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Fantasy All Ager - die neuen Groschenromane

Begonnen von Maria, 25. März 2010, 21:01:31

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Sven

"Zielgruppe" scheint ein riesen Thema in den Verlagen zu sein. Meine Erfahrung zeigt bis jetzt, dass man mit "All-Age" nicht weit kommt, weil die Verlage Probleme haben, es einzuordnen. Mit etwas Glück, so wie Klaus Willberg das auch beschreibt, gibt es ein Imprint, wohin das Script dann weitergereicht werden kann.
Schreibt man einen Roman, der mit "von 12 - 99" eingestuft wird, ist es zur Zeit in den Augen der Verlage nichts Halbes und nichts Ganzes und schwierig einzuordnen. Schade!
Beste Grüße,
Sven

Grey

Ich finde es aber auch total schwierig, absichtlich etwas zu schreiben, was "von 12-99" eingestuft werden soll. Ich meine, was haben wir denn davon? Die einzige sinnvolle Altersbeschränkung ist in meinen Augen die nach unten. Denn da muss man sehen, ab wann kann ich jungen Menschen im entsprechenden Alter was zumuten? Natürlich können ältere Leute auch immer Bücher lesen und mögen, die für jüngere geeignet sind, andersrum funktioniert das nicht so problemlos.
Die All-Ager haben die Grenzen zwischen JuBu und Erwachsenenliteratur verwischt, was ich gut finde, da es dadurch jetzt auch für Erwachsene "normal" ist, Jugendbücher zu lesen. Aber ob man die Kategorie "All-Ager" jetzt wirklich noch braucht, das wage ich tatsächlich zu bezweifeln. Da würde ich mir wie gesagt viel eher Gedanken darum machen, *ab* wieviel Jahren ein Buch gelesen werden kann, und nicht, ob es zusätzlich auch noch für Erwachsene geeignet ist.

Judith

#47
Ich finde "All Age" als Kategorie auch eher überflüssig oder zumindest unglücklich benannt.
Grundsätzlich war in meinen Seminaren über Kinder- und Jugendliteratur die Kriterien für Jugendliteratur vor allem, dass die handelnden Personen eben Jugendliche sind und typische Teenager-Probleme oder von mir aus "das Erwachsenwerden" behandelt werden (auch wenn sie nicht im Vordergund stehen müssen).
Auf Harry Potter trifft das hunderprozentig zu, und das einzige, was die Reihe von der Jugendliteratur in die All Age-Kategorie verschiebt ist die Tatsache, dass sie eben auch von Erwachsenen gelesen wird. Und das ist für mich einfach eine seltsame Einstufung, da sie theoretisch doch erst im Nachhinein funktioniert. Und wo ist denn überhaupt das Problem, wenn man als Erwachsener ein Jugendbuch liest?
Da finde ich die englische Kategorie "Young Adult" ja fast griffiger, wobei ich noch nicht ganz durchschaut habe, wie weit sich die mit "All Age" überschneidet/deckt oder davon unterscheidet.

Aber im Grunde sehe ich das so wie Grey: Eine Beschränkung nach unten ist sinnvoll, eine nach oben (im Sinne von "das hier ist ein Jugendbuch und also nicht für Erwachsene geeignet, das hier hingegen All Age, daher kann man das als Erwachsener lesen ohne sich schämen zu müssen"  ::)) sowieso immer problematisch und fragwürdig.

Moni

Zitatein Roman für Hedonis­ten ab 8

:rofl: 

Aber sagen wir so, bei aller Ironie, der Mann hat schon recht. All Age ist schwammig, überflüssig und für Buchhändler ein echter Graus!
Ohne Harry Potter hätte es diesen Begriff nicht gegeben, der trat irgendwie erstmals auf, als die Bücher plötzlich in der Bestsellerliste waren und man den Erwachsenen die Scheu nehmen wollte, ein Kinderbuch zu lesen.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Jara

Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich beruhigend, wenn der Trend in eine andere Richtung als Allage zeigt. Nicht zuletzt weil ich bis vor nicht allzu langer Zeit dachte, dass das der einfachste Weg ist, ein Buch zu schreiben, das gute Veröffentlichungschancen hat.
Aber etwas zu schreiben, dass eine so breite Altersgruppe anspricht, halte ich wie ihr bereits gesagt habt, für schwierig. Und darüber hinaus auch nicht für erstrebenswert. Es ist doch schön, wenn man Ereignisse und Charaktere altersspezifisch ausgestalten kann.
Ich jedenfalls lehne mich mit meinen Projekten, die entweder einem recht jungen oder einem eindeutig erwachsenen Publikum zuzuordnen sind, erst mal entspannt zurück und schreibe weiter ;)

Zanoni

Nur mal kurz angemerkt:

Die ursprünglichen Geschichten um die Artuslegende und den heiligen Gral könnte man durchaus als mittelalterliches Äquivalent zur heutigen Seifenoper bezeichnen. Trotzdem (oder vielleicht sogar gerade deswegen?) haben sie Jahrhunderte überdauert und beflügeln noch heute die Phantasie von Millionen von Menschen. So viel zum Thema "Anspruch".

Ein anderer Aspekt ist der, dass Phantasie in unserer heutigen, westlichen Gesellschaft als etwas Verpöntes gilt. Realismus ist angesagt, Phantasie ist krankhaft. Bei Kindern wird sie noch toleriert, aber irgendwann muss halt Schluss damit sein ...

Das finde ich sehr schade, weil es doch gerade die Phantasie ist - die kreative, schöpferische Vorstellungskraft - mit der wir unsere Welt schöner und angenehmer gestalten können. Ohne sie, wäre die Welt trist, kalt, tot und leer. Mit ihr schöner, lebendiger und bunter.

Menschen, die Kindern (oder Erwachsenen) versuchen, ihre Phantasie "abzugewöhnen", ahnen überhaupt nicht, welchen "Schaden" sie damit anrichten ... meine Meinung.

Viele Grüße