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Zwei Bücher in einem

Begonnen von Cherubim, 09. April 2010, 22:49:59

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Cherubim

Mir geistert seit einiger Zeit eine klassische Fantasygeschichte rum. Das komische daran ist, dass sich die Geschichte für mich am besten erzählt, wenn ich dabei immer zwischen der Gegenwart und den Ereignissen in der Vergangenheit, die zu der aktuellen Situation geführt haben, hin und her springen.

Meine Frage ist, ob das für den Leser zu verwirrend ist. Im Endeffekt wären es zwei Bücher zu einem zusammengebaut.
Haltet ihr das für machbar bzw. dann noch lesenswert.

Ich hoffe ich habe mein Problem verständlich dargestellt.

Nashi

Ah, du meinst also eine Geschichte und eine jetzige Situation mit Rückblenden sozusagen, oder?
Naja an sich, wenn es logisch aufgebaut ist, seh ich da kein Problem, wobei das denk ich mal jeder anders sieht.
Du musst halt schauen, wie es für dich am sinnvollsten findest, also ich denke, ich würde es lesen, wenn die Story gut ist und so ;)

Wolfskind

Hey,

mir fällt natürlich jetzt auf Anhieb nicht ein einziges Beispiel ein, aber ich finde die Idee nicht sooo abwegig.
Wenn es gut verwoben ist und nicht allzu offensichtlich fände ich es auf jeden Fall spannend und würde es lesen.

Linda

#3
So eins habe ich letztes Jahr geschrieben: Eiswolf http://www.tintenzirkel.de/shop.php (Seite 2)

Die beiden Erzählstränge liegen 200 Jahre auseinander und finden sich erst im letzten Viertel des Buch zum Finale zusammen.
Das lief ganz gut, weil ich beide Spannungsbögen versetzt geschaltet habe und jeweils an einer natürlichen Zäsur oder einem spannenden Punkt die Stränge gewechselt habe. Außerdem habe ich so zeitnah Dinge erklären können, die in einem Erzählstrang eine Rolle spielten, aber aus der Perspektive unmöglich realistisch erklärbar waren. 

Gruß,
Linda

Maran

Ich weiß, daß ich etwas ähnliches einmal gelesen habe, nur kann ich mich leider weder an den Titel, noch den Inhalt, noch den Autor/die Autorin, noch an das Genre erinnern. (Ja, ich ticke oft so, daß ich mich an Details erinnere und das große Drumherum nicht mehr unterkriege. Ich wünschte, ich hätte diese Detailverliebtheit in manchen Klausuren besessen ...  :-\) Die "Rückblenden" waren kursiv (glaube ich), und es gab auch keine Textverständnisprobleme auf meiner Seite.

Machbar ist vieles. Warum sollte es nicht lesenswert sein? Solange die Geschichte gut ist und der Leser den Wechseln zu folgen vermag, sehe ich dabei kein Problem.

Churke

Man kann Tinte aus der Patrone drücken, aber nichts Meisterhaftes. Manches braucht eben seine Zeit.

Ilona

Ich habe mal ein Buch von Jodi Picult gelesen, dass so ähnlich aufgebaut war, es ist also durchaus möglich und ich kann mich erinnern, dass ich es gut gemacht fand. Verwirrend war es auch kein bisschen. Ich glaube, dass es nicht ganz einfach zu schreiben ist, aber wenn du es gut planst und dir genau die Spannungsbögen überlegst, müsste es machbar sein.

Churke

Herrje, mein letzter Post gehört in einen anderen Thread - ich liebe diese Forensoftware.  :-[

Zu diesem Thema hier: Machen kann man vieles. Aber nicht alles ist die bestmögliche Lösung. Wenn es tatsächlich ZWEI Bücher in einem sind, dann stimmt mich der Gedanke skeptisch, diese parallel auf zwei getrennten Erzählebenen zu erzählen. Mutet man da nicht dem Leser zu, zwei Bücher parallel zu lesen? Sollte man da nicht besser chronologisch erzählen mit "Buch I" und "Buch II"?

Wie gesagt, ich frage mich nicht, ob es funktioniert bzw. funktionieren kann, sondern, ob es wirklich eine gute Lösung ist.

