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"Man hört Schritte" oder auch Wie beschreibt man Schritte?

Begonnen von Derexor, 15. Mai 2010, 16:37:31

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Derexor

Man kennt das ja, der Protagonist versteckt sich z.B. in einer Scheune und draußen laufen Menschen vorbei die ihn suchen. Wenn man, wie ich in dem Fall, in der Ich-Perspektive schreibe, dann kann ich ja nicht einfach die Umgebung beschreiben und die Menschen einfach laufen lassen.
Deswegen meine Frage, wie schreibt man Schritte?
Sagt man "Draußen ertönten gedämpfte Schritte" oder "Das gleichmäßige Geräusch von Stiefeln auf Stein wurde langsam lauter" bzw. benutzt man beides oder was hört sich besser an?

Ich hoffe das Thema ist hier richtig und ich habe meine Frage verständlich formuliert.

zDatze

Genau das gleiche Problem hatte ich gerade auch. Es ist stockfinster und man hört Schritte ...
Mir gefällt da die Kombination von "knirschen" und "Schritten" ganz gut. Geht natürlich nicht überall.  ;)

Grummel

Die Frage ist, ob man das Wort "Schritte" an sich überhaupt benutzen muss? Aus der Perspektive von Derexor hört sich das mit den Stiefeln besser an. Ähnlich wie "das rascheln des Heus und einzelne knarrende Balken zeugten von der Vielzahl an Verfolgern die sich mir näherten.."
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

THDuana

Grummels Vorschlag finde ich gut, dabei kommt die Atmosphäre der Szene auch besser zur Geltung als beim simplen "er / sie hörte Schritte". Die Formulierung kann man natürlich noch zu "Schwere Sohlen wurden über den Boden gezogen und zerzausten das Heu, das den Schleichenden wispernd verriet" oder Ähnliches ausbauen.

Gegen die knirschenden / schlurfenden / Balken zum knarren bringenden Schritte spricht meiner Meinung nach aber auch nichts.

Lexa

Ich finde es auch atmosphärischer, wenn das Geräusch an sich beschrieben wird, statt das da einfach steht "Schritte näherten sich". Vorallem da solche Standardsätzte eben genau das sind: Standard und nichts besonderes.
Aber wie immer kommt es auch auf die jeweilige Situation an. :)

Joscha

Das wäre wohl im Sprachbastelboard besser aufgehoben. ;)

Aber sei's drum. Ich würde mich für eine Kombination der beiden Möglichkeiten aussprechen. In meinen Augen ist beides sinnvoll und in etwa gleich atmosphärisch, aber "Sie hörte Schritte" ist weniger detailliert und informativ als "Sie hörte das Geräusch von Stiefeln, die langsam auf sie zukamen und sich wieder entfernten".

Ich finde, man kann das grob mit der Wiedergabe einer fremden Sprache beschreiben: Wenn ein Charakter eine Phrase in einer Sprache hört, die er nicht versteht, hat man als Schriftsteller hauptsächlich zwei Möglichkeiten:
a) man gibt die Laute wieder, welche in der Fremdsprache ausgestoßen werden (also die Geräusch-Methode)
b) man fasst es kurz zusammen, indem man beschreibt, dass einige dem Charakter unverständliche Worte ausgestoßen wurden (die Schritt-Methode)

So ähnlich ist es meiner Meinung nach auch bei der Darstellung von Schritten. Was atmosphärischer ist, kann nicht eindeutig gesagt werden, aber es muss in den Kontext passen. Wenn es wichtig ist, dass jemand in Lederstiefeln zuerst langsam näher kommt und sich dann wieder entfernt, dann sollte zu Methode a) gegriffen werden. Geht es nur darum, dass irgendjemand vorbeiläuft, dann ist Methode b) vermutlich angebrachter.

Mein Senf dazu (ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal so viele Gedanken um so etwas mache ;D)

Grüße
Joscha

Rika

Das wichtisgte ist schon gesagt, ich merke nur noch an, daß Schritte nicht immer gleichmäßig sein müssen, gerade wenn etwas/jemand gesucht wird. Sie können auch in Geschwindigkeit variieren, oder mal anhalten...
Bei mehreren Suchenden sind vielleicht auch Geräusche von unterschiedlichem Schuhwerk zu hören... je nach Umfeld von schweren Stiefeln über weiche, kaum hörbare Sohlen, leicht quietschende Turnschuh-gummisohlen, klackende Damenabsätze...
("Die schweren Stiefeltritte verhielten, und erst jetzt vernahm er ein leises, nicht ganz regelmäßiges Rascheln, das einen zweiten, leicht humpelnden Sucher bezeugte." Es kann knirschen, knarren, knarzen, klacken, dumpf oder hohl klingen usw...)

Ary

Worauf laufen die Verfolger? Ist es ein Kiesweg, ist es Sand, Gras, Asphalt, eine gepflasterte Straße? Das ist mindestens genauso wichtig für das Geräudchder Schritte wie die Art Schuhe, die die Verfolger tragen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Calysta

Lederschuhe quietschen auch :)
Wenn deine Story im Mittelalter spielt, dann kannst du ja das Quietschen von Leder beschreiben.
Ansonsten laufen bei mir alle immer auf Kieswegen, also beschreibe ich das Reiben von Stein-ekliges Geräusch übrigens.
Ich versuche alle Geräusche, die meine Protas hören, nachzuempfinden, bzw. zu erzeugen. Das wirkt manchmal Wunder.

Tokanda

Der Untergrund ist wichtig, auf dem die Verfolger unterwegs sind. Kies knirscht, Heu oder Laub raschelt, Holzdielen knarzen unter Umständen, Gras... schweigt.   ;D
Dann noch die Art, wie die Verfolger gehen: schlurft einer, vielleicht hinkt einer ja auch, rennen sie... Neben den Schritten hört man vielleicht ja auch noch wie jemand atmet, sei es, dass er keucht, weil er gerannt ist...

Mondwölfin

ZitatSagt man "Draußen ertönten gedämpfte Schritte" oder "Das gleichmäßige Geräusch von Stiefeln auf Stein wurde langsam lauter" bzw. benutzt man beides oder was hört sich besser an

Die ganze Geschichte mal von der Seite des Lesers beleuchtet:
Bei ersterem weiß ich als Leser nur, dass draußen Schritte zu hören sind, gedämpft auch noch. Ich weiß nicht, ob es sich um mehrere Personen handelt. Sind die Schritte gedämpft, weil die Scheunenwand so dick ist oder weil draußen Gras, weicher Boden oder ähnliches sind.

Beim zweiten Beispiel sehe ich vor Augen eine eher militärische Gruppe, die im Gleichschritt daher kommt. Ich sehe einen steinernen oder kiesbedeckten Hof und ich spüre die heraufziehende Gefahr (sonst würde der Protagonist sich ja nicht verstecken).


Es wurde ja schon gesagt, dass die Wahl der Formulierung darauf ankommt, was ich erreichen möchte. Sind die Schritte nur am Rande wichtig oder trampeln sie mich in die Geschichte :)

Romy

Schuhwerk und Untergrund auf dem gegangen wird, halte ich ebenfalls für wichtig. Holzdielen können z.B. knarren, Schritte können in einem großen Saal nachhallen usw.

Man kann auch alle möglichen Synonyme für gehen verwenden, die vielleicht etwas eindeutiger sind als einfach nur gehen oder Schritte: schleichen, tappen, trippeln, laufen, rennen, schreiten, marschieren, spazieren, stolzieren, wandern

Derexor

#12
Das Schreiben ist immer wieder ein Segen für Disskusionswütige :). Danke für die vielen antworten, man sieht mal wieder das man alles genaustens erörtern kann. interessant ist es auch zu sehen das es für viele Dinge doch ein Rezept gibt nachdem alles funktioniert. Man sollte für solche elementare Dinge mal ein Lexikon anlegen...weiche Abschweifungsdaemon  :vibes:

Nebeldiener

Was ich auch noch wichtig finde und bis jetzt noch nicht erwähnt wurde:
Auf die Kleidung der Person kommt es auch drauf an. Je schwerer die Kleidung ist, je schwerer ist es leise zu gehen. Zum Bsp. einem Ninja fällt es sicher leichter zu schleichen als einer Wache in einer Rüstung, da der Ninja die viel leichtere Ausrüstung hat. Wenn Jemand vorbei lauft und er eine Rüstung trägt kann man neben den Schritten auch noch das klirren des Kettenhemdes und das leise Poltern das verursacht wird, wenn das Schwert an die Rüstung schlägt. So kann der Leser sich auch noch ein Bild machen, was der Mann bei sich hat und ob es sich eine Wache handelt, oder ob es nur ein Landstreicher ist.Wenn jemand schwer ausgerüstet ist, tönen auch seine Schritte anders, als bei Jemanden, der fast nichts dabei hat.
Hoffe habe dir weiter geholfen damit.

Nebeldiener

Zit

Oh, Nebeldiener, das erinnert mich gerade daran wie mir mein Mitbewohner mal erzählte, dass er auf LARP mit einer (teilweise) schwer gerüsteten Gruppe durch den Wald schlich, glaube, zwecks Ork-Verprügeln, und sie einen Kender dabei hatten ... ;D Mit Kling-kling im Nacken lässt sich schwer schleichen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt