gedacht?" als inner Reaktion darauf, den Film nochmal ablaufen zu lassen und ein "wie gut, daß mich diese Flügelwesen da weggezogen hat...", oder aber auch einfach als späteres nachdenken "moment mal, wie bin ich da eigentlich weg gekommen", wenn sie das Wesen erstmal völlig vedrängt.
Würde auch passen, wenn die richtig Schock Reaktion erst später kommt, dabei, muß aber nicht, kann auch gleich kommen. (Deswegen wird bei Unfällen/Erste Hilfe Einsätzen auch immer danach geguckt/dem vorgebeut, wenn nichts schlimmeres offensichtlich ist.)

Thosuko

Ich würde diesen Schockzustand nicht so sehr vertiefen! Wenn sie kurz einen Herzschlag bis zum  Hals hat, reicht das.
Das ist eine Schlüsselszene! Da interessiert den Leser nicht, wie weit die Person geschockt ist, sonder wer war der Retter. Der Zustand der Person wird einfach überlesen.
Wie lange willst du sie denn zittern lassen?
Die Person muss handeln und die Initiative ergreifen. Es müssen Fragen durch den Kopf gehen und die Fragen müssen auch zu einem Ergebnis führen. Dieses Ergebnis lenkt die weitere Handlung. Das muss zackzack gehen! Wenn die Gute mehrere Seiten rumklappert, geht die Spannung verloren.

Maran

Ich habe schon so manche seltsam anmutende Begebenheit erlebt ... Einmal saß ich in meinem Auto, das partout nicht anspringen wollte. Nach ungefähr dem 10ten Startversuch nahm ich die Hände vom Steuer, lehnte mich in meinem Sitz zurück, atmete tief durch und sprach die Worte (so ein wenig nach "oben" gerichtet bzw. an jeden gerichtet, der mir vielleicht eventuellerweise zuzuhören bereit war): "Ich erkenne die Blockade. Löst sie bitte auf." (Ähm, ja, ich war damals in einer spirituellen "Testphase"). Daß mein Herz nicht stehenblieb, als der Motor daraufhin trotz mehr als ausgelutschter Batterie tatsächlich ansprang, ist wohl ein kleines Wunder. Meine Güte, was habe ich für einen Schrecken bekommen. :rofl:

Ansonsten weiß ich aus eigener Erfahrung zu berichten, daß in überraschend kommenden brenzligen Situationen völlig ruhig und rational handle, daß ich aber, wenn die Situation überstanden ist, ziemlich zittrig werde und kaum einen klaren Gedanken fassen kann.

Mrs.Finster

Vielen Dank für die ganzen Antworten.  :knuddel:

Ich habe mich jetzt für den Schock entschieden, der etwas verzögert eintritt inkl. Zittern, Weinen etc.

Rauchen finde ich auch gut, aber die Gute hat bisher wohl noch keine Zigarette angerührt  ;D
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)