Schreiberling

Zitat von: Churke am 10. April 2010, 14:48:24
Herrje, mein letzter Post gehört in einen anderen Thread - ich liebe diese Forensoftware.  :-[

Zu diesem Thema hier: Machen kann man vieles. Aber nicht alles ist die bestmögliche Lösung. Wenn es tatsächlich ZWEI Bücher in einem sind, dann stimmt mich der Gedanke skeptisch, diese parallel auf zwei getrennten Erzählebenen zu erzählen. Mutet man da nicht dem Leser zu, zwei Bücher parallel zu lesen? Sollte man da nicht besser chronologisch erzählen mit "Buch I" und "Buch II"?

Wie gesagt, ich frage mich nicht, ob es funktioniert bzw. funktionieren kann, sondern, ob es wirklich eine gute Lösung ist.

Wenn die Geschichten eng miteinander verwoben (trotz des zeitlichen oder örtlichen Abstandes), finde ich es schon eine gute Lösung. Es kann die Spannung erhöhen und vieles erklären.
Da würde ich vom Sinn her sagen: Jein. Kommt auf die Geschichte drauf an und was für sie am Besten ist.

zDatze

Der Thread erinnert mich gerade ganz stark an einen Film, der vor ein paar (?) Jahren gedreht wurde. Da ging es doch um Briefschreiben mit jemandem aus der Vergangenheit. Irgendwas mit einem Haus an einem See?

Egal. Was ich damit sagen wollte ist: wenn das verbindende Element über so einen großen Zeitraum stark genug ist, dann passt das schon. Wobei die Umsetzung eindeutig der interessantere und eindeutig kniffligere Teil ist.  ;)

Shay

Icefalcon's Quest von Barbara Hambly ist auch so aufgebaut, dabei haben die beiden Stränge sogar eher indirekt miteinander zu tun. Es ist eines meiner absoluten Lieblinsgbücher, insofern kann es nicht schlecht sein ;)

Cherubim

Ich sage schon mal danke für eure Antworten.

Ich denke auch, dass der knifflige Teil die Umsetzung ist. Es soll spannend sein, aber der Leser soll den Zusammenhang erkennen ohne verwirrt zu werden.

Mal schauen was aus der Idee noch wird. Mir gefallen nur die Hauptpersonen so gut.

@ Churke: Zwischendurch habe ich auch überlegt, ob ich nicht einfach zwei Bücher daraus machen soll. Aber mein Gefühl sagt mir, zu dieser Geschiche passt es anders besser. (Glaube ich)

caity

Hallo Cherubim,

ist es denn prinzipiell möglich, zwei Bücher daraus zu machen? Also eine Vorgeschichte/ein Anfang und eine Fortsetzung? Bzw: Warum sagt dir dein Gefühl denn, dass es so besser passt? Was spricht dafür? Und: sind die Geschichten direkt ineinander verwoben = geht es um die selben Protagonisten oder Ahnen der Protagonisten?

Spontan fällt mir zu dem Thema das Buch: "Die Bibel Verschwörung" ein, weiß leider nicht mehr, welche Autorin das war. Da ging es um den Versuch, die Schöpfungsgeschichte von Abraham diktiert auf Tonplatten zu finden und paralell zu diesen Ausgrabungen, die von dem bevorstehenden Krieg zwischen Amerika und Irak geprägt sind gibt es noch zwei andere Geschichten, die früher stattfanden: 1. die Erinnerungen von 4 Antagonisten, die im zweiten Weltkrieg als Kinder in einem KZ waren und sich nun an den damaligen Aufsehern rächen wollen + 2. die Geschichte, wie Abraham die Tonplatten mit sich geschleppt hat und wo sie letztendlich gelandet sind - im Prinzip hat man also 3 Zeitstufen.
Das war aber von dem her gut gemacht, da alle drei ihre eigene Geschichte hatten und spannend waren, aber gleichzeitig Auswirkungen auf das jetzt hatten. Du fragst dich halt immer: Was haben diese Leute eigentlich für ein Problem mit dem, der die Ausgrabungen finanziert und seiner Tochter, die das ganze leitet (sie ist die eigentliche Protagonistin) und anstatt das zu erzählen, hat sie eine eigene Geschichte zusammengewebt und das immer wieder eingefügt. Gleichzeitig fragt man sich natürlich, ob die Tonplatten wirklich da zu finden sind, wo die sie suchen, denn das ist eine ganze Zeit lang unklar und da wird durch die Vorgeschichte die Spannung verstärkt.

Demnach fände ich wichtige Überlegungen in deinem Fall: Beantwortet die eingewebte Vorgeschichte Fragen, die man sich gleich von Anfang an stellt und damit verbunden: ist es spannend, sie zu lesen oder ist sie nur schmückendes Beiwerk?

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Immortal

Huhu Cherubim,

spontan ist mir bei deiner Frage "Ritus" von Markus Heitz eingefallen. Ein sehr spannendes Buch, das die Thematik der Werwölfe schön abhandelt. Dabei gibt es in diesem Buch auch zwei Erzählstränge zwischen beiden liegen ca. 400 Jahre, wenn ich mich recht entsinne (hab das Buch in einer Kiste im Keller verstaut). Der erste Erzählstrang, der im 17. Jahrhundert spielt handelt von zwei Brüdern, die eng mit einer Bestie in Konflikt geraten, einer von ihnen wird sogar gebissen und selbst zur Bestie. Das alles spielt in Frankreich. Der zweite Erzählstrang handelt von einem Mann in unserer Zeit, der Jagd auf Werwölfe macht und den die Reise von Deutschland nach Osteuropa verschlägt, natürlich in Begleitung einer hübschen jungen Dame  ;)

Alles habe ich dazu nicht mehr im Kopf, da es schon eine Weile her ist, dass ich das Buch gelesen habe, aber ich weiß noch, dass es mir sehr gefallen hat und gerade durch die Zeitsprünge so attraktiv geworden ist. Damals habe ich es sogar in Erwägung gezogen eine Buchvorstellung in der Schule darüber zu machen, doch dann musste es "Tintenherz" platz machen, einfach weil "Ritus" doch etwas sehr blutig ist. Gerade durch die Zeitsprünge wurde man immer angehalten weiter zu lesen, da sie meisens schön abwechselnd funktionierten und natürlich immer an der spannensten Stelle aufhörten.

Natürlich gibt es auch Leute, die so etwas überhaupt nicht schätzen, aber da ich sowieso eine Liebhaberin mehrerer Perspektiven bin, ist so etwas absolut mein Ding. Allerdings sehe ich sehr wohl auch eine Schwierigkeit darin: Beide Bücher sollten gleich "gut" sein, das heißt dem Leser ungefähr gleich gut gefallen (natürlich wird jeder seinen persönlichen Favoriten haben), aber sobald ein Buch viel schlechter ist, wird jeder Leser nach einem Zeitsprung zurück in diese Zeit denken: Och nö, nicht schon wieder.

Aber schenkt man beiden Büchern gleich viel Aufmerksamkeit, so wird es sicher nicht zu solch einem Problem kommen. Ich für meinen Teil empfinde das als ein sehr schönes Stilmittel  :)
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Cherubim

#14
@caity: Es geht in beiden Teilen um die gleichen Personen. Es liegen ca. 10 oder 20 Jahre dazwischen (da bin ich mir noch nicht ganz klar.)
Es würde z. B. so aussehen, dass meine Prota jemanden überraschend wieder sieht und ihn hasst. Dann würde eine Szene kommen, wie die Beiden sich zum ersten Mal begegnet sind usw.

Der Handlungsstrang in der Vergangenheit erzählt von einem Krieg bzw. wie es dazu gekommen ist und die Gegenwart erzählt, wie das Leben jetzt nach dem Krieg, mit einen unsicheren Waffenstillstand ist.

Ich finde die Spannung würde verloren gehen, wenn der Leser den ganzen Hintergrund schon von Anfang an kennt.
Meine Angst ist aber, dass es zu langatmig wird wenn ich ständig eine Rückblende in die Vergangenheit habe.

@Immortal: Ich liebe Ritus. :knuddel: In dem Buch sind es aber zwei einzelne Handlungstrenge, die auch für sich alleine stehen könnten. Das wäre in meinem Buch nicht so.

Die Rückblicke dienen mehr dazu die Charaktere und ihre Gefühle bzw. die Gesamtsituation besser zu verstehen